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Erzgebirgischer Volksfreund : 08.01.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-01-08
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-188001081
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-18800108
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-18800108
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungErzgebirgischer Volksfreund
- Jahr1880
- Monat1880-01
- Tag1880-01-08
- Monat1880-01
- Jahr1880
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 08.01.1880
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.V. 5. Donnerstag, den 8. Januar. UM W Hrzgeb-HoLssrennd. Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden in Aue, Grünhain, Hartenstein, Johanngeorgenstadt, Lößnitz, Neustädtel, Schneeberg, Schwarzenberg und Wildensels. Erscheint tiigiich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. — Preis vierteljährlich 1 Mark 80 Pfennige — JnsertionSzebühren: die gespaltene Zeile 10 Pfennige, die zweispaltige Zeile amtlicher Inserate 25 Pfennige. — JnsertionSannabme für die am Abende erscheinende Nummer bis Vormittags . 10 llhr. Bekanntmachung. Die Vormünder der bei dem unterzeichneten Amtsgericht bevormundeten Per sonen werden hierdurch veranlaßt, zu Vermeivung von Strafauflugen die alljährlich einzurcichenden Berichte über das Verhalten und die Aufführung ihrer Pflegebefohlenen bis spätestens den 31. Januar 1880 hier einzureichen. Formulare zu diesen Erziehungsberichten können hier in Empfang genommen «erden. Lößnitz, am 31. December 1879. Das Königliche Amtsgericht daselbst. Uhlemann. Bekanntmachung. In Gemäßheit des Gesetzes vom 18. August 1868, die allgemeine Einführung einer Hundesteuer betreffend und der dazu gehörige» Verordnung v. 27. Juli desselben Jahres, ist eine Consignation aller in hiesiger Stadt sich befindenden Hnnde vorzuneh- men und cs soll dieselbe bis zum Die Steuer gilt als von Jedem hinterzogen, der seinen Hund nicht bis zum 15. Januar angemeldet hat. Als äußeres Zeichen der erlegten Steuer, wird eine Blechmarke ausgehändigt, mit welcher die Hunde ohne Ausnahme stets versehen sein müssen. Nenstädtel, den 7. Januar 1880, Der Stadtrat h. j. V. Gerber, Stadtrath. Königliches Seminarzu Schneeberg. Junge Leute, welche beabsichtigen behufs ihrer Ausbildung für den Lehrerberuf künftige Ostern in das hiesige Seminar ausgenommen zu werden, haben ihre hierauf bezüglichen schriftlichen Gesuche bis Ende dieses Monats bei dem Unterzeichneten einzü- reichen und denselben folgende Zcngnisse beizufügen: Gcburts- oder Taufzeugniß, Impfschein, Schnlzeugniß, GesundheitSzeugniß und Zeugniß über die kirchliche Znbchörigkeit. Schneeberg, den 4 Januar 1880. -f Henne, Seminardirector. OeffMicheSitzun^der Stadtverordneten' inSch neeberg, Donnerstag, 8. Jan., Abends 6 Uhr. 15. Januar 1880 ausgeführt werden. Zu diesem Zwecke haben alle Besitzer von Hunden, dieselbe in i Tagesordnung: Gutachten deS Branausschusses über Schwimmkugeln, minist. der Zeit vom 10. bis 15. Januar d. I. hier anzumelden und die regulativmäßige, Anfertigung: das Bockauer Wehr betr., Abänderung deS Wasserregulativs, deSzl. des Steuer dabei abzuführen. ! AbgabenregulativS, Haushaltplan pro 1880, Stadtcassenabscklüsse u. a. m. Kurzgedrängter Rückblick auf das Jahr 1879. (Fortsetzung.) Wir überschreiten Oesterreichs Gränze und treten in die Türkei ein. Bei diesem in der unaufhaltsamen Auflösung begriffenen gleiche können wir uns kurz fassen. Die Türkei beginnt das Jahr 79 mit schweren Sorgen, denn der vollständige Abschluß des Friedens mit Rußland will nicht zu Stande kommen. Rußland erhebt immer neue Schwierigkeiten, schiebt aber das Nichtzustandekommen deS definitiven Friedensschlusses beharrlich^ der Türkei in die Schuhe. Dabei dauert der Streit über die Grenzre- gulirung zwischen der Türkei und Griechenland immer fort. Dieser Streit zieht sich durch das ganze Jahr fort und ist mit Schluß desselben noch nicht beendet. — Bulgarien wird nach den Beschlüssen der Berliner Eonfercnz, trotz alles Sträubens der