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Sächsische Dorfzeitung : 29.08.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-08-29
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-189908292
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18990829
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18990829
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1899
- Monat1899-08
- Tag1899-08-29
- Monat1899-08
- Jahr1899
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 29.08.1899
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Exped. u. Redattion Ere-dtn. Neustadt L Meißner Gasse 4. Die Zeitung erscheint rteustag, Dannersta, und Sannabend früh. Ubannement»- Preis: dierteljährl. M. 1,50. Zu beziehen durch die kaiserlichen Post- «statten und durch unsere Boten. -ei freier Lieferung in» HauS erhebt die Post noch eine Ge bühr von 25 Pf. iich fische V orßeilllW. <§in unterhaltendes Blatt für den Bürger und Sandmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Herrmann Mlüsser in Dresden. Inserate werden btS Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: dieispalt. Zeile 15Pf. Unter Eingesandt: 30 Pf. Jnseraten- Annahmcstellcu: Invalidendank, Haasenstein L Bögler, Rudolf Mosse, G. L. Taube L Co. in DresSbn, Leipzig, Frankfurt a/M., G Kohl, Kesselsdorf, Hugo Mächler, Köpschenbroda u. s. w. Mr. 101. Dienstag, dm 29. August 1899. 61. Jahrgang. Zum 18V. Geburtstage Goethe s. (Lin Besuch Goethe'S in Dresden, nach des Dichters Tagebuchaufzeichnungen.) Bei der 150. Wiederkehr von Johann Wolfgang von Goethe'S Geburtstage — der große deutsche Dichter und Denker wurde, wie jedes deutsche Kind in der Schule erfährt, am 28. August 1749 zu Frankfurt am Main geboren — werden mancherlei Erinnerungen an des Dichterfürsten Lebenslage wieder nachgerufen. Liele Federn werden in Bewegung gesetzt und Tausende von fleißigen Händen sind bemüht, der Welt durch Bücher und Zeitungen Mittheilungen über Goethe'S Leben und Verdienste zu vermitteln, in denen alles und jedes, was über den großen Mann bekannt ist, er örtert wird. Da Goethe auch mit unserem Sachsenlande lange Jahre hindurch in enger Berührung stand — war er doch schon vom Oktober 1765 bis zum Herbste 1768 in Leipzig als Student gewesen und hatte dann vom November 1775 bis an seinen am 22. März 1832 erfolgten Tod stets im Nachbarlande Sachsen,Weimar- Eisenach, die meiste Zeit als Staatsminister dieses Landes, gelebt — so erscheint es angebracht, jetzt einzelne von diesen Beziehungen in Kürze zu skizziren. Seit dem Jahre 1767, in dem er von Leipzig aus zum ersten Male nach Dresden kam und die GtMäldegallerie besuchte, war Goethe im Lause seines langen Lebens öfters besuchsweise in der sächsischen Hauptstadt. So weilte er besonders auch in den KriegS- jähren von 1806 bis 1813 auf seinen Reisen nach und von den böhmischen Badeorten Teplitz und Karlsbad mehrfach auf je einige Tage hier. Namentlich seine zweimalige Anwesenheit im Entscheidungsjahre 1813 war reich an Eindrücken und ist deshalb werth, hier besprochen zu werden. Goethe kam im April über Naumburg, Leipzig, Oschatz und Meißen hierher, um sich nach Teplitz zu begeben. Auf dieser Reise führte er für sich und die Seinigen daheim ein Brieftagebuch, in dem sich besonders seine innerste Abneigung gegen die Zer störungen und Umwälzungen des Krieges neben seiner großen Genugthuung über Wtederabstellung der durch das Krieg-getümmel verursachten Schäden mehrfach deutlich kundgicbt. So berichtet er aus Meißen, wo er am zweiten Osterfeierlage, dem 19. April, abends eintraf und im Gasthofe „Zum Ring" über Nacht blieb, nicht ohne Freude: „Eine Wittwe mit zwei Töchtern ver sorgte den Gasthof in dieser schweren Zeit, die jüngste erinnerte mich an Euere glückliche Art, zu sein. Sie erzählte die Verbrennung der Brücken mit großer GemüthSruhe und wie die Flamme in der Nacht sehr schön auSgesehen habe. Die zusammenstürzende Brücke schwamm brennend fort und landete am Holzhofe, weil aber nicht das mindeste Lüftchen wehte, so erlosch alle- nach und nach. In anderthalb Stunden war das ganze Feuerwerk vorbei. Ferner erzählte sie von den Kranken und Gefangenen, die sie gespeist hätte, von der Ein- quartirung in den letzten Zeiten, wie die Kosaken ihre Pferde abgesattelt, sich in Kähne' gesetzt und die Pferde nachschwimmen ließen. Das war alle- vorüber ge gangen und Meißen befand sich vor wie nach. Dies ist's, was am meisten ausheitert, wenn man an Orte kommt, wo der Krieg wirklich getobt hat und doch noch alles auf den Füßen findet." Tag- darauf bet mildem Frühlingswetter und nach vergnüglicher Fahrt erreichte Goethe Dresden und fand in der Neustadt zu seinem Behagen noch die alten Zustände;' auch der „metallne" König galoppirte nach wie vor auf derselben Stelle und un versehrt. Er schreibt darüber noch: „In Weimar hatten fie ihm schon durch die Explosion der Brücken bogen einen Arm weggescklagen. Schon eine halbe Stunde vor der Stadt begegneten uns reichlicke Spazier gänger, sogar eine lesende Dame, auf der Brücke aber erschien der dritte Feiertag in seinem völligen Glanze, unzählige Herren und Damen spazierten hin und wieder. Die beiden gesprengten Bogen find durch Holzgerippe wieder hergestellt, aber nicht bis zur Höhe der steinernen, weswegen man hinunter und wieder hinaus fahren muß. Was diesen Mißstand veranlaßt, erfuhren wir nicht, ptuch die Stadt war sehr belebt. In der Moritz- straße hielten Ruffen, erwartend eine selige Be- quartierung." Goethe nahm bei Theodor Körner's Vater, dem Appellationsrathe Christian Gottfried Körner, Quartier. Dort kam er kurze Zeit nach Theodor's letzter An wesenheit im Aelternhause an; am 10. April nemlick war Lützow mit seiner „schwarzen, verwegenen Schaar" durch Dresden gezogen und Theodor hatte Abschied von Vater, Mutter und Schwester genommen. Im Körner'schen Hause traf Goethe einen schon eher an- gelangten Gast: Ernst Moritz Arndt, der in Begleitung deS Ministers Freiherrn von Stein nach Dresden ge kommen war. Goethe erwähnte Arndt in seinem Tage- buche nur als den Mann, „der sich als Patriot durch Schriften bekannt gemacht." Arndt dagegen that später — in seinen „Erinnerungen auS dem äußeren Leben, 1842, Seite 203 — dieses Zusammenseins etwas aus führlicher Erwähnung, indem er schrieb: „Goethe sühlte sich beklommen und theilte weder Hoffnung noch Freude an den neuen Dingen und als Körner begeistert und hoffnungsreich sich aussprach, erwiederte ihm Goethe gleichsam erzürnt: Schüttelt nur an Eueren Ketten; der Mann ist Euch zu groß; Ihr werdet fie nicht zer brechen!" Der empfindliche Gegensatz von Goethe'S Anschauung zu der der meisten Zeitgenossen und die Gründe, warum er keinen rechten Glauben an die Er hebung deS