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Dresdner Journal : 17.02.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-02-17
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190202176
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19020217
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19020217
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1902
- Monat1902-02
- Tag1902-02-17
- Monat1902-02
- Jahr1902
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- Dresdner Journal : 17.02.1902
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vez»««»ret«: Bei» Brzua« durch dt« G«schäst»ß«lle t»««rHnt» Vr«»d« 2,üv M ^«inschl . Aulraguua), durch di« VE u« Reiche » M taulschließlich Bestellgeld) vierteljährlich Emzela« Nummern 10 Pf wird Zurücksendung der für die Schristieituog bestimmten, aber von dieser nicht ein» «esorderten Belträg» bean» MNlcht, so ist da« Poftgeld beijufügen. Drrs-ner W Äm n al. Herausgegeben von der Königl. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheinen r Werktag« nach« L Uhr. A«tü»bt«»n««,e»»drr»t Dir Zelle kleiner Gchrist der 7 mal gespaltenen Antündi- gung- «Nie oder drrenRaum io Ps Bei Tabellen- und Ziffernsatz d Ps Aufschlag für die Zeile Unterm Re» daktionSstrich < Eingesandt) di« Dextzeile mittler Schrift oder deren Raum KO Pf Gebühren - Ermäßigung bet Öfterer Wiederholung Annahme der Anzeigen bi« mitmg« 12 Uhr sür die nach mittag« erscheinend« Nummer W3!>. Montag, den 17. Februar nachmittags. 1802 Amtlicher Teil. Dres-cu, 17. Februar. Ihre Kaiser!, und Königl. Hoheiten die Frau Großherzogin von Toscana, der Erzherzog Leopold und die Erzherzogin Margarethe von Oesterreich sind heute vormittags 11 Uhr 28 Min. nach Wien abgereist. Dresden, 11 Februar. Se. Majestät der König haben AUergnädigst geruht, dem in den Ruhestand getretenen Kirchschullehrer Kantor Ernst Bruno Kretzschmar in Seelitz das Albrechtskreuz zu ver leihen. Zur Beseitigung bisher vorgekommener Ab weichungen in der Schreibwe.se des Namens der ländlichen Ortschaft und des Rittergutes Cunnersdorf im Bezirke der Amtshauptmannschaft Kamenz wird hiermit bestimmt, daß die vorstehende Schreibweise künftig allgemein anzuwenden ist. Dresden, am 11 Februar 1902. Ministerium des Innern. l»7« v. Metzsch. iBehördl Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.- Nichtamtlicher Teil. Sozialdemokratisches. Gegenüber dem prahlerischen Auftreten der Sozial demokratie im Reichstage und der übermütigen Art, mit der sie sich selbst in Fällen des Mißbrauchs entwendeter oder sonst unrechtmäßig in ihren Besitz gelangter Aktenstücke anderen Parteien gegenüber aufjpielt, mag es an der Zeit sein, daran zu er innern, in welchem Maße Unwahrhaftigkeit und Ver stellung bei der Gründung der sozialdemokratischen Partei Pate gestanden haben. Als im Jahre 1875 die beiden bis dahin getrennten und teilweise ein ander scharf bekämpfenden sozialistischen Richtungen sich durch das Gochaer Programm zu der heutigen sozialdemokratischen Partei vereinigten, hat Liebknecht dieses Programm in der Press» und in einer Broschüre unter dem Titel „Was die Sozialdemo kraten sind, und was sie wollen" als die lautere Wahrheit und Wissenschaft gepriesen. In Wirklich keit aber Halle die wissenschaftliche Autorität der Sozialdemokratie, Marx, der auch heute ncch als solche von den Sozialdemokraten anerkannt wird, kurz vor der Annahme dieser Programms vom wisfemchaftlichen Standpunkte aus ein vernichtendes Urteil darüber gefällt und es ausdrücklich als ein verwerfliches und die