Türkei, doch von diesem einmal im Zer- und Verfall begriffenen Reiche abgctrennt, und am 29. April wählt Bulgarien den Prinzen von Battenberg unter dem Namen Alexander I. zum Fürsten deS neugezimmerten Fürstcnthums. — Ende Juni vollzieht sich in Aeghpt.cn ein durch England und Frankreich erzwungener Thronwechsel. Der kopflos ver schwenderische Vicekönig Ismail muß vom Thron herunter und muß denselben seinem Sohne Tewfik Pascha über lassen. — Am 9. Juli leistet der neue Fürst von dem neuen europäischen Duodezstaat Bulgarien, Alexander I., den Eid auf die Verfassung. Europa hat also von diesem Tage an einen souveränen Fürsten mehr, dessen kleiner Staat der Türkei sozusagen vom Leib gerissen worden ist. Alexander l. mußte aber sehr bald wahrnehmen, daß er sich in keinen Rosengarten gesetzt hat, und anfangs Dccbr. war er bereits gezwungen, seine widerspenstigen Kammern aufzulösen. — Am 27. Juli verlassen endlich die allerletzten russ. Truppen die Türkei. Aber die Türkei kann trotzdem, daß sie die russischen Plagegeister nunmehr vollständig los ist, doch nicht freudig aufathmen, denn seine innern Angelegenheiten und namentlich seine kolossale Gcldnoth, sind zu trostlos. Dazu kommen, eben der trostlosen Lage halber, Minister-Wechsel ans Minister-Wechsel. Alle drei, vier Wochen taucht ein neues Ministerium auf, eines unfähiger und bestechlicher wie das andere, so daß von einer nur einigermaßen geregelten Regierung gar keine Rede sein kann. Mit dem Rückblick auf S!«tzl<ritd, das riesige aber total unterwühlte Kaiserreich, könnten wir uns eigentlich ganz kurz fassen, denn was ist vom vorgen Jahre über Rußland eigentlich )» sagen V Nihilistcnspuk, Nihilistenjammer, zahllose Brände entstanden durch heillose Brandstiftnngen, Mordthaten in Menge, dazu zwei fluchwürdige Attentate auf den Kaiser, bittere Unzufriedenheit in den meisten Schichten der Bevölkerung, Finanznoth, jämmerliche Bestechlichkeit der Beamten, Betrügereien und Unterschlagungen selbst in den höheren Verwaltungsbehörden, Einkerkerungen und Transporte Verurtheilter nach Sibirien in Massen n. s. f.; damit ist eigentlich in der Hauptsache das Wichtigste ausgesprochen, was sich in einem Rückblick aufs Jahr 79 über Rußland sagen läßt. Doch mögen in Kürze die wichtigsten Vorkommnisse in chronologischer Folge, wie bei den anderen Staaten, aufgcsührt werden. Beim Beginn des Jahres kommt aus Rußland die unangenehme Kunde, daß in Astrachan die Pest auSge- brochcn ist. Neben der Pest nm Astrachan wüthet aber auch die Rinder- und Schafpest in Polen. Die Nihilisten begrüßen das neue Jahr mit neuen Abscheulichkeiten, stecken Dörfer und Städte in Brand und verüben Meuchelmord. — Mitte Mär; macht der alte russische Staatskanzler, der intriguenrciche Gortschakoff, den Ver such, Ostrumelien mit Bulgarien, ganz den Beschlüssen der Berliner Conferen; entgegen, zu einem Staats- ganzen zu vereinigen, also Ostrumelien noch derTürkei zu entreißen. Dock England beharrte fest auf der strikten Vollziehung der Abmachungen auf der Berliner Conferen; und Deutschland stimmte England mannhaft bei, und so scheiterte GortschakoffS Plan. Diese Zustimmung Deutsch lands zu der Ansicht Englands verstimmte jedoch Rußland höchlich und Gortschakoff warf von jetzt an einen bitter» Haß auf Deutschland, namentlich aber auf den deutschen Reichskanzler Bismarck. — Im Monat März lassen die Nihilisten durch geheime Druckerei Massen von äußerst revolutionären Flugblättern Herstellen und verbreite» dieselben über ganz Rußland. Ende Mär; werden cnvlicb zwei solche geheime Druckereien in der Hauptstadt Peters burg selbst cndcckt. Auch kommen im März in Süd- Rußland blutige Aufstände zum Ausbruch unter den Donischen Kosaken, welche die Zahlung der Steuern vcrweigcru. Doch herangezogene starke Militärmacht und äußerst harte Strafen bringen die Aufrührer nach mehrern butigeu Zusammenstößen zur Ruhe. — Mitte April ist die Pest in der Umgegend von Astrachan «endlich als voll ständig erloschen cmzuschcn, und die deutsch-österreichische Pestkommission kehrt in die Heimath zurück. — Am 14. April, als am 2. Ostertag, wurde in Petersburg in der Nähe dcö Winterpalais ein Mordversuch auf den Kaiser Alexander ausgeführt. Der elende Verbrecher feuerte nicht weniger als vier Rcvolverschüsse auf den spazierenzchcndcn Kaiser ab, ohne ihn zu treffen. Der Missethäter Alexander Ssolowjcff wurde sofort verhaftet. — Am 24. April reiste Kaiser Alexander nebst Gemahlin zu einem längeren Aufenthalt nach Livadia in der Krim ab. Durch den ganzen Monat April brachten dieZcitungcn einen Tag wie den andern nur Schauergeschichten, Meuchelmorde und fluchwürdige Nihilistenthaten a»S Rußland. Einkerkerungen Verdächtiger und Abführungen Schuldiger nach Sibirien finden massenweise statt. Das Mißtrauen der Negierung ist so hochgrädig geworden, daß selbst die Regimenter der kaiserlichen Garde unter . . . . polizeiliche Aufsicht gestellt worden! Anfangs Mai wurde über das ganze europäische Rußland der Belagerungszustand verhängt, mit dem furchtbar harten und äußerst dehnbaren Zusatz: „Jeder Verdächtige (!!) wird verhaftet und dem Kriegsgericht übergeben." Das ist allerdings die vvllendeste politische Inquisition. — Mitte Mai wird die Sprache der meisten und größten russischen Zeitungen gegen das deutsche Reich und seinen Reichskanzler immer zügelloser und herausfordernder. — In den Monaten Juni und Juli verwüsteten riesige Hcnschreckenschwärme große und weite Gegenden des südlichen Rußland total. — Ende August stattete der Großfürst-Thronfolger dem König von Schweden in Stock holm einen Bestich ab, welcher Besuch den Zeitungen reichen Stoff zu mancherlei Folgerungen gab. Ueberhaupt plante zu dieser Zeit die russische Politik Bedenkliches. So war eö damals öffentliches Geheimniß, daß fick Ruß land alle Mühe gab, Frankreich zu seinem Bundesgenossen zu gewinnen. Doch sein Liebesmühen war vergebens. — In den Tagen des 3. und 4. Septbr. hatte der Kaiser- Alexander mit dem deutschen Kaiser eine Zusammenkunft iu Alexandrowno. Was bei dieser Zusammenkunft verhan delt wurde, hat die Welt nicht erfahren. Arg verstimmt wurde die russische Diplomatie durch das dreitägige Ver weilen — vom 21. bis 24. Sept. —des deutschen Reichs kanzlers in Wien, denn es konnte Rußland nicht unbekannt bleiben, daß die diplomatischen Abmachungen in Wien ihre Spitze vorzugsweise gegen Rußland kehrten. Doch die Verstimmung Rußlands hielt nicht lange an, denn bereits Mitte Oetbr. gab sich die russische Diplomatie, die Rußlands Jsolirung schwer empfand, alle Mühe, mit Deutschland wieder in ein freundlicheres Verhältnis; zu treten, jedoch die versuchte Annäherung fand in Deutsch land nur ein äußerst schwaches Echo. Anfangs Octbr. erleidet Rußland wieder eine schwere Niederlage in Mittelasien. Das russische Heer wurde vor Merw total geschlagen und mußte nothgedrnnzen seinen Rückzug an das Kaspische Meer antreten. — Am 1. Decbr. erfolgte auf den Kaiser Alexander in einer Vorstadt Moökau'S wieder ein wahrhaft teuflisches Attentat, und zwar das zweite in: Jahre 79. Der Kaiser, aus Livavia zurück- kehrenv, sollte mit dem Bahnzug, auf dem er in den Bahnhof von Moskau einfuhr, durch Dynamit in die Luft gesprengt werden. Doch der niederträchtige Plan mißlang vollständig. In Folge dieses Attentates sind die strengen Maßregeln gegen- die Nihilisten bis zur äußersten Greuze des Möglichen verschärft worden. Wir wenden nun sere Blicke auf Frankreich I» finanzieller Hinsicht hat Frank reich ein sehr glückliches Jahr hinter sich, denn überall haben die Staatskassen Ueberschüsse ergeben, so daß in den ersten zehn Monaten des Jahres 79 ein Mehr von 123 Mill. Frcs. (!) gegenüber dem aufgestellten Voranschlag erzielt wurde. Doch in politischer Beziehung gab es im merzu innere Kämpfe, indem sich die radikale Partei sehr' bedeutend bemerkbar machte, die Socialisteo immer unge stümer auftraten und der Regierung manche schwere Stunde bereiteten. Mit Beginn vc» Jahres 79 fand das Ministerium Dufaure vor der Deputirtenkammcr keine Gnade mehr. Die gemäßigte, noch weit- mehr aber die
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