Delete Search...
Dresdner Journal : 29.08.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-08-29
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190508293
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19050829
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19050829
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1905
- Monat1905-08
- Tag1905-08-29
- Monat1905-08
- Jahr1905
- Titel
- Dresdner Journal : 29.08.1905
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
Kunst und Wissenschaft. Grönland m den Jahren 1902 bis 1904 angefertlbt hat, und die nun schon seit mehreren Wochen in dem Hinteren Teil des Richterschen Salons ausgestellt sind. Sie sind sicher von beträchtlichem Wert, aber das Interesse, das sie erregen, ist nicht in erster Linie ein künstlerisches, sondern ein ethnographisches, da ihre Betrachtung einen lehrreichen Einblick in das Leben und Treiben der Grön länder und Eskimos gewährt, unter denen die Mit glieder der Expedition wegen der schweren Erkrankung des Grafen Moltke, zehn Monate hindurch ganz wie die Einheimischen lebend, verweilen mußten Die Bilder machen daher auch den Eindruck großer Echtheit und zeigen, daß unter der dortigen Bevölkerung, namentlich aber unter den jüngeren Frauen und Mädchen auch Er scheinungen vorkommen, die nicht allzuweit hinter unseren Ansprüchen an Schönheit und Anmut zurückbleiben Vor allem macht sich in ihnen ein gewisser Humor geltend. Den Leutchen scheint eS offenbar viel Spaß gemacht zu haben, daß sie dem Maler Modell stehen durften. Sie lachen vergnügt und schmunzeln, wie das Mädchen, das der Künstler al» „seine kleine Liebste" bezeichnet hat Auch fehlt es in ihnen nicht an Zügen menschlicher Liebens würdigkeit. Die Liebe der Mütter zu ihren Kleinen, die sie in einer Art Sack auf dem Rücken tragen, berührt den Beschauer auf das Wohltuendste, und die Freude, mit der sich die grönländische Jugend dem Ballspiel und anderen harmlosen Vergnügungen hinzugeben pflegt, läßt un» das Leben in jenem unwirtlichen Lande angenehmer erscheinen, als wir eS un« sonst im allgemeinen vorzu stellen pflegen. Schade nur, daß die Hervorhebung aller dieser für den Ethnographen so wertvollen Beobachtungen nicht genügen, um die künstlerische Bedeutung der Bilder zu heben und dir farbigen Härten, die sie durchgängig aufweisen, zu mildem. Wir wollen ja gern glauben, daß die Sommerabcnde in Südgrönland ungewöhnliche Hells Faibrntöne aufweisen, und daß es dort Belcuch- das überall vorherrschend den Eindruck seelischer Im pressionen auslöst. Von den übrigen im Stücke beschäftigten Künstlern, den Herren Max Thomas, Ernst Legal und Paul Barleben ist zu sagen, daß sie zwar mit Ernst bestrebt waren, ihren Aufgaben fesselnde Seiten abzugewinnen, daß ihnen dies aber nur im relativen Verhältnisse möglich wurde; Hrn. Thomas gelang die Darstellung des engherzigen und an äußeren Formen hängenden Advokaten Helmer nicht dem dichterischen Willen entsprechend, und Hr. Legal versäumte die Betonung de« charakteristischen Zuges in dem Wesen des vr. Rank: über die schwersten Dinge im leichten UnterhaltungStonc zu sprechen. Infolgedessen verlor die Liebeserklärung Ranks im zweiten Aufzug mancherlei von der von Ibsen beabsichtigten Wirkung. Hr Barleben schließlich hätte seinem Günther noch mehr Gemessenheit und äußere Ruhe geben können, als er es tat, weil er damit den kalt und grausam rachsüchtigen Charakter dieser Gestalt stärker und überzeugender zum Ausdruck