Delete Search...
Dresdner Journal : 31.05.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-05-31
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190205318
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19020531
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19020531
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1902
- Monat1902-05
- Tag1902-05-31
- Monat1902-05
- Jahr1902
- Titel
- Dresdner Journal : 31.05.1902
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
tvett» Brzugk d«ch Dr«de«» M (rinlchl Zutraguag), dunh bi« V«ß k, Dtuljchen Reicht » M. (iUlSschlirßl'.ch Bestellgeld) vierteljährlich Einzelne Nummern 10 Pf. Wird Zurückjenduna der für die SchnsUeitung bestimmten, aber von dieser nicht ein- aefvrderten Beiträge bean spruch«, so ist da» Postgrld beljufügen Herausgegeben von der Königs. Expeditton de- Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheinen r Werktag» nachm S Uhr. ««tiln»tg»»««»e»üdr««r Die Zeile Neiner Schrift der 7 mal gespaltenen Ankündi- gunaS-Sette oder derenRau» »0 Ps Bei Tabellen- und Ziffernsad S Pf. Ausschlag für die Zeile. Untrem Re» oaktion-strich (Eingesandt) die Lextzeile mittler Schrift oder deren Raum bv Pf. Gebühren - Ermäßigung bet Sfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bi» mittag« ir Uhr für die nach» mittags erscheinende Nummer. O 123.Sonnabend, den 31. Mai nachmittags.1902 Bestellungen «uf das Dresdner Journal für den Monat Juni wrrden in Dre-deu-Mtstadt in unserer Geschäftsstelle (Zwinger straße 20), in Dresden - Reustadt in der Hofmusikalienhandlung von Adolf Vrauer (F. Plöt ner), Hauptstraße 2, und bei Hrn. Albert Grauert (F. u. M. Geißler- Nachf), Bautzner Straße 63, zum Preise von «s N». angenommen. Bei den Postaustalte» im Deutschen Reiche be trägt der Bezugspreis für diese Zeit I «N. In der näheren und weiteren Umgebung Dresden- gelangt das Dresdner Jonrnal noch am Abend zur Ausgabe; so in den Ortschaften de- oberen Elb- thaleS bi» Tchaudau, in denjenigen de» unteren Elbthales bis Meisten und in den an der Tharandter und Radeberger Linie gelegenen Orten. Wo in den vorgedachten Orten die Blätter den Beziehern nicht mehr zugetragen werden, wollen sich letztere mit der Post wegen Abholen» in» Einvernehmen setzen. Geschäftsstelle der vrerduer Zourualr. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den LandgerichtSdirekior Oberjustizrath Hermann Otto Göhler in Dresden auf sein Ansuchen in den Ruhestand zu versetzen, den LandgerichiSralh Clemen; Dautenhahn in Zwickau zum Landgerichtsdirektor bei dem Landgerichte Bautzen zu ernennen, die Ver setzung des Landgerichtsdirektors Heinrich Wilhelm Ludwig Philipp Gottlieb Ab6e in Bautzen zum Landgerichte Dresden, des Amtsrichters Eugen Seydel in Grimma zum Amtsgerichte Dresden und deS Landrichters vr. Georg August Hempel in Bautzen zum Landgerichte Chemnitz zu ge nehmigen, sowie dem vorgenannten Oberjustizrath Göhler den Titel und Rang eines Geheimen Justizrathes zu verleihen. Se. Majestät der König haben die Entlassung des zum ReichSarrichtSrath ernannten LandgerichtS- direttors Georg Theodor Hoffmann in Leipzig aus seiner zeitherigen Stellung und dem Staatsdienste zu bewilligen Allergnädigst geruht Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Finanz- und Baurathe bei der Staats- eisenbahnverwaltung Hunte in Dresden die nach gesuchte Versetzung in den Ruhestand zu bewilligen. Dresden, 20. Mai. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Pastor Kurt Ewald Sterzel in Dresden das ihm von Sr. Königl. Hoheit Fürst Ferdinand I. von Bulgarien verliehene Kommandeurkreuz des bulga rischen St. Alexanderordens annehme und anlege. Kunst und Wissenschaft. Residenztheater. — Am 30. d. Mt«.: Zum ersten Male: „Was die Frau will", Komödie in drei Akten von George Berwick. DaS Stück „Was die Frau will" wird wohl heute zum zweiten und letzten Male gegeben werden, wa» es insofern auch verdient, al« «» unter den Werken, die die Leitung de« Residenztheater« noch in dieser Saison auf- zuführen gezwungen war, wohl unzweifelhaft ein« der schwächsten ist. E« ist daher günstig, daß seine Wieder gabe gerade mit den jetzigen ersten Sommertagen zu- sammenfällt, deren Abendstunden vielmehr zu erfrischender Erholung und zum Genüsse im Freien als zum Theater- besuche locken. Der Verfasser der KomövieGeorgeBerwick versucht den Konflikt zweier verschiedenen Anschauungen über die Ehe und Häuslichkeit zu behandeln, bleibt aber an Aeußerlichkeiten und interesselosen Vorgängen haften Die Handlung ist ungenügend, Exposition durchau« mangelhaft. Einzelne gelungener« Episoden de« Stücke« können diesen Gesamtschwächen nicht abhelfen Die Darstellung stand nicht auf der Höhe der sonstigen Ausführungen de« Residenztheater«, wenn auch Hr Friese wie ge wöhnlich den besseren Teil seiner Rolle wirksam h«rau«- zuheben wußte und Frl. Hilpert, deren Talent sich entschieden steigernd entwickelt, sich bemühte, dem Publi kum für ihre unwahrscheinliche „Mabel" Interesse «in- zuflößen Ein gleich«» Bestreben ist Hrn. Vogel diesmal nicht nachzusagen, auch verkörperte er die Rolle de« Recht«, anwalt» Werner gar zu phlegmatisch-spießbürgerlich und gewöhnlich Die übrigen Rollen geben zu Bemerkungen keinen Anlaß. Die Jnscenierung de« Hrn. Witt war eine angemessene R. B. DreSSea, 28. Mai. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Oberpfleger Eduard Moritz Flach und dem Pfleger Friedrich August Herzog, beide an der Landesanstalt zu HubcrtuS- durg, da» Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Das Ministerium des Innern Hal der Kranken- und Begräbnißkafse der Tuchiabrikarbeiter und verwandten Berufsgenosten beiderlei Geschlechts in Kamenz und Spittel (ein geschriebenen Hilfskasse) auch auf Grund deS 6. Nach trags vom I I. Mai 1902 zu deren revidirlem Statute vom 16. September 1885 bescheinigt, daß sie, vor behaltlich der Höhe des Krankengelde», den Anforder ungen des tz 75 des KrankenversicherungLgesetzeS vom 15. Juni 1883 in der Fassung vom 10. April 1892 genügt. Dresden, am 27. Mai 1902. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. vr. Bo-el. ss35 Ernennungen, Versetzungen re. im öffeutl. Dienste. 3m VeschLftSSeretche des Ministeriums der Justiz. Da» von dem Recht»anwalt Gustav Hermann Böhme in Dresden bekleidete Amt eine« Notar» ist durch Niederlegung und Feststellung gemäß § SS de» Besehe» vom iS Juni iSvo erloschen. Im Geschifts-ereiche des Ministerium« der Finanzen. Bei der Post-Verwaltung sind ernannt worden- Dietrich, Boigt, Lorenz, Friebel, Buschmann, Naumann, Battermann, Baltz, Broß«, Troitzsch und Büthert, zeither gegen Tagegeld beschäftigte Postassistenten, al» etat» mäßige Postassistenien im Bezirke der Saiserl. Ober-Post direktion Leipzig. Im GeschistSdereiche de» Ministeriums des Kult«» und Sffentltchen Unterrichts. Zu besetzen: die ständ. Lthrerstelle in Sand Koll.: da« Ministerium de»Kultus rc. irvo M Gebalt, 110 M Vergütung f. FortbildungSschul-, SS M für Turnunterricht, sr. Wohnung