Dresdner Journal : 21.02.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-02-21
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190502214
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19050221
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19050221
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1905
- Monat1905-02
- Tag1905-02-21
- Monat1905-02
- Jahr1905
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- Titel
- Dresdner Journal : 21.02.1905
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vez»<«pret«: Bei» Bezug« durch die cheschtsleitr« i,»er»«t» Arttden» 2,öO M (emschl- Zutraguna), durch die Hk«O i» Deutschen Reiche » «. (ausschließlich Bestellgeld) vierteljährlich. Einzelne Nummern »0 Pf Wird Zuracksenduna der für die Schristlritung bestimmte», aber von dieser nicht ein» «forderten Beiträge bean sprucht, sollst da« Postgeld Dresdner W Journal. HerauSgegebeu von der König!. Expedition de» Dresdner Journals, Dresden, Große Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Krscheiaeur Werktag« nach»», i Uhr. — Origtaalbericht» »ud Mittettuugeu dürfe» a»r mit »oller Quellenangabe nachgedruckt »erd«». A»kü»dts»»««icdützre»: Di, Zeile Net»er Schrift der 7 mal gespaltenen Ankündi» g unat-Seite oder deren Raum 20 Pf Bei Tabellen- und Ziffernsad S Pf. Aufschlag für die Zeile Unterm Re- daltionSstrich (Eingesandt) die Lextzeile mittler Schrift oder deren Raum 50 Pf Gebühren - Ermäßigung del öfterer Wiederholung. Nnnahme der Anzeige» bi« mittag« 1« Uhr für du nach mittag« erscheinende Nummer. ^-43 Dienstag, Sen 21. Februar nachmittags. 1305 AMi-rr LkU. Tresden, 21. Februar Ihre König! Hoheit die Prinzessin Mathilde, Herzogin zu Sachsen, ist heute vormittag 11 Uhr 28 Min. nach Wien gereist. Se Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem in den Ruhestand getretenen Oberlehrer Friedrich Anton Hengst in Reinsdorf das Albrechts kreuz zu verleihen. Die Vorksbire kir« anä I-ike Insurance <.OIUP»N.V in Aork (England) hat zu ihrem Haupt- bevollmächrigten für das Königreich Sachsen gemäß tz 115 Abs. 2 des Reichsgesetzes über die privaten Versicherungsunternehmungen vom !2. Mai 1901 Herrn Friedrich Wilhelm Emil Schoenbeckin Leipzig bestellt. Dresden, am 16. Februar 1905. Ministerium des Innern. v. Metzsch. »ras Ernennungen, Versetzungen re. im -stent- Uchen Dienste. Am «AeschLftsbereiche de» Ministerium» de» Kultus und SffenUichen Unterrichts. Erledigt: Die Kirchschulstelle zu Steinbach bei Lausigk. Kollator: Die oberste Schulbehörde Außer freier Wohnung im Schulhause und Garlengenuß: 1200M. vom Schul-, 300 M vom Kirchen- dienste, 110 M für FortbilduugSschulunterricht, bö M. für Sommerturuen, 100 M. pers. Zulage bis zum Eintritt der ersten gesetzt Alterszulage und ev. 36 M der Frau für Nadel arbeitsunterricht. Bewerbungsgesuch« mit sämtlichen Zeug nissen sind bis 9 März bei DezirkSschulinspektor vr. Stephan, Borna, einzureichen. — Zu besetzen: Die 2. ständige Lehrer stelle in Seissen. Kollator: Die oberste Schulbehörde. 1200 M Grundgehalt, 100 M für Vertretung deS Kirchschul- lehrers, 480 M sür 6 gcwerbl Zeichen- und 2 Handsertig- keit-stunden, 110 M. für Forlbildungsschulunterricht, 72 M der Frau sür weibl. Handarbeitsunterricht (2. Abteilung) und freie Wohnung mit Gartengenuß. Gesuche bis 10. März an Bezirksschulinspektor Schulrat vr. Winkler, Freiberg; — die Kantor- und erste Lehrerstelle in Klingenthal. Vom Kirchen dienst 117d,72 M. (Erhöhung bei besonderer Tüchtigkeit nicht ausgeschlossen), vom Schuldienste nach der Zahl der zu erteilen den 26 wöchentliche Pflichtstunden der nachstehenden Staffel: bis zum 26. Lebensjahre 1200 M, vom vollendeten 26. Lebensjahre ab 1300 M., v v. 28. Lj. ab 1400 M., v. v. 31 Lj. ab 1600 M , v. v 84. Lj ab 1750 M, v. v. 37. Lj. ab 1900 M, v v 40 Lj ab 2050 M, v. v. 43 Lj. ab 2200 M., o. v. 46. Lj. ab 23S0M., v. v. 49. Lj. ab 2500 M , v v 51. Lj. ab 2600 M, v. v. öS. Lj. ab 2700 M Ob außerdem die katastermäßige Amtswohnung wie bisher oder ein entsprechendes WohnungSgeld gewährt wird, kommt in allernächster Zeit zum bindenden Austrag Gesuche nebst Zeug nissen flnd bis 1. März beim Gemeinderat einzureichen BebSrdl Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Die freiwillige» ^utomobilkorps. ES kann keinem Zweifel unterliegen, daß dar mit Genehmigung Sr. Majestät des Kaisers ins Leben gerufene Deutsche freiwillige Automobil korps sowohl für die Heeresverwaltung wie auch für unsere Industrie von außerordentlicher Bedeutung sein wird und wohl verdient, in weitesten Kreisen Beachtung zu finden. Bei der Verwendung von Massenheercn, wie sie in zukünftigen Kriegen in Europa die Wahrscheinlichkeit bilden werden, muß damit gerechnet werden, daß die Anforderungen an daS Verkehrs- und Nachrichtenwesen ganz erheblich Kunst und Wissenschaft. Robert Remick. Dresdner Erinnerungen. I. Die zum guten Brauche gewordene Jahrhundertfeier der Geburtstage und Todeslage namhafter und hoch verdienter oder wenigstens hochsirebcnder Dichter, Künstler und Gelehrten, ist in den meisten Fällen eine Auffrischung schattenhaft gewordener Erinnerung, in einigen wenigen die Zusammenfassung noch völlig lebendiger Eindrücke und Wirkungen. Angesichts der bevorstehenden hundert sten Wiederkehr des Geburtstag« des liebenswürdigen Dichters und Malers Robert Re in ick, der das letzte Jahrzehnt seins« Lebens in unserer Stadt verbrachte und in ihr seine letzte Ruhestätte gefunden hat, liegt der Fall so eigentümlich, daß beide Voraussetzungen zutreffen. Ter Dichter ist lebendig geblieben, eine Reihe seiner schönsten Lieder erklingt so frisch, al« ob sie gestern ge dichtet und in Musik gesetzt worden wären, seine Märchen - und Grschichtenbücher für die Jugend liegen noch immer auf guten Weihnachtstischen und entzücken unzählige Kinder, die Erinnerung an den Landschaft«- und re- maler, den Zeichner hingegen, ist schattenhaft geworden und e« hält schwer, sich über die »u Remick« Gedichten und Jugcndschriften gehörigen Illustrationen hinau« ein Bild seine« künstlerischen Streben« zurückzurufen. Daß e« so kommen mußt«, war zur Zeit de« frühen Tode« de« liebenswerten Künstler« — Reinick hatte nur da« 47. Lebensjahr erreicht — der Mehrzahl seiner Freunde schon klar Am Morgen seine« Tode«, SamStag, den 7. Fe- bruar 1852, schrieb Iuliu« Schnorr von Earol«feld, au« einer Sitzung der Galeriekommission heimkehrend, in sein T«geb«ch: „Hübner teilt un« mit, daß in vergangener größere sein werden, als dies in früheren Feldzügen der Fall war Dazu hat sich auf Grund zahlreicher militärischer Übungen und dank der Bestrebungen und opferfreudigen Mühewaltung der Industrie, herausgestellt, daß als Hilfsmittel für die vor genannten Zwecke der Kriegführung daS Automobil mit die erste Stelle einnimmt und bei keiner Operation fehlen darf. Gleichzeitig ist sich aber die oberste Heeresleitung darüber klar geworden, daß weder das Kriegsleistungsgesetz noch die zur Verfügung stehenden materiellen Mittel dazu ausreichen, im Ernstfall für den Heeresbedarf diejenige hohe Zahl von Auto mobilen und Motorzweirädern zu beschaffen, die nach ungefährer Berechnung für die Sicherstellung der für diese Verkehrsmittel bestimmten Dienstleistungen als erforderlich angesehen werden müssen. In diese Lücke hat das soeben begründete deutsche Auto mobilkorps mit freudiger Begeisterung eingegriffen, und eS darf auch nach dessen Statuten erwartet werden, daß die Mitglieder dieses Korps die auf sie gesetzten Hoffnungen in vollem Maße erfüllen werden Dazu gehört freilich 'auch, daß auf dem einmal betretenen Wege nicht stehen geblieben, son dern durch weiteren Ausbau, durch Verbesserung und Vervollkommnung seiner Einrichtungen und durch Lösung praktischer, vielfältiger Aufgaben mit der Zeit diejenige vollendete Organisation erreicht wird, die sich allen Wechselfällen des Krieges ge wachsen zeigt. Man wird dazu gut tun, sich die Vorbilder der bei anderen Staaten bereits seit einiger Zeit bestehenden gleichartigen Institutionen etwas näher anzusehen, und von ihnen das zu lernen, was sich als zweckmäßig und anwendbar be währt hat. < In erster Linie ist in dieser Hinsicht das englische MotorvolunteerSkorpS zu nennen, das sich aus kleinen Anfängen heraus seit dem Jahre 1902 bis heute zu einer sehr geachteten Stellung entwickelt und schon wiederholt bei den Herbstmanövern, bei Garnisonübungen und Dienst reisen von Generalen und Stabsoffizieren seine hohe Leistungsfähigkeit und praktische Organisation an den Tag gelegt hat Das Korps setzt sich zusammen aus 1 Oberstleutnant als Kommandeur, 6 Majoren, 19 Hauptleuten, 19 Leutnants und 195 Mann (darunter 40 Motozyklisten) und ist in fünf Grup pen eingeteilt, deren jede einem Major untersteht und alljährlich mchreremal zu sogenannten Stabs fahrten zusammengezogen wird. Jede Gruppe wird wiederum in eine Unterabteilung gegliedert, die je von einem Hauptmann befehligt wird. Das Stabs quartier und der Sitz des ersten Gruppenführers befinden sich in London, während für die übrigen Gruppen als Standorte Aldershot, Salisbury, Uork und Edinburgh bestimmt sind. Das Korps, dem zurzeit 73 Wagen non 4(4 bis 50 ?3 und 31 Motor räder von 2H bis 3 ?8 zur Verfügung stehen, ist nicht nur uniformiert, sondern auch mit Gewehr, Säbel und Revolver bewaffnet, so daß eS voll kommen zur Kombattantentruppe gerechnet werden kann. Nach den Statuten ist das Korps nicht nur dazu da, mit seinen Fahrzeugen für höhere und niedere Offiziere als Beförderungsmittel zu dienen, sondern es hat auch den Transport leichter Maschinengewehre, von Signal und Ballonapparaten, sowie die Übermittelung von Depeschen und Mel dungen zu übernehmen. Sehr wesentlich ist auch, daß alle Automobile VolunteerS im Signaldienst mit Flaggen und Lichtern ausgebildet und die Acetylenlampen der Motorwagen mit entsprechend farbigen, zum Einschieben geeigneten Gläsern auS- gestattct sind. Im Unterschied zu den heutigen Bestimmungen für das deutsche freiwillige Automobil korps, wonach jedes Mitglied für seine Dienst leistung eine Entschädigung von nur 33 M erhalten soll, bekommt jeder Freiwillige an den Manövern 2 Pfd. Sterl, und außerdem, falls er alljährlich mit seiner Maschine zu einer 10 tägigen Übung herangezogen wurde, eine jährliche Entschädigung von 2n Pfd. Sterl. Dem Beispiele Englands ist im vergangenen Jahre auch Österreich gefolgt und hat ein frei williges Landsturm-Automobilisten- und Motozyklistenkorps ins Leben gerufen, das in seinen grundlegenden Satzungen sich eng an die Be stimmungen des englischen Automobilkorps lehnt. Trotz der geringen Zeit seines Bestehens setzt sich das Korps bereits heute aus 7 Stabs und 8 Ober offizieren mit 150 Mann zusammen und 42 Wagen mit 11 Motorrädern gehören zu seinem Bestände Die Mitglieder des Korps werden in drei Gruppen eingeteilt, und cs gehören zur ersten Gruppe solche, die sich zur persönlichen Dienstleistung mit eigenen Fahrzeugen als „fahrende Ordonnanzoffiziere" ver pflichten, zur zweiten Gruppe sonstige Automobilisten und Motozyklisten, die im Frieden an Übungen teil nehmen und endlich zu dritten Gruppe solche Mit glieder, die der Truppe nur ihre Fahrzeuge (mit oder ohne Mechaniker) zur