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Dresdner Journal : 07.01.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-01-07
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189301075
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930107
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930107
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1893
- Monat1893-01
- Tag1893-01-07
- Monat1893-01
- Jahr1893
- Titel
- Dresdner Journal : 07.01.1893
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—-—— - macht u-.d Landmacht einander gegenüberstehen würden, Öesterieich und Rußland sich aber als Landmacht sofort fassen könnten Ein Krieg zwischen beiden werde daher nicht nur sehr erbittert werden, sondern auch Keime späterer Streitigkeiten zeitigen und vielleicht nicht eher endigen, als dis eine der beiden Machte gebrochen sei. Gras Andrassy hat in dieser Erkenntnis alles gclhan, um einen Zusammenstoß beider Mächte zu verhindern, und deshalb suchte er im Voraus die Zustimmung Rußlands zur Occupatio» von Bosnien und der Herzogowina zu erlange«, wogegen sich dann Österreich verpflichten wollte, der russischen Armee keinen Widerstand emgegenzusctzen, so lange diese ihre Erober ungen auf bestimmte, deutlich gezogene Grenzlinien beschränket Nach diesem vorteilhaft geplanten Geschäft sich mit dem Angreifer lieber unter gewissen Bedingungen zu verbinden und auch einen Anteil zu gewinnen, statt kurzweg den Angegriffenen (zum eigenen politischen Gewinn) gegen den Angreifer zu beschützen, sei nun Beaconsfield, wie der „Standard " auseinandersetzt be müht gewesen, Österreich zu möglichst schleuniger Occu- pation Bosniens und der Herzogowina anzutreiben. Andrassy erklärte aber, er sei nicht nötig, sich zu über stürzen, Offenbar sei jeder Teil bemüht gewesen, den andern Rußland gegenüber in eine Lage zu bringen, aus der eS kein Rückwärts gab — ein berechtigtes Mißtrauen, da jede der beiden Mächte mit Eifer ihre eigenen Interessen im Auge hatte, Am interessantesten aber sei jener Teil der Depesche, in welchem Österreich die Bedingungen formuliere, unter denen es eine russische Action auf dem Balkan dulden könne. Die Ausführungen hätten noch heute volle Geltung: „Österreich könnte nicht dulden, baß irgend eine christliche Macht d rs aus schließliche Protectorat über d:e christlichen Nationen der Balkanhalbinsel übernimmt. Es könnte nicht zulassen, daß die cndgiltigen Resultate des Krieges ohne Znthun und Zustimmung der garantierenden Mächte fixiert werden. Auch kann Österreich nicht dulden, daß Ruß land Erwerbungen auf dein rechten Donauufer macht, oder daß Rumänien anektiert oder auch nur politisch oder militärisch von Rußland abhängig werde Ebenso wenig kann es Österreich gleichgiltig sein, daß Balkan- länder unter die Herrschaft eines Gliedes der großen Regentenfamilien Europas gera'en. Unmöglich kann eS die Eroberung Konstantinopels durch die Russen dulden. Endlich darf kein großer Slavenstaat errichtet werden, der die verschiedenen Nationalitäten in sich schließt" Es sei gegenüber dieser klaren Politik kaum zu verstehen, wie Rußland es überhaupt für lohnend gehalten habe, in den Krieg zu gehen. Der Zar hätte gewußt, daß Österreich im Bunde mit England stark genug war, um diesen Bedingungen Respekt zu erzwingen Wahrscheinlich habe man ln St. P-t.