u. Gartengenuß. Besuche m sämtl Zeugnissen bi» 1b. Juni an BezirkSschul- inspektor Schulrat vr. Winkler, Freiberg ^Behordl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteil« ) nichtamtlicher Teil. Die auswärtige Politik der Woche. Durch die jüngsten Vorgänge auf dem europäi schen Schauplatz ist die Hoffnung noch verstärkt worden, daß wir in diesem Jahre seit längerer Zeit zum ersten Male einem ruhigen Sommer in der auswärtigen Politik entgegengehen, ein Eindruck, den auch letzthin Reichskanzler Graf v. Bülow gegen über einem Vertreter des Pariser „Figaro" zur Sprache brachte. Präsident Loubet hat seine russische Reise ohne jeden Zwischenfall und ohne Ueberraschung für die Zuschauer der franko-russischen Freundschaftskundgebungen, in erster Linie für Deutschland, beendet. Wir brauchten uns während dieser Festtage des Zweibundes durch keinen Miß- klang getroffen zu fühlen. Sie waren im Sinne des Kaisers Nikolaus wie deS französischen Präsi denten eine Reihe von Zeugnissen für die Friedens liebe Rußlands, die von den Verteidigern der republikanischen StaatSform in Frankreich aus guten Gründen geteilt wird. DaS rechte Seitenstück Ernst Arnolds Kunstsalou. Die bisherigen Sonderausstellungen im Arnoldschen Kunstsalon waren in diesem Jahre, wie wir neulich an dieser Stelle gezeigt haben, so vortrefflich gewählt, daß jeder Besucher bei ihnen in der einen oder anderen Weise seine Rechnung finden konnte. Ob dasselbe auch zur Zeit, da die Räume in der Hauptsache von Ge mälden, Radierungen, Holzschnitten und Lithographien de« Karlsruher» Emil Rudolf Weiß in Anspruch ge nommen werden, der Fall sein wird, will uns mehr al« zweifelhaft vorkommen. Denn obwohl wir in Weiß einen Künstler kennen lernen, dessen Begabung und Eigenart nicht abzustreiten sind, so geht doch die Richtung seiner Kunst, soweit sich nach den ausgestellten Proben urteilen läßt, viel mehr auf da« Phantastische und Absonderliche, als auf das Einfache und Natürliche auS, ja man kann sagen, der Zug zum Symbolistischen, der mit der Vorliebe für das Allerprimitivste Hand in Hand geht, ist da« vorherrschende Prinzip in der Kunst anschauung dieses jungen Karlsruhers, der im Jahre 1875 zu Lahr in Baden geboren und auf der Kunst schule in Karlsruhe sowie in der Akademie Julian zu Pari« ausgebildet wurde und heute in Baden-Baden lebt, wo er nicht bloß al« bildender Künstler, sondern auch al« Dichter und Schriftsteller thätig ist Bekannt gemacht hat sich Weiß zuerst auf dem Ge biete der verfielfältigenden Künste und der Buch-Aus stellung. Seine hierher gehörigen Arbeiten, die man in großer Auswahl im weißen Kabinett des Salons ver einigt findet, lassen zunächst deutlich erkennen, daß der auf die Wiederbelebung des ganz primitiven Kontur holzschnitte« au«gehende Franzose Valloton stark auf ihn eingewirkt hat Weiß wird aber schwerlich bei uns mit diesen seinen absichtlich archaistisch gehaltenen Ver suche«, die die Vereinfachung auf die Spitze treiben, viel Glück haben, weil wir nicht zu begreifen vermögen, weil wird der Empfang Loubets am Zarenhofe durch die Begegnung erhalten, die voraus sichtlich Se. Majestät der Kaiser bei den russischen Flottenmanövern mit Kaiser Nikolaus haben werden. Wir erhalten dann ein weiteres Unterpfand dafür, daß die Pflege der Freundschaft zwischen den Herrschern und den Regierungen Deutschlands und Rußland» fortdauernd ein Gegenstand besonderer Fürsorge der Kabinette von Berlin und St. Peters burg ist. Der kurze