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Dresdner Journal : 07.03.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-03-07
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190203076
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19020307
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19020307
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1902
- Monat1902-03
- Tag1902-03-07
- Monat1902-03
- Jahr1902
- Titel
- Dresdner Journal : 07.03.1902
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ve,u««vret»r Ori» Bezüge durch dt« Gefsäftofteu« t»»ertz«tA »reiten» 2,üv M (einichl- kiu mguugl, durch die ^»k W Deuifchen Reiche 3 M. GuSschlietzlich Bestellgeld) vierteljährlich »uzelne Nummern 10 Pf. Sich Zurücksendung der für die Schristleitung bestimmte», »der von diefer nicht ei», geforderten Beiträge bea»- ^richt, io ist da- Postgrld beizuftige» Herausgegeben von der König!. Expedition de» Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Orschet»«», Werktag« nach«, b Uhr. Ankü«»t«»ng«ge»»tzre«: Die Zeile kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Ankündi- glüi^s-^tilr oder deren Rau» >0 Ps Bei Tabellen- und Zissernsay S Pf Ausschlag für die Zeile Unterm Re- daktiontstrich (Eingesandt) die Textzeile mfttler Schrift od« deren Raum bv Ps. Gebühren. Ermäßigung bet öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bi« mittags 12 Uhr für die nach» mitta g- erscheinende Nummer. 1902 O54 Freitag, den 7. März nachmittags. Amtlicher Teil. Dres-e«, 7. März. Se. Königl. Hoheit der Prinz und Ihre Kaiierl. und Königl. Hoheit die Frau Prinzessin Friedrich August, Herzog und Herzogin zu Sachsen, sind heute vorm. 7 Uhr 58 Min. nach Wiesbaden gereist. Dresden, 4. März. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Turnlehrer an der UI. Bürgerschule in Leipzig August Erbe- da- AlbrechlStreuz zu verleihen. Ee. Majestät der König haben Allergnädigst «ruht, dem Straßenwärter Trommler in Wald kirchen bei Lengenfeld das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Auf Ansuchen ist genehmigt worden, daß daS im Verzeichnisse der Rittergüter im Königreiche Sachsen (Seite 433 des Gesetz- und Verordnungsblattes von 1832) aufgeführte, jetzt zum Gemeindeverbande Gun- dors mit Neuscherbitz gehörige Rittergut Neufcherbitz künftig den Namen „Rittergut Gundorf" führt. Dresden, den 28. Februar 1902. Ministerium des Innern. lv77 v. Metzsch. Grnemrnnge«, Versetzungen re. im öffentl. Dienste. I« Geschäftsbereiche des Mtuisteriums der Finanzen. Bei der Verwaltung der SlaatSeisenbahnen sind er nannt worden: Eyse und Sperber, zeither Technische Bureauassistenten, al» Technische BetriebSsrkr, täre in Dresden; Haumann, zeither Bahnmelsteraisistent, als Bahnmeister in Meuselwitz; Dämmig, zeilher Weichenwärter II. Kl., als Schirrmeister in Pirna; Kretzschmar, zeither Packer, al« TtanonSschreiber (Verwalt-r der Haltestelle) in Frauendorf; Käser, zeitherWeichenwärter II Kl , alS Weichenwärter I Kl. in Zwickau; die nachgenannten HilsSweichenwärter alS Weichen» Wärter ll Kl.: Bibrach in Dresden A., Christoph in Lhemnitz, Kunze in Pirna, Prvhl in Gößnitz, Schneider in Zwickau und Schulte in Leipzig; Klug, zeither Büter- schreiber, als Packer inJohaungeorgenstadt;Kuni», Schneider iwd Weder, zefther Stellvertreter, «nd