Partei demoralisierendes bezeichnet. Ec hatie diese seine Auffassung in Schieiben an seine namhaftesten Anhänger in Deutsch land, insbesondere an Bebel, Liebknecht und Auer zum Aus ruck gebracht. Aber die sozialdemokratischen Parteiführer haben dieses abfällige Urteil des Partei apostels einfach verschwiegen und nicht zur Kenntnis ihrer Anhängerschaft gebracht. Wie unehrlich die Führer der heutigen Sozialdemokratie damals zu Werke gegangen sind, hat Liebknecht später, als jene Auffassung von Marx öffentlich bekannt wurde, mit rücksichtsloser Offenherzigkeit zugegeben. Er, der selbst das Gothaer Programm, wie bereits erwähnt wurde, als Ausfluß der reinen Wissenschaft und Wahrheit in allen Tonarten gepriesen batte, sprach sich damals dahin aus, daß alles, was Marx theoretisch gegen den Gothaer Entwurf gesagt habe, bi- auf den letzten Buchstaben richtig sei. Man wird daher nicht zu weit gehen, wenn man sagt, daß es der Geist der Unwahrheit und Unehrlichkeit war, der in der Entstehungsstunde der sozialdemo kratischen Partei ihr das charakteristische Gepräge gegeben hat. Wenn die Sozialdemokraten wieder im Reichstage anderen Parteien gegenüber das große Wort führen sollten, so werden diese gut thun, sich dieser Thatsache zu erinnern. Die Lage der in der Seeschiffahrt beschäftigten Arbeiter. Der „Verein für Sozialpolitik" hat in seiner vorjährigen Ausschußsitzung beschlossen, eine Unter suchung über die Lage der in Ler Seeschiffahrt be schäftigten Arbeiter anzustellen und das Ergebnis der Oeffentlichkeit zugänglich zu machen. Als all gemeine Einleitung sollen diesem Enquetewelk drei Abhandlungen vorauSgeschickt werden: 1. Ueber die technische und wirtschaftliche Entwickelung der See schiffahrt von der Mitte des vorigen Jahrhunderts. 2. Ueber die historisch-rechtliche Gestaltung deS ArbeitSverhältniffes bis zur Einfühlung des deut schen Handelsgesetzbuchs. 3. Ueber die gegenwärtige Rechtsordnung des ArbeitSvertrags. Die erste dieser Abhanklungen ist aus der Feder von E. Fitger in Bremen soeben ausg, geben worden, die sämtlichen übrigen Arbeiten sollen bis Mitte nächsten Jahres erscheinen. Tie Aufgabe, die sich der „Verein für Sozial politik" mit dieser Untersuchung gestellt hat, ist eine sehr bedeutsame und keineswegs eine leichte. Er hat dazu, wie Prof. E. Francke in feiner Vor bemerkung zu der vorliegenden Abhandlung mitteilt, eine Reihe namhafter und unterrichteter Mitarbeiter gewonnen, die sich in den Dienst der Sache stellen wollen. Um eine einheitliche Ordnung der Unter suchung und eine gewisse Uebereinstimmung zu er möglichen, ist den Arbeiten eine Fragebogen zu Grunde gelegt worden,der einenerschöpfendenEinblickm den Plan der Enquete gewährt und demgemäß aller dings einen ungewöhnlich großen Umfang hat. Das betreffende Schriftstück, das dreizehn Hauptabschnitte mit einer überaus reichlichen Zahl von Unterfragen aufweist, stellt weit eher einen Leitfaden sür die ge plante Untersuchung dar, als einen ohne Schwierig keiten auszufüllenden Fragebogen. Man ersieht daraus aber, welche Riesenarbeit die Unternehmer und Bearbeiter dieses Enquetewerkes zu bewältigen haben werken, ehe dessen Ergebnisse veröffentlicht werden können. Zunächst ist eine Nachricht über den Stand und die neuere Entwickelung der Seeschiffahrt in den einzelnen Häfen erwünscht, dann soll die Zahl und Art der Reedereien, ihr Aktienkapital, die Größe und Ausrüstung der Schiffe, die Rentabilität der Reedereien sowie die Zahl der einzelnen Kategorien der seemännischen Arbeiter angegeben werden. Hierauf