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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 14.12.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-12-14
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-188012148
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-18801214
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-18801214
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-12
- Tag1880-12-14
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^»«kenbc^cr Lag,./,/ F »»s ^ztrksa»^ M 294 Dienstag, den 14 December.' 488V Amtsblatt -er König!. Amtshauptmannschaft Flöha, -es König!. Amtsgerichts und -es Stadtraths M Frankenberg. Erscheint täglich, mit Ausnahme Wr Sonn- und Festtage, Abends für den folgenden Tag. — Jnseräten-Annahme für die jeweilige Abend-Nummer bis Vormittags I» Uhr. Zu beziehen durch alle Postanstaltcn. Preis vierteljährl. 1 50 H. Einzelne Nummern 5 H. Inserate werden mit s Pf. für die gespaltene CorpuSzetle oder deren Raum berechnet. Geringster Jnseratenbebrag L0 Pf. Com« plicirte oder tabellarische Inserate nach Uebereinkommen. 22. öffentliche Sitzung -es Stadtverordneteu- Colleginms Dienstag, den 14. Decvr. 1880, Abends 6 Uhr. lußksoränuuAr 1) Eingänge. 2. Ratsbeschluß, „Darlehn für den Kirchenreparatur- und Orgelbau betr." 3. Bericht über die Thätigkeit des Stadt- verordneten-Collegiums im Jahre 1880. Hieran 2 Gegenstände in geheimer Sitzung. Der Stadtverordneten-Vorsteher. vr. Meding. Abonnements auf die tm noch erscheinende« Nummern, in welchen wir unsern Lesern die Nieritz'schen (bis her noch ungedruckten) „Weihnachtsbtlder" bieten, werden zum Preise von SO Pfg. (von heute an) «och entgegengenommen. .gevenktage aus großer Zeit. 4. Decbr.: In großer siegreicher Schlacht bei Orleans wird unter Prinz Friedrich Karl's Oberleitung die Loire armee völlig geschlagen und zersprengt, Orleans wieder- besetzt. — Gefecht sächsischer Grenadiere, Jäger, Tavallerie und reitender Artillerie bei St. Jean Frenelle und EcouiS. 5. Decbr.: General Gäben besetzt Rouen nach mehrtä gigen siegreichen Gefechten. 8. Decbr.: Siegreiche heftige Schlacht der Truppen des GroßherzogS von Mecklenburg gegen verstärkte Reste der Loirearmce unter General Chancy bei Beaugency, die am 9. Decbr. fortgesetzt werden. — Truppen der Armee Manteuffel'« besetzen den Seehafen Dieppe an der Nord- Der Reichskanzler über die Judensrage. Die allgemein für officiös geltenden „Grenz boten" haben kürzlich neben dem berüchtigten säch sischen Artikel einen andern Aufsehen erregenden gebracht, den man dem Fürsten Bismarck oder wenigstens ihm sehr nahestehenden Kreisen zu- fchreibt und in welchem dieser thatsächlich seine Stellung zur Semitenfrage kund zu geben scheint. Wenn diese Vermuthung begründet ist, so stände der Reichskanzler in dieser Angelegenheit weder auf dem Standpunkte Virchow-Richter-Nickert's, noch auf dem v. Treitzschke's, noch auf dem Stö- cker's. Ersteren macht der Artikel Mangel an Scharfblick zum Vorwurf und Einfältigkeit, die sie zu dem Argwohn verleitet hätten, die Anti semitenagitation sei von Bismarck angeregt und gutgeheißen; er sagt ihnen zugleich, daß der Kanzler dieser Bewegung gänzlich fern stehe, wenn auch (und das ist die Hauptsache!) sein freier Blick ihn in der Judenfrage nicht zum Anhänger der fortschrittlichen Dogmen mache. Dieser Satz wird Herrn Stöcker schon ein wenig jubeln gemacht haben; doch folgte auch ihm der hinkende Bote bald nach, indem dieser selbe „freie Blick", wie es weiter heißt, den Kanzler „wohl aber die Rohheit in der Beur- theilung des Juden als Menschen, von welcher die antisemitische Bewegung sich nicht freihalte, schwer verdammen läßt". Schmerzlich berührt haben wird den Hofprediger auch die herbe Kri tik, welche ihm vorwirft, nichts gethan zu haben, als „eine zusammengewürfelte, unzurechnungs- „fähige Maffe ohne Prozeß zur moralischen Ver- „urtheilung aufzurufen und den Haß dieser Masse „um so gefährlicher zu entflammen, als er ihr „nirgends den Weg zur Besserung der beklagens- „werthen Zustände gewiesen Hal". Der Artikel wirft ihm ferner vor, „daß er sich nicht einmal zu /,den Forderungen der Antisemitenpetition zu deken- ,nen gewagt, nur den vierten, ganz werthlosen "Punkt befürwortet, die übrigen widerrathen zu „haben behauptete, aber doch die Petition unler- „zeichnet und auch den Versuch gemacht habe, „die Unterschrift abzuleugnen". „Und dieser „Mann, so unsicher in seiner Einsicht" — heißt es weiter — „läßt sich einen zweiten Luther „nennen, ohne vor dem Gefühle der Verantwor- „tung in die Erde zu sinken." Wie man sieht, kommt Hr. Stöcker sehr schlecht