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Deutsche allgemeine Zeitung : 05.10.1854
- Erscheinungsdatum
- 1854-10-05
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id799109797-185410057
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id799109797-18541005
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-799109797-18541005
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDeutsche allgemeine Zeitung
- Jahr1854
- Monat1854-10
- Tag1854-10-05
- Monat1854-10
- Jahr1854
- Titel
- Deutsche allgemeine Zeitung : 05.10.1854
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s Oktober L8S4 Nr. 233 Deutsche Allgemeine Zeitung «Wahrheit und Recht, Freiheit und Tesch!» Zu beziehen durch alle Postämter des In- und Auslandes, sowie durch die Erpedition in Leipzig (Querstraße Nr, 8), HnsertionSflebühr für den Raum einer Zeile 2 Ngr. Donnerstag. Di« Zeitung erscheint mit AuSnahmedeS Montag« täglich und wird Nachmittag« 4 Ahr auS- - . gegeben, für da« Viertel jahr 1'/, Thlr.; jede ein zelne Nummer 2 Ngr. Deutsch!««-. ^Bom Main, 3. Oct. In Berlin hält man die deutschcn Inter- «ssen seht, wb die Donaufürstenthümer von den Russen geräumt und durch dir Oesterrricher besetzt sind, für völlig gesichert. Dennoch ist das Gegentheil davon der Fall, wie dies leicht zu beweisen ist. Deutschland hat bekanntlich dort vorzugsweise Handelsinteressen; cs dringt mit Recht auf freie Donauschiffahrt. Allein ist diese durch die Räumung der Moldau und Walachei errungen worden? Ein Blick auf die Karte überzeugt uns vom Gegentheil. Allerdings können die Oesterreicher, beziehungsweise die Deut- fchen, nun die Donau von Orsowa abwärts durch die ganze Walachei frei --schiffen, allein von Reni und vom Einfluß deS Pruth in dieselbe an wür den die russischen Kanonenkugeln jedes deutsche Schiff empfangen, welches an dem bessarabischen Ufer hin die Donau beschissen und in das Schwarze Meer fahren wollte. Man sieht daraus, daß die Räumung der Donau- fürstrnthümer das Hauptinteresse Deutschlands, dir freie Donaüschiffahrt, noch nicht gesichert hat und daß daher, will Preußen als Vertheidiger un serer Handelsintereffen handeln, es Rußland nöthigen muß, das ganze Do- nauufer zu räumen, beziehungsweise abzutreten. Preußen. vBetlin, 3. Oct. Man hält die Nachricht einer wiener Correspondenz, daß eine hier eingetroffene Note die Einigung zwischen den beiden Cabinctcn als hergestellt darthut, für irrthümlich. Vorgestern Abend war, wie versichert wird, noch nichts darüber bekannt. Man glaubt, Graf Thun werde bei seiner Rückkehr die Antwort auf die letzte preußische De pesche überbringen. Ein früheres Eintreffen derselben ist dadurch natürlich nicht ausgeschlossen. Eine sofortige Einigung auf der in der preußischen Depesche vom 21. Sept, hingestellten Basis wird aber umsomehr bezweifelt, als der vertrauliche Schriftwechsel, der neben den in die Oeffentlichkeit drin genden Noten geführt wird, dies nicht annehmcn lassen soll. Dies Alles verliert aber selbst sein relatives Interesse angesichts der großen Ereignisse, die hier seit vorgestern die tiefste und freudigste Bewegung hcrvorgerufen haben. Selbst die Einnahme von Sewastopol ward in politischen Kreisen als richtig angesehen; die glorreiche Nachricht kann auch höchstens nur um eine kurze Zeit verfrüht sein. *Von der Oder, 3. Oct. Die jetzt, wie mitten im tiefsten Frieden, erfolgte Entlassung der Kriegsreservisten mystificirt Manchen über die wirkliche politische Stellung Preußens. Viele werden darin einen neuen Beweis für die Theilnahmlosigkcit desselben im orientalischen Streite erblicken. Dessenungeachtet ist Dem nicht also, sondern die militärischen Maßregeln bei uns beweisen gerade für das Gegentheil. Es ist wahr, die Reservisten wer den entlassen. Allein abgesehen davon, daß sie sogleich wieder zur Fahne berufen und als bereits ausgebildete Soldaten augenblicklich verwendet wer den können, treten an ihre Stelle bereits jetzt schon jene Rekruten, welche sonst erst im künftigen Frühjahr einberufen werden, und diese werden gegen das Frühjahr bereits brauchbare Soldaten sein. Weit entfernt also, daß Preu ßen entwaffnet«, ergreift cs jetzt die außerordentliche Maßregel, daß es die Rekruten schon während des Herbstes und Winters fürs nächste Frühjahr ausbildet, sodaß dann unsere Bataillone mit den einzuziehenden Reservisten zusammen viel stärker sind als sonst. Dazu kommt, daß die mobilisirte Ar tillerie und Cavalerie nicht demobilisirt wird. Man vermuthete dies und vom finanziellen Standpunkt aus wäre es zu empfehlen gewesen, wenn -er Staat so viele Menschen und Pferde während des Winters nicht hätte unterhalten dürfen. Allein beide Waffengattungen bleiben auf dem Kriegs fuß, jeden Augenblick zum Aufbruch bereit. Diese Thatsachen beweisen wenigstens so viel, daß, wenn Preußen auch immer noch nicht zur Theil- nähme am Kriege entschlossen ist, es sich doch in die Verfassung setzt, den selben alsbald beginnen zu können, wenn es dazu genöthigl wird. — Schlesische Blätter berichten aus Breslau vom 29. Sept.: „Bei Ge legenheit des letzten Hochwassers am 19. Aug. wurde ein auf der Wil helmsbahn in der Richtung von Oderberg nach Natibor passirender Güter zug aus der ihm durch die Zerstörung der Zinnabrücke bevorgestandenen Gefahr durch die nicht ohne Lebensgefahr an den Tag gelegte Entschlossen heit eines in der Strafanstalt zu Ratibor detinirten Sträflings, eines frü her« Eisenbahnwärters, Namens Joseph Reichelt, gerettet. In An- Erkennung dessen hat der König bei seiner Anwesenheit hierselbst Reichelt den Rest der von ihm zu verbüßenden Strafe in Gnaden erlassen und die ihm entzogenen bürgerlichen Ehrenrechte wieder verliehen. Die Direction der Wilhelmsbahn hat Reichelt bereits früher in Berücksichtigung des be- sondern Verdienstes, welche- er sich durch sein muthvolles Benehmen um die Bahn erworben hat, seine Wiederanstellung als Bahnbeamter zugedacht." — Der Hirschberger Gebirgsbote enthält eine Bekanntmachung des Landraths v. Graevenitz, welcher wir folgende charakterisirende Stelle ent- nehmen: „Die Orlsgerichte haben sich den noch nicht geschloffenen Samm- lungcn überall mit der eifrigsten Bereitwilligkeit angenommen; sie sind in den meisten Dörfern von Haus zu HauS herumgegangrn, und haben sick auch manche Bauern mit angemessenen reichen Gaben der Liebe an den Sammlungen bctheiligt; wenn man aber sehen muß, wie Bauern, welche wohl im Stande sind, im Angesicht ihres reichen Erntescgens 2'/, oder 5 Sgr. geben für ihre armen Nachbarn, welche Haus, Ernte, Feld, Vieh und Kleidung verloren haben, und diese geringe Gabe auch nur, weil sie ihnen abgcdrängt wird, so wirft man einen tiefen traurigen Blick in die Theilnahmlosigkeit, den Eigennutz und die Härle eines Theils der Mitglieder unsers Bauernstandes. Dieselben Mitglieder hören auch nicht auf den Bett lern zu geben, aber sie geben nicht aus wahrem Mitleid, sondern aus Eitel keit, Furcht und andern unlauter» Beweggründen, während sie oft nach langem Weigern und mit widerstrebendem Herzen den von ihnen gefoderten verhältnißmäßig geringen Beitrag in die Armenkasse geben. Auf solchen Gaben ruht kein Segen, und wie dem Scherflein der armen Witwe ein besonderer Segen verheißen ist, so ruht er auf der Gabe des Reichen auck nur dann, wenn sie aus Liebe und christlichem Mitleid gegeben ist." Baiern, -j-München, 2. Oct. Eine Versammlung der hiesigen Aerzte hat also auf den Antrag des Ministers v. Neigcrsberg die Cholera als Epidemie pvr mssor-r für erloschen erklärt. (Nr. 232.) Interessant ist dabei die Angabe eines Münchener und zwar nicht mit polizeilichem Beschlag belegten Blatts über die Art und Weise, wie der erwähnte Majoritätsbeschluß zu stande kam. Der münchener Volksbote berichtet nämlich: Anfangs habe sick über die Cholera nur ungefähr die Hälfte der Aerzte dafür erhoben, ihr „den Garaus zu erklären". Die übrigen hätten stillgesessen, sich rechts und links umgeschaut, was Dieser und Jener thue. Nachher erst habe so all- mälig Einer nach dem Andern sich noch aufgerichtet, sodaß zuletzt von den Gegenstimmenden nur drei „fest bei ihrer Ueberzeugung geblieben seien". Im Ganzen sollen etwa 100 Aerzte versammelt gewesen sein. „Aber", meint der Volksbote in seiner derben Weise, „die Cholera scheint was gehört zu haben, wie es mit selbigem Doctorcnbeschluß gegen sie zugegangen ist, und kehrt sich nicht daran." — In Preßsachen ist pv8l tot clworimiua ne- rum wieder einmal ein Novum zu melden. Das Stadtgericht Nürnberg hat erkannt, daß Nr. 6, zweite Lieferung der Taschenbibliothek „Die Reise-, Zeit- und Lebensbilder", Verlag von G. Fröbel in Rudolstadt, im Vor wort Stellen enthalte, durch welche die Bestimmungen des Art. 19 des Preßstrafgesetzes verletzt seien, und die Unterdrückung des bezeichneten Vor worls in den beschlagnahmten 20 Exemplaren durch Herausschneiden dessel ben verordnet. — Der Verfasser der münchener Corrcspondenzen in der augs- burger Allgemeinen Zeitung, welche die österreichischen Fragen beim Bundestage betreffen (Nr. 231 u. 232), soll ein vr. Hersch sein, der diesel ben nach unmittelbaren Weisungen aus dem Cabinet des Hrn. v. d. Pfordten anfertigen soll. Oesterreich. -j-Wien, 3. Oct. Es ist zwar sehr gut, wenn die deutschen Bundesstaaten Oesterreich ihren bewaffneten Beistand für den Fall zugesagt haben, daß Rußland dasselbe angriffe; allein selbst dieses Versprechen hat für uns große Gefahren. Es gibt uns ganz der Diskre tion der Russen preis. Greifen sie uns an, so sind wir für eine längere Zeit ohne Hülfe; denn unsere deutschen Bundesgenossen wollen erst dann mobilmachen, rüsten und marschiren, wenn die Russen uns angreifen. Ehe nun die deutschen Contingcnle zusammen sind und in Ungarn und Galizien ankommen, würde der Hauptschlag schon geschehen und im unglücklichen Fall unser Heer schon zur Flucht genölhigt sein. Jedenfalls käme die deutsche Hülfe zu spät und es würde um so schwieriger sein, die Russen zu besie gen, als Oesterreich dann schon bedeutend geschwächt wäre. Nun scheint man zwar den Fall einer russischen Offensive für unmöglich zu halten, und allerdings hat Rußland versprochen, sich auf die Defensive zu beschränken; auch hat es wahrlich schon Feinde genug gegen sich, als daß es noch neue sich zuziehen sollte. Allein wer kennt nicht die Zrgvou kckes der Russen und weiß nicht, daß das Unwahrscheinliche oft gerade am ersten geschieht UeterdieS nimmt der Heereszug der Russen, sogar ihrer Garden, die Rich tung nach der Weichsel, was der nächste Weg nach Galizien, Krakau und Wien ist. Unter diesen Umständen ist unsere Lage kritisch. Der Russe mar- schirl gegen uns und der Deutsche bleibt zu Hause, rüstet sich nicht ein mal. Der Letztere will uns wol helfen, aber erst, wenn der Erstere in unser Land einfällt. Dann hat cs aber der Russe von Krakau bis Wien so weit als der Hesse und weiter als der Mecklenburger, der überdies aus Liebe oder Scheu vor den Russen ganz zu Hause bleiben will. Hoffen wir da her, daß Deutschland sich zu schleuniger Hülfe für uns entschließt. — Dem Nürnberger Correspondenten schreibt man auS Wien: „Aus der bestunterrichteten Quelle kann ich Ihnen mittheilen, daß bereits wieder eine Note des österreichischen Cabinets nach Berlin abgegangen ist, worin
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