folgen zahlreiche Fragen nach den Heuern bez. Gagen für diese Arbeiterkategorien. Es soll fest gestillt werden, ob und welche Unterschiede in den Lohnsätzen zwischen großm Aktiengesellschaften und kleinen Reibereien stattfinden. Ferner soll nach geforscht werden, ob Uederangebot oder Mangel an Arbeitskräften herrscht, welcher Art die Kost, das Logis, die Abmusterung und die Beschäftigungs dauer ist. Tie Frage nach der Arbeitszeit zerfällt in eine große Reihe von Unterfragen (man zählt deren 32), die wohl in recht vielen Fällen unbeant wortet bleiben werden. Ein umfangreicher Abschnitt deS „Fragebogens" beschäftigt sich mit dec Art der .Anheuerung". DaS ist auch in der That ein Punkt, der genaue Be achtung verdient. Auf keinem Gebiete der Arbeits- vermittelung wird so starker Mißbrauch getrieben wie auf dem der „HeuerbureauS". Gelingt eS der in Rede stehenden Enquete, hier zunächst Aufklärung zu schaffen und den Umfang dieser M.ßstände fest- zusiellen, so verdient das an sich schon großen Dank. Die ausführliche Bearbeitung gerade dieses Kapitels kann also nicht dringend genug empfohlen werden. Des werteren soll sich die Untersuchung noch auf die Beschaffenheit der Kost an Bord der Schiffe, die Beschaffenheit der „Volkslogis", bez. Schlafräume für die Mannschaft, die Krankenpflege und den Zu stand der Medikamente auf den Seeschiffen, sowie auf die Rechtsverhältnisse der Schiffsleute erstrecken. Ferner soll ermittelt werden, welche WohlfahrtSein- rrchiungen für die Schiffsmannschaften bestehen, wie deren sittliche Zustände beschaff.» sind, ob sür Lek türe an Bord gesorgt ist und wie sich das häusliche Leben verheirateter Schiffsleute gestaltet. Schließlich wird nach den persönlichen Verhältnisse der in der Seeschiffahrt beschäftigten Arbeiter und über deren Organisation gefragt. Man wird zugeben, daß dies ein Arbeitsplan ist, der an Reichhaltigkeit und Voll ständigkeit nichts zu wünschen übrig läßt. Hoffent lich gelingt es, ihn innezuhalten. Der Krieg in Südafrika. Nach längerem Schweigen vernimmt man wieder etwas vom Kriegsschauplätze, und zwar handelt es sich um einen bereits Mittwoch, den 12. d. MtS., im Oranje-Freistaate erlittenen Mißerfolg der Eng länder. DaS in Frage stehende Gefecht hat, soweit man aus den bisher vorliegenden, teilweise nicht widerspruchslosen Meldungen schließen kann, offenbar zu immerhin bedeutenden Verlusten geführt. Nähere Mitteilungen sind zur Zeit noch nicht bekannt ge worden. Die vorliegenden Depeschen lauten wie folgt: London, 15 Februar. Nach einer vorgestern ver- tftsrn'ilchten Verlustliste wurden am letzten Mittwoch bei Klipriver vier Offiziere verwundet, zwei Mann getütet und 27 verwundet — 1K. Februar. Lord Kitchener berichtet auS Pretoria vom 15. d. MtS: Ein Bataillon berittener Infan terie wurde bei einem AufklSrungSmarjch am 12 d. Mt« im Zuituerboschrande mit einer starken Buren- abtellung in ungünstigem Gelände in einen Kamps ver wickelt 11 Mann fielen und 40 wurden verwundet, bevor cS den Truppen gelang, sich in den Schutz der Blockhäuser zurückzuziehen. RawlinlonS Kolonne ist gegen die Buren unterwegs. DaS .Reutersche Bureau" bemerkt, eS handle sich anscheinend um den bereits gemeldeten Vorfall bei Klip river. Pretoria, 16 Februar. Am 12. Febiuar wurden hundertundsünszig Mann englische berittene In fanterie in der Nähe von Klipriver nach tapferer Gegenwehr überwältigt. 12 Mann sind gefallen und 48 verwundet, darunter mehrere Offiziere. Laut einer vorgestern in Pretoria veröffentlichten Bekanntmachung sind, wie ferner erwähnt sei, noch 25 Burenführer, darunter fünf Kommandanten und zwei ehemalige Mitglieder des Volksraad, für immer aus Südafrika verbannt worden. Tagesgeschichte. TreSdeu, 17. Februar. Am gestrigen Sonntag besuchten Beide Königliche Majestäten den Vormittagsgottesdienst in der katholischen Hofkirche und abends wohnten Allerhöchstdieselben der Auf ¬ führung deS Blumenthalschen Lustspiels „Die Fee Caprice" im Rtsidenztheater bei. — Heute vormittag hörten Se. Majestät der König im ResiLenzschlosse die Vorträge der Herren Staats Minister und des Königl. Kabinetts sekretärS und nahmen militärische Meldungen entgegen. — Ihre Kalserl. und Königl. Hoheiten die Frau Großherzogin von Toscana und die Erz herzogin Margarete sind heute nach mehr wöchigem Besuche am Königlichen Hofe von Dresden wieder abgereist. Die Höchsten Herrschaften begaben sich vormittags 11 Uhr 28 Min. ab Haupt bahnhof nach Wien Mit demselben Zuge hat auch Se. Kaiseil, und Königl. Hoheit der Erzherzog Leopold von Oesterreicd Dresden wieder ver lassen. Ihre Kaiser!, und Königl. Hoheit die Frau Prinzessin Friedrich August begleitete Höchstihre Durchlauchtigsten Verwandten nach dem Haupt dahnhofe. — Graf Welsburg, der seit vergangenen Sonnabend als Gast des Königspaares im Residenzschloffe weilte, ist heute vormittag 10 Uhr von hier wieder abgereist. — Nächsten Donnerstag nachmittag werden Se. Hoheit der Erbprinz und Ihre Königl. Hoheit die Frau Erbprinzessin von Sachsen-Meiningen zu Besuch Ihrer Königlichen Majestäten in Dresden eintrrffen. Dresden, 17. Februar An der Familien - täfel, die gestern nachmittag um 2 Uhr bei Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Georg im Palais Zinzendorfstraße stattfand, nahmen teil: Ihre Kaiser! und Königl. Hoheiten die Frau Großherzogin Alice von ToScana mit der Erzherzogin Margarete und dem Erzherzog Leopold, die Frau Prinzessin Friedrich August, sowie Ihre Königl. Hoheiten die Frau Prinzessin Johann Georg, die Prinzessin Mathilde, als auch die Prinzen Georg der Jüngere und Friedrich Christian. — Bei Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Georg findet heute nachmittag um 5 Uhr im PalaiS Zinzerdorfstraße eine größere Tafel statt. Zu derselben sind die nachgenannten Herren ein- geladen: Staatsminister vr Rüger, Excellenz, der Großbritannische Ministerresidem Viscount Gough, Ihre Excillenzen Hausmarschall Wirk!. Geh. Rat v. Carlowitz-Hartitzsch, Generaladjutant General leutnant v. Broizem, sowie die Generalleumants z. D. Müller v. Bernek, Frhr. v. Hoenning o Carroll und v. Schmalz: ferner die Ministerialdirektoren Geh Räte vr Tiller und vr. Barchewitz, Geh. Rat Prof. vr. Schilling, Generalmajor v. Kaufmann, Oberpostdirekior geh Oberpostrat Halle, Oberst Krille, geh. KnegSrat Sturm, die Obersten v. Kospoth und Ehrenberg, Amrshauptmann geh. Regierungsrat v. Craushaar, Justizrat Leonhardi, Major Wilhelm, Kammerjunker Regierungsrat v. Nostitz Wallwitz, die Mitglieder des Akademischen Rats Professoren Kuehl und Bracht, sowie Hofrat vr. Behrens und Maler Claudius. Deutsches Reich. Berlin. Ueber die am vergangenen Sonnabend erfolgte Abreise des Prinzen Heinrich von Preußen nach Amerika ist noch folgende« nachzutragen: Prinz Heinrich traf am Sonnabend nachmittag gegen 1 Uhr von Kiel kommend in Bremen ein und nahm mit seinem Gefolge im Fürstenzimmcr deS Bahnhofs dar Frühstück ein. Um 1 Uhr 40 Min kam da» weitere Gefolge des Prinzen Heinrich, von Berlin kommend, rn Bremen an, worauf um 1 Uhr 55 Min die Abfahrt nach Kunst und Wissenschaft. Königl. Opernhaus. — Am 