gebracht haben würde. W. Dgs. tungseffekte gibt, von denen wir uns m unseren Breiten kaum eine Vorstellung machen können. Sic durch den Pinsel im Bilde wicderzugeben, würde eine ganz hervor ragende koloristische Kraft voraussetzen. Eine solche aber besitzt Graf Moltke, soweit man nach diesen Proben urteilen kann, nicht; er hält sich vielmehr innerhalb der Grenzen eines nicht ungeschickten Dilettanten, und man begreift, daß, wenn schon ein Meister wie Eduard Hildebrand an dem Versuch scheiterte, die exotische Pracht des Südens und der Aquatorialländer zu schil dern, ein weit minder begabter Maler sich der ähnlichen Schwierigkeiten, die der Norden in dieser Beziehung bietet, nicht gewachsen zeigen wird. Als Gegenstücke zu diesen grönländischen Experi menten hat Hr Holst in demselben Raum drei vortreff liche Gemälde von Fritz v. Uhde aufgehangcn, die in dieser Umgebung doch kaum paffend untergebracht sind Das eine von ihnen, „Der Karfreitagmorgen", kehrt in gewissen Zeiträumen immer in den Richterschen Aus stellungen wieder, wenn es eine Lücke auszufüllen gilt. Es ist aber viel mehr al« ein solcher bequemer Lücken büßer, da man es namentlich in seinem landschaftlichen Teile zu den besten Arbeiten de» Künstler» au» früherer Zeit rechnen muß. Da» andere, ziemlich umfangreiche Bild, welches das Motto trägt: „Siehe, es ist nicht weit zur Herberge", dürfte für Dresden neu, aber ebenfalls schon vor einigen Jahren entstanden sein Es gehört zu der Reihe biblischer Darstellungen, in deren Ubde die Szenen der heiligen Geschichte der modernen Empfindung dadurch näher zu bringen sucht, daß er sie in das Ge wand der Gegenwart kleidet Auch hier erblicken wir Joseph al» Zimmermann mit seinem Arbeitsgeräte, wie er die blonde Maria, die da» durch einen hellschimmernden Heiligenschein kenntlich gemachte ChristuSkind trägt, durch eine schon ziemlich dunkle, winterlich angehauchte Land schaft nach der nächsten UntcrkunstSstätte geleitet Da» Refidenztheater. — Am 28. d. Mts.: „Nora". (Ein Puppenheim). Schauspiel in drei Aufzügen von Henrik Ibsen. Deutsch von Wilhelm Lange. (Gast spiel der Schauspielgesellschast des Direktors Paul Linsemann aus Berlin) Da» Stück, dessen Inhalt wir in seinen Ursachen und Wirkungen, Zusammenhängen und Schlußfolgerungen menschlich und poetisch am besten von allen Jbsenschen Dichtungen begreifen — Nora —, bildete das Schluß- glied in der Kette der Dramen des nordischen Poeten, die wir in diesem Jahre von der Linsemannschen Schau spielgesellschaft dargestellt sahen. Bei seinem Anblick hat man die Erinnerung an Agnes Sorma, die vor Jahren die Nora an derselben Stelle spielte, zu überwinden, eine Erinnerung, die unauslöschlich ist, weil das, was man damals von dieser Künstlerin sah, schlechtweg das Vollendetste war, was man sehen konnte. Frau Nina Sandow, deren große schauspielerische Mittel bei anderen Gelegenheiten an dieser Stelle gebührend anerkannt worden sind, reicht in der Rolle der Nora an die Darstellungskunst der Sorma nicht heran; man glaubt ihr nicht, wozu das Spiel jener uns einfach zwingt, die seelische Erklärung des Rätsels, das Ibsen uns in seinem Noradrama vor legt, man findet durch ihr Spiel keine volle Bestätigung für die psychologische Möglichkeit, daß ein Weib nach achtjähriger glücklicher Ehe Gatten und Kinder verläßt wegen eines Fehltritt», dessen Schwere in keinem Verhältnis steht zu der Sühne, die dieses Weib auf sich nimmt Um da» glaubhaft zu machen, muß eine Künstlerin über einen größeren Fond« von Innerlichkeit gebieten, al» ihn Frau Sandow besitzt, deren Spiel der Stempel geistvoller Re flexion ausgeprägt ist, gegenüber demjenigen einer Sorma, Emil Richters Kunftsalon. " > E« mag zurzeit, da die besseren Neuigkeiten, die der Kunstmarkt auszuweiscn hat, auf den großen Ausstellungen in Berlin und München paradieren, für die Kunsthändler schwer genug sein, ihre Salon« mit wirklich sehenswerten Bildern und Skulpturen zu füllen, und eS ist erklärlich, daß sie entweder allerhand ältere, noch nicht zum Ver kauf gelangte Kunstschätze au» ihren Beständen hervor ziehen, um sie den Besuchern aufs neue anzupreisen, oder daß sie Dinge vorführen, die im strengeren Sinne mit der Kunst nicht gerade viel zu tun haben Zu letz teren rechnen wir die Kollektion von Gemälden und Studien, die der dänische Maler Graf Harald Moltke a'S Mitglied der dänischen literarischen Expedition in l4S M. i4 bi« SM., M., bi« l bi« > bx « l-g » bi« er — >4 M 'S». ! und nifche utter- per , iss 2 bi« > leg ' M., neril. irbsen cware tware per Sicken Buch- länd. i bi« netto. 0 bis !5 M. itetto. ttler« , bi« bi« netto 0 M. LreS» M., Tret- 17,V0 Malz - bi« 0 in bgabe »szug -r-ug lmrhl >mehl lund- imehl l per sdner n°be :. 0/1 » bi- > M., alter» der nkleie Sock. , d,- M., netto arten vötkt. W 200 Dienstag, den 29. August nachmittags. S905 Ämttichcr Teil. Auf Allerhöchsten Befehl wird wegen erfolgten Ablebens Ihrer Königl. Hoheit der verw. Prinzessin Amalie von Bayern, geb. Infantin von Spanien, am Königl. Hofe die Trauer auf Eine Woche vom 29. August bis mit 4. September d. I. angelegt. Dresden, 29. August. Se. Hoheit der Fürst Wilhelm von Hohenzollern ist gestern abend 7 Uhr 7 Min. von Dresden wieder abgereist. Ernennungen, Versetzungen re. im Sffent- liche« Dienste. Im Geschäftsbereiche -eS Ministeriums der Finanzen. Bei der Post-Verwaltung ernannt: der Gärtnereibesitzcr Süße in Zabeltitz als Postagent. Im Geschäftsbereiche deS Ministeriums deS Kultus u. ösfentl. Unterrichts. Erledigt: eine ständ Lehrerst. in Schandau. Koll: der Stadtral. Das Gehalt beträgt bis zum erfüllt. 28 Lebrnsj. 1200 M und steigt in 2-, 3- u 4jähr Zwischenräumen bis 2700 M Das Höchst gehalt wird nach 30 Dienstj. erreicht. Wohnungsentschädig. 300 M. für verheir. und 240 M. für unverheir. oder verw. kinderl. Lehrer Ges mit Zeugn. bis 10. Sept, an den Kollator; — zu besetzen: am 1. Jan. 1906 eine ständige Lehrerst. an der eins. Volkssch. zu Hartmannsdorf bei Burgstädt. Koll: der Gemeinderat Gehalt: 1600 M., steigend von 3 zu 3 Jahr bis zum 18. Dienstj um 180 M, vom 19. bis 33 Dienstj um Ivo M bis 3000 M einschl. Wohnungsg. Auswärts verbrachte Dienstj. kommen in An- rechng. Bewerbungsges. nebst Zeugn. bis 18. Sept, an den Gcmeinderat; — an der mittl. Volkssch. zu Radeburg soll eine in allen Unterrichlsf gepr, aber auch zur Erteilg des Unterr. in weibl. Handarb, befähigte Lehrerin mit t em gesetzt. Eink, oder eine im Turnunterr und im Unterricht für weibl Handarb, gepr Fachlehrerin mit jährl. 90V M Eint, angestellt werden. Bewerbungen mit Zeugn. bis 8 Sept, an den Schulvorstand. lBehördl Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Äus -er sozialdemokratischen Entwickelung. Seit dem berühmten Dresdner Trianontage ist die sozialdemokratische Partei in Deutschland immer radikaler geworden. Wie das Eintreten Bernsteins für den bis vor kurzem nur von den Anarchisten empfohlenen Generalstreik beweist, ist der Revisionis mus jetzt als vollkommen überwunden zu betrachten. Die Sozialdemokratie steht im Begriffe, sich zur Pro paganda der Tat zu bekehren, und wenn die Bebel, Singer re. nicht wüßten, daß sich in Deutschland noch keineswegs mit der Staatsgewalt spaßen läßt, würden sie auf der Stelle aus ihrer „vorsichtigen" Haltung heraustreten. Die russische Revolutions bewegung hat im sozialdemokratischen Lager überdies faszinierend gewirkt. Die Verherrlichung der revo lutionären „Heldentaten" in der sozialistischen Presse und in dem Aufrufe des Parteivorstands zu Geld sammlungen für die „Opfer" der russischen Revo lution hat in der Sozialdemokratie eine Stimmung erzeugt, von der die „Genossin" Zetkin kürzlich in einer Berliner Parteiversammlung bemerkte: .Die russische Revolution habe einen anfeuernden Ein fluß auf das Proletariat aller kapitalistischen Länder aus- geübt. überall sei die revolutionäre Kampfbegeisterung des Proletariats belebt worden. Es sei ja auch das moderne Jndustrieproletariat die treibende Krast und da- feste Rückgrat in der derzeitigen revolutionären Bewegung. Rußland-, wenn es auch falsch wäre, zu behaupten, daß es allein im Kampfe auf Leben und Tod jetzt dort stände, wo es sich erst mal darum handelt, eine Übereinstimmung zwischen den fort- entwickelten wirtschaftlichen Verhältnisfen und den politischen Verhältnissen hrrbeizusühren Es komme dem Proletariat aller Länder zum Urwuhlsein, welch revolutionäre Macht in seinem Schoße schlase. Die Ausfassung, daß Revolutionen überwunden seien, zum alten Eisen gehörten, jene gemütliche Auffassung von der geschichtlichen Entwickelung, daß man mit Hilse von allerlei Reformen gemächlich hinübergleiten werde in den sozialistischen ZukunstSstaat, sei gründlich niedergeworsen worden. Der Parteitag stehe gegenüber einer revolutionären Stimmung in den Massen." Es ist gar nicht daran zu zweifeln, daß die „Genossin" Zetkin, die oft genug ihrer Zunge freieren Lauf läßt, als den vorsichtigeren „Genossen" lieb ist, mit dieser Schilderung recht hat. Es wäre auch ein Wunder, wenn mit dem unablässigen Rühmen der revolutionären Taten und Erfolge in Rußland und den niemals fehlenden Hinweisen darauf, welchen Wert diese für das gesamte inter nationale Proletariat, insbesondere aber für das deutsche habe, ein anderer als ein zu ähnlichen Taten anfeuernder Einfluß hervorgebracht und auch beabsichtigt worden wäre. In den Diskussionen über die Frage deS politischen Massenstreiks, mit welcher der Jenaer Parteitag sich beschäftigen soll, tritt diese revolutionäre Stimmung der Sozialdemokratie auch deutlich hervor. Am schärfsten aber ist der durch das russische Bei spiel hervorgerufene revolutionäre Tatendrang in jener 3000köpfigen Versammlung von Mitgliedern der Berliner lokalorganisierten Gewerkschaften zum Durchbruch gekommen, die der bekannte „Genosse" vr. Friedeberg leitete, der schon im vorigen Jahre der sozialdemokratischen Parteileitung einige Verlegen heiten dadurch bereitet hatte, daß er in einer Ver sammlung derselben Gewerkschaften eine Resolution zugunsten der Propagierung des Generalstreiks nach anarchistischen Rezepten durchsetzte und sie dann auch — allerdings ohne Erfolg — auf dem Amster damer Internationalen Sozialistenkongreß empfahl. I)r. Friedeberg bewirkte, worüber wir schon berichtet haben, daß jene Feenpalastversammlung durch die einstimmige Annahme einer Resolution, sich von der „dogmatischen Auffassung des Marxismus" und damit von der Sozialdemokratie feierlich lossagte und sich als eine besondere Gruppe unter dem Namen „Anarcho-Sozialisten" etablierte. Diese Gruppe bricht über den Parlamentarismus den Stab und erblickt im Generalstreik das einzige Kampfmittel des klassenbewußten Proletariats gegen die bestehende Gesellschaft. Der „Vorwärts" hält diesen Vorgang für so be achtenswert, daß er ihm zwei Leitaufsätze widmet. Des einen Friedeberg wegen, so bemerkt das sozial demokratische Organ, wären die Erörterungen über flüssig, aber wegen der 3000 Arbeiter, die seiner Resolution zugestimmt hätten, sei es notwendig ge wesen, auszusprechen, daß sie sich von anarchistischen Phrasen hätten blenden lassen. Aber diese anarchisti schen Phrasen würden keinesfalls einen so wohlvor bereiteten Boden gefunden haben, wenn nicht die sozialdemokratischen Phrasen ihnen vorgearbeitet hätten. Nach dem „Vorwärts" bleibt die Versamm lung im Feenpalast „auf alle Fälle eine bemerkens werte und ernste Erscheinung". Unserer Meinung nach ist das ganze heutige Auftreten der deutschen Sozialdemokratie eine Erscheinung, die nicht ernst genug genommen werden kann. Die Mißachtung der sozialdemokratischen Parla mentsaktionen, des „parlamentarischen Kretinismus" die in der Feenpalastversammlung zum Ausdruck ge bracht worden ist, macht in der Sozialdemokratie unleugbare Fortschritte. Das ist auch begreiflich. Die rein negative Tätigkeit der sozialdemokratischen Parlamentarier kann schließlich keine andere als eine absprcchcnde Beurteilung erfahren. Der „Vorwärts" sucht dieser Mißachtung deS Parlamentarismus da durch entgegenzutreten, daß er schreibt: „Nie hat ein Sozialdemokrat im parlamentarischen System bürger licher Republiken oder konstitutioneller Monarchien aller politischen Weisheit letzten Schluß zu erblicken geglaubt, allen erschien der heutige Parlamentarismus nur als Übergangsstufe oder Sprungbrett zu un endlich höheren Zielen. Für solche Ziele zu kämpfen, könnte sich keine bessere Gelegenheit bieten, als auf der Tribüne des Reichstags, auf der wir unsere Gegner zur Antwort zwangen, die Wahlen wurden die großen Fest- und Kampfzeiten der gesamten Partei. Eine Flutwelle Heller Begeisterung strömte von dieser „parlamentarischen Aktion" aus, und in der ganzen Welt schlug das Herz des internationalen Proletariats in Stolz und Freude über den rast losen gewaltigen Aufstieg der deutschen Partei." Es ist recht lehrreich, zu hören, wie die offizielle Sozialdemokratie den Parlamentarismus selbst miß achtet und ihn nur als Mittel zum Zweck ansieht. In den Wählerkreisen wird man sich das gesagt sein lassen; denn die Wählerschaft verlangt doch im großen und ganzen, daß der heutige Parlamentarismus ernst genommen werde. Ehrlicher ist es jedenfalls, wenn jetzt eine sozialdemokratische Gruppe auftritt und sich gegen das parlamentarische Komödienspielcn der sozialdemokratischen Partei wendet. Daß aber diese Gruppe besonderen Einfluß ausüben, daß sie etwa die Einigkeit der Umsturzbewegung gefährden könnte, halten wir für ausgeschlossen. Wann cs darauf ankommt, auch bei den Wahlen, wird vr Friedeberg mit den Seinen treu zur sozialdemo kratischen Fahne halten. Der Aufstau- in Deutsch-Küdwestafrika. Da« Bastardland, dessen Bewohner uns bis heute unerschütterlich treu geblieben sind, i t durch eine Reihe von Stationen an feinen Grenzen gesichert worden. Im Norden ist Naos, im Westen Hoornkrans, Areb, Nauchas und Awabes, im Süden Unis, Lahnstein, Urufis und Nomtsas besetzt. Dirichas und Gras sollen besetzt werden, sobald Kräfte dazu verfügbar ge macht werden können, um die Ausnutzung der Weide plätze im Kamrevier und am unteren Fischfluß zu er möglichen. Die „Windhuker Nachrichten" vom 1. August berichten von weiteren Viehdiebstählen und Überfällen bei Windhuk Auf der Farm der Firma Mertens u. Sichel in Friedrichsruh erschienen am 18. Juli etwa 50 an scheinend mit Gewehren N 88 bewaffnete Hereros, um die zahlreichen Rinder und Schafherden zu rauben. Bei der Verteidigung erhielt ein Soldat einen Schuß durch die Schulter. Ehe die acht Mann starke Besatzung herankommen konnte, hatten die Räuber das Vieh ab getrieben. Bei der Verfolgung stießen erst am anderen Tage fünf Berittene und vier Mann zu Fuß auf den Feind am Gamsberg, wo er Deckung suchte. Es ent spann sich ein längerer Kampf, wobei acht Hereros sielen. Der Feind gab das Vieh auf, das, soweit es nicht in dem Kampfe getroffen war, zurückgebracht wurde. Leider fiel im Gefecht der Gefreite Muksog, und bei dem Verfuch, seine Leiche mitzunehmen, wurde der Reiter Burchard von den übrigen abgeschnitten und wird ver mißt. — In den Khomasbergen scheinen zahlreiche Hereros mit viel Vieh zu sitzen. — Zwei Soldaten der ersten Kolonnenabteilung, die auf Jagd gegangen waren, wurden mit ausgeschnittenen Hälsen auf- gefunden. * * * Ein Telegramm aus Windhuk meldet: Am 19. August 1908 im Gefecht südwestlich Gaobis gefallen: Reiter Otto Hesse, geboren am 28. Februar 1883 zu Groß- Weitzschen, früher im Königl. Sächs. 6 Frldartillerieregiment Nr. 68; verwundet: Major Oskar Träger, geboren am I Mai 1856 zu Bojanowo, früher im Füsilierregiment Nr. 40, leicht, Streifschuß linke Hohlband; Hauptmann Maximilian v Zwehl, geboren am 20. November 1863 zu Jork i. H, früher im Infanterieregiment Nr. 71, leicht, Schuß durch kleinen und Ringfinger rechter Hand; Reiter Eduard Horn, geboren am 30. November 1884 zu Leipzig, früher im 8 Garde regiment zu Fuß, schwer, Schuß Beugesehne linken Fußes; Reiter August Lippemeier, geboren am 30 Dezember 1883 zu Lücken berg, früher im Infanterieregiment Nr. 98, schwer, Schuß durch drei Finger rechter Hand; Gefreiter Otto Brunner, geboren am 16. November 1881 zu Hofolding, früher im Königl Bayerischen 2. Chevauxlcgers-Regiment, leicht, Streifschuß Mittelfinger rechter Hand; Reiter Bernhard Minne, geboren am 28. Februar 1883 zu Diepenau, früher im Jn- santerieregiment Nr. 74, leicht, Fleischschuß rechten Oberarm, Prellschuß Stirn Ferner: Reiter Wilhelm Steinke, ge boren am 11. Mai 1881 zu Regenthin, früher im Grenadier regiment Nr. 8, am 24. August im Lazarett Swakopmund an Typhus gestorben. Gefreiter Paul Schönherr, geboren am 19. April 1877 zu Niederlauterstein, früher Bezirks kommando Bremerhaven, am 19. August 1905 aus Station Holdog durch Unvorsichtigkeit erschossen Reiter Alfons Friedrich, geboren am 12. Juli 1883 zu Dlonie, früher im Infanterieregiment Nr 92, am 22 August 1905 durch Sturz vom Maultier infolge Schüdelbruchs und innerer Verblutung gestorben. Der im Düncngelände bei Hasuur seit dem 15 d. M. vermißte Gesreile Heinrich Schul, früher im Dragonerregiment Nr. 15, ist lebend aufgefunden. Ser russisch-japanische Krieg. Die Friedensverhandlungen Ein Fortschritt in den Friedensverhandlungen ist nicht zu verzeichnen, vielmehr ist die Lage noch so ungeklärt wie vorher. Die Nachrichten darüber lauten teilweise widersprechend. Das Neutersche Bureau meldet aus Portsmouth, daß bei einem Interview Witte be stätigte, daß Takahira um die Vertagung der Konferenz nachgesucht habe, weil keine neuen Instruktionen von Tokio eingetroffen wären. Witte habe bereitwillig zu- aestimmt Takahira sagte bei einem Interview, da Präsident Roosevelt den Zusammentritt der Friedens konferenz veranlaßt habe, fühlten sie sich aus Achtung vor Roosevelt verpflichtet, in der Frage des Abschlusses der Arbeiten nicht vorschnell zu sein. Takahira fügte hinzu, die Lage sei nicht hoffnungslos, aber doch bei nahe hoffnungslos. Wie verlautet, haben sich die Delegierten dahin geeinigt, daß keine Sitzung stattfinden solle, bis Japan Antwort auf die Erklärung, die als Rußlands Ultimatum betrachtet werden kann, ein gegangen sei Die Konferenz wird also möglicherweise nicht vor Mittwoch oder Donnerstag wieder zusammen treten. Das Gerücht, Roosevelt habe neuerdings noch mals auf den Kaiser von Japan einzuwirken gesucht, erhält sich hartnäckig. Die „New Aorker Tribune* versichert mit Bestimmtheit, daß der Präsident dies wirklich getan habe Weiter berichtet im Gegensatz hierzu dasselbe Bureau: Es liegt kein tatsächlicher Anhalt dafür vor, daß Präsident Roosevelt einen neuen Appell an den Kaiser von Japan gerichtet habe, sondern es scheint eher wahrscheinlich, daß der Präsident keinen Versuch gemacht habe, einen direkten Ein fluß auf die bevorstehende Antwort Japans auf die ausdrückliche Weigerung Rußlands auszuüben, das eine Entschädigungssumme in keinerlei Form bezahlen will. Minister Witte spricht unumwunden seine skeptische Ansicht aus. Was den Erfolg eines neuen Vorschlags anbetrifft, den Japan machen könnte, so glaubt man nicht, daß Japan seine Forderung, betreffend die Rück erstattung der Kriegskosten, gänzlich fallen lasten werde oder dieselben herabsetzen oder in eine andere Form kleiden werde. Eine andere Nachricht indessen besagt: Nach einem Telegramm der „Associated Preß" aus Portsmouth wird aus zuverlässiger Quelle versichert, Präsident Roosevelt sei schon vor einigen Tagen im Namen Japans er mächtigt worden, alle Ansprüche in bezug auf eine Ent schädigung oder Rückerstattung der Kriegskosten fallen zu lasten und die nördliche Hälfte von Sachalin an Rußland zurückzugeben und den Rückkaufspreis dem Schiedsspruch einer gemischten Kommission zu überlasten. Dies sei dem Kaiser von Rußland durch den amerikanischen Dresdner Journal Herausgegeben von der Königl. Expedition deS Dresdner Journals, Dresden, Große Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheinen: Werktag- nachm. 5 Uhr. — Originalberichte und Mitteilungen dürfen nur mit voller Quellenangabe nachgedruckt werden. vejNitPreiS: Beim Bezüge durch die cheschästsften« innerhnt» Ztresden» 2,50 M. (rrnfchl. Zutragung), durch die HksA im Deunchen Reicht 3 M. (ausschließlich Bestellgeld) vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Ps. Wird Zurückfendung der für die Schristleilung bestimmten, aber von dieser nicht ein- gcsordertcn Beiträge bean sprucht, so ist das Postgeld beizusügen. Anküudtgim,«gebühren: Die Zeile kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen.Ankündi gungs-Seite oder deren Raum SO Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsatz 8 Ps. Ausschlag kür die Zeile. Unterm Re- daktionSstrich (Eingesandt) die Lextzeile mittler Schrift oder deren Raum 80 Pf. Gebühren - Ermäßigung bei öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bi« mittags 12 Uhr für die nach- mitta gS erscheinende Nummer.
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview