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Dresdner Journal : 28.01.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-01-28
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189301288
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930128
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930128
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1893
- Monat1893-01
- Tag1893-01-28
- Monat1893-01
- Jahr1893
- Titel
- Dresdner Journal : 28.01.1893
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^23. Sonnabend, den 38. Januar, abends. 1833 N»»i,N»prel»r V»r v»«»d«» visrtsIMKrIick > I1»r^ L» kt, d« U»l»«rl. deuttedea Do»t»o»t»lt«> visrtst- 8 »u»»i;rk»lk 6«, douttcbe» k*»ct»o tritt kort- uud Llsmpelrurcdl»^ bür»». Lio»«Iao ktuwmero: 10 kk. dokSndtxuaxsxvdübrevr d»v kaum einer ^-e»p»Itenen 2eil» Klei»« lekritt rv kk. Unter ,,kl08««u>dt" di« 2«ils 80 kt. tt«i Vnbelien- und i^itserneLtr euttpr. ^tufLetdlnL Lrscdeiue»; ^Nxtiet» mit Xurondwv der Sonn- o keiertn^e »bend». k«rll»pr«cl»-dl»eblu»»: !^r. I2SL, U l...' DreMm Zonmal. Für die Gesamtleitung verantwortlich: Hofrat C)tto Banck. Professor der titteratur- und Kunstgeschichte. d»o»li»e von Xoküodlxnuxeo au8i»Lrt»r ItommioriouLr de» Uresduvr dourvsle; Lewdnrr Vertin V»n l-eipi>8 L»»,I Lr»»I», rrenttru« ». >t: //aurenrtrin et t^»^/rr, Lerlia-Vi«n-N»mdurx krez I-«ip«>x-kr»vkku,t ». H. Hünedell! /^ud. k»r>» l,oi»<ioll S»rlm erenkkort ». H Slutlxerl- Duud« <?« , 8»rUo- /n> alidendunt, Lm«i L»nnor«re </. Lc/ni«ter, U»No ».8.: d. Larc-l et c,«. UerLusxederr Ilöuijsl. Lrpeditioo de» Dresdner ^ournntt. Dresden, ^«in^erstr. 20. k«rn»xr«cb-^o»cblu»: 8r. 12SS. Ämtlicher Teil. Dresden. 28. Januar. Ihre Majestäten der König und die Königin und Se. König! Hoheit der Piinj Johann Georg, Herzog zu Sachsen, sind heute früh 3 Uhr 45 Min. von Berlin wieder hier eingetroffen Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Etadtrathe a. D. Jungnickel zu Limbach das Ritterkreuz 2. Classe vom Albrechtsorden zu verleihen Se. Majestät der König haben Allergnäbigst zu genehmigen geruht, daß der Schafmeister Specht auf dem Großherzoglich Wennarischen Fideicommißgut zu Schweta die ihm von Sr Königlichen Hoheit dem Großherzoge von Sachsen-Weimar-Eisenach verliehene broncene Verdienstmedaille annehme und trage. WeKannLrnachung, die Unterstützungen zum Gebrauche des Bades Elster betreffend. Zum Zwecke des Gebrauches des Bades Elster können vom Ministerium des Innern bedürftige Per sonen durch I. Geldbeihilfen aus den Mitteln der „Sächsischen Stiftung", mit deren Bewilligung auch der Genuß freien Bade- auf die Dauer von vier Wochen und Befreiung von der Kurtaxe ver bunden ist; II. Verleihung von Freistellen im Augustusstifte zu Bad Elster, mit welchem freie Wohnung im genannten Stifte, jedoch ohne freie Kost dem nächst aber ebenfalls freies Bad und Befreiung von der Kurtaxe verbunden ist; lll. blose B.willigung freien Bades auf die Dauer von vier Wichen und Befreiung von der Kurtaxe unterstützt werden. Es wird in diesen Beziehungen Folgendes zur Nachachtung bekannt gemacht: 1) Die Bewilligung dcr Vergünstigungen unter l. und lll. ist a» die Bedingung gebunden, daß der Kur gebrauch in Bad Elster während der am 1. Mai be ginnenden und am 30. September schließenden Saison entweder im Monat Mai oder im Monat Sep tember erfolgt, wogegen die Bewilligung unter II. je auf Monatsfrist, vom l. Mai, l. Juni, 1. Juli, l. August und 1. September an gerechnet, gewährt wird. 2) Unterstützungen aus der Sächsischen Stiftung (s. oben unter I.) können stiftungsgemäß nur An gehörigen des Königreichs Sachsen bewilligt werden. 