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Weißeritz-Zeitung : 22.10.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-10-22
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-193210223
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19321022
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19321022
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1932
- Monat1932-10
- Tag1932-10-22
- Monat1932-10
- Jahr1932
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 22.10.1932
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Las Sm 1«1 mH! / ^7^ Ls gib wohl kaum jemand von uns, der nickt ab und zü diese Feststellung am ßigetttk Körver . gemacht hat. Ohne jede VeranläffüNg, Meistens ühne üorvetgegÄngeNe größere Anstrengungen Mr Äufreäütigen merkt det Mensch grplah. lich, er em Herz hat". Bei der Bedeutung, Lie der Herz muskel ja in unserem Leben spielt und die auch den weitesten Kreisen bekannt ist, wird der vom Herzschmerz Befallene na- türlich überaus ängstlich und malt sich die Folgen in schwär- zester Form aus, Hypochonder verkümmern sich schließlich jeden Lebensgenuß und denken nur noch an ihren Blm- kreislaufl Für gewöhnlich ist ja das Herz ein stummer bescheide ner Diener. Der Herzmuskel ist jedoch in viel stärkerem Maße von seelischen Einflüssen abhängig als z. B. der Magen, der Darm oder die Niere. Freude ebenso wie Angst oder Kum mer können sofort sehr eigenartige Beschwerden Hervor rufen. Für den Laien ist Hs nun außerordentlich schwierig, dem Arzt diese Beschwerden so zu schildern, daß er sich wirk lich ein richtiges Bild machen kann. Da kommt zuerst semand in die Sprechstunde und erzählt, er merke zum ersten Male in seinem Leben, daß er ein Herz habe. Falls keine wirk lichen Veränderungen nach genauer Untersuchung festzustellen sind, handelt es sich meist lediglich um eine Begleiterschei-, nung einer allgemeinen Nervosität, die bei einer Besserung des Allgemeinbefindens von selbst wieder verschwindet und keinerlei Schädigungen hinterläßt. Eine zweite Reihe von Patienten beschreibt ihre Ge fühle schon etwas genauer. Sie erzählen nämlich, daß sie plötzlich in der Brust, und zwar besonders in der linken Brusthalfte etwas „Schweres" bemerken. Sie werden dar über so verstimmt, daß sie sich schon nach kurzer Zeit fest einbilden, diese Schwere rühre von einer ganz gewaltigen Herzerweiterung her. Der erfahrene Arzt weiß aber ganz genau, daß Untersuchung und Röntgenbild sehr oft beträcht liche Herzvergrößerungen ergeben, ohne daß der Betreffende irgendeine Ahnung davon hatte oder sich jemals über ein besonders schweres Herz beklagt hatte. Es ist also vollkom men irrig, bei jedem Gefühl gleich eine wirklich anatomische Veränderung annehmen zu wollen. Wieder andere erregen sich über ein typisches „Gefühl des Druckes" in der Herzgegend. Sie verlangen kategorisch sofortige Blutdruckmessung. Ost hat ein solcher Herzdruck je doch in ganz anderen Organen seine Ursache und seine Erklä rung. Schon durch eine üppige Mahlzeit von schweroerdau- lichen Nahrungsmitteln wird nämlich vielfach durch Bildung von Gasen das Zwerchfell Hochgetrieben und ruft so auf ein fache harmlose Weise den Druck auf das Herz