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Deutsche allgemeine Zeitung : 09.05.1844
- Erscheinungsdatum
- 1844-05-09
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id799109797-184405095
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id799109797-18440509
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-799109797-18440509
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDeutsche allgemeine Zeitung
- Jahr1844
- Monat1844-05
- Tag1844-05-09
- Monat1844-05
- Jahr1844
- Titel
- Deutsche allgemeine Zeitung : 09.05.1844
- Autor
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1V62 daß solche «erwachsene Personen männlichen Geschlechts» in den Sitzungen erscheinen s Gewiß nicht; und dennoch schließt sie das Gesetz nicht aus, weil dies nicht nöthig, weil sie doch nicht zugelassen werden. Es scheint aber bei nahe, als solle das Gesetz denjenigen Personen die Lhüre» schließen, welchen die Sitte, die Bildung, das Recht den Eintritt gestatten- Daß ein Rudel Gassenjungen nicht einbringe, dafür wird, auch ohne Bestimmung in diesem Gesetze, an den Lhüren der GcrichtSsäle schon gesorgt werden- Will man durch das Gesetz verbieten, daß ein Knabe an der Hand des Vaters oder des Lehrers in die Sitzung trete, ein Knabe, welchen der Vater vielleicht darum mit nimmt, weil er an ihm einen Hang zu Diebereien bemerkt hat, und den er, mit einem Eindrücke, dem kein anderer gleichkommt, hier bedeuten kann: Siehe hin! so stehen die Diebe vor den Leuten, so kommt ihre Schande an den Lag; so werden sie verurthcilt und bestraft; — will daS Gesetz Dieses verbieten, so kann ich dazu nimmermehr meine Zustimmung geben. Und nun gar die Frauen! Sollen wir über sie hier eine vormundschaftliche Gewalt übin, der wir in allen übrigen Lebensverhältniffen, der wir namentlich im bürgerlichen Rechte zu unserer Ehre entsagt haben ? soll gegen sie das Gesetz aussprechen, was die Bil- -dung, was die Sitte verbietet? Soll das Gesetz sie beschränken, wo ihnen daS Recht zur Seite steht? Ich will nur daran erinnern, daß die Achtung, daß die Behandlung der Frauen ein Maßstab ist für den Bildungsgrad des einzelnen Mannes wie des ganzen Volks. Könnte ich meine Zustimmung einer Ge- setzeSstclle geben, die da erklärt, die Frauen sind von den öffentlichen Gerichts sitzungen ausgeschlossen, so würde ich glauben, mich einer Roheit schuldig ge macht zu haben. Wenn Sic die Frauen von den Gerichtsverhandlungen aus schließen wollen, so seien Sie consequent und schließen Sie dieselben auch von dem Gesetz überhaupt aus; machen Sie ein Strafverfahren für «erwach sene Personen männlichen Geschlechts». Wenn Sie aber dies nicht wollen, wenn Sie die Frauen zwingen, als Zeugen, als Angeklagte,vor Gericht zu erscheinen, wie die Männer, wenn Sie dieselben freisprechen oder'verurtheilen wie die Män ner, so lassen Sie die Frauen auch zuhören wie die Männer. Die Frauen gehen nicht in jede Versammlung, von denen kein Gesetz sie ausschließt; sie werden auch nicht in jede Gerichtssitzung gehen. Sie werden es vermeiden, bei solchen Fällen zu erscheinen, wo man mit Fingern auf sie deuten und sagen würde: Seht die Frau, seht das Mädchen, sie ist hier, obgleich es sich für sic nicht schickt. Ueberlasscn Sie die« getrost der Sitte und dem Anstandsgefühl; las sen Sie die Frauen in den Gerichtssaal treten, wenn das , eigne Gefühl ihnen sagt, daß sie nicht nur ernste Belehrung und Lebenserfahrung daselbst finden — die sie ja brauchen, so gut wie wir — sondern daß ihre Anwesenheit auch dazu beitrage, die feierliche Stimmung, das Gefühl für Wahrheit und Recht in der Brust der Männer zu erhöhen. Ich stimme für die volle Ocffentlich- keit, insbesondere gegen die Ausschließung der Frauen, die ich — ich wieder hole es — für eine Roheit halten würde " Staatsr. Jolly: Die Argumentation des Abg. Mathy, welche er nicht zu billigen vermöge, würde etwa dahin führen, daß man die Frauen vor allen Dingen für berufen erkläre, öffentliche Äemter zu bekleiden, ja so gar als Abgeordnete gewählt zu werden. (Abg. Mathy: Sie sitzen auf Thronen. Abg. Bassermann: Victoria. Abg. Rindeschwender: Würde manchmal gar nichts schaden.) Die Kammer spricht sich, jedoch nur mit 29 gegen 27 Stimmen, für die Zulassung der Frauen sowie überhaupt für Oeffentlichkeit der Sitzungen ohne alle Beschränkung des Geschlechts oder des Alters aus. — Ein Artikel aus Meisenheim im Frankfurter Journal spricht sich sehr entrüstet über die in verschiedenen Zeitungen enthaltene Nachricht aus, daß eine Abtretung des homburgischcn Oberamts Meisenheim und des oldenburgischen Fürstcnthums Birkenfeld an Preußen beabsichtigt werden soll (Nr. 214), glaubt in dem Erfinder einen „guten Preußen" zu erken nen, versichert, daß ähnliche Aussprengungen schon öfter vorgckommcn seien und sich immer als grundlos erwiesen hätten, und findet die Nachricht jetzt um so unwahrscheinlicher, als grade jetzt die betreffenden Regierungen mit äußerst kostspieligen Anlagen und Bauten im öffentlichen Interesse beschäf tigt seien, wegen deren auf eine Entschädigung nicht zu rechnen sein würde. s-Frankfurt a. M., 5. Mai. Dem Gerüchte, die Kaiserin von Rußland werde im Laufe des bevorstehenden Sommers sich an den Rhein begeben, um in Ems zum Gebrauche der dortigen Heilquellen einige Zeit zu verweilen, wird durch directc Mittheilungcn, welche auS Petersburg hergclangt sind, in bestimmtester Weise widersprochen. Die Kaiserin beabsichtigt lediglich eine Reise nach Berlin; sie wird etwa sechs Wochen am preußischen Hoflager im Kreis ihrer erlauchten Anverwand ten zubringen, um sich sodann nach den russischen Staaten wieder zu rückzubegeben. Dieselben Briefe versichern, daß die in toryistischen Blät tern Englands enthaltenen Angaben über einen Besuch, welchen derKaiser von Rußland demnächst am großbritannischen Hose abstattcn würde, alles Grundes ermangeln. Kaiser Nikolaus wird nach den neuesten dieserhalb getroffenen Bestimmungen in diesem Jahre die russischen Staaten nicht verlassen. Es ist dagegen nunmehr die Rede von einer länger» Umreise, welche er nach den südlichen Gouvernements seines Reiches machen würde; es heißt, er werde dieselbe wahrscheinlich noch vor Ende des gegenwärti gen Monats antreten und von dem Herzoge von Leuchtenberg begleitet sein, welcher sich aus diesem Grunde nicht zu den Vcrmählungsfeierlich- keiten nach München begeben hätte. Preußen. 2s Berlin, 6. Mai. In den höchsten Kreisen ist man mit dem Ent- schlusse, den die Herzoge zu Sachsen und Anhalt in Betreff des Eh rentitels „Hoheit" genommen haben, sehr beschäftigt. Diese Bestim mung scheint unserm Könige wirklich misfallen zu haben, und der Baron v. Bülow, Minister der auswärtigen Angelegenheiten, hat, wie man sagt, dem Obersten v. Röder, Ministcrresidenten der Herzoge zu Sachsen, er widert, daß die beste Antwort, welche er auf die Notifikation des besag ten Entschlusses zu machen habe, keine sei. Uebrigens findet ein äußerst lebhafter Briefwechsel über diese Angelegenheit zwischen dem Grafen v. Trautmannsdorff, österreichischem Gesandten in Berlin, und dem Für sten v. Metternich statt, und bis zur Beendigung desselben haben die preu ßischen Beamten, welche in täglicher Berührung mit den genannten Her- zogthümern sind, den Befehl erhalten, in ihren Correspondenzen nicht die neue Benennung»» geben. Im Allgemeinen glaubt man, daß der Titel „Hoheit" von Oesterreich und Preußen nicht anerkannt wird. Was man vor einiger Zeit über die Rechtsverwahrung gemeldet, die der Prinz von Wasa bei der Thronbesteigung des Prinzen Oskar von Schweden eingelegt hat, ist wahr. Seine Erklärungen sind hiör wäh rend des Aufenthalts des außerordentlichen Gesandten, der den Tod Karl'S XIV. Johann und den Regierungswechsel anzeigte, einqetroffen. Auf eine in dieser Sache an ihn gerichtete Anfrage hat der Baron v. Bülow geantwortet, daß der Bericht des Prinzen von Wasa „«ck acta" gelegt sei. — Man erschöpft sich in Meinungen, Planen und Ansichten über die nächste Versammlung der Abgeordneten des Zollvereins, welche für den September in Karlsruhe, wie es schien, bestimmt war. Doch es sicht ganz so «us, als bestrebten sich einige Personen, den Zeitpunkt ihrer Ver sammlung näher zu rücken; Einige, eine andere Stadt als Karlsruhe zum Vereinigungspunkte zu wählen, z. B. Kassel. .Eigentlich ist cs wol unnütz, zu jagen, daß Erstere Die sind, welche einen stärker» Schutz für die Eisenindustrie fodern, und daß die Localitätsvcränderung von ihre» Gegnern verlangt wird, welche ohne Zweifel 'm Karlsruhe den größer» Einfluß der in diese Angelegenheit verwickelten Interessen fürchten. End lich gibt es Personen, welche cs sehr gern sähen, daß in diesem Jahre jene Zusammenkunft, wenn cs möglich wäre, gar nicht stattfände. , * lffönigskerg. 3. Mai. Die Mitthcilungen eines norddeutschen Blattes über die Strandung des-Schiffes Courier bei Pillau und über angeblich dabci vorgckommcnc grobe Dienstvcrnachlässigunaen von'Seiten betheiligter Behörden sind kürzlich von der Allgemeinen Preußischen Zei tung berichtigt worden. Man hat wol häufig Ausstellung an dergleichen Bcrichtigungsartikeln gemacht; auch der gegenwärtige wird von jenem norddeutschen Blatte wiederum angegriffen; doch scheint cs diesmalfganz außer Zweifel, daß die Allgemeine Preußische Zeitung lediglich die Sache im Auge gehabt und ihre Zurechtweisung ohne Rücksicht auf die Partei und ohne alles Ansehen der Person crtheilt hat. Die falschen Nachrich ten waren nämlich von dem vormaligen Landrathe v. Hake ausgegangen, demselben, welcher sich als Stifter einer antirevolutionairen, größtenthcils aus Adeligen bestehenden Reunion, die sich im Jahr 1841 in der Stadt Preußisch-Holland bei Elbing versammelte, und als Gegner des vr. Ja coby einen Namen gemacht hat. Er ist der Verfasser des „Politische» Glaubensbekenntnisses guter Preußen" und der „Stimme treuer Unter- lhanen, veranlaßt durch die vier Fragen eines Ostpreußen". In blühen der Sprache zeigte er in dieser Broschüre, daß das Verhältniß der Könige zu den Völkern nicht mit der Fläche klügelnder Bcariffsspielerei zu be trachten, nicht mit der Schärfe des "splitternden Verstandes zu erfas sen und zu begreifen sei; „dieses Verhältniß, sagte Hr. v. Hake, keimt auf der edelsten und höchsten Kraft des Menschen, auf dem Glauben; es gehört zu denen, nicht mit dem äußern Auge zu schauenden göttliche» Dingen." Somit müsse allen Denen, die tiefblickende Augen haben, er sichtlich sein, daß die gewonnene Bildung der Völker ihnen kein Anrecht gebe, die Macht der Könige zu beschränken; wohl aber'gcbe sie die Fähig keit zur Ucbcrzeugung, daß des Königs Verfügung nur ihr wahres Wohl bezwecke, und stärke die Kraft, eigensüchtige Schmarotzerpflanzen aus dem Boden fremder Denkart zu reißen, und jene Verfügung (vom 22. Mai 1815) nicht aus dem Standpunkte der Ichheit, sondern der Allgemeinheit zu beleuchten. Die kleine Schrift, welche damals viel besprochen wurde, fand in einigen Kreisen außerordentlichen Beifall, und schon prophezeite man dem Verfasser eine glänzende Zukunft. Bald darauf verschwand der Landrath v. Hake aus Preußisch-Holland; eine Untersuchungscommissiorr stellte sich dort ein und versiegelte die landrächlichc Kasse. Später haben wir nur unbestimmte Gerüchte über den interessanten Mann vernommen, bis wir jetzt durch den obengcdachtcn Bcrichtigunasartikcl der Allgemeinen Preußischen Zeitung erfahren, daß er sich als Festungsarrestant in Pillau befindet und auch dort noch fortfährt, als Schriftsteller zu wirken. — Der seltene Fall, daß Fortuna den Armen lächelt, hat sich jetzt in Guttstbdt zugetragen. Ein Müller hatte mittels trefflicher Behandlung ein Riesen schwein erzielt und wollte dasselbe in einer Lotterie ausspiclen. Als er die polizeiliche Genehmigung zur Verlosung nachsuchte, machte cs ihnr die Behörde zur Pflicht, einige Freilose für gewisse Ortschaften darzu geben; auf ein solches haben nun die Stadtarmen von Guttstadt dieses mächtige Thier gewonnen, welches, wenn es aufstcht, die Höhe eines star ken Füllens erreicht und Legen 500 Pfd. schwer ist. Dieses Schwein ist aber nicht in Natura von den Gewinnern verspeist worden, sondern es ist der Erlös desselben in die Armenkasse geflossen,, was denn wol auch am zweckmäßigsten erscheint. ^Aus Schlesien, 4. Mai. Wenn man so manche liberales?) berliner Correspondenzen in auswärtigen Blättern liest und den Eifer und Geifer, mit denen darin namhafte Staatsmänner wegen angeblich pieti stischer (!), aristokratischer (!) und serviler (!) Ansichten angegriffen werden, so sollte man kaum glauben, daß vor einem Jahrzehend noch eben diese so angefeindcten Männer von der exaltirtesten liberalen Partei als die vor züglichsten Köpfe Preußens bezeichnet wurden, würdig und fähig zu eben den höchsten Würden, welche sie merkwürdigerweise derzeit wirklich erreicht haben. Zum Beweise kann folgende, gleichsam prophetische Corrcfpondenz aus einem Blatte dienen, welches in BMg auf Leidenschaftlichkeit dreist den stärksten Blättern der französischen Revolution an die Seite sich stel len konnte, der «Deutschen Tribune», die in ihrem Blatte vom l. Jan. 1832 wörtlich sagt: „In einem streng monarchischen Staate wie Preu-
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