3) Wer um eine Unterstützung zu:n Gebrauche des Bades Elster nachsucht, hat in dem Gesuche bestimmt anzugeben, um welche von den Vergünstig ungen unter I., II. und III. er sich bewirbt. 4) Bewerbungen um die gedachten Unterstützungen sind spätestens dit zum 31. März laufenden Jahre» bei dem Ministerium des Innern anzubringen. Denselben muß ») ein von einem approbirten Arzte ausgestelltes, eine kurze Krankengeschichte mit enthaltendes Krank heit szeugniß, welches nachweist, daß für den Kranken der Gebrauch des Elsterbades angezeigt ist, auch, wenn bereits früher ein Gebrauch des Elsterbades stattgefunden hat, die Zeit und den Erfolg diese- früheren Kurgebrauches angiebt, b) bei Bewerbungen um Unterstützung aus der Sächsischen Stiftung der Nachweis der Sächsischen Staatsangehörigkeit, Sank und Wissenschaft. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 27. Januar „DeS Meeres und der Liebe Wellen." Trauer spiel in 5 Akten von Grillparzer. Die Wiederholung dieser Dichtung hatte einen erfreulich zahlreichen Zuhörerkreis versammelt und er wies einen regen Sinn der Teilnahme; bietet doch zugleich für die gegenwärtige Generation der hiesigen Theaterfreunde da- eigenartige Werk zugleich den Reiz der Neuheit und empfiehlt sich ihnen durch die bereits gemachte Bekanntschaft mit desselben Autors glücklicher interessanter gestaltetem Cyklus der Argo nauten. Die sorgsam in Scene gesetzte und gut einstudicrte Darstellung machte vor allem den Eindruck einer stimmungsvollen Hingabe der Mitwirkenden, womit jederzeit eine Durchwärmung und Belebung des Gegenstandes gesichert wird. Die Vorführung des Oberpriesters durch Hrn. Porth trat bei der Stei- gerung der Handlung diesmal eindrucksvoller hervor und legte den Ausdruck der inneren Bewegung recht glücklich auf den Zwiespalt zwischen der rein mensch lichen Teilnahme und der starren Priesterpflicht. Hr. Franz würde seinen Leander sympathischer wirken lassen, wenn er den Unterschied in» Auge fassen wollte, der in leidenschaftlichen Augenblicken das wirkliche Leben mit feinen unerdichteten Stürmen de- Herzen- von den ver äußerlichten Übertreibungen einer theatralischen Fiktion unterscheidet. Hierdurch ergäbe sich für seinen ersicht- e) ein obrigkeitliches, die Angabe des Alters und der Familienverhältnisse des Kranken enthaltende- Zeugniß, aus welchem hervorgeht, daß der Kranke hilfsbedürftig und nicht in der Lage ist, die ihm ärztlich verordnete Kur in Bad Elster ohne besondere Unterstützung zu gebrauchen, beigesügt sein. Dresden, den 9. Januar 1893. Ministerium des Innern. v. Metzsch. Edelmann Nichtamtlicher Teil. Jetegrapyische und tetephonische Kachrichten. Berlin, 28. Januar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Das Feuer in den Kcllcrn der Zentralmarktballe (Vergl Vermischtes) dauert fort; die Feuerwehr ist noch thätig, jedoch scheint die Gefahr einer Weiter- Verbreitung ausgeschlossen; der Schaden kann noch nicht festgrstellt werden. Halle a. S., 28. Januar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Von gestern diS heute Mitternacht sind in der Irrenanstalt Nictleben 2 Todesfälle, aber keine Neuerkrankung vorgekammen; heute vor mittag erfolgte 1 Todesfall. Auö dem Sralekreise sind knne Neuerkrankungen gemeldet worden. Köln, 27. Januar. (D. B. Hd.) Der Rhein ist mit Eiü bedeckt; die StaatSfähre von Neu wied, zwischen Eiö eingeklemmt, trieb um 11 Uhr hier vorbei, wurde durch zwei Schraubendampfer aufgegriffrn und in den Hafen geschleppt. Da» Rheineis treibt von Unkel aufwärts vorbei, da» Moselei» wird zwischen 5 und 6 Uhr erwartet. Die Höbe de» Rhein» ist auf 2,14 in gestiegen, seit gestern abend um 1,22 m. München, 27. Januar. (W. T. B.) An läßlich deS Geburtstages Sr. Majestät deS Kaiser» nahmen die gesamten Prinzen des König!. Hause» an den Festtafeln teil, welche die O fizieicorp» der in München girnisonierenden Regimenter veran stalteten, jeder Prinz bei dem Regiment, dem er angehört. DaS diplomatische CorpS und die ge samten Minister folgten einer Einladung de» preußischen Gesandten Grafen zu Eulenburg zur Tafel. Wien, 27. Januar. (W. T B.) Au dem heutigen Hofdiner anläßlich des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm nahmen der deutsche Botschafter Prinz Reuß mit dem Per sonal der Botschaft, der sächsisch; Gesandte Graf v. Wallwitz mit den zur Zeit hier anwesenden sächsischen Offizieren, sowie die Minister Kal- noky, Taaffe, Bauer. Kallay und TiSza teil. Während de» Mahles brachte der Kaiser «inen Toast auf daS Wohl Sr. Majestät deS Kaiser» Wilhelm au». — An dem heute mittag im Palai» der deutschen Botschaft veranstalteten Frühstück nahmen der bayerische, württembergischr und sächsische Gesandte teil. Buda-Pest, 28. Januar. (Tel. d. Dresdn- Journ.) In einer Konferenz der liberalen Partei erklärte der Ministerpräsident, die Regierung halte an ihrem Programme fest, dem die Partei zugestimmt habe. Die Abgeordneten Latinovir, Thoma», Pechy und Graf Szapary erklärten, Gegner der Eivilebe zu sein; deshalb seien sie au» der Partei ausgetreten. Paris, 28. Januar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Da» „Journal ofsiciell" veröffentlicht ein Dekret, durch daS Cornelius Herz wegen ehrenrühriger Handlungen anS den Listen der Ehrenlegion ge strichen wird. Pari», 27. Januar. (W T. B) Der Senat genehmigte in seiner heutigen Sitzung daS Handel»- Übereinkommen mit Rumänien und nahm die Vor lage, betreffend die Handelsflotte, in der von der Kammer genehmigten Fassung an. Rom, 28. Januar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Nack einer Meldung der hiesigen Blätter find 30 Personen vor den Untersuchungsrickter geladen worden, um in der Bankenangelegenheit vernommen zu wirken. London, 27. Januar. (W. T. B.) In Be antwortung eines Gesuchs um den Empfang einer Deputation Beschäftigungsloser am Tage der Er öffnung dcS Parlaments erklärte der Premier minister Gladstone, die Regierung wolle die Han- delSthätigkrit auf jede glsetzliche Weise fördern; er fürchte jedoch, die in dem Gesuch angeregte Unterbrechung der regulären Geschäfte des Parla ments würde die Interessen, die man zu fördern wünsche, nachteilig berühren. Manchester, 27. Januar. (D. B Hd) Die Unterhandlungen wegen Beilegung des Ausstande» der Baumwollarbeiter find gescheitert. Das Elend nutrr den Arbeitern ist groß. Kopenhagen, 27. Januar. (W. T. B.) Se. Majestät der König hat heute dem deutschen Gesandten Frhrn. v. d Brincken auf der deutschen Gesandtschaft persönlich seine Glückwünsche zum Geburtstag Sr. Majestät des deutschen Kaisers ausgesprochen. AuS demselben Anlaß haben Ihre Königl. Hoheiten der Kronprinz und Prinz Wal demar, sowie Se. Hoheit Prinz Hans von Glücksburg den deutschen Gesandten mit ihrem Besuche beehrt. Bukarest, 27. Januar. (W. T. B.) Zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät deS deut schen Kaisers fand ein feierliches Tedeum statt, welchem der Ministerpräsident Catargiu und die übrigen Mitglieder de» Kabinetts, der Chef deS Militärkabinett», der Generalsekretär dcS Ministeriums deS Auswärtigen, sowie zahlreiche Vertreter der Civil- und Militärbehörden bei wohnten. Daran schloß sich ein Empfang bei dem "^'utschen Gesandten. Sofia, 27. Januar. (W. T. B) Zur Feier de» GeburtötagS Sr. Majestät deS Kaisers Wil helm fand heute in der protestantischen Kirche ein Tedeum statt, welchem Stambulow als Vertreter deS Prinzen Ferdinand und Minister Grekow beiwohnten. Die deutsche Kolonie veranstaltete abends ein Liner. Dresden, 28. Januar Die vierten Bataillone. Nach dem Hauptziel der Militärvorlage, der mög lichsten Durchführung der allgemeinen Wehrpflicht zur Verstärkung und Verjüngung unseres Feldheeres, beansprucht den ersten Platz die geplante Errichtung vierter Bataillone bei den Jnfanterieregimentern. Die Wichtigkeit derselben ist, wenn auch von maßgebender Stelle auf das Entschiedenste betont, in Laienkreisen bisher noch nicht bekannt genug. Wesen und Wert dieser geplanten neuen Einrichtung werden in einem Aufsatz der . Köln. Ztg." klar dargelegt, den wir des halb in Nachfolgendem wiedergebrn. Man hätte diesen neuen Bildungen wohl besser die Bezeichnung von Stämmen geben sollen, um eine Reihe von Mißverständnissen und irrigen Auffassungen zu vermeiden, die namentlich durch die Erinnerung an Uchen Willen, es recht gut zu machen, zweifellos die Wahl einer überzeugenden, ergreifenden Rede und andererseits die Abweisung jeder hohlen Declamation. Ich erinnere unter anderem an die Szene am Strand zwischen Leander und Naukleros. Frl. SalbachS Leistung entzückte die Zuschauer durch ihr Eingehen auf das moderne Charakterbild des der Antike und der elementaren Leidenschaft ab gewandten Poeten. O. B K. Hoftheater. — Altstadt — Am 27. Januar: Sechstes Symphoniekonzert der Königl. musikal. Kapelle. Eine mit feiner Empfindung in Ausdruck und Bewegung gestaltete Wiedergabe der L«-6ur-Sympho- nie Haydns eröffnete das gestrige Konzert. Dem ersten Allegro dieser Symphonie — dem Muster eines Sonatensatzes — ist ein feierliches Adagio voran geschickt, welches Celli, Bässe und Fagotte romantisch anklingen lassen und auf das der Komponist noch zweimal mit besonderem Nachdruck im Allegro zurück- greift. Durch letzteres bei Haydn ungewohntes Ver fahren, wie auch durch die Coda des genial behan delten Andante und durch den teilweise pathetischen Charakter deS Menuetts erhält das Werk eine eigen artige Stellung unter ter Mehrzahl der symphonischen Schöpfungen deS Meisters. Sein Finale erhebt sich auf einem einzigen Thema und zeigt die kontrapunk- tische Kunst des Tondichter- auf der Höhe individu eller Vollendung. Als Neuheit spielt die Königl. Kapelle unter Hrn. Hagen- Leitung die Suite algeriennr von C. Saint- Sai-ns. Zwei vielfach mißbrauchte Eigenschaftswörter „geistreich und interessant' finden auf dieses neue Werk des Franzosen passendste