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Dresdner Journal : 12.08.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-08-12
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-191108126
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19110812
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19110812
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1911
- Monat1911-08
- Tag1911-08-12
- Monat1911-08
- Jahr1911
- Titel
- Dresdner Journal : 12.08.1911
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Der König von Lhnle. Roman von Paul Grabein. 17 <8orts«dvna zu Rr. 1S».s Aber noch einen anderen Men Beobachter barg der luftige Kreis, den Regierungsrat, der trotz seiner lebhaften äußerlichen Teilnahme an der Unterhaltung doch unaus gesetzt ein Auge auf Frau Söllnitz hatte, ohne daß sie in ihrem Glücksgefühl es merkte. Mit steigender Verwunderung hatte Herr Görtz-Schilling in den letzten Tagen den plötzlich so kameradschaftlich vertrauten Verkehr zwischen der jungen Frau und iyrem isländischen Bekannten wahrgenommen. Er hatte das zwar immer nur aus der Entfernung be obachten können, denn dieser „unverschämte Mensch" — so titulierte er bei sich Dr. Amthor — hatte ja eine Art, ihn bei jeder Annäherung gleich wieder in aller Gelassen heit abzuschüttcln, die unerhört war. Seine Abneigung gegen diesen „unzivilisierten Patron" ohne „alle gesell- schaltlichen Dehors" wuchs sich daher nachgerade zum Haß aus. Nun bot sich heute abend aber die willkommene Ge legenheit, die verdächtigen Zwei aus nächster Nähe zu be obachten, und diese nützte Herr Görtz-Schilling gründlich aus. So entging es ihm natürlich nicht, wie die beiden heimlich lächelnd Blicke tauschten, und wenn es noch eines letzten bedurft hätte, um sein Urteil unumstößlich zu machen, so waren es gerade diese stillen, unbewacht glücklichen Blicke der jungen Frau gewesen. Nun stand es für ihn „bomben"- sest: zwischen den beiden war es ^allrigdtl" Bliebe höch stens noch die Frage offen, bis zu welchem Grade ihre Inti mität bereits vorgeschritten sei. Aber, na — das war ja schließlich nur eine Frage der Zeit! Ein leises zynisches Lächeln spielte um Görtz' Mundwinkel. Jedenfalls, wenn ein Mann sich so kurzerhand entschließt, einer Frau zuliebe solche Reise mitzumachen, na — er ließ spielend sein Monokel baumeln — so würde er ja wohl wissen, warum er das tat. Gerade so die Stillen vom Schlage dieses anscheinend so kalten Isländers sind ja in: Innern die Tollsten — brennen lichterloh! Er kannte diese Menschen! Ja, er kannte sie wirklich! So resümierte der Reaie- rungSrat seine heimlichen Beobachtungen, und eine hämische Freude überkam ihn: hatte er nicht gleich damals, als er hörte, daß Frau Söllnitz geschieden sei, solch dunkles Ge fühl gehabt, daß da bei ihr irgend etwas nicht stimmte? Na also, nun war's ja klar am Tage! Auch sie war nicht un zugänglich, die sich so furchtbar unnahbar gebärdet, ihn so kühl abgelehnt hatte. Es mußte eben nur der Richtige kom. men, einer nach ihrem Geschmacke. Ein Empfinden verletzter Eitelkeit und Eifersucht stieg in Görtz-Schilling auf. Daß sie nun doch auch ihren dunklen Punkt hatte, das hätte er ihr durchaus nicht übel genommen, im Gegenteil, das machte sie in seinen Augen erst recht pikant. Aber daß sie ihn hatte so abfallen lassen und einen so minderwertigen Menschen ohne jede höhere Kultur ihm vorzvg, das kränkte, das empörte ihn und erweckte in ihm ein Berlangen, sich zu rächen. Ja, das wollte er! Da für ihn nichts mehr zu hoffen war, so wollte er wenigstens ihrem Stolz eine unheilbare Wunde schlagen, wollte ihr zeigen, daß er alles durchschaute, und ihr kaltverächtlich zu verstehen geben, wie er nun von ihr denke — daß sie wahrhaftig keinen Grund habe, sich noch aufs hohe Pferd zu setzen. Der Regierungsrat wartete nur auf die nächste Gelegen heit, fein Borhaben auszuführcn; aber sie bot ich ihm nicht so bald. Mit steigender Eifersucht und Gehä sigkeit sah er vielmehr, wie Amthor und die junge Frau sich allmählich in ein eingehendes, sie offenbar lebhaft interessierendes Gespräch vertieften, wie sie dabei aufstanden und, in ihre Unterhaltung verloren, etwas abseits gingen, bis an das Eisengeländer des Decks, wo Amthor, gedankenvoll den Kops gesenkt, sich aufstützte, während Frau Söllnitz neben ihm stand und, weiter sprechend, mit ernstem Ausdruck inS Weite, aufs Meer, hinausschaute. Er konnte zwar leider nicht hören, was sie sich da erzählten, aber die Situation war ihm ganz klar: es waren offenbar Dinge, die für das Ohr eines Dritten nicht bestimmt waren. Dies genügte ihm völlig nach allem, was er bisher schon an den beiden be obachtet hatte. „Sehen Sie," wandte sich indessen gerade Eva Söll nitz an Amthor, „Ihre Worte von neulich sind mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Ich habe bisher immer geglaubt, ich hätte das letzte an meinen: Kinde getan, meine Pflicht bis znm äußersten erfüllt. Nun aber haben mir Ihre Worte diese feste Überzeugung erschüttert und mich von neuem in qualvolle Unschlüssigkeit gestürzt. Ich habe unaus gesetzt nachgedacht über das, was Sie sagten: dem Kinde fehle der Vater. U:ll> ich kann mich der Erkenntnis nicht ent ziehen — Sie haben wohl recht." Sie machte eine Pause, mit einem Gefühl schwerer Be drücktheit; dann fuhr sie leiser, verloren fort, wieder hinaus ins Weite schauend: „Ich könnte mir jetzt selbst vorstellen, wenn eine feste und doch gütige Hand über dem Jungen wäre, wenn ein ernster und doch liebevoller Mann wie ein rechter Vater sich seiner annähmc, ein Mann, vor dem er tiefsten Respekt und, wenn nötig, auch heilsame Furcht hätte, den er insgeheim aber doch bewundern würde — daß dann seine Unzugäng lichkeil allmählich schwinden, daß er sich dann wohl lenken lassen würde. Ich glaube es wahrhaftig immer mehr, je länger ich darüber nachdenke." „Das freut mich aus ganzen: Herzen!" freudig über rascht wandte sich Amthor zu ihr. „Sehen Sie, ich wußte es ja, Ihr Interesse an dem Kinde konnte ja nicht tot sein — es schlummerte nur." Aber da zog wieder der alte Schalten über ihr Gesicht. „Also, Sie halten es wirklich für meine Pflicht, dem Kinde wieder einen Vater zu geben?" Er antwortete nicht gleich; dann aber erwiderte er langsam: „Ich glaube allerdings, daß es nach allem für das Kind das einzige Rettungsmittel sein würde. Und auch für Sie selbst." Sie machte eine heftig abwehrende Bewegung: „An mich denke ich dabei nicht. Im Gegenteil, mir ist die Lust vergangen, noch einmal das Glück der Ehe zu er proben. Noch fühle ich alle die Wmchen allzu schmerzlich. Wenn ich mich nurklich dazu entschließen könnte, noch ein mal zu heiraten, so geschähe es nur um des Kindes willen — es wäre ein großes Opfer, das größte und letzte, das ich ihm bringen könnte." Ein schweres Seufzen hob :hre Brust; dann schloß sie traurig mit leisem Ton: „U:ü> der Gedanke läßt mich nun nach Ihren Worten nicht mehr zur Ruhe kommen, daß ich mich dieser Pflicht nicht entziehen darf — daß ich dieses Opfer bringen muß." Amthor wurde sehr ernst. Es