Dresdner Journal : 27.05.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-05-27
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190505279
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19050527
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19050527
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1905
- Monat1905-05
- Tag1905-05-27
- Monat1905-05
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- Dresdner Journal : 27.05.1905
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O1S2 vrzugSprct«: Veim Bezüge durch die Keschäst»S«ie inner«« l» vrerden» 2,so M (einschl Zulraguug), durch die V»ü im Tcurschen Reiche 3 M. (ausschließlich Bestellgeld) vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Wird Zurücksendung der für die Schristleitung bestimmten, aber von dieser nicht ein- geforderten Beittäge bean sprucht, io ist das Postgeld oeizufügen. Dresdner ZMMNl Herausgegeben von der König!. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Große Zwingerstraße 20. — Fernspr.« Anschluß Nr. 1295. Erscheine«: Werktag« nach«. 3 Uhr. — Originalderichte und Mitteilungen dürfen nur mit voller Quellenangabe nachgedrnckt werden. B«kü»dt,«n»»-edätre»: Die Zelle kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Anlündi- gung»-GeÜr oder deren Raum sto Pf. Bei Tabellen- und Ziffernfatz 5 Pf. Aufschlag für die Zeile Unterm Re- daktionSstrich (Eingesandt) die Lextzelle mittler Schnit oder deren Raum LV Pf. Gebühren - Ermäßigung bet öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bi« mittag« 12 Uhr für dre nach mittag« erscheinende Nummer. Sonnabend, den 27. Mai nachmittags. 1905 Amtlicher Teil. Dresden, 27. Mai. Se. Durchlaucht der Erb prinz von Reuß j. L. Heinrich XXVII. ist gestern nachmittag 4 Uhr von Dresden abgereist. Ernennungen, Versetzungen re. im öffent licher» Dienste. Im «eschLftSveretche de» Mtntstertum« de» Kult«« und Sffentltcheu Unterricht«. Zu besetzen: Eine ständige Lehrerstelle an der Schule zu Spitz kunuers- dorf. Kollator: Die oberste Schulbehörde Außer freier Wohnung im Schulhause und Gartengenuß: 1200 M. Ge halt, 55 M. für Turnunterricht und ev 54 M. für Hand arbeitsunterricht an die LehrerSsrau. Gesuche nebst allen er- sorderlichen Be lagen bi- 1ö. Juni an Bezirksschulinspektor Schulrat vr. Hanns, Zittau. — Zur Verwaltung der Lehrer- stelle in Unterlosa bei Plauen i V. wird sofort rinBikar gesucht Bewerbungen sind bei Bezirksschulinspektor Schulrat vr. Putzger, Plauen, einzureichen. l vtyördl Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile ) Nichtamtlicher Teil. Die auswärtige Politik der Woche. In den deutsch-französischen Beziehungen treten neuerdings einige Äußerlichkeiten hervor, die, so wenig ihnen auch politisches Gewicht beizumessen ist, immerhin darauf schließen lassen, daß man an der Seine in der sutouto eortial« mit England nicht mehr das Allheilmittel für alle internationalen Schwierigkeiten erblickt Die französische Regie rung ist durch das Anerbieten einer besonderen sorgfältig ausgewählten Gesandtschaft zur Über bringung ihrer Glückwünsche bei der Hochzeit des deutschen Kronprinzen freiwillig über das Maß von Höflichkeit hinausgegangen, dessen Erfüllung völkerrechtliche Pflicht war. Sie hat überdies in öffentlichen Kundgebungen, z. B. im „Journal des DöbatS" und in der „Wiener Polit. Korrespondenz" darauf Hinweisen lassen, daß sie mit ihrer Gesandt schaft nicht