-rs- burg auf glückliche Zufälligkeiten und große Erfolge gerechnet. Alexander II. mochte hoffen, daß dank der Hilfe Rumäniens der Siegeszug durch die Balkan halbinsel einen schnellen Verlauf nehmen werde. Alle seine Berechnungen hätten ihn aber getäuscht. Die Türken bethätig'en einen unerwarteten Widerstand, während die russischen Generäle sich über alle Er wartung unfähig zeigten. An der Verteidigung von Plenum scheiterten die russischen Pläne und als schließlich die Türken durch den unaufhörliche r Nach druck Rußlands und durch ihren Mangel an Geld und sonstigen Mitteln übe wältigt waren, erwies sich der Zustand der Sieger als höchst kläglich, das Er scheinen der englischen Flotte im Schwarzen Meere gab den Ausschlag und nötigte den Zaren, alle Be dingungen einzuhalten, welche die Andrassyschr Depesche festgestellt hatte. ,^ln vieler Hinsicht", so setzt der „Standard" seine lehrreichen Ausführungen fort, „hat sich die Lage im Orient während der letzten sechs Jahre sehr zum Nach teil Ruhlands verändert. Rumänien hat sich dem russischen Einflüsse ganz entzogen und sperrt ein weiteres Vordrängen. Bulgarien hat die russische Vor mundschaft abgeschüttelt, seine Grenzen erweitert und freundschaftliche Verbildungen mit mehr als einer Großmacht geschlossen. Serbien ist ohnmächtig wie früher und Montenegro zeigt N igung, sich vom russi schen Protektorat freizumachen. Dagegen haben sich die Grundlagen der österreichischen Orientpolik, wie sie 1877 dargelegt wu>den, in nichts verändert Was damals richtig war, gilt auch heute. Österreich wird auch heute eine Occupatio» Rumäniens und der Ge biete rechts von der Donau nicht dulden; d:e Ein nahme von Konstantinopel und die Gründung eines großslawischen Staates auf der Balkanhalbinsel wird eS verhindern und ruhige Beobachter werden zugestehen, - - -> >. — neben hertief uno Hilfe leisten wollte, zurückmeisend. Er begrüßte die schon am Tische Harrenden und er spähte rasch die Stelle, die sür Ehristine bestimmt war, und einen Stuhl, den Martin neben diesem Platze bereitwillig zurückzog. Indem Heinrich Hagen sich aus seiner leicht gebeugten Haltung emporr>chte,e, fand er sich plötzlich Gesicht gegen Gesicht mit dem jungen Offizier, den er vorhin auf dem Eisspiegel des Teiches gesehen hatte und der keine Zeit mehr fand, seine Züge aus den Falten eines hall-vergnügten, halb höhnischen Lachens, mit dem er seine hübsche Nachbarin unterhalten ha te, in die Ruhe achtungsvoller Er wartung zi.rückzuzwingen. So tadellos und verbind lich der Lieutenant ein paar Sekunden später drein- bl ckie, der junge Fabrikherr hatte den Spott, der in das blonde Bärtchen schlüpfte, um den hübschen roten Mund des Offiziers noch zucken sehen und wußte auch, daß das Lachen seiner Dienstleistung am Fahr stuhl der Kranken gegolten hatte. Der junge Osfizicr verbarg seine Verlegenheit hinter einer hastigen Bitte an den Hausherr», ihn dem Neueingetretenen vor- zustellen, was der Kommerzienrat, der den Bcg.nn deS Frühstücks unverantwortlich verzögert fand, kurz genug bewerkstelligte: „Herr Lieutenant v. Gravenreuth. Herr Fabrikbesitzer Heinrich Hagen, rechte Hand und Seele von Hagen und Söhne." Er preßte dabei den dicken Kops so fest gegen den kurzen Nacken, als ob er zugleich ansdrücken wolle, wer bei allem Lob de» Neffin das Haupt des HauseS bleibe und sah aufatmend, daß sich endlich alle» um den großen runden Tisch gereiht hatte. Nur ein Gedeck zwischen Tante Cvrdula und der jüngeren Tochter deS Hauses, die eben noch ein- daß die österreichische Polik sich in diesen Fragen völlig mit brr englischen deckt. Auch wird man einsehen, daß der K>imkrieg doch nicht so fruchtlos gewesen ist, wie man eS darzustellen beliebt, und daß die Politik Lord Beaconsfields in den Jahren 1877—1878 ebenso staat.mänuisch wie friedlich und weitblickend war. Ein wahrheitsliebender Geschichtsschreiber wild ihr die Be zeichnung „friedlich und ehrenvoll"" nicht verweigern können. Zwar hat Rußland Batum und KarS ge wonnen, aber wohl jedermann wird gestehen, daß diese Schädigung immer noch besser war als ein Krieg. Auch könnte der Einwand erhoben weiden, daß Ruß land, seit seine ehrgeizigen Pläne irr Europa vereitelt sind, sich mehr dem ferneren Osten zuwcndet und dort dem britischen Reiche künftige Gefahren bereits. Es ist aber nicht vernünftig, zu erwarten, daß unsere Stellung in Indien durch andere Waffen als durch unsere eigenen verteidigt werden sollte; und zum Glück sind wir dazu durchaus fähig, so lange wir ein einiges Voll bleiben und an die Spitze unseres Staates nur Männer setzen, welche ein Verständnis für die Pro bleme und Voraussetzungen haben, auf denen unsere Größe beruht. Wenn wir eine schwere Verantwortung in Asien zu tragen haben, so ist das kein Grund, Freundschaft und Allianzen in Europa zu fliehen, zu mal wir unS von diesen Interessen nicht lossagen können, ohne unsere Stellung auf dem ganzen Weltall zu gefährden." Von großer Bedeutung in diesem Aussatze ist vor allem der Umstand, daß die große konservative Partei Englands, deren Hoffnung auf Wtedergewinn der politischen Macht neuerdings ja erheblich gestiegen sind, die Interessen Englands und Österreichs im Orient als solidarisch erklärt. Daß die englische Po litik auf der Balkanhalvinsel im großen und ganzen dieselben Ziele verfolgt wie die österreichische, war ja auch bisher schon bekannt. Aber mit solcher Offenheit und Entschiedenheit ist dies denn doch bisher nie mals ausgesprochen worden. Zweifellos wird dieser Aufsatz in Petersburg mancherlei zu denken geben — wir dürfen ihn wohl mit Recht als eine neue Frie- densbürgschast betrachten, denn unbestreitbar steht die große Majorität des englischen Volkes in den Fragen der auswärtigen Politik hinter Salisbury und n cht hinter den wenigen englischen Russenfreunden. Auch sür Deutschland hat der Artikel des „Standard" übrigens eine nicht unwichtige Bedeutung: er zerstört eine historische Legende, denn er liefert aufs neue den Beweis, daß die Bestimmungen des Berliner Trak tates, den die Russen zum Anlaß ihrer Feindselig keiten gegen Deuhchlard nehmen, nur die Formulierung dkssen sind, was Kaiser Alexander II. freiwillig dem Grafen Andrassy zugestand. Es ist also hier von österreichischer und englischer Seite bestätigt, was Fürst Bismarck mehr als einmal betont hat: daß ein bereits im Jahre 1877 zwischen Österreich und Rußland ver einbartes Abkommen im Voraus die Möglichkeiten regelte, welche sich als Kriegserfolge für Rußland dar- bieten konnten, und daß andererseits namentlich Bos nien und die Herzegowina schon damals für Österreich gesichert waren. In der großen Rebe des Fürsten vom 6. Februar 1888 ist das deutlich genug gesagt worden — die Russen haben das nicht glauben ge wollt und die russische Regierung, die den Zusammen hang sehr genau kannte, hat nichts gethan, um der Ablcugnung entgegenzulreten, durch welche die russische Presse, spe-iell die Moskauer Organe, die ösf ntliche Meinung ihres Landes gegen uns aufregten. Jetzt kann wohl als klar erwiesen betrachtet werden, daß Fürst Bismarck auf dem Berliner Kongreß nicht nur Rußland vor dem Wiederausbruch des Krieges u iter den denkbar ungünstigsten Verhältnissen schützte, son dern ihm außerdem noch die Erwerbung von Batum möglich gemacht hat. — TaS sind die wichtigsten politischen Ergebnisse und Bekenntnisse der nun zu Tage