Rösch, zeither Bor» «beiter, als Bahnwärter sür Posten Dresden—Werdau 38 ll, Zwönitz-Chemnitz l0, Dresden-Werdau 49 ll und Wolken stein-Jöhstadt S. (Behördl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Die Beseitigung des NeichSdkfizits. Die Budgetkommission hat ihre Beratungen über den ReichShauShaltSetat für 1902 abgeschlossen; auch im Plenum des Reichstage- wird bis Ende nächster Woche der Abschluß der Etatsberatungen erwartet werden dürfen. ES sind bereit- in der zweiten Plenarberatung einzelne Abstriche an verschiedenen itatStiteln erfolgt, wie sie in solchem Umfange bisher nicht üblich waren. Bei der erhöhten Sparsamkeit, die gerade bei der Aufstellung des vorliegenden Budgets gewaltet hat, ist von vornherein nicht an- mnehmen, daß die erwähnten Abstriche gleichbedeutend sein können mit endgiltigen Ersparnissen. Es han delt sich vielmehr im großen und ganzen nur um augenblickliche Verminderung solcher Ausgabeziffern, die vorläufig aufgeschoben werden können, um desto bestimmter in den Etats der nächsten Jahre wieder- Kuust und Wissenschaft. Königl. Opernhaus. — Am 6. d Mt«.: „Violetta'^ (b» Iranist»). Oper in vier Akten von F. M. Piave Musik von Joseph Verdi. Augenscheinlich von dem Gedanken geleitet, zunächst die vorhandenen einheimischen Kräfte auf ihre Verwend barkeit und Entwickelungtfähigkeit zu erproben, bevor man zu neuen Gastspielen auswärtiger verschreitet, ließ die Leitung des Königl Instituts sich jetzt Hrn Höpfl in der Rolle de« Georg Germout versuchen E« ist keine leichte Aufgabe, der sich hier ein Sänger, der nicht gewöhnt ist, im „vollen Sonnenlichte" erster Partien sich zu bewegen, gegenübergestellt sieht Da«, waS man mit würdiger Repräsentation bezeichnet, ist just an sich nicht da» Leichteste, wa« es auf der Bühne giebt. Hier aber gesellt sich dieser noch mancherlei hinzu: der Ausdruck der Sorge um da» Schicksal de» Sohnes, di« Kund gebung einer nicht zu unterdrückenden Sympathie für die Heldin der Stück«, de« Mitleid« mit ihr rc , wa« die Aufgabe erschwert E« wäre also auch unbillig, zu verlangen, daß hier ein erster Versuch zu einem völlig befriedigenden Ergebni« führen solle, und Hr. Höpfl wird also im vorau« auf eine mildere Beurteilung seiner darstellerischen Leistung Anspruch erheben können Man wird zunächst anzuerkennen haben, daß er e« ganz richtig al« die Grundlage der Repräsentation erfaßte, sich eine gewiße Zurückhaltung in Haltung und Beweg, ungen auferlegen zu müßen Nur ging der Künstler hierin zu weit Er wurde steif, wo er förmlich oder streng sein sollte, er verharrte in Teilnahmlosigkeit, wo ihn die Vorgänge an« Herz greifen sollten, wie in dem berühmten „Weine, weine" in seiner großen Scene mit Violetta Aber hier kann und wird sich manche« bei wiederholtem Auftreten in der Rolle bessern, wenn ander« zukehren. Für den Gedanken, durch ergiebige Ab striche die Summe de« Ausgabebedarfs sür da» Reich zu verringern, war das Bestreben der Mehrheit der Budgetkommission maßgebend, den großen Fehl- beirag abzumindern oder womöglich ganz au» der Well zu schaffen Man wird nicht gerade behaupten können, daß diese- Ergebnis wirklich erzielt worden sei. Wohl ist eS gelungen, den im Etat auf 182 Mlll. Mark angegebenen Anlechebedarf auf 112 Mill. Mark dadurch herabzudrücken, daß man an