weg, und zum Ueberfluß ist der Artikel auch noch so indiskret, zu verrathen, daß die antisemitische Bewegung, die sich mit Vorliebe als eine unter der Protection Bismarck's stehende hinstellte, von den specifischen Feinden des Kanzlers, von den Uitramontanen und der äußersten Rechten der deutsch-konservativen Partei, ausgehe. Die Quintessenz der ganzen offiziösen Auslas sung in den „Grenzboten" ist keineswegs eine der fraglichen Agitation an sich feindliche. Sie bestreitet nur die Urheberschaft Bismarck's, be klagt die Rohheit der Bewegung, die Unfähig keit und Unsicherheit Stöcker's und die Inkonse quenz und Schwäche Treitzschke's. Aber sie ge steht zu, daß die Semitenfrage eine fociale Frage, die aber nicht dringend und sehr schwierig sei und mit der sich der Kanzler jetzt nicht besoffen könne, weil er an der Lösung dringenderer socialer Fra gen arbeite, und sie giebt an, wie dieselbe etwa in Zukunft gelöst werden müsse. Dabei kommt der Kanzler-Artikel der jetzt noch in Circulation begriffenen Antisemiten-Petition ziemlich nahe, denn er besagt in dieser Beziehung nichts Ge ringeres als Folgendes: „Dieses modernen Se- „mitenthums müssen wir uns in unserer Natio- „nalität erwehren. . . . Wir müssen damit an- „fangen, unsere Bildung zu der Einsicht zu ver- „tiefen, daß Nationalität im geistigen Sinne nur „möglich ist, wo Religion, Moral, Staat, Wis- „senschaft und Kunst nur Zweige eines Stam- „mes sind. Volksthümlich kann diese höchste „Bildung nur werden durch den innigsten Bund, „den die tiefste deutsche Wissenschaft mit der „evangelischen Kirche schließt. Dieser Bund „kann nicht erstrebt werden, so lange Herr Stö- „cker und seine Freunde die evangelische Kirche „terrorisiren. Wenn wir erst die deutsche evan- „gelische Kirche haben, dann werden wir auch „den evangelischen Staat erhalten, der seine au- „toritativen Stellungen nur den Gliedern seiner „Kirche einräumt, und dessen Schulen von der „Religion durchdrungen sind in allen Zweigen „des Unterrichts. ... Die Juden mögen uns „social gleichstehen, aber wie sie keinen Staat „dauernd zu bilden vermocht haben, so mögen „sie darauf verzichten, sich in den regierenden „Beruf über unser Volk einzudrängen. Denn „dieses Eindrängen bedeutet entweder eine Fremd- „herrschaft ober eine Verleugnung der eigenen „Nationalität. Das Eine darf der Deutsche, daS „Andere der achtungswerlhe Jude nicht ertragen!" Der Artikel wird der Antisemitenagitation viel« leicht eine andere Richtung und Tonart geben, nicht, aber sie entmuthigen. Sächsisches. Frankenberg, 13. December 1880. — Se. Maj. der König und Se. kgl. Hoheit der Prinz Georg, welche am Freitag Nachmittag von Dresden nach Berlin gereist waren, sind in der ersten Morgenstunde des Sonntag wieder in Dresden eingetroffen. In Berlin wurden sie auf dem Anhaltischen Bahnhose, dessen An kunftshalle durch elektrisches Licht prächtig er leuchtet war, vom Kaiser, dem Kronprinzen und dem Prinzen Karl in herzlichster Weise begrüßte Der Kaiser trug die Uniform seines sächsischen Infanterieregiments, der König die seines ost preußischen Dragonerregiments und Prinz Georg die des altmärkischen Ulanenregiments. Der Kaiser fuhr mit dem König, der Kronprinz mit dem Prinzen Georg in das kgl. Schloß, wo die fürstlichen Brüder das Diner einnahmen. In seinem Arbeitssalon wurde König Albert mit dem Brustbilde seines verstorbenen Vaters, Kö nigs Johann von Sachsen, überrascht, das auf Anordnung des Kaisers, der stets darauf be dacht ist, seinen Gästen persönliche Aufmerksam keit zu erweisen, aus einer prächtigen Gruppe von blühenden Blumen hervorschaute. Abends nahmen die. sächsischen Gäste den Thee beim Kaiserpaare ein. Sonnabend früh wurde der König vom Kronprinzen zur Jagd im Grune walde abgeholt, während Prinz Georg sich in Begleitung seines Adjutanten nach dem Rendez- vousplatze begab. 330 Stück Dammwild wur den geschossen, wovon der Kaiser 21 Schaufler und 29 Stück Wild (außerdem 1 Fuchs), König Albert 15 Schaufler und 23 Stück Wild erlegt hatten. In dem im Waide aufgeschlagenen Zelte wurde das Frühstück eingenommen, wobei der Kaisir ohne jede Spur von Ermüdung die Hon neurs machte und die ganze Zeit in animirter Unterhaltung mit König Albert und Prinz Georg blieb. Gegen 3 Uhr erfolgte die Rückkehr nach Berlin, wo um 5 Uhr beim Kaiserpaar zu Ehren der Gäste ein Diner stattfand, an welchem n. A. Graf Moltke und die Minister theilnahmell, und Abends nach 8 Uhr reisten König Albert und Prinz Georg, weiche der Kronprinz nach dem Bahnhofe geleitete, nach Dresden zurück. — Vier Mitglieder der städtischen und Tur-
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