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Dresdner Journal : 24.11.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-11-24
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190211249
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19021124
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19021124
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1902
- Monat1902-11
- Tag1902-11-24
- Monat1902-11
- Jahr1902
- Titel
- Dresdner Journal : 24.11.1902
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Straßen Aufstellung nehmen Heute abend findet >u Ehren detz Kaisers und der übrigen Jagdgäste im fürst lichen Rcsidenzschlofse ein größere« Diner statt Auch nach der Rückkehr von der Jagd morgen nachmittag ist ein solches in Aussicht genommen; an dieses werden sich musikalische Vorträge der fürstlichen Hofkapelle an- schließen Die „Post" schreibt: „Alles, was über die Ergebnisse der in den letzten Tagen stattgehabten zolltarifarischen Erörterungen verlautete, kann einen Anspruch auf Zuverlässigkeit nicht erheben. Es ist überhaupt verfrüht, bereits von Ergebnissen sprechen zu wollen. Richtig ist nur, daß der Reichskanzler in den letzten Tagen mit einer größeren Anzahl von Reichstagsabgeordneten in der Zolltariffrage konferiert hat." — Zur Vorbereitung von weiteren Verständigungs versuchen bezüglich des Zolltarifs hat das Zentrum die Abgeordneten vr. Spahn, Herold, Speck und Grö ber entsendet. — Zur zweiten Beratung des Zolltarif gesetzes haben im Reichstage die Abgg Bebel, Stadthagen und Antrick folgenden neuen tz 11K beantragt: „Von dem Ertrag der auf Grund diese« Gesetzes zu erhebenden Zölle sind alljährlich 100 Mill. Mark den einzelnen Bundesstaaten nach Maßgabe der Bevölkerung, mit der sie zu den Matrikularbeiträgen herangezogen werden, zur Förderung des Volks schulwesens — und zwar speziell für Anstellung und bessere Besoldung der Lehrer und Unentgeltlichkeit des Volksschulunterrichts und der Lehrmittel — zu überweisen " — Die deutsch-konservative Fraktion hat in ihrer Sitzung vom vergangenen Sonnabend fast ein stimmig beschlossen, sofort für die zweite Lesung des Zolltarifs einen Antrag einzubringen, durch den die Jndustrietölle der Abschnitte 17 und 18 des Zoll tarifentwurfs um durchschnittlich 25 Proz. gegenüber den Kommissionsbcschlüssen herabgesetzt werden. Außerdem ist in Aussicht genommen, durch einen weiteren Antrag die Zölle auf die Erzeugnisse der chemischen Industrie wesentlich herabzusetzen oder aufzuheben. (Die Abschnitte 17 und 18 des Zolltarifentwurfs enthalten unedle Metalle und Waren daraus, sowie Maschinen, elektrotechnische Erzeugnisse, Fahrzeuge.) — Mitglieder der XVII. Kommission des Reichs tages für gewerbliche Kinderarbeit, die verschiedenen Parteien angehörcn, haben sich über gemeinsame Anträge zur zweiten Lesung des Gesetzentwurfs in der Kommission verständigt. Die Beratungen der Kommission dürften daher nicht viele Sitzungen in Anspruch nehmen; die nächste ist übrigens, von morgen, Dienstag, auf Mittwoch, den 26. d M., vonnittags verlegt. — Bei der jüngsten Erörterung der Witwen- und Waisenversicherung im Reichstage ist von sozial demokratischer Seite Klage darüber geführt worden, daß, während die Arbeiterschaft Deutschlands die infolge der Zollerhöhungen