Besuch, den Präsident Loubet auf seiner Rückreise in Kopenhagen abstattete, hat nirgends in unterrichteten Kreisen eine Mißdeutung erfahren Die Franzosen selbst bezeichneten ihn als die Erfüllung einer Pflicht der Höflichkeit gegen den greisen König Christian IX., der bekanntlich nicht- weniger als ein Gegner Deutschlands ist und gerade unserem Kaiser eine aufrichtige Freundschaft widmet. In der ersten Rede, die das französische Staatsoberhaupt nach dem Betreten des heimat lichen BodenS in Dünkirchen gehalten hat, kommt neben der Befriedigung über die herzliche Aufnahme im verbündeten Rußland auch schon die Sorge um Frankreichs innere Streitigkeiten zum Worte. Loubets Programm ist die Forderung beharrlicher, einmütiger 'Friedensarbeit unter Verzicht auf die unfruchtbaren Aufregungen des persönlichen Streites unter den Parteien. Aber ohne solchen Kampf wird eS schon bei der Wahl eines Ersatzmannes für den scheidenden Ministerpräsidenten Waldeck-Rousseau und bei der Neubildung de» Ministeriums nicht abgehen. Einst weilen ist der Rückt: itt des gegenwärtigen Kabinetts noch nicht amtlich bekannt gemacht, und schon schwirren die Namen der mutmaßlichen neuen Minister durch die Luft. Wir brauchen uns an diesem Ratespiele nicht zu beteiligen. Die Personen der kommenden französischen Machthaber sind sür uns nur insoweit von Bedeutung, al» sich an ihren Eintritt in die Geschäfte tiefere Veränderungen in der Politik Frankreichs anknüpfen. Im Innern muß man sich auf solche Wandlungen, ja, nach der Stetigkeit unter Waldeck-Rousseau, selbst auf parla mentarische Erschütterungen gefaßt machen. Aber Pj.ade weil die Sorge um seine häusliche Wellung dem neuen Ministerium Frankreichs mehr als dem bisherigen zu schaffen machen wird, kann eS um so weniger an die Eröffnung der thätigen „europäischen" Politik denken, nach der sich so viele unruhige Köpfe sehnen. In den Verhandlungen der ungarischen, be sonders aber der österreichischen Delegation haben noch mehr als bei der Budgetberatung der italienischen Deputiertenkammer eine ganze Reihe von Volksvertretern ihrem Dilettantismus auf dem Gebiete der auswärtigen Politik nicht selten mit un freiwilliger Komik die Zügel schießen lassen. Man erweist diesen parlamentarischen Sonntagsreitern der Diplomatie, gleichviel ob sie tschechische, ungarische oder italienische Namen tragen, eine Wohlthat, wenn man ihre Reden mit Stillschweigen begräbt. Für die praktische Politik ist ohnehin nichts damit zu beginnen. Ein Verdienst aber wollen wir gern an erkennen, das sich jene redseligen Vertreter der Besserwisserei wenn auch wider ihren Willen er worben haben. Ihren Ausfällen ist eS zu ver danken, daß in Rom und in Buda-Pest von Pri- netti, von Koloman v. Szell und vom Grafen v. Golu- chowski Erklärungen abgegeben worden sind, die, in Verbindung mit den bekannten Grundanschauungen der deutschen Politik, die leitenden Staatsmänner der Dreibundmächte in erfreulicher Uebereinstimmung auf der gleichen Linie zusammenfübrten. Inmitten allen halb wir eine yochenlivickttr« Technik preiSgeden sollen, um uns künstlich auf eine stammelnde Ausdruckeweise zurückzuschrauben, wie sie der Zeit kurz nach der Er findung des Holzschnitte« au» Mangel an Uebung und Erfahrung eigen war. Auch ist e« nicht abzusehen, warum wir uns abmühen sollen, die Bilderrätsel, die un« Weiß vorführt, zu lösen und seinem oft recht un klaren Symbolismus nachzugehen Wir sind glücklicher weise bereits wieder soweit gediehen, daß wir die