hervor. Die typischen Herzschmerzen der linksseitigen Brust muskulatur sind häufig nur irgend welche rheumatischen Vorgänge an den dort sitzenden Muskeln oder harmlose Entzündungen der überaus empfindlichen Rippennerven. Sehr viel Kopfzerbrechen verursacht auch plötzlich auf tretendes Herzklopfen. Auch dieses Symptom ist jedoch bis weilen nur nervös. Falls es sich im Bette vor dem Einschla fen bemerkbar macht, verschwindet es oft schon dadurch, daß man sich statt auf die linke aus die rechte Seite legi. Zum Schluß sei noch derjenigen gedacht, die sich so ge wissenhaft beobachten und sich vielleicht sogar selbst alle Augenblicke den Puls fühlen, daß sie in der Lage sind, zu ihrem größten Entsetzen plötzlich die Feststellung zu machen. »ihr Hirz setz« aus". Dem Arzt ist diese Erscheinüng durch aus nicht fremd, und er vermag sie oft auch rasch zu erklä ren. Line einfache Nikotinübsrreuung durch vieles Rauchen, eine MsteNsaMberfästerM, jalostar eine Atuhlverstopfung kann schon genügest,.iMoie empfindlichen Nervenstränge zu stören, die im Herzen selbst verlaufen und dadurch ein mehr oder wen^er regelmäßiges MberschlägeN eines Pulrschlägrs Der Zweck diesÄ, ÄMchtünä soll nakütlich KsMwW der sein, irgend jemand davon aLuhalten, MeNn er glaubt, HerzdesctMerden zu haben, einen Arzt aufzusuchen. _ Bei der Lebenswichtigkeit gerade des Herzorgans kann iM GeMteis dazu nur dringend geraten werden, da ja nur der Arzt mit seinen fortgeschrittenen wissenschaftlichen MersWungö- Methoden die eigentliche Grundursache feststellen kann. M- der finden sich bisweilen auch sehr schwere Herzoeränverun- oen ohne alle dies« Warnungszeichen, die also keinesfalls überschätzt werden dürfen. Rundfunk Täglich wiederkehrende Darbietungen. Steichiteibendr Lagrsfotge: 0,00 Wirtschaft,nach richten, anschließend Wetterdienst, Ver- und Tagesprogramm sowie: Was die Zeitung bringt; 11,00 Werbenachrichten außerhalb des Programms des Mittel deutschen Rundfunks; 13,00 Preße- und Börsenbericht, Wetter- dienst, Wasserstandsmeldungen und Zeitangabe; 15,35 Wirt- Utttschaf^snachtt 17,36-17,K Wettervoraussage und Berlin—Stettin—Magdeburg. 6.1V: Funkgvmnastik, 6.38: Frühkonzert, 11.30: Mittagskonzert, 12L0: Wetterbericht, 14.00: Schallplatten-Konzert (außer sonntags. königswüsterhausen. 6,15: Funkgymnastik, 6.30: Wetterbericht, anschließend Früh konzert, 10.00: Neueste Nachrichten, 12.00: Wetterbericht, anschlie- tzenv SchaUpiatlsn-Äonzer» und Wiederholung des Wetterberichts. 13.35: Neueste Nachrichten. 14.00: Konzert (außer Sonntag). Sonntag, 23. Oktober Leipzig-Dresden 6,15 Funkgymnastik; 6,35 Hamburger Hafenkonzert- 8,00 Wie soll sich der Landwirt heute zur Silo-Frage einstellen? 8,15 Der Lom zu Wurzen; 8,30 Orgelkonzert aus dem Dom zu Wurzen; SM Morgenfeier des Kirchenchors St. Dreieinigkeit, Halle-Süd; 10,45 Westlich de^ Mississippi; Leben in der amerikanischen Pro vinz; 10,15 Einführung in die Sendung um 11,30: Kantate zum g22. Sonntag nach Trlnitatis: „Was soll ich aus dir machen, Ephraim?", von Johann Sebastian Bach; 12,00 Johann Eott- fried Herder: lleber die Unsterblichkeit; 12,35 Mittagskonzert aus Königsberg; 14,25 Winke für die Landwirtschaft; 14,35 Die Kleinstadt musiziert; 15,10 Sachsenpreisrennen auf der Renn bahn Dresden-Reick; 15,45 Blick in die Zeit; 16,00 Nachmittags konzert des Leipziger Sinfonieorchesters; 18,00 „Kanzler und König", ein Hörspiel nach dem Drama von Hans Frank; 19,30 Werke von Franz Liszt: 20,00 Zeitfunk auf Platten: 20,30 „Die Freunde von Salamanka", ein heiteres Singspiel in 2 Akten; L2.15 Nachrichtendienst: anschließend Tanzmusik. Berlin — Steitin — Magdeburg. 6.15: Funk-Gymnastik. — 6.35: Hamburger Hafen-Konzert. — ,8.00 Mitteilungen und praktische Winke für den Landwirt. — i Anschließend: WüchenrOckbll» auf dl» Markttag«. — 8.20: Z«U- j gemäße Anspannung im bäuerlichen Betriebe. — 8.55: Morgen feier. Uebertraguna des Stundenglockenspiels der Potsdamer Gar- nisonkirche. — Anschließend: llebertragung des Glockengeläut» de» Berliner Dom». — 10.05: Wettervorhersage. — 11.00: Apele Proesler erzählt Märchen. — 11L0: Äus Leipzig: Kantate zum 22. Sonntag nach Trinltail». Was soll Ich aus dir machen, Ephraim? von Bach. — 12.05: Der Dom zü Bamberg Hörbericht. — 12.35: Mittaaskonzert. — 14.00: Das Elternrecht In der Ge genwart. — 14.30: Blindentonzert. — 1V.30: wchesterkoMrt. — 15,50: Aus deiy Stadion, Köln: Hockey: Silberschild-Zwilch,en- runde, Brandenburg—Westdeutschland. — 16.05: Fortsetzung d«r Orchesterkonzerts — 17.30: Karl Nils Nicolaus liest eigene Proja. — 18.00: Heimat zwischen Spree und Havel. — 18.Ä: Sonaten für Violine und stlavler. — 10.00: Zeitfunk. — 19.15: Der Gei stige in der Nation — 10.45: Sportnachrichten. — 20.00: Berliner Humor in alten Possen. — 22.00: Zeitansage usw. — Danack bis 24.00: Tanzmusik. Köntgswusterhausen. 6.15—10.05: Berliner Programm. — 11.00: Karl Heinrich Wag gerl liest aus seinem „Wiesen-Buch". — 11.30—14.00: Berliner Programm. — 14.30: Die Lyrik der Gegenwart. — 15.00: ,Ha- kob Böhme". — 18.30—16.05: Berliner Programm. — 17.30: Der Lebenskampf der Ostmark. — 18.00: Deutsche Volkslieder. — 18.30: Reich und Reichssührung. — 19.00: Aue Königsberg: Aus Ostpreußens musikalischer Vergangenheit. — 19.50: Stunde de» ! Landes. — 20.30: Aus Leipzig: „Die Freunde von Salämänka." I Ein heiteres Singspiel. Von Franz Schubert. — AnlckMkend- j Berliner Programm. i Montag, 24. Oktober Leipzig.Dresden 6,15 Funkgymnastik- 6,35 Frühkonzert aus Breslau; 12,00 Mittaaskonzert; 13,15 Ein Militärkonzert; 14,30 Die Selbstbil dung des jugendlichen Erwerbslosen; 14,45 „Ler Geiger" eine Erzählung; 16,00 Künstlernachwuchs; 18,00 Wie ist dle Vielge staltigkeit des höheren Schulwesens entstanden? 18,30 Otto Frei- ! Herr von Taube liest eigene Prosa; 19,00 Manbolinenkonzert der Mandolinen- und Eitarregesellschaft „Harmonie" Leipzig; 19,30 Stunde der Reichsregierung: 20,30 Das Emde-Orchester f spielt Mm Tanz; etwa 21,45 Streitfragen der neuen Baukunst; 22,15 Nachrichtendienst; anschließend Orchesterkonzert. Berlin — Stettin — Magdeburg. 15.2v: Hausfrau und Berufsschule. — 15.40: Die Zusam menarbeit der bildenden Künste mit der Architektur der Gegen wart. — 16.05: Lebensangft und ihre Abwehr. — 16.30: Robert Franz-Konzert. — 1705: Virtuose Violinmustk. — 17.30: Ge ländelauf und Geländespiele. — 17.50: Mit den deutschen Loggern auf Heringsfang. — 18.10: Ergebnisse des Wettbewerbes: Wer kann erzählen? — 18.55: Die Funk-Stunde teilt mit ... — 19.00: ! Stimme zum Tag — 19.10: heitere Stunde (Schallplatten). — i 19.55: Mitteilungen des Arbeitsamtes — 20.00: Aus Hamburg: Heitere Stunde — 21.00: Zeitfunk. —21.15: Franz Schubert- Konzert. — 22.20: Zeitansage usw. — Danach bis 24.00: Tanz musik — 24.00: Wiederholung: Berliner Humor in alten Posten. Kvnigswusterhausen. 6.15: Berliner Programm. — 9.30: Wege zum Kunstwerk. — 10.10: Schulfunk. Hermann Löns. Die rote Beeke. — 15.60: Kinderstunde Was Ihr wolltl — 15.30: Wetter- und Börsenbe richte. — 15.45 : 50 Jahre elektrisches Zeitalter. — 16.00: Die Be handlung schwebender Ostfragen im Unterricht. — 16.30: Konzert. — 17.30: Die Entstehung der neuhochdeutschen Schriftsprache. — 18.00: Musizieren mit unsichtbaren Partnern. — 18.30: Die Kriegs schuldfrage — 18.55: Wetterbericht. — 19.00: Sachgemäße Füt terung — 19.20: Viertelstunde Funktechnik. — Ab 19.30: Stund« der Regierung. — 20.00: Berliner Programm. — 21.00: Tages nachrichten. — 21.10: Aus Hamburg: Heiteres Konzert. — 22.20: Wetter-, Tages- und Sportnachrichten. — Ankbliedend bi» 24.00: Aus Köln: Nachtmusik und Tanz. Die Tochter des Spielers Roman von Anny von Panhuys. (31. Fortfehung) Mw yarre nichts oavon verraten, vag lyr Lanvmann behilflich gewesen, in die Sonnenburg zu kommen. Schon seit Mitternacht rauschte heftiger Regen nieder, und als es fünf Uhr war, strömte es noch immer in wilden Bächen vom Himmel. Es war für das Auto ein gewisses Wagnis, den vom Regen glatten Bergweg hinunterzufahren, überlegte der Graf. Gr betrat auf den Zehenspitzen das Zim mer nebenan und fand Dita in tiefen Schlaf verstrickt. Er brachte es nicht über sich, sie zu wecken und wozu auch, fah ren konnte man bet dem Regen doch nicht. Mochte sie schla fen, sich ausruhen, allzubald spürte sie wohl schon wieder die Härten ihres verpfuschten Lebens. Erst gegen acht Uhr ließ der strömende Regen nach. Der Graf hatte sich angekleidet, und als er wieder das.Nachbar zimmer betrat, fand er Dita wach. Sie hatte sich bereits gewaschen und frisiert, aber sie war sehr blaß und blickte ihm ernst entgegen. .Ich koill mich zurechtmachen, es ist die höchste gelt, auf- zubrechen." Er wehrte ab: .Es ist bereits zu spät geworden für dich, die Burg zu verlassen, man sähe dich. Du solltest nun schon bis morgen bleiben. Du mußt vorläufig wieder Zuflucht hinter dem Bild suchen, bis hier aufgeräumt worden ist. Laß, bitte, nichts herumliegen." Er sprach kühl und sachlich, zwang sich dazu. Es muhte sein. Geschehenes war nicht mehr aus der Welt zu schaffen, Ditas Weg und der seine führten weit auseinander. Dita neigte den Kopf: „Ich füge mich ganz deinen An- ordnungen." .Ich fahre vielleicht heut« gar nicht nach Mainz", er- klärte er, .wenn alles sicher ist, komme ich später zu dir." Er sah ihr nach, wie sie hinter dem Bild verschwand, und ging dann zum Frühstück hinunter. Nora vön Stern kam ihm auf dem Gange entgegen und stutzte. Der Graf hatte doch gestern nicht nach Hause kommen wollen. Er erklärt«: .Meine geschäftliche Unterredung konnte nicht stattfinden, da fuhr ich im.Mieauto noch her und heute vormittag bleibe ich zu Hause, vielleicht auch Nach mittag." Nora von Stern hatte ein eigentümliches Funkeln in den Augen, er fand es häßlich. Sie sagte: .Ich bin froh, daß Sie hier sind, Herr Graf, ich muß Ihnen etwas Seltsames erzählen, die ganze Nacht habe ich kein Auae zugetan vor Angst. Denken Sie doch nur, Ihre geschiedene Frau hat anscheinend bi« Abficht, die Kinder zu entführen." Er tat, als verstehe er ste nicht und wunderte sich, weil sie von Dita sprach. Noch auf dem Gange berichtete Nora von Stern das Ereignis des gestrigen Abends, und bas gab Ihm die Gewißheit, Dita war von Nora von Stern er kannt worden. Lothar von Brietzkow hatte mit Rora ausgemacht, es un tereinander bei der fremden kühlen Anrede zu lassen, solang? Nora noch offiziell ihre Stellung im Hause innehath». Nur nannte er fie manchmal, wenn sie ganz allein waren, bsim Vornamen. Nora schloß: „In Ihrem Wohnzimmer ist sie verschwun den, Herr Graf. Es ist möglich, daß sie durch das Neben zimmer wieder entwischt, denn fie weiß ja gut Bescheid in der Burg. Vielleicht ist fie nun, weil fie sich entdeckt sah, wieder heimlich fort, aber vielleicht hält fie sich auch irgend wo verborgen. Ich habe, so gut wie möglich, alles durch sucht, aber ergebnislos." Lothar von Briehkow zwang sich zu einem Lächeln. .Es war gestern sehr heiß und es lag schon den ganz«« Tag Gewitterstimmung in der Luft, die können viele Ner ven nicht vertragen." Nora fragte etwas gekränkt: .Sie bezweifeln, was ich Ihnen eben mitgeteilt habe? Fräulein Charlotte kann es bestätigen." Er nickte kurz. .Sollte alles stimmen, dann ist mein« frühere Frau wohl kaum noch hier. Nachdem sie sich entdeckt sah, war doch für fie nicht mehr viel zu hoffen." Nora gab zurück: .Aber man muß jetzt doppelt acht ge- den, irgend etwas muß ste doch vorgehabt haben." Sie erklärte: »Außer der Pflegerin und mir weiß nie- mand, wen wir gesehen haben", betonte fie. .Es soll auch weiter geheim bleiben", befahl er, ^rußer, wenn man fie noch innerhalb der Burg findet." Die Kinder freuten sich, daß der Vater, den sie in Mainz glaubten, heute Mit ihnen frühstückte. Als sich Nora von Stern einmal abwandte, steckte der Graf schnell und geschickt ein paar der weichen Kuchenbrötchen ein, die morgens an solchen Tagen von der Köchin stisch bereitet wurden, wenn man, wie heute bei dem Regen, auf keine Brötchensendurig unten aus dem Orte rechnen durste. Ehe er sich erhob, meinte er: »Ich habe mich gestern abend etwas erkältet, schicken Sie mir bald etwas heiße Milch auf mein Zimmer." Eine halbe Stunde später stand ein Kännchen mit heißer Milch, eine Schale Zucker und eine Tasse auf einem Tisch in Lotbar von Brietzkows Wohnzimmer und die zwei Kuchen brötchen, um dle er unten den Brötchenkorb bestohlen, lagen daneben. Die Türen waren von innen verschlossen und Dita saß vor dem Frühstück, obwohl sie sich schämte, in ihrer tief niedergedrückten Stimmung essan zu können. Er erklärte leise: .Du kannst nur morgens oder lpät abends fort, am besten morgen früh." Es klopfte und der Graf gab Dita ein Zeichen, zu ver schwinden, dann öffnete er. Es war Nora von Stern. Sie sah sehr erregt aus, aber ihm schien es fast, auf ihrem hübschen Gesicht spiegelte sich Schadenfreude. Sie hielt eist« Zeitung In der Hand und ein paar Briefe, die fie auf bett > Schreibtisch legte. Sie begann: .Landmann hat vorhin die Postsachen ge- j holt und ich habe flüchtig in die Zeitung hinetngesehen und j darin steht etwa? ganz Schreckliches." I M»a, Nora von Stern hatte jetzt gelesen, was ihn gestern so sehr der Fassung beraubt. Er erwiderte: .Ich kann mir Henken, um was es sich bandelt, denn ich las gestern abends schon di« Schauermär, die ich übrigens nicht glaube." Noras Gesicht rötete sich. Es ärgerte fie, daß der Graf Dita in Schutz nahm. Sie widersprach: .Hier in dieser Zeitung steht, es unter liege kaum noch einem Zweifel, daß Frau Dtnant, die wegen Streitigkeit die Wohnung ihres Mannes verlassen hat, direkt oder indirekt die Täterin sei. Es würde einstimmig von sei nem Impresario, seiner Tante, der Dame, der das Haus ge hört, in dem der Sänger wohnte, und von den Dienstboten behauptet." .Ich glaube den Unfinn nicht und möchte ihn nicht noch einmal lesen," gab er in ärgerlichem Tonfall zurück. Nora von Stern fühlte Zorn in sich aufsteigen. Warum machte er sich zum Verteidiger seiner ehemaligen Frau? Sie mußte ein ärgerliches Lachen zurückhqlten. Er schien ste noch immer sehr zu lieben, die jetzt zur Mörderin herabgesunken. Und nur um sich zu verbergen, war sie auch gestern hier auf getaucht. Weil sie sonst nicht gewußt hätte, wohin. Lothar von Brietzkow sagte: .Ich möchte von der An gelegenheit überhaupt nichts mehr hören, im übrigen, Der- zeihung, ich muß jetzt arbeiten." Nora dachte, ein bequemer, willfährig nickender Gatte wurde Lothar von Brietzkow bestimmt nicht. Aber wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten, er war ein Graf und enorm reich. Me wäre eine Närrin gewesen, die Beleidigte zu spielen. Sie riß sich zusammen und verließ anmutig lächelnd das Zimmer. Ein Weilchen vor Tisch klingelte Lothar von Brietzkow und gab dem Diener den Auftrag, sein Essen aufs Zimmer zu bringen, er möchte seine wichtige Arbeit nicht lange un terbrechen und vor allem nicht lange davon abgelenkt wer den. Dita aß nun Mittag, wie sie gefrühstückt hatte, aß mit Lothar zusammen. Allerdings berührte sie die Speisen kaum, jeder Bissen ward ihr zur Qual. Indessen regnete es schon wieder in wahren Sturzbächen. Lothar von Brietzkow empfand den Zauber, den Ditas Nähe auf ihn ausllbte, immer stärker, und er dachte, der Tag ging schnell vorüber und fortan aß er niemals mehr an einem Tisch mit ihr, sah sie wohl nie mehr wieder. Und das war gut so, denn er erkannte immer klarer, wahre Liebe kann nicht sterben. Gegen wahre Liebe nützt keii^ symboli sches Läuten des Sterbeglöckchen«. Dita lebte und er liebte sie. Morgen früh würde es ja nicht wieder so eine Sint flut sein wie heute und sie konnte die Burg verlassen. Am Nachmittag widmete er sich ein Stündchen den Kin dern und als sich die Geschwister so vertrauend an ihn schmiegten und ihm von ihren kleinen Freuden und Lei den erzählten, bedrückte es ihn wie eine Schuld, ihnen nicht erzählen zu können: Eure Mutti ist von der weiten Reise zurückgekehrt und nun kommt mit mir, ich bringe euch zu ihrs i v SsrkpchLvg fol,».
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