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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 17.03.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-03-17
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-188103170
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-18810317
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-18810317
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-03
- Tag1881-03-17
- Monat1881-03
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Nur junge, in ihren Erfahrungen noch nicht gereifte Fanatiker sind die Träger des Nihilismus, dessen totale Vernichtung nun mehr hoffentlich besiegelt worden ist. Der Sohn Ale xanders wird sicher nicht ruhen, bis er Rußland von dem Makel befreit hat, der auf ihm durch die Werke dieser Auswüchse der menschlichen Gesellschaft lastet; ist es doch ein grauenvoller Abgrund, in den man blickt, wenn man das Treiben der Nihilisten ins Auge faßt. Bezüglich der Verdienste des ermordeten Czaren um sein Land braucht man sich nur der Lage Rußlands zu er innern, als Alexander kl. am 2. März 1855 den Thron bestieg. Die Geschichtsschreibung wird anerkennen müs sen, daß Alexander ll. mit ernstem Sinne cs als seine höchste Pflicht betrachtete, das große, der Civilisation bis dahin so gut wie verschlossene Reich von innen heraus zu reformieren und auf eine höhere Stufe zu heben; er gab 25 Millionen seiner Unterthanen durch Abschaf fung der Leibeigenschaft die Freiheit und war immer be strebt, die wirtschaftliche Reform weitcrzuführen. Seine Lem Auslande gegenüber verfolgte Politik war eine friedliche, das wird namentlich stets in Deutschland, des sen aufrichtiger Freund er war, anerkannt werden und selbst der große Kampf, wie ihn der letzte Ortentkrieg brachte, war ihm mehr durch die allgemeine Stimmung des Volkes aufgcuötigt worden, als seinen eigenen Wün schen entsprungen. Und dieser milde, edelmütige Herr scher wird nach Tyrannenart meuchlings in entsetzlichster Weise aus dem Leben gerissen und sein Vorgänger Ni kolaus, der Mann von Eisen, der rücksichtsloseste Ver treter des Despotismus in unserm Jahrhundert, ver- ! schied wie der friedlichste Privatmann auf seinem Lager I — Eine schwere Aufgabe fällt dem neue» Czaren Ale xander Alcxandrowitsch III. zu. Ueber 80 Millionen Menschen des Czarcureiches soll er das Scepter führen und nur 3j Millionen von ihnen sind des Lesens und Schreibens kundig! Wo soll zuerst die bessernde Hand angelegt werden? Bleibt er den früher geäußerten Ue- berzeugungen treu, so ist zu erwarten, daß er die Gou- verncmentslandschaften zu einem allgemeinen Landtage nach Petersburg beruft, uni aus ihrem Munde die Not stände und Wünsche zu erfahren. Ob er zuvor die Axt t,-svotis-be Willkür der niedern wie her höchsten Lamten N und hier mit Entschlossenheit auf Rei- Zaung drohen und mit Beseitigung der Kyrruptwn in jenen Kreisen dem Nihilismus am besten entgegenw.rken '^Zun" Attentate liegen noch folgende wesentlicheren mehrfach erzählte Geschichte, in der Pillen eine Rolle spielen, scheint sich zu bestätigen. Dre. oder vier Taae vor dem Attentat erhielt der Leibarzt des Kaisers, Professor Botkin, unter verschiedenen anderen Meyikg- menten, die ihm täglich für den Kaiser übersandt wur den, eine in Papier gewickelte Schachtel, auf der das Wort „Pillen" geschrieben stand. Als Botkin den Fa den durchschnitt, hörte er eine schwache Detonatiyn. Bei der Untersuchung der Schachtel fand der Chemiker eine Zündmasse vor, die genügt hätte, um vier Personen zu töten, wenn nicht die Zündschnur gelitten hätte. Ein Extrablatt des „Regierungsanz." vom 15. bringt die folgende Meldung des Ministers des Innern : Einer der Hauptorganisatoren