getretenen Depesche Andrassys, die, von der deut schen Prcsse bisher nicht genug beachtet, zunächst in österreichischen Blättern, aber ganz besonders in den „M. N. N " eine ausführliche Würdigung gefunden haben und wohl kaum in einem anderen Sinne aus gedeutet werden lönnen. Lagesgeschichtr. D e-den, 7. Januar. Ihre Majestäten der König und die Königin wohnten gestern vormittag von '/z11 bis '^12 Uhr dem Gottesdienste in der katholischen Hofkirche bei Abends Uhr fand bei Ihren Königl. Majestäten in Villa Strehlen eine größere Abend gesellschaft statt, an der auch Ihre Königl. Hoheiten der Prinz Friedrich August, Prinz Johann Georg, Prinz Albert, sowie Ihre Hoheit die Frau Herzogin zu Schleswig Holstein mit Prinzeß Tochter Feodora teilnahmen und zu der an eine Anzahl Dame» und Herren der Aristokratie Einladungen ergangen waren Unter diesen befanden sich. Ihre Excellenzen der k u. k österreichisch-unga rische Gesandte Graf Chotek mit Comtesses Töchlcrn, der Kriegsminister Edler v d. Planitz mit Gemahlin und Tochter und Frau v. Lüttichau, ferner die Kammer- Herren Frhr. v. Reitzenstein mit Gemahlin, v. Wuthenau mit Gemahlin, v Leipziger und v Schönbcrg-Roth- schönberg mit Gemahlinnen und Töchtern und Graf Seebach, Obeist v. Malortie mit Gemahlin u s. w. Heute, Sonnabend, wurde eine Königl. Jagd auf Langebrückcr Revier abgehalten, an der Se. Majestät derKö »ig und Se Königl. Hoheit der Prinz Georg in Begleitung des Kammerherrn Frhrn v. Reitzenstein, Flügeladjutanten Majors v Haugk und persönl Adju tanten Rittmeisters Frhrn v Müller teilnahmen. Folgende Herren waren hierzu cingeladen worden: Se. Excellenz General der Infanterie v. Montbö, Präsident der Oberrechnungskammer v. Schönberg, Oberst Frhr. v Hammerstein, Kammerherr v. Arnim, Oberstlieutenant Flügeladjutant Wilsdorf, Oberstlientcnant v. Stieglitz, Major v. Criegern, Hauptmann v Hennig, Haupt mann v. Kospolh und Hr. v. Seydewitz. Nach Be endigung der Jagd findet in Villa Strehlen Königl. Tafel mit den vorgenannten Jagdgästen statt Ihre Majestäten der König und die Königin werden die heute abend bei Sr. Excellenz dem Staats- minister v Metzsch im Ministerhotel, Seestraße, statt findende Soiree mit Allerhöchstihrer Gegenwart aus zeichnen. Ihre Hoheiten der Herzog und die Fra» Herzogin Johann Albrecht von Mecklenburg-Schwerin sind gestern vormittag 10 Uhr 35 Min. von hier nach Berlin-Potsdam abgereist. Im Allerhöchsten Auftrage geleitete der Königl. Kammcrherr Graf Seebach die Höchsten Herrschaften nach dem Böhmischen Bahnhof. Se. Hoheit der Herzog von Sachsen-Altenburg trifft morgen, Sonntag, nachmittags um 4 Uhr zum Besuche Ihrer Königl. Majestäten hier ein Im Höchsten Gefolge werden sich befinden: die persönlichen Adjutanten Major v d. Lühe und Hauptmann v. Sydow. Dresden, 7. Januar. Über den Verlauf der Krankheit Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Mathi.de gehen uns folgende weite, e Nachrichten zu: Bulletin am 6 Januar, früh 8 Uhr. Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Mathilde hat in vergangener Nacht einige Stunden ruhig geschlafen Tas Fieber hat etwa» abgenommen. Der Masern- ausschlag entwickelt sich in normaler Weise gez vr. Fiedler. Bulletin am 7. Januar, früh 7 Uhr. Im Befinden Ihrer Königlichen Hoheit der Prin zessin Mathilde ist ein« weitere wesentliche Besserung eingetreten. Fieber ist heute morgen nicht vorhanden; Ihre Königliche Hoheit haben den größten Theil der Nacht ruhig geschlafen. Das Allgemeinbefinden ist nach Umständen gut 1>r Fiedler. Dresden, 7. Januar Se. Königl Hoheit der Prinz