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Dresdner Journal : 19.08.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-08-19
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190508190
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19050819
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19050819
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1905
- Monat1905-08
- Tag1905-08-19
- Monat1905-08
- Jahr1905
- Titel
- Dresdner Journal : 19.08.1905
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vkjugSPretS: Beim Bezuae durch die K,«äft»ke«e iuuerhakö Arttden, 2,so M (emschl Zutragung), durch die Vok im Deutschen Reiche 3 M. (au-schließlich Bestellgeld) vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Ps. Wird Zurücksenduna der für die Schriftleitung bestimmten, aber von dieser nicht ein- gefordertcn Beiträge bean sprucht, so ist das Postgcld beizusügen. dresdner Änrnal Herausgegeben von der König!. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Große Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheinen: Werktags nachm. 5 Uhr. — Originalberichte und Mitteilungen dürfen nur mit voller Quellenangabe nachgedruckt werden. «nkündigungsgebühre«: Die Zeile kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Ankündi gungs-Seite oder deren Raum 20 Pf. Bei Tabellen- und Zisfernsatz 5 Pf. Aufschlag mr die Zeile Unterm Re- oaktionSstrich (Eingesandt) die Trxtzeile mittler Schrift oder veren Raum SO Ps. Gebühren - Ermäßigung bei öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bi- mittags 12 Uhr für die nach mittags erscheinende Nummer. ^192 Sonnabend, den 19. August nachmittags. 1905 Amtlicher Teil. Dresden, 19. August. Das Königliche Hof lager ist heute von Moritzburg nach Schloß Pillnitz verlegt worden. Dresden, 19. August. Ihre Majestät die Königin-Witwe ist heute vormittag 9 Uhr-18 Min. von Reichenhall nach Dresden bez. Strehlen zurück gekehrt. Behördl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Die auswärtige Politik der Woche. Durch den Ausfall einer Begegnung des Königs Edward von England mit Sr. Majestät dem Kaiser bei Gelegenheit der Reise des ersteren nach Marienbad wird, worüber zahlreiche deutsche Zeitungen in diesen Tagen sich ereiferten, die politische Stellung der beiden Großmächte zueinander kaum geändert. Es könnte sich aller dings der Eindruck befestigen, daß in den Bezie hungen zwischen dem Deutschen Reich und Großbritannien von englischer Seite aus eine Lücke absichtlich offen gehalten wird. Wir nehmen dies nicht tragisch: denn über kurz oder lang wird auch diese Lücke sich wieder schließen. Was aber nicht übersehen werden darf, weil es unserer so leicht in die Irre gehenden öffentlichen Meinung den Schlüssel zum Berständnis der internationalen Lage bietet, ist der Umstand, daß England, während es mit Frankreich Liebesbeweise tauscht und Deutsch land in seinen politischen Freundschaften einen ziemlich entlegenen Platz anweist, sein Verhältnis zu Rußland mit besonderer Sorgsamkeit pflegt, augenscheinlich in der von Frankreich unterstützten Absicht, das Zarenreich nach erfolgtem Friedens schluß zu der soeben in CoweS, Portsmouth und London neu besiegelten ellteubo eorckials heran zuziehen. So steht es in Wahrheit: Rußland, das geschlagene Rußland, sieht sich gerade jetzt von Frankreich und von England so eifrig umworben wie nur je; und zwar im Hinblick auf eine künftige Gruppierung der Großmächte, durch die Deutschland mattgesetzt werden soll. Unserer Diplomatie er wächst hieraus die Pflicht, auch ihrerseits die Be ziehungen zu dem großen östlichen Nachbarreich so vertrauensvoll zu gestalten, daß ein Abschwenken Rußlands zu einer uns weniger freundlich gegen überstehenden Machtgruppe verhütet wird. Die sla wische Großmacht wird sich wahrscheinlich von ihrer Niederlage im fernen Osten schnell erholen, und die inne ren Schäden des riesigen Staatskörpers hindern nicht, daß seine Haltung in auswärtigen Fragen für alle europäischen Verhältnisse schwer ins Gewicht fällt. Ein enges freundnachbarliches Zusammenhalten Deutsch lands und Rußlands ist die beste Abkühlung für Angriffsgelüste auf den Frieden des alten Erdteils. Es muß nicht dahin kommen, daß Frankreich und England die wieder erstarkende Kraft des Zarenreichs ihren Zielen dienstbar machen können. Das Zusammentreffen des Königs von England mit Kaiser Franz Joseph in Ischl ist an sich ein reiner Höflichkeitsbesuch, den der briti sche Monarch dem ehrwürdigen Herrscher, in dessen Staaten er wochenlang verweilen wird, schuldig war. König Edward hat es aber bei diesem Anlaß an nichts fehlen lassen, nm die vertraute Kunst und Wissenschaft. * I» den Monaten April bis Oktober 1906 findet unter dem Protektorat des Königs von Spanien und der Königin-Mutter Maria Christina in Barcelona eine internationale pädagogische Aus stellung statt. Sie soll in sieben Gruppen — Elementar schule, Mittelschule, Höhere Schule, Spezialitäten, Schul architektur, Schulmaterial und Schulhygiene — eine Übersicht der dem Unterricht dienenden Materialen (Bücher, Tabellen, Karten, Apparate rc), der üblichen Unterrichts methoden rc. bieten. Außerdem wird eine besondere Ab teilung für Kunstgewerbe und Industrie eingerichtet, soweit diese in irgendeinem Zusammenhänge mit dem Unter richtswesen stehen: Die Bedingungen sind die folgenden: 1 Die internationale pädagogische Ausstellung wird in Barcelona in den Monaten April bis Oktober 1906 stattfinden. 2 . Den Ausstellern wird das Quadratmeter Bodenfläche im gedeckten Nayrn zu 25 FrcS, im ungedeckten Raum zu 10 FrcS überlaßen, zahlbar bei Unter zeichnung des Teilnehmerscheins. 3 Für den Verlust der ausgestellten Gegenstände durch Diebstahl, Brand oder anderweitige Elementarereig nisse kann keine Verantwortung übernommen werden, ebensowenig für Beschädigungen der Gegenstände nach Ablauf der für die Räumung angesetztcn Frist. 4 Zu geeigneter Zeit wird zwecks Erteilung der Preise und Belohnungen eine Jury eingesetzt werden. 5 . Die Preise bestehen in Geld, Medaillen in Gold, Silber und Bronze, ferner in Ehrendiplomen 6 Die Kosten für Fracht, Aufstellung der Gegenstände, sowie andere bei der Installation möglicherweise Freundschaft, durch die er mit dem Oberhaupte Österreich - Ungarns verbunden zu sein wünscht, öffentlich zu betonen, und auch Kaiser Franz Joseph wollte, wie die Wiener Blätter hervorheben, die Intimität seiner Beziehungen zu dem Königlichen Gast dadurch unterstreichen, daß er ihm von Ischl aus bis Gmunden entgegenfuhr. Es kann hiernach nicht wundernehmen, daß die österreichische wie die englische Presse sich in politischen Verbrämungen der diesjährigen Jschler Monarchenzusammenkunft ergeht. Ein Auftakt dazu wurde schon vorher durch einen übereinstimmend vom „Pester Lloyd" und vom „Neuen Wiener Tagblatt" gebrachten Bericht ge geben, wonach König Edward gegenüber einem unga rischen Politiker mit mahnenden Worten an die Ungarn für den Standpunkt des Kaisers und Königs Franz Joseph in der Heeresfrage eingetreten sein soll Ein Widerruf der dem König zugeschriebenen Worte ist nicht erfolgt. Wir wollen sie um so un befangener würdigen, als die gute Absicht des briti schen Monarchen, in Ungarn Verständnis für die fest ablehnende Haltung der Krone gegenüber den Volks wünschen in der Armeefrage zu wecken, auch nach deutscher Grundansicht nur gebilligt werden kann. Aber wir können doch den Gedanken nicht unter drücken, welches Geschrei sich in der ungarischen, der österreichischen, der englischen, der französischen, kurz in der europäischen Presse erhoben haben würde, wenn etwa Se. Majestät der Kaiser mit ähnlichen Worten Sich in eine Streitfrage zwischen dem Träger der Stephanskcone und seinen Untertanen ein gemischt hätte. Die englisch-französischen Flottenfeste sind bei allem feuchtfröhlichen Matrosenjubel eine Ver brüderung mit Vorbehalten geblieben. Die Pariser und Londoner Blätter fahren noch immer fort, ihre Zustimmung zu dem freundlichen Empfang, den das französische Geschwader in England erfahren hat, mit der Einschränkung zu versehen, die entento eor- ckinlö könne, wolle und solle sich nicht gegen dritte Mächte richten Im „Figaro" hat Caran d'Ache eine lustige Selbstverspottung dieser Freundschaft britischer und französischer Seeleute gezeichnet, die einer deS anderen Sprache nicht mächtig sind; ein deutscher Matrose in der Gestalt des Deutschen Kaisers beugt sich zu dem Champagner zechenden Paare eines englischen und französischen Matrosen nieder mit den Worten „Kinder, was ihr jetzt brauchtet, wäre ein guter Dolmetscher!" Im „Temps" wurde feierlich die Versicherung abgegeben, daß Frankreich am Bündnis mit Rußland festhalte. Die Abneigung, sich durch englische Liebcsbeweise gegen Deutschland vorschieben zu lassen, klang fast in allen Betrachtungen der französischen Presse durch. Und als sonderbares Gegenstück von englischer Seite brachte die „Saturday Review" einen Aufsatz, worin ausgeführt wurde, Frankreich habe nicht mehr die Kraft, eine Angriffs politik zu treiben, es müsse seine Lorbeeren künftig in der Welt der Ideen, der Literatur und der Kunst suchen; die wirkliche Welt solle es England, den Vereinigten Staaten und Rußland überlassen; und wenn Großbritannien wirksame Bundesgenossen brauche, so müsse es sie wo anders als in Frankreich suchen. Das „Journal des Döbats" hat diese merkwürdigen Betrachtungen seinen Lesern nicht vorenthalten, aber nicht für gut befunden, ein Wort der Entgegnung hinzuzusügen. Auf die französisch-englischen Flotten feste folgt nun der Besuch von erheblichen Teilen des britischen Heimatgeschwaders in der Ostsee. Die englische Regierung hat die Erlaubnis zum An laufen ihrer Kriegsschiffe in Swinemünde und Neu fahrwasser amtlich nachgesucht: und für unsere Reichs behördcn besteht kein Anlaß, die Genehmigung zu ver sagen. Es liegt ein gewisser Humor darin, daß der preußische und bayrische Eisenbahnminister Sonder züge einrichten läßt, um möglichst vielen deutschen Landsleuten Gelegenheit zu geben, die englische Ar mada mit eigenen Augen zu betrachten. In der marokkanischen Frage hat diese Woche neue Ausbrüche französischer Nervosität gebracht. Der Groll über den Sieg des deutschen Wettbewerbs beim Ausbau des Hafens von Tanger wirkt noch nach. Es ist aber nicht ohne Interesse, zu erfahren, weshalb die Marokkaner in diesem Falle das deutsche Anerbieten dem französischen vorzogen. Die fran zösische Gesellschaft war scheinbar sehr entgegen kommend. Sie wollte die Hafenarbeiten ohne Bar zahlung ausführen, allerdings aber mit dem Hinter gedanken, dauernd die Verfügung über die Hafen einnahmen von Tanger in die Hand zu bekommen. Das Beispiel ist lehrreich für die Art, wie man gerade auf französischer Seite die wirtschaftlichen Unternehmungen in Marokko mit politischem Einfluß zu verbinden sucht, ein Vorwurf, der bekanntlich uns von Frankreich in Sachen des vielbesprochenen 10-Millionen-Vorschusses für den Sultan von Marokko sehr zu Unrecht gemacht worden ist. Denn die deutsche Regierung hat ausdrücklich darauf hiugewirkt, daß für diese Anleihe nur technische Sicherheiten geleistet werden, politische und wirtschaftliche Zu geständnisse dagegen ausgeschlossen sein sollten. Auch mit der Empfindlichkeit über dieses Vorschußgeschäft begehen die französischen Marokko-Politiker einen Selbstverrat. Denn sie zeigen, wie ungemessen ihre eigenen Ansprüche an der wirtschaftlichen Erschließung des Scherifischen Reiches sind, gerade dadurch, daß sie über ein Darlehn, das ohne Nachwirkungen bald zurückgezahlt und überdies noch zur näheren Behand lung vor die Konferenz gezogen werden kann, eine so unverhältnismäßig große Erregung an den Tag gelegt haben Ein weiterer Punkt, den wir in Sachen Marokkos den Franzosen zur Last legen könnten, märe die Wühl arbeit der französischen Presse in Spanien, wo fort gesetzt geg^n die Bestimmung von Tanger als Konferenzort Treibereien im Gange sind, während amtlich der Ministerpräsident Rouvier seine anfäng lichen Einwendungen gegen die Wahl von Tanger in den Hintergrund treten läßt. Übrigens hat, was ebenfalls bemerkenswert ist, die französische Regierung in Fez bis jetzt nicht einmal ihre Teilnahme an der Konferenz in förmlicher und bindender Weise erklärt. Und auch über die wahre Bedeutung der deutsch französischen Verständigung vom 8. Juli mußten die Marokkaner gegenüber falschen Darstellungen von anderer Seite erst durch deutsche Mitteilungen auf geklärt werden. Die Angelegenheiten des näheren Orients — Macedonien und Kreta — stehen auf dem alten Fleck. Es ist auch kaum anzunehmen, daß die Monarchenbegegnung in Ischl für ihre Lösung einen Fortschritt bringen wird. In der Ablehnung der für Macedonien geforderten Finanzkontrolle bleibt die Türkei einstweilen fest. Gegen Bulgarien spielt sie den Trumpf aus, den ihr die Ergebnisse der Untersuchung des Anschlags auf das Leben des Sultans in die Hand gegeben zu haben scheinen. Eine beabsichtigte Massenausweisung von Bulgaren ist von dem friedliebenden Großwesier Ferid Pascha noch in letzter Stunde verhindert worden, wofür ihm alle ruhigdenkenden Europäer dankbar sein können Denn die Durchführung dieser Maßregel wäre vermutlich gleichbedeutend gewesen mit dem Ausbruche eines türkisch-bulgarischen Krieges Den Großmächten bleibt jetzt, nachdem sie einmal nötig wervenve '.uülagen, trägt der Aussteller. Vorstehende Bedingungen können geändert werden, falls besondere Verhältnisse dies ratsam erscheinen laßen, jedoch werden die Aussteller von etwa nötigen Modi fikationen in Kenntnis gesetzt werden Geschäftsführer für die deutsche Abteilung ist vr. nwck. Hermann Kaupp, prakt. ^rzt, Rambla de Cata- luna, 77, Barcelona. Monographien. III. Auch das im E. A Seemannschen Verlage in Leipzig erscheinende Monographienwcrk „Berühmte Kunststätten" hat an dieser Stelle, ganz nach Ver dienst, fortlaufend warme Empfehlungen erhalten Denn die Schilderungen, die in ihm dargeboten werden, tragen ebensosehr den Stempel wissenschaftlicher Gründlichkeit, wie den gemeinverständlicher Darstellung, welch' letzterer Umstand um deswillen als ihr besonderer Vorzug bezeichnet werden darf, weil sie sich weit mehr als an den Fachmann an den gebildeten Laien wenden, an den Kunstfreund, dem sie ein unschätzbares Hilfsmittel sind, wenn er die ge schilderten Kunststätten selbst besucht, für den sie eine Quelle reichsten ErinnerungsgenusseS werden, wenn er, daheim wieder angekommen, in ihnen blättert Fast allen von ihnen ist die Form des EßayS zu eigen, das die Sprache deS Ästhetikers bevorzugt gegenüber derjenigen des Historikers, ohne daß hierdurch die historische Forschung vernachlässigt wird. Die Sammlung ist jetzt angcwachscn bis auf 29 Bände und behandelt m diesen folgende Städte: „Vom alten Rom" von Eugen Petersen, „Venedig" von G. Pauli, „Rom in der Renaissance" von E Steinemann, „Pom peji" von R Engelmann, „Nürnberg" von P. I. Ree, „Paris" von Georges Riat, „Brügge und Dpcrn" von Henry Hymans, „Prag" von I. Neuwirth, „Siena" von L. M Richter, „Ravenna" von Walter Goetz, „Kon stantinopel" von Hermann Barth, „Moskau" von Eugen Zabel, „Cordoba und Granada" von K E Schmidt, „Gent und Tournai" von Henry Hymans, „Sevilla" von Fr. E. Schmidt, „Pisa" von P. Schubring, „Bo logna" von Ludwig Weber, „Straßburg" von Fr. Fr. Leitschuh, „Danzig" von A. Lindner, „Florenz" von Ad. Philippi, „Kairo" von Franz-Pascha, „Augsburg" von B Riehl, „Verona" von G. Biermann, „Sizilien I" (Die Griechenstädte) von M. G. Zimmermann, „Sizilien II" (Palermo) von M. G. Zimmermann, „Padua" von L. Volkmann, „Mailand" von Agnes Gosche, „Hildesheim und Goslar" von O. Gerlano und „Neapel I" (Die alte Kunst) von W Rolfs. Von den zuletzt erschienenen Bänden liegen uns die jenigen über „Sizilien II" (Palermo) von M. G. Zimmermann unv „Neapel I" (Die alte Kunst) von W. Rolfs vor. Der erstere Schriftsteller bewährte sich bereits in dem Bande „Sizilien I". Wie in diesem von den sizilischen Städten im allgemeinen entrollt er in deßcn Fortsetzung ein lebendiges und farbenreiches Bild von der Hauptstadt des JnselrcichS, Palermo, jenem herrlichen Erdenflcckchcn, von dem Goethe in seiner „Jtaliänischen Reise" in begeisterungsvollen Worten spricht. Der mit 120 Abbildungen geschmückte Band kostet nur 3 M , ein im Hinblick auf den dargebotenen wertvollen Tert, das fesselnde JllustrationSmaterial und die sonstige geschmackvolle Ausstattung überaus wohlfeiler Preis. Der schwierigen Aufgabe, Neapel in seinen Be ziehungen zur Kunst zu schildern, unterzieht sich W Rolf» mit Geschick. Wer jemals seinen Fuß nach Italien setzte, wer deßcn klassische Stätten der Kunst wie Florenz und Rom, Mailand und Padua kennen lernte, der weiß aus eigener Erfahrung, daß er sich in Neapel in der Frage der macedonischcn Finanz kontrolle mit ungewöhnlicher Entschiedenheit auf getreten sind, nichts übrig, als die ausgesprochene Drohung wahrzumachen, das heißt, auf eigene Faust, ohne Zustimmung der Pforte die internationale Auf sichtsbehörde für die Finanzverhältnisse der macedo-' nischen Wilajcis zu errichten Einstweilen bezeichnen sie die Beamten, die von den einzelnen Mächten als deren Vertreter in die Kommission entsandt werden sollen. Italien und Frankreich haben bereits dies Beispiel gegeben. Vermutlich wird man indessen die Rücksicht üben, vor weiterer Bildung der Kommission der Pforte die Namen der einzelnen Delegierten mitzuteilen. Die in Portsmouth in Newhampshire geführten russisch-japanischen Friedensverhandlungen haben während dieser Woche einen ziemlich un gestörten Verlauf genommen und bereits zur sach lichen Einigung über verschiedene Punkte geführt. Daß immer wieder Nachrichten auftauchen, die das Ergebnis der Konferenz überhaupt in Frage stellen, liegt in der psychologischen Natur solcher Friedcns- besprechungen. Keiner von beiden Teilen will nach geben und einer hofft den anderen durch die Drohung mit dem Abbruch der Unterhandlungen mürbe zu machen Die letzten Meldungen treten denn auch der pessimistischen Auffassung der Friedensfrage ent gegen und sprechen bereits von einer vorläufigen Be endigung der Beratungen. Einige der japanischen Forderungen stoßen begreiflicherweise auf ein katego risches „Nein" bei den russischen Vertretern. Hierher gehört u. a das Verlangen der Herausgabe jener russischen Schisse, die im Laufe des Krieges den Schutz neutraler Häfen in Anspruch genommen haben, sowie die Forderung, daß Rußland nach Beendigung des Krieges durch nicht mehr als drei Kriegsschiffe im fernen Osten vertreten sei. Toch die ablehnende Haltung der Russen hat die Japaner nicht bestimmt, ihre Drohung des Abbruchs der Verhandlungen wahr zu machen. Eine fernere Streitfrage bildet nach wie vor die der Kriegsentschädigung. Nach einer Depesche aus Portsmouth vom gestrigen Tage befürworteten einige der russischen Delegierten die Abtretung von Sachalin, während andere für eine Entschädigung in dem Falle seien, daß ein Kom promiß angeboten würde. Inzwischen fährt der russische Minister v. Witte fort, die öffentliche Meinung in Amerika für sich zu interessieren. In diesem Zusammenhänge mag noch erwähnt sein, daß in der russischen Presse hervorgehoben wurde, Hr. v. Witte führe die Verhandlungen nicht auf Grund unmittelbarer Instruktionen des Kaisers Nikolaus, er erhalte vielmehr das betreffende Material durch die Hand des Ministers des Auswärtigen, Grafen LamSdorff. Vie Goffudarsiwennaja vuma (keichsduma). Am heutigen Tage sind in St. Petersburg und Moskau ein Kaiserliches Manifest über die Ein berufung einer Volksvertretung sowie die gesetz lichen Bestimmungen über diese Goßudarstwennaja Duma veröffentlicht worden. Es verkündet die Einberufung einer Volksvertretung von 520 Mitgliedern, von denen das europäische Rußland 412, die Städte insgesamt 28, St. Petersburg 6 und Moskau 4 Vertreter entsendet. Nach dem Wahlreglement findet die Wahl durch Wählerversammlungen statt, und zwar bestehen diese aus 160 Mitgliedern in St. Petersburg und Moskau, sonst aus 80 Mitgliedern. In St. Petersburg ist das Stimm recht an den Besitz von Grundeigentum mit einem Rein erträge von mindestens 1320 Rubel geknüpft, während für andere Städte dieser Betrag stufenweise niedriger festgesetzt ist. Frauen, die Grundeigentum besitzen, können ihre weit mehr dem Genüße der Natur hingibt, wie seinem Studium als Kunststätte. Scheidet man aus der Be trachtung die im Nationalmuseum, dem von St. Martin und in der Sammlung Filangieri aufbewahrten reichen Schätze aus, so gilt, wie Rolfs in der Einleitung zu seinem Werke mit Recht betont, für die übrigbleibenden Kunstwerke, daß sie weder sehr zahlreich noch meist in einem befriedigenden Zustande der Erhaltung sich be finden. Auch heute noch ist Neapel wohl die am schlechtesten verwaltete Großstadt Italiens, und nicht wenig trägt der ganz unglaubliche Zustand seiner Straßen zu dem Glauben bei, Neapel sei alles andere, nur keine Kunststätte. Dazu kommt, daß nirgends so rücksichtslos mit den öffentlichen Denkmälern vergangener Kunst um- qegangen worden ist wie hier, und das zu allen Zeiten! Der veränderliche, ost zu gewalttätigem Eingreifen ent flammte Sinn feiner Bewohner hat von jeher wenig Ernst für die Erhaltung alter Kunstwerke gezeigt: daß dies aber auch heute noch der Fall ist, daß man noch immer rücksichtslos verfallen läßt, verbaut, abreißt, über tüncht, besudelt und verdirbt, wo doch längst das Ver ständnis für die Kostbarkeit der alten Kunstschätze neu erwacht ist und eine ganze Reihe von wackeren Männern auch in Neapel nicht müde wird, auf deren Wert hinzu weifen und auf ihre würdige Erhaltung zu dringen — das ist ein sehr trauriges Zeichen für die Leiter der öffentlichen Angelegenheiten in Neapel. Wenn man ein so wunderbares Kunstwerk wie das Capuaner Tor in einer Umgebung der vollsten Barbarei stehen läßt, wenn man den Springbrunnen des Hans Merlian von Nola, um ihn zu retten, in das Buschwerk des VolkSgartenS verstecken muß, wenn man für die Außen seite von St. Johann-zu-Karbonara, St. Klara, St. Katarina - zu - Formell», der Sapienza, der Kapelle PontanS, so vieler anderer Kirchen, so vieler anderer Paläste, Türme, Tore nicht» hat tun wollen
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