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Sächsische Dorfzeitung : 25.07.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-07-25
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-189307258
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18930725
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18930725
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1893
- Monat1893-07
- Tag1893-07-25
- Monat1893-07
- Jahr1893
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 25.07.1893
- Autor
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US«». * »etzakti« Ore-tzen-NenftLdt L Meitzner Gass« L «e Zeitung erscheint Ltenftag, Onnuerstig unS GnnnnkenD früh. MHrnnement»- Preis: »ierteljährl. M. 1^0. A» beziehen durch hu kaiserlichen Post» «jialten und durch unsere Boten. Gei freier Lieferung in« HauS erhebt die Post noch eine Ge bühr von 25 Pfg. Sächsische Nacheilung. Ern unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. -nsernts »erden bi» Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: die1spalt.Zeile15Pfg. Unter Eingesandt: «Pfg. Inseraten» Annahmeftelenr Die Arnoldische Buchhandlung, Jnvalidendank, Haasenstein LVogler, Rudolf Moste, G. L. Daube « To. in Dresden, Leipzig, Frankfurt a/M., G. Kohl, Kesselsdorf u. s. w. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrman» Müller in Dresden. Ar. 86. Dienstag, dm 25. Juli 1893. 55. Jahrgang. Politische Wellschau. Deutsches Reich. Der BundeSrath hat in seiner Sitzung am Sonnabend dem Entwürfe eines »weiten Nachtrages zu der Vereinbarung erleichternder Vorschriften für den Eisenbahnverkthr zwischen Deutsch land und Oesterreich-Ungarn zugestimmt. Einige hundert Braunschweiger besuchten Ende voriger Woche den Fürsten BiSmarck in FriedrichSruh. Auf eine Ansprache der Justizrath Semler antwortete der Fürst in längerer Rede, der wir folgende Stellen entnehmen: „ WaS die Militärvorlage betrifft, die zuerst von allen Seiten bekämpft worden ist, so haben schließlich nicht nur diejenigen, die gegen Stärkung un serer Wehrkraft sind, sondern auch diejenigen, die der Vorlage, für Juristen möchte ich den Ausdruck ge brauchen „angebrachlermaaßen", abhold waren, doch schließlich geglaubt, ihre eigene Ueberzeugung lieber auf dem Altar des Vaterlandes opfern zu müssen, als der Ungewißheit entgegenzugehen, welche bei Ablehnung einer Vorlage, auf welche die Regierung so hohen Werth legte, entstehen konnte und für die Folgen, welche sich an eine neue Reichstagsauflösung knüpfen könnten, einen Theil der Verantwortlichkeit auf sich zu nehmen. Ich rede, wenn ich dies sage, einigermaaßen pro ckowo; mein ältester Sohn ist Mitglied des Reichstages und hat für die Vorlage, wie er mir sagte, aus dem Grunde gestimmt, weil er die Verantwoitung für die Folgen der Ablehnung nicht auf sich nehmen wollte, für die Folgen, welche nichl rothwendig daraus hervorgehen mußten, sondern welche nach allgemeinen Andeutungen die Regierung muthmaaßlich daran knüpfen würde; und da hat er ebenfalls die Annahme der Vorlage, mit der er an sich nicht einverstanden war, als das kleinere Uebel betrachtet und seine Ueberzeugung und sein Ver- ständniß dem allgemeinen Interesse untergeordnet. Nun habe ich einigermaaßen pro äomo gesprochen, aber da ich mich hier in äomo befinde, habe ich geglaubt, von den Fenstern meines Hauses aus so vor Ihnen sprechen zu dürfen. (Die Sonne kommt heraus; erlauben Sie darum, daß ich mich bedecke und ich bitte Sie, das Gleiche zu thun, da