nur eine gleichgültige Förmlichkeit im Sinne habe, sondern neben der Bekundung aufrichtiger Sympathie für das hohe Brautpaar auch den Wunsch ausdrücken wolle, mit dem Deutschen Reiche gute, freundliche Nachbarschaft zu halten. Gegen das noch vor wenigen Monaten für die französische Diplomatie im Verkehr mit uns vorgeschriebene Jsolierspiel bedeutet dies eine Sinnesänderung, die durch den bereits erwachten Argwohn der englischen Presse, Berlin und Paris könnten sich vielleicht näher kommen als in London erwünscht wäre, eine eigenartige Weihe erhält. Dazu kommt die Reise des Botschafters Bihourd an den mecklenburgischen Hof zur Überreichung kostbarer Geschenke für die künftige Kronprinzessin. Auch eine Studienreise von Vertretern der französischen Kaufmannswelt nach Deutschland ist angekündigt; und sogar auf dem heißen Boden in Fez ist unser Gesandter Graf Tattenbach der Gegenstand liebenswürdiger Aufmerksamkeiten seines französischen Nebenbuhlers, des Hrn. St. Renö-Taillandier. Diese kleinen Annehmlichkeiten zwischen Deutsch land und Frankreich kann man unbefangen für das, was sie sind, gelten lassen und ohne Sprödigkeit in Aussicht stellen, daß Kaiser Wilhelm die Abgesandten des Präsidenten Loubet und des französischen Volkes als seine Gäste freundlich empfangen wird. So gern aber dem, wie wir hoffen, wechselseitig vor- Lunst und Wissenschaft. Die Feierlichkeiten zur Einweihung der neuen Institute an der König!. Technischen Hochschule zu Dresden. Mit einem FestaktuS im Lichthofe des neuen Elektro technischen Instituts an der Helmholtzstraße begannen heute vormittag 10 Uhr die großartigen Feierlichkeiten zur Einweihung der neuen Institute unserer Technischen Hochschule. Die Veranstaltung gewann besondere Weihe dadurch, daß Se. Majestät derKönig sie mit Allerhöchst seiner Gegenwart auSzeichnete. In der Festversammlung bemerkte man außerdem die Mitglieder des hiesigen diplomatischen Korps mit dessen Doyen, dem König!, preußischen Gesandten Grafen v. Dönhoff, Exzellenz, an der Spitze, ferner Ihre Exzellenzen die Herren StaatS- minister v. Metzsch, V vr. v Seydewitz, vr. Rüger, Vr. Otto und Frhr. v. Hausen, zahlreiche höhere Staats- beimte, Offiziere, Gelehrte, Künstler, Vertreter des Handel« und der Industrie rc. Die Feierlichkeit begann mit dem von der Gewerbe hauskapelle vorgetragenen Krönungsmarsch von Edmund Kretzschmer, dem sich Beethovens „Die Himmel rühmen de« Ewigen Ehre", für Männerchor und Orchester, be arbeitet von Gustav Schaper und vorgetraaen von der akademischen Sängerschaft „Erato" unter Leitung von Prof H. Jüngst anschloß Hierauf betrat Se Exzellenz der Hr Staatsminister v vr. v. Seydewitz die Redner tribüne, um folgende Ansprache an die Festversammlung zu richten: Königlich« Majestät! Hochverehrte Anwesevde! Am 1 Mai 1828 ist unter dem volltönenden Namen «iner. Technischen BildungSanstalt für da« Königreich Sachsen' die Schule eröffnet worden, au« der sich unser« Technisch« Hochschule entwickelt hat Die Schulräume lagen in einem handelten guten Willen sein Recht gelassen werden oll, so wenig darf man sich durch solche deutsch- ranzösischen Freundschaftsfunken den Blick für die schliche politische Stellung der beiden Mächte in >en schwebenden Fragen blenden lassen. Vor allem iesteht in Marokko der Gegensatz zwischen der von Deutschland verlangten Offenhaltung dieses viel versprechenden nordafrikanischen Gebiets für den freien