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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 15.06.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-06-15
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-188106154
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-18810615
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-18810615
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-06
- Tag1881-06-15
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— S78 — auch heute Abend in öffentlicher Versammlung im Be- nedixschen Saale hierselbst einer der namhaftesten Ver treter der Partei im Reichstage, Hr. Prof. vr. Günther aus Nürnberg, über die Bedeutung jener Wahlen, über ein Thema also, welches angesichts der Ablehnung verschie dener eingreifender Vorlagen der Reichsregierung vom Reichstage von solchem Interesse ist, daß wohl zahlrei cher Besuch der Versammlung zu erwarten steht. s Bei dem gestrigen, im Nachmittag durch Gewitter und Regenfall beeinträchtigten Vogelschützenfeste gelang es dem Vorsteher der Gesellschaft, Hrn. Emil Zschockelt, die Spindel zu räumen und seinem Amte noch die Kö nigswürde zuzufügen. f Ein Leipziger Korrespondent der Chemn. Ztg. be stätigt auf Grund an zuverlässiger Quelle eingezogener Erkundigungen, daß die sozialdemokratischen Abgg. Vahl teich und Fritzsche sich mit ihren Familien nach Amerika eingeschifft haben, bez. Vahlteich mit seiner jungen Frau, während sein Sohn aus erster Ehe, der das kgl. Gym nasium zu Leipzig besucht, dort verblieben ist. — Der Staatsminister a. D. und Minister des königlichen Hauses, vr. v. Falkenstein, feiert morgen in überaus seltener geistiger Frische sein 80. Geburtsfest. — Die Kircheninspektion über Vielau (bei Zwickau) hatte einem Bergarbeiter daselbst, weil derselbe die Taufe seines Kindes verweigert gehabt, die kirchlichen Ehren rechte entzogen. In einer Eingabe an die Kircheninspek tion hatte der Bergarbeiter die betr. Verfügung „nichts würdig" genannt. Die kirchliche Behörde stellte Straf antrag und der Bergarbeiter wurde vom Zwickauer Schöffengerichte zu 10 Tagen Gefängnis verurteilt. — Mitte nächsten Monats wird auch bei uns nach längerer Zeit wiederum ein Komet sichtbar sein. Der große Koinet, der vom 22. September 1807 bis zum 27. März 1808 sichtbar gewesen, ist wider Erwarten ain 1. d. nachts vom Astronomen Gould in Buenos- Ayrcs wieder entdeckt worden. Im mittleren Europa ist er vorläufig noch nicht zu sehen, sondern hier auch etwa erst in einem Monat, zu welcher Zeit er mit blo ßem Auge sichtbar wird. — Auch die Schuhmacherinnung zu Plauen i. B. feiert demnächst — am 24. d. — das Jubelfest ihres 400jährigen Bestehens und wird dasselbe besonders glän zend gestalten; bis jetzt haben schon 20 auswärtige In nungen ihre Beteiligung zugesagt. — Die Struvesche Miueralwasserfabrik in Dresden feierte kürzlich ihr 50. Jubiläum. Diese Fabrik ist die Muttcranstalt aller Mineralwasserfabriken in Deutsch land und ihr Begründer war der Großvater des jetzigen Inhabers. Der Begründer jener Fabriken war der Er finder der künstlichen Mineralwässer überhaupt. Ein Unglück, das ihn ereilte, wurde zu seinem Glück, wurde die Grundlage seines bedeutenden Vermögens. Er war Apotheker und bei der Füllung eines Ballons mit Blau säure verletzte er sich. Er mußte nach Karlsbad und nach Marienbad gehe» und dort kam ihm die Idee, Mineralwasser künstlich herzustellen! Das war im Jahre 1808, und ini Jahre 1818 war er so weit, daß er eine Fabrik für künstliche Mineralwässer einrichten konnte, die sich bald allüberall Eingang verschaffte. Abgesehen von den Mineralwässern zur Kur, erfand er auch das künst liche Selter- und Sodawasser, das heute in aller