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Dresdner Journal : 05.06.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-06-05
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190506054
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19050605
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19050605
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1905
- Monat1905-06
- Tag1905-06-05
- Monat1905-06
- Jahr1905
- Titel
- Dresdner Journal : 05.06.1905
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vei»«-»ret«: Beim Bezüge durch di« Dresdn» L,»v M. (ernschl. Zuttagmig), durch die V»k m, Deuiicycn Reiche 3 M. (ausschließlich Bestellgeld) vierteljährlich. Eiuzeln« Slummern 10 Pf. Wird Aurücksenduna der für die Schristleitung bestimmten, aber von dieser nicht ein- gesorderten Beiträge bean sprucht, so ist da- Postgeld beizufügen. äS128. Dresdner Herausgegeben von der König!. Expedition de- Dresdner Journals, Dresden, Große Zwingerstraße 20. — Fernspr.« Anschluß Nr. 1295. Erscheine»! Werktag- nachm. L Uhr. — Originalberichte und Mitteilungen dürfen nnr mit voller Quellenangabe uachgedruckt «erden. Gebühren - Ermäßigung bet -sterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen btt mittag- IS Uhr für du nach mittag- erfchetnende Nummer. >»r»»»tg»»»»«e»thre«: Dir Zeil« kleiner Schrift der M 7»al gespaltenen Ankündt- W W gung«.Seite oder deren Rama W MA Mv M M MA W P, «ei Tabellen, und ^IIIIII IIIII NÄ"U.^un» Montag, den 5. Juni nachmittags. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den nachgenannten Offizieren und Mannschaften die Erlaubnis zur Anlegung der ihnen verliehenen Auszeichnungen zu erteilen, und zwar des König!. Preußischen Roten Adler-OrdenS 3. Klasse den Obersten Wahle, Kommandeur des 6. Jnf.-RegtS. Nr 105 „König Wilhelm II. von Württemberg", v. Zobel, Kommandeur des Fußart-RegtS. Nr. 12; des Fürst!. Reußischen (jüngerer Linie) EhrenkreuzeS 1. Klasse Allerhöchstihrem diensttuenden Flügel adjutanten, Obersten v. Wilucki; des Kaiserl. und Königl. Österreichischen silbernen VerdienstkreuzeS und der bronzenen Medaille vom Königl. Bayerischen Verdienstorden vom heiligen Michael dem Jäger Schierz im 2. Jäg.-Bat. Nr. 13. Personalvcränderungen in der Armee. Offiziere, Fähnriche ic. 1. Juni. Rönn berg, Ltnt. d. Res. des 7. Jnf.-Regts. „König Georg" Nr. 106, behufs Übertritts in Königl. Preuß. Militärdienste der Abschied bewilligt. Militär-Justizbeamte. 27. Mai. Kaumann, Kriegsgerichtsrat beim Gericht der 3. Div. Nr. 32, Oberltnt der Res. im Schützen- (Füs.-)Regt. „Prinz Georg" Nr. 108, unterm 28. Mai behufs Übertritts zur Kaiserl. Schutztruppe für Südwestafrika aus dem Königl. Sächsischen Militärjustizdienst ausgeschieden. Or. jur. Roth, Finanzassessor beim Kreisstcuerrat zu Dresden, Ltnt. der Res. im 9. Jnf.-Regt. Nr. 133, unterm 1. Juni mit Dienstalter vom 31. Mai zum Kriegsgerichtsrat ernannt und dem Gericht der 3. Div. Nr. 32 zugewiesen. Wekanntrnachung, eine Anleihe der Stadtgemeinde Dresden be treffend. Die Ministerien des Innern und der Finanzen haben zu der von der Stadtgemeinde Dresden be schlossenen Ausgabe von Schuldscheinen in Abschnitten von 5001, 2000, 1000 und 500 M , welche auf den Inhaber lauten und seitens des letzteren un kündbar sind, zum Zwecke der Aufnahme einer mit 3', vom Hundert jährlich zu verzinsenden Anleihe im Betrage von 40 Millionen Mark nach Maßgabe des Anleihe- und TilgungsplaneS die nach 8 795 des Bürgerlichen Gesetzbuchs er forderliche Genehmigung erteilt. Dresden, den 27. Mai 1905. Die Ministerien des Innern und der Finanzen. v. Metzsch. Rüger. "vo Ernennungen, Versetzungen re. im öffent liche« Dienste. Im Geschäftsbereiche de» Ministeriums der Finanzen. Bei der Finanz-Verwaltung ist ernannt worden: Börnert, seither Expedient bei dem Forstrentamt Augustusburg, als Bureauassistent beim Finanzministerium. Im Geschäftsbereiche des Ministeriums des Inner«. Verliehen: Dem Assistenten Reichardt bei der Sewcrbeinspektion Döbeln der Titel .Gewerbe-Inspektor". — Entlassen: Expedient Arnold bei der Gewerbeinsprktion Plauen i. V. — Angestellt: Elektro-Jngenieur Schneider als Assistent beim elektrotechnischen Laboratorium der tech nischen Lehranstalten zu Chemnitz, der Diütist bei der hiesigen Kreishauptmannschaft Eppenbuhr als Expedient bei der Gewerbeinspektion Plauen i. B., der Diätist bei der Kanzlei des Ministeriums des Innern Mittelbach als Expedient beim Statistischen Bureau. Bei dem Landgendarmeriekorps. Pensioniert: Gendarmerie-Brigadier Knauth in Limbach. Im Geschäftsbereiche de- Ev.-^luth Landes- konsistoriums sind im regelmäßigen Besetzung-verfahren zu besetzen: da- Pfarramt zu Reinersdorf (Großeuhein) — Kl. III (A) — Kollator: da- Ev -luth Landeskonsistorium; da- ncubegründete 3. Diakonat zu St. Pauli in Chemnitz (Chemnitz l) — Kl. Hl (ä) — Kollator: der Stadtrat. — Angestellt bez versetzt wurden: M G Knoch, Pfarr vikar in Mülsen St. NiclaS, al- Pfarrer in Besau (Glauchau) ; ?. G R. A. Eberhardt, Pfarrer in Bernsbach, als Pfarrer in Jahna (Oschatz); H Krug, Hilfsgeistlicher in Berbisdorf, als Pfarrer in Wiedersberg (OelSnitz); F. F. Sennewald, HilfSgeistlicher in Zschopau, als DiakonuS in Borna (Ephoral- ort); A. R P. Schmidt, DiakonatSvikar in Crimmitschau, als HilfSgeistlicher in Harthau (Chemnitz II); k. P. Th: v. Do Sly, Pfarrer in Schönberg, als Pfarrer in Ober lungwitz (Glauchau); ?. R. L. Kläß, DiakonuS in Thum, als Pfarrer in Wiederau (Borna); k. F A Kretschmar, II. DiakonuS, k. Th. H. Böhmer, Hl. DiakonuS und L A. H. Weber, IV. DiakonuS an der Friedenskirche in DreSden-Löbtau, al- I., II. und III. DiakonuS daselbst (Dresden I). Im Geschäftsbereiche »eS Ministeriums beS Kriegs. Beamte der Militärverwaltung. 27. Mai. Hüttel, Proviantamts-Kontrolleur auf Probe in Dresden, zum Proviantamts-Kontrolleur unterm 1. Juni ernannt. Hübler, Proviantamt-Aspirant als Proviantamts-Assistent in Dresden am 26. Mai angestellt. Kießling, Bannier, Proviantamts-Assistenten in Riesa bezw. Dresden, behufs Übertritts zur Kaiserl. Schutztruppe sür Südwestasrika, am 26. Mai aus dem Heere ausgeschieden. (Behördl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Dresden, 5. Juni. Am morgigen Tage begeht Se. Kaiserl. und König!. Hoheit der Kronprinz des Deutschen Reiches und von Preußen Sein Hochzeitfest mit Ihrer Hoheit der Herzogin Cecilie zu Mecklenburg. Der Jubel, den die Bevölkerung von des Reiches Hauptstadt kundgegcben hat bei dem Einzuge der jugendlich-liebreizenden Kronprinzessin-Braut, — die Begeisterung, mit der das erlauchte Paar begrüßt worden ist, wo immer es in diesen Tagen unter das Volk trat — sie finden ein frohes, Helles Echo im Sachsenlande. Indem wir heute die Blicke nach dem Kaiserhause und auf das erlauchte Brautpaar richten, erinnern wir uns hochgemuten Sinnes der treuen Freundschaften, der herzlichen Beziehungen, die zwischen den Hohenzollern und unserem angestammten Herrscherhause zu allen Zeiten bestanden haben, wir blicken freudig gestimmt auf zu dem jungen blühenden Fürsten, dessen Schlicht heit und herzgewinnende Güte Ihm die Herzen der Sachsen seit langem gewonnen hat, und wir heißen in Ehrfurcht willkommen die holdselige Gestalt an der Seite des Kronprinzen, die unsere Gedanken hin leitet zu einem der edelsten Fraucnbildnisse, das die Geschichte kennt, zu dem Bilde der unvergeßlichen Königin Luise. Ein reiner Bund der Herzen ist's, der hier geschlossen wird — mag des Himmels reichster Segen auf ihm ruhen für und für! Vie Ergebnisse der letzten Neichstagsseskon. Tie am vorigen Dienstag abgeschlossene erste Tagung der elften Legislaturperiode des Reichstags hat einen Zeitraum von anderthalb Jahren umfaßt. Kunst und Wissenschaft. Königl. Schauspielhaus. Am 4. d M: Schiller- Zyklus. 6. Abend. „Wallensteins Tod". Trauer spiel in fünf Aufzügen von Schiller. Die Darstellung von „Wallensteins Tod" konnte im allgemeinen nur den nach der Aufführung der „Piccolo mini" ausgedrückten Wunsch bekräftigen, daß in nächster Spielzeit der Wallensteintrilogie eine gründliche, sorg fältige und pietätvolle Neueinstudierung zuteil werden möge, bei der auch die Frage der Besetzung nochmals in Erwägung zu ziehen sein würde. Natürlich ist dies nur in der Überzeugung gesagt, daß die gegenwärtige, nach vielen Seiten hin ganz vortreffliche Verkörperung der Trilogie und namentlich ihres letzten Teiles noch einer weiteren Steigerung und Verinnerlichung, einer Auffrischung matt gewordener Einzelheiten wert und fähig wäre. Die Aufführungen der „Jungfrau von Orleans" und der „Räuber" haben die Möglichkeit dargetan und in der eingehenden Besprechung de« für morgen angekündigten „Ficsko" läßt sich vielleicht nachweisen, worauf sich die Neubelebung vorzugs weise zu richten hat Der Höhepunkt der gestrigen Vor führung lag im Schluß de« dritten Akte«, m der großen Szene, in der Wallenstein zum letztenmal versucht, Max Piccolomini zu fick herüberzuziehcn und der Abschied von Thekla unter dem Hercinbrcchen der Pappenheimer den Todc-entschluß de« jungen Helden besiegelt Da« Zusammenspiel von Frl. Ulrich (Gräfin Terzky), Frau Voigt Aly (Herzogin von Friedland), FA. Politz «Thekla) und der Herren Wind« (Wallenstein), Wierth (Max Piccolomini) und Müller (Butler) wirkte hier vollkommen überzeugend und lebcn«voll, jeder theatralische Beigeschmack war beseitigt. Dir vorzügliche Wicdergavr des Oktavio Piccolomini durch Hrn. Wiene, des Gordon durch Hrn. Eggerth, des schwedischen Hauptmanns durch Hrn Wiecke fesselten die Teilnahme der Hörer an je eine Episode der mächtigen Tragödie. A. St. Wissenschaft. * Geh. Rat Prof. vr. Eduard Zeller hat sich einer Staroperation in Stuttgart unterziehen müssen, die indessen glücklich verlaufen ist Der bereits 92 jährige Gelehrte erfreut sich im übrigen noch immer einer staunenswerten Gesundheit und geistigen Frische und Reg samkeit. * In Genf hält in diesem Jahre vom 6. bis 10. August die Anatomische Gesellschaft ihre 19. Ver sammlung ab, die diesmal durch Angliederung anderer anatomischer Vereinigungen sich zu einem inter nationalen Anatomenkongreß, dem ersten dieser Art, ausgestaltet. Der Kongreß erlangt dadurch erhöhte Bedeutung. Er wird mit einer Ausstellung verbunden sein, die alle für die Anatomie wichtigen Gegenstände aufweisen soll Die schöne Schweizerstadt gibt in Ver bindung mit dem Staate den Teilnehmern de« Kongreße« ein offizielle« Bankett Da« Programm macht auch auf die Sehenswürdigkeit des Winzerfestes in Vevey auf merksam, da« zu besichtigen die Kongreßteilnehmer Ge legenheit haben werden Die in Genf tagenden Ver einigungen sind die Anutvmioal 8ooivt^ ot 6ro»t Vritniv »nck Irslunck, die Anatomische Gesell schaft, die Assoointion «los Anntamiatvs, die 8oei«t^ okAmsriean Anutomista und die Union« rooloxic» it»Ii»n» Dem Kongresse präsidieren die Vorsitzenden dieser Gesellschaften nacheinander, dem Ge- neralsekrctariat steht Prof v Bardeleben-Jena vor, an den auch etwaige Anstagen gerichtet werden können. Am 3. Dezember 1903 wurde die Tagung feierlich durch eine Thronrede eröffnet, und am 30. Mai er folgte deren Schluß. In dieser Zeit sind 193 Plenar sitzungen abgehalten worden und 856 Drucksachen zur Verteilung gelangt. In Wirklichkeit jedoch ver teilt sich diese Arbeitszeit und dieser Arbeitsstoff auf zwei Tagungen; denn als der Reichstag am 16 Juni vorigen Jahres am Ende seiner Tätigkeit angelangt war, wurde er nicht regelrecht geschlossen, sondern bis zum 29. November vertagt. Die Vertagungen des Parlaments bilden bekanntlich stets Ausnahme maßregeln, sie werden nur in solchen Fällen angs- ordnet, in denen wichtige und wertvolle Kommissions arbeiten, die durch den Sessionsschluß einfach be seitigt werden, noch für weitere Beratungen erhalten bleiben sollen. Wird nämlich die Session nicht ge schlossen, sondern vertagt, so laufen die Geschäfte weiter, und der Reichstag beginnt bei der Wieder aufnahme seine Tätigkeit dort, wo er vor der Ver tagung stehen geblieben ist. Es findet alsdann auch keine Neuwahl des Präsidiums statt, und die Reichstagsmitglieder behalten ihre Vergünstigungen, beispielsweise die Freifahrtkarten und den Schutz vor gerichtlichen Maßnahmen, auch über die lange Sommerpause. So erwünscht dem Parlament also einerseits die Vertagung sein muß, so hat sie doch — abgesehen davon, daß gegen deren allzu häufige Anwendung Verfassungsbedenken erhoben werden müßen — auch eine ganze Reihe v-m Mißständen zur Folge. Das gesamte wahren^ 'iner langen Tagung angesammelte Antrags-, te^plutionS-, Petition-- rc. Material häuft sich nän ch derart, daß es schließlich zum Ballast wird, derben laufen den Geschäften hinderlich ist. Namentlich aber war aus der Tagung von 1903/1904 soviel derartiger Stoff mit in das neue Jahr hinüber genommen worden, daß mehrere Sessionen des Reichstags nicht hingereicht hätten, es zu bewältigen. Dazu aber kamen immer wieder neue Anträge, neue Resolutionen, neue Petitionen, die alle geschäftsordnungsmäßigen An spruch auf Erledigung hatten. In den vierundneunzig Plenarsitzungen aber hat der Reichstag nicht die Zeit und die Möglichkeit ge habt, auch nur die größere Hälfte der BundesratS- vorsagen zu erledigen. Er war seit langem so gut wie aktionsunfähig; denn sein Besuch war ein so geringer, daß jeder Gegner einer Vorlage deren Verabschiedung durch Anzweifelung der Beschluß fähigkeit verhindern konnte. Noch kurz vc»,Tores schluß ist zwar ein Zentrumsantrag angenommen worden, wonach die Namen von Mitgliedern, die Anträge auf namentliche Abstimmung stellen, wozu mindestens fünfzig Abgeordnete erforderlich sind, an die Spitze der Abstimmungsliste zu setzen, also als anwesend mitzuzählen sind. So wohltätig aber auch diese neue Anordnung wirken kann, so wird durch sie das Anzweifeln der Beschlußfähigkeit, zu der jeder einzelne Abgeordnete berechtigt ist, in keiner Weise in Frage gestellt. Es kann wohl angesichts der immer weitergreifenden Interesselosigkeit der Reichstagsmitglieder an den parlamentarischen Ver handlungen und an der regelmäßigen Ausübung des Mandats nicht zweifelhaft sein, daß gerade die vor jährige Vertagung der Session sehr ungünstig auf Arbeitslust und Arbeitskraft des einzelnen wie des ganzen Parlaments eingewirkt hat. Tie unendlich zahlreichen Reste von unerledigten Anträgen und Resolutionen hemmten in bestimmten Zwischenräumen immer wieder die regelmäßige Geschäftsführung und verbreiteten Leere im Sitzungssaale, wenn sie auf Drängen der Antragsteller zur Verhandlung kamen. So wird man in der Tat nicht fehlgehen, wenn man die abgeschlossene Reichstagstagung 1904,05 als eine der unfruchtbarsten seit dem Bestehen dieser Körperschaft bezeichnet. Allerdings muß anerkannt werden, daß der Reichstag zwei wichtige Aufgaben gelöst hat: Er hat das Gesetz über die Friedenspräsenzstärke des deutschen Heeres unter Dach gebracht und sieben Handels verträge auf der Grundlage des neuen Zolltarifs genehmigt. Ferner hat er diesmal den ReichShaus- haltSetat rechtzeitig verabschiedet. Das ist im großen und ganzen — abgesehen von einigen kleineren, meist noch in den letzten Tagen mühselig durchgedrückten Entwürfen — alles, was er hat leisten können. Die Börsengesetznovelle, um derentwillen hauptsächlich die vorjährige Session nur vertagt worden ist, hatte nicht die mindeste Aussicht auf Erledigung; der Fertigstellung der wichtigen MilitärvensionSvorlagen widersetzte sich daS Zentrum grundsätzlich. Zur Ver abschiedung des kleinen Banknotengesetzes und der Vorlage betreffend die Reichsgarantie für die Kamerun bahn fehlte in Anbetracht der prinzipiellen Gegner schaft einer zu entschiedenem Vorgehen bereiten Minderheit die beschlußfähige Anzahl der Abgeord neten. Waren doch am letzten Dienstag, als die er wähnte Vorlage angenommen werden sollte, nicht viel über hundert Volksvertreter zur Stelle. Bian wird also zuzugeben gezwungen sein, daß unter solchen Umständen der rasche Tagungsschluß die gebotene und einzig richtige Maßregel war. Die Vorarbeiten für die Militärpensionsentwürfe, für die Börsengesetznovelle, für die Banknotenvorlage, für die neue Maß- und Gewichtsordnung sind nun allerdings gegenstandslos geworden. Damit ist aber nicht gesagt, daß dadurch eine Verzögerung dieser gesetzgeberischen Schritte bewirkt sein müsse. Wohl ist es nötig, diese Vorlagen wieder neu einzu bringen, sie wieder in erster Plenarlesung zu beraten und der Kommission zu überweisen. Aber dem Bundesrate ist cS Vorbehalten, die Kommissions arbeiten in den neuen Entwürfen zu berücksichtigen, der Reichstag kann die erste Lesung nur formell vornehmen, und die Kommissionen, zu denen in der Regel dieselben Mitglieder abgeordnet zu werden pflegen, haben die Freiheit, die früheren Beschlüsse und Vorarbeiten einfach zu bestätigen. Damit ist also nicht so viel verloren. Dafür aber hat der Reichstag durch Hinwegrüumung von mehr als hundert alten und veralteten Anträgen und von noch bedeutend mehr Petitionen für die neue Tagung freie Bahn erlangt. Man wird also in jeder Hinsicht den Entschluß der Verbündeten Regierungen, den Reichs tag nicht zu vertagen, sondern regelrecht zu schließen, nur als sehr dankenswert anerkennen können und sich der Hoffnung hingeben, daß der Reichstag, von dem ungeheueren Ballast befreit, sich in der kom menden Session, die wichtige und schwierige Auf gaben bringen wird, leistungsfähig und arbeitsfreudig zeigen wird. Der Äufstand in veutsch-SüLwellafrika. Nach Aussage von Eingeborenen sollen sich Hendrik Witboi und einige andere Hottentottenkapitäne mit ihrem Anhang nach Lehutitu in Britisch-Betschu- analand zurückgezogen haben. Sie beabsichtigen an geblich, von dort aus Einfälle in deutsches Gebiet zu machen und es wird daher Aminuis sowie der Auob- Abschnitt besetzt gehalten In der Verfolgung der aus den großen Karasbergen flüchtigen Hottentotten stieß Hauptmann d'Arrest mit 2 jKompanien, 2 Geschützen und 2 Maschinengewehren am 24 Mai am Karib-Revier (auf der Kriegskarte als Gamtoap-Revier bezeichnet) auf ein großes, soeben erst verlassenes Lager und erbeutete Literatur. * Von den Werken Eduard Mörikes, der den Ehrentitel