Wettbewerb der Kulturländer und dem An spruch Frankreichs auf frühere oder spätere Einver leibung des großen Sultanats in seine überseeischen Besitzungen, wenn nicht der Form, doch der Sache nach mit unverminderter Schärfe weiter. Durch die Wirksamkeit, die Graf Tattenbach schon in den ersten Tagen nach seinem Eintreffen am SultanS- hofe entfalten konnte, sind die französischen Ber- größerungspläne vorläufig durchkreuzt. Nur für die Regelung der Verhältnisse im Grenzgebiet zwischen Marokko und Algier hat der Maghzen Zugeständnisse gemacht, die aber für die Politik anderer Mächte nicht ins Gewicht fallen und die Hoheitsrechte des Sultans, wie überhaupt die völker rechtliche Stellung Marokkos unberührt lassen. Auf dem Wege zur Errichtung einer französischen Schutz herrschaft aber ist, soweit die- durch vertragsmäßige Bindung des Sultans geschehen soll, St. Rene- Taillandier nicht nur keinen Schritt vorwärts ge kommen, sondern hat sogar einen bis auf weiteres sehr entschiedenen Widerstand herausgefordert. Die Marokkaner sind sich völlig im klaren über das VasallenloS, daS Frankreich ihnen bereiten möchte; sie werden ihre Unabhängigkeit gutwillig so leicht nicht in Fesseln schlagen lassen. Auf diesem Hinter grund nehmen sich die von französischen und eng lischen Blättern gebrachten Meldungen, wonach der Sultan die von ihm verlangten Neuerungen nicht auf einseitigen Wunsch Frankreichs, sondern erst nach Anrufung der an den Konferenzen 1880 beteiligt gewesenen Mächte zugestehen will, nicht unwahr scheinlich aus; und es erklärt sich auch, weshalb von Paris und London aus neben den siegesgewissen Ankündigungen einer unausbleiblichen Niederlage unserer Diplomatie sich jetzt schon die Besinnung zum Wort meldet, der von Deutschland vertretene Standpunkt.einer internationalen Lösung der Marokko frage sei stärker, als man ursprünglich geglaubt habe. Zunächst sucht zwar die Presse des englisch-franzö sischen Einvernehmens noch weiter mit dem Schreck bild des marokkanischen „Lloo", d. h. eines aus England, Frankreich und Spanien bestehenden Drei bunds, vor dem Deutschland keinen Strich breit zurückgewichen ist, auf die Marokkaner emschüchternd zu wirken Namentlich müssen die für Ende Mai und Anfang Juni bevorstehenden Besuche des Königs von Spanien in Paris und London, wohl mehr als dem jungen Monarchen und seinen Ratgebern lieb ist, als Beweis dafür herhalten, daß alle spanischen Zukunftshoffnungen in Nordafrika von der Willfährigkeit abhängen, womit man sich in Madrid in die von Frankreich am Hoslager deS Sultans in Fez vorgezeichnete Politik einzufügen wissen wird. Auf französischem Boden soll Alphons XIII. mit künstlich verstärkten Eindrücken von der Macht der Republik zu Wasser und zu Lande bearbeitet werden; und zur Neubegrün dung des englischen Einflusses am Hofe von Madrid wird in den Londoner Zeitungen die Verheiratung des Königs mit einer Tochter des Herzogs von Connaught unter Umständen empfohlen, die für den britischen Nationalstolz nicht gerade schmeichelhaft sind. Denn nach den für Spanien bestehenden Verhältnissen, wie auch nach den erst kürzlich bekundeten persönlichen Gesinnungen des spanischen Herrschers müßte die von einem Teil der englischen Presse so lebhaft befürwortete Verbindung mit einem Glaubenswechsel der Prinzessin Viktoria erkauft werden. Sollte dieser Fall wirklich ein treten, so ließe sich wohl kaum bestreiten, daß der Wunsch der britischen Politik, Spanien an ihre Interessen zu fesseln, stärker erschiene, als eS selbst in Paris gern gesehen werden möchte. Der Über eifer, womit die Besuche des Königs in Paris und London schon im voraus politisch auSgebeutet werden, hat der spanischen Regierung bereits den Entschluß nahe gelegt, die Begleitung AlfonS XIII. durch seinen Minister des Äußern lieber aufzugeben und auch sonst dem Anschein entgegenzuwirken, als sei Spanien gewillt, die seinem Herrscher auf französi schem und englischem Boden zu gewährende Gast freundschaft mit der Übernahme neuer politischer Verbindlichkeiten zu bezahlen. Der allgemeine Wunsch geht dahin, daß der junge Monarch persön lich und politisch seine Selbständigkeit wahre, um im Herbst d. I. an den seiner Mutter, der Königin Maria Christina eng befreundeten oder verwandten Höfen von Berlin und Wien unbefangen auftreten zu können. Inzwischen hat die französische Presse außer der marokkanischen Frage noch einen anderen Grund zur Eröffnung eines Feldzugs gegen Deutschland ent deckt. In der anfangs abgeleugneten, dann als be deutungslos hingcstellten Verleihung des Orden- vom Heiligen Grabe an Kaiser Wilhelm hat der „TempS" nachträglich eine schwere Gefahr für das Ansehen Frankreichs im Orient entdeckt, und seine Leitartikler erschöpfen sich im AuSmalen bedrohlicher Zukunftspläne, die unsere Politik, sei es mit, sei cs selbst gegen den Willen der Kurie für die Entwickelung deS Katholizismus im nahen wie im fernen Osten unter dem Schutze des deutschen Kaisertums im Schilde führen soll. Auch dir „Figaro" und das „Journal des Debats" blasen in dasselbe Horn, so daß man merken kann, daß sie sich eines ihnen gemeinsam und gleichzeitig zuteil gewordenen Auftrags entledigen. Es ist das alte Spiel, die nationale Empfindlichkeit der Franzosen wachzurufen, indem man ihnen vor spiegelt, daß an einem Heiligtum des gallischen Namens sich eine andere Macht vergreifen wolle Im Falle des Christentums ergibt sich daraus die sonderbare Erscheinung, daß eine radikale Republik für die Interessen derselben Kirche ins Gewehr treten will, die sie sonst von der Höhe ihres Atheis mus verachtet und überdies gerade gegenwärtig in ibrer inneren Politik mißhandelt. Aber dieser Wider spruch ist nur an der Oberfläche. Die Kirchen feindschaft maßgebender französischer Staatsmänner, in erster Linie des Präsidenten Loubet und des Ministers Delcasse, war nie ernst und unwider ruflich. Auch nach dem Abbruch der amtlichen Be ziehungen zur Kurie dauerten unter der Hand Be mühungen fort, eine Wiederversöhnung herbeizuführen, und so ist auch jetzt aller Preßlärm über vermeint liche Anschläge Deutschlands auf Frankreichs alte Stellung in der orientalischen Christenheit nur ein Manöver, um die Kammer von neuen Verschärfungen des Kulturkampfs abzuschrccken, besonders auch, wie offen ausgesprochen worden ist, sie von un besonnenen Schritten in der Konkordatsfrage znrück- zuhalten In Abessynien scheint für die widerstreitenden Interessen Frankreichs auf der einen, Englands und Italiens auf der anderen Seite der von Hrn. Delcassö in London und Rom angestrebte Ausgleich seinem unscheinbaren, inmittelst abgebrochenen Pavillon aus der Brühlschrn Terrasse und bestanden au- einem kleinen Vortrag-- zimmer und zwei kleinen Zeichenzimmern, sowie au- einem noch dürftig auSgestatteten Laboratorium in einem Nachbar- Hause. Das war alle- Welche gewaltigen Veränderungen haben sich seitdem in dieser sür da- Leben einer Schule ver hältnismäßig kurzen Spanne Zeit, an der äußeren und inneren Organisation jener Schule vollzogen! Schon im Jahre 1846 ist die Technische Bildungsanstalt in ein eigene-, stattliche- Gebäude am Anlou-platzc übergrsührt worden, und man sprach eS damals offen und mit Stolz aus, daß man hiermit weit über die nächsten Bedürsnisse hinaus Fürsorge getroffen zu haben glaube. Aber die zuvor nicht geahnte, ich möchte säst sagen: die damal- mit elementarer Gewalt herein- stürmende, wahrhaft großartige Entwickelung der technischen Wissenschaften mußte bald schon den Gedanken an dir Er richtung eine« wesentlich größeren und ganz ander- auS gestatteten Institut- sür den Unterricht in den tech nischen Wissenschaften nahe legen. Am 4. November 1875 ist nach Überwindung mancher Schwierigkeiten in den prächtigen Räumen am BiSmarckplatz ein neue« H«im für da- König!. Polytechnikum feierlich eingew«iht worden Man hegte nun erst recht die Überzeugung, daß aus eine weite, weite Zukunft hinau- hinreichende Räume beschafft seien. Noch sind nicht drei volle Judrzehnle verflossen und schon wieder sind wir zu einer sehr umsasseuden Erweiterung d«r Räume sür unser Polytechnikum genötigt gewesen, da- in- mittrlst den Ramen und den Charakter einer Technischen Hoch schule angenommen hat Die in immer neuen Bahnen sich brwkgendea Fortschritte aus technischen und verwandten Ge bieten, sowie di« Veränderungen im UnterrichtSbetrirbe der Technischen Hochschule, bei der die Vorteile einer vielgestaltigen Veranschaulichung und fortgesetzten Übung mehr und mehr zur Geltung gelangt««, diese beiden Momente bab«n störend« räumlich« Beschränkungen auch da znr Folge gthabt, wo man au»reichenderr Räume für jede weilert Eventualität zu besitzen meinte Die Erwerbung de« erforderlichen umfangreichen Areal«, die Errichtung zahlreicher wissenschaftlicher Institute auf diesem Areal, sowie die Au«stattung der letzteren mit Maschinen und anderen kostbaren wissenschaftlichen Ausrüstung-gegen ständen — alle» dies hat unserem Staate große finanzielle Opfer auferlegt Wir sind unserer Landesvertretung'aufrichtig dank bar dafür, daß sie mit weitsichtiger Fürsorge die erforderlichen Staatsmittel bewilligt hat Wir danken allen denen, die bei der Planierung und Ausführung der Neubauten mit schönem Erfolge zusammengearbeitet haben Wir sind denen aufrichtig dankbar, die bei dem gegenwärtigen Anlaß ihr warmherziges Jntrrrffe an dem Aufblühen und Gedeihen unserer Technischen Hochschule durch die Bewilligung von reichen Mitteln zu Stiftungen betätigt haben, die sich in Zukunft als außer ordentlich segensreich sür unsere Technische Hochschule erweisen werden. Und wir sprechen am heutigen Tage, und wahrlich nicht an letzter Stelle, Ew Majestät unseren ehrfurchtsvollen tief empfundenen Dank dafür auS, daß Ew Majestät durch Sllerhöchstihr persönliche» Erscheinen diesem FestaktuS eine höhere Weihe gegeben und erneut betätigt haben, welch großes und lebendiges Verständnis Ew. Majestät unserer Technischen Hochschule entgegrnbringen. Die neuen Räume, die ohne jeden Prunk, aber, wie wir glauben, durchaus zwcckmäßig hergestellt sind, wollen vornehm lich die neuesten Fortschritte unseres Kulturleben» zur An schauung bringen und für da- praktische Leben verwendbar machen Aber gerade dieser Umstand legt eS nahe, darauf hinzuweisen, daß hierin nicht der ausschließlich« Zweck der Technischen Hochschule liegt, daß sie auch noch andere große Aufgaben zu erfüllen hat. Unsere polytechnischen Schulen waren, wie Sie wissen, ursprünglich nur Fachschulen, und e« hat großer Anstrengungen und langer Kämpfe bedurft, um hier Wandel zu schaffen, um jene Fachschulen mit ihren eng begrenzten Zielen und eng begrenzten Mitteln allmählich in Hochschulen umzubilden Wir dürfen e« dem Drr«dner i^'Unecdnikum nachrühmen, daß t« den Weg, der zu diesem höchsten Ziele führt, seit Jahrzclmien schon stetig gegangen ist Maa ist sich hier seit langer Zeit schon einerseits bewußt gewesen, daß für die Zulassung zum Besuche d«r Technische« Hochschule erhöhte Aniurdecungcn gestellt werden mußten, um ein für eine Hochschule wohl geeignete« und ein gut vor bereitete« Studentenmaterial zu gewinnen, uud «an ist sich hier auderseit« auch bewußt gewesen, daß die Technische tzoch- Abschluß nahe. Die Haupteisenbahnlinie von Djibuti nach AdiS-Abeba soll nach Bau und Betrieb französisch bleiben. Andernfalls würde der Hafen von IDjibuti schwerlich die Aufwendungen lohnen, die Frankreich dafür gemacht hat Die nicht- französische Beteiligung an dieser Bahnlinie würde nur finanziell sein, jedoch voraussichtlich mit Sitz und Stimme im Verwaltungsrat der Bahn. Eine Reihe von Pariser Meldungen der letzten Tage, wonach Frankreich in Berlin Mitteilungen über seine Verhandlungen mit England und Italien gemacht oder Deutschland zum Beitritt an den äthiopischen Eisenbahnunternehmungen eingeladeu habe, sind mit Vorsicht aufzunehmen. Bisher ist ein derartiger Schritt jedenfalls nicht geschehen. Übrigens wären wir auch ohne französische Einladung auf Grund von Zusagen Kaiser Meneliks in der Lage, mit deutschem Geld und deutschem Verwaltungseinfluß uns einen Anteil an der Strecke Djibuti-Adis-Abeba zu sichern Die wirtschaftliche Erschließung Abessyniens wird sich anscheinend ohne Reibungen zwischen den euro päischen Mächten durchführen lassen, solange das afrikanische Alpenland von einem tatkräftigen und klugen Herrscher, wie es der gegenwärtige Negus ist, regiert wird. — Auf der anderen, der östlichen Seite des Roten Meeres, in Jemen, ist die durch den Auf st and gegen die türkische Oberhoheit hervor gerufene Lage noch ungeklärt. Selbstverständlich fehlt es nicht an den üblichen Hinweisen, daß Eng land bei dieser Bewegung seine Hand im Spiele habe, weil das britische Reich sich mit Rücksicht auf Ägypten besondere Vorteile von der Beherrschung der heiligen Stätten des Islam (Mekkas und Medinas) versprechen müsse. Wir möchten diese Annahme aber mehr für Vermutung als für nachweisbare Wahr heit halten. Der Aufstand in Jemen ist mindestens ebensosehr durch die Fehlgriffe der türkischen Ver waltung wie durch fremde Einflüsterungen hervor gerufen worden, und es erscheint keineswegs sicher, daß er mit dem Verlust des Kalifats für die Türken enden muß. Dazu bleibt es eine offene Frage, ob die Araberstämme, die jetzt gegen die os manischen Truppen fechten, sich nicht mit Hellem Fanatismus gegen anglo-ägyptische Regimenter wenden würden, falls die Gefahr einer englischen, also nicht mohammedanischen Oberhoheit über Mekka und Medina näherrücken sollte. . So ungewiß demnach die Dinge in Jemen sich gestaltet haben, so läßt sich die Situation auf der Balkanhalbinsel um so befriedigender an Einmal ist in dieser Beziehung die