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Dresdner Journal : 31.01.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-01-31
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190501314
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19050131
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19050131
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1905
- Monat1905-01
- Tag1905-01-31
- Monat1905-01
- Jahr1905
- Titel
- Dresdner Journal : 31.01.1905
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M, Nr. 0/1 r. 1 20,00 bi» 10—18,00 M, M., Futter» M. erkl da Meizenklne ohne Sack. :b. 10,80 bir — 10,80 M, M Lx netto mer Marken Zetter: Regne- 'hig >and Por^ den elder Der Ein- »chcn tral- telle aus i zu iuar bcn mu tten ' ist die ind »der big, chcf icht sfen des lab die rei- hre rd- vezn««dret«: Beim Bezüge durch die cheschästosiene tnnerhat» Preoden» 2,»o M (einschl. Zuiraguna), durch die Saft nu Deutschen Reich« S M. (ausschließlich Bestellgeld) vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Wird Zurücksenduno der für die Schriftleitung bestimmten, aber von dieser nicht ein» gesorderten Beiträge bean sprucht, so ist das Postgeld beizusügen. Dresdner W Journal. Herausgegeben von der Königl. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Große Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheine«: Werktag« nachm. ü Uhr. — Originalberichte und Mitteilungen dürfen nur mft voller Quellenangabe uachgedruckt werde». ««kündtguugSgebührru: Die Zeile kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Ankündi- guiigS-Seite oder deren Raum 20 Pf Bei Tabellen» und Zisfernsatz S Ps. Ausschlag für die Zeile Unterm Re- dakttonsstrich (Eingesandt) oie Lext-eile mittler Schrift oder deren Raum SV Pf. Gebühren - Ermäßigung bei öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bis mittags 12 Uhr für dre nach mittags erscheinende Nummer. 25. TienStag, den 31. Januar nachmittags. 1905. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Oberförster a. D. König in Blasewitz den Titel und Rang eines „Forstmeisters" zu ver leihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Oberbriesträger Müller in Chemnitz das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Oberhofjägermeister Frhr. v. d. BuSsche-Streithorst das ihm von Sr. Königl. Hoheit dem Großherzog von Mecklen burg-Schwerin, gleichzeitig im Namen Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs von Mecklenburg-Strelitz verliehene Großkreuz des Greifenordens annehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen c eruht,daß der Legationsrat im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten v. Stieglitz das von Ihrer Majestät der Königin der Niederlande ihm verliehene Kommandeurkreuz des Königl. Niederländi- schenOrdens von Oranien-Nassau annehme und trage Se Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Generalarzt ü la «uits c des Sanitätskorps Hofrat Or. Credo in Dresden das ihm von Sr. Königl. Hoheit dem Großherzoge von Mecklenburg-Schwerin verliehene Komturkreuz des Greifenordens annehme und trage. Ernennungen, Versetzungen re. im öffent liche» Dienste. Im Geschäftsbereiche »es Ministeriums deS Innern. Beim Landstallamte Moritzburg. Pen sioniert: Obergestütswärter Naumann. — Befördert: Gestüt-Wärter Grafe zum Obergestütswärler. Im Geschäftsbereiche des Ministeriums beS Kultus n. äffen». Unterrichts. Zu besetzen: die 2. ständige Lehrerstelle im Luftkurort Jonsdorf. Kollator: die oberste Schulbehörde. 1200 M Grundgehalt, 70 M Pers, unwiderrufliche Zulage, 30 M. für Stellvertretung des Kirch schullehrers im Kirchendienst, »5 M für Fortbildungsschule, 27,50 M für Turnunterricht, 160 M Wohnungsgeld. Musi kalische Befähigung erforderlich Gesuche mit den erforder lichen Zeu missen und Militärdienstnachweis bis 21 Februar an Bezirksschulinspektor Schulrat vr. Hanns, Zittau; — Ostern die mit Genehmigung der obersten Schulbehörde zu begründende ü. ständige Lehrerstelle in Großzschachwitz. Kollator: die oberste Schulbehörde. 1200 M. Grundgehalt, 300 M. Wohnungsgeld und 45 M. Heizungsgeld. Gesuche mit allen erforderlichen Beilagen sind bis 18. Februar bei Bezirksschulinspektor Schulrat Reil, Pirna, einzureichen. Bebördl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigente »le. . nichtamtlicher Teil. Vie Wahlen in Ungarn. Aus Budapest wird uns geschrieben: „So viel ist heute mit einer an Gewißheit grenzenden Sicherheit vorauszusagen: Die liberale Partei wird aus diesen Wahlen unversehrt, ja gestärkt hervorgehen. 236 liberale Mandate sind tote Gewißheit" ... So schrieb im sattsam bekannten Tone drei Tage vor dem Beginne der ungarischen Wahlen ein Blatt, dessen politische und BörsentipS eincnl Teile unseres Leserpublikums als unfehlbare gelten! Und mit der gleichen „an Gewißheit grenzenden Sicherheit" verkündete noch zur selben Zeit das Haupt organ der österreichischen Klerikalen, das neuestens die Verherrlichung des ungarischen Liberalismus unter Einem mit der Verunglimpfung des öster reichischen Liberalismus betreibt, sogar die bevor stehende „völlige Zerschmetterung" der ungarischen Opposition. — In dieser Weise hat die Presse dafür gesorgt, daß die tatsächlich erfolgte Entscheidung in weiten Kreisen der Bevölkerung beider Reichs hälften wie eine katastrophale Überraschung wirken mußte. Nüchterne und unbeeinflußte Beobachter haben dagegen aus alle Prophetenehren verzichtet, seitdem die im Dezember von der liberalen Partei abgefallenen politischen Führer mit der Erklärung hervortraten, daß sie sich nicht auf eine passive Rolle beschränken, sondern aktiv in den Kampf wider die Regierung nnd die bisherige Mehrheit eingreifen würden Damit war ein gänzlich neues Moment gegeben, dessen Bedeutung sowohl für. die gesamte weitere Entwickelung des politischen Lebens Ungarns wie für den Verlauf der Wahlen nicht im vorhinein abgeschätzt werden konnte. Zum erstenmal hat es sich nun in Ungarn ereignet, daß die liberale Partei im Wahlkampfe Männern gegen stand, die während ihrer ganzen politischen Ver gangenheit als Anhänger, ja als Stützen des Libe ralismus galten. Dadurch geriet die liberale Partei in eine unnatürliche und, wie die Tatsachen zeigen, unhaltbare Stellung Nicht weniger unnatürlich ist allerdings die heutige Position jener Männer, die durch ihre Schwenkung in die Gesellschaft ihrer bis herigen erbitterten Feinde, der offenen oder ge heimen Gegner aller von den Liberalen verteidigten Prinzipien gelangten. Unnatürlich, ja in allen Einzelheiten widersinnig ist die gesamte Gruppierung, die sich vor den Wahlen vollzog und die dann im Wahlergebnisse ihr erstes greifbares Resultat lieferte. Die liberale Partei erlag eiuer Koalition, die aus folgenden Gruppen bestand: den aristokratischen Dissidenten unter Führung des Grafen Julius Andrassy, den Anhängern Kossuths, den Klerikalen der Volkspartei und den Apponyi anern. Diese Elemente vereinigten sich zur Abwehr einer von ihnen als ungesetzlich bezeichneten Geschäfts ordnungs-Reform. Schon bei Beginn der Wahl bewegung machten Kofsuth und seine Getreuen aber kein Hehl daraus, daß sie den Kampf nicht unter der kaum auf die Massen wirkenden Parole dieser Ab wehr, sondern unter der alten und in letzter Zeit immer zugkräftiger gewordenen Devise: „Los von Österreich!" ausfechten würden. Das Schlagwort von der Zer reißung der Reichseinheit widerspricht jedoch dem bisherigen politischen Bekenntnisse des Grafen Andrassy und seinen hochadeligen Genossen und ebenso den Grundsätzen der Volkspartei und den Grundsätzen, die Graf Apponyi noch vor kurzem als die seinen zur Schau trug. Der einstige Jesuiten zögling und spätere liberale Parteimann Apponyi hat sich allerdings rasch über jenen Widerspruch hinweggesetzt, indem er plötzlich entdeckte, daß seine dreißigjährige Ausgleichsfreundschaft nur ein „Irr tum" war, und'daß der Platz an der Seite des Trennungsapostels Kossuth der einzig richtige für ihn sei. Graf Andrassy und die Herren von der Bolkspartei verspüren aber keine Neigung, das Bei spiel Apponyis nachzuahmen. Sie wollen nur be züglich des Kampfes gegen die Lex Daniel (die neue Geschäftsordnung) als Verbündete Kossuths gelten und sie möchten so die augenfällige Be deutung der Tatsache verwischen, daß sie ihre Wahl siege einer Volksströmung verdanken) deren Ziele weit abliegen vom Gebiete des Streites um die Geschäftsordnung. Dieses Bemühen war ein ver gebliches. Eine Ausgleichstreue, die sich in der Verbindung mit Kossuth, ja unter dem Schutze dieses unversöhnlichen Ausgleichsgegners unver sehrt erhalten sollte, wäre ein politisches Trug- gebilde. Nur eine rasche reinliche Scheidung kann es verhindern, daß durch das Spiel mit solchen Täuschungen und Selbsttäuschungen eine verhängnisvolle Verwirrung in das politische Leben Ungarns getragen würde. Entschließen sich die Beteiligten nicht zur Durchführung jener Scheidung, so werden sie durch ihre Zaghaftigkeit oder Popularitätssucht eben die Gefahren heraufbeschwören, deren Abwendung sie selbst bisher »stets als die Pflicht jedes einsichtigen ungarischen Patrioten bezeichneten. Man darf heute nicht einen wohlfeilen Trost in der Phrase suchen, daß im Wahlkampfe die Anhänger und die Gegner: der Lex Daniel miteinander ge rungen hätten. Die Wahlen sollten ein Volksverdikt über die Obstruktion bringen, sie sind ein Plebiszit für die Obstruktion geworden. Vor allem aber hat es sich um die zur Wahlparole gemachte Schicksals frage des Ausgleichs gehandelt, und es war der Mißerfolg der liberalen Partei daher eine Nieder läge des Ausgleichsprinzips. Selbst die Neben erscheinungen der Wahlkampagne verstärken diesen Eindruck Immer wieder wurde von der Opposition die Hetze gegen die angeblichen „Wiener Einflüsse" als Agitationsmittel benützt und zwar gerade von jenen Volkstribunen, die stets den „Wiener Einfluß" anrufen, wenn sie ein ihnen mißliebiges Kabinett gestürzt sehen wollen. — Die Frage des künftigen staatsrechtlichen und wirtschaftlichen Verhältnisses der beiden Reichshälften ist unzweifelhaft durch das Wahl ergebnis zum Angelpunkte der weiteren Entwickelung geworden. Die Anhänger des Ausgleichs müssen sich daher für die Abwehr der Gefahr rüsten, welche die Gemeinsamkeit angesichts des großen Erfolgs der Aus gleichsgegner ganz unmittelbar bedroht. Man will diese Gefahr durch ein Rechenexempel bannen. Während man das solidarische Vorgehen der Par teien, die sich ungeachtet ihrer schroff gegensätzlichen Programme zum Kampfe gegen die Regierung ver bündeten, als ein Zeichen der Korruption brand markt, schlägt man eine Mehrheitsbildung auf ähn licher Grundlage vor Man addiert zur Zahl der liberalen Abgeordneten des neuen Hauses die Man da»"Ziffern all-r anderen ans der AnSgleichSbasis e»e harrenden Gruppen und man findet, daß die Ber einigung der Ausgleichsanhänger den Ausgleichs gegnern numerisch überlegen wäre. Somit müsse diese Koalition gebildet und natürlich auch mit der Beistellung der neuen Regierung betraut werden. Dann sei die Gefahr abgewendet und alles wieder in bester Ordnung. Die Politik ist aber leider kein Rechenexempel. Die liberale Partei wird in der be sagten Ausgleichsschutzliga mit Gruppen zusammen zu arbeiten haben, deren Unterstützung sie nur durch außerordentliche, dem liberalen Programm zuwider laufende Konzessionen erkaufen kann. Die Schaffung jener Liga kann daher früher oder später über die Liberalen eine, die jüngste materielle Schlappe er gänzende moralische Niederlage herausbeschwören. Außerdem ist es zumindest zweifelhaft, ob die müh selig in eine Minderheit verwandelte Opposition nach ihren Erfolgen geneigt sein wird, sich dauernd mit der ihr zugewiesenen bescheidenen Rolle abzu finden, die ihr schon vor ihrer mächtigen Erstarkung nicht genügte. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird man trotz vielfacher berechtigter Bedenken nach dem hier an gedeuteten Auskunftsmittel greisen, da kaum ein anderer Behelf vorhanden ist, durch den das stark havarierte Schiff der Ausgleichspolitik über Wasser gehalten werden kann. Die künftige Gestaltung wird aber nicht von trügerischen Zifferngruppierungen ab hängen, sondern davon, ob die Ausgleichsgegner den Mut finden, den ihnen zuteil gewordenen Macht - zuwachs für die faktische Durchführung einer packenden Wahlparole einzusetzen Ist dies der Fall, so wird eine künstlich geschaffene und der Einheitlichkeit ent behrenden Mehrheitskoalition ihnen nicht lange einen wirksamen Widerstand leisten können Es ist aber keineswegs ausgeschlossen, daß die Nutznießer deS Trennungsschlagwortes noch geraume Zeit vor der Realisierung einer Forderung zurückscheuen, die ihnen bisher nur eine Waffe im politischen Kämpfe war. Sind sie für vernünftige Erwägungen überhaupt noch zugänglich, so müssen sie erkennen, welch unab sehbare Schädigung Ungarn heute auf allen Gebieten seiner wirtschaftlichen und politischen Interessen und auch in seiner internationalen Geltung durch die Trennung erleiden würde. Diese Erkenntnis kann eine heilsame Ernüchterung einleiten und so einen durch die erlesensten taktischen Kunstgriffe der Ausgleichsfreunde kaum zu erzielenden Still stand der gewaltsam entfachten Bewegung zur Folge haben Tas könnte um so eher geschehen, wenn die liberale Partei trotz ihres jüngsten Echecs mit der bisbcrigen Entschiedenheit gegen jene Be wegung ankämpft, getragen von dem Vertrauen aller wahren ungarischen Patrioten und ungehemmt durch unnatürliche Bündnisse. In Österreich muß man sich aber auf alle Möglichkeiten vorbereiten. Österreich hat, wie die einsichtigen magyarischen Poli tiker selbst zugeben, bei der Trennung unvergleichlich weniger zu verlieren als Ungarn und diese Über zeugung hält das österreichische Publikum auch von einer allzu tragischen Auffassung der ungarischen Vorgänge ab. Trotzdem wird man hier gewiß jeden Schritt vermeiden, der den Eintritt der Krise be schleunigen könnte. Immerhin ist aber die Lage doch so weit gediehen, daß man diesseits der Leitha die eigenen Kräfte für die vielleicht kommende Ent scheidung aufsparen muß. Die Zeit ist vorüber, in der die Zugeständnisse für die halbweise Beschwich tigung der ungarischen AusgleichSgegner stets auf Kosten Österreichs beschafft werden konnten. Vie Veränderungen des deutschen Zolltarifs durch die neuen Handelsverträge. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" gibt folgenden Überblick über die Veränderungen des deutschen Zoll tarifs durch die neuen Handelsverträge: Für die Hauptgetreidearten sind in den Verträgen mit Rußland, Rumänien, Serbien und Osterreich-Ungarn für Roggen und Hafer 5 M für den Doppelzentner, für Weizen und Spelz 5,50 M., für Malzgerste 4 M. festgesetzt, wodurch die vertragsmäßige Sicherung des für den heimischen Getreidebau erforderlich erachteten Mindest- schutzcs in vollem Umfange erreicht wird. Zum Aus gleich für die Mehrbelastung der Ausfuhr des Auslands konnten die industriellen Zölle bei Rußland, Rumänien und Serbien wenig, bei Osterreich-Ungarn nur in be- schränttem Maße in Frage kommen Es mußte deshalb auch bei einigen wenigen landwirtschaftlichen Erzeugnissen eine Herabminderung der Zollsätze erfolgen. Erhöht wurden die Zölle für Speisebohnen, Hopfen, Hopfen mehl, Pferde, Rindvieh, Schafe, Schweine, lebende Hühner, Fleisch, geschlachtetes Federvieh und Butter, bei Rumänien und Serbien Hirse und Mais, bei allen für Rot- und Weißkohl, frisches Obst und nichtlebende Karpfen. Bei Rußland, Rumänien und Serbien ist für Gerste, mit Ausnahme von Malzgerste, ein Zollsatz von 1,30 M. für den Doppelzentner, 0,70 M. niedriger als jetzt, vereinbart. Die Herabsetzung ist damit gerecht fertigt, daß weite Kreise der landwirtschaftlichen Bevölke rung an wohlfeiler Futtergerste lebhaft interessiert sind, um so mehr, als Mais durch Zollerhöhung verteuert ist. Kunst und Wissenschaft. Zentraltheatcr. — Am 30 d. M : „Athara". Eine Liebestragödie in drei Akten und einem Vorspiele von Robert Talwyce. (Gastspiel der hawaiischen Prinzessin Raya Hamilton mtt ihrem deutschen En semble.) In einer aus Leipzig, wo Miß Hamilton in der vergangenen Woche gastierte, erhaltenen Korrespondenz, die gestern abend an dieser Stelle abgedruckt wurde, fanden die Leser des „Dr. I." ein Urteil über den Ein druck der Persönlichkeit der hawaiischen Schauspielerin, dem man sich in allen Stücken anschließen kann Da« Gastspiel hatte nur vom ethnologischen Standpunkte aus Interesse, von diesem allerdings größere» al» da« vor einiger Zeit erfolgte Gastspiel der japanischen Schauspieler, insofern c« zeigte, wie erstaunlich groß der Einfluß euro päischer Bildung unter Umständen auf fremde Völker werden kann. Die Dichtung, die für die fremdländische Künst lerin eigen» geschrieben worden zu sein scheint, konnte ebensowenig interessieren, wie Miß Hamilton vom künst lerischen Standpunkte; empfing man von dieser nicht mehr al« den Eindruck einer kunstgcübten Dilettantin, einer noch in den Anfängen alles Bühnenwirkens stehenden Kunstjüngerin, die vielleicht, ja sogar augenscheinlich den redlichsten Willen, nicht aber die notwendige Begabung für den Bühnenbcruf besitzt, so erhielt man von jener, der Dichtung, die Gewißheit, daß sie der Feder eine« Schriftsteller« entstammt, der nicht au« einer poetischen Notwendigkeit herau« al« Dramatiker wirkt, sondern au« Bestellungen, die an eine der edelsten der neun Musen gerichtet werden, wie von un« gewöhnlichen Sterblichen Bestellungen an Bäcker und Fleischer. W. Dg« Architektonisches in der Gartenkunst. „Der Städtebau"*), diese neuere, von Theodor Goecke und Camillo Sitte begründete vornehme und reich auSaestattete Monatsschrift, die für die künst lerische Ausgestaltung der Städte nach ihren wirtschaft lichen, gesundheitlichen und sozialen Grundsätzen eintritt, hat mit diesem Jahre ihren zweiten Jahrgang begonnen In ihrem ersten diesjährigen Hefte wird in einer Ein leitung betont, daß mit dem Ziele, den Städtebau zu einer Städtebaukunst zu erheben, ersterem neue Aufgaben gestellt sind. Der alleinherrschende Fürstenwille hatte im XVII und XVIII Jahrhundert, von einem künstlerischen Grundgedanken auf großartige Schauwirkungcn aus gehend, Straßen und Platzwendungen einheitlich gestaltet, und zwar auf Grund eines geometrischen LageplanS, den die der Selbstverwaltung über den Kopf gewachsene Bodenspekulation des XIX. Jahrhunderts mit der Archi tekturmaske der Mietskaserne al« willkommene« Erbe übernommen hat. Individuelle« und soziale« Wohn- bedürfni« war dabei nicht zu befriedigen Darum war ein Rückblick auf da« malerische Bild der mittelalterlichen Stadt notwendig, die, selbst noch im Barockgewandc, den vom praktischen Zwecke auf «ine ausdrucksvolle Gestaltung gerichteten Sinn unserer Altvordern erkennen läßt Mit Nichten sollen wir aber in romantischer Anwandlung dem Stadtplan de» Mittelalter« nachahmen. Die Entwickelung der Industrie hat da« wirtschaftliche Leben gewaltig ge steigert, und die Zusammendränaung der Stadtbewohner erfordert gesundheitliche Maßnahmen im Interesse der Gesellschaft Wir werden daher, so fährt die Einleitung fort, die Großzügigkeit de« lande«fürstlichtn und die Wohnlichkeit dr« mittelalterlichen Städtebau« zu ver binden haben, um den Aufgaben unserer Zeit gerecht *) Verlag von Ernst Wasmuth, Berlin