16. d. MtS.: „Lohen- grin". Romantische Oper in drei Akten von Richard Wagner. Nach den bisherigen erfolgreichen Gastspielen von Frau Paula DoengeS war man, obwohl sie nur ein mal Gelegenheit boten, die Künstlerin — als Elisabeth im „Tannhäuser" — in einer Wagner Rolle zu sehen, berechtigt, ihrem Auftreten als Elsa ein besonder»« Interesse entgegenzubringen Die äußere Erscheinung, wie der jugendliche, mädchenhafte Klang der Mittellage ihrer Stimme wiesen sie augenfällig auf diese Partie hin, sodaß man von vornherein annehmen durste, einer treff lichen Leistung zu begegnen In dieser Erwartung sah man sich denn auch nicht getäuscht. Man wird die Elsa der Künstlerin, obwohl sie, wie man erfährt, mit einer Indisposition zu kämpfen hatte, zu dem Besten zählen müssen, wa« sie un« geboten hat. Vor allem war auch die Darstellung sichtlich da» Ergebnis einer sorgsam nachschaffenden Intelligenz, die gleich in der Traum- »erkündung im ersten Akt und in den Scenen mit Ortrud im zweiten die Gestalt der „reinen Thörin" ganz im Sinne Wagners zu modellieren trachtete. Während aber Frau DoengeS in den letzteren eine an nähernd« Partnerschaft fand, konnte man das in den Scenen mit dem Titelhelden nicht sagen Mit anderen Worte«, Frl. Sengern vom Stadttheater in Leipzig, die die durch Frl o. Chavanne« Erkrankung in Frage gest-llte Borstelluna rettete, erwie« sich al« stimmlich wie darstellerisch sehr begabt Allen den Ansorderunaen zu genügen, die gerade die hochdramatisch« Partie der Ortrud in physischer und geistiger Hinsicht stellt und deren Er füllung nur von einer vollreifen künstlerischen Persönlich keit z« erwarten ist, wird einer anscheinend noch in den Anfängen ihrer Bühnenlaufbahn stehenden Sängerin ohnedies nicht gegeben sein Dagegen hielt sich Hr vr. v. Bary im Gegenspiele mit Elsa noch vornehmlich passiv, wie denn der Sänger überhaupt gegenwärtig in einem Stadium steht, in dem man mit dem „Thun und Lasten" nicht streng in» Gericht gehen wird, und das umsoweniger, al« doch immerhin Anzeichen vorliegen, die eine Entwickelung auch nach der darstellerischen Seite verheißen Ungleich günstiger al» bisher zeigte sich der stimmliche Besitz des Sängers Nach dem, wa» man zu hören bekam, kann e« kaum mehr einem Zweifel unterliegen, daß Hr vr v Bary mit dem Gewinn der Bühnensicherheit und mit einer allmählich freier werdenden Tonbildung in die Lage kommen wird, die gesangliche Leistung zu einer mehr al» nur befriedigenden zu ge stalten. Man kann unter solchen Umständen denn auch warm dafür eintreten, daß der Sänger öfter al» bi»her herauSgrstellt werde. Die übrigen Hauptpartien der Oper führten al» stimmfrischen König Heinrich Hin Plaschke und al» namentlich im zweiten Akt erfreulich au» sich herau»gehenden Telramund Hrn Höpfl vor. Die Vorstellung leitete schwungvoll und eneraisch Hr. Kapellmeister Kutzschbach O S Konzert. In der Ehrlichschen Musikschule fand zu Gunsten ihre» Freistellensond» am vergangenen Sonn abend «in Konz«rt statt, an dessen Ausführung mit Ausnahme von Frau Karchow-Lindner und Hrn Wolfgang Pichte! (Klarinette) ausschließlich Lehrkrält« de« Institut« beteiligt waren Hr Direlior Lehmann- Osten, der am Klavier sämtliche Begleitungen über nommen batte, vereinigte sich mit Hrn Emil Steglich zu der stilgerechten, musikalisch sorgfältig auügearbritettn Wiedergabe der Beethovenschen v-äur-Sonate Später erfreute der genannte Violinspieler durch WieniowtkyS „Legende", deren Vorführung durch ein klangvollere» Instrument in der Wirkung allerdings noch gefördert worven wäre. Frl Marie Albern und Frl Iva Zimmermann bereicherten da» Programm durch eine Reihe glücklich gewählter Lieder, unter denen R. Wagners „Träume" besonder» hervorgehoben zu werden verdienen Die letztgenannte Sängerin hatte auch das Sopransolo in der (so gut wie unbekannten) Schubertschen Kom position „Der Hirt auf dem Felsen" übernommen Frau v Gromadzinska vermochte für Chopin» k'-woU-Ballade den erforderjichen Grad technischer und musikalischer Reife einzusetzen, und Frau Karchow-Lindner bewährte sich in Dichtungen von Wildenbruch („Da» Hexenlied"), Bauer und Solbrig auf» neue al» eine geistvolle, gewandte Vor- tragSkünstlerin DaS Konzert war gut besucht U S. Zur Frage der Pröll-Heuer-Stiftung. Hr Prof vr Paul Schumann ist in Nr 44 de» „Dresdner Anzeiger»" nochmal» auf die Ankäufe von Gemälden au» der Pröll-Heuer-Stiftung zurückgekommen. Seine längeren Ausführungen veranlassen uns zu folgenden Bemerkungen, die vielleicht auch für weitere Kreise von Interesse sind Di« Pröll-Heurr-Stiftung beruht auf «incm gericht lichen Testamente de« im Jahre 1879 verstorbenen Porträtmaler» Max Heinrich Eduard Pröll-Heuer in Dresden, da« am 6 Juni 1867 errichtet worden ist In diesem Testamente heißt e» wörtlich: „Zu meinem Universalerben setze ich die Königl. Sächsische Malerakademie allhier, wo ich und mein ver storbener Pflegevater Anton Heuer unentgeltlich sich zum Maler gebildet hab«», unter nachstehenden Wünschen und Bedingungen sowie auf weiterfolgcnden Legaten beziehend dergestalt ein: daß dieselbe mein Vermögen, das zum größten Teil nur in guten Hypotheken-Konsensen besteht sowie in meinem Hau«, Dohnaer Platz Nr 8, ferner getreu ver walten und nur die Zinsen von diesen Kapitalien jeden Jahre» zum Ankauf von Gemälden von deutschen lebenden vorzüglichen Künstlern ver wendet werden, welche Gemalte dann auf die hiesige Königl. Gemälde-Galerie oder Landet-Museum kommen solle», damit nach und nach die Königl. Sächsische Galerie auch Gemälde von neueren berühmten Meistern erhalten soll, welche« stet« ein großer Wunsch von mir war Daß diese Gemälde womöglich von hiesigen Kunstausstellungen gekauft und allgemein von Künstlern und Kunstfreunden als vorzüglich« Gemälde anerkannt werden." In einem Testamentsnachtrage vom 12 März 1875 ist dann noch weiter bestimmt: „5. Die von mir in meinem Testament errichtete Stiftung soll den Namen Pröll-Heuer-Stiftung trage», und da ich behus« ihrer Begründung die Königl Sächsische Malerei Akademie zum Universalerben einsetze, so hat der ihr vorstehende Akademische Rat über die Verwendung der EtiftungSnutzungen zu dem von mir in meinem Testamente angegebenen Zwecke Beschluß zu fassen . . . Hr Advokat vr. Pilling, welcher meine dereinstig« Verlaffenschaft zu ordnen und zu verwalten und meinen letzten Willen zu vollziehen von mir beiufen ist, hat auch seinerseits gewissenhaft dafür Sorge zu tragen, daß die von mir begründete Stiftung bestätigt, damit in« Leben gerufen und dem Zwecke überwiesen wird, den ich ihr gegeben habe" Diese Bestimmungen sind nach bekannten Recht»- grundsätzen streng einzuhalten Gegen stiftungkwidrige Abweichungen hätte nicht nur da« Ministerium als Auf sichtsbehörde einzuschreiten, sondern auch der zum Testamentsvollstrecker bestellte, jetzt noch lebende Hr Justizrat vr Prlling würde in der Lage sein, hiergegen Einsprache zu erbeben, und wir können verraten, daß er sich bi» in die letzt? Zeit sür die Verwendung der Stiftungsgelder stet« lebhaft interessiert und wiederholt
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