deutschen Volke- fand, bedürfen keiner Er örterung, fie find bereit- mehr als genug behandelt worden. Als Goethe am 22. April in der Gemäldegallerie erschien, fand er „die besten Sachen aus Königstein geflüchtet — aber an dem, was zurückblieb, hätte man ein Jahr zu sehen!" Am Sonnabend derselben Woche, am 24. April, wohnte er dem Einzuge deS Kaiser- von Rußland und deS Königs von Preußen bei. Er erzählt darüber: -Ich ging über die Brücke und besuchte Kügelgen in der „Neustadt" — Kosaken, Ulanen, andere Reiterei, Fuhrwerke aller Art, von den schlechtsten Kibitken bis zu den kostbarsten Reisewagen, bewegten fick herein wärts, die wohlmontirte und sich gut präsentirende Dresdner Bürgergarde hinau-wärt-. Die Ankunft der hohen Häuper verzog sich. Ich ging wieder zurück nach Hause, sodann mit meiner Wirlhin Frau von BurgSdorf in die Kanzlei des Finanzkollegiums, deren Fenster gerade auf die Brücke gingen. Doch als mir's da zu warm und zu eng ward, ging ich mit Forstrath Cotta wieder in die Neustadt, nach dem Schwarzen Thor, wo man ein paar bekränzte Säulen ausgerichtet hatte, an deren Fuß die Bewillkommnung vor sich gehen und hübsche, weißgekleidete Kinder wie gewöhn lich Blumen streuen sollten. Kaiser und König ritten endlich ein, es war '/,1 Uhr. Die Garden, wunder sam schön, männlich und militärisch, folgten, bei 8000 Mann Infanterie. Mit Noth kamen wir zurück in die Stadt. Auf dem Neumarkte hielten Kaiser und König. Hier sah ich auch den Rest der Infanterie, alsdann Kavallerie und starke Artillerie vorbeideftliren. Nachts war Illumination, fast durchaus mit Lichtern hinter den Fenstern. Ein einziges Haus hatte einen transparenten Tempel, daneben Inschriften mit ziem lich kleinen Buchstaben, an welchen die Zuschauer die Schärfe ihrer Augen übten, ohne daß fie solche ganz hätten lesen können. Ueberhaupt scheint man, waS diese Dinge betrifft, in Dresden nicht stark zu sein. So waren die Feston-, womit die beiden Empfangs- säulen oben verbunden waren, dergestalt dünn und mager, daß man fie den Mädchen auf die Kleider hätte garniren können. Ein starker Wind trieb fie nach der Stadt zu, sodaß die hereinreitenden Fürsten wenig davon gesehen haben." Den Besuch im Hause „GotteS Segen" an der Hauptstraße bei Kügelgen, den Goethe, wre oben mit Keuilleton. Die Sünden der Väter. Roman von Osterloh. (Nachdruck verboten.) (26. Fortsetzung.) Olaf entwarf ihm nun in kurzen Strichen ein Bild dessen, waS man von ihm erwarte und nannte zugleich seine Bedingungen, die ihm selbst sehr günstig erschienen. „Nun?" fragte er nach einer Weile, da der Fremde zögerte, einzuschlagen. „Ihr Gehalt beträgt für den Anfang genau das Doppelte dessen, waS Sie jetzt einnehmen und wenn Sie sich gut einrichten, bin ich in der Lage, Sie später bedeutend besser zi stellen. WaS gefällt Ihnen an meinem Vorschläge nicht?" „Ich bin mit Allem einverstanden, sehr einverstan den. Nur — schenken Sie mir eine Stunde Bedenkzeit. Ich habe nicht allein über weine Zukunft zu entscheiden." „Sind Sie verheirathet?" fragte Olaf betroffen. Der Andere schüttelte mit dem Kopfe. „Nein. Alfs in einer Stunde." Während er sich langsam entfernte, überlegte Olas, daß eS sich hur wahrscheinlich um eine- jener Verhältnisse handle, wie sie hier nicht selten sind. Er erhob sich, so schnell eS seine Mattigkeit erlaubte und rief den Maun, nach dessen Namen zu fragen er wie chw jetzt erst einfiel, vergessen hatte, noch ein Mal an. „Sie! Sie! Wenn sie kochen kann, so bringen Lie sie nur mit. Unsere Köchin ist un- kürzlich durchgegangen und ein Ersatz wäre uns sehr will kommen." Ohne sich umzusehen, murmelte der Angeredete etwa-, da- eine Antwort bedeuten mochte; Olaf ver. stand nicht, ob sie zustimmend oder ablehnend lautete. Da- wird sich finden, dachte er und wollte sein RuhebUt wieder aufsuchen. Allein, ehe er eS erreicht hatte, fühlte er plötzlich den Boden unter sich wanken, alle Gegenstände im Zimmer begannen sich im Kreise zu drehen; haltlos schwankte er hin und her. Dann legte sich ein Nebel vor seine Augen und bewußtlos sank er zusammen. 31. Als Olaf wieder erwachte, fühlte er sich zwar sehr matt, aber behaglich, wie seit Langem nicht mehr. Er öffnete die schlummerschweren Augenlider und schaute sich befremdet um. Wo war er denn eigentlich? DaS war doch nicht sein Zimmerchen in dem Holzhause am Pursak, wo auf gehobelten Brettern an den Wänden Bücher und Pläne aufgeschichtet lagen? Er rieb sich die Augen und versuchte die trägen Gedanken zu schnellerem Fluge anzuspornen. Nein, natürlich konnte das nicht sein Zimmer sein. Er war ja nach ESk> schehr gefahren und dort im Hotel abgestiegen und auf dem Divan Der Divan stand aber auch nicht da; die Matten, die den Boden deckten, waren andere, die Stühle waren andere; je mehr er seine Umgebung betrachtete, um so klarer wurde eS ihm, daß er sich an eurem Orte befinde, den er noch nie in seinem Leben gesehen hatte. Vielleicht im Krankenhause. ES gab ja wohl ein Krankenhaus in E-krschehr? Bald jedoch verwarf er auch diese Annahme. DaS Zimmer, sehr einfach, klein, sauber und stündlich, hotte etwas Prrsön- lich-S an sich; gegenüber an der Waud stand eine Kommode, die zugleich als Schreibtisch benutzt zu werden schien; auf dem Tische iu der Mitte deS Raume- lag eine gestickte Decke, eine ganz eigenthüm- liche Decke, nicht reich und farbmiprachtg, wie man fie im Orient allerorten zu kaufen bekommt; nein, ver blichen und geschmacklos; aber eS war eiue anheimelnde Häßlichkeit; etwa-, da- iha rmw.llkürlich an die Kruder, zeit, an das Vaterland erinnerte. Wie mochte die Decke nur hierher gekommen sein? und vor Allem, wie war er hierher gekommen? Diese beiden Fragen begannen sich allmühlig in seinem Hirne zu vermrschen. Er schloß die Augen wieder, da- Denken griff ihn an. Allmählig schlief er wieder ein. Ern Halbschlummer, in dem sich in schneller Reihenfolge die Träume wieder holten. die er vordem, während jenes langen, festen Schlafe-, auS dem er soeben erwacht war, geiräumt hotte. Oder waren eS Thatsachen, die ihm nur zur Hälfte zum Bewußtsein gekommen waren? Er hatte eine dunkle Vorstellung von vielen Menschen, die ihn umstanden, sich über ihn beugten, die ihn hoben und trugen; Unbekannte meist, nur sein Vorgesetzter war darunter und der lange, hagere Mann, mit dem er vordem eine Unterredung gehabt hat.e. Dar Bild jenes Mannes war noch öfter vor ihm aufgetaucht. Dann war chm die Empfindung der Gegenwart immer mehr verloren gegangen und die Vergangenheit ward lebendig; längst nicht mehr gesehene Gestalten schwebten an ihm vorüber; besonders eine, die ihm ehemals lieb und werth gewesen war. Wie solche schlummernde Erinnerungen im Fiebertraum erwachen!
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