gütliche Beilegung des türkisch - rumänischen Streitfalls zu ver zeichnen Der über seine Befugnisse hinausgegangcne Wali von Janina hat sich ausreichend entschuldigt, die ausgewiesenen rumänischen Schulinspektoren sind zurückberufen, und, ein Jrade des Sultans kommt dem Wunsche nach Anerkennung der Kutzowalachen als einer selbständigen Nation durch eine Reihe von Zugeständnissen entgegen. Die Schlichtung ist eine derartige, daß in Konstantinopel und in Bukarest keinerlei übler Eindruck zurückbleibt und in beiden Hauptstädten lebhafte Befriedigung dar über obwaltet, daß es sich besonders die deutsche Diplomatie hat angelegen sein lassen, eine erfolg reiche Vermittelung auszuüben. Wenn sodann der Besuch, den seinerzeit Fürst Ferdinand von Bul garien am Berliner Hofe gemacht hat, seine Wirkung in verschiedenen friedensfreundlichen Er scheinungen auf der Balkanhalbmsel äußert, so ist zu erwarten, daß diese Wirkung durch die Tatsache erweitert werden wird, daß auch demnächst der Fürst Nikita von Montenegro als Gast des schule nicht nur in den speziell»! Fächern, die sich dem zu künftigen Architekten, dem Ingenieur, dem Mathematiker, dem Elektrotechniker besonders nahe legen, eine vorzügliche AuS bildung geben müsse, sondern daß sie auch die bei jeden Gebildeten vorauSzusetzende allgemeine gründliche Bildung pflegen müsse; denn diese allgemeine Bildung ist nach unserem Dafürhalten die notwendige Voraussetzung für jede- wirkliche fruchtbringende höhere Fachstudium. Ich weiß, daß die au-gezeichneten Männer, die in dem Lehrkörper unferer höchsten technischen Bildungsstätte wirken, von derselben grundsätzlichen Auffassung beherrscht sind. Wäre eS ander- gewesen, unsere Technische Hochschule hätte nicht zu so schöner wissenschaftlicher Blüte gelangen, hätte nicht im friedlichen Wettkampfe mit ihren Schwestern sich den Rang erringen können, der ihn jetzt nach allgemeinem sach verständigen Urteil zu unserer Freude und unserem Stolze eingeräumt wird. Meine Worte und die daran- etwa ab- zuleitenden Konsequenzen richten sich daher nicht an diese Männer, sondern an die Studierenden der Technischen Hoch schule, an die Studenten, die, nicht eingeengt durch reglemen- tärr Zwang-Vorschriften, in voller akademischer Freiheit, freilich auch unter voller persönlicher Verantwortung da» geistige Rüstzeug zu ihrem zukünftigen Beruse sich hier aneignen sollen Ich lege Ihnen, meine Herren Kommilitonen, warm uud dringend an» Herz, daß Sir den Wert der allgemeinen Bildung für da» Fachstudium nicht unterschätzen wollen ES hängt mit dem, wa» ich soeben ausgesprochen habe, zusammen, w«nn man auch jetzt noch häufig bi« Behauptung hört, daß die Universität den Idealismus höher schätze, aU die Technisch« Hochschule Ich habe schon bet einer anderen Gelegenheit darauf hingewiesr«, daß mau, um zu et»«r richtigen Beantwortung dieser Frage zu gelangen, sich vor allem darüber verstäadigr« müsse, wa» denn unter Jdrali«mu» zu vrrsteheu sei Wir pflege» diese« Begriff jetzt doch etwa» ander» zu fassen, al- e» srit«u unserer Elter« uud Groß eltern geichad Denn ihaeu galt al» .ideal' nor Religion, Sittlichkeit, Wissenschaft und Kunst, alle» andere erschien ihnen al« mehr oder wentgrr profan Uns«r ^eichlechi dagegen nennt ideal alle«, um« geeignet ist, den einzelnen über seiaen eigenen engen Jntereffe«krei«, über die durch einen »«ui-
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