Anwendung. ES ist eine Komposition von Vollender Geschicklichkeit und feinem Geschmack, die gestern mit verdientem Beifall ausge nommen wurde. Man weih, daß gedanklich bedeutende und aus tiefem Gemüt quellende melodisch schöne Er findung Saint-Sai'-ns nicht gerade reich gegeben ist, aber in vielen Kompositionen hat man ihn al- einen ausgezeichneten espritvollen Musiker, als einen form gewandten Meister in kuustvollenKombinationenunv stets fesselnderglänzenderBeherrschungde-instrumentalenAus- drucks kennen gelernt Diese von französischem Geist durch drungenen blendenden Eigenschaften kommen auch in der Suite zur Geltung, deren vier Sätze als kleine musikalisch höchst anziehende und in ihrer Art selbst ständige Charakterstücke überall die Freude des großen Publikums und das Entzücken der Kenner Hervor rufen werden. Die „keverie «In soir", deren in eigenartigem Tonfall ausfließende Cantilene zuerst die Bratschen vortragen, ist ein reizender, zart empfun dener Satz und bekundet gleich den anderen eine be wundernswerte virtuose Handhabung des Kolorits seitens des Autor-. In der Rhapsodie sind die har monischen und kontrapunktlichen Kunststücke und Orchestereffektr etwas äußerlich aufgetragen und einzelnen bizarren Einfällen dienstbar gemacht, aber in dem aus einer brillanten Spielfigur entwickelten Prelude und in dem originell rythmisierten Marsch wachsen sie mehr au- dem musikalischen Kern hervor und werden hier nirgends auf Kosten eine- feineren Geschmackes dargeboten Die Suite, deren Instrumentation eine Fülle eigenartigster und geistvollster Verbindungen die 4. Bataillone entstanden, welche 1887 einigen Regimentern an^egliedert und später zu neuen Trup penteilen zusammengezogen wurden. Vielfach wird eben der tiefgehende Unter schied verkannt, der zwischen den damaligen, in ihrer Art den übrigen völlig gleichen 4. Bataillonen und den jetzt vorgefchlagenen Stämmen obwaltet. 1887 handelte es sich um eine Vermehrung der FeldcadreS, während heute Truppen teile geschaffen werden sollen, die gar nicht geschlossen aufzutreten haben und deren Beruf eL ist, den drei Feldbataillonen Dienstzweige abzunehmen, durch welche die eigentliche militärische Ausbildung des einzelnen Mannes wie der Truppe beeinträchtigt wi-d. Tie geplanie Einrichtung ist für das deutsche Heer in gewisser Hinsicht ganz neu, während die übrigen europäischen Armeen schon seit längerer Zeit Forma tionen besitzen, die zur Entlastung im Frieden und als Kern für die Neubildungen beim Kriegsfall dienen. Frankreich bat bei seinen Jnfanterieregimentern einen euärv complöweutnirs und außerdem eine soetiou Hor8 ran»!, die österreichische« Linienregimenter zählen außer ihren 4. Bataillonen noch einen Elsatzcadre, außerdem hat die Landwehr, welche ja auch selbst Rekruten ausbildet, feste Stämme an Mannschaften und Offizieren. Die russische Armee verfügt über besondere Compagnien Nicht- streitbarcr bei jedem Regiment und hat außer dem durch die Entwickelung der Neservetruppen die Linie von den Abgaben befreit, die bei uns für Kriegsformationen nötig sind. Bei unserem heutigen System verlieren die Infanterieregimente! in dem Augenblick, wo sie durch die Einberufung der Reserve auf die Kriegsstärke gebracht werden, die Zahl ihrer Mannschaften sich also mindestens verdoppelt, einen außergewöhnlich großen Teil ihrer Chargen, die zu den Neservetruppemeilen übertreten, um diesen Halt und Stütze zu geben. Vielleicht der größte Vorteil, den Frankreich militärisch uns gegenüber besitzt, liegt darin, daß es seiner Infanterie, der Entscheidungs- Waffe der Schlacht, keine Chargen für die Neuforma- tionen zu rauben braucht und durch das in der Vor bereitung begriffene Cadregesetz sogar dem größten Teil der Reservecompagnien aktive Offiziere als Führer zu geben im stände sein wird. Wie wichtig die Zu teilung von Berufssoldaten an neugebildete Truppen ist, zeigt die Kriegsgeschichte. Die verhältnismäßig kleine französische Nordarmee nahm während des Winterfeldzuges 1870—1871 an Tüchtigkeit und innerem Gehalt fortwährend zu, weil sie durch Offiziere und Unteroffiziere, die aus der deutschen Gefangenschaft entflohen waren und über Belgien in die Heimat ge langten, verstärkt wurde. Bei der viel stärkeren Loire armee machte sich der Mangel an Chargen äußerst fühlbar. Auch Napoleon l. hätte nach dem Unter gang seines Heeres in Rußland die neu ausgehobenen Rekruten nicht zu den Soldaten machen können, die bei Lützen und Bautzeu, Dresden und Leipzig der Übermacht der Alliierten entgegentraten, wenn ihm nicht so außerordentlich viel Chargen zur Verfügung gestanden hätten. Die Militärvorlage will nun der deutschen In fanterie für ihre Reserveformatione» einen Sramm durch die vierten Bataillone geben, deren Etat 8 Offi ziere, 36 Unteroffiziere nebst 159 Mann zählen soll; die Mannschaftszahl würde sich jedoch, falls die Be stimmung durchgeht, daß künftig die gesetzmäßige Frieden-Präsenzstärke nicht mehr als Maximal-, son dern als Durchschnittszahl ausgefaßt werden soll, im Laufe des Jahres ändern. Bei der Mobilmachung erführen die Feldbataillone durch das vierte eine sehr wesentliche Unterstützung, da ihnen viele Abgaben er spart blieben. Doch auch im Frieden ist das vierte Bataillon im stände, durch Übernahme verschiedener störender Verpflichtungen die übrigen ;u entlasten, wahrnehmen läßt, wurde meisterlich in allen Klang schattierungen vorgetragen, mit bravouröser Überwindung ihrer namentlich in rythmischer Hinsicht außergewöhn lichen Schwierigkeiten für Fluß, Klarheit und Rundung ihrer Tongestaltung. Tas Konzert schloß mit der O-mollSymphonie Beethovens ab. Dieses wunderbare Werk wurde unter Hrn. Generalmusikdirektor Schuchs Leitung mit vielem äußerlichen Schwung vorgeführt, ohne daß sich eine gleichmäßige künstlerisch vollendete und die Größe des Gedankeninhalts frei beherrschende Interpretation er gab. Erst im letzten, aus dem Scherzo schön hervor geleiteten Judelsatz traf die musikalische Intelligenz des Führers mit der Spielfreudigkeit und warmen Hingabe des Orchesters glücklich zusammen. * Zwischen den Jahren. Novelle von Adolf Etern 2» (Fortfetzung.) „Ja, wenn Ihnen wirklich zu mute ist, wie Sie sagen so weh, so ratlo-, so hilflos, so wüßte ich wohl einen Au-weg. Meine Oberforstmeisterei ist ohne Herrin — ich habe Ihnen schon vor Jahren, al» wir uns bei Ihrem Onkel, Werner v. Gravenreuth trafen, gesagt, daß ich, so alt ich bin, eine Hausfrau wie Sie jeden Tag an meinen Herd führen würde und, alles andere beiseite gesetzt, so glauben Sie doch wohl, daß auf die Gemahlin deS Oberforstmeister« v. Lestwitz nicht der leiseste Schatten von Verleum- düng, von gemeinem Argwohn der Welt fallen kann."
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