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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 04.09.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-09-04
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-188109042
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-18810904
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-18810904
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-09
- Tag1881-09-04
- Monat1881-09
- Jahr1881
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Gedächtnis der beiden in Frankreich gebliebenen Krieger aus Oberwiesa ehrende Ansprache hielt und der von der freiwilligen Feuerwehr unter ihrem verdienten Komman danten, Hrn. Eduard Wolf, und vom Militärverein ver anstaltet worden war. Am Schlüsse bekränzten eine An- 2. Jägerbataillons Nr. 13 in Niederwiesa auf einen Tag einquartiert gewesen war, rückte am 31. August in Ober wiesa der Stab des 2. Feldartillerieregiments Nr. 28 (Oberst Zenker) ein, um Marschquartiere zu beziehen und folgte am 1. Septbr. der Stab der 2. Abteilung dieses Regiments (Major Haberland) mit 2 Batterien, deren eine in Oberwiesa (Hauptmann Schubert) und eine in Niederwiesa (Hauptmann Osterloh) untergebracht ward. Gestern früh setzten sämtliche Truppen ihren Marsch zu den Manövern bei Zwickau fort. Im kaufe des Vor mittags passierte dann die 1. Abteilung genannten Ar tillerieregiments (Major Schnell) unsere Dörfer mit klingendem Spiel. — Der Sedantag wurde hier durch einen Aktus in den Abendstunden am Kriegerdenkmal (in der Nähe der Kirche) ausgezeichnet, indem Hr. k. Fischer gesungen und hem greisen Kaiser und dem Landesvater ein Hoch ausgebracht wurde. Sodann ging eS im Zug nach dem niedern Gasthof, wo ein allgemeiner Kommers und ein Tänzchen vom Militärverein sämtliche Teilneh mer einige Stunden fesselte. — Schon in den Nachmit tagsstunden war das Denkmal von 5 Herren mit einer großen Anzahl Kindern von auswärts besichtigt und durch Gesang geehrt worden. —-Ober- und Niederwiesa, 3. September. Nachdem im Laufe voriger Woche eine Kompanie des örtliches mW sächsisches. Frankenberg, 3. September 1881. f Den gestrigen Bericht über die Nationalfest tagsfeier haben wir mit einer Fülle vön Einzelheiten zu ergänzen. Ein reich belebtes Bild schönster Festes freude bot das von denbeidenMilitärvereinenin Ner zes Park veranstaltete Kinderfest. Ueber -100 Kinder im Alter von 5—14 Jahren waren hierher gezogen, festlich gekleidet und gestimmt, mit Bändern und Fahnen einen reizenden Zug bildend, der von der Musik eröffnet wurde, nach welcher der Kriegerverein an der Spitze der Mäd chen marschierte. Diesen folgten dann die Fahnen der Vereine und das Festkomitee, an welches die Knaben sich anreihten. Der Militärverein schloß den Zug. Im Parke angelangt, gingen die Kinder in zehn Abteilungen an die vom Vorsteher des Militärvereins, Hrn. Finster- Zu gleicher Zeit fand sich im Benedixschen Saale gleichfalls eine etwa 250 Personen zählende Festversamm lung zu der vom Fortschrittsverein veranstalteten Nationalfesttags- und Verfassungsjubelfeier ein. Einfa cher zwar wie der mit Waffen und Fahnen reich deko rierte Saal im Roß, war auch dieser Saal sinnig ge schmückt mit Flaggen in den Reichs- und Landesfarben und der Statue des Kaisers, umgeben von denen König Alberts und Prinz Georgs, wie denen des Königs An ton und der Germania. Zu allgemeinem lebhaften Be dauern mußte die Festrede des Hrn. ür. Scholtze, deren Ankündigung viele Besucher besonders herbeigezogen hatte, infolge seiner Erkrankung ausfallen. Konzertsätze des Stadtmusikchors und Chor- und Solovorträge vom Gesangverein Lyra wechselten auch hier mit Reden, deren