der siebziger und achtziger Jahre um Hunderte von Millionen gesteigerten indirekten Steuern aufzubringen hätte, sie dafür nur ein Aequi- valent von 40 Mill. M. im Rcichszuschuß zur Jnvaliditäts- und Altersversicherung erhalten hätte. Diese Gegenüber stellung ist, wie die „Berl. Pol. Nachr." schreiben, auf Irreführung berechnet. Zunächst sind es doch wohl nicht die Arbeiter allein, die in Deutschland in direkte Steuern entrichten müssen. Die Sozialdemokraten möchten das Märchen ja gern verbreiten, aber die Millionen von Konsumenten, die es außerhalb der Ar beiterschaft in Deutschland giebt, zahlen diese Steuern ihrem Verbrauche entsprechend genau so wie die Arbeiter schaft. Sodann ist die Zolleinnahme Deutschlands in den letzten Jahrzehnten doch nicht bloß durch die Zoll erhöhungen gesteigert worden, sondern zu einem großen Teile durch die inzwischen einqctretene Zunahme der Bevölkerung. Der Druck der Erhöhung der indirekten Steuern verteilt sich jetzt demnach auf weit mehr Schultern, als früher. Und schließlich erhält die Arbeiterschaft doch auch wahrhaftig nicht bloß 40 Mill. M. bei der Arbeiter- Versicherung. Neben dem Reiche zahlen die Arbeitgeber, die doch an den Wohlthaten der Arbeiterversichcrung nicht den mindesten Anteil haben, ganz beträchtliche Zu schüsse. Diese übersteigen allein bei der Invaliden versicherung den Beitrag des Reichs beträchtlich, bewegen sich bei der Unfallversicherung zwischen dem Doppelten und Dreifachen des letzteren und sind doch auch nicht klein bei der Krankenversicherung Also wenn schon ein mal die Steigerung der indirekten Steuern infolge der Zollerhöhungen mit den Summen verglichen werden soll, die für die deutsche Arbeiterschaft bei der staatlichen Ver sicherung von anderer Seite jährlich aufgebracht werden, so stehen den Hunderten von Millionen auf jener Seite Hunderte von Millionen auf dieser gegenüber Lie Sozialdemokratie hat ja erst in neuester Zeit sich für die Arbeiterversichcrung, die der deutschen Arbeiterschaft nunmehr schon nahezu zwei Jahrzehnte zum größten Segen gereicht hat, zu interessieren angefangen, aber so weit sollte sie sie doch schon kennen, daß sie nicht be hauptet, für die Arbeiterversichcrung würde von anderer als der Seite der Arbeiter nur die Summe von jährlich 40 Mill. M. aufgebracht. Oldenburg. Der Finanzausschuß des Land tages unterbreitet dem Plenum eine Resolution, in der die großherzogliche Staatsregierung ersucht wird, durch ihren Vertreter beim Bundesrate oder auf einem sonst angemessenen Wege, möglichst gemeinsam mit den anderen Bundesregierungen, auf die Reichsvermaltung in dem Sinne zu wirken, daß das Reich durch größere Spar samkeit und Einschränkung der Ausgaben eine Herab minderung der Matrikularbeiträge der Einzelstaaten herbeiführe. Essen. Am vergangenen Sonnabend nachmittag 3 Uhr ist der Wirk!. Geh. Rat Friedrich Alfred Krupp einem am Morgen erlittenen Gehirnschlag er legen Das Ableben dieses großen Industriellen, des größten im Deutschen Reiche, wird allerorten der innigsten Teilnahme begegnen. Denn cs ist zweifellos, daß der schnelle Tod, wenn auch nicht in alleinigem, so doch mittelbarem Zu sammenhänge steht mit den gehässigen Angriffen, die der Verstorbene in der jüngsten Zeit durch die sozialdemo kratische Presse erlitt. Mit