Delete Search...
Sächsische Staatszeitung : 03.10.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-10-03
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480732469-192910038
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480732469-19291003
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480732469-19291003
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Staatszeitung
- Jahr1929
- Monat1929-10
- Tag1929-10-03
- Monat1929-10
- Jahr1929
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 03.10.1929
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
Sächsische SlaalZzeilung Staatsan?eiger für den Zreiftaat Sachsen Dresden, Donnerstag, 3 Oktober 192S Nr. 2Sit vr. Stresemann gestorben »mer Bertin, S. Oktober. Der Heichsaußenminister vr. Stresemann ist heute nacht verstorben Brt !N Lode hat faten und Sachsen zufielen. Stresemann selbst wmde im Wahlkreis 15 (Osnabrück, Oldenburg, I selle: Uhr. e. rselbe ne» dem .ist »en den über- AuS- ! 20 DZ. Oie sächsische Regierung an die Reichsregierung. (8t. L) Lie sächsische «rgierung zweiten Kabinett Stresemann, das aber November wieder zurücktreten mußte. In dem folgenden Kabinett Marx nahm Stresemann daS Portefeuille des Drei, lt Or. marie iegie- ) «n ig in >7J) mann iesen; enner Mar klier öictor' zig«. Während der Ruhrlrrse wurde offenbar, daß er andere Wege gehen wollte, als das Kabinett Cuno sie für richtig hielt, namentlich inner- politisch, indem er für ein Kabinett auf brei tester Grundlage, die sogenannte »Große Koalition" einirat. Als dann am 12. August 1923 las Kabinett Cuno zurücktrot, wurde er mit der Kabinetts bildung beauftragt und zum Reichskanzler er nannt. Tiefe seine Politik fand in den Kreisen seiner eigenen Partei nicht ungeteilten Beifall. Besonders scharf wurde sie von den Teutsch- nationalen angegriffen. Anfang Oktober sah er sich zum Rücktritt genötigt, als trotz Auf hören des Ruhrwiderstandes die Franzosen nicht aufhörten, die rheinische Bevölkerung zu bedrücken- Toch kam eS noch einmal zu einem Uhr. So«» >r. 1 r.-B. 'fang El»- s«M :rten an 3514 de» die die die iafte fülle ereS rüh- »ie- hen ge- nor- che» 21. !0 2. iud- »er- ein rge, Uen leue raz, Br» er >zi«. den den nter die». 7851 . Nr. isang nach :k««d -V- NOV, 1 bis Uhr. Berlin, 8. Oktober. r vr. Stresemann war gestern den ganzen Tag über durch die Verhandlungen über die Arbeitslosenversicherung stark in Anspruch ge- nommen. Zwischen 10 und ^11 Uhr abends erlitt er einen Schlaganfall. Tie Arzte hofften, den Kranken am Leben erhalten zu können, obgleich der Schlaganfall so schwer war, daß die rechte Sette vr. Stresemann» gelähmt wurde. Heule früh um 5 Uhr 25 Min. ist vr. Stresemann einem zweiten Anfall erlegen Seit dem ersten Anfall ist vr. Stresemann ohne Bewußtsein gewesen. Bon den Ärzten wurde seit langem damit gerechnet, daß diese» Ereignis eintreten würde. In den letzten Tagen _ war der Minister durch einen alten Satarrh ap« Bett gefesselt. Er erschien aber gestern vormittag zu einer wichtigen FraltionSsitzung der Deutschen BolkSpartei, in der die Arbeite- losenversicherung behandelt wurde. In dieser Sitzung hielt er eine lange Rede. Ten Nach mittag über stand er mit der Fraktionsleitung dauernd in telephonischer Verbindung. Gerade die letzten Tage seines Lebens waren für vr