Welt getrunken, in aller Welt fabriziert wird. Die Struve sche Fabrik in Dresden, die erste, in der Mineralwässer künstlich hergestellt wurden, setzt indes trotz der Konkur- die Unsicherheit noch zu vergrößern. Jedenfalls ist es auch zu empfehlen, sich mit allen Mitteln und Wegen bekannt zu machen, wie man bei einem ausbrechenden Brande am besten aus seiner Wohnung gelangen kann. Häufig bieten Gänge, Nückgebäude, Dächer von Nach barhäusern noch einen Rückzug, wenn das Treppenhaus schon in Brand geraten ist. Sehr zu empfehlen ist es, sich in den Gasthöfen, in denen man logiert, noch bei Tage oder doch vor Schlafengehen umzusehen, welche Ausgänge man bei einer Feuersbrunst haben würde, denn gerade In solchen Gebäuden mit vielen Bewohnern ist meistens die Konfusion im Unglücksfall eine ganz außerordentliche. Eine empfehlenswerte Regel ist, die Wertpapiere immer an dem gleichen Platze aufzuheben, um sie im Brandfall im Nu bei der Hand zu haben. Ebenso verwahrt man Gold- und Silbersachen am bes ten in Kästchen, die leicht fortzunehmen sind. Wer in oberen oder schwer zugänglichen Stockwerken wohnt, »Hut gut, sich eine Leine anzuschaffen, um bei Mangel eines anderen Rückzuges seine Familienglieder an diesem Rettungsseile herablassen und sich dann auch selbst flüchten zu können. Dieses Requisit muß an einem bestimmten Platze ausbewahrt und darf nicht zu anderen Zwecken, wie als Waschleine u. dgl. benützt werden. Das erste Gebot im Brandfall ist: „Verliere die Besinnung nicht, wenn du mit Erfolg helfen willst." Man mache sich vor allem darüber klar, daß ein Feuer ohne Luft nicht brennen kann und daß ein Feuer um so lebhafter wird, je mehr man ihm durch thörichtes renz, die ihr seitdem entstanden ist, drei Millionen Fla schen pro Jahr um. — Berichtigend wird heute aus Lengenfeld mitge teilt, daß der gestern erwähnte Kommunarbeiter sich nicht mit der von ihm verlangten Axt lebensgefährlich geschla gen hat, sondern an seiner Krankheit, Lungenentzündung, gestorben ist. — In Zschöllau bei Oschatz entgingen am Freitag Nachmittag eine Anzahl Maurer, welche in der am Bahnhof angelegten neuen Brauerei mit dem Ausmauern des Eiskellers beschäftigt waren, einer großen Gefahr. Kurz vor dem Wiederbeginnen der Arbeit (die Leute hatten gevespert und waren diesmal im Gegensatz zu sonst ins Freie gegangen) stürzten drei schon fertig ge wölbte Bogen zusammen. Ob dem Bauunternehmer eine Schuld an dem Einsturz beizumessen oder ob die feuchte Witterung die Ursache an dem Unfall, ist noch nicht festgestellt. — Es ist genugsam bekannt, in welch wunderlicher Weise der Blitz zuweilen Ableitung sucht. Bei einem der letzten heftigen Gewitter befand sich ein Ochsenjunge mit dem ihm anvcrtrauten Geschirr auf den Fluren bei Großsteinberg bei Grimma, als ein Blitzstrahl beide Ochsen tötete, dem Ochsenjungen aber den einen Stiefel buchstäblich vom Beine riß und damit zugleich dem ar men Burschen eine Knochenverletzung zufügte. — Während wir hier in diesem Jahre selten einen Maikäfer zu sehen bekommen, treten dieselben nach einer Nachricht vom Rhein daselbst in großen Massen auf. In der Bürgermeisterei Bassenheim (Reg.-Bez. Koblenz) sind im Laufe der letzten vier Wochen eingesammelt und getötet: 34100 Liter oder 341 Centner Maikäfer, wo für an Sammellohn bezahlt wurden ca. 1700 M. Die Gemeinde Kettig allein sammelte 120 Centner der so schädlichen Tiere, die übrigen Gemeinden 40, 30 rc. Ccnt- ner. Die Haufen der in Verwesung übergehenden toten Maikäfer wurden mittels Eisenvitriol desinfisziert. Bom Reichstage. In der Sitzung vom 13. Juni wurde in erster und zweiter Lesung die Handels-Konvention mit Rumänien zenehmigt. In der dabei geführten Debatte machte Zasker daraus aufmerksam, daß derselbe Vertrag vor 3 Jahren unerledigt geblieben ist, da nicht mit Sicherheit estzustellen war, ob alle Deutschen ohne Unterschied des religiösen Bekenntnisses in Rumänien gleichberechtigt seien, welche Frage inzwischen der Berliner Kongreß erledigt habe. Während v. Schalscha und v. Minnigerode von dem Vertrage eine Zunahme der Einwanderung der Ju den befürchteten, empfahl Lingens, den Strom der deut- chen Auswanderung nach den untern Donauländern, na- nentlich nach Rumänien zu lenken, und Lasker und Richter- Hagen wiesen Minnigerodes Versuch, dieAntisemitenfragein den Reichstag hineinzuspielen, energisch zurück. Beider dar nach folgenden dritten Beratung des Stempelsteuergesetzes wurde ein Antrag v. Wedells, dahingehend, die Schluß noten mit pro Mille, bei Zeitgeschäften mit pro Mille zu besteuern, mit Stimmengleichheit (126 gegen 126) abgelehnt, ein Antrag v. Lerchenfelds, nach welchem der Steuersatz für die Schlußnoten 20 Pfg., bei Zeit geschäften 1 M., für Rechnungen 20 Pfg. beträgt, an genommen, das Stempelgesetz im übrigen durchweg nach den Beschlüssen der zweiten Lesung angenommen und in der Schlußabstimmung das ganze Gesetz genehmigt. Die Resolution, betreffend die Aufhebung der Staatslotterien, Ausreiben von Fenstern und Thüren Lust zuführt. Je mehr man aber dem Feuer die Luft abschneidet, desto eher erlischt es. Bei vielen Feuersbrünsten gilt daher die Losung „Ersticken". Wer sich dies Wort recht ein prägt, wird auch im Besitze der Mittel zur Abhilfe sein. Da jede Flamme aus nach oben steigenden glühenden Gasen besteht, so ist für einen in Brand geratenen Menschen das erste Gebot, sich sofort auf den Boden zu werfen, um die oberen Kleider und Körperteile vor den schon brennenden tieferen zu schützen. Der in Brand Geratene thut am besten, wenn er sich am Bo den wälzt, um so die Flammen zu erdrücken. Ist aber eine andere Person zugegen, so besinne sich dieselbe nicht einen Augenblick, den brennenden Körper mit den zur Hand befindlichen Stoffen, die zur Erstickung des Feuers geeignet sind, zu bedecke», z. B. mit Teppichen, Tisch decken u. s. w. Man befürchte doch ja nicht, daß sich diese Gegenstände selbst entzünden werden. Sehr zu empfehlen ist allen Familienvätern, daß sie ihre Söhne, sobald sie das 18. Lebensjahr erreicht haben, zum Beitritt zu einer freiwilligen Feuerwehr veranlassen. Neben dem Umstand, daß der junge Mann zum Gemeinsinn, zur Opferwilligkeit und zur Menschen liebe herangezogen wird, schafft sich auch jede Familie einen tüchtigen Schutz im Falle der Not, denn der Feuerwehrmann, der es sich zum Berufe macht, seinen Mitmenschen Hilfe im Brandfalle zu bieten, wird auch bei solchen im eigenen Hause nicht erschrecken und die rechten Mittel ergreifen. wurde mit 123 gegen 101 Stimmen abgelehnt. Schließ lich begann das Haus die dritte Lesung der Zolltarif novelle, betreffend Weintrauben und Mehl, und erledigte die Generaldiskussion, wobei Rickert und Richter gegen, v. Ow und v. Kardorff für die Vorlage sprachen. Die darnach abgebrochene Beratung wurde in einer Abend sitzung fortgesetzt und in dieser der Mehl- und Wein traubenzoll unverändert angenommen und darnach auch in dritter Lesung der Wollwarenzoll mit. dem Windt« korsischen Anträge, wonach Wollwaren nach dem bis Inkrafttreten des Gesetzes erhobenen niedrigeren Zoll ciuzulassen sind, sobald nachgewiesen wird, daß sie vor dem 2b. Mai d. I. bestellt waren. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. — An dem nämlichen Tage, an dem Kaiser Wilhelm Berlin verließ, nm sich zum Kurgebrauche nach Enis zu begeben, hat auch Kaiserin Augusta ihren bisherigen Aufenthaltsort Baden-Baden mit Koblenz vertauscht. — Die heutigen Nachrichten über den Zustand des Fürsten Bismarck lauten ungünstiger; teilweise wird so gar der Ausdruck von Besorgnissen laut. Der Tempe raturwechsel der letzten Tage ist von sehr nachteiligen' Folgen für das neuralgische Leiden des Kanzlers begleitet gewesen und die hinzugetretene Venen-Entzündung soll sich in äußerst schmerzhafter Weise äußern. Schon seit mehreren Tagen hat der Patient das Bett nicht mehr verlassen. — Fürst Milan von Serbien ist am Freitag Abend von Berlin nach St. Petersburg abgereist. — Im Reichstag sind die Dispositionen nunmehr so getroffen, daß mit Zuhilfenahme von Abendsitzungen die notwendigen Arbeiten bis Ende dieser Woche erle digt sein können. Und da die Reichsregierung schwerlich einen Grund hat, einer derartigen Beschleunigung der Geschäfte in den Weg zu treten, so wird Sonnabend, der 18. d„ als voraussichtlicher Schlußtermin der Ses sion betrachtet werden dürfen. Eine Aenderung dieser Berechnung könnte mir eintreten, wenn etwa die Frage des Hamburger Zollanschlusscs noch an den Reichstag gelangte. Dies gilt indeß, entgegenstehenden Gerüchten zum Trotz, für höchst unwahrscheinlich. — Am 11. d. wurde die Niederlegung der alten Fe stungswerke von Köln, welche eine Ausdehnung der Stadt verhinderten, mit einem festlichen Akte begonnen. Tau ende zogen zu der betreffenden Stelle, um die erste Mauerbresche in Augenschein zu nehmen. Der Ober bürgermeister empfing auf die telegraphische Benachrich tigung von der begonnenen Niederlegung der Stadt mauer unverzüglich folgende Antworten: 1) „Telegramm erhalten und wünsche ich der altberllhmten Stadt neues Glück und Gedeihen im erweiterten Spielraum, v. Bismarck." 2) „Herzlichen Dank. Möge der heutige Tag dem alten Köln zum Segen gereichen! Kamcke." — Die Ausführung des Projekts, Nord- und Ostsee durch einen Kanal zu verbinde«, gewinnt seit kurzem wieder mehr an Wahrscheinlichkeit, und zwar scheint das Bartlingsche Projekt die meisten Aussichten zu haben; diese Linie ist 14 km kürzer als die Linie des Dahl- tröhmschcn Projekts. — Im Jahre 1880 betrug die Gesamtzahl der deutschen Auswanderer nach überseeischen Ländern 106190, darunter 63778 männlichen, 42412 weiblichen Geschlechts. Davon aus Westprcußen 12030 Personen, aus Pom mern 10599, aus Posen 10187, aus Schleswig-Holstein 6390, aus Hannover 7371, aus dem übrigen Preußen 21102, zusammen aus dem Königreich Preußen 67 679, aus Bayern 10129, aus Württemberg 8716, aus Ba den 4867, aus Hessen 3032, aus Mecklenburg 1628, aus Oldenburg 1001, aus Hamburg 1497, aus dem übrigen Deutschland 7641 Personen. Hiervon gingen 51627 über Bremen, 42787 über Hamburg, 552 über Stettin, 11224 über Antwerpen. Das Ziel der Aus wanderung war für 103116 Personen die nordamerika nische Union, für 2119 Personen Brasilien. — In der Petroleumindustrie der Lüneburger Haide herrscht reges Leben. Die Bremer Bohrgesellschaft hat Unf Bohrlöcher im Betriebe. In Peine wird eine Raf- inerie gebaut, die in einigen Wochen fertig werden und >ann ununterbrochen im Betriebe sein soll. Eine eng lische Gesellschaft, welche ein großes Stück Land erwor ben hat, will in kurzer Zeit mit Bohrvcrsuchen beginnen. Tchtveiz. — Die Regierung des Kantons Zürich hat die Ab haltung des für den September d. I. nach Zürich ein berufenen internationalen Sozialistenkongresses verboten. Frankreich. — Wie aus Tunis gemeldet wird, hat der Bey >em französischen Ministerresidenten Roustan seinen Höch te» Orden verliehen und dabei gesagt, er thue dies nicht allein, um ihm einen Beweis seiner Genugthuung zu geben, sondern auch zum Pfände der Treue, womit er den jetzt zwischen beiden Ländern bestehenden Pakt bs-
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