Preis jährlich 20 M. zu werden. Diesem Gedanlenaang, dem nur beigestimmt werden kann, möchte aber noch hinzugefügt werden, daß, abgesehen von den veränderten hygienischen und gesell schaftlichen Forderungen, noch ein anderer Grund den modernen Städtebau vor neue Aufgaben gestellt hat: die Stadtmauern und Wälle, die vielfach noch bis in das vorige Jahrhundert hinein die Bürgerschaft auf einen engen Raum zusammcndrängte und sie zwang, sich mit dem Notwendigsten zu begnügen, sind gefallen, und mehr und mehr fließt die Bevölkerung aus dem Innern nach der Peripherie der Stadt und den Vor orten ab. Die Bildung städteartiger Vororte mit breiten Straßen, genügendem Raum für Gärten und Anlagen, auSgestattet mit allen technischen Errungenschaften der Neuzeit, ist eine Frucht der letzten Jahrzehnte Es ist daher sehr richtig, daß „Der Städtebau" auch den Gärten und landschaftlichen Anlagen große Auf merksamkeit widmet Im letzten (Februar) Heft findet sich an leitender Stelle ein hierin einsch lügender, interessanter Aussatz von Hrn Gartenarchitekt Kiehl- Aachen über „Architektonische« in der Garten kunst". Der Verfasser sagt darin zunächst, daß über die Berechtigung der architektonischen Gartenkunst noch so mancher Streit zwischen Künstlern und Land- schaft«gärtnern au«gefochten werden wird; schließlich werde sich aber der Kampf zugunsten derer entscheiden, die sowohl dem Naturgarten wie dem architektonischen da« Wort sprechen und den regelmäßigen Garten da verlangen, wo er durch die Architektur de« Hause« oder bei öffentlichen Plätzen durch die umgebenden Bauten und künstlerischen Ansichten bedingt ist. Die Lieb« zum Garten ist erfreulich»« Weise heute allerorten wieder er wacht, aber e« stoßen meist noch zwei Punkte aufein ander. Anstatt sich gegenseitig zu Heden und zu schmücken, beeinträchtigen sich Gartenkunst und Architektur, und doch sollten sich beide zu einem Kunstwerk vereinen Der Grund ¬ gedanke des architektonischen Gartens geht dahin, die ganze Garten- und Parkanlage in regelmäßigen und architektonischen Formen und Linien auszuführen, also gewissermaßen selbst zur Architektur zu machen Neben dieser archttektonischen Auffassung der Anlage im all gemeinen steht noch die architektonische Behandlung der Bäume und Sträucher. Burbaum und Taxus wird man stets in geraden Linien und Formen pflanzen und schneiden dürfen, und jedem Künstler sei es erlaubt, be sonders Linden, Rot- und Hainbuchen in regelmäßige Formen zu zwingen; ferner werde man nach Art der früheren Teppich beete Mustei aus niedrigbleibenden Pflanzen bilden dürfen Der englische Garten des XVIII Jahrhunderts verfiel in das gerade Gegenteil, er ging in dem Bestreben, nur Natur zu bieten, so weit, die Schrecknisse der Wildnis, Berge und Täler, Schluchten, Felsen, Ruinen rc. in engem Raum zu ver einen Man errichtete allerorten Tempel, Einsiedeleien, Borkenhäuschen und Denkmäler und bevölkerte den Park mit Wild und Haustieren Ebenso verwerflich wie bei den architektonischen — französischen — Gärten die Auswüchse waren, die sich in Steifheit und gekünstelten Formen äußerten, sind auch bei diesen Naturgärten Übertreibungen zu verurteilen Aber in beiden lag doch ein vernünftiger Gedanke Wie der französi sche Gartenarchitekt davon ausging, die Natur der Architektur unterzuordnen, so fand der eng lische Landschaftsgärtner seine Befriedigung in dem Garten, der al« Schmuck der Landschaft diente. Kiehl entscheidet sich weder für den einen noch den anderen Er meint, daß, wenn ein Park von Wald, Feld und Wiesen umgeben ist, man ihn im landschaft lichen Etil anlegen mag; je mehr aber der Garten von der Architektur beherrscht wird, desto mehr soll er sich den regelmäßigen Formen annaytn. In den Städten ist daher m den Vorgärt«n, den Gärten hinter den Häusern
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