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Dresdner Journal : 04.10.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-10-04
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190510048
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19051004
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19051004
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1905
- Monat1905-10
- Tag1905-10-04
- Monat1905-10
- Jahr1905
- Titel
- Dresdner Journal : 04.10.1905
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Beim Bezüge durch dir ch,schäft,»,«e iuuerhal» Ariden» 2,so M (rinschl. Zutragung^, durch die Vk im Deutsche» Reich« 3 M. (ausschließlich Bestellgeld) vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Ps. Wird Zuracksenduna der für dir Schriftleitung bestimmten, aber von dieser nicht ein- gesorderten Beiträge bean sprucht, so ist das Postgeld veizuftigen. Dres-mr r : Zournal Herausgegeben von der Königl. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Große Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheinen: Werktags nachm 5 Uhr. — Originalberichte und Mitteilungen dürfen nur mit voller Quellenangabe nachgedruckt werden. elnkündigungSgrbültlru: Die Zeile kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Ankündi- gunaS Seite oder deren Raum 20 Pf Bei Tabellen- und Ziffernsatz S Pf Ausschlag für die Zeile. Unterm Re- daftionSstrich (Eingesandt) oie Tcxtzeile mittier Schrift oder deren Raum SO Pf. Gebühren - Ermäßigung bei Öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bi- mittags 12 Uhr für die nach mittags erscheinend« Nummer. ^231 Mittwoch, den 4. Oktober nachmittags. 1905. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den Rektor des Gymnasiums in Zittau Prof, vr. Seeliger unter Verleihung des Titels und AiangeS eines Geh. Schulrats zum vortragenden Rate im Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts zu ernennen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den seitherigen Oberlehrer an der Fürsten- nnd Landesschule in Meißen Prof. vr. phil. Otto Eduard Schmidt zum Rektor des Königl Gymna siums zu Wurzen und den seitherigen Oberlehrer an letztgenannter Anstalt Prof. vr. pbil. Karl Her mann Steuding zum Rektor des Königl. Gymna siums zu Schneeberg zu ernennen; ferner ist mit Genehmigung Sr. Majestät des Königs der der zeitige Rektor des Königl. Gymnasiums zu Schnee berg Prof. vr. pbil Alfred Sigismund Weinhold zum Rektor des Gymnasiums in Zittau ernannt worden. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den bisherigen Oberlehrer am Landständischen Seminar zu Bautzen Prof. vr. pftil. Franz Otto Beyer zum Direktor des Seminars zu Pirna zu ernennen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Oberheizer bei dem Landgerichte Dresden Gustav Hermann Schiller, dem Diener bei diesem Gerichte Wilhelm Robert Göhde und dem Diener bei dem Amtsgerichte Annaberg Gustav Heinrich Reinwarth bei ihrem Übertritt in den Ruhestand das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Ernennungen, Versetzungen re. im öffent licher, Dienste. Am «eschästsbrretche de« MtnistrriumS de» Innern. Der bisherige Bezirks-Assessor bei der Amtshaupt- mannschast Chemnitz Or Zsch immer ist als Polizeiassessor zur Polizeidircktion Dresden versetzt worden. JmSeschäftsbrretche deSMinisterinms -rd Kultus und Sffcntl. Unterrichts. Zu besetzen: die ständige Lchrerstelle zuKoltzschen. Kollator: die oberste Schulbehörde. Außer freier Wohnung im neugebauten Schulhause und Garlengenuß 1200 M vom Schuldienst und 110 M für Fortbildungsschuluntcrricht. Gesuche mit den erforderlichen Beilagen bis 20. Oktober an BczirkSschulinspektor vr. Michel, Grimma; - die Lehrerstelle zu Haupt mannsgrün. Kol lator: die oberste Schulbehörde Neben freier Wohnung mit Gartengenuß 