Krupp ist der glänzendste Vertreter der deutschen Industrie dahingeschieden, ja in seinem Bereiche durfte er fraglos als der erste Industrielle der Welt bezeichnet werden Er war ein Mann, der, bei allen Parteien und in allen Ländern gleich angesehen, ein marines Herz für seine Arbeiter und Beamten besaß, der für viele Tausende zum dauernden Wohlthäter wurde Uebcr seine Persönlichkeit sowie die Ausdehnung und Bedcu tung seiner Werke finden unsere Leser unter „Vermischtes" eine eingehende Schilderung. Aus seinem Leben sei hier nur er wähnt, daß er am 17. Februar 1854 geboren wurde und nach dem am 14. Juli 1887 erfolgten Tode seines Vaters Alfred die Essener Gußstahlwerke, die bedeutendsten der Erde, übernahm. Er gründete eine Reihe neuer Abteilungen, erwarb 1893 das Grusonwerk und 1896 den Betrieb der Schiffsbau- und Maschinenbauakticngesellschaft „Germania" in Berlin rind Gaarden. Krupp war Mitglied des Staatsrats, wurde aus besonderem Vertrauen der Krone auch am 27. Januar 1897 ins preußische Herrenhaus berufen, später zum Wirklichen Geheimen Nat ernannt und ge hörte 1893 bis 1898 dem Reichstage an als Vertreter seiner Vaterstadt Esten. Er war hier Hospitant der frei konservativen Partei. Sein Name wird wie der seines Großvaters und Vaters dauernd auf den Ruhmesblättern deutschen Jndustriefleißes verzeichnet bleiben! Zu dem Tode Krupps liegen folgende Meldungen vor: Am vergangenen Sonnabend kurz nach 4 Uhr durcheilte die Nachricht von dem Ableben die Stadt, überall große Bestürmung hervorrufend. Auf den Straßen und Plätzen, insbesondere vor den Redaktionen der Zeitungen, welche die Nachricht durch Extrablatt be kannt machten, sammelten sich Scharen von Menschen und erörterten die anfangs vielfach bezweifelte Nachricht. Die Vorstellung im Theater wurde abgesagt. Die städtischen Gebäude flaggten auf Halbmast. Frau Krupp war beim Tode ihres Diannes nicht zugegen. (Sie ist gestern vormittag in Villa Hügel eingetroffen. D. Red.) Der Arzt des Verblichenen vr. Pahl befand sich bereits Freitag nachmittag auf Villa Hügel, ging in der Nacht nach Hause und weilte seit Sonnabend früh am Sterbe bette bis zum Tode Krupps. Der Verstorbene war be kanntlich seit längerer Zeit herzleidend. Zu Sonnabend abend 7 Uhr ivar eine vertrauliche Sitzung der Stadt verordnetenversammlung einberufen, in der gegen die von der sozialdemokratischen Presse gegen Krupp aus gesprochenen Verdächtigungen Stellung genommen werden sollte. Der Oberbürgenneister eröffnete die Sitzung mit dem Bemerken, daß er die Absicht gehabt habe, vorzuschlagen, Hrn Krupp telegraphisch den ehrerbietigsten Gruß der Versammlung zu entbieten und ihm mit zuteilen, daß das Vertrauen der Versammlung trotz der gegen ihn ausgesprochenen Verdächtigungen in keiner Weise erschüttert worden sei. Durch den inzwischen er folgten Tod des Hrn. Krupp sei dieser Antrag gegen standslos geworden. Hr Krupp sei bereits am Freitag abend zum ersten Male und am Sonnabend morgen '-H6 Uhr zum zweiten Male von einem Schlaganfalle getroffen worden, an dessen Folgen er nachmittags ver schieden sei. Der Oberbürgermeister widmete dann dem verstorbenen, um seine Vaterstadt hochverdienten Ehren bürger warme Worte dankbarer Anerkennung. Die Ver sammlung gab einmütig der Entrüstung Ausdruck über die dem Verblichenen kurz vor seinem Hinscheiden an- qethane Kränkung mit dem Auftrage, der Witwe des Verstorbenen das innigste Beileid der Versammlung und der gesamten Bürgerschaft auszusprechen und namens der städtischen Behörden alle diejenigen Vorbereitungen zu treffen, die zu einer würdigen Vertretung der Stadt bei den BeisetzunaSfeierlichkeiten erforderlich sind. Einem unverbürgten Gerüchte zufolge soll den Bestimmungen eines noch vom Vater Krupps herrührenden Testamentes zufolge die Fabrik in Form einer Art von Fidei- kommiß weitergeführt werden. Zum Chef sei der Vetter Krupps Hr. Arthur Krupp-Berndorf, ausersehen. Man erzählt sich, Krupp habe beabsichtigt, Sonnabend wieder nach Capri zu reisen. Der Salonwagen sei schon bereit gestellt gewesen und das Gepäck habe bereits auf dem Bahnhofe gelagert. In den kruppschen Werken gab die Direktion Sonnabend nachmittag 6 Uhr durch Anschlag folgendes bekannt: Den Angehörigen der Fabrik teilen wir in tiefem Schmerze mit, daß unser hochverehrter und ge liebter Hr. Krupp heute nachmittag 3 Uhr infolge eines Gehirnschlages gestorben ist. Hr. Krupp hatte heute morgen 6 Uhr einen Schlaganfall erlitten. Unter ärzt licher Einwirkung erwachte Hr. Krupp wieder zu ziemlich klarem Bewußtsein. Um 9 Uhr begann eine erneute Verschlimmerung des Zustandes, der am Mittag von den Aerzten als schwer bedenklich erkannt wurde. Es war ein neuer Gehirnschlag eingetreten. Um 3 Uhr verschied Hr. Krupp, ohne daß er das Bewußtsein wieder erlangt hatte. — Gestern vormittag fand un Alfredus- Hause eine Versammlung von über 100 christlichen Vereinen aus Essen und Umgebung statt, in der be schlossen wurde, ein Beileidstelegramm an die Witwe des Geh. Rats Krupp zu senden. Wie nunmehr fest- steht, erfolgt die Beisetzung am Mittwoch um 10 Uhr vormittags vom Stammhause der Gußstahlfabrik aus. Von Sr. Majestät dem Kaiser ist folgende BeileidS- dcpesche bei dem Direktorium der Firma Krupp ein- gcgangen: „Direktorium Gußstahlsabrik Friedrich Krupp, Esten a. d. R. Tie Nachricht von dem so unerwartet eingetrctenen Hin scheiden Ihres ChesS hat Mich tief erschüttert. Die Vor sehung hatte den Geheimen Rat Krupp an die Spitze eines Unternehmens gestellt, das weit über die Grenzen des Vater landes eine universale Bedeutung gewonnen hat. Dies Werk, wie es von dem genialen Vater ihm überkommen, nicht nur zu erhalten, sondern seinem Weltrufe entsprechend weiter auszubilden, sah er als Aufgabe seines Lebens an. Sein Name ist mit der Entwickelung der Eisenindustrie, des gesamten Waffenwesens, der modernen Befestigung, wie des Schiffbaues auf daS Innigste verknüpft. In der Fürsorge für seine Angestellte war er unübertroffen und vorbildlich. So empfinde Ich, dem der Verewigte in patriotischer Gesinnung aus das Treueste ergeben war, mit der Beamtenschaft und den Tausenden der Arbeiter seinen Verlust auf das Schwerste. Wilhelm 1. II." Ferner gingen dem Direktorium im Laufe des gestrigen Tages noch folgende Telegramme zu: Der Erbgroßherzog von Baden telegraphierte: „Tiesbetrübt durch deu frühen Tod Ihres hochverehrten Chefs spreche ich dem Direktorium mein herzlichstes Beileid aus. Friedrich, Erbgroßherzog von Baden." Der Reichskanzler Graf v. Bülow sandte folgende» Telegramm: .Dies ergriffen durch die Mitteilung von dem plsslicheu Hinscheiden deS von mir hochgeschätzten Wirk! Geh Rins Krupp betrauere ich mit Ihnen, seinen Beamten, Arbeiten, und Freunden schmerzlichst den bewährten Leiter unsere« größten industriellen Unternehmens, den treuen Diener feine« König- und sürforgendcn Vater seiner Angestellten Reichskanzler Graf v Bülow ' DaS Telegramm des Chefs des Zivilkabinetts v Lucanus lautete: „Mit meinem Danke für die Mitteilung von dem jähen Tode de- Wirkt. Geh. Rats Krupp verbinde ich den Ausdruck meiner wärmsten Teilnahme an dem unersetzlichen Verluste, der mit den Angestellten und Arbeitern der Kruppschen Werke von der deutschen Industrie und weit über die Grenzen de« Vaterlandes hinaus von der großen Zahl der Verehrer det seltenen Mannes aus- Innigste mitempfunden wird v. LucanuS' Ferner gingen Telegramme ein von dem Staats sekretär des Reichspostamts Kraetke und vom Staats sekretär des Reichsjusnzamts vr. Nieberding Der Kriegsminister v. Goßler sandte folgende» Tele gramm: Die Nachricht von dem Tode des Geheimrats Krupp hat mich aufs Tiefste bewegt. Ich habe seine Persönlichkeit hoch geschätzt Was er geschaffen, ist ein bleibendes Denkmal seiner Größe, seine Schöpfungen zu erhalten nationale Pflicht Finanzminister Frhr. v. Rheinbabcn telegraphierte: Mit dem Direktorium iin tiefsten Schmerze verbunden bewahre ich gleich ihin das Bild des teuren Heimgegangenen in treuem Herzen. Vom Minister der öffentlichen Arbeiten Budde ist nachstehende Beileidsdepesche eingegangen: Ties erschüttert durch den Tod Ihres hochverehrten Chcs- beklage ich seinen Heimgang als Leiter der Staat-cisenbahn- verwaltung und als langjähriger treuer Freund de» Ver storbenen Sein Wirken und sein Name werden in der Ge schichte der Industrie allezeit in Ehren gehalten werden München. Der Erzbischof vr. Fischer-Cöln legte am vergangenen Sonnabend vormittag in die Hände de» päpstlichen Nuntius Macchi den Eid ab. Bei dem feier lichen Akte waren als Zeugen Domherr Blane und Dom vikar Janscn-Cöln zugegen. Österreich-Ungarn. Wien. Die Besserung im Befinden des Kaisers schreitet fort. Der Monarch machte gestern mittag »vicder einen längeren Spaziergang im Schönbrunner Schloß garten. — Bei den vorgestrigen Landtagswahlen in den Städten Vorarlbergs sind drei Deutschfortschrittliche und zwei Christlichsoziale gewählt worden. — In der Versammlung des Zentralverbandes der Industriellen Oesterreichs anläßlich des zehn jährigen Bestehens des Verbandes hielt der Minister präsident vr. v Koerbcr ein Rede, in der er folgende« ausführte: Die Industriellen möchten ihr Aeußerstes aufbieten, um über die Grenzen der Heimat hinaus einen ausgedehnten Markt zu gewinnen, und die altererbte Bescheidenheit ab streifen. Hand in Hand mit der Regierung werde diefeS gemeinsame Ziel auch erreicht werden Die Regierung sei nachdrücklich aus die Erhaltung der wirtschaftlichen Einheit der Monarchie bedacht, und werde hierfür die größten Opfer bringen, wenn sie nur nicht unerschwinglich seien. Tic un garische Regierung sei im wohlverstandenen Interesse ihre- Landes von gleichem Geiste erfüllt Noch sei man über die neuen, jedenfalls wieder für längere Zeit abzuschließcndcn Pakte nicht völlig eins Allein man werde die Bedürfnisse der öster reichischen Industrie in vollem Umfange zu wahren Men. In dieser Hinsicht sei das Augenmerk der Regierung namentlich aus den neuen Zolltans gerichtet, ebenso selbstverständlich sei es, daß die Regierung nur der heimischen Produktion nütz liche, für längere Zeit giltige Handelsverträge abzuschließen gedenke. Zu den aus dem Wettkampfe der Interesse», ent springenden Schwierigkeiten geselle sich noch jene besondere Hemmung, die er nicht zu llennen brauche, die aber an Trag weite alle anderen Gefahren übertreffe. Es sei schwer ver ständlich, weshalb das bedeutungsvolle Gebiet der wirtschaft lichen Interessen der Gesamtbevölkerung selbst voin heftigsten Streite der Parteien nicht ausgenommen bleiben solle, warum die verheerendste Wirkling dieses Kampfes in der Bedrängung alles Erwerbes und der Verminderung der allgemeinen Trenn fähigkeit bestehen müsse. Die Regierung habe diesen Zu- Vegnünilvl ISS2 lieieftdtrltixv Xusvnkl in neuoslen .Inrrvlen unck 6o1ärr»!»rvn. Lidin krolMSiill Int» KlinII kirokin«»» (Fvlä- nn6 8jlkvr86kmivli in laxen klrillnnten, surdixen Läelnteinen SV WilVsInulffei» 81ns»»« SV. »nä kvrlen. kernspreeber: I, Xr. 4495. DM- «Iler keile» nnck kepnrntnien in eigener HVerlimtstt. 81Id«r8eKen8vincke ^küer Lrt, kl8 Lufklxvrülfte, ^ftrev-, Hvedr«it8, rntLtnxescsienliv, I'relxe etr. losr» klangvolle, dem Altcharakter zuneigende Mezzosopran- stimmc so vollständig gewonnen, daß sic die „schwung volle „Widmung" (und später Kaslcls „Schmück' dir das Haar mit wildem Mohn") wiederholen und am Schluß des Konzertes eine Zugabe folgen lassen konnte Auch R. Strauß' „Wiegenlied" bot Frl. Spies »nit musikalisch sicherem und ansprechendem, wenn auch noch nicht aus tiefstem Gefühl geschöpftem Vortrage dar. Die Begleitungen an» Klavier hatte (ohne Notcnvor- lagen) Hr. Vr. Walter Rabl übernommen, dessen eigenartige Lieder „Schlafe, ach schlafe" und „Ich wollt', ich wär' des Sturmes Weib" (nach Anna Ritterschen Texten) als wert- und wirkungsvolle Bereicherungen der GesangSlittcratur zu bezeichnen sind. Hr. Emile Eckert, der an Stelle des erkrankten Violinvirtuosen Jacques Weintraub auf dem Podium erschien, führte sich mit Robert Schumanns herrlichen symphonischen Etüden, deren künstlerischer Schwerpunkt weniger dem virtuosen als dem ästhetischen Elemente zuneigt, als gediegener, wem» auch etwas akademisch empfindender Pianist vor teilhaft in Dresden ein. AehnlicheS läßt sich von der Wiedergabe einer eigenen Komvosition, einem „Charakter stück" des Spielers sagen, während in „Isoldens Liebes tod" und ii» Wagner Brassins „Feuerzauber" die Ent faltung technischen Glanzes und tonfarbcreichcn Klang- rcizeS erfreulich in den Vordergrund traten. In Rubin steins bekannter Handgelenk-Etüde (0-äur), einem bril lanten Paradcstück von Fra»» Carrenjo, stand die aus giebige Verwendung des Pedals mit dem Charakter des Staccato-StückeS in Widerspruch. Die Vorträge des Hrn. Eckert, der sich eines Bechsteinflügels bediente, wurden mit Beifall ausgenommen. U. S — Zum Besten der Gemcindepflegc sand in der Martin Luther-Kirche gestern nachmittag eine große geistliche Musikaufführun'g statt, die sich durch die für Dresden (und für Deutschland) erstmalige Vor führung des A. Dvorükschen Requiems für Soli, Chor, Orchester und Orgel zu einer erneuten, hervor ragend künstlerischen That des Hrn. Kantor Römhild und seines mustergiltig geschulten, berühmten Chores ge staltete. Diese musikalische That, die sich den hoch- verdienstlichen Vorführungen der Messen von Albert Becker, Mozart-Schmitt rc. würdig anreiht, ist um so höher zu bewerten, als das Requiem in der vokalen und instrumentalen Stimmführung einzelner Sätze, wie in ihren thematischen und motivischen Ausarbeitungen zahlreiche Feinheiten und außerordentliche Schwierigkeiten darbietet Es war dem Konzcrtbcsucher kaum möglich, alles heraus zuhören, was der Komponist Kunstvolles in die einzelnen Teile des Werkes, in die einzelnen Stimmen eingewebt hat, kaum möglich, ein annähernd vollständiges Bild davon zu erhalten, mit welcher Sorgfalt und Liebe die kleinsten Einzelheiten des großen Ganzen durchgcführt sind. Dvonik ist ohne Zweifel ein genialer, ein höchst kenntnisreicher und ein ernstschaffcnder Tondichter, aus dessen zahlreichen Werken eine onginelle, auf nationaler Grundlage ruhende Persönlichkeit und der erfrischende, fesselnde Hauch des Unverbrauchten, des Ursprünglichen weht. Sein Requiem, dein auf geistlichem Gebiete die Schöpfung eines „8t»b»t m»ter" und des Oratoriums „Ludmilla" voranging, ist ein an musikalischen Schön heiten und ergreifenden, interessanten Eindrücken überreich ausgestattetes Werk, dem sich zur Herbeiführung einer noch stärkeren, eindringlicheren und unmittelbareren Wirkung allerdings einige geschickt und pietätvoll an gebrachte Kürzungen nutzbringend erweisen würden. Gewiß wird Hr. Römhild bei einer späteren Wiederholung des Werkes die in dieser Hinsicht gemachten Erfahrungen nicht außer Betracht lasten Das Requiem, das vor zwölf Jahren für ein Musikfcst in Birmingham geschrieben und bisher nur in einigen österreichischen Städten (Wien, Prag rc.) aufgeftthrt wurde, baut sich unter Zugrunde legung des lateinischen Messi-Textes aus zwei Teilen auf. Die in Parsifalstimmung getauchte Einleitung (L moll) beginnt mit dem GebetSthema, das sich in melodisch oder rhythmisch vielfach veränderter Form durch das ganze Werk hindurchzieht und ihm die musikalische Einheitlichkeit sichert. Im „Vr»cku»1o" stimmt der Solo- sopran psalmodierend das von kurzen Zwischensätzen de« Chores unterbrochene Meßgebet an. In dem ungewöhn lich weit ausgesponncnen „vi«8 ir»o" ist die Schilderung des Zitterns und Zagens vor den Schrecken des letzten Gerichts von ebenso ergreifender Wirkung wie im „Duft» mirum" die durch den Hinzutritt der Orgel herbeigeführte machtvolle Steigerung des Schlußsatzes. Eine streng durchgeführte Orchestcrfigur giebt diesem Satze ein ebenso charakteristisches Gepräge wie dem „Inder seriptue vro- ksretur" das eigenartige Tenorsolo, dessen in der äolischen Kirchcntonart sich bewegenden Intervalle unter Ver meidung des Leitetons iinmcr »vicder zum Grundton X zurückkehren. Im „Keeoräare^ heben sich die Hellen Farben der v-äur-Tonart von den intonationsschwierigen v-moll-Klängen des „ Oonfutatis" in wirkungsvoller Weise ab. Im zweiten Teile des Requiems wird das „OSortorium" durch den fugierten Satz „tzuam olun iLkrada«" zu einem großangclegten Höhepunkte und das wundervolle „Xxnun ve?' nach dem chromatisch schwierig gesetzten „vis 3s8u" im „Don» eis rsquism" zu einem herrlichen, versöhnenden Ausklang des ganzen Werkes geführt. Die Aufführung des schwierigen, eigenartigen Werkes gereicht dem freiwilligen und ständigen Kirchen chorc der Martin Luther-(Gemeinde und seinem aus gezeichneten, kunstbegeisterten und musikalisch reicherfahrencn Begründer und Leiter Hm. Albert Römhild zu cmeutem Ruhm und Ansehen. In seinem weichen, vollen Klang- charaktcr, in ihrer vomehmen, edlen Abtönung und in seinem musikalischen Zusammenhalt wird die Gesangsvereinigung, die zudem einen vortrefflichen Männcrchor in sich schließt, zur Zeit von keinem anderen gemischten Chorc Dresdens er reicht, geschweige denn übertroffen. Deshalb würde auch die gelegentliche Veranstaltung eine« kirchlichen » c»pvll»- Konzcrtcs durch den Römkild-Chor von den Freunden geistlicher Musik mit besonderer Freude begrüßt werden. Unter den Solisten ist an erster Stelle Frau Irene Abendroth zu nennen, deren klangschöne, geschmackvoll gebildete Sopranstimme auch die stärksten Chor- und Orchestermasten siegreich überstrahlte. Als stimmbeqabter, musikalisch zuverlässiger Bassist ist Hr. Fritz Fiedler aus Görlitz von früheren Aufführungen her bekannt. Hr. Karl Burrian machte sich um die stimmfrische, geschmeidige Wiedergabe der zum Teil in ziemlich hoher Lage sich bewegenden Tenorsol: verdient und Irl. Emmy Schulz setzte für die Altsolo-Particn ihren vollen Eifer ein. Die Orchestcrbegleitung der Trenkler- schen Gewerbchauskapellc und das Orgelspicl des Hrn. Paul Schirmer sind gleichfalls mit Anerkennung zu erwähnen. Das Gotteshaus ivar in allen Teilen dicht gefüllt. U. S. — Mit dein ersten „Freistellen-Konzert" der Dresdner Musikschule trat auch zum ersten Male die Gesellschaft zur Förderung dieses Instituts an die Leffentlichkeit. "Von dem nur zu billigenden Gedanken ausgehend, daß eines der Hauptziele einer von höherm Gesichtspunkten aus geleiteten musikalischen Untcrricht«- anstalt die Heranbildung tüchtiger Orchestcrmusiler ist, erstrebt diese „Patronats-Gesellschaft", dic sinanriclle Kraft der Musikschule zu stärken, um das Orchester kon solidieren und bei höheren Einnahmen mehr Freistellen gewähren zu können. Sie verfolgt mithin Ziele, dcrm Erreichung nicht nur für das Bestehen und Gedeihen des Instituts selber von ausschlaggebender Bedeutung sind, sondern auch für besten besondere Berufung im künstlerischen Leben unserer Stadt. Durchaus im Ein klang mit diesem Programm war nun auch das der Veranstaltung aufgestellt worden, d. h. dem Schüler- Orchester fiel der Löwenanteil zu. Für seine Leitung besitzt die Anstalt bekanntlich eine selten befähigte Kraft Der Nicods - Schüler Hr. Johannes Reichert verfügt nicht nur über jene technischen Fähig keiten, die den sichern, umsichtigen Orchesterführer ausmachen, er ist noch obendrein von echten» und starkem musikalischem Empfinden, und versteht cS, dieses dcr ihm anverlrauten Schar mitzuteilen Nur so konnte cr es auch wagen, dieser Aufgaben von der Art zu stellen, wie sic Zdekcno Fibich« Ouvertüre „Eine Nacht auf Carlstein" und LiSztS „Die Ideale" darstcllen Man mag zunächst darüber rechten, ob Werke in-bcsondere dcr letzteren Art mit ihren von ihnen schlechterdings nicht restlos zu bewältigenden Schwierigkeiten gerade für Schüler passen Dann darüber, ob sie nicht einiger-
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