Verfügung stellen. Die jenigen Mitglieder, die Offiziere sind, tragen die Uniform ihres Truppenteils, Zivilpersonen die Sport kleidung mit schwarz-gelber resp. rot weiß grüner Armbinde Der MilitärfiskuS vergütet die Ein rückungskosten zu Friedensübungen, liefert das Be triebsmaterial und sorgt für die Bereitstellung von Reservebestandteilcn, nötigenfalls auch von Mecha nikern zur Wartung der Fahrzeuge. Außerdem zahlt der Staat an die Motorbesitzer eine tägliche Entschädigung von 30 Kreuzern für jeden Wagen und von 6 Kreuzern für jedes Rad Ganz besonders wendet der österreichische Auto mobilklub seine Aufmerksamkeit praktischen Übungen zu. Eine der bemerkenswertesten davon war die im vergangenen Jahre abgehaltene Stafettenfahrt, zu der das Kriegsministerium die Aufgabe gestellt hatte und bei der es darauf ankam, eine 29:5 km lange Strecke über hügeliges, schlecht fahrbares Gelände in kürzester Zeit zurückzulegen. Wurden hierbei die Erwartungen des KriegSministcrs auch nicht ganz erfüllt, so waren die Leistungen in Anbetracht der nicht unerhebliche» Terrainschwierigkeiten doch gute, denn der erste Wagen erreichte schon nach 8s4 Stunden sein Ziel. Nach England und Österreich ist der fran zösische Automobilklub augenblicklich an der Arbeit, Statuten zur Formation eines militärisch organisierten Automobilkorps festzulegen. Bisher hatte sich hier daS Kriegsministerium damit begnügt, die in privatem Besitz befindlichen Automobile für den Mobilmachungsfall nur zu notieren, um sie nötigenfalls bei AuSbruch des Krieges heranziehcn zu können. Auch der italienische Automobilklub hat die Absicht, sich dem in England und Österreich gc schaffenen Vorbilde auzuschließen Die erste An regung hierzu haben die günstigen Resultate gegeben, die gelegentlich einer im Sommer 1904 vom Kriegs ministerium in die Wege geleiteten Übung mit den im Privatbesitz befindlichen Motorfahrzeugen erreicht wurden. Ver russisch-japanische Krieg. St. Petersburg, 20. Februar. General Kuro- patkin meldet dem Kaiser unter dem 18. d. M.: Feind liche Artillerie beschoß am 16. d. M von dem Dorfe Vandziavopu, das eine halbe Werst südöstlich von Chan- tachenan am Hunho gegenüber Sandepu liegt, unsere Laufgräben bei Chantachenan und wurde durch Jnfanterie- feuer unserseits zum Schweigen gebracht. Zwei russische Offiziere wurden verwundet Unter dem 19. d M. meldet Kuropatkin: Gegen eine Abteilung, die an dem Passe 15 Werst südöstlich von Tsinkhechen steht, eröffneten die Japaner ein Artillerie feuer aus vier Geschützen Weitere Meldungen sind nicht eingelaufen London, 21. Februar. „Daily Telegraph" meldet aus Tokio: Die Gesamtmacht der Russen und der Japaner am Schaho wird auf 700000 Mann geschätzt Der stark verschanzte linke Flügel Kuropatkins, wo sechs Divisionen stehen, wurde neuerdings bis zu einem Punkte fünf Meilen westlich von Kwaiju ausgedehnt, wo eine starke Abteilung steht. Kuropatkin ist gegenwärtig in Fushan. Die Russen entwickeln eine lebhafte Tätig keit vor dem rechten Flügel der Japaner. Sie ver wenden Chinesen dazu, um den Versuch zu machen, japanische Depots in Brand zu stecken. Sieben Chinesen, die in Tairen gefangen genommen worden sind, erklärten, jeder von ihnen hätte 600 Taels erhalten mit dem Ver sprechen, daß, wenn ihnen die Brandstiftung gelinge, jeder noch 20000 Taels erhalten werde. Sie werden wahrscheinlich zum Tode verurteilt werden. — Der Kaiser von Korea wird voraussichtlich Japan besuchen. Die Kommission zur Untersuchung der Doggerbankangelegenheit. Paris, 20. Februar. Die Hullkommission hat in der vergangenen Woche mehrere geheime Sitzungen ab gehalten. Wie die „Agence HavaS" meldet, glaubt man, die Kommission werde dahin erkennen, Admiral