1200 M Grundgehalt, 30 M. für kirchendienst liche Verrichtungen, 60 M Ablösungs- und Pachtgelder, 1S0 M. pers Zulage, 165 M. für Fortbildungsschul- und Turnunterricht, 75 M. der Lehrersfrau, falls sie den Hand arbeitsunterricht erteilt, und 126 M. für Heizung und Be leuchtung des Schulzimmers Gesuche mit allen erforderlichen Unterlagen sind bis 18. Oktober bei Bezirksschulinspeklor Schulrat Ur. Putzger, Plauen, einzureichen. (Behördl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Indien als Mlitärkaat. Die militärische Welt in England beschäftigt sich noch immer lebhaft mit der durch Lord Kitchener in die Wege geleiteten Reorganisation der englisch indischen Truppen, weil man den Gedanken nicht los werden kann, daß diese Armee unter Umständen zuerst in die Lage kommen kann, für die Interessen des Mutterlandes eintreten zu müssen. Bei diesem Kunst und Wissenschaft. Wissenschaft. * Die 48 Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner wurde gestern durch Schulrat Prof. Brütt in Hamburg eröffnet. Im Namen des Senats begrüßte die 1000 Mann starke Versammlung der Senator v. Meile. Abends fand ein Festmahl im Zoologischen Garten statt. Am morgigen Donnerstag wird feierlicher Empfang im Rathause sein. * Aus Paris wird gemeldet: Der Vorsitzende Horart des Tuberkulose-Kongresses erklärte in seiner Eröffnungsrede vor 3000 zuhörendcn Ärzten, die ärztliche Behandlung der Tuberkulose habe vollständig Bankbruch gemacht, und alle An strengungen der Heilkunst seien jetzt aus die Verhütung der Ansteckung und auf die Hygiene gerichtet. Die einzelnen Abteilungen des Tuberkulose-Kongresses haben gestern ihre Arbeiten begonnen. In der ersten Ab teilung sprach Prof. Behring über „Biologie des Bazillus Koch". Zwischen Vertretern der Lyoner Schule, die Anhänger der Lehre von der Gleichheit der mensch lichen und der tierischen Tuberkulose ist, und Vertretern der Berliner Schule, die der Ansicht ist, daß menschliche und tierische Tuberkulose zwei verschiedene Krankheits formen sind, entspann sich eine Diskussion Die Ab teilung nahm fast einstimmig eine Tagesordnung an, in der für unerläßlich erklärt wird, tue Ansteckung von Mensch zu Mensch zu bekämpfen, die Prophylaxe gegen Rindertuberkulose weiter fortzuführcn und für Verhin derung der Übertragung von Tier auf Mensch zu sorgen. In der dritten Abteilung sprach Prof Heubner-Berlin über „Schutz der Kinder gegen Tuberkulose-Ansteckung". Redner trat besonders für das Leben auf dem Lande, Stande der Dinge dürften einige bemerkenswerte Angaben übsr das Militärwesen in Indien um so mehr von Wert sein, als sie sich zum großen Teile mit solchen Verhältnissen befassen, die nicht aus offiziellen Berichten bekannt geworden sind. Für die militärische Verwaltung ist Indien nun mehr in drei Kommandos eingeteilt: das Punjab-, Bengal- und Bombay-Kommando. Jeder dieser Militärbezirke untersteht dem Befehl eines General leutnants, und diese wiederum sind dem Oberkommando in Indien direkt unterstellt. Außer den europäischen und indischen Truppen, die zusammen das englische Heer in Indien bilden, gibt es dort noch einen anderen Truppenverband, das sogenannte Kaiserliche Reichsheer, das von verschiedenen angesehenen Fürsten des Landes unterhalten wird An europäischer Mannschaft zählt die britisch indische Armee zurzeit 70000 Mann, und da 143 617 Mann die Ein- gcborenen-Kontingente aufbringen, so ergibt sich eine Gesamtheeresstärke von 213 617 Mann. Das Rekrutierungssystem ist das gleiche wie in England. Eine allgemeine Aushebung findet nicht statt und ist auch in Indien nicht nötig, da die kriegerischen Stämme des Landes tatsächlich keinen anderen Beruf als das Waffenhandwerk kennen Da jedoch die Besoldung der Unteroffiziere und Gemeinen nicht sehr hoch bemessen ist, ist der Andrang zum Militärdienst nicht groß, und vielfach gehören die Rekruten sehr gemischten Elementen an Natürlich gibt es auch Ausnahmen, so z. B. bei den aus Rayputs zusammengesetzten Regimentern und ebenso bei den Sikh Regimentern aus dem Punjab. Auch die Jats, die Dogras und die Pathaus, alles Stämme aus dem Punjab, werden wegen ihrer militärischen Eigenschaften sehr gerühmt und bilden einen gut brauchbaren Ersatz Die Gurkhas von Nepal, dem einzig unabhängigen Staate in Indien, werden, trotzdem sie durchschnittlich unter Normal- größe bleiben, wegen ihrer Kühnheit und Geschick lichkeit im Gcbirgskrieg ganz besonders geschätzt Europäische Offiziere, die Gurkha-Regimentern zu geteilt wurden, sind voll des Lobes über diese Leute. In hohem Ansehen stehen auch die Purubia- Regimenter, die, zur Kaste der Brahminen gehörig, sich aus Oudh rekrutieren und das seltene Vorrecht genießen, die Leibgarde des Vizekönigs von Indien zu bilden Alles ausgesuchte Leute, über sechs Fuß groß, machen sie in ihren malerischen Uniformen einen imponierenden Eindruck; sie waren es auch, die inmitten des wilden Aufruhrs von Oudh fest und treu zur britischen Fahne hielten. Außer den voraufgezählten Rayputs, Sikbs, Path aus, Jats, Gurkhas, Purubias und noch anderen hindostanischcn Stämmen, die den Kern der nord indischen Regimenter bilden, gibt es noch in Süd indien eine Anzahl namhafter Völkerschaften, die wegen ihrer Tapferkeit angesehen sind und deshalb ebenfalls zur Rekrutierung heran gezogen werden. Es sind dies die Maharattas, die Mairs und Coregs von der Malabarküste und die Naidus und Reddics aus dem Madras-Bezirk Auch die Mohammedaner im Süden stellen zahl reiche und brauchbare Leute für die Armee Freilich reichen die südlichen Indier im Körperbau und in physischer Kraft nicht ganz an ihre Stammesgenossen im Norden heran und ist dieser Unterschied beson ders hervorgetreten, sobald es sich um Exp-ditionen gegen Grenzstämme in nördlicheren kälteren Klimaten gehandelt hat. Auch eine Armee-Reserve ist in Indien vor Händen; sie setzt sich aus solchen Leuten zusammen, die ihre aktive Dienstzeit beendet haben. Diese müssen jährlich an einer Übung teilnehmen und sind außerdem gebunden, bei jedem Aufruf sofort zu ihren Regimentern zu stoßen. Die Gesamtstärke dieser Reserve beträgt zurzeit 22 233 Mann Das Freiwilligenkorps zählt 31000 Mann, doch soll die Zahl der Kombattanten nur 29000 erreichen Da nun die unmittelbar unter britischer Herrschaft stehende Bevölkerung 200 Mill Seelen zählt, so könnte es auffallend erscheinen, daß Indien nur über ein so schwaches Freiwilligcnkorps verfügt Die Indier sind aber nicht etwa unloyale Unter tanen, nur fürchtet die Regierung, sich durch die Bildung besonderer Freiwilligenkorps und den Ein tritt eingeborener Indier in diese Korps ins eigne Fleisch zu schneiden und indirekt Geheimbündelei zu unterstützen. Den Stamm der Freiwilligenkorps bilden gegenwärtig nur Eisenbahn- und andere Ver waltungsbeamte, die in der Mehrzahl national englischer Herkunst sind Die Organisation des kaiserlichen Reichsheeres war ein Akt kluger Staatskunst und ist sehr volks tümlich geworden, da sie den indischen Fürsten Ge legenheit gibt, Beweise ihrer Treue und Anhänglich keit an den Tag zu legen Tie Stärke dieses Imperial Service Corps beläuft sich zurzeit auf 17 290 Mann, dazu kommen noch die Hifstruppen mit 134 400 Mann, sowie die Kontingente von Nepal mit 35 000 Mann und einiger anderer Grenzstaaten, über die verläßliche Zahlen fehlen Die meisten Truppen des Reichsheercs werden von den Staaten im Punjab, in Junerindien, Rayputana, Bombay und Deccan (Hydrabad und Mysore) gestellt. Alle Verwaltungsangelegenheiten dieser Regimenter liegen ausschließlich in ihren eigenen Händen, auch wählen sie sich ihre Offiziere selbst. Sowohl im Tirahfeld- zug (1897), wie auch während des Boxeraufstands hat sich das kaiserliche Reichsheer vielfach ausgezeichnet, wofür ihm verschiedene Beweise Allerhöchster Huld zuteil geworden sind. U. a wurden der General Singh und der Maharadja vom Cooch Behar zu Generaladjutanten des Kaisers und Königs Eduard ernannt. Auch war es die Folge dieses guten Ver haltens des Imperial Service Corps, daß Lord Curzon, der Bizekönig von Indien, ein kaiserliches Kadettenkorps in Dewa Dum ins Leben rief, wo Söhne von Fürsten und indischen Adeligen für die Offizierslaufbahn erzogen werden. Die Mobilmachung des englisch indischen Heeres erfolgt divisionsweise, jedoch beruht der Mobil- machungsplan auf dem sog. Stationssystcm, d. h. einige Standorte werden ausgesucht und aus ihnen die für den Krieg erforderlichen Truppen entnommen. Durch ganz Indien sind solche dauernde Garnison stationen festgelegt, von denen einige eine sehr große Ausdehnung haben; die meisten Standorte weist die Nordwestgrenze und das Punjab auf. Was endlich die Bewaffnung der britisch-indischen Armee an langt, so ist die Infanterie jetzt durchweg mit dem neuen Lee Enfield-Gewehr ausgerüstet und für die Artillerie sollen einige neue Schnellfeuergeschütze aus England so schnell als möglich beschafft werden. Erwähnenswert ist, daß Indien mehrere Waffen fabriken besitzt, die einen Teil des Bedarfs für das Heer decken. So liefert die Gewehrfabrik in Jschapore Waffen moderner Konstruktion; in Tum Dum ist auch eine Gewehr- und Munitionsfabrik, in Cossipur bei Kalkutta eine Granatgießcrei, die immer noch vergrößert wird, in Wellington geht eine Korditfabrik ihrer Vollendung entgegen, und Kirkee hat eine Gewehr- und Munitionsfabrik, die auch Lydditgranaten liefert. Ferner ist kürzlich an Stelle der drei bisherigen Fabriken in Fategura, anstatt in der Stadt, em. In der vierten Ableitung wurde das Thema des Schutzes der Erwachsenen gegen Ansteckung und das der sozialen Hygiene ver handelt. Millerand sprach in einem längeren Vortrag über die Schwierigkeiten, die sich in Frankreich einer Verschmelzung der verschiedenen VersicherungSzweigc ent- gegenstellcn. In einer Resolution gab die Abteilung dem Wunsche Ausdruck, daß die allgemeine Prophylaxe und die Einrichtungen für Heilung rc. weiter ausgebildet werden. Die Abteilungen hielten auch am Nachmittage Sitzungen ab. In der ersten Abteilung wurde über die durch Alkoholismus und Überanstrengung hervorgerusenc Prädisposition für Tuberkulose verhandelt, in der zweiten Abteilung über tuberkulöse Abszesse und ihre Heilung. Tie dritte Abteilung behandelte wieder das Thema des Schutzes der Kinder gegen Ansteckungsgefahr. Für die Mitglieder deS Kongresses fand gestern nachmittag im Stadthause ein Empfang statt Der Vizepräsident des Gemcinderats Roussel begrüßte die Erschienenen Weitere Ansprachen hielten der Generalsekretär der Präfektur des Seincdepartcmcnts und der Präsident des Generalrats * Pros Peabody von der Harvard-Universität, der erste amerikanische Gelehrte, der den „Profefforenauk- tausch" in Deutschland verwirklicht, wird im Winterhalb jahr an der Berliner Universität zwei Vorlesungen halten: ein vierstündiges Prioatkolleg über Sozialethik in den Vereinigten Staaten und eine zweistündige öffentliche Vorlesung über den christlichen Charakter im heutigen Leben, beide Vorlesungen in englischer Sprache. In der Universität wird für den amerikanischen Gelehrten ein Empsangszimmer hergerichtet * ES ist durchaus gerechtfertigt, daß die Hygiene schon früh ihre Aufmerksamkeit bez. ihren Verdacht auf das Geld gerichtet hat, denn je mehr ein Gegenstand dazu bestimmt ist, aus einer Hand in die andere zu gehen, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, daß er taber mit einer großen 'Menge von