I eine der großen EHlgniss?l8M gedenkende und das wir gemeinsam gedenken. I Gedächtnis der beiden in Frankreich gebliebenen Krieger lehr» Selt man »führte den Gedanken weiter au» und wie«, selHi Schwerverwundeter gewesen, auf Liebeswerke hin, die in Kai serin Augusta und Königin Karola hohe und erhabene Repräsen tantinnen finden. — Zwischendrein wechselten noch persönliche Trink sprüche: Dank dem Hrn. Psitzner al« Arrangeur de« Abend«, ein Hoch den Gästen, dem Militär- und Kriegerverein, wie, dem Gesangverein, den beiden militärischen Korporationen nochmal», als den Veranstaltern de» so gediegen verlaufenen Kinderfeste«. — Gegen 12 Uhr schloß der Borfitzende den offiziellen Kommer« und laut aus erklang noch da« Freiligrathsche Lied „Hurrg, Germania" mit Komposition de« Hrn. Kantor Richter. — Lange aber noch blieb die Kestversammlung vereint und kann nnr bestätigt werden, daß dieselbe den günstigsten ungetrübtesten Verlauf genommen hat. I zahl Jungfrauen das Denkmal. Vormittags schon hat ten die Lehrer in ihren Klassen die Schüler auf die Bedeutung des Tages in festlichen Ansprachen hingewiesen. I Zur Feier des Tages erfreute Hr. Kaufmann Jädicke am Abend die Bewohnerschaft durch ein höchst gelunge- I nes brillantes Feuerwerk. — Das kgl. Ministerium des Innern hat auf Grund der Bestimmung im letzten Absatz von Z 12 der Städte ordnung für mittlere und kleine Städte beschlossen, den I sämtlichen Bürgermeistern der mittleren und kleinen I Städte, insoweit dieselben nicht bereits von den Kreis- I Hauptmannschaften entsprechende Ermächtigung empfangen haben, die Befugnis zur Ausstellung von Reise pässen für das Inland mit der Maßgabe zu erteilen, daß diese Pässe von ihnen nur an solche Personen aus gestellt werden, welche innerhalb des Bezirkes der aus stellenden Behörde ihren Wohnsitz haben, deren Identität vollständig in Gewißheit gesetzt ist und deren Befugnis zum Reisen insofern, als sie weder in eiyer strafrechtli chen Untersuchung sich befinden, noch sonst Aufenthaltsbe schränkungen unterliegen, ein gesetzliches Hindernis nicht entgegensteht. — Das Original der Verfassungsurkunde soll an läßlich der Verfassungsjubelfeier im Lesezimmer der Zwei ten Kammer in der zweiten Etage des Landhauses öf fentlich ausgestellt werden. Die Ausstellung, welche auch sonstige auf die Konstitutionsverleihung bezügliche Ur kunden, Schriftstücke rc. enthalten soll, wird vom 3. bis 5. Septbr., vormittags von 11 bis 1 Uhr, geöffnet sein. — Die infolge des Todes des im 22. städtischen Landtagswahlkreise zum Abgeordneten der Zweiten Kam mer wiedergewählten Gutsbesitzers Grimm in Reichen hain erforderlich werdende Ergänzungswahl soll mini sterieller Entschließung zufolge nicht sofort, sondern erst Mitte Oktober anberaumt werden, weil andernfalls der Wahltag in die Zeit der Leipziger Messe fallen würde. Die beabsichtigte Verzögerung der Wahl ist übrigens um so unbedenklicher, als der Landtag in den nächsten Ta gen wieder vertagt und kaum vor Ende Oktober ander weit einberufen werden wird. — Bei dem am Donnerstag Abend, nach der Ge denkfeier am Napoleonstein, in der großen Ausstellungs halle zu Leipzig abgehaltenen Kommers waren etwa 8000 Personen anwesend, eine so gewaltige Zahl, daß schon infolge der einfachen Unterhaltung ein Durchdrin gen der Redner unmöglich war. — An dem großen Kostümfest, welches die Künstler schaft Deutschlands am 16. September in der alten Mark grafenstadt Meißen abhält, beteiligt sich diese Stadt nicht blos durch eine stattliche Zahl ihrer Bürger. Auf dem Burghofe der Albrechtsburg wird auch ein altertümliches Stückfaß aus den Ratskellern prangen, das mit einem gar köstlichen Gewächse aus den besten Lagen der Meiß ner Berge gefüllt sein wird. Die Künstler aus ganz Deutschland werden gewiß mit einem besseren Urteile von der Güte unseres vaterländischen Gewächses aus Meißen scheiden, als der Ruf, den dieses irrtümlich leider immer noch genießt. — In Oelsitz bei Riesa hatte ein Hund das Un glück, den Zorn eines Bienenschwarms zu erregen; die kleinen wehrhaften Insekten fielen in Masse über das Tier her und zerstachen dasselbe auf eine so jämmerliche Weise, daß man genötigt war, dasselbe ins Wasser zu werfen und zu ertränken, um ihm weitere Qualen zu ersparen. — Einem Waldenburger Feldbesitzer ward in voriger Woche eine sonderbare Ueberraschung zu teil. Ilm fort- busch, nach Zeit und Art in höchst anerkennenswerter Weise geordneten Spiele. Wie hell blitzten da die Au gen der Kleinen und Großen, wenn es zum Schießen ging, wenn die geheimnisreiche Blechkapsel zum Lotto geöffnet wurde, wenn es Kaffee und Kuchen oder gar, o Wonne der Kindheit! Brühwürstchen und Semmel gab. Nach einer Spielzeit von 1) Stunde rief das Signal zum Sammeln. Gesänge des Gesangvereins „Mars" eröffneten den ernsten Teil der Feier, der Erin nerung an jene große Zeit geweiht. Hr. Seltmann sprach herrliche, tiefempfundene Worte, wie sie nur ge funden werden, wenn das Herz für das Vaterland glüht und eigene Erfahrung die Sinne schärft im männermor denden Kampfe. Gesänge und einige Deklamationen von Kindern wechselten dann ab, bis es um 5 Uhr wieder zur Festfreude überging. Kurz nach 7 Uhr sammelte sich die Kinderschar wieder. Bunte Laternen wurden ange zündet und hinein ging es wieder nach der Stadt. Wir sind überzeugt, daß die junge Schar sich noch nach lan gen, langen Jahren der schönen Stunden erinnern wird, die wir schilderten, sind auch überzeugt, daß jene Vereine einen richtigen Weg einschlagen, wenn sie die Feier des Sedantages festhalten und die hehren Tage des Kampfes und Sieges den Kindern zur Erinnerung bringen. So wird der 2. September ein freiwilliger Feier tag des Volkes werden, wie es der Wunsch unsers er habenen Kaisers ist, und nicht ein durch Gesetze erzwun gener. Während der ein überaus anmutendes Bild bietende Laternenzug mit der jubelnden Kinderschar durch die dicht die Straßen füllenden Menschenmassen sich nach seinem Auflösungsorte bewegte, strahlten die Gassterne desMarkt- platzes ihr reiches Licht aus. Bald darnach rückte mit flottem Marsche unter Fackelschein der Turnverein herein, um sich in die Restauration zum deutschen Krug zur ei genen Festtagsfeier zu begeben, die wie wir hören all gemein befriedigenden Verlauf genommen hat. Ein uns in Aussicht gestellter Bericht über dieselbe ist uns leider bis Schluß des Blattes noch nicht zugegangen. Inzwi schen füllte sich der Saal des „Roß" mit einer ansehn lichen Festversammlung Ivon wohl 300 Personen. Hr. Fabr. G. Pfitzner als Vorsitzender des konservativen Vereins eröffnete mit kurzer Ansprache den Kommers, in dessen Verlauf mehrere allgemeine Lieder, wie auch spezielle Dichtungen der Herren Kirchner Windisch und Oberlehrer Jähnichen und Vorträge der Kapelle mit Ansprachen und Trinksprüchen wechselten. Herr Realschuloberl. Rößler hatte an Stelle des in Aussicht genommenen Festredners Hrn. Bezirksassessor vr. Rumpelt-Flöha die osfizielle Ansprache über die Bedeutung des Tage« übernom- I men. Redner sührte au», wie da» Volk im großen und ganzen I e» sich nicht nehmen lasse, den Tag, der vor 11 Jahren so große nationale Errungenschaften mit sich brachte, zu feiern. Die sich ! daran knüpfenden Erinnerungen, fie lassen sich nicht in Fesseln I legen Er führte vor, wie vor Zeiten Deutschland ungeachtet war, I wie