und Ihre Kaiser! und Königl. Hoheit die Frau Prinzessin Friedrich August nahmen am vergangenen Mittwoch die 4 Kandelaber entgegen, welche Höchstihmn als Hochzeitsgabe der Stadt Leipzig gewidmet tvvrden waren. Sie wurden den erlauchten Herrschaften vom Hrn. Oberbürgermeister I)r. Georgi persönlich überreicht und waren der Gegenstand eingehender und beifälliger Besichtigung. Ihre Königl. Hoheiten sprachen dem genannten Ver treter der Stadt Leipzig Höchstihre große Freude an dem herrlichen Geschenke gnädigst aus und beauftragten denselben, der Stadt Leipzig Höchstihre» wärmsten und herzlichsten Dank zu übermitteln Diese Leuchter, vom derzeitigen Direktor der Ge werbeschule zu Leipzig, Hrn. Architekt Schuster, ent worfen, von F. Harrach u. Sohn in München an gefertigt, sind im edlen Rocvco gehalten. Eie gliedern sich in drei Teile. ^Die untersten, die Untersätze, ruhen auf drei volutensörmigen, mit Widderköpsen verzierten Füßen, zwischen welchen Frauenmasken, Cartouchen und dergleichen angebracht sind. Auf den Untersätze» erheben sich die Schäste der Girandolen in Form von Hermen, die von leicht geschwungenem Blattwerk umwunden und, an Fest- und Taselsreuden erinnernd, abwechselnd als Bachant und Bachantin angesertiHl sind Den Übergang des Untcrsatzcs zum Schaft bilden je 3 Amoretten, welche in ihrer köst lichen, naiven Frische in lustigem Reigen daS Ganze mit Blüten, ankcn vmsrarnen. Die Figuren de» Schaffe» sind oberhalb des Kopfes von luftig und frei bewegten Lichürarmen umgeben, die zum Teil durch die Figuren selbst gestützt zum Teil au» Blütenkörben und Füllhörnern hervorgehend die Krone der Leuchter bilden und in ihrer graziösen, ungezwungenen Linien führung besonderen Reiz entwickeln. An einer der drei Seiten des UntersatzeS befindet sich das Wappen der Stadt Leipzig, in Emaille auf Silbergrund au»- geführt, während das Sächsische Wappen ön gleicher Ausführung) weiter oben zwischen Cartoucheuwerk von den Hermen getragen wird. Ein heiteres Formeuipicl im Sinne de» Rococo kennzeichnet durchweg die Arbeiten, eine sinnige Symbolisierung freudiger lebendiger Be kräftigung deSZwcckes, zu welchem dieselben bestimmt sind. Tie technische und künstlerische Durchführung ist eine außerordentlich gelungene, die Modellierung der figür lichen wie ornamen alen Teile, der feine Ton des Silbers in seiner Abwechselung von matt und poliert sind meisterhaft. Jede Girandole trägt 14 Kerzen, die Krone hat eine Spannweite von etwa 60 em, die Höhe bet ägt 1,05 ein, daS Gewicht 18,5 Ic^-. Fast ein Jahr lang hat der Meister mit 18 Gehilfen an diesen Kunstschöpsungen gearbeitet. Zur Fertigstellung waren umfassende Vorarbeiten im Modell nötig, da die einzelnen Stücke desselben erst in Wach', Holz, dann in Messing und Blei hergestellt w.'rden mußten. Während die Hauptteile gegossen und ciseliert wurden, wurden die Blumen, Früchte, das feine Rankenwerk getrieben. Der Erfolg der Arbeit ist auch vollständig, Leipzigs Girandolen sind ein Meisterwerk geworden Vorgenannte Girandolen, sowie das im vorigen Sommer überreichte Geschenk der Stadt Dresden werden demnächst öffentlich ausgestellt werden. * Berlin, 6. Januar. Der Vizepräsident de» StaatsministeriumS, Staattminister Or. v. Boe tticher, vollendet heute sein 60. Lebensjahr. — Der „Nordd Allg. Ztg." wird ans Lübcck ge meldet, daß nach einer Mitteilung deL Elb-Trave kanalvereins gestern in Berlin zwischen den preußischen Ministerien und den Abgeordneten des Lübecker Senats die kommissarischen Verhandlungen über die lüvischen Pläne bezüglich der Anlage eines Elb Travekanals begonnen hüllen Wie verlautet, soll das Kanalprojekt noch im Laufe dieses Jahres dcm Abgeordnetcnhause vorgelegt werden. — Die in einigen Zeitungen verbreitete Mit- teiung, daß der Entwurf zum preußischer» Staatshaushaltsetat für 1893/94 im Abgeord- netenhause bereits bei dem Wiederzusammentritt am 10. Januar zur Verteilung gelangen werde, trifft, wie die „B P N" schreiben, nicht zu. Dem Vernehmen dieses Blattes nach beabsichtigt der Finanzminister I)r. Miquel de» Etat am 12. Januar persönlich mit emer Darlegung der Staatsfinanzverhältnisse einzubringen. — Nach tz 7 deS Invalidität- und ÄlterSver- sicherungsgesetzes kann die im 8 4 für die Reichs und Staatsbeamten, sowie die mit Pensionsberechtig ung angestellten Beamten von Kommunalverbäudcn ausgesprochene Befreiung von der Versicherungspflicht auch auf Beamte, welche von anderen öffentlichen Ver bänden oder Körperschaften mit Pensionsberechtigung angestellt sind, ausgedehnt werden. Der Bundesrat hat von der ihm hierbei übertragenen Befugnis schon mehrmals Gebrauch gemacht. Neuerdings hat er, wie die ,B. P. N." berichten, die Befreiung von der Ver sicherung-Pflicht sür die Beamtcn des kur- und ieu- mälkischen rittrrschaftlichen Kreditinstitutes in Berlin, für die Beamten der ostpreußische, Landschaft und ihrer Zweiginstitute, brr Invalidität-- und Alters- velsicheiung-anstalten Pommern und Großherzvgtum Hessen, sowie die von dcn Schulgemeinden und evan gelisch lutherischen Kirchengemrinden des Königreichs Sachsen angestellten Beamten, soweit deren Pensions anspruch den Mindestbetrag der Invalidenrente er reicht, beschlossen. Saarbrücken, 6. Januar. Gestern vormittag sind im ganzen 8473 Mann, also 649 mehr als vorgestern, angesahren Wegen des heutigen Feiertages wird aus den meisten Gruben gefeiert. Die Zahlen der heute Feiernden geben daher kein zutreffendes Bild über die Lage im Streikgrbiet. In den Gruben „Dilsburg"" und „Welle-weiler" ist die Belegschaft wieder vollzählig angefahren. Wie aus Bildstock gemeldet wrd, sind die Mitglieder des Vorstande« des RechtSschutzveieinS, die früheren Bergleute Beiwanger und Kron, sowie der frühere Bergmann Matthias Bachmann heute verhaftet und hierher übergeführt worden. AuS Bildstock wird ferner gemeldet: Heute mal ihren Vetter Heinrich begrüßt hatte, blieb leer. Herr v. Gravenreuth drückte mit einem auflcuchtenden Blick gegen Fräulein Eva den inneren Jubel aus, den er empfand, ihr einziger Tischnachbar zu sein und vielleicht zu bleiben. Fräulein Eva gefiel eS jedoch, ihren Bewunderer ein wenig zn reize«, indem sie mit großer Befl ssenheit nach dem leer gebliebene» Stuhl hinsah und einmal ums andere culSrief: .Aber Franz! — Wo steckt denn Bruder Franz wieder? Wissen Sie nichts von Ihrem Liebling, Tante Cordchen? Es ist immer noch einmal! so lustig, wenn Franz zu Tisch kommt, — und Vetter Hönrich und Ehristine da drüben sitzen schon zum Streit mit ihm bereit." „Gnädiges Fräulein müssen schwer zu befriedige« sein, was Munieikeit anlangh" sagte der Lieutenant v. Gravenreuth. „Hatte ein wenig gehofft, daß wir auf dcm Eise ziemlich lebhaft gewesen wären und eine kleine Ruhezeit gut thun würde. Kann mich leider nicht erbiete», an die Sülle Ihres Herrn Bruders zu Helen und Ihre Sache den Herrschaften unS gegen über zu führen, wäre todverachtend dazu bereit, wenn ich wüßte, wovon die Rede.' „Von allem und jedem!" lachte Eva und wcndete ihrem Ritter die Augcn wieder zu. „Franz und Heinrich streiten immer, so ost sie beisammen find und bei jedem Anlaß, Christine tritt immer auf Heinrichs Seite, und ich immer auf die von Franz, ob er Recht oder Unrecht hat." „TaS scheint in der That sehr vergnüglich zu sein, Fräulein Eva, ist aber für einen Gast und Fremden nicht wohl thunlich Ich muß sehr zweifeln, daß Herr Hagen gleich zu einem Turnier mit mir Lust verspüren würde." „Und warum nicht, Herr v. Gravenreuth?" be merkte der junge Fabrikheir vollkommen gutlaunig. „Ist Jhncn so streitlustig zu mute, wie meinem Vetter Franz — so brechen Sie Anlaß und Waffen zugleich vom nächstbesten Zaun und wir wollen uns meinem hübschen Büschen zu Ehren wacker herum- schlagen." Heinrich Hage« hätte nach der Begegnung vorhin eigentlich in kälterem und ernsterem Tone z« dem jungen Offizier lprrchen mögen. Er wußte selbst nicht, was in den Zügen und in dem Wesen Bodo v Gravenrenths mit eimm Ma c zu ihm sprach und gleichsam Fürbitte sür den jungen Übermütigen bei ihm cinlegte — aber er meinte gesehen zu haben, daß sich, bei Evchens ncckrschcm Üebermut und dem plötzlichen Kallsinn, den die kleine Dame an den Tag gelegt hatte, ein merkwürdig schmerzlicher Zug, ein Schatte« dunkler Sorge in dem hübschen, offenen Ge sicht de- Lientenants gezeigt hatte. Sicher empfand Herr v. Gravenreuth jetzt, als er einen nachdrücklich prüfen den, aber durchaus wohlwollenden Blick des jungcn Hogen auf sich gerichtet sah, eine gewisse Ech-m, er erhob verbindlich daS GlaS, in das ihm Martin eben duftigen Rüdesheimer einzeschenkl hotte, und sagte in merklich verändertrm Tone: „Vielleicht sähe es Fräu lein Eva lieber, wenn wir guten Fried-n hielten! Ich gestatte mir, auf Ihr Wohl zn trinken, Herr Hagen!" Eva Hagen verriet freilich durch schmollende» Kopsschütietn, daß ihr der Vorschlag nicht sonderlich gefalle. Heinrich aber, der sich de» kurzen Gespräche» criinerte, das er vorhin am Fenster de» Salon» mit seinem Oheime gehabt hatte, suhlte eine Art Mitleid mit dem jungcn Offizier und that ihm dankend Be scheid. Ein freundliches Gespräch, zu dem ec bereit schien, wurde durch eine« lauten Wortwechsel ab geschnitten, der am oberen Ende des Tisches anhub und alSdaid auch die jüngere Welt in Mitleidenschaft zog. Der Kommerzienrat ries mit sichtlicher Ungeduld — er hatte cbe» dcn Löwenanteil einer vor'refflichcn Taubenpastele auf seinen Teller geschaufelt —: „Ihr müßt Euch aber endlich einmal entscheiden, ob der Landoucr oder die kleine Troschke sür daS Fiäulein cn die Station geschickt w'rden soll." „Ich sage die kleine Troschke und eine- der Pferde auS dn Fabrik', entschied Fräulein Cordula „Man muß der jungen Dame gleich im Anfang zeigen, daß sie ins Haus aber nicht zum Hause gehört Christine verwöhnt ohnchin ihre Gesellschafterinnen — man weip zuletzt vor lauter Rücksichten auf diele Personen nicht mehr wo aus noch ein — ist's nicht so, Martha?" Mit der Frage an ihre Schwester wollte das alte Fräulein offenbar eine Erwiderung abschneiden, zu der Christine die bleichen Lippen ein paarmal öffnete und dann mit einem Blick aus die jüngcre Schwester lautlos wiedcr schloß. Nur ihrem Vetter Heinrich flüsterte sie zu: „Rücksicht! während sie rücksichtslos Ehre und Zukunst der armen Sophie zertreten ließen!" — Inzwischen hatte die Kommerzienrälin anscheinend gleictmütig gesagt: „Meinethalben mag Ch'istin: ihr neue» Fräulein, die schon zur Freundin avanciert ist, vierspännig abholen lassen. Sie hat sich ja al» Weih nachtsgeschenk erbeten, daß sie allein über alle» zu entscheiden Hot, wa» mit dem Fräulein-Grsrüschafterin zusammenhär-gt Bekommt Fräulein Münter die beiden
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