den Aus gaben im Gesamtbeträge von 2343 Mill. M. mecha nische Abstriche vollführt und den Restbetrag der China-Anleihe au- dem vorigen Jahre im Betrage von 33 Mill. M. zur Verwendung gebracht hat; allein dadurch ist der Fehlbetrag nur scheinbar ver ringert, sozusagen nur verschleiert worden; denn die Ausgaben, wenngleich adgestrichen, kehren wieder, und der Restbetrag der China-Anleihe fehlt an einem andern Ende. Nun hat aber die Budgetkommission in ihrer letzten Sitzung noch beschlossen, die zu Gunsten der einzelstaailichen Finanzverwalt- ungen vorgeschlagene Zuschußanleihe zu streichen. Formell herabgemindert war sie ja bereits durch die erwähnten rechnerischen Manipulationen der KommissionSmehrheit; rS blieben also noch 12H Mill. M. übrig, die anderweitig zu „decken" waren. Was war für die Kommissionsmehrheit, die nichts mehr zu streichen fand, einfacher, als die Matrikularbeuräge zu erhöhen? In der That ist dieser Beschluß gefaßt worden. Damit soll den an sich schon au- den Reichsbedürfnissen schwer belasteten Einzelstaaten eine neue Last oufgebürdet werden. Es wird jedoch zu hoffen sein, daß da- Plenum diesen Beschluß noch umslößt, denn namentlich den kleinen Bundesstaaten ist rS unmöglich, an Matri- kularbeiträgen noch mehr zu leisten, al- schon ohne dies vorgesehen ist. Wenn die aus Sozialdemo kraten, Freisinnigen und Zentrum bestehende Kom- missionsmehrheit glauben sollte, durch ihre frag würdige Beseitigung des Defizits den Gedanken an eine Reichsfinanzreform zum Schweigen zu bringen, so würde sie sich täuschen. Die infolge deS Hinein- fpielenS der Reichtfinanzwirtschaft in da- Finanz wesen der Einzelstaaten hervorgerufene üble finan zielle Lage derselben wird mit zwingender Not wendigkeit zu einer endgiltigen Reform, zur Er öffnung weiterer Einnahmequellen für da» Reich führen müssen. Verzögert wird diese unerläßliche Reform auch durch die rechnerischen Manipulationen der Budgetkommission nicht; möglicherweise wird sie dadurch sogar beschleunigt. Denn die gestrichenen Ausgaben werden, wie gesagt, mit den natur gemäß wachsenden Etatziffern der nächsten Jahre wiederkehren, und die Erhöhungen der Voranschläge au- den Zolleinnahmen um 12 Mill. M. werden sich beim Rechnungsabschlusse im kommenden Jahre als illusorisch erweisen. Dann aber wird sich mit doppelter Schärfe die Notwendigkeit einer reinlichen Scheidung der Reichs-' von .den Staatsfinanzen geltend machen. Zur Brüsseler Z«ckerkonve«tion wird der „Nordd Allg. Ztg" von sachkundiger Seite geschrieben: Die Verhandlungen der Brüsseler Zucker konferenz haben nunmehr durch die am 5. März erfolgte Unterzeichnung einer Konvention zu einem Ergebnisse geführt, das wie folgt zusammenzufaßen ist: Beteiligt am Vertrage sind einerseits da« Haupt- verbrauchSland für Zucker: Großbritannien, anderseits die Zuckerexportländer: Deutschland, Oesterreich Ungarn, Frankreich, Belgien und die Niederlande Ferner haben sich Italien, Spanien und Schweden, die Zucker zwar erzeugen, aber nicht ausführen, der Konvention mit gewißen Vorbehalten angeschloßen Rußland ist fern gedlrrben, e« ist ihm aber, wre auch den anderen Länder» der nachträgliche Beitritt offen gehalten worden Die genannten Zuckererporttänder verpflichten sich, alle direkten oder indirekten Prämien auf die Erzeugung oder die Ausfuhr von Zucker bedingung»lo« adeuschaffen Es werden also auch in Frankreich, da« im Laufe der Verhandlungen Anspruch auf Beibehaltung erne« Teil« seiner indirekten Prämie erhoben hatte, die Prämien nunmehr vollständig beseitigt. Für diese Länder wird ferner der sogenannte Ueberzoll, da« heißt der Unter schied zwischen der Zoll- und Steuerbelastung de» ein- geführtea au»länd,schen Zucker« und der Belastung de« inländischen Zucker», auf «inen Höchstbetrag festgesetzt, der bei Rasfiaade und ähnlichem Zucker 6 Fr und bei rohem Zucker 5H Fr für 100 lc^ nicht überschreiten darf Der Zweck dieser Bestimmung ist, sür die Zukunft e« unmöglich zu machen, daß unter hohem Zollschutz die Zuckerindustrie eine» Landes mit Hilfe von Kartellen und Syndikaten den Zuckerprei« in die Höhe treibt und dadurch übermäßige Vorteile zieht, die d«n Prämien gleichkommen Auf Italien, Spanien und Schweden finden die vor stehenden Bestimmungen so lange keine Anwendung, al« diese Länder Zucker nicht ausführen Großbritannien übernimmt gleichfalls die Verpflicht ung, daß «> Prämien nicht gewähren wird Di« kleine Prämie, die den englischen Raffinerien aus der be sonderen Gestaltung de« seit dem April 1901 be stehenden englischen Zuck«,zoll» zugefallen ist, wird also beseitigt werden Ferner hat Großbritannien da« wichtige Versprechen abgegeben, während der Dauer de« Vertrag« den Zucker seiner Kolonien nicht günstiger al« den Zucker der Ver- trag«staaten zu behandeln. Die britischen Kolonien und auswärtigen Besitzungen fallen nicht ohne weitere« unter den Vertrag, e« ist ihnen vielmehr nur der Beitritt offen gehalten worden Indessen hat Großbritannien die Verpflichtung über nommen, daß dem Zucker seiner Kronkolonien keinerlei Prämien gewährt werden dürfen. In Britisch.Ostindien werden mit dem Inkrafttreten de« Vertrag« die dort bestehenden Prämien»AuSgleich«zölle gegenüber den Ver- traglstaaten wegfallen Die niederländischen Kolonien fallen gleichfalls nicht unter den Vertrag Aber auch ihrem Zucker dürfen ke-'n« Prämien gewährt werden und er darf bei der Einfuhr in den Niederlanden nicht günstiger al« der Zucker der Vertragsländer behandelt werden Zucker au« Ländern, d,e den Vertragsbedingungen sich nicht unterwerfen, soll zum Ausgleich der Prämien, die er im Ursprungiland genießt, oder der Vorteile, die sich au« einem dort bestehenden zu hohen Ueberzoll er geben, mit einem Straszoll belegt oder durch ein Ein fuhrverbot ausgeschlossen werden Al« Termin für da« Inkrafttreten de« Vertrag««, der auf fünf Jahre fest abgeschlossen wird, für die spätere Zeit aber von Jahr zu Jahr kündbar sein soll, ist der 1. September 1903 festgesetzt. Bleibt die Ratifikation seitens Italiens, Spanien« oder Schweden« au«, so soll die« auf das Zustandekommen de« Vertrag« unter den übrigen Staaten keinen Einfluß üben. Die internationalen Verhandlungen über die Ab schaffung der Zuckerprämien führe» sich bi« auf die sechziger Jahre de« neunzehnten Jahrhundert« zurück. Ein Erfolg de« neuen Jahrhundert« ist e«, daß in seinem Anfang die bisher vergeblichen Bemühungen voraussichtlich einen erfolgreichen Abschluß finden werden. Die Zuckerprämien haben sich in den europäischen Staaten vielfach, so auch in Deutschland, zunächst gegen oder ohne den Willen/ de» Gesetzgeber« entwickelt. Später sind sie bewußt aufrechterhalten oder auch neu eingeführt worden, um der einheimischen Rübenzucker industrie den Wettbewerb mit den Rübenzuckerindustrien der andern europäischen Staaten zu erleichtern Die von den Prämienfreunden jetzt vielfach aufgestellte Be- hauvtung, daß die Prämien den Zweck hätten, dem Rübenzucker den Wettbew«rb mit dem Rohrzucker zu er möglichen, ist historisch nicht richtig; e» lag zu einer Begünstigung der Rübenzuckermdustrie gegenüber der Rohrzuckerindustrie auch gar kein Anlaß vor, da die erstere sich stet« al« dt« leistungSsähigrre erwiesen hat Nichng ist nur, daß die Rohrzuckermdustrie unter den Prämien de« Rübenzucker« gelitten hat, eine Thatsache, die erklärt, warum Großbritannien jetzt einen andern Standpunkt als früher e,nn>mwt und anstatt, wie früher, die Verbilligung de» Zucker« durch die Prämien im Interesse der britischen Zuckerverbraucher freudig z» begrüßen, nunmehr die Beseitigung der Prämien erstrebt. Fast allgemein ist die Auffassung gewesen, daß die Prämien keine dauernde Einrichtung sein, sondern nur al« Abwehrmittel gegenüb-r den Prämnn andrer Länder dienen sollten Die» gilt insbesondere von Deutschland Das Zuckersteuergesetz von 1896 sieht die Möglichkeit der Beseitigung der deutschen Prämien aus drücklich sür den Fall vor, daß andre Länder ihre Prämien abschaffen Bei Beratung diese» Gesetze» hat der Reichstag eine Erklärung auf künftige Wieder aufhebung der Prämien gefaßt Zur Amrrika-Neise des Prinzen Heinrich von Preußen. Ueber den Aufenthalt des Prinzen Heinrich i» den Vereinigten Staaten von Amerika liegen die nachstehenden weiteren Meldungen vor: Der Zug mit dem Prinzen Heinrich ist gestern früh '^7 Uhr in Springfield (Massachusetts) eingetroffe». Da der Prinz ermüdet war, ließ er die Willkommen- grüße der Deutsch - Amerikaner unbeantwortet. Eia Nelkenbouquet wurde dem hohen Reisenden in de« Wagen hineingereicht. Nach kurzem Aufenthalte setzte der Eisenbahnzug die Reise fort und passierte f^9 Uhr vormittag« den Bahnhof von Worcester. Gestern vormittag 9 Uhr 35 Min kam Prinz Heinrich in Boston an Vom Bahnhofe, wo eine kurze Begrüß ung durch den Bürgermeister stattgefunden hatte, begab sich Prinz Heinrich nach dem Somerset-Hotel. Der Prinz fuhr mit Admiral Evan« in einem vierspännigen Wagen, eskortiert von Kavallerie; jeder Wagen de» Gefolge» hatte vier Vorrriter Im Somerset-Hotel wurde der Prinz von dem Gouverneur, dem Präsidenten der Harvard- Universität Eliot und anderen Würdenträgern empfangen. Hierauf folgte eine Fahrt durch die Stadt, in deren Verlaufe Prinz Heinrich dem Gouverneur und dem Bürgermeister Besuche abstattete und dann da» Shaw- Denkmal und die Oeffentliche Bibliothek besichtigte. Die Stadt war herrlich geschmückt, besonder» waren deutsche Fahnen in großer Anzahl zu sehen; e» war gestern ein sonniger Wintertag Se Königl. Hoheit besuchte da« Staatsabgeordnetenhau«, in dem gerade eine Sitzung stattfand, und wurde mit Beifall begrüßt In der Oeffentlichen Bibliothek begrüßten den Prinzen 35 deutsche Kriegsveteranen, deren jedem er die Hand reichte. Um H2 Uhr nachmittags traf Prinz Heinrich in der Memorial-Hall in Cambridge ein. Bald darauf fand der feierliche Alt statt, bei dem der Prinz unter dem brausenden Jubel der Studenten zum Doktor der Rechte ernannt wurde. Der Präsident der Harvard- Universität Eliot hielt dabei eine Rede, in der er darauf hinwie«, daß e« da» erste Mal sei, daß die Universität eine außerordentliche Sitzung einem fremden Prinzen zu Ehren abhalte Für diese« einzige Vorkommni« seien gewichtige Gründe vorhanden Viele Einrichtungen, die au« England nach Neu-England gekommen seien, seien deutschen Ursprung« Die Universität sei eine puritanische Gründung, daher werde auf ihr das Gedächtnis der Reformatoren gepflegt, die von deutschen Fürsten unter stützt worden seien Al« fernere Gründe nannte der Redner die deutsche Einwanderung, die die größte und gebildetste sei, die Dankoerpflichtung für Gaben der deutschen technischen Schulen und Universitäten, Deutsch land« außerordentliche Beiträge seit Mitte de« 19. Jahr hundert« zur reinen und angewandten Wissenschaft und die hohe Sympathie und Bewunderung für da« neu e» nur Dem Künstler g-Unzt, er» Sich^ralere.» ln <Le>ft und Charakter der darzustellenden Persönlichkeit zu er reichen Vorerst hielt ihn allerdings wohl auch noch die Sorge um eine tonschöne Wiedergabe de« gesanglichen Teil« im Bann. Und mit ihr möchte man nicht gern rechten, wenn man einmal den Standpunkt vertritt, daß im musikalischen Drama der Ton e« sein soll, dessen seelische Schwingungen die geistige Brücke zwischen Bühne und Zuschauerraum zu schlagen bestimmt sind. Hrn. Höpfl gelang da« letztere, wa« ihm zur besonderen An erkennung gereicht, bereit« cinigemale, vor allem in der Scene mit Alfred Könnte er sich entschließen, seine Tongebung im allgemeinen freier ausgebend zu gestalten, deutlicher gesprochen, den Mund mehr zu öffnen, so würde seine Stimme zweifello« an Glanz und Fülle beträchtlich gewinnen Außer der Rolle de« alten Vermont war noch neubesetzt diejenige der Flora, und zwar mit Frl Abend roth Die junge Künstlerin debütierte mit ihr recht erfolgreich al« eine werdende Koloratursängerin. Die gegenwärtig noch nicht große, aber allem Anscheine nach entwicklungsfähige Stimme ist bi« auf einen etwa« scharfen Ansatz bereit« trefflich durchgebildet, und so konnte Frl. Abendroth mit dem Geiang«walzer au« Gounod« „Mireille" bereit« recht ansehnlich bestehen Den Löwenanteil an dem Erfolg de« Abend« trug aber selbstverständlich Frau Abendroth davon Die Künstlerin, die im Gegenspiel diesmal — denn auch Hr Gießen ist darstellerisch keine Größe — recht schwach unterstützt wurde, verstand r«, sowohl durch ihre reife gesangliche Kunst wie ihr treff liche«, die Rolle durchaus im rechten Sinne erfassendes, nicht auf da» pathologisch korrekte Hinsterben einer Schwindsüchtigen zielende« Spiel, in Wahrheit ein Bild von jener Violetta zu geben, die Verdi vorschw-btr, und die zum Heil für diesen Meister und sein Werk recht wenig mit der Heldin de« DumaSschcn Stücke« gemein hat In eine „magische Wolke melodischer Loefte' gcpuUr, erschein» vuse Gestalt, wie der Verdi- Biograph Gino Monalti ganz treffend bemerkt, vom Komponisten auserkoren, einmal seinem lyrischen Em pfinden vollen Ausdruck zu geben Nimmt man die Oper so al« für sich bestehendes Kunstwerk, so wird man e« auch empfinden, daß sie Perlen edelster Musik enthält, daß das Vorspiel zum vierten Akt, die Sterbe- scene, aber auch Stellen in den Scenen der Violetta mit Alfred« Vater und mit diesem selber (so „Sag dem Mädchen schön und rein" und „Du liebst mich, nicht wahr, du liebst mich?") Eingebungen einer genialen schöpferischen Kraft sind Man wird e« unter solchen Umständen denn auch nicht nur bedauern müssen, sondern auch schwer begreiflich finden, daß die Oper so wenig Zugkraft entwickelt. Da« Haus war nur schwach besetzt — Die musikalische Leitung führte mit vortrefflichem Gelingen Hr vr. Rabl OS. Das Mammut in der Vergangenheit Sibiriens. Eine wissenschaftliche Frage, auf die in der jüngsten Zeit infolge der Expedition de« Blasewitzer« Otto Herz, Konservator« des St. Petersburger Zoologischen Museum«, zur Bergung eine« in Nordostsibirien im Eise aufgefundenen Mammutkadaver« vielfach hingewiesen worden ist, erörtert eine Abhandlung de« zur Zeit in St Petersburg aufhältlichen Gelehrten vr. Richard Pohle, betitelt „Da« Mammut in der Ver gangenheit Sibirien«", die Hr Oberst z. D. Rosenmüller am 28. de« vergangenen Monat« im Dresdner Verein für Erdkunde vortrug Es handelt sich bei dieser Frage darum, zu entscheiden, ob die Mammut«, deren Leichen im E se Nordsibirien« auf- gesunden werden, dort, wo ihre Reste liegen, auch gelebt haben, oder ob sie durch mächtige Fluten au« dem Süden Sibiriens nach ihren jetzigen Lagerstätten ge tragen worden sind Auf Grund de» Studium« der sehr umfänglichen Litteralur über diesen Gegenstand weist vr. Pohle in seiner Abhandlung nach, daß die Geologen, die in der zweiten Hälfte de« vergangenen Jahrhundert« die Lagerstätten au«gestorbener diluvialer Säugetiere untersuchten, durch die Ergebnisse dieser Untersuchungen in Verknüpfung mit dem, wa« durch eingehendes Studium des GlacialphänomenS der jüngst vergangenen Erdperiode wissenschaftlich festgestellt worden ist, jene Frage bereit« zu Gunsten der ersteren Annahme entschieden haben Au« den Berichten, die Herz bi»her über seine Expedition gegeben hat, geht mit Sicherheit hervor, daß der neueste und zugleich vollständigste Fund die bi«her mühselig gewonnenen grundlegenden Anschau ungen in der Mammutfrage mit einem Schlage auf« glänzendste bestätigt Das Mammut (klspdar primi^snius), dieser vor weltliche Elefant, hat sich in dem Eisboden Sibiriens, der ungefähr bis zu einer Tiefe von 100 m hinabreicht und im Sommer an der Oberfläche im Mittel 1 bi« 1^ m tief auftaut, Jahrtausende hindurch so frisch er halten, daß da« Fleisch noch blutet, wenn ein Kadaver bloßgelegt wird, dann aber, wie e« bei gefrorenem Fleisch stet« der Fall ist, rasch in Fäulni« übergeht. Weithin verpestet dann der Verwesungsgeruch die Luft und lockt Eisbären, Wölfe, Füchse und Vielfraße herbei, die sich am reichen Mahle erfreuen Da« Mammut lebte in der Postpliocänzeit oder Diluvialperiode, gewöhn lich Eiszeit genannt, in Mittel» und Nordeuropa, Sibirien und Nordwestamerika; es weidete damals Zusammen mit dem Renntier am Fuße der Gletscher ebenso in der Gegend, wo heute Zürich steht, wie auf den Neusibirischen Inseln und in Alaska Von seinem nahen Verwandten, dem indischen Elefantcn, unterscheidet e« sich durch be deutendere Größenverhältnisse, durch stärkere Behaarung, die au» einem 5—10 cm langen Wollhaor, fußlangen und längeren Borsten und einer langen Mähne an den Schultern bestand, sowie durch starkgrschwungene Stoß-
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