Bakterien verun reinigt wird. Ist es schon an sich in höchstem Grade unappetitlich, wenn jemand ein Geldstück in den Mund nimmt, wie man es leider noch immer zuweilen sieht, so wird eine solche Gewohnheit unter diesem Gesichts punkt geradezu gefährlich. Die Geldstücke, sogar die kupfernen, scheinen aber noch nicht einmal die schlimmsten Krankhcitsträger zu sein, vielmehr fällt diese Rolle erst den Banknoten zu In New Dork sind unlängst von zwei Forschern Versuche vorgenommen worden, um fest- zustellcn, wie lange sich krankheitserregende Bakterien auf den verschiedenen Gcidsortcn halten. Es wurde er mittelt, daß Papiergeld, das mit Diphtherie-Bazillen ge impft war, diese Keime noch wochenlang bis zu einem Monat lebens- und daher auch anstcckungsfähig behielt. Kupferpfennige oder Nickclmünzen dagegen, die in den Mund von diphthcriekrankcn Kindern gebracht wurden, wiesen schon nach 24 Stunden keinen Bazillus mehr auf. Dieser Unterschied im Verhalten des Papiergeldes und des Metallgeldes ist daraus zu erklären, daß das Metall der Münzen unter Mitwirkung der Luftfeuchtig keit, durch die es etwas aufgelöst wird, den Bakterien schädlich ist. Auf dem Papiergeld anderseits kann nur die allmähliche Austrocknung das Absterben der Keime herbcisühren Die beiden Bakteriologen haben ferner auch verschiedene Geldsorten in dem Zustand, in dem sie sich im Umlauf befinden, auf ihren Keimgehalt unter sucht, und eS stellte sich heraus, daß auf einem Kupfer- psennig 26, auf einer Nickel- oder Silbermünze von gleicher Größe 40, dagegen auf einer mäßig sauberen Banknote 1250 und auf einer schmutzigen Banknote gar 73 000 Bakterien vorhanden waren * Wie dem „Berl. Tgbl." dessen St. Petersburger Korrespondent berichtet, ist der bekannte russische Reisende und Erforscher der Mongolei und Tibet«, Leutnant P. K Koslow, jetzt von seiner letzten Reise, die er Bombay und Madras eine große Kanonengießerei in Dschnbbulpur angelegt worden. Ein fturenkomplott gegen Lie deutsche Herrschaft in Südwestafrika? Eine überraschende, sehr eigentümliche Nachricht kommt aus Windhuk. Das „Hans Pr-Bur." hat Mitteilungen erhalten über einen Anschlag von in Windhuk ein- gewandcrten Kapländern und Transvaalern gegen die deutsche Herrschaft in Südwestafrika. Der Vorfall muß um so größeres Aussehen erregen, weil ein Mann mit ihm in Verbindung gebracht wird, der aus dem Buren krieg her bekannt ist, in Deutschland bei seiner Anwesen heit sehr viel Sympathie gefunden hatte und mit der Tochter eines verabschiedeten preußischen Offiziers seit etwa zwei Jahren verheiratet ist, nämlich Andries de Wet, der Neffe des Burengenerals Ob und wie weit er selbst an dem Plan beteiligt war, läßt sich noch nicht beurteilen; gegen ihn spricht der Umstand, daß in seinem Hause von der deutschen Polizei verdächtige Persönlichkeiten und Waffen gefunden wurden Am 22. August ging bei der Polizeibehörde in Windhuk eine Anzeige ein, daß ein Komplott bestände, dessen An führer im Andries de Wetschen Anwesen (A de Wet u Co.) seit einiger Zeit geheime Versammjungen ab hielten und im geeigneten Augenblick im Verein mit Cape Boys und Eingeborenen Windhuks einen Hand streich auf Windhuk und andere Orte auszuführen planten. Am 23. August, früh morgens begab sich Polizeirat Boesel in Begleitung einer starken Abteilung Polizeimannschaft nach de Wets Hause und ließ es um stellen. Im Hause wurden verdächtige Persönlichkeiten vorgefunden, festgenommen und Waffen beschlagnahmt. Die Zahl der Verhafteten betrug fünf, ein sechster war kurz vor dem Eintreffen der Polizei mit dem Zuge nach Okahandja entkommen. Die vom Bezirksverein Windhuk hcrausgegebenen „Windhuker Nachrichten" wissen sogar den Plan der Verschwörer zu enthüllen. Danach sollte zunächst Wind huk überrumpelt, die besten Reitpferde