Delete Search...
Sächsische Dorfzeitung : 03.08.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-08-03
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-189308034
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18930803
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18930803
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1893
- Monat1893-08
- Tag1893-08-03
- Monat1893-08
- Jahr1893
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 03.08.1893
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
Srpo> ». Nebaktt», k. Meißner Lasse t. Me Zeitung erscheint Dteusta», «»»uersta« un» «»»naben» früh. U»,nnemeutS- Preis: PerteljLhrl. M. 1^0. g« beziehen durch hie kaiserlichen Post« Malten und durch unsere Boten. freier Lieferung in» Haus erhebt die Poft noch eine Ge bühr von 25 Pfg. Sächsische NarsMmlS. Snserntr »erden bi» Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten : die1spalt.Zeile15Pfg. Unter Eingesandt: SOPsg. Jnserateu- Annahmestellen: Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Die Arnoldische Buchhandlung, Jnvalidendank, Haasenstein LVogler, Rudolf Mosse, G. L. Daube L Co. in Dresden, Leipzig, Frankfurt a/M., G. Kohl, Kesselsdorf u. s. w. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerr mau» Müller iu Dresden. 55- Jahrgang. Donnerstag, den 3. August 1893. Mr. 9ü. Politische Weltschau. Deutsches Reich. Der Zollkrieg zwischen Ruß- i land und Deutschland, welcher schon längst als drohende Wolke am politischen Horizonte stand, ist nunmehr s wirklich zum Au bruche gelangt. Nachdtw die russische i Regierung beschlossen hat, die aus Deutschland zur Einfuhr gelangenden Waaren nach dem Maximal-Tanse zu versteuern, ist der deutsche BundeSrath dahin schlüssig geworden, den Zoll sür aus Rußland kommendes Getreide um 50 Procent zu erhöhen. Damit ist der HandelSverkthr zwischin den beiden Ländern hinsichtlich der wichtigsten Artikel so gut wie abgeschnitten, sintemal die betreffenden Waaren die erhöhten Zollsätze nicht zu tragen verwögen. Deutschland hat jedoch — und dies möchten wir besonders betonen — an diesem un- i erquicklichen, die wirthschaftlichen Interessen der beiden ? Nationen in hohem Grade schädigenden Zustande keine Schuld. In Berlin hat man eS dem Petersburger - Kabinette gegenüber nicht an dem nöthigen Entgegen- i kommen fehlen lassen; man zeigte sich, in der deutschen Reichshauptstadt von dem redlichen Willen beseelt, be- friedigende Handelsbeziedungen zu dem Czarenreiche ' anzubahnen und man war auch bereit, zu diesem Be huf« Opfer zu bringen. Nicht so m Petersburg! Die russische Regierung wollte von Deutschland Handels- ' politische Vortheile erlangen, ohne ihrerseits dem, i entsprechende Zugeständnisse zu machen. Namentlich j verlangte sie eine Herabsetzung der Getreidezölle und ' da ihr die e Koncession nicht freiwillig gemacht wurde, ! sucht sie dieselbe jetzt durch einen Zollkrieg zu er- s zwingen. Man geht dabei russischerseüs von der An- i nähme aus, Deutschland sei auf die Einfuhr von Ge treide aus Rußland angewiesen. Dies ist nun aber, ; wie die Handelsstatistik der letzten Jahre beweist, durch- ' aus nicht der Fall; vielmehr sind wir selbst bei un. ' günstigen Ernten sehr wohl im Stande, unseren Bedarf aus Ungarn und namentlich aus Amerika zu dem gleichen Preise zu decken, welchen das russische Getreide kostet. Das Czarenreich ist dagegen angesichts seiner Ueberproduktion an Getreide in erster Linie auf den j Export nach Deutschland angewiesen und somit dürfte Rußland auch bei dem nunmehr ausgebrochenen Zoll kriege den Kürzeren ziehen. Damit soll keineswegs ge. sagt sein, daß nicht auch die deutsche Industrie infolge der Stockung des Handelsverkehres zwischen beiden Ländern eine schwere Schädigung erleidet, denn Ruß land bildete bislang für uns ein sehr ergiebiges Absatz gebiet. Aber, wie gesagt, dieser Zollkrieg ist nicht seitens der deutschen, sondern einzig und allein seitens der russischen Regierung verschuldet worden und diese trägt denn auch die Verantwortung für die daraus entstehenden wnthschaftlichen Nachtheile. Zu hoffen . bleibt, daß dieselben sich im Czarenreiche in recht sühlbarer Weife bemerkbar machen, damit man in Petersburg baldmöglichst zu der Einsicht gelangt, welch' verhängnisvollen Fehser man begangen hat, indem man Deutschland gegenüber eine so wenig entgegenkommende i Haltung einnahm. Dringt diese Einsicht erst in den l maaßgebenden Kreisen Petersburgs durch, so dürfte > auch der Zollkrieg die längste Zeit gewährt haben, , denn die russische Staatskasse kann ebenso wenig wie i die anderer Länder einen anhaltenden Ausfall an Ein- i nahmen ertragen — ganz abgesehen von der Schädigung i des PrivaivermögenS und der dadurch bedingten Be, i einträchtigung der allgemeinen Steuerkrast, welche Miß- ! stände der Zollkrieg nothwendiger Weise zur Folge haben muß. Ein Montag Abend 10 Uhr auSgegebenes Extra- ' blatt des „ReichsanzeigerS" veröffentlicht eine kaiserliche Verordnung, wonach nicht nur der Zoll auf russisches Getrerde, sondern auch der auf zahlreiche andere Waaren, welche bislang aus Rußland nach Deutschland eingeführt j wurden, eine beträchtliche Erhöhung erfahren soll. Diese ! Verordnung ist mrt dem Tage der Veröffentlichung in j Kraft getreten, doch findet dieselbe auf solche Waaren ! keine Anwendung, welche vor diesem Tage bereits über die russische Grenze befördert worden sind. — Hierzu bemerkt man von osficiöser Seite: „Wenn die Erhöhung der Zölle die beabsichtigte Wirkung nicht verfehlen soll, erscheint eS unerläßlich, daß keine russische Waare mehr unter fremder Flagge die deutsche Grenze passirt. Dazu > ist es erforderlich, daß die deutschen Konsuln die söge« i nannten Ursprungsbescheinigungen für die zur Einfuhr ' nach Deutschland gelangenden Artikel nicht eher aus- i stellen, als bis sie sich auf das Genaueste von der Provenienz derselben überzeugt haben. Man darf an nehmen, daß klare und bestimmte Weisungen nach dieser Richtung an die Konsuln bereits ergangen sind. Sodann aber kommt auch die Behandlung derjenigen Sendungen in Betracht, welche auf vor dem erfolgten Zollaufschlage geschlossenen Abmachungen beruhen. In den Interessenten- ! kreisen, namentlich in solchen, welche der Börse nahe stehen, j wird schon jetzt dafür plaidirt, die vor der Erhöhung der Zollsätze kontrahirten Sendungen ohne Zollaufschlag nach Deutschland zuzulassen. Wollte man sich hierzu verstehen, so würde ganz ohne Zweifel der größte Theil der diesjährigen Ernte Rußlands bei uns ohne Zoll aufschlag eingesühit werden. Rußland dürfte damit das erreichen, was es wollte und wir würden daS Nach- fehen haben." Der Kaiser nahm am Montag, wie auS CoweS gemeldet wird, an Bord des „Meteor" an der von dem Londoner Jachtklub veranstalteten Wettfahrt Theil. Außer Feuilleton. Leben um Leben. Eine Strandnovelle von C. Milanis. (6. Fortsetzung.) Noch niemals hatte ich daran gezweifelt, daß eine Frau in dem Herzen der Anderen mit erbarmungsloser Klarheit zu lesen verstehe; dennoch verdroß mich diese harte Aeußerung meiner Tante, gerade weil sie ihrer Tochter galt. Auf einmal fiel es mir jedoch wie Schuppen von den Augen. Diese Frau verkleinerte mit echt weiblicher Mißgunst die Vorzüge ihrer Tochter, um durch den neu aufgehenden Stern nicht gänzlich ver dunkelt zu werden. Sie wollte noch gefallen; sie wollte das Leben erst jetzt genießen; sie wollte, wenn möglich, die Eifersucht ihres Gatten erregen und ich sollte diesem Bestreben dienstbar gemacht werden. Sie legte mir im Laufe deS Gesprächs nahe, ich solle dem Oheim Vor schlägen, einmal einen Winter in einer großen Stadt zuzudiingen — nur um Mercedes' willen! Ich sollte ihr in ihrem Bemühen beistehen, den Oheim für geistige Interessen zu gewinnen und schon heute anfangen, mit ihr Geschichte, Literatur u. s. w. zu treiben. Ich würde sehen, versicherte sie, wie bald er mir in unsere trau liche Plauderstunde folgen werde. Schließlich ließ aber meine Tante Mercedes und den Oheim gänzlich aus dem Spiele und zeigte, daß sie persönlich nach meiner Ge- sellschaft verlange. Wohin Vereinsamung, unbefriedigte Wünsche und Eitelkeit ein Weib führen können, wurde mir in dieser Minute klar. Ich verbeugte mich, ohne etwas zu er. Wiedern und sie mochte mein Verstummen für eine Zu sage nehmen, denn sie führte mit großer Lebhaftigkeit die Unterhaltung in der bisherigen Weise fort. Erst als Mercedes sich dem Schlöffe in nicht gerade allzu salonfähigem Anzuge näherte, änderte sie da- Thema, indem sie bemerkte: „Bitte, lobe ihre Geschäftigkeit nicht, sonderq stimme in den Tadel ein, den ich ihr ertheilen werde!" Mercedes trug nach Gummi duftende, wasserdichte Kleider, ihr Hut war ihr vom Kopfe gerutscht und ihre frischgerötheten Wangen zeugten von der anstrengenden Arbeit, der sie sich soeben unterzogen hatte. Ihr ur wüchsiges Lachen erklang mir wie Musik, als sie nach einem verwunderten Blick auf die kostbare Toilette ihrer Mutter ausrief: „Erwarten wir denn Gäste? Ich wüßte nicht, wo die Herkommen sollten; es müßte uns denn ein Schwanen- ritter durch sein Erscheinen beglücken wollen. Komme mir nicht nahe!" rief sie dann, als ich sie begrüßen ! wollte, „ich färbe ab!" Dabei streckte sie zum Entsetzen ihrer Mutter ihre zehn Finger in die Höhe, an denen ; die Spuren ihrer soeben vollendeten Arbeit deutlich er kennbar waren. „Unverbesserlich", bemerkte die Tonte achselzuckend. „Bedanke Dich bei Deinem Vetter dafür, daß Dir die Strafe für Tein Betragen heute erlassen wird!" Mercedes stutzte; al- sie jedoch mein Schmunzeln sah, brach sie in ein fröhliches Gelächter au-, machte eine große Verbeugung vor mir und verschwand dann : plötzlich wieder au- dem Zimmer. dem „Meteor" waren nock die Jachten „Navahoe", „Balkyrie", „Satanita", „Jverna", „Britannia" und „Calluna" an dem Rennen behelligt. Die „Britannia" trug den Sieg davon. Am Abend fand bei der Königin Familientafel statt. Der deutsche Kaiser saß zur Rechten der Königin, der Prinz von Wales zu deren Linken. Zugegen waren u. A. auch der Herzog und die Herzogin von Jork, welche erst am Nachmittage zum Besuche der Königin eingetroffen und bei ihrer Ankunft von dem deutschen Kaiser und dem Prinzen von Wales em pfangen worden waren. Mit Bezug auf die Anwesenheit deS Kaiser- in England lassen sich die „Hamburger Nachrichten", be. kanntlich das Leiborgan deS Fürsten Bismarck, folgender maaßen vernehmen: „Dieser Besuch fällt in eine Zeit, wo eine verschärfte Eifersucht zwischen England und Frankreich besteht, zumal die siamesische Streitfrage eine Wendung genommen zu haben scheint, die zu verhin dern die englischen Einflüsse nicht stark genug gewesen sein dürften. Um so näher liegt die Annahme, daß von englischer Sette jetzt der Versuch gemacht werden wird, sich Deutschlands Unterstützung bei künftigen Konflikten mit anderen Mächten bester a!S bisher zn sichern. Dergleichen ist um so eher zu gewärtigen, als in den maaßgebenden englischen Kreisen nach wie vor die alte Ansicht fortbesteht, Deutschland sei verpflichtet, die Interessen Englands, namentlich Frankreich und Rußland gegenüber, zu vertreten. Dre Londoner Presse hat bereit- begonnen, in diesem Sinne Stimmung zu machen und versucht, die Lasten der englischen Politik auf den Dreibund und Deutschland abzuwälzen. Letz teres kann dem gegenüber nicht vorsichtig und zurück, haltend aenug sein. Wir verkennen den Werth nicht, den die Unterstützung de- Dreibünde- durch England für die erfolgreiche Durchführung einer friedlichen Po. litik besitzt, aber wir sind, abgesehen von der fraglichen Gestaltung der Dinge im Kriegsfälle, der Ansicht, daß England schon jetzt ein mehr als hinreichende- Sequi- valent für seine nominelle Unterstützung deS Dreibundes genießt. Wenn man die politischen Eventualitäten in'S Auge faßt, mit denen England in Zukunft zu rechnen hat, so wird man erkennen, wie wichtig es ist, welche Haltung Deutschland bei einer etwaigen Gefährdung der englischen Interessen beobachtet. Eine Bedrohung England- durch einen direkten Angriff seitens Frank reichs steht augenblicklich ja nicht zu befürchten; wenn aber über kurz oder lang in Pari- Machthaber an'S Ruder kommen sollten, die einem derartigen Plane nicht abgeneigt wären, so würden sie sich immer vorher ver- gewissern müssen, ob ihre Ostgrenze hinreichend gesichert sei, um ihnen zu gestatten, der Idee einer maritimen Unternehmung gegen England mit Erfolg näher treten Mit lautlosen Schritten betrat sie jedoch bald darauf den Eßsaal abermals in einem ihre Mutter unbe- friedigenden Anzuge und hielt mir jählings von rück, wärts die Augen zu. Dann neigte sie ihren schwarzen Krauskopf so nahe zu dem meinen, als ich mich von ihren Händen befreite, daß ihre Mutter einen Blick der Empörung bald auf uns, bald auf den inzwischen ein- getroffeuen Oheim schleuderte, einen Blick, der so viel sagte wie: „Ich spreche mich von jeder Verantwortung frei!" Wenn die Tante jetzt in meinem Herzen hätte lesen können! Onkel Bernhard sah mich überrascht, jedoch freudig bewegt an. Er ahnte, was in meiner Seele vorging! Mit stolzet Miene trug Jens einen Tafelaufsatz herein und stellte diesen auf der feingedeckkn Tafä nieder. Es war ein von einem silbernen Möwenfuß ge haltener Nautilus, auS dessen perlmutterfarbenem Ge häuse ein meergrüne-, schlankes Kelchglas emporstrebte. Rothe und gelbe Dahlien reckten ihre Sternen blüthe« über dunkelgefärbten Blättern empor; dazwischen prangten Tuffs von Schneebeeren, während Ranken von wildem Epheu und Immergrün grac ö» über den Rand des Glase- herabfielen. „Wie reizend", rief Onkel Bernhard entzückt, n ährend seine Gattin düster da- kleine Meisterwerk betrachtete „DaS hat mein kleiner Kunstgärtner — Mercedes — für mich geschaffen!" Sie Nickte »hm strahlend zu: „Dich zu elfreuen!" bemerkte sie leise, „aber auch auS Mitleid mit den Blumen! sie thaten mir leid. Ganz vereinzelt sah ich sie inmitten welkenden Laubes im Garten stehen und
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview