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Dresdner Journal : 03.07.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-07-03
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190207030
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19020703
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19020703
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1902
- Monat1902-07
- Tag1902-07-03
- Monat1902-07
- Jahr1902
- Titel
- Dresdner Journal : 03.07.1902
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B«,n»»p»<«»: Beim Bezüge durch dl» MUZ ÄMNMl HrrauSgegebsn von der Söuigl. Expedition de« Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. I2SL. Urschel»«»« Werktags nach« 6 Uhr. ^§151 1902 Donnerstag, den 3. Juli nachmittags Wird gurücksenduna der fit» dir Schriftlritung bestimmten, aber vou diefer nicht ein» aesordrrtev Beiträge bean spruch!, so ist da« Postgeld beizusügeu. U»tt»»t,»»«»«e»»hrr»: Lie Zelle Neiner Schrift de» 7 mal gespaltene» Nakündt» gutt^-Seite oder deren Na um do Pi Bei Tabellen, und »iffernstrd » Pf »ustchla, für die Zelle Unterm Ne daktionsstrich (Eingesandt) di« Textzeile mittler Schnst oder deren Raum KO Pf. Gebühren - Ermäßigung bei öfterer Wiederholung Annahme der Anzeigen bis mittag» l» Uhr für die nach mittag« erscheinende Nummer. Amtlicher Teil. Dresden, 3.Juli. Se. König!. Hoheit der Kron prinz ist gestern abend 7 Uhr 30 Min. nach Kiel gereist. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Sekretär des Vereins gegen Armennot und Bettelei Zieger in Dresden das ihm von Sr. Durchlaucht dem Fürsten von Reuß j. L. verliehene Ehrenkreuz 4. Klasse annehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Monteur Hermann Mädler in Dresden das ihm von Sr. König!. Hoheit dem Fürsten von Bulgarien verliehene silberne Kreuz vom National-Orden für Civilverdienst an» nehme und trage. Se Majestät ter König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Schriftsteller vr. xbil. Oberbreyer in Leipzig das ihm von Sr. Kömgl. Hoheit dem Fürsten von Montenegro verliehene Ritterkreuz deS Danilo-OrdenS annehme und trage. WekannLnrachung. Die bisher von dem Lotterie-Kollekteur Albert Berger in Mutzschen verwaltete Agentur der AlterL- rentenbank ist dem Lotterie-Kollekteur F Ernst Winkler daselbst übertragen worden. Dresden, den 1. Juli 1902. Finanzministerium, I. Abtheilung. «,,l vr. Schroeder. Am 15. Juli d. I. wird die an der Linie Schneeberg-Niederschlema — zwischen Schneeberg-Reu- städtel und Oberschlema — errichtete neue BerkehrSstelle Schneeberg Haltepunkt dem öffentlichen Per- sonen-Berkehr übergeben. Ueber oie daselbst halten den Personenzüge giebt der Sommerfahrplan Aus kunft. Die Personen-Tarife werden mit dem sonst Erforderlichen auf der neuen BerkehrSstelle sowie den Nachbarstationen durch Anschläge zur öffentlichen Kenntnis gebracht werden. «2,0 Königliche Generaldirektion der Sächsischen Staatseisenbahnen. Ernennungen, Versetzungen re. im öffeutl. Dienste. Im Geschäftsbereiche der Generalbtrekttan der Käntgl. Sammlungen für Kunst und Wissenschaft. Der zeither probeweise al» Expedient beschäftigte Friedrich Rudolf Winckler ist al» Expedient angestellt worden. Im Geschäftsbereiche des Ministerium« der Atu,uze». Bei derPost-Berwaltung sind ernannt worden: Meiner, zeither PostsekretSr, al« Ober - PostsekretSr im Bezirke der jkaiserl. Ober »Postdirection Leipzig; Müller, zeither Ober- PostaMent, al» Postverwaller in Brand (S); Knos und F, chtmann, zeither gegen Tagegeld beschäftigte Postasststentcn, al» etatmäßige Postasflftcnten im Bezirke der Kaiser!. Ober» Postdirection Chemnitz; Hesse, Rother, Sinkwitz, Fahrewald, O. L Müller, Schmidt, Starke, Wild, Berkigt, Buchspieß, Neumann, Rakrtte, Rothe, Rudolph, Wenzel, Zeisig, Jatzkowiak, Gentz«!, Pfeifer, Hoffmann, F. L. Müller, Balsam, Rätze, Brode, Meier, Hüngsberg, Herden und Wagner, zeither Postaowärter, al» etatmäßigePostafsistenten im Bezirke der Kaiser!. Ober'Postdirection Leipzig; Sommer, Klempner» meiner, als Postagent in Neudorf (Erzgeb.). Im Geschäftsbereiche des «tutftertums des Iuuer«. Bersetzt: Bezirksasfeffor Edler v der Planitz bet der AmtShauptmannjchaft Dresden Neustadt zur Amtshauptmann schaft Dre drn-Altstadt. BetderThierärztlichenHochschnle. Entlassen: Thier- arzt vr. piul. Hofman», Assistent der Klinik für groß« Hau-thiere — Angestellt: Thierarzt vr. pbil Richter al« Assistent der Klinik für große HauSthiere. Bei der Anstalt für staatliche Schlachtvieh versicherung. Befördert: Bnreauafsistent Goldschmidt zum Sekretär und Expedient Schulze zumBureauafsistenten. — Angestellt: der Diätift Meisel, sowie die Hüls«arbriter Friebel, Steudel, Pfeiffer, Sämann, Gebhard al« Expedienten. Der bisherige Gewerbrinfpektioiis-Affistent Kurt Hermann Täger in Chemnitz ist vom 1. Juli diese« Jahre« ab zum zweiten Gewrrbschul-Juspektor mit dem Dienstsitze in Zwickau ernannt worden. Angestellt: Ingenieur Alfred Müller al« Assistent bei der Gewerbe-Inspektion zu Chemnitz; Militäranwärter Biebrach, die Diätipen Köhler, Schumann und Ohmann al« Expedienten bei der Landesversicherungtanstalt Königreich Sachsen. — versetzt: der Assistent bei derGcwerbeinipektion zu Wurzen Schulze zur Gewrrbeinspektlo» Plauen i-B-, der Assistent bei der Gewerbeinspektion Plauen i B Müller lll zur Gewerbeirrspektion Wurzen. — Befördert: dir Bureau» assistenien Schlick« und Zeichart beim Statist,schen Bureau zu Sekretären, die Expktncnten Jahn, Oehlschlägel und Hager beim Statistischen Bureau, Bette bei der Pflanzen- Vhysiologischrn Bcisuch-anstalt zu Tharandt, Willmersdorf bei der Landesverstcherungsanstalt Königreich Sachsen, Hu mann bei der Gewerbeinspektion Chemnitz. Richter bei der Gewerbeinspektion Wurzen und Reinhardt beim Landes- versicherungSamtzu Burenuasfistenten - Gestorben: Bureau- asfikent Leonhardt und Expedient Dehne bei der Landes- verficherungsanftalt Königreich Sachsen. Im Geschäftsbereiche be» Ministerin»» beS Kultus »nb äffeutltche« Unterrichts. Erledigt: di« Kirchschul- stelle zu Ulbersdorf. Koll.: das Ministerium de» Kultus re. Außer fr. Wohnung im Schulhaufe m. Garten 1200 M. v. Schuldienste und b. a. w 4S«,b6 M. kirchendienstl. Einkommen, da dicfe» letztere wegen beabs Abtrennung de» Glvcknerdirnste» einer teil«. Aenderunq unterzogen werden soll. BewerbungS- gesuche find a. d. Koll, zu richten u. nebst den erfordert Bei lagen bi» 17. Juli an Vezirksfchulinspektor Schulrat Lehmann, Pirna, einzureichen. — Zu besetzen: die zweite ständ. Lehrer- stelle in Gornau b. Zschopau. Koll.: da» Ministerium de» Kultus r« 1200 M. Grundgehalt; Boravsgrwährui.g dvt l. «lter-zulage; SSO M. b. a. w für « Ueberstd.; 110 M. f. Unterricht i. d. Fortbildungsschule; ft. Wohnung u. Gatteu- aenuh. Bewerbungen unter Beisügung fämtl. Zeugnisie u. Angabe der M'litärverhältuisie bi» Ib. Juli an BezirkSschul- inspektor Sattler, Flöha. (Behvrdl Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Die Förderung der Arbeiteriutereffe«. In den letzten Wochen haben in Deutschland einige Kongresse getagt, die insofern wenigstens in einem losen Zusammenhänge standen, als daselbst ausschließlich Arbeiterfragen erörtert wurden. ES waren dieses der JnternationaleAlbeiter-VersicherungS- kongreß zu Düsseldorf, ter Kongreß der deutschen (sozialdemokratischen) Gewerkschaften, der zu Stutt gart stattfand, und der zu München tagende Kongreß der christlichen Arbeiterverbände. Wenn wir sagten, daß in diesen Versammlungen lediglich Arbeiter fragen erörtert wurden, so sind wir dabei von dem in der Sozialpolitik allgemein festgehaltenen Ge danken auSgegangen, daß die Fragen der Arbeiter organisation schlechthin Arbeiterfragen seien. That- säckftch aber trifft diese Voraussetzung nicht überall zu, und gerade der letzte Gewerkschaftskongreß hat deutlich gezeigt, daß dort zwar auch praktische Arbeiterfragen erörtert worden sind, aber im großen und ganzen mehr Gewicht auf die Förderung politischer als auf die von Arbeiterintereffen gelegt wurde. Man kann, ohne begründeten Widtrspruch befürchten zu müssen, getrost behaupten, daß der Gewerkschaftsbewegung die Forderungen, die in ihren Kongressen zu Gunsten der Arbeiterschaft erhoben werden, nur als Aushängeschild dienen sollen, um dadurch der Sozialtewokratie neue Anhänger zuzu führen; denn an eine Verwirklichung dieser Forder ungen, die den Stempel der UnauSsührbarkert deut lich an sich tragen, ist nicht zu denken. Wie wohlthätig sticht gegen das rein agitatori sche Auftreten der sozialdemokratischen Gewerkschaft»- delegierten das sachliche und zielbewußte Verhalten deS ArbeilerversicherungSkongrrsseS abl Daß man in sozialdemokratischen Arbeiterorganisationen ein anerkennendes Wort über die großartigen sozial politischen Leistungen Deutschlands zu hören bekäme, ist ausgeschlossen. Und doch, wie gewaltig sind diese Errungenschaften, wie segensreich hoben sie die Lage der deutschen Arbeiter beeinflußt I Auf dem Düssel dorfer Konareffe hat rS sich unzweideutig gezeigt, daß unser Vaterland auf dem Gebiete deS Arbeiter- Versicherungswesens die führende Stellung einnimmt und daß feine Leistungen auf diesem Gebiete heute noch unerreicht dastehen. DaS Wort deS früheren Präsidenten deS Reich-versicherungSamteL vr. Boe- diker, daß die Arbeiterverstchrrung ihren Lauf sieg reich um die Welt nehmen und einen integrierenden Bestandteil des KulturfortschritteS der Nationen bil den werde, wird in Erfüllung gehen. Alle Industrie länder wetteifern in dem Bestreben, das ihnen von Deutschland gegebene Vorbild zu crreichen. Lassen wir kurz einige Zahlen folgen, um die segensreichen Wirkungen drr deutschen Ardeitergesetzgebung zu be leuchten: Fast zehn Millionen Personen umfaßt die Krankenversicherung; zwischen drei und vier Millionen Kranke erhalten jährlich 140 bis 150 Mill. M. an Unterstützung. Gegen Unfall sind über 18 Mill. Personen versichert, etwa sechSmalhunderttausend Ver letzte im Jahresdurchschnitt beziehen 70 bis 75 Mill. Mark an Entschädigungen. Fast 13 Mill. Personen umfaßt die Invaliden- und AlterS-Versicherung; rund 650000 sind Rentenempfänger im Betrage von zusammen 70 Mill. M. Mit den Ausgaben für die Verwaltung wird also jahraus jahrein täglich eine Million Mark für die Arbeiterversicherung auf gewendet, so daß im ganzen seit ihrer Einführung drei Milliarden Mark der Arbeiterschaft zu gute ge kommen sind. Man muß sich diese Zahlen immer wieder vor Augen halten und sie auch der Arbeiter schaft ins Gedächtnis einprägen, damit daraus er kannt werde, wie unwahr die Behauptung der Sozial demokratie ist, daß in Deutschland nichts für die Arbeiter geschehe. Die Frage nun, ob die Gewerkschaften zu dieser großen Verbesserung der Arbeite!läge etwas bei getragen hoben, muß verneint weiden. Im Verein mit der Sozialdemokratie haben sie jede sozial politische Vorlage bekämpft und durch Erheben über triebener Forderungen zum Scheitern zu bringen versucht. Auch die vielgerühmten englischen Gewerk schaften haben, obwohl sie in praktischer Arbeiter- fürfir«;e erheblich mehr leisten als die deutschen. Lunst und Wissenschaft. * In «iner begeisterten Plauderei über Nürnberg, Albrecht Dürer und da» Germanische Museum schreibt d«r Franzos« Henry Lapanze im „Gauloi»" u a folgende«: „Deutschland, so modern e« auch ge- worden, findet sich auch heute noch in Dürer wieder, und da« kommt jedem klar zum Bewußtsein, wenn man beim Durchwandern der Straßen Nürn berg« in allen Buchhändlers»« lagen, bei allen Kunsthändlern die erhabenen Darstellungen sieht, in d.nen Dürer seine Se«l« mit der seiner Zeit innig zu verquicken und wiedrrzugebrn verstand Deshalb scheint eS un«, al« blieben wir in der gleichen Epoche und unter dem gleichen Eindrücke wie auf der Straße, wenn wir in da« Germanisch« Museum treten Da« Hau», da« r» birgt, beschwört selbst alte Erinn«rungen berauf. Mit seinen dunklen Ecken und Winkeln, seinem Gehrimniff«, seinen Treppen und Galerien fühlen wir in ihm nicht di« Kälte einer gelehrten Ausstellung, sondern da« warm pulsierende Treiben de« Leben« Wi« intensiv verdichten di« lang«» und niedrigen Galerien, auf beiden Seiten von den mystischen Bildern der deutschen Primitiven bedeckt, in ihren engen Perspektiven die sanftesten und reichsten Träume! Kein Museum drr Welt kann auf den Besuch«» d«n gleichen mächtigen Eindruck auSüben wi« da« Germanische in Nürnberg Da« ist kein« eing«lagert« und «ingrschachtelte Kunst, wi« man ihr nur zu oft in drn offiziellen Hallen der AuSstellungSpaläste begegnet, da« ist di« wahre Kunst, di« »hr Milieu durch emr tleftnnerttche Analogle nnt d«r alten Seele Germanien« sich selbst schafft" * DaS Royal Observatory von Greenwich ist mit der Herstellung einer Niesenstrrnkarte brschästigt. Zu diesem Zwecke ist der gesamte in Greenwich sichtbare Sternenhimmel in eine unendliche Zahl von kleinen Feldern zerlegt worden, die nun nacheinander aus genommen werden. Dabei wird jede photographische Aufnahme doppelt gemacht, au« beiden Aufnahmen aber wird durch Ausscheidung aller nur einmal ver tretenen Punkte das Kaltenbild gewonnen. Eine wie langwierige Arbeit dir« ist, erhellt daraus, daß die einzelne Platte 40 Minuten lang belichtet werden muß. Dennoch ist die Ausführung diese« großen Werke», wie auf der kürzlich in Greenwich abgrhalt«nrn Jahresver sammlung de« Vorstände» jene» Observatorium« bekannt- gegeben wurde, schon fast zu vier Fünfteln beendet. Zwischen dem 65 und 70. Deklinationögrad wurden allein gegen 200000 Sterne frstgestellt, da» ist 26 mal mehr, al« die letzte große Sternaufnahme zeigt Geht die» so weiter, dann würde der gesamte Greenwicher Sternenhimmel über 13 Millionen Sterne aufweisen * Im Krater eine» Vulkan» während «in«» Ausbruche« Einen Abstieg in den Krater eine« Vulkan«, während dies«» in Thätigkeit war, schildert vr N. S Shaler, Professor der Geologie an der Harvard.Universität, in »'nem höchst interessant«» Artikel über die Natur der Vulkane, d>n «r in der n«u«sten Nummer der „North American Review" ver öffentlicht vr. Shaler ist einer der sehr wenigen Männer, die die Kühnheit gehabt haben, ein solch«» Wagestück zu vollführen; «r thrt die« während eine» leichten Vulkanau»bruch« im Jahr« 1882. Au» seinem fesselnd geschriebrn«» Berichte g«b«n wir einig« Haupt stellen wieder: „In Grsellschaft meine« stämmigen Trägers gewann ich den Rand deS Kraters ohne eine andere Unbequemlichkeit al« die, die au» der heftig«» Erschütterung deS Kegels b«i den aufeinanderfolgenden Explosionen und dem heftigln Sturm, der die aui- geworfenrn Lavastücke gegrn Pompiji hin trieb, folgte Al» ich einmal am Rande dc« Krater« war, während ich da« Gesicht durch eine Papiermatke geschützt hatte, war l« mir möglich, in den Abgrund hinabzublicken und den Sitz eines Au«bruch« vielleicht au» größerer Nähe zu sehen, al« irgend ein Geolog bi« jetzt GelrgtN- heit hatte. Die Hitze war brinahe unerträglich und die Luft manchmal zum Ersticken ve n Rauch und Schwesrldvmpf erfüllt. UeberdieS wurde ich bei den meist« n der auf einanderfolgenden Explosionen den aschebedecktrn Abhang hinuntergeworfen, ehe ich Gelegenheit hatte, genau zu sehen, was geschah Dennoch war die Anstrengung nicht ganz fruchtlo», denn ich konnte gewiß« charakteristische Vorgänge beobachten, die auf den Verlauf eine« Aus bruche« Licht werfen Der Kroterschlund hatte mehrere Hundert Fuß Durchmesser und war ein» oder zweihundert Fuß tief. Da nicht« in Sehweite war, da« al« Maß stab dienen konnte, so konnte die Größe nicht sicher be stimmt werden Die inneren Abhänge der Höhlung führten trichterförmig zu einer Art Brunnenschacht, der ungefähr sechzig Fuß Durchmesser hatte und fast senk» recht hinabging Der obere Teil de« Trichter« war nicht heiß genug, um zu glühen, aber bat untere Drittel war matt rotglühend und weite, unten von glänzenderer Färb«, und der senkrechte Schacht glühte wie «in Echmelz- ofen. Ungefähr vier- oder fünfmal in der Minute wurd« dieser gewöhnlich leere Schacht mit weißer, sehr flüssig«» heißer Lava gefüllt, di« anscheinend ko flüssig war wie Master und schnell aufwärts quoll, bi» sie den Krater in nicht vermocht, auch nur Annähernde» zu erreichen. Dabei weist die Statistik der deutschen Gewerkschaften im letzten Jahrzehnt eine Einnahme von über 51 Mill, und eine Ausgabe von über 45 Mill. Mark auf. Diese Summen sind aber meist für Streikunterstützungen und Agitationen auSgegeden worden; nur der Verband der Buchdrucker macht in dieser Hinsicht eine rühmliche Ausnahme. Wir glauben nicht, daß die gewerkschaftlich organisierte Arbeiterschaft, die jährlich zuletzt an 5 Mill. M. an Beiträgen — ungerechnet die Parteibeiträge und Sammlungen — aufbrmgt, ebensoviel an StaatS- steuern zahlt. Wie willig aber zahlt man jene, wie widerwillig diese! In einem Punkte hat der letzte Gewerkschafts kongreß endlich Klarheit geschaffen. Bisher war noch immer an der Fiktion festgehalten worden, die Ge werkschaften seien politisch und religiös neutrale Organisationen, die mit der Sozialdemokratie nichts zu schaffen hätten. In Stuttgart aber erklärte der Vorsitzende als „Fazit" der Debatten, eS herrsche Uebereinstimmung darüber, daß keine Trennung zwischen Sozialdemokratie und Gewerkschaften statt finden könne und daß beide zusammengehörten und sich ergänzen müßten. Noch auf keinem Gewerk schaftskongresse ist die Solidarität der gewerkschaft lichen und der sozialdemokratischen Bewegung so scharf betont worden wie diesmal. Der Ar beiter weiß jetzt genau, woran er ist. Die Sozial demokratie fördert die Gewerkschaftsbewegung, weil ie von ihr eine politische Schulung für die Partei elbst erwartet, und die Gewerkschaftsleitung fördert >ie sozialdemokratische Bewegung, weil sie sich mit ihr im „Endziel" eins weiß. ES ist gut, daß diese Thatsachen wieder einmal vor der Oeffentlichkeit unzweideutig klargestellt worden sind. Die Arbeiter schaft hat Gelegenheit, wenn sie zwischen dem Walt« n der staatlichen Sozialpolitik und dem der Gewerk schaften einen Vergleich zieht, zu erkennen, daß eS oie gewerlschaftlrchen und sozialdemokratischen Orga nisationen nicht sind, die ihre Interessen am ge wissenhaftesten und ersprießlichsten vertreten. Die Erkrank«»ft deS Königs von England. Der Zustand Sr. Majestät deS König» von Großbritannien und Irland scheint sich nach den vorliegenden Meldungen immer mehr zu bessern. Da» Bulletin von gestern abend ^8 Uhr lautet wie folgt: DaS Befinden de» König» macht anhaltend gute Fortschritte; der örtliche Schmerz ist geringer. Den heutigen Tag verbrachte der König sehr gut. Ein Berichterstatter der offiziösen Wiener „Pol. Korr." läßt dieser Mitteilungen aus der Umgebung de» Königs zugehen, deren wir da« Folgende ent nehmen: König Edward ist jetzt außer tatsächlicher Gefahr; denn nach menschlichem Ermessen ist richt mehr anzunehmen, daß noch eine Wendung zum Schlimmen eintritt. Se. Majestät muß natürlich auch ferner in geeigneter Lage ausgestrrckt verharren, doch trägt er diese Unbequemlichkeit mit bewunderns wert guter Laune. Gelegentliches Rauchen, da» ihm von den Aerzten gestattet wird, thut dem Monarchen sehr wohl. Daneben hat sich sein Appetit schon in trefflicher Weise gehoben. Der König liest bereit» viele der eingehenden Telegramme «ine» Trete von vierzig Kutz ober mehr süllt«. Dann schwoll der Strudel wie eine große aufbrechende Blas«, sodaß dir Laoatrümmrr aufwärt» getrieben wurdcn, al» ob sie au« einer Kanone geschaffen würden Der Vor gang ging so schnell, daß von der Zeit, da die Lava in dem Schachte ungefähr fünfzig Fuß unter dem Trichter sichtbar wurde, bi« zum Augenblicke der Ex plosion nicht mehr al« drei Sekunden vergingen So bald die Entladung erfolgte, fiel die nicht autgestoßene Lava in die Tiefe de« Schachte« zurück und war nicht mehr m sehen. Augenscheinlich wurde die Explosion durch da« Entweichen von Ga« oder Dampf unter sehr hoher Spannung hervorgebracht. Im Augenblicke der Explosion wurde die Höhlung unter der zerrißenen Obcrfläche sichtbar. Der Dampf war zuerst vollkommen durchsichtig; in einem Moment nahm er jedoch stahlgrau« Färbung an, und nach «in oder zwei weiteren Sekunden hatte er die weißliche Farbe de« Rauche». Al» die Wolke Über mich hinwegfegte, war ich sicher, daß sie au« Master» dampf mit Schwesrlga« und wahrscheinlich etwas Chlor und anderen Gasen bestand. In vier o^er fünf Sekunden trieben die von de» Hitze und dem Sturmwind ver» anlaßten Luftströme den Rauch au» dem Schlund, sodaß alle seine Teile wieder deutlich sichtbar waren Ich be- rechnete die Schnelligkeit de» Ausstiegen« der Trümmer, di« in d«r S«kunde wenigsten» vierhundert Foß in die Höhe geworfen wurden. Die Zeit, die zwischen d,m Bersten der Blase und dem Krachen der auf die andere 8«it« de« Kegel« fallenden Masten verfloß, zeigte, »aß sie zu einer Höhe von mehr al» fünfzehnhundert Fuß ausflogen Mein« Beobachtungen am Krater wurden plötzlich durch ein Nachlasten de« Eturmc» urteibrochin, der sie ermöglicht hatte Jetzt begannen Lavamossin in mein«» Nähe niederzufallen, sodaß ich mich schleunigst
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