genommen, alles erhältliche Vieh abgetrieben und etwa verhaftete Volks genossen befreit werden Von Windhuk sollte der Zug nach Barmen gehen, das genommen werden sollte, und von da zum Kuiseb, um Verbindung mit den Wit- bois zu suchen und dann die Betschuanalandgrenze zu gewinnen Ein weiterer Streiszug sollte direkt ostwärts unternommen werden, um die Bastards zum Mitmachen zu veranlaßen. Wieweit dieser Plan bereits gereift war, ist nicht zu übersehen; jedenfalls aber ist er durch das Eingreifen der Behörde vereitelt worden. Als ein wichtiger Punkt in der Gliederung des Planes erscheint der Umstand, daß sich ein gewisser Spangenberg an der Grenze eta bliert hat, der bereits den aufständischen Hottentotten durch Lieferung von Kriegsmaterial den größten Vor schub leistet. Cs ist dies derselbe Spangenberg, der vor dem ersten Witboikriege dem Hendrik Witboi als treuer Berater zur Seite stand und nach der Kapkolonie ging, um den berüchtigten van der Wcsthuizen-Trek nach dem Namalande zu organisieren, dem der damalige deutsche Generalkonsul in Kapstadt, Baron von Nordenflycht, durch eine Bekanntmachung in den südafrikanischen Zei tungen den Boden entzog. Die festgenommenen Buren gehören den sogenannten „National Scouts" an, jenen Vatcrlandsverrätern, die erst mit den Buren gegen die Engländer fochten, sich bei der ersten Gelegenheit ergaben, um im Dienste des Feindes durch Verrat den schnellen Untergang der Burenstaatcn herbeiführcn zu helfen. Ihre Zahl beläuft sich in Südafrika auf 15 000 Mann Die „Windhuker Nachrichten", die durchaus keinen burenfeindlichcn Charakter tragen (der Redakteur Conrad Rust ist mit einer Burin verheiratet) schreiben hierzu: „Man denke sich von diesen 15 000 Mann ein Viertel gut organisiert und im Bunde mit den Ausständischen! Die Möglichkeit, daß die Zahl der ..Raider" aus diese Höhe kommen könnte, ist dadurch gegeben, daß die Sucht zu politischen Räubereien und gesetzwidrigen Handlungen aus m diesem Sommer durch die Mongolei unternahm, zurück gekehrt und hat ein sehr umfangreiches und höchst inter» essantes Material mitgebracht, über das er demnächst in der Kaiser! russischen Geographischen Gesellschaft berichten wird. In Urga ist Koslow mit dem Dalai Lama zu- sammengetroffen, der seit seiner Flucht aus Tibet vor den Engländern in großer Zurückgezogenheit lebt. Koslow schildert den Dalai Lama als jungen, sehr gebildeten und energischen Mann, dessen einziger Gedanke in der Erhaltung und Unabhängigkeit Tibets und seiner Be freiung von der Herrschaft der Engländer besteht, die noch drei Punkte in Tibet besetzt halten. Koslow über brachte dem Dalai Lama kostbare Geschenke der Geo graphischen Gesellschaft und erhielt als Gegengeschenk sehr wertvolle Daten über die gegenwärtige Lage Tibets und mehrere Gegenstände, die sich auf den Buddhakult be ziehen. Das Herstellen einer Photographie von sich ge stattete der Talai Lama nicht, doch saß er dem Zeichner der Expedition, Hrn Koshewnikow, in den verschiedensten Stellungen und Kostümen. Diese Entwürfe sollen alle sehr gut gelungen sein und werden in den Veröffent lichungen der Geographischen Gesellschaft wiedergcgeben werden. KoSlow wurde vom Dalai Lama mehrere Male empfangen; die Unterhaltung wurde dabei durch zwei Dolmetscher, einen Mongolen und einen Tibetaner, geführt. Literatur. * Von Max Halbes neuestem Theaterstück, der vier aktigen Komödie „Die Insel der Seligen", ist die erste Hälfte im jüngsten der „Süddeutschen Monatshefte" (Herausgeber P. N Cossmann, Verlag von Adolf Bonz u Comp.) erschienen „Die Insel der Seligen" ist ein individualistischer DrrsuchSstaat, etwa eine Er weiterung jener „Neuen Gemeinschaft", die vor einiger Zeit in der Nähe Berlins entstand und seither wieder
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