Delete Search...
Deutsche allgemeine Zeitung : 02.03.1844
- Erscheinungsdatum
- 1844-03-02
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id799109797-184403020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id799109797-18440302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-799109797-18440302
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDeutsche allgemeine Zeitung
- Jahr1844
- Monat1844-03
- Tag1844-03-02
- Monat1844-03
- Jahr1844
- Titel
- Deutsche allgemeine Zeitung : 02.03.1844
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
4SS damals, da kämpfte, und später, q und andern, jenen Griechen aüS Epirus, uhmgekrönten Snlioten. den Griechen vom "1 daö Königreich Griechenland brüder- Wiffenfchaft und ^unst. * München, 25. Febr. Unmittelbar nach der Verlosung der vom Kunst verein angekauften und ««gehäuften Gegenstände pflegen die Räume ziem lich leer zu sein. Diesmal wurden wir sogleich wieder durch mehre Werke von Bedeutung angezogen. Ein größeres Bild von PH. Foltz aus dem tiro ler Befreiungskriege, eine ausgezeichnete herrliche große Wintcrlandfchast von Ihrem Landsmann Richard Zimmermann und eine kleine FrühlinaSscene von dessen Bruder Albert, von großer Klarheit und schöner dichterischer Stim mung fesselten die Kunstfreunde; aber am meisten ein Bild von Riedel in Rom, darauf eine Mutter mit zwei Kindern dargestellt ist. Es ist eine Rö merin, die sich im Sonnenschein an den Strand des Meeres gesetzt, viel leicht ihres Manner Heimkehr erwartend; das jüngste Kind ist auf ihrem. SchooS eingeschlafen, das ältere, ein Mädchen von etwa fünf Jahren, hat sich auSgestrcckt auf den sandigen Boden gelegt. Nie spricht sich das eigentliche Verlangen des PublicumS, seine Federung an die Kunst energi scher aus als vor einem solchen Gemälde, dessen Zauber nicht in der Schönheit der Gruppirung (cs ist eigentlich recht gegen alle derartigen Vorstellungen angeordnet), noch in der der Formen, die hier alle in ungünstigen Verkür zungen und Bruchthcilcn gesehen werden, nicht in der Feinheit natürlicher Bewegungen oder naiver Züge, nicht in der Lieblichkeit des Ausdrucks liegt, sondern allein in der Illusion, die mit einer bewundernswürdigen Virtuosität erreicht ist, und die vornehmlich auf'einem genauen Studium der Farbe und der Wirkung des Lichtes beruht, worin Riedel jetzt nicht leicht von einem Künstler übertroffen wird. Dieser Künstler, der früher historischen Compositio- nen sich gewidmet, hat mit klarem Blicke zu rechter Zeit die Stärke seines Talents erkannt, und mit eben so sichern, Takte beschränkt er sich mit seiner Kunst auf Gegenstände, bei welchen höhere Anfoderungcn wohl gemacht wer den können, allein von geringerm Werthe sind. Will man einmal in der Kunst nur das wirkliche Leben, so ist es ziemlich gleichgültig, was, wie viel, und wie man davon gibt. „Wo ihr eS packt, da ist'S interessant", und im mer wird „der Vortrag deS Meisters Glück" machen- Nur Eine wird dabei mit den Worten dieses Gesanges, deren Kolettis in seiner Rede gedachte, hätte auch dieser wieder die Versammlung, zu der er sprach, entzünden und begeistern muffen — begeistern, damit sie, fern von jeder Engherzig keit, die Rechte griechischer Bürger, die Rechte der Hellenen des König reichs Griechenland, nicht blos den innerhalb der engen Grenzen dieses Königreichs geborenen Griechen zu Theil werden ließ. Wir können das auch in der Ferne wohl begreifen; und eben so begreifen wir, daß dadurch Kolettis, der Mann des Volks, bei demselben von neuem in hohem Grade gewonnen haben müsse. Leider aber beherrschen grade in Griechenland die einzelnen Parteien die Fragen des Tages in ungebührlicher Weise. Was wir über Kolettis sagten (Nr. 21), hat sich hier an ihm bewährt. Zugleich zeigt es sich hier recht deutlich, welcher Führer das griechische Volk, welcher Männer die griechische Regierung bedarf, damit das Staatsschiff, das den Stürmen preiögegeben worden ist, sicher wieder in den Hafen gelangen könne. Eben so zeigt es sich hier aufs neue, wohin eine ge wisse Partei in Griechenland die Sachen treiben will, und daß sie, auch wenn in dem Staate, dessen Interessen und Plane diese Partei ver tritt, die Jesuiten nicht geduldet werden, doch, ohne jesuitische Mittel i^end zu verschmähen, mit List und Falschheit auch in Griechenland den Samen der Zwietracht auszustreuen bemüht ist, um nach dem macchia- veUistischen Grundsätze: Oivmv vt impvra! die Gegenwart und Zukunft Griechenlands beherrschen und sie, im Trüben fischend, nach Belieben zu ihren Zwecken ausbeutcn zu können. Leider sind die Griechen bei dieser Bürgerrcchtsfrage den Schlingen, die ihnen gelegt worden, um sie unter sich zu entzweien, um die Griechen außerhalb des Königreichs (Hetero- chthoncn) denen in demselben (Autochthonen) zu entfremden, um giftige Keime in die Verfassung für das freie Griechenland selbst zu bringen, nicht so glücklich entgangen wie bei der Kirchcnfragc. Man weiß daö in Griechenland selbst so gut, als man cs in der Ferne nur vcrmuthct; und wie dort es besonders Theoklitos Pharmakidis gewesen, der die russischen Jntriguen und Machinationen ans Licht gezogen, so hat hier Kolettis genug gesagt, um seine Meinung, mit der er der dem crasscn Autochtho- nismuS huldigenden Meinung des nappistischen Rhigas Palamideß ent gegentrat, erkennen zu können. Leider ist man ihm hierin zu wenig gefolgt. Auch sieht man bereits in Griechenland selbst recht gut ein, welche Schande sich die Nationalversammlung mit dieser Bürgerrcchtsfrage, so wie sie sie entschieden, zugezogcn hat; indessen ist ja wol zu hoffen, daß König Otto dies so nicht genehmigen, vielmehr nach dem von der Nationalver sammlung im Allgemeinen angenommenen Grundsätze noch weiter gehen und die Interessen des Panhellenions gebührend wahrnehmcn werde. Die griechische Regierung selbst kann dabei, wie schon oben bemerkt worden, und insofern sie bei Besetzung der Staatsämtcr mit Autochthonen und Heterochthoncn nicht einseitig und ungebührlich beschränkt ist, nur gewin nen; und dabei gewinnt auch das griechische Volk, gewinnt der griechi sche Staat, seinen innern und äußern, seinen geheimen und öffentlichen Feinden zum Trotz, an guten und edcln Nahrungssäften und an einer breiter» Grundlage für seine politische Zukunft. Uebrigcns enthielt doch auch schon der Entwurf der Verfassung für Griechenland, der uns nun in feiner ganzen Gestalt in der Athena vom 1. Jan. 1844 zugekommen ist, gewisse Grundzüge zur Entscheidung der Bürgerrcchtsfrage, wie sic hätte erfolgen sollen. Besagte nämlich zwar der Art. 3 dieses Entwurfs nur so viel, daß blos griechische Bürger zu Staats- und Militairstellen Mig sein sollten, ohne sich hier über die Frage: wer als griechischer Bürger anzuschen sein solle, auszusprechen, so kommen doch diesem Man gel die Art. 63 und 72 des Entwurfs in etwas zu Hülfe. Im Art. 63 isti nämlich von den Erfodernisscn der Abgeordneten die Rede, und der Entwurf bestimmt, daß nur Derjenige zum Abgeordneten wählbar sei, der, Grieche von Geburt, im Genüsse der Gemeinde - und politischen Rechte sich befinde und das 3V. Jahr feines Lebens erfüllt habe; außerdem aber entweder I) daß er Eingeborener des freien Griechenlands sei und von einem solchen abstamme; oder 2) daß er aus der Zahl Derer sei, die bis Ende des Jahres I82S dem Vaterlande Dienste geleistet, oder, nach deren Niederlassung in Griechenland, von solchen geboren worden; oder 3), daß er, selbst wenn er erst nach dem Jahr I82S nach Griechenland gekommen, zwölf Jahre daselbst gewesen sei. Dagegen setzt Art. 72 die Bedingungen fest, unter denen Jemand Mitglied der Gerousia (Senat) werden könne. Nicht nur wird crfodert, daß er Grieche von Geburt sei, in Griechenland seinen Wohnsitz habe, die Gemeinde - und politischen Rechte genieße und 4V Jahre alt sei; cs soll auch außerdem Zeder wahlbar sein: s) der auch nur ein Mal Mitglied oder Minister der einzelnen Regie rungen. wahrend des Freiheitskampfcs bis Ende 1.827 gewesen, oder d) zwei Mal zum Abgeordneten der Nationalversammlungen, auch mit Einschluß der gegenwärtigen, gewählt worden; oder c) als Befehlshaber von Landtruppen, sowie der Flotte., oder einer Schisssabthcilung, wäh rend des Freiheitskampfcs an Belagerungen oder Schlachten Theil ge nommen; oder ck) sich durch glänzende Thaten oder durch besondere Geldopfer ausgezeichnet habere, Alle diese Bestimmungen entsprechen jedenfalls den schuldigen Rücksich ten, die grade in Griechenland die Vaterlandsliebe und die Intelligenz ver dienen; sie überschreiten aber so, wie sie da stehen, die engen Grenzen des gegenwärtigen Königreichs Griechenland und nehmen auf alle Griechen Rück sicht, die, auch außerhalb dieser engen Grenzen geboren, doch dem griechischen Staate, wie er später durch die Protokolle der Mächte Europas begrenzt wurde oder wie er früher den kämpfenden Griechen in der Idee in