des letzten Attentats, welcher am 11- März arretiert worden, gestand seine Mitwir kung bei der Ausführung des Verbrechens ein und be zichtigte den ergriffenen Russakoff, welcher die erste Bombe warf, als den Anstifter; in der Person eines zweiten In dividuums, welches augenscheinlich die zweite Bombe warf und am Thatorte tödliche Verwundungen erhielt, erkannte Russakoff bei der Vorzeigung des LeichnawS dieselbe als die seines Mitschuldigen. Die Wohnung, woraus Russa koff und sein Genosse die Sprengbomben erhielten, wurde in der Nacht zum 15. aufgefunden, als die Obrigkeit behufs Untersuchung daselbst ein mit ihm zusammenwoh- nendcs Frauenzimmer arretierte. In der Wohnung wurden metallne Sprenggeschosse aufgefunden. Eine fernere Proklamation besagt, daß das verbrecherische At tentat durch zwei Personen ausgeführt worden. Um 11 Uhr morgens erschien in derselben Wohnung ein junger Mann, welcher sofort arretiert wurde. Bei der Arre- , tierung gab er 6 Rcvolvcrichüsse ab, wodurch 3 Poli zisten verwundet wurden. Der vollständige Name des Verbrechers ist Nicolai Jmanoff Russakoff, aus Tischwin gebürtig, IS Jahre D°r>elbe genoß seine erste Ausbildung in der Kreis schule zu Wytegra, besuchte dann die Realschule in Tsche- repouutz und trat 1879 in das Berginstitut zu Pete?s- Äwcn'mcl^ seit Dezember 1880 kiiw Vor- lcwugcn mehr. Bei der Katastrophe am 13 d wur- Die Köln" A Prionen verwundet, 2 starben. März - Des Kauc?« Petersburg vom 14. -—so' E Rapers Leiche wurde heute 4 Uhr morgens Die Ermordung des CzarM drängt alle übrigen Ereignisse in den Hintergrund. Den gestern aus den verschiedensten Ländern mitgetcilten Kund gebungen des Abscheues vor der Schandthat und der lebhaftesten Teilnahme folgten inzwischen weitere gleiche «eußerungen der Presse dieser und anderer Länder, und wenn auch noch zunächst die Einzelheiten des Verbre chens behandelt werden, so kommen doch schon Auslas sungen über die Folgen desselben für Rußland wie für das übrige Europa wegen der unter dem neuen Czaren zu erwartenden Gestaltung der äußern Politik des mäch tigen Reiches. Wir begnügen uns, hier die Aeußerung der „Times" wicdcrzugeben. Das Weltblatt schreibt: Die große Freundschaft zwischen Kaiser Wilhelm und dem verstorbenen Czaren sei ein Pfand gewesen für die Sicherheit des europäischen Friedens. Das Blatt hegt die Hoffnung, der neue Kaiser werde einsehen, wie wich tig cs sei, ein gutes Einvernehmen zwischen Rußland und Deutschland zu kultivieren, und wie empfehlenswert cs in dieser Hinsicht sei, dem Beispiele seines Vaters zu folgen. An der berliner Börje lagen gestern Depe schen aus Petersburg vor, nach welchen Alexander III. dem Kaiser Wilhelm bereits die Versicherung der Fort dauer der freundschaftlichen Beziehungen des russischen Reichs zu Deutschland übermittelt habe. Bezüglich der inner» Politik meldet ein Petersburger Telegramm, der Czar habe einzelnen empfangenen Personen gegenüber gejagt, er besteige den Thron unter peinlichen Umstän den, er sehe aber mit Vertrauen der ehrlichen Mitwir kung aller Patrioten entgegen und werde sich bemühen, die Liebe ganz Rußlands in dem Maße zu erwerben, wie dieselbe seinem verstorbenen Later zu Teil gewor den sei. Parlamentarische sympathische Kundgebungen für den toten Czaren erfolgten außer den gestern schon gemelde ten auch in Belgien und in den Vereinigten Staaten; der Senat zu Washington nahm einstimmig eine Reso lution an, welche den Abscheu über die Ermordung des Kaisers Alexander ausdrückt und der russischen Regie rung und dem russischen Volke das Beileid ausspricht. Die Resolution gedenkt der freundschaftlichen Beziehun- qen zwischen Amerika und Rußland, welche der verstor bene Kaiser stets gefördert habe. Die Legislatur von New-Jork nahm eine analoge Resolution an, welche die Verdienste des Kaisers Alexander um Amerika während des Bürgerkrieges, sowie um die Bauernbefreiung und Lie Befreiung Bulgariens hcrvorhebt. Der Tod des Kaisers wird mit dem Tod des Präsidenten Lincoln verglichen Nur die französischen Kommunards haben ÄmtsülM Aönigj Ai», lein", rief ich. — Das Mävchen gehorchte, zitlernd und zagen». „Nun vorwärls", rief ich laut; ich mnßle mir Luft machen, denn mein Herz pochte vor Entzücken zum Zer springen; was ich empfanv, als ich die süße Last, deren starker Schutz ich war, durch Wind unv Weiter auf jener einsamen Straße dahiulrug, das kann ich mit Worten nicht schildern; ich hätte aber mit den Engeln im Himmel nicht getauscht. Das Mädchen schmiegte sich an mich, sie konnte nicht anders; beim Gehen zog ich meinen Plaid fester um sie, ich merkte, daß sie allmählich sich erwärmte, denn ihr Zittern ließ nach. Kühn ging ich vorwärls; ohne Rücksicht auf meine seinen berliner Stiefel, meine eleganten Unaussprechlichen, stampfte ich durch den hoch ausspritzenden Schmutz, fühlte, wie mir das Wasser in die Stiesel Hineinlies, fühlte, wie bald kein trockener Faden mehr an mir war, fühlte, den Schweiß von der Stirne rinnen, die Brust schneller atmen, aber ich stürmte weiter durch dick und dünn, denn ich fühlte auch, daß ich mein ganzes Glück aus den Armen trüge, und dies herrliche beseligende Ge fühl empfindet man nicht alle Tage. Da erschienen die Lichter des Dorfes, ich hörte die Nnterwegs. Novelle von kort W. He in au. (Fortsetzung.) Glühende Nöl- übergoß das liebliche Gesichlchen des Mädchens; ich sah, wie in ihr mädchenhafle Scham und Scheu mil der Angst vor dem entsetzlichen Wege kämpften; sie zauderte, sie blickte auf zu mir, sie schlug die Augen wieder herab und atmete schneller; da sprach ich leise, indem ich meiner Stimme einen möglichst in nigen Kiang zu geben versuchte: „Fräulein Helene, haben Sie Verlrauen zu mir, — zu mir, dem Fremden?" Mit gepreßter Stimme und einem unbeschreiblichen Blicke ihrer dunklen Kinderaugen erwiderte sie: „Ja." «Dann bitte, treten Sie kühn auf diesen Stein." — Es war ein alter verwitterter Chausseestein, wie es schien. Schweigend trat sie hinauf; noch einmal warf sie "" jener Blicke zu, die das Herz, zumal eines Referendars, der, was selten, noch nie geliebt, in Helles Feuer setzen können ; ich beugte mich herab, aller möglichen Diskretion, aber fest und ent- schlosseiyhob ich die zarte Gestalt empor. „Schlingen Sie Ihren Arm um mich, mein Fräu- Hunde bellen; die Gegend verriet wieder Lebe» und der Himmel klärte sich aus; hoch oben zeigten sich die ersten Sterne. „Bitte, lasten Sie mich jetzt herab", klang die leise Stimme meiner Schutzbefohlenen. Da der Weg trocken wurde, wir auch in der Nähe des Dorfes waren und ich doch schließlich ein wenig matt geworden war, so willfahrte ich dem Wunsche und ließ langsam und vor sichtig das Mädchen herabgleiten. Die Lungen arbeiteten in mir, die Anstrengung machte sich jetzt erst geltend und ich wollte einmal hoch ausatmen, als meine Begleiterin ihre kleine Hand, von der sie den Handschuh gestreift, mir fest auf den Mund legte. „Um Gottes Willen, schließen Sie den Mund; die Lust könnte Ihnen schaden", sprach sie ängstlich und schnell. Ich ließ mir dies reizende Mittel, mich zum Schweigen zu bringen, wohl gefalle», hielt mit der linken Hand mein Taschentuch vor die Lippen und wollte eben meinen rechten Arm mit stummer Geberde der Dame anbieten, als sie meine rechte Hand faßte und unter einem leisen gleichwohl wie ein elektrischer Schlag durchzuckte, zu Rir sprach : „Meinen innigsten Dank
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