aus allen diesen Stücken zu uns sprechende dekadente Stimm ung ablehnen und das bloße Anbeuten eines Gedankens nicht mehr als einen Gipfel der Kunst anerkennen Eher noch vermögen wir Weiß auf denjenigen Teil seines Schaffens zu folgen, der sich mit der dekorativen Ausschmückung de» Buche» beschäftigt. In seinen Zeich nungen zu modernen Dichtungen auS dem Verlage von Schuster u Löffler in Berlin, z B. für Bierbaums „Bunten Vogel", und für die Schriften de» Insel-Ver lag« hat Weiß in der That Leistungen aufzuweisen, die dem Ideal der modernen Buchausstellung, Zierstücke zu erfinden, die mit dem Typenbild des Drucksatzes zusammengehen, in hohem Grade entsprechen. Denn wenn auch viele der von ihm ersonnenen Ornamente mehr nüchtern und trocken al« phantasievoll erscheinen und die Konturen seiner Zeichnung oft zu dünn und wesenlos sind, um uns fesseln zu können, so verraten doch seine Entwürfe zu Buchdeckeln und Noten- umschläzcn, seine Exlibris und seine Vignetten und Zierleisten eine entschiedene Begabung für diese« spezielle Gebiet und beweisen, daß er mit seiner Neigung, eine ornamental« Ide« auf die einfachste Form zurückzu führen, hier nicht selten ganz auf der richtigen Fährte ist Uebrigens hat sich Weiß selbst in einem Aufsatze der Wiener Rundschau (1901, Nr 8) darüber au«- gesprochen, welche Ziele ihm bei der Pflege de« modernen Holzschnitt« vorschweben Wer sich aber die Mühe machen will, die neuesten Arbeiten de« Künstler« auf dresem Gebiete kennen zu lernen, der braucht bloß die jüngsten Hefte der von Otto Iuliu« Bierbaum herausgegebenrn „Insel", die seit dem Oktober vorigen Jahre« in einem gegenüber der früheren Ausgabe ver kleinerten Formate im eigenen Verlage in Leipzig er scheint, zur Hand zu nehmen. Er wird dort in dem Dezemberheft von 1901 das bei Arnold mit aus gestellte Holzschnittporträt des Malers Freyhold finden, da« am besten zeigt, wa« Weiß, wenn man die Berechtigung seiner Manier zugiebt, mit ihr zu leisten vermag Dieser Holzschnitt hat in weit höherem Grade als das im Hauptsaale des Salons hängende Oelporträt des genannten MalerS einen entschieden charakteristischen Zug, obwohl auch hier wieder die nachdenkliche Haltung gesucht erscheint und die auffallend groß geratene Hand, auf die sich der Dargestellt« stützt, störend wirkt. Im übrigen beweist die Ausstellung bei Arnold, daß Weiß das Zeug hat, ein tüchtiger Porträtmaler zu werden Das Oelbild seiner Braut, die ganz von vorn ausgenommen ist, bedeutet einen großen Fortschritt im Vergleich zu seinem Selbstbildnis, mit dem er auf der Deutschen Kunstausstellung von 1899 bei uns debütierte Hier sieht man ein liebevoll eindringende« Nebenstudium und «ine Schlichtheit der Auffassung, die an die alten deutschen Meister erinnert Auch das Profilbild derselben Dame, da» mit ungemein lebhaften Temperafarben, wenn auch etwa« flach gemalt ist und förmlich leuchtet, kann als Beweis für da» Gesagte angeführt werden, während ihr drittes Bildnis, auf der sie in ganzer Figur neben dem Klavier stehend als „Sängerin" erscheint, durch das schlafrockartige Kleid, das sie trägt, leidet, ganz abgesehen davon, daß die Farben diese« Bilde« eingeschlagen sind und nach« gedunkelt haben. Weniger störend empfindet man diese« formlose Kostüm bei dem Porträt der Mutter de« Künstler« Auch bei ihm fesselt uns die rein auf den Au«druck de« Seelischen ausgehende DarstrllungSwns«, nicht immer bloß journalistischen Treibens gegen die Tripelallianz hat sich die Diplomatie der verbündeten Mächte vollkommen auf der Höhe ihrer Aufgabe gezeigt. Leichter und ruhiger als bei der ersten Erneuerung vollzieht sich die abermalige Verlänger ung de» mitteleuropäischen Fliedensbundes. Die diplomatischen Unterhandlungen der drei Kabinette können schon jetzt als abgeschlossen gelten; es handelt sich im Giunde nur noch um Förmlichkeiten. Ohne viel Aufhebens sind nach der bekannten Januar- Erklärung des Grafen v. Bülow die Erörterungen begonnen und durch die Besuche de» Reichskanzler- in Venedig und Wien rascher zu einem befriedigenden Ergebnisse gefördert worden, dessen Verkündung uicht lange mehr auf sich warten lassen dürfte. Vielleicht schon früher kann die friedliebende Menschheit eine Mitteilung der englischen Regierung über die Wiederherstellung des Friedens in Süd afrika erwarten. Zwar weisen Meldungen au» London noch immer auf eine scheinbar jeder Ver ständigung abgeneigte Minderheit der Burensührer hin. Ernstlich aber glauben die englischen Staats männer wohl kaum, daß die Wiederaufnahme deS Kampfes, zu der sie sich entschlossen zeigen, noch er forderlich sein wird. Auch die öffentliche Meinung Englands, die jetzt nach der Verkündung des Friedens gleichsam lechzt wie einst nach der Kriegserklärung, würde sich mit der Fortsetzung deS Feldzuges schwer versöhnen lassen. Eine amtliche Erklärung des britischen Ministeriums im Parlament hat Balfour für tnn nächsten Montag in ziemlich sichere Aussicht gestellt. Sie wird noch nicht den Abschluß de» Friedensvertrags bestätigen, aber vielleicht das end- giltige Ergebnis feststellen, daß England sein vor nehmstes Ziel, die Anerkennung seiner Oberherrschaft über die Buren, erreicht hat und in Südafrika die ersehnte Waffenruhe ausrufen lassen kann. Für Ostasien hat die russische Presse während der Anwesenheit deS Präsidenten Loubet in St. Peters burg sür die nächste Zukunft eine gestrig: rte Thätig- keit des Zweibundes angekündigt. Wer einige Er fahrung besitzt, wird sich aber sagen, daß es mit einem gemeinsamen Vorgehen zweier Mächte, da» vorher in den Zeitung: n gemeldet wird, nicht viel auf sich zu haben pflegt. Auch ist die nordchinesische Eisenbahnfrage, für die in erster Linie von den „Birschewija Wjedomosti" eine franko-russische Kund gebung gefordert wird, in den Erörterungen der Diplomatie gerade jetzt nicht brennend. Eher könnte an anderen Stellen eine leise Erinnerung an die Wirksamkeit des europäischen Zweibundes auch in Asien den Verbündeten von Nutzen sein: für Frank reich in Kuangsi und im Mckongthale, für Rußland in Korea. Während über das Erlöschen der Wirren im südlichen Tschili die Nachrichten andauernd günstig lauten, verbreitet das englische Telegraphen bureau aus Kanton und Pekmg Meldungen, wonach die Lage in Kuangsi für Frankreich einen ernsteren Charakter annimmt und vielleicht doch noch das den chinesischen Behörden schon mehrfach angedrohte be waffnete Einschreiten notwendig macht. Man braucht dies noch nicht im vollen Umfange sür richtig zu hatten; schon der Zusatz, eS handle sich um eine Bewegung zur Vertreibung der Mandschu- Dynastie — bekanntlich ein von englischen China politikern wiederholt aufgestecktes Ziel —, deutet auf die absichtsvolle Färbung der Nachrichten hin. Zum Teil aber mögen sie immerhin der Wahrheit entsprechen. Die französische Regierung ist ihnen bisher ebensowenig mit bestimmten Aufklärungen entgegengetreten wie den englischen Preßmeldungen
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview