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Erzgebirgischer Volksfreund : 18.05.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-05-18
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-188605188
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-18860518
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-18860518
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungErzgebirgischer Volksfreund
- Jahr1886
- Monat1886-05
- Tag1886-05-18
- Monat1886-05
- Jahr1886
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 18.05.1886
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— »76 — 1001 Gei Noch Schnei 12970 24562 47030 62659 75981 20469 37805 47368 73360 89561 12959 21107 56506 77166 98340. 1 3 5 7 M a s sowie ein Bohrapp! Federn, v hat zu v Max L 95548 9 500 EM der mit 1 oder tn ! 11. Zieh 40V 500 300 300 7704 93 19351 2 26572 2 38597 3 44305 44 48782 4 53126 5! 1 2 4 ( 7 Mei richt, da ungestört erhält dti welche m Holz ins an das 3 Oertliche Augelkgeiheiten. Schwarzenberg, 11. Mai. Im Anschluß an den Stößen» setzt hat< ehrlich l dem „K gcw einst neu, Tt melanch großen er weiß, einst ieii deutsche sache, di heil der hierauf der, an» daß in als 100 gehen w auch jen F„tnd bc sonder« S.hu!?el mit bug — Stüi Applaus« uni als Bersauui Festrede Bezeistei Sch nimmt g lichrs gen, da e.n Abi! 2 3 5 7 9 Tuchs, nur gute dauernde L 2 Eint Jahren f wem? z d. Bl. in DentsHKmr. Berlin, 14. Mai. Wie dem „B. T." aus Brüssel gemeldet wird, ruft dort die heute erfolgte Ermordung des «ectionschefs im Eiseubahnministerinm, Carlier, große Auf regung hervor. Derselbe wurde in seinem Bureau durch einen Revolverschuß getöotet. Greiz, 12. Mai. Das „Greizer Tagebi." schreibt: Die sächsische Landeslotterie hat schon Manchen in Greiz beglückt, aber in die schönste Verlegenheit brachte sie doch diesmal zwei Tischlergesellen, die, refignirt genug, ihre Loose an die Thüre der Werkstatt innen angeklebt hatten. Nun bedachte aber gerade diese zwei, Fortuna mit Gewinnen, die Freude war sehr groß, aber — die Loose sitzen zu fest. Alle Mühe, sie loszubringen, war bisher vergeblich, und nichts wird den arg verlegenen Glückskindern übrig bleiben, als die Thürfüllung mit den Loosen auszusägen. Schweiz. Der soziale Unfriede erhebt nunmehr auch auf Schwei zerischem Boden drohend sein Haupt und niahnt die Hüter der öffentlichen Ordnung zu steter und strenger Wachsamkeit. In Zürich und Umgegend ist die Lage gegenwärtig am Gespanntesten. Dort haben die Schlossergesellen, soweit sie soziawemolratischen Einflüssen tributpflichtig sind, am vorigen Aus Gschseu. — lieber die landesherrlichen Einnahmen, welche von den Jahrmärkten verschiedener sächsischer Städte, darunter auch die bis zum 17. Jahrhundert als solche benannten Leipziger Messen, als Standgelder einkamen, lieat dem „Leipz. Tagebl." ein Beczeichniß aus dem Jahre 1378 vor welches die Handelsthätigkeit in genannten Orten kennzeich net. In Großenhain, damals Hanptniederlage für Waid, brachten die Jahrmarktsbuden 5 Schock Groschen, das Schock zu 60 Groschen gerechnet, ein Marktgast zahlte 15 Groschen Stättegeld. Meißen brachte 14 Schock und Leipzig deren 28 ein; dasselbe Register verzeichnet auch die an den einzel nen Orten fallenden Gsleitsgeldsr und gewährt damit einen untrüglichen Maßstab zur Beurtheilung des daselbst herr schenden Verkehrs. Das Geleitsgsld betrug in genanntem Jahre in Leipzig 304 Schock, in Grimma, Hauptniedsrlage von Holz, 101 Schock 18 Groschen, tn Altenburg 92 Schock, in Großenhain 85 Schock 3 Groschen, in Delitzsch 66 Schock tn Torgau 60 Schock, in Pegau 50 Schock, in Borna 42 Schock und in Dresden 3 Schock. Mit dem 16. Juni dieses Jahres wird in der Stadt Glauchau eine Königliche Bezirkssteuereinnahme errichtet. Der Bezirk derselben wird durch Abtrennung vom Steuer bezirke Zwickau dergestalt gebildet, daß dis Amtsgerichtsbr- zirke Glauchau, Meerane, Waidenburg, Hohenstein-Ernstthal und Lichtenstein aus dem Steuerbezirke Zwickau ausgeschie den und dem Steuerbeztrke Glauchau überwissen werden. Innerhalb des ihr zugetheilten Steuerbezirks hat die Be- zirtssteurreinnahme Glauchau vom gedachten Zeitpunkte ab die Verwaltung der direkten Staatskeuern, Landrenten und Landsskultnrrenten zu übernehmen und nach Maßgabe der deshalb bestehenden Vorschriften zu führen. Auch werden derselben für ihren Bezirk die Jntradenverwaltung und die Bauvrrwaltereigeschäste überwiesen. Stollberg, 13. Mai. Dieser Tage veranstaltete die unter der Leitung des Realschuldirektors Ör. Gelbe hier be stehende Handfertikkeitsschule eine Ausstellung eines Theiles der von ihr gefertigten Arbeiten. Die gefertigten Gegen stände, Holz- und Papp-, bezw. Buchbinderarbeiten zeichne ten sich aus durch praktische Verwendbarkeit und große Sau berkeit. Auch war aus ihnen der in den Kursen eingehal- teue methodische Gang des Unterrichtes mit Leichtigkeit er sichtlich. Die Arbeiten hatten deshalb auch bereits tn Dres den, wo sie kürzlich ausgestellt waren, lebhaften Beifall ge funden. Dem Vernehmen nach wird Direktor vr. Gelbe dem nächst hier Handfertigkeitskurss für Knabe» einrichten, nach dem jetzt eine Anzahl Lehrer solche Kurse absoloirt hat Kirchberg. Im Allerhöchsten AuftrageüberreichteHerr Amtshauptmann v. Bose aus Zwickau in Gegenwart der Stadtrathsmitglieder hier im RathssitzungSzimmer, einer An zahl vorr Mitgliedern der freiwilligen Feuerwehr-Brigade, das mittels Königlicher Verordnung vom 11. Mai 1885 für Solche, welche während eines Zeitraumes von 25 Jahren ununterbrochen treue und nützliche Dienste geleistet haben, gestiftete Ehrenzeichen unter paffender Ansprache und Be glückwünschung der Deesrirten. Unsere Feuerwehr hat die Auszeichnung, nicht weniger als 11 ihrer Mitglieder mit dem'neugegründeten Ehrenzeichen dekorirt zu sehen. Es siuo dies die Herren Branddirektor Baumgärtel, Ritter re., Friedrich Zeidler, Hermann Barth, Eduard Steinbach, August Rüdiger, Immanuel Petzold, Ed. Otto, Emil Hertel, Herm. Beck, Ernst Gebhardt und Friedrich Beyer. Das Ehrenzeichen besteht in einer am grün-weißen Bande auf der linken Seite der Brust zu tragenden vergoldeten Platte, welche in der Mitte das Sächsische Wappen tn Silber und damnter Embleme des Feuerwehrdienstes zeigt. Der In haber ist berechtigt, dasselbe in und außer dem Dienste und nach Austritt aus demselben zu tragen. — Ja einem Ge bäude im benachbarren Bäcenwalde bemerkte man eilt Schadenfeuer, welches schnell um sich griff, aber durch herzugeeilte herzhafte Männer noch rechtzeitig unterdrückt wurde. Ein dec Brandstiftung Verdächtiger wurde gefäng lich eingezogen, ist jedoch der Haft wieder entlassen worden. Erklärungen abzugeben. Bei dem bekannten internationalen Charakter der sozialdemokratischen Bewegung läßt sich den vorerwähnten Züricher Ereignissen eine weit über die Gren zen des lokalen Schauplatzes hinausreichende Bedeutung nicht absprechen. Der Hang nach Gewaltthätigkeit tritt am sozialrevolutionärer Seite immer deutlicher zu Tage und mahnt dis Behörden zu unausgesetzter, strenger Wachsamkeit. Wir haben den sozialen Krieg, wenn auch einstweilen noch in latentem Zustande. Ob eln solcher Zustand auf die Dauer erträglich oder auch nur möglich, ist eine Frage, die eine baldige und entschiedene Antwort erheischt. Amerika Wie schon gemeldet, wird sich Johann Most vor der Grand Jury zu verantworten haben. Das Beweismaterial gegen Most, in Reden und Zeitungsartikeln bestehend, sam melte ein New-Iorker Geheimpolizist, der deutscher Abstam mung ist. In der letzten Nummer der „Freiheit" empfahl Most den Tausenden von Streikern, ganz New-Nork nieker- zubrenne», damit das Kapital, das sie doch nicht auf gesetz lichem Wege bestehen könnten, vernichtet werde. Und tn einer erst vor 8 Tagen gehaltenen Reds meinte er, die Po lizei, die Kapitalisten, die Geistliche», die Fürsten — Alles müsse ermordet werden. Was derartige Brandreden tn io aufgeregten Zeiten wir den jetzt in Amerika herrschenden herbeizuführen vermögen, da^ beginnen die Behörden ein zusehen, nachdem sie Most Jahre lang ruhig gewähren ließen. Als die Geheimpolizei in das Bureau der „Frei heit" eindrang, waren nur drei Schriftsetzer da, übrigens Leute, die ihrem Meister Most wenig nachstehen. Einer der „Freiheit"-Setzrr, Namens Schwelm, mußte in England 15 Monate sitzen, weil er nach Most's Einsperrung die „Freiheit" gegen den Willen der britischen Regierung weiter herauSzugeben versuchte. Der Andere, ein Mann Namens Schulze, ist aus der Schweiz, sowie aus Frankreich ausge wiesen worden, und der Dritte ist ein Bruder des Hinge richteten Hochoerrätbers Reinsdorf. Eine Menge Waffen und Schriften, welche im Bureau der „Freiheit" zur Schau gestellt waren, sind schleunigst bei Seite geschafft worden. auf zwei Bollwerke des Slaventhums geltend: das Slovsuenthum und das zu ungleich ernsterer Bedeutung herangewachsene Tschechsnthum, welches „eiw bis an unsere Grenzen vorgeschobenes großes Sperrsort zwischen uns uns unseren deutschen Brüdern in den Donau- und Atpenläu- dern zu errichten" bestrebt ist. Hier fühlen wir die Gewalt» that an unseren Rippen; hier wird unser nationales Ehr gefühl unmittelbar beleidigt; hier liegt ja der Kampfplatz so nahe, daß täglich von Böhmen her die zürnende Klage unserer bedrängten Volksgenossen hörbar zu uns dringt. Dieses Berhältniß ist ein auf die Dauer unerträgliches. Wir wollen nicht, daß das slaotsche Experiment gelinge'. Wie kann geholfen, tn berechtigter und loyaler Weise etnge- griffen werden? Wir müssen unseren Volksgenossen in Deutschösterreich sowohl als tn Transtettha- nie» die Größe und Würde unserer Nation Vor leben! In Ungarn ist die Selbstverwaltung der Ge meinde, der Schul- und Kirchenkorporationen in einem Grade entwickelt, der unter allen europäischen Staaten kaum in England seines Gleichen hat. Die Leute sind also thatsäch- lich selbstverantwortlich zu machen für das, wa» mit ihnen geschieht. Unleugbar ist, daß deutsche Kommunen re. stch mit einem wahren Höllenetfer darnach drängen, so schnell wie möglich den Anforderungen de- magyarischen Schul« statuteS zu entsprechen. Unsere nationale Tüchtigkeit muß sie im Laufs der Zeit eben wieder ergreifen an den tausend Fäden, durch welche sie an uns geknüpft sind. (Hierauf erörterte Redner den Unterschied zwischen Slaven« und Magyarenthum.) Der Slave glaubt daran, daß er berufen, uns mit dem übrigen alten Europa zu den Todten zu legen uno das Erbe anzutreten; er besitzt einen unbegrenzt.» i Gchul-erein- in Deutschland zu Chemnitz bringen wir, , wie versprochen, im Auszüge die Festrede de- Herrn Sttft-pf. > Kühne (Deütsch'Ungarn) au« Eber-dorf. Dieselbe blldrt« § zweifellos den Glanzpunkt aller für die Generalversammlung s getroffenen Veranstaltungen und fesselte die zahlreiche Zu« i Hörerschaft von Anfang bis zum Schluß in einer Weise, daß , man nur ungern das Ende kommen sah und lieber noch , stundenlang den hochinteressanten und tiefsten Eindruck ma- ! chenden Ausführungen, welche die eingehendste Kennlniß der - einschlägigen Verhältnisse bekundeten, die rhetorische Metster- sckast des Festredners im glänzendsten Lichte zeigend, zuge hört hätte. Der Redner geht davon aus, weich' willkom menes, verheißungsvolles Bild es iü für oen Deutschen Schulveretn, daß er in der Stadt der Arbeit tagt, daß wir das Glück haben, eine Zett zu erleben, in welcher eine der seltensten Erscheinungen der Weltgeschichte stch vollzog: das historische Wunder, daß eine alle Nation zum andern Male jugendsrtsch aus tiefer Erniedrigung stch auf den Hoch- und Ehrenfitz geschichtlicher Weltstellung schob. Zur SiegeS- freude gesellte sich bald die Weihe tiefen Ernstes im Hin blick auf das unermeßliche Gebiet neuer und großer Auf» gaben und Schwierigkeiten. Auch der deutschs Schulveretn muß kämpfen, abwehren, behaupten. Vielleicht kommt auch eine Zeit drs Angriffs, da wir führen das Schwert deut schen Geistes, geschärft am nationalen Ehrgefühl, in Vie Hand gegeben von einer langen, ehrwürdigen Reths großer Geister. Zahlreiche Feinde suchen den nationalen Schwung zu lähmen, mit dem stch das ganze Volk der Sache zu- wende» müßte, die tm „Deutschen Schulveretn" ihren wackeren Vertreter gefunden hat. Man muß sich wundern, daß derselbe, trotz Mißgunst, Verdächtigungen und systema- risch-betriebenen Verwirrung der Begriffe, sich trotzdem so großer Ausbreitung erfreut. Biel wichtiger als die materielle Unterstützung der Bedrängten, ist eine Thätigkett, welche tn diese gegnerischen Netze mit Mannesmuth hineinfährt, sie zerreißt und der Erkennt» iß Platz macht, daß es stch hier nicht nur um eine Sache handelt, die erst säuberlich von allerlei maßgebenden Seiten präparirt und pcäsentirt sein muß, ehe mau sie annimmr, auch nicht um eins Sache, die sich erst zu legitimiren hat, ehe sie auf die Tagesordnung der unser Volk am meisten bewegenden Dinge gesetzt werden könne, sondern daß eS sich hier um gar nicht« Anderes handelt, als um nationale Pflicht eines jedes Deutschen. Diese Pflichl, sie klopft an unser Gewissen. Wie ein uns stammverwandtes Volk, die Holländer, hinauszog, um ^eichthümer ferner Ecdtheile sich zu eigen zu machen und zur seebsherrschenven Nation zu entwickel», aber gleich zeitig die ererbte Scholle gegen den Anprall des Meere- wahrte und mit einer ins peinliche gehenden Gewissenhaftig keit strebte, jede Handarbeit der heimatlichen Erde zu be hüten und zu pflegen, so soll unser Verein bei seiner natio nale.. Arbeit die Pflicht am Alten erfüllen, das Neue zu erwerben und sich fragen: Deutsches Volk, was ist es mit deinem alte» Besitz, was ist es mit oet- nem historischen Bestand? Kriegerischer Erfolg hat un- die Sorge um deutsches Volksthum tm Reichstande Elsaß- Lothringen wie in Schleswig-Holstein abge.iommen, und staatliche Fürsorge veroücgt auch osm Polenthum gegenüber Schutz uns Pflege unserer Volksgenossen. Um so größer ist unsre nationale Verpflichtung de» tm Osten und Südosten großer nationaler Beorängntß verfallenen Brüdern gegenüber, die in alter Zeit tn Muth uno Arbeit, in Kampf und Sieg, in Sang und Klang schöne Gemein wesen deutschen Bürger- und Bauernthumes gebildet. Der Deutsche hat eine» Anspruch zu erhebe» aus den Osten und Südosten; diesen Satz wollen und dürfen wir uns durch keinerlei Doktrinarismus aniränkeln lassen. Deutsche waren einst Herren in den Landen bis unter die Mauern von Byzanz; sie wohnten in Böhmen und Mähren; ränkischs Kaiser und ungarische Könige verbürgten ihnen »urch verbriefte Rechts für alle Zetten die Möglich keit, ihr Volksthum unverletzt nach ureigener Weise auszu- gestalten; und reichlich haben die Deutschen stch dieser Auf- zabe würdig erwiesen zum Segen der südösil. Länder. Die llteste Kolonisation weist noch die besien und zuvscläs- sigsten Kräfte deutschen Volksthauls rn jene» Ländern auf; ste war auSgegaugen zur Zeit früherer nationaler Herr lichkeit und Tüchtigkeit; ste hat uns Ehre gemacht. Die späteren deutschen Kolonisten erwiesen sich als das weichste, unfähigste Material, so daß hauptsächlich aus ihnen sich unsere Verlustliste zusammensetzt. Das kommt daher, weil wir sie sandten in Zeiten der Entnrrvung des eigenen Lolksthums; als rückratlose und darum haltlose Leute, das Spiegelbilv unserer eigenen llntüchtigkeit. Der Gedanke des nationalrn Anspruches macht stch vornehmlich im Hinblick Verhängung der FrtedenSblockade verfügt werden konnte. Letztere hat denn auch in Wünschenswerlher Weise Blasen gezogen. Wenn sie auch sanftmüthig auSgeübt wird, so sieht Griechenland doch seinen Handel und seine Aktionsfähigkeit erheblich beeinträchtigt und giebt endlich nach, was ihm vor einigen Monaten ohne das Opfer vieler Millionen und ohne eine gründliche Blamage viel leichter möglich gewesen wäre. Der tapfere Delynnnis, welcher so viel Math beim eigensinnigen Nein-Sagen entwickelte, warf nun sofort die Flinte ins Korn und reichte seine Entlassung ein, um mit hämischer Schadenfreude zuzusehen, wie ein Anderer stch abmühen würde, den von ihm verfahrenen Karrrn wievsr flott zu machen. Vergebens apvellirte König Georgios an sei» Ehrgefühl; es reagirte nicht mehr. Herr Delyannis blieb tapfer bei seinem Rückzüge. Nun wird ein, oem be wegten Leben ziemlich fremd stehendes, aber aus ehren- werthen Männern zusammengesetztes Ministerium Valois die Abrüstung besorgen, wozu der Anfang bereits gemacht ist. Der zuerst zu diesem Zweck berufens Staatsmann lehnte ab; gewiß zu Vieler Freude, denn wir würde man sich ar» dem nie endigenden Namen „Papamichalo-pulos" die Zun ge haben zerbrechen müssen. Ein nicht sehr aufregender Verfaffungsconflikt hat Ver anlassung gegeben zur Auflösung der 3. niederländischen Kammer. Der Conflikt wäre auch wohl ohne das gelöst worden; aber die Kammer bestand aus zwei genau gleichen Parteien, von denen man nie eine endgültige Entscheidung erwarten konnte. Man hofft bei der Neuwahl auf eine zweckmäßigere Zusammensetzung, sei es nach links oder nach rechts. Die Verhandlungen über den österreichisch-rumänischen Handelsvertrag sind gescheitert, und ein Zollkrieg steht nun bevor. Im österreichischen Abgeordnetenhause wurde eine Interpellation über diesen Gegenstand angekündigt. Durch die bevorstehende Begründung einer päpstlichen Nuntiatur in Peking ist dis französische Presse in bedeu tende Aufregung versetzt worden. Man sieht darin eine Beeinträchtigung der Prärogative Frankreichs, welches seit her die spectelle Mission hatte, das Christenthum in China zu schützen, und Alles wird daher versucht, um dis Sache wieder rückgängig zu machen. Es findet gegenwärtig zwischen Paris und Rom ein lebhafter Meinungsaustausch statt, wobei man dem päpstlichen Staatssecretariat begreiflich machen will, daß es nur unnütze Geldverschwendung sei, sich in der Metropole des Mandarti.LUlhums noch den Luxus eines besonderen Gesandten zu gestatten. Im Vatikan dürfte man aber nach Lage der Dings nicht viel Lust baden, auf diese Einwendungen sonderlich viel zu achten. Man ist im Gegentheil froh, in China endlich einen diplomatischen Erfolg errungen zu haben. unserm Einfluß denn doch gar zu hvch taxirt. In de« Ge bieten der Orientpolitik und der ägäischen Gewässer hat Deutschland nie die leitende Rolle verlangt und au-geübt- E- war eben Niemand von den französischen Schleichwegen entzückt. Dahingegen sah die aufmerksame deutsche Diplomatie ganz deutlich die Gefahr, welche — wie wir da- vor einigen Wochen schon andeuteten, — au- einem zu innigen Zusam- mengeheu Autzlaud» und Frankreichs für un- erwachsen mußte. Diese- Zusammengehen würde im Norden* und Süden, im Osten und Westen den Krieg bedeutet haben, zu dem denn auch die Panslavtsten während der, in Ltvadia stattsindenden Mintsterconferenzen mit aller Macht schürten und reizten. Auch sie kennen keinen besseren Feiud, als Deutschland; und Friedensliebe und Selbsterhaltungstrieb ließen uns alle Mittel anstrengen, um bei dem Zaren die FriedenSpartei im Sattel zu befestigen. Das ist gelungen, wenn auch einige Zeit über der Entscheidung vsrstrich. So erklärt es sich, daß erst am 7. Mai, nun aber auch in voller Einigkeit, die Abreise der Gesandten und am 8. Mat die Montag den Streik erklärt, nicht sowohl um ihre wirihschaft- liche Kage zu verbessern, sondern in der einzestandenen und auf einer allgemeinen Arbeiterversammlung im Alten Schützenhause zu Zürich zur offen formulirten Resolution erhobenen Absicht diesen Streik — „die bisher größte Ar beitseinstellung auf unserem Boden" — zur Grundlage für die Erreichung der zehnstündigen Arbeitszeit aller Berufe zu machen. Demgemäß haben sich sämmtltche sozialdemokratischen Arbeiter Zürichs mit dem Schlofferstretk einverstanden er klärt unv gingen unverzüglich ans Werk, ihr Ideal von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit dadurch zu be tätigen, baß sie sich zusammenrotteten und friedliche Schlos- sergesellen, welche die Arbeit aufnehmen wollten, mit Gewalt an der Ausführung ihres Vorsatzes hinderten. Am Zügel losesten ging es in dem benachbarten Oerltkon zu, dis Polt- zethauptmann Fischer aus Zürich mit mehreren Landjägern an Ort und Stelle erschien und den Streikenden erklärte, daß er, wenn bei sie ihrem aufrührerischen Gebühren verharr ten, mit der ganzen Strenge des Gesetzes vorgehen werds. Das entschlossene Auftreten des Beamten scheint die Auf rührer eingeschüchtert zu haben, da die „Führer" sich, wie das „Vaterland" berichtet, veranlaßt fanden, beruhigende/ Bericht über die Generalversammlung des „Deutschen
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