eines Volksdichters mit vollem Rechte trägt, erscheint in dem bekannten Leipziger Klassikcrverlage von Max Hesse zum 1. Juli eine Volksausgabe, deren billiger Preis die Anschaffung jedermann ermöglichen wird. Wie immer darauf bedacht, bei aller Billigkeit KlassikerauSgabcn von bleibendem Werte zu schaffen, hat der Hessische Verlag auch diesmal ein übriges getan, in dem er den bekannten Mörike-Forscher, Archivrat vr. Rudolf Krauß in Stuttgart, für die Herausgabe einer sorgfältig revidierten Ausgabe von Mörikes sämt lichen Werken gewann. Musik. * Wie aus Graz berichtet wird, wählte die General versammlung de« Deutschen Musikervereins Richard Strauß zum Präsidenten und Max Schilling« zum Vizepräsidenten wieder und bestimmte Essen als Ort für das im nächsten Jahre abzuhaltende Tonkünstlerfest. * Die rühmlich bekannte Zeitschrift „Die Musik" (Verlag von Schuster u. Loeffler, Berlin) dürfte mit ihrem Sonderheft „Amerika" bei dem allseitigen Interesse, da« man gegenwärtig der wachsenden kulturellen Bedeutung und Wrltmachtstellung der Vereinigten Staaten von Nordamerika entgegcnbringt, einen starken Erfolg einheimsen. Einblicke zu erhalten in die jenseits de« Weltmeers herrschenden musikalischen Zustände, Auf schlüsse zu erlangen über die Frage, ob sich jemals ein wirkliche« musikalische« Eigenleben „drüben" werd« ent falten können rc , da« müß von Wert schließlich sür alle sein, die in der Musik einen Kulturfaktor haben erkennen lernen Aus den Inhalt de« herangezogenen Hefte« zu sprechen kommend, so eröffnet ihn Henry F. Finck - New Kork mit einer Abhandlung über „Bedeutende amerika nische Komponisten". In ihr erfahren als solche John Knowles Paine, Edward Mac Dowell, Edgar Stillman Kelley, Georg W. Chadwick, Horatio Parker und Arthur Foote eine eingehendere Würdigung unter Hervorhebung chrer wichtigsten und rühmenswertesten Werke, zu deren Kenntnisnahme jedenfalls auch mit Recht nachdrücklich aufgefordert wird Insbesondere ist es der auch bei uns namentlich durch seine beiden Klavierkonzerte bekannt ge wordene Mac Dowell, den der Verfasser in den Vorder grund rückt „Er ist der richtige amerikanische Kosmopolit und dabei eine originelle Individualität", so heißt es da, und weiter: „man findet in seiner Musik schottische Anklänge; seine Familie stammt aus Schottland; er hat in Frank reich kurze Zeit, in Deutschland jahrelang studiert und auch das hat tiefen Eindruck aus ihn gemacht In seinen späteren Werken aber ist die Individualität, sowie die Nationalität so unverkennbar, wie bei Chopin oder Grieg; man sagt sofort nicht nur: das ist amerikanisch, sondern auch: das ist von MacDowell. Danach also gäbe cS eigentlich schon in gewißem Sinne eine „ameri kanische Musik", und man könnte auf deren kräftige, selbständige Entwickelung hoffen Indessen zwei weitere Aussätze gießen Wasser in den Wein der Begeisterung. Arthur Laser - New Dork, der über „Musikleben in Amerika" berichtet, in milderer Form, vr. Martin Darkow-Philadelphia in kräftigerer Dosierung in seinen Auslastungen über „Stephen C. Foster und das ameri kanische Volkslied". Letzterer zitiert zunächst eine opti mistische Stimme. „Sie vergessen die nationale Energie der Amerikaner", habe ein hochgebildeter Amerikaner zu ihm gesagt, „die, wa« sie immer anfaßt, hervorragende« leistet. Wir haben e« bisher nicht als profitabel an gesehen, un« viel mit der Kunst, in«besonderc mit der Musik, abzugeben Geschieht die« aber, so werden wir auch in der Musik die andern Völker übcrtrrffcn " Darkow meint, und man wird kaum etwa« gegen ihn «in zu-
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