e» sich im Auslande unter den Schutz anderer Mächte stellen mußte; er erinnerte an die 2age deutscher Uneinigkeit, wie Schwäche I und Verspottung die Folge davon waren. Jetzt sei der Bau de« I geeinten deutschen Reiche« errichtet; sei auch an diesem noch viel I auszubauen, wachse doch die Befriedigung: das nationale Gefühl I hat sich gefunden, Deutschland steht hochgeachtet im Weltgctriebe da, deutsche Schiffe schützen und sichern die Angehörigen der Na- I tion auch in fernen Landen, und auch der innere Frieden sei im I Reiche im Wachsen. Der weitere Ausbau de» Reiche» wird ge- I deihen, Goit wird dazu Schutz und Kraft geben, wenn die Deut- I schen fefihalten an dem an diesem Tage alljährlich zu erneuern- I den Gelübde: sestzustehen zu Kaiser und Reich und unablässig zu sein I in Förderung von Sitte und Eintracht. Mit einem Hoch auf Kai- I ser und Reich schloß der Redner seine mit lautem Jubel aufgenom- I mene Ansprache. — Weiter erwähnen wir die Worte Hrn. Pfitz- I ner«, gipfelnd in einem Hoch auf Ihre Majestäten Kaiser Wilhelm I und König Albert. — Hr. Lehrer Straßberger sührte in län- I gerer Vorlesung die einzelnen Momente au» den Tagen vom 31. I August bis zur Kapitulation am 2. Septbr. vor, hierdurch die I Wichtigkeit und Bedeutsamkeit der Aktionen jener Tage recht deut- I lieh vorsührend. — Hr. Pfitzner gedachte hieran anschließend der I Verdienste der Führer de« Heeres. — Hr. O. Steiner brachte I ein 1870er Gedicht: „Erhebung Germania«" zum Vortrag, wel- I chem sich da» von der Bersammlung stehend gesungene Lied „Deutsch. I land, Deutschland, über alle»" anschloß. — Hr. Werksührer Fin- I st er dusch sührte in längerer Ansprache au«, wie sich an der die«- I Mrigen Feier de» Sedantage« erneut erwiesen habe, daß der 2. I Septbr. dem Volke und der Jugend gehöre. Die so gelungene I und unter zahlreicher Teilnahme verlaufene Festseier im Nergeschen I Park, woran co. 450 Kinder teilnahmen, beweise da« zur Genüge. I Man soue stet« so fefihalten an der Feier de» Nationalfesttage». I mit dem Motto: „Vergiß der treuen I Toten nicht den Manen der Gefallenen einen stillen Trunk. — I Ein Herr von au,wärt», «ompatant von 1870, gedachte der Thä- I tigkeit der deutschen Frauen al« Pflegerinnen. Hr. Bürgerschul- f Nachdem der Vorsitzende, Hr. Fabr. F. Berthold, den An- I wesenden für ihr Erscheinen gedankt, sprach er sein Bedauern au», I daß Hr. Realschuldireltor vr. Scholtze durch Erkrankung behindert I sei, die Festrede zu halten und teilte mit, daß hasür Hr. Real- ! schuloberlehrer Siever» die Hervorhebung der Bedeutung de» Fest- I tage« übernommen habe. Hr. Sievers leitete seine Betrachtung I mit einer Erinnerung an das Erwachen des Volksgeiste» nach I Friedrich Wilhelm» III. von Preußen Ausruf „An mein Volk" I ein, an die Bestimmung der Wiener BundeSakte, daß jeder Bun- I desstaat eine Verfassung haben solle, die aber nur in einigen Staa- I ten auSgeführt wurde, und kam dann auf die Geschichte de» Ver- I sassungswerke» in Sachsen, diese mit Dank gegen die Fürsten, I welche sie gewährt, beendend. Ter VerfassungSlampf in Sachsen I leitete den Redner über auf die Zustände nn übrigen Deutschland, I an dessen Entwicklungsgeschichte bis 1871 er nachwicS, was an I Einheit und Freiheit erreicht worden; sei auch noch in den inner» I Zuständen viel zu wünschen übrig, so zieme doch an solchem Tage I Dank den Männern, welche uns zu dem Ziele geführt haben: I Kaiser Wilhelm und König Albert, denen sein Hoch galt. Nach dem Hr. Sievers noch erklärt, daß er von Hrn. Direktor Scholtze zur Abgabe der Versicherung beauftragt sei, daß dieser sich für einen Schuldner des Vereins halte und seiner Schuld durch einen später» Vortrag über die Verfassung werde ledig wer den, wiesHr. Berthold nach einerjSkizze des Verfafsungskampscs die Erfolge und den Wert der Verfassung an einem (Überblicke über die Verhandlungen des LaMag» nach, dabei hervorhebend, wie die Könige Anton und Friedrich August, Johann (schon als Kronprinz) und Albert treu zur Verfassung gehalten. Sein Hoch auf die Verfassung wurde gleich lebhaft ausgenommen. Hr. Rechts- anwalt Harnisch au» Chemnitz, der noch am Nachmittag tele graphisch herbeigerufene fortschrittliche Kandidat für die bevorstehende Reichstagswahl, sprach seine Freude ans, die Versammlung gerade an diesem Tage begrüßen zu können, der keiner Partei gehöre, sondern allen Parteien gemeinsam sei; an demselben gelte cs denn auch, nicht von dem, was uns trennt, sondern von dem, was uns eint, zu sprechen: vom Vaterlande, von seiner Einheit und Frei heit. Wohl gebe es noch trübe Punkte, aber diese sollten heute nur angcdeutet werden: die noch ungelöfien wirtschaftlichen Fragen, der Steuerdruck, der zu erleichtern nötig, der noch nicht gefundene soziale Frieden, Bestrebungen, die Rechte des Parlaments zu schmä lern — auf diese einzugehen, gehöre nicht in die Festversammlung, sondern zur bevorstehenden Agitation, in welcher auch zu unter suchen sei, welche Partei der Forderung des Festhalten« an Deutsch land« Einheit und Freiheit am nächsten komme. Heute gelte es nur, Mut für den Kampf zu schöpfen, wobei man sich vornehmen möge, den Kampf möglichst unpersönlich, möglichst sachlich zu füh- ren; aber jeder fielle sich zum Kampfe — wichtig wie die allge- I meine Wehrpflicht ist auch die Wahlpflicht; jeder solle sich eine Ue- ! berzeugung bilden und dieser folgen, aber dabei nur das allgemeine I Wohl voranstellen mit männlicher Ucberzeugung. Der Ueberzeu- I gungStrcue und dem Mannesmute brachte der mit großem Beifall I begleitete Redner sein Glas. Hr. Fabr. Lohr feierte in gebunde- I ner Hede da» deutsche Reich. Dem weiteren Verlause beizuwohnen I waren wir behindert, doch erfahren wir, daß noch Trmlsprüche I die Herren Stadtral Naumann (auf da» deutsche Heer und seine I Führer), Rebhun (auf die deutschen Frauen) und Realschuloberleh- I rer Clausing (auf die Führer der Fortschrittspartei) ausbrachten. I Ei» belebte» Tänzchen hielt nach Beendigung de« Konzert» die An- I wesenden noch längere Zeit vereint. So hat denn auch der weitere Verlauf der diesjäh rigen hiesigen Sedanfeier unsre gestrige Bemerkung, daß der Nationalfesttag sich hier völlig eingebürgert hat, ver mehrt bestätigt. Wenn der Wunsch, daß feiten des Stadt- I rats Veranlassung zu einer allgemeinen, gemeinsamen Feier wie im Vorjahre hätte gegeben werden mögen, vielfach Ausdruck gefunden hat, so können wir dazu be merken, daß solches absichtlich unterblieben ist, nachdem in den letzten Jahren schon mehrfach Nichtbeteiligung von Vereinen an der allgemeinen Feier zu beobachten war. Um so erfreulicher ist es, daß das Gefühl, die Feier müsse eine allgemeine sein, immer mehr zur Geltung kommt. —L Mühlbach, 3. Septbr. Auch bei uns wurde der Sedantag gefeiert. Nachdem am Abend zuvor das Kriegerdenkmal von den hiesigen Jungfrauen und andern Einwohnern auf das köstlichste mit Blumen, Guir- landen und Kränzen geschmückt war, versammelte sich am Festtag nachmittags 6 Uhr der hier neugegründete Mi litärverein, die Ortsbehörde und andere Ortseinwohner in der Schule und zogen in Begleitung eines Musik chors und derigrößeren Schulkinder an das Denkmal, woselbst vom Hrn. Lehrer Hutschenreuter der Bedeutung des Tages durch eine Ansprache gedacht, einige Lieder j
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