ich mich sonst auch der Blendung auisetzen müßte.) Ich bm überhaupt nicht der Mei nung, daß die Begeisterung, die uns mit den 60er und 70er Jahren in die Einheit hinein getragen hat, in der Gesammtheit des Volkes vermindert sei, sie ist nur in ihrer äußeren Wahrnehmbarkeit vermindert, ich möchte sagen: der Kanal, in dem sie strömt, ist schmaler ge- wordcn. Schmaler, wodurch? Durch die Zurückhaltung der parlamentarischen Körperschaften. Ich habe von der Zeit an, wo ich aus dem Dienste geschieden, zuerst einer studentischen Deputation in Kissingen gegenüber die Mahnung ausgesprochen, festzuhalten an der Ver fassung und an den Rechten, welche dieselbe jedem Ein zelnen verleiht. In demselben Sinne habe ich mich vor einem Jahre in Jena ausgesprochen, daß wir in heutigen Zeiten das Bedürfmß füllen, daß die parla mentarische Mitwirkung sich schärfer accentuire. Statt dtsslN ist diese einigermaaßen rückläufig geworden von dem Augenblicke an, wo der Reichstag auf die Autorität, welche ihm die Verfassung verleiht, verzichtete und ge- wissermaaßen abdicirte. Es war das in dem Moment, als er sich gefallen ließ, eine so wichtige Vorlage, wie die Handelsverträge, die vorher ganz geheim gehalten wurden und rhm gänzlich unbekannt waren, obgleich sie i für ein längeres Studium gelten sollten, in acht Tagen « zu erledigen. Die Volksvertreter waren nicht im Stande, sich zu überzeugen, wofür sie ihre Stimme abgaben, noch sich von der Nothwendigkeit einer so einschneiden den Vorlage zu überzeugen, die auf zwölf Jahre fest- gelegt wurde. Der Reichstag hätte sie prüfen können Und dann annehmen, aber auf die Prüfung solcher Vor. läge zu verzichten, das nenne ich eine Abdikation. Wie kam der Reichstag dazu? Ich darf wohl behaupten, - infolge der Parteiungen. Die Fraktionen stellten ihre ' Interessen in den Vordergrund und verzichteten auf eine Prüfung der Reichrinteressen gegenüber den Partei- i interessei?, jede in der Furcht, daß eine andere Fraktion ihr den Rang ablaufen könne. Es wurde von ministe, ! rreller Serie nach dem Grundsätze äiviäe et imperu i verfahren und das Gewicht, welches der Reichstag in - die Waagschale hätte einsetzen können, zerbröckelt, nulli- ! ficirt, so daß der Reichstag einer großen und entschei- : denden Maaßregel ohne Prüfung zustimmte und dies - nach Maaßgabe der Frist der Verhandlung offen er- i kennbar machte. Jede Fraktion hegte dieselben Befürch- tungen und wenn ich daran denke, so erinnere ich mich an eine Scene aus Schiller's Wallenstein: „Willst Du'S i nicht, so thut's der Pestaluzz". Davor ängstigte sich ' jede Fraktion und sagte: Ich bin ja ganz bereit. So j kam es, daß das Gewicht des Parlamentarismus auf- i gehoben wurde. Nun, das Vacuum, welches die par- lamkntarlschen Einflüsse bei uns lassen, wenn sie sich nicht genügend geltend machen, wird ja nicht von dem Monarchen, dem Könige, eingenommen, sondern that, sächlich von der Bureaukratie, der Beamtenhierarchie. Sie füllt das Leere aus, die Bureaukratie, die nicht zu verwechseln ist mit dem Monarchismus, dieselbe Bureau kratie, die 1806 und 1807 dem französischen SiegeS. zuge die Wege ebnete und die 1848 den Barrikaden gegenüber haltlos zusammenbrach. Kein Oberpräsident war damals da, der nicht abwartete, waS aus der Re volution in Berlin wurde. DaS bureuukratische Zimmer werk ist o konstruirt, daß es ein Holzbau ist, kein Granitbau. Darauf können wir nicht sicher bauen. Die Volksvertretung ist dazu da, die Bureaukratie zu korrigiren, zu censuiren, ihr zu Hilfe zu kommen und sie vor Uebergnffm zu bewahren. Dazu ist erforderlich, daß die Gesetzgebung daS System der Geheimhaltung aufgiebt. Wenn Niemand weiß, waS die Regierung beabsichtigt und sie die Durchführung ihrer Absichten nicht vorbereitet, so kann keine LandeSver- tretung und kein Abgeordneter rechtzeitig ein Urtheil gewinnen. Ich halte für richtig und habe als Minister danach gehandelt, daß die neuen Vorlagen ohne Rück, sicht darauf, ob sie populär waren oder nicht, in der öfficiösen und amtlichen Presse zunächst bekannt gegeben wurden; von Ueberraschung und Zwangslage war denn auch keine Rede. Wenn dann vom Reichstage die Vorlagen abgelehnt wurden, so haben wir diese Aus übung seiner Berechtigung oft zwar mit bitterem Herzen, aber doch angenommen und uns auf eine andere Vor» läge besonnen (Heiterkeit), durch welche wir unseren Zwecken näher zu kommen glaubten. DaS, glaube ich, rst auch für die Zukunft der richtige Weg; dazu ist aber nothwendig, daß die Betheiligung an den Regie rungsgeschäften und an dem Schicksale der großen ge- sammten Nation nicht nur eine innere, gemächliche, sondern auch äußerlich erkennbarer wird, als eS heute der Fall ist. In diesrm Sinne habe ich auch unseren Landsleuten aus dem Fülstenthum Lippe, welche neulich hier waren, empfohlen, doch auch in ihrem kleinen Kreise mehr sich mit der Reichspolitik zu beschäftigen; diese gehört doch zu den Laude-interessen. Die deutsche Frage müßte in kleinen und großen Reichs ländern stets dw oberste Frage sein, über welche die Minister wegen ihrer Haltung im BundeSrathe interpellirt werden sollten. Für manchen Minister mag eS ja sehr bequem sein, wenn die Verhandlungen heimlich sind und er sich über sie nicht zu äußern braucht, aber für daS gesammte VolkSinteresse ist eS nicht nützlich; da sollten immer Karten auf den Tisch gespielt werden. ES ist eine falsche Behauptung, wenn einige Blätter mir entgegen halten, ich hätte dem PartikulariSmus das Wort ge redet, der auch in den Keinen Parlamenten seine Blüthen treiben sollte. DaS ist nationaler Patriotismus, den ich auch Ihnen empfehle. Wenn ich damit Erfolg im Lande hätte, wäre eS auch ausgeschlossen, daß die natio nale Begeisterung rückgängig würde und eS würde auch im AuSlande die Hoffnung verschwinden, daß sie in Dunst verfliegt. Sie, meine Herren, tragen ja dazu bei, den Patriotismus im Jnlande zu stärken und man muß eS so genau nicht nehmen mit dem, waS aus ländische Zeitungen über unsere inländischen Zustände bringen. Die Aeußerungen darüber sind zweifelhaft. ES ist aber doch in der Politik eine große Sache, die Feuilleton. Leben «m Leben. Eine Strandnovelle von C. MilaniS. (2. Fortsetzung.) Wie bist Du aber nur,darauf gekommen, Historiker zu werden?" Dann blieb er kopfschüttelnd vor mir stehen. „Fast glaube ich, daß Dein Vater, dem Du äußerlich bis zur Lächerlichkeit ähnlich wirst. Dich um dieser ge lehrten Richtung willen verleugnen würde. Seine Inte ressen gingen ganz in seinem Landgute auf, aber Deine Mutter", dabei erhob er langsam oen Zeigefinger, „jo, ja, meine Schwester hatte immer etwas Außergewöhn liches. Wir nannten sie wegen ihrer tiefgehenden, wiffen- schastlichen Kenntnisse scherzweise den „Herrn Professor". Philosophie, Geschichte, Literatur, Kunstgeschichte, Alle- war ihr lieb. So bildet also Deine Persönlichkeit eine glückliche Verschmelzung der Vorzüge Deiner Aeltern und das soll Dir wohl bekommen!" Ich hatte meinen Oheim noch nie so redselig ge funden nne jetzt und erstaunte über die mit ihm vor gegangene Wandlung. „Was fifielt Dich eigentlich bei Deinem Studium?" fragte er mich, während ich den Reisestaub abschüttelte. „Ich habe mir den Kopf zerbrochen, warum Du gerade an der Geschichtsforschung Genüge findest. Selbstthätig kannst Du doch niemals in den Lauf der Weltgeschichte eingreifen!" „Dieser Wunsch liegt mir auch fern!" gab ich zurück, „aber es bietet mein Beruf so viel Fesselndes und Erfrischendes, daß ich mich von ihm äußerst be friedigt fühle. Wenn ich auch keinen Teut ändere an j dem, was von Alters her geschehen ist und heute noch geschehen mag, so verstehe ich doch jetzt, wie sich aus ! dem unbedeutendsten Keime allmählig die Frucht ent- ! wickelt und vermag daS Leben, die Welt, die das Menschen. - dasein belebende Kraft erst jetzt vollkommen zu würdigen. Vergangenheit und Gegenwart folgen einander so noth gedrungen, daß —" „Höre auf, Benno! Ich kann Dir nicht folgen", rief Onkel Bernhard mit entsetzter Geberde, „schüttle den Gelehrtenstaub nur getrost bei unS ab. Hier wird weder philosophirt, noch werden unS fer«liegende Dinge analysirt! Wir stehen hier mitten im Leben d'rin und greifen, wie Du weißt, handfest zu, sobald der Sturm unS zuruft: Alle Mann auf Deck!" „Also noch immer in der alten opferwilligen Weise auf Posten?" erwiederte ich lachend, während er vor mir auf und niederfchritt. Da blieb der Oheim plötzlich stehen und blickte mich mit seinen Hellen Augen scharf an. Sein scharf ge- meißelte- Profil mit der fein gebogenen Adlernase über- flog ein frohes Aufleuchten, als er begann: „Sei ehrlich, alter Benno! Meine Verheirathung hat Dir mehr Schmerzen als Freude bereitet!" AIS ich stumm blieb, fuhr er fort: „Ich laS eS ja auS Dernem ersten Briefe heraus und waS mich damals verstimmte, rechne ich Deinem ehrlichen Charakter jetzt als Vorzug an. Du kannst ebenso wenig Redensarten machen wie ich und so haben wir Beide einander von ferne gezürnt; nun aber der Groll verraucht ist, soll der alten Liebe kein Eintrag mehr geschehen. Bist D damit einverstanden?" Hierauf umarmte er mich, als wäre ich ein lang entbehrter Freund. „ES geschah um der Kleinen willen", sagte er wie zur Entschuldigung. „Auch hatte meine nunmehrige Frau all' ihre Habe verloren. Mercedes wuchs mrr täglich mehr an'S Herz und was ich ihr al- bloßer Freund nicht sagen konnte und durfte, konnte ich ihr al» Vater ruhig vorhalten. So habe ich sie denn von ihrem Wahne, daß ich ein König sei, gründlich und dauernd geheilt. WaS Mercedes jetzt noch an phantastischer Geistesrichtung besitzt, macht sie liebenswürdig und interessant!" Mein Blick ruhte während dieser Rede auf seinem Antlitze. Der Kopf hing etwas vornüber; die Stirn zeigte zahllose Falten und um die bartlosen Lippen spielte ein Zug, der mir fremd war. Mit Schrecken erkannte ich, daß mein Oheim wohl um zehn Jahre gealtert erschien. „Ja, ja", sagte er ernst, gerade so, als habe er meine Gedanken errathen, „wenn ich nur noch so lange am Leben bleibe, bis Mercedes' Zukunft geebnet ist." „Du fühlst Dich doch nicht leidend?" unterbrach ich ihn besorgt. „DaS nicht, aber was soll ein Mann am Ende der sechziger Jahre noch hoffen und planen?" Es sah so au-, als erwarte er eine beruhigende Erwiederung von meiner Seite und ich konnte ihm diese auch mit gutem Gewissen geben. Bei seiner Konstitution und geregelten Lebensweise besaß er, falls nicht unvorher-
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