weitern Grenzen vorschwebte, gedient, die für den griechischen Staat und für diese Idee gekämpft, geblutet, gelitten und Alles verloren haben, Alles, selbst daö Vaterland! Grade diesen Griechen, deren Geburtsland, nachdem se selbst nach dem Jahr 1821 die Waffen gegen die Pforte ergriffen gehabt, eine falsche Politik wieder der Pforte untergeordnet hatte, jenen Griechen , von den Inseln ChioS, Jpsarq und andern i Thessalien, Makedonien, den ruhmgekrönte» Berg Olympos u. s. w. muß letzt das K - lich seine Arme öffnen, wie cs van ", '. . , , > z. B. den Chioten und Jpsarioten gegenüber, gern und willig gethan hat. > Haben nicht z. B. die Chioten um der Idee der griechischen Freiheit wil» > len, sür welche sie im Jahr 1822 die Waffen ergriffen, ihr schönes Va- ' terland bei jener schauderhaften Katastrophe im Jahr 1822 so gut wie verloren? Haben nicht auch andere, außerhalb des jetzigen Griechenlands geborene Griechen in dem guten Glauben sür eine gerechte Sache, unt> ohne wissen zu können, daß die europäische großmächtige Diplomatie den Triumph dieser gerechten Sache auf so gar enge Grenzen beschränken werde, ebenfalls die Waffen für Griechenland ergriffen? Und sollte ihnen nun Hellas, nachdem sie dem Rufe des Panhellenions, der Stimme des großen griechischen Vaterlandes, gefolgt, das Unrecht oder auch die Mis- griffe der kurzsichtigen Diplomatie entgelten lassen wollen? Diese Kurz sichtigkeit selbst war dem griechischen Patriotismus, war dem klaren, fern- sehendcn Blicke der Griechen nicht zuzutrauen; und doch haben sie die Er wartungen ihrer Freunde, die Hoffnungen der Freunde Griechenlands unl> der griechischen Sache, die Hoffnungen des Panhellenions, keineswegs, wie es hatte geschehen sollen, gerechtfertigt. Schande und Schmach Allen, die nur ihrem individuellen oder provinziellen Egoismus hierin gefolgt und Griechenland in und außer demselben verrathen haben! Ruhm und Ehre dagegen Allen, die, unbekümmert um den Hohn und die Täuschungen der Feinde, der Stimme, dem heiligen Ruse des Panhellenions folgten k Möchten die Griechen immer solche Führer in so schwierigen Fällen fin den, wie Kolettis ihnen hier gewesen, Kolettis, der die Eigcnthümlichkci- ten und einfachen Bedürfnisse des griechischen Volks kennt und mit dem klaren Blicke des Patrioten die schwierigsten Fragen der einfachsten und angemessensten Lösung entgegenzusühren versteht; möchten sie ihnen danst aber besser folgen, als sie hier gethan haben! Bei dieser Gelegenheit wollen wir übrigens Vorstehendem noch zwei Bemerkungen beifügen. Die erste betrifft die sprachliche Darstellung des gedachten Verfassungsentwurfs für Griechenland. Wir haben ihn, von dieser Seite betrachtet, mit Vergnügen gelesen. Er kann als ein neuer Beweis gelten, wie der altgriechische Sprachschatz auch für solche moderne Verhältnisse und Bestimmungen, wie der Entwurf voraussetzt und wie er festsetzt, mit Glück benutzt werden kann, und wie auch die neue Redeweise des griechischen Volks für dergleichen Verhältnisse passende und angemes sene Ausdrücke gewährt und bildet, wie überhaupt die griechische Sprache dem modernen Leben der Gegenwart, wie es Griechenland in Folge sei ner politischen Wiedergeburt kenncn gelernt und zum Theil in sich aus genommen hat, mit leichter Mühe sich anpaßt und anschmicgt. Die zweite Bemerkung bezieht sich auf einen ganz andern Gegenstand. Sie betrifft die feindselige Art und Weise, mit der gewisse Korrespondenten aus Baiern immerfort von ungünstigen Nachrichten reden, die man in München aus Athen erwarte, die man befürchte — von ungünstigen Nach richten aus Griechenland, für deren Fall gewisse Maßregeln bereits vor- iercitet, gewisse Entschlüsse gefaßt seien, auf die man also rechne, um diese Maßregeln und Entschlüsse zur Ausführung bringen zu können. Wo her dieser Wechsel der Gesinnungen? woher dieses unbegrenzte Mistraucn in die Griechen, daß man alles Schlimme von dort erwartet, daß man eine glückliche Lösung der obschwebenden Fragen nicht einmal wünschen, und hoffen zu können wagt? 1'nntaenv snimi« eoelestidus irav? Oder sollen das etwa wohlgemeinte Demonstrationen sein, die sich nur in der' Wahl der Mittel, wie fast immer bei dergleichen, vergreifen? Die An sicht, daß es in Griechenland ohne die nicht gehen könne/ diese Ansicht wird doch nicht jenen ewigen Unglück weissagenden Stimmen, zum Grunde liegen?
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview