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Deutsche allgemeine Zeitung : 02.11.1844
- Erscheinungsdatum
- 1844-11-02
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id799109797-184411028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id799109797-18441102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-799109797-18441102
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Bemerkung
- Seite 2705 (Titelseite) in der Vorlage nicht vorhanden.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDeutsche allgemeine Zeitung
- Jahr1844
- Monat1844-11
- Tag1844-11-02
- Monat1844-11
- Jahr1844
- Titel
- Deutsche allgemeine Zeitung : 02.11.1844
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rrvs ohne richtige Berechnungen, kurz, inS Blaue voraelegte Eisenbahngeseh und die unglückselige Finanzoperation der Staatsschuldenzinsherabsetzung insGcdächtniß bringen. Hatte das Finanzministerium die Gewißheit, eine 3'/,proc. Anleihe durchzuschen, nicht, so hieß eS im gegenwärtigen Au genblicke den Credit des Staat- compromittiren, wenn man mit den Staatsgläubigern so kurz angebunden verfuhr, daß sie kündeten und man sofort zu 6proc. Bankieranlcihen greifen mußte, bis der Zinsfuß wieder auf 3 Proc. erhöht sein wird. Die alte Opposition also bewirbt sich nicht irect um Deputirtenstcllcn, indircct jedoch augenscheinlich, denn der „Be obachter", ihr Organ, welcher wieder wie 183! die Empfehlungen eines liberalen Wahlcomite besorgt, schlägt ihre Mitglieder und Affiliirten vor; auf Befragen sagen auch Einzelne sogleich die Wahlannahme zu, Andere wollen mit der Antwort warten, bis sie gewählt seien. Römer z. B. hat be reit- für das Oberamt Weißlingen zugesagt. Im Beobachter sind sogar drei der 1833 beanstandeten Liberalen, die Rechtskonsulenten Rödinger, Tafel, Wagner, wieder vorqcschlagcn, weil sich die Amnestie von 1831 auf sic er streckt, und es im Begriff einer Amnestie liege, daß Niemand sich an die ThatsachcdesfrükcrnBcrurthciltwordcnfeins erinnern dürfe. Mit Ausnahme weniger Local-Jntelligcnzblättcr, die unter strenger Beaufsichtigung ihrer Oberbeamten stehen, hat die Censur allen württembergiscben Blättern eine ziemlich unbeschränkte Besprechung der Wahlangelegenheit gestattet. Ob dies wirkliche Liberalität der Regierung gegen die liberale Partei beurkun det, oder ob das Ministerium eine ihr in religiöser Beziehung nicht ab geneigte politische Opposition der ultramontanen, von Priestern geleiteten, welche gleichfalls erscheinen wird, vorzieht, will ich nicht entscheiden. Ohne Zweifel rechnet man höchsten Orts darauf, daß die politische Opposition der ultrakatholischcn eine Diversion machen müsse, da cs nicht denkbar ist, daß sich die politische Aufklärung mit der religiösen Verfinsterung ver binde, wohl aber zu hoffen, daß jene dieser cnlgcgentretcn werde, sobald ihre Ansprüche die Bildung des Volks gefährden. Aus der Haltung des Beobachters zu schließen, schwebt in dieser Beziehung das Ministerium auch keineswegs in einer Täuschung, und die Persönlichkeiten eines Uh- land, Pfizer, Römer, Schott rc. garantiren die Unmöglichkeit einer Coa- lition zwischen echten Freisinnigen und Pfaffcnkncchten. Diese Ultramon- tanen regen sich dagegen, wo immer möglich, auf die entschiedenste Weise, mit allerlei Kunststücken. So beklagen sic sich über die Unbilden der Cen sur, sich stellend, als ob die katholische Presse allein sehr ängstlich über wacht würde, während doch thatsächlich die protestantische Controversc überall aufs strengste gezügelt und abgeschnitten wird; sie, die Ultramon- tanen, jammern über Bedrückung ihrer Journalistik und Lecture, während sie doch anderwärts volle Freiheit genießen, die unverschämtesten, zügel losesten Invektiven und Lügen gegen die württcmbergische Negierung und die Protestanten zu verbreiten, Invektiven und Lügen, welche unter ihren Glaubensgenossen von Hand zu Hand gehen und sonder Scheu selbst unter der katholischen Volksmassc verbreitet werden. Ihr Be nehmen gleicht dem des Wolfs in der Fabel, der dem unten trinkenden Lamme zuruft: Du trübst mir die Quelle! Sic werden noch viel Unheil anrichtcn, wenn die gutmüthige Regierung ihre Unverschämtheit väterlich gewähren läßt. Es sind offenbar verborgene Oberhirten da, und diese bezwecken mehr als die Herausgabe einiger Pfründen und etwanigcr for mellen Befugnisse an das rottenburger Ordinariat: es handelt sich um nichts Geringeres, als die meist katholischen Ncuprovinzen Württembergs schwierig zu machen und ihre Augen nach wesentlich katholischen Staaten und dem hohen Stammadcl hinzulcnken, deren Bestandtheile und Unterthanen sie einst waren. Wenn unsere Politiker Das verkennen, so müssen sie sehr kurzsichtig sein und nur aus dem Benehmen der halbbewußten Agenten des Ultra- montanismus urtheilen, welche fortwährend ihren Scrvilismus hcraushän- gen, während dies in den höhcrn Sphären der religiös und politisch re trograden Partei gar nicht mehr der Fall ist, wie man aus jenem Pas quill des „Alten vom Berge" leicht abnchmen kann. Ich wittere nicht gern Verschwörungen, aber dieses ist eine, und die Zeit wird's lehren. Unsere Regierung hat hohe Zeit, ihre Kraft auf festere Grundlagen zu bauen. So weit geht schon der Ucbermuth jener religiösen Factioscn, daß sie den Gedanken verbreiten, oer Kronprinz werde umstoßcn, was sein erlauchter Vater geschaffen, er werde dessen Saatkorn kurz vor der Aernte ausreißen, ja es geht das (boshaft und irrig verbreitete) Ge rücht in den katholischen Landesthcilen, er werde katholisch werden, er werde nur den Adel neben sich am Throne dulden. Von einer Achtung gegen die höchsten Staatsbehörden spürt man unter den Adepten der hy- pcrkatholischen Obskuranten-Agitation kaum mehr eine Spur; sie äußern sich über den Minister v. Schlayer ungefähr wie die Legitimisten über Thiers; mit Einem Worte, sie haben sich in ihren Bezirken eine Welt für sich gebildet, in welcher einige Staatsbeamte nur gleichsam wie fremde Wesen einsam herumwandeln. In Stuttgart, das an ziemlicher Süffi sance leidet, will man das freilich nicht begreifen, aber wahr ist es. Weil ich eben von Stuttgart rede, so muß ich zugleich berichten, daß den dasi- gen Leichen- und Kindbettkassenvereinen durch Einschreiten der Krcisregierung ein Ende gemacht ist (Nr. 305); aber leider viel zu spät für die Betrogenen, welche der Mehrzahl nach zu der armen Klaffe ge hören. Nahe an eine Million Gulden wurde durch diese heillose In dustrie umgcsetzt und von den Wagenden größtcntheils verspielt. Was hilft es, daß das Criminalamt sich nun der falschen Bücher und Scheine bemächtigt? Wie das anfängliche Dulden, so erregt jetzt das zu späte Einschreiten der Behörde Misvcrgnügen. — Die preußische 'Regierung hat bei der -adischen Regierung um Auskunft gebeten, welche Erfolge die theilweise Emancipation der Juden in dem Großherzogthume gehabt habe. Die Regierung hat den hochgeschätzten (jüdischen) Oberkirchenrath Eppstein mit der Abfassung der Denkschrift beauftragt, die bereits nach Berlin abgegangen ist. — Der Kölnischen Zeitung ist folgender Artikel vom Obcrcensuracrichte freigegeben worden: „Nom Nhei«, 30. Aua. Der Artikel «Verhaf tungen» in der Kölnischen Zeitung vom 27. Aug. konnte nicht gelesen werden, ohne das Schicksal des allverchrtcn Mannes vor die Seele zu rusen, dessen Verhaftung mit ihren Folgen nun schon so lange Zeit die Thcilnahme und das Rechtsgefühl nicht blos Deutschlands, sondern Ler ganzen civilisirten Welt beschäftigt. Jordan, dessen Verurthcilung vor Gericht zweifelhaft, dessen Freisprechung durch die öffentliche Meinung aber als faktisch und nach der Veröffentlichung der Acten als unumstößlich anzunchmcn ist, schmachtet nun schon so lange Zeit im Gefängniß, daß selbst im Fall einer Verurthcilung sein Untersuchungsarrest länger gedauert haben wird, als seine Strafzeit dauern würde. Im Fall der Schuld ist er also schon im voraus gestraft über das Strafmaß hinaus, im Fall der Unschuld — ist die ganze Welt mit all ihren Schätzen und Freuden nicht im Stande, ihn das Erduldete vergessen zu machen, und das Recht wird ewig mit einem denkwürdigen Posten Gläubiger des Rechtsverfahrens bleiben. Daß Jordan einem Schicksal, welches Tag für Tag den Faden seiner Tage dem Ende näher abwickelt, ohne selbst ein Ende finden zu können, daß er diesem Schicksale nicht erliegt und der Last desselben fort während sein Bewußtsein cntgeqcnzuschen vermag, das allein zeugt schon davon, daß dieser Mann die Thcilnahme verdient, welche ihm von allen Seiten zu erkennen gegeben wird. Das Bewußtsein, unschuldig zu dul den und zugleich durch die langen Leiden, welchen seine Unschuld ausgesetzt war, nach dem Erweis derselben ein warnendes Beispiel der geheimen Justiz zum Besten seines Volks abgeben zu können, dieses Bewußtsein und diese Hoffnung hält ihn, wie er es selbst erklärt hat, aufrecht. Für uns aber, für das Volk ist cs mehr als schmerzlich, mit Bewußtsein sich ein solches Opfer gebracht zu sehen, welches nicht, wie der Soldat in der Schlacht, durch ein plötzliches Geschick dahingerafft wirb, sondern einsam, in langen, langen Kerkcrleiden dahinsiecht. Und wäre, so fragt die Thcilnahme des Volkes, eine Gefahr vorhanden gewesen, wenn man Jordan die lange Gefangen schaft erspart und er auf freiem Fuße das Ende seines Processes erwar tet hätte? Konnte eine Schuld, zu deren Untersuchung fünf Jahre er- soderlich waren, so unzweifelhaft, und der Beschuldigte so gefährlich sein, daß aus solchen Rücksichten seine Verhaftung unumgänglich nöthig war? War sein Unrecht von vorn herein so unzweifelhaft, daß auch die Unmög lichkeit, dem Rechte durch seine Einkerkerung zu nahe zu treten, unzwei felhaft war? Wir unsererseits'finden nirgendwo, daß in dem Jordan- schen Proccß die Voraussetzungen, welche nach dem angczogcnen Artikel «Verhaftungen» die Einkerkerung rechtfertigen könnten, sich als erfüllt zeigten, wenn nicht wunderbarerweise ganz besondere Umstände vorhanden sind, die bis jetzt nicht zur Kenntniß des Publikums gelangten. Man kann sich dreist zum Dolmetscher der Gefühle des ganzen Deutschlands machen, wenn man erklärt, daß ganz Deutschland endlich entweder auf den Erweis der Schuld oder aber auf die baldige Freigcbung des so lang Eingekerkertcn rechne. Einen ferncrn Beleg gegen die Einkerkerung bei zweifelhafter Schuld hat das Beispiel Murhard's geliefert. Man erklärt jetzt, daß die Klage gegen Murhard unzweifelhaft ohne Folgen bleiben werde; hätte derselbe aber nicht 6000 Gulden Cantion stellen können oder bestände in Hessen die Einrichtung des Cautionsstellests nicht, so würden wir Murhard ebenfalls den Erweis seiner Unschuld im Gefängnisse haben abwarten sehen." — Nachrichten aus Homverg an der Ohm zufolge bekam der dort zum Landtagsabgeordncten gewählte geheime Staatsrath Jaup keinen Urlaub, und wurde gleichzeitig eine neue Wahl angeordnet. (Nr. 300.) Folge derselben war die Erwählung des Hofgerichtsraths Köster inGir- ßcn zum Abgeordneten mit 17 gegen 3 Stimmen. Als cigenthümlich kann gelten, daß Hr. Jaup sichcrm Vernehmen nach weder von der auf ibn gefallenen Wahl noch von dem ihm verweigerten Urlaub officiell in Kenntniß gesetzt würde. Eine solche Benachrichtigung scheint aber um so nothwcndigcr gewesen zu sein, als cs doch möglich war, daß Hr. Jaup auf seine Pension verzichtete und gleichzeitig auf andere Weise wahlfähig wurde, z. B. durch Güterbcsitz und entsprechende Steuerzahlung: ein Um stand, der nicht eher klar herausgcstcllt war als bis nach cingezogencn Berichten sämmtlichcr Steuercommissare des Landes. (Köln. Z.) — Der sehr verehrte und besonnene Bischof Kaiser von Mainz, allem hierarchischen Prunk abgeneigt, hat im Einverständnisse mit seinem Domcapitel und der überwiegenden Mehrheit der Mainzer Diöcesangeist- lichen sich von allen Demonstrationen fern gehalten und ist zur Freude aller Nichtultramontanen, d. h. beinahe der ganzen Gesammthcit der Be völkerung des Mittelrheins, nicht nach Trier gegangen. Dafür nennen ihn nun die Zeloten den „lutherischen Bischof". (Magd. Z.) — Der Rheinische Beobachter schreibt aus dem Nassauischen vom 23. Oct.: „Das Prädicat «Hoheit» der Chefs der acht herzoglichen Häuser hat, in Folge des zu Ende August publicirten Cabinetsbeschluffcs vom 16. Aug. d. I. jetzt vcrmuthlich schon bei allen deutschen Regierun gen Anerkennung gefunden, und cs kann deshalb nur einen ungünstigen Eindruck machen, wenn die Differenzen, zu welchen die immerhin leidige Titelsache den Anlaß gegeben, fortgesetzt oder erneuert werden durch Zei tungsartikel, wie der durch die augsburger Allgemeine Zeitung vom 13. Oct. mitgetheilte «Von der sächsischen Grenze». (Nr. 2fll.) Will man, wie dort geschieht, unberufenes Geschwätz über eine Sache dieser Art mit Schärfe tadeln, so muß man nicht allein volle Kenntniß von dem That- >estandc haben, sondern auch namentlich die dabei in Betracht kommenden höher», vaterländischen Gesichtspunkte festhalten. Letzteres ist dort meinem
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