Roschd- jestwensky habe sich in Gefahr glauben können und sein Verhalten könne deshalb nicht als tadelnswert erkannt werden. Von der von Rußland übernommenen Ver pflichtung betreffend die Zahlung von Entschädigungen werde die Kommission Akt nehmen. Frhr. v. Spaun werde die Schlußfolgerungen ausarbeiten und sie Ende dieser Woche der Kommission unterbreiten; die Schluß folgerungen würden darauf der englischen und der rus sischen Regierung amtlich mitgeteilt werden. In der nächsten Woche werde dann die Kommission zu einer öffentlichen Sitzung zusammcntretcn, in der die Verlesung der Schlußfolgerungen vorgenommen werden solle. Die Ärbeiterunruhen in Unbland. Ltndcntenvcrsammlung in St. Petersburg. Gestern sand in der St. Petersburger Universität eine Studentenversammlung statt, deren Verlauf für die Stimmung und die Unklarheit der von den Studenten erhobenen revolutionären Forderungen höchst bezeichnend ist. Der Versammlung wohnten .einige Professoren, Privatdozenten und andere Personen bei, die ungehindert zugelaffen wurden. Zuerst sprachen einige Professoren, die zwar meinten, die Universität solle als ein Ort dienen, wo die Studenten sich versammeln und soziale Ereignisse besprechen könnten, jedoch im allgemeinen für Schlreßung der Universität waren. Nach vielen heftigen Reden wurde folgende Resolution angenommen: , Der abgelebte russische Absolutismus geht täglick und stündlich seinem unvermeidlichen Untergang entgegen und steht machtlos dem anserwachten Volke gegenüber, er liegt im Sterben und ersinnt Maßnahmen, von denen die eine immer unsinniger ist als die andere, und Mittel, von denen ein- immer gewagter als das andere ist, um seinen Untergang auszuschieben: er hat da- verbrecherische Abenleuer im fenren Osten unternommen, das dem Volke Zehntausende von Menschenleben und Millionen mühevoll erworbenen Geldes kostet Längst sührt die zielbewnßte Intelligenz der Studenten einen hartnäckigen Kamps um die elementarsten Menschen rechte, häufig ohnmächtig vor der rohen Gewalt einer zügel losen Regierung niedersinkend, bis endlich aus der historischen Arena auch das Proletariat ausgetreten ist, das gleichzeitig mit der Entwickelung des Selbstbewußtseins dem Zarismus heftige Schläge erteilt habe. Die letzten blutigen Er- Nacht Reinick, der Maler-Dichter, gestorben sei. Seit wenig Tagen ernstlich erkrankt, unterlag er dennoch einem Unterleibsübel, dessen traurigen AuSgang in nicht zu weiter Ferne die Ärzte schon lange vorausgesagt hatten Mit ihm scheidet aus unserer Mitte em edle«, treues, begeistertes Dichterherz. Seine Lieder werden fortklingen. Unter anderen Sachen ist der Tert zu Alfred RethclS Totentanz von ihm" Und Berthold Auerbach, der dem Lebensgenüssen die Gedächtnisrede hielt, wies vor allem auf das schöne Morgenlied „Bald ist der Nacht ein End gemacht, Schon fühl' ich Morgenlüfte wehen" hin, das in R. BcyerS Komposition am Grabe erklang. Keiner zählte Reinick zu den Großen, aber jeder wußte, daß die echte und reine Individualität des Poeten und Maler» sich als lebendig und in ihrer Art einzig behaupten würde. Robert Reinick war am 22. Februar 1805 zu Danzig geboren, als der Abkömmling einer alten Danziger Patrizierfamilie, der Sohn de« Großkaufmanns Daniel Friedrich Reinick, der Enkel de« hochangeschenen Arzte« Eilhard Reinick. In feine Kinderjahre siel die verhäng nisvolle vom Tilsiter Frieden auferlegte Herstellung de» Freistaat» Danzig, der die ruhmreiche deutsche HandelS- und Hansastadt zu einer Republik, in Wahrheit zu einer weit nach Ost vorgeschobenen starken Außen festung de» französischen Kaiserreich« wandelte. Eine Selbständigkeit, die von 1807 bi« 1813 der Weichselstadt unsägliche« Unheil brachte Nach dem russischen Feldzug erfolgte die elfmonatliche Belagerung Danzig«, da« Napoleon« Günstling, General Rapp, tapfer und hartnäckig für den Kaiser verteidigte. In den Schrecknissen dieser Belagerung flüchteten die Danziger Familien, während Speicher und Häuser in Flammen aufgingen, in die Keller Lie Bilder der schweren Monate prägten sich dem achtjährigen Knaben un vergeßlich ein und bildeten einen ernsten Hintergrund zu den lichten Friedenseindrücken zwischen denen seine spätere Jugend und seine Jünglingsjahre verliefen. Er besuchte das Danziger Gymnasium, an dem er 1825 die Maturi tätsprüfung mit gutem Erfolg bestand. Aber seine Sehn sucht ging nicht nach einem wissenschaftlichen Studium, sondern nach der Kunst. Ein früh hervortretende« Zeichen talent ivar durch guten Zeichenunterricht gefördert, sein Verlangen nach der Malerei als Lebensberuf durch einen seiner Lehrer, den kunstsinnigen Professor Friedrich Schöler bestärkt worden. Schöler, ein geborener Thüringer (aus seinem Nachlaß wurden lange nach seinem Tode die präch tigen „Erinnerungen eines alten Thüringer«" veröffent licht) war Archäoioq, Kunsthistoriker, ein Jtalienschwärmer, interessierte sich lebhaft für die ersten Gedichte und die malerischen Versuche seine« Zöglinas So bezog der 20jährige Reinick, durch mäßigen Wohlstand vor der gemeinen Not de« Dasein« geschützt, die Berliner Kunst akademie, wo er Schüler von Karl BegaS wurde, der sich eben damals von seiner ursprünglichen Richtung abgewandt und der Düsseldorfer Romantik für eine Reihe von Jahren angeschloffen hatte. In dieser Berliner Zeit befreundete sich Reinick vor allen mit Franz Kugler, mit Ernst Rietschel (der in seinen „Jugenderinnerungen" ausdrücklich bezeugt hat, „in nähere« Verhältnis trat ich zu dem Maler und Dichter Reinick, der mir später ein lieber, teurer Freund wurde") mit Drake, Plüddemann und manchen anderen Die Einführung in da« Hau« Adalbert« von Chamiffo, der an dem jungen, heiteren und lebrn«zuvcrnch,Uchcn Künstler großen Anteil nahm, rechnete Reinick zum besten Gewinn ,ener Berliner Jahre Und al« charakteristische Denkmal« der in seiner Seele schon zu dieser Zeit woh nenden Doppelneigung zur Malerei und Dichtkunst, müssen ein gute« Porträt Chamiffo«, da« Reinick selbst sein „bisher beste« Bild" nannte und di« Gedichte gelten mit denen er in Chamiffo - Schwab« „Musenalmanach" zum erstenmal al« Poet in die Öffentlichkeit trat. Er war weit entfernt, diese Doppelneiguna tragisch zu nehmen, und sang in der „Gefährlichen Nachbarschaft": Ach was ist da- sür ein Grausen, Wenn ein Maler und ein Dichter Neid' in einer Seele Hausen! Nimmer gibt eS schlimmre Wichter Will ich malen, spricht der Dichter Gleich mit meinen Traumfigurrn, Daß sie wenden die Gesichter Und verwischt mir die Konturen Mach Gebild' ich mir al- Dichter, Schreit der Maler: .Gruppen! Gruppen!" Drängt sie dicht und immer dichter Aneinander wie die Puppe». Schöne Gärten läßt der Dichter Nette Häuser auch erstehen; Gleich wird Maler ein Vernichter Muß Ruin und Wildni- sehen. Wünscht sich dunkle Nacht der Dichter, Will durch Raum und Zeiten schweben: Schreit der Maler: .Lichter! Lichter!" Bleibt an tiner Stelle kleben Hab ich drum al- guter Richter Ost den einen schon verstoßen: Macht der andre gleich Gesichter, Ruft ihn wieder mir zum Posten. Seht, wie boshaft jetzt dem Dich'rr Nur für sich die Reime fließen, Und ans Maler reimet nicht er, Soll mich da- »nn nicht verdrießen ? Doch jetzt sag' ich'« Ihm, Herr Dichter! Er fataler, :-d>n > Pradier, Macht kein bessere« Gedicht Er, Jagt zum Teufel ihn der Maler! Daß da« End« umgek«hrt kam und sich die Wagfchale schließlich für den Poeten neigte, hatte mancherlei Ur»
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