legte sich lastend auf ihn das Bewußtwerden, welch schwere Verantwortlichkeit er mit seinem Rat auf sie lud. Sollte er diese unglückliche, schwer heimgesuchte Frau wirklich dazu bestimmen, noch ein mal sich in all die Gefahren zu begeben, denen sie kaum erst entronnen war? Lange erwog er das bei sich, dann erst er widerte er, nun aber entschlossen: „So hab' ich das nicht gemeint. Dies Opfer, von den: Sie sprechen, darf Ihnen nie und nimmer zugemutet werden. Sie haben auch Pflichten gegen sich selbst — Sie dürfen sich nicht einfach zugrunde richten. Nein, was mir vorschwebte als rettende Lösung, das wäre ein Mann, dem Sie aus eigener Neigung die Erziehung Ihres Kindes anverlrauen und die Sorge um Sie selbst dazu — ein Mann, der Ihnen volle Sympathie einflößte und dem Sie mit innersten: Ver trauen die hohe, schöne Aufgabe in die Hand legen könnten, Ihrem Kinde ein rechter Vater, Ihnen selbst ein getreuer Gefährte zu werden. Nur so, nicht anders könnte ich mir Ihre Zukunft denken." Eva Söllnitz schwieg. Während seiner Worte war ihr unbewußt ein Ausdruck tiefen Sehnens auf ihre Züge ge treten. Was er da eben sagte, das weckte ja e:n geheimstes Empfinden in ihrer Brust, das bei all dem Grübeln der letzten Tage als ein leiser Unterton mitgeklungen hatte. Ja, das wäre freilich die rechte Lösung — das wäre ja noch em- mal das Glück, an das sie nicht mehr ernstlich gewagt hatte zu denken! Und wunderbar! Wie er so sprach, da stieg wieder dasselbe Bild auf, das ihr vorhin unwillkürlich vor die Seele getreten war, als sie die ideale Gestalt eines väterlichen Er ziehers für ihren Jungen selbst geschildert hatte — sein eigenes Bild! Und plötzlich schoß es ihr durch den Sinn, ein Gedanke, fern und flüchtig, traumhaft wie ein in stiller Nacht aufleuchte>ü»es Meteor: wenn er dieser Mann wäre — wenn er diese Aufgabe auf sich nehmen wollte! Ja, ihn: gäbe sie sich unbedenklich, mit innigem Vertrauen in die Hand, sich und ihr Kind. Im nächsten Augenblick war ihr der Gedanke schon wieder entschwmcken, davongeschreckt von der unerbittlichen Vernunft. Amthor dachte nicht daran! Freundschaftlich teilnehmend, aber doch innerlich völlig ruhig stand er da neben ihr. Da richtete sie sich energisch auf — es war nicht gut, am Hellen Tage zu träumen! — und an ihm vorüber zu der kleinen Gesellschaft sehend, sagte sie, das Thema abschließend: „Das wäre ja freilich eine glückliche Löfung der Frage. Aber sie wird vielleicht immer auf sich warten lassen." Langsam trat sie, von ihm begleitet, wieder zu den anderen zurück. Die Zeit war dahin geflogen, und die Stimmung des Keinen Kreises war immer ausgelassener geworden, denn der Kapitän ließ den schäumendenTrank in den Kelchen immer wieder nachfüllen. Frau Eva-wurde der übermütige Ton der, bis auf Amthor u:ll> den Gastgeber sämtlich sekierhitzten Herren zu viel. Sie beschloß daher, sich unbemerkt, um nicht den all gemeinen Aufbruch nach sich zu ziehen, zu entfernen. Mit einem heimlichen Gruße hatte sie sich von ihrem Nachbar Amthor verabschiedet, wie sie wähnte, ganz unauffällig; dann war sie aufgestarchen, sich Kühlung zusächelnd, und war, wie um ein Weilchen sich zu erfrischen, abseits ge schritten, um dort ein paar Augenblicke über die Brüstung zu lehnen, ehe sie sich ganz fortbegab. Aber Herr Görtz- Schilling hatte sie nicht aus dem Auge gelassen. Eiwlich war ja nun feine Gelegenheit gekommen, und leise ging er ihr also nach. „Run, meine Gnädigste, Sie wollen uns schon ver lassen?" tönte ihr plötzlich seine Frage ins Ohr, und nach lässig lehnte er sich, dicht neben ihr, gleichfalls über das Ge länder. Aus seinen: Ton, seiner ganzen Haltung fühlte die junge Frau bereits eine geheime feindliche Absicht heraus. (Fortfetzunz folv.» Italienisch« Silhouetten. Bon Willy Doenge». H. ' 5 Die römische Landschaft. Die Campagna. In schwermutvoller Schönheit liegt sie da, eine weite, unabsehbare Fläche, aus der das Albaner- und Sabinergebirge wie hohe Inseln herausragen. Ludwig Richter hat uns die ernste Größe der Campagna er greifend geschildert. Es ist, als ob sie die Verwüstungen nicht überwinden könne, die sie von den Zeiten Kon- stantins des Großen an durch Goten und Byzantiner und Longobarden, durch Sarazenen und Normannen und später, während deS ganzen Mittelalters, durch die Bürgerkriege der Barone und andere den freien ackerbauenden Bauernstand hemmende Geschehnisse er dulden mußte. Die Campagna war einst, zur Zeit der Römer, von Billen und Gärten bedeckt; blühende Städte: FidenS, Gabii, Veji standen in ihr und ein Kranz wohlhabender Dörfer durchzog sie. Heute ist sie im überwiegenden Teile ihrer Ausdehnung eine einförmige Grassteppe, die nur da und dort durch eine Pinie, einen Eukalyptusbaum oder durch eine Gruppe von Steineichen unterbrochen wird. Im Frühling und Herbst belebt wohl ein bnnter Blumen« teppich das melancholische Landschaftsbild; aber der glühende Sommer zerstört alles wieder, was im Lenz an Leben über die weite Ebene der Campagna sich breiten wollte. Verlassen und fast menschenleer liegt sie da—eine Trümmerwelt nicht nur. soweit sie mit Resten der versunkenen römischen und frühchristlichen Kultur bedeckt ist, sondern auch mit Bezug auf das Leben in Wald und Feld. Ein halbzerfallenes weißgetünchtes Haus da und dort, hin und wieder einmal eine kleine primitive Ostcria, ganz vereinzelt ein paar Hirten, die Hüter von ungeheuren Schaf« und Rinderherden, und dann — ganz wie in den Pampas Südamerikas — Rudel halbwilder Rosse und Büffel — das ist die Staffage in diesen: wehen, ernsten Landschaftsbilde. Und auch dieses Leben von Mensch und Tier in der Landschaft erlischt, wenn die sengende Sommerhitze über die Campagna zieht und sie zur sieber- hauchenden Steppe wandelt — dann flieht, was eben fliehen kann, in die kühlen Berge von Albano und Sabino oder noch weiter hinaus in die Höhen von Terra- cina. Diese Campagna im weiteren Sinne liegt nicht un- mittelbar vor den Toren Roms. Wenn man durch eines der sieten großen Tore der ewigen Stadt hinaus zieht in das römische Land, so muß man schon ein paar Stunden wandern, ehe man mitten inne in dieser tödlichen Wüstenei steht. Was zwischen ihr und den Toren Roms liegt, das sogenannte Suburbio, das ist ein wenn auch nicht gerade im Zustande hoher Kultur, so doch überhaupt noch in Kultur befindliches Land mit Osterien und Gehöften, Villen, Weingärten und Parks, ja sogar mit Kirchen. Drei von ihnen, die Basilica San Paolo fuori le mura vor dem nach ihr genannten Tore, das an der Straße nach Ostia liegt, ferner die Basilica San Sebastiano an der Appischen Straße und endlich die Basilica San Lorenzo fuori le mura vor den: Tore gleichen Namens, der alten Porta Tiburtina, gehören zu den sieben römischer: Kirchen, die in der frühesten Zeit des christlichen Kultus besondere Verehrung genossen. Jeder Schritt auf diesen Campagnastraßen ist vor: Erinnerungen geheiligt, am machtvollsten die, welche von der Porta San Sebastiano nach den: Albanergebirge sich hinzieht. Es ist die Bia Appia, die „Königin der Straßer:", vor: dem Zensor Appius Claudius Caecus im Jahre 312 v. Chr. angelegt. Von keiner anderen Straße ist der Blick in die Campagna mit den Trümmern ihrer antiken Baudenkmäler und auf die Gebirge so überwältigend großartig wie von hier; keine ist so reich an Statten, die uns an die römische und frühe christliche Kultur er innern. Schon wenn man vom Konstantinsbogen aus durch die Via San Gregorio die Wanderung beginnt, wird das Auge durch mächtige Eindrücke gefangen ge nommen. Zur Rechten der Straße liegt stolz uno hoheitsvoll der Palatin, und nach einem Gange von weniger als 15 Minuten steht man vor den gewaltigen Resten der Thermen des Caracalla. Und dann folgt weiter, anmutig zwischen Bignien gelegen, das Grab der Scipionen und das Kolumbarium des Pomponius Hylas oder der Freigelassenen der Oktavia, der Gemahlin Neros. Unmittelbar vor der mächtigen, mit mittelalterlichen Zinnen geschmückten Torburg der Porta San Sebastino, der alten Porta Appia, erhebt sich der au; Travertin- quadern erbaute, marmorbekteidete sogenannte Trnfns- bogen mit den Ziegelrestcn der Wasser.eitung, die Cara- calla über ihn hinweg nach seinen Thermen führte Und nun senkt sich die Straße den alten Clivus Martis hinab.nahe vorbei an der Kirche Tomine quo vadis, die zum Gedächtnis an die Legende, hier sei Petrus, den Märtyrertod fliehend, dem Heiland begegnet und habe von diesem, auf seine Frage: „Domino HUO Vallis?" die schmerzliche Ant wort erhalten: „Venio itoruin vruoikixi" errichtet worden ist und steigt dann langsam, immer zwischen Vignicn- mauern und Hecken und Zäunen sich hinziehend, zum Circus des Maxentius und den: Grabmal der Caecilia Metello an. Das Turmgrab der hier bestatteten Tochter des Metellus Creticus ist eins der großen, unüberseh baren Wahrzeichen der römischen Campagna; breit und mächtig, wie zum Schutze des Landes hingelagert, springt der mit mittelalterlichen Zinnen gekrönte Zylinder dieses Baudenkmals in den blauen Himmel hinaus — ein ge waltiger Zeuge nicht nur an das alte Rom, sondern auch an die bewegte Mittelalterszeit der Campagna. Hier saß im 13. Jahrhundert, wohlgeborgen von den unzerstör baren Mauern des Turmes, das räuberische Geschlecht der Caetani und diktierte der Campagna seinen Willen. Und nun folgen in stundenlanger Ausdehnung die Reste der prachtvollen Grabdenkmäler, der sogenannten Kota komben, die neun Generationen des Römervolkes und mehr als drei Millionen Gräber umschließen. Trümmer und Zerstörung ist alles, was das Auge hier sieht; aber es ist ein grandioses Trümmerfeld, auf dem man steht, es ist eine erhabene Zerstörung, durch die man dahinschreitet. Sie erzählt von Lieg und Untergang ge waltiger Geschlechter, von Größe und Verfall herrlicher Kul turen. Sie schlägt uns die Brücke über die Kluft, die zwischen dem antiken und dem frühesten christlichen Rom klafft. Nirgends um Rom konnten diese erhabenen altchristlichen Begräbnisplätze so stimmungsvolle Stätten finden als in der weiten, stilley Campagna mit ihren klaren Fernen, ihren tiefen, melancholischen Farben. Alles ist Ernst und Schmerz hier; aber dieser Ernst und Schmerz, die es wehmutsvolle, tiefe Schweigen ringsumher ist gebändigt in Schönheit, ist verklärt von Größe . . . MaiOkattn es begreifen, daß diese traurige, heiße, fieberhauchende Wüste zu allen Zeiten die Sehnsucht der Maler gewesen ist . . . 8si'rkil-Lu88lsNWgkn kelerinvn Dxlonmiinwl Vuwmnöalw Vnt«rill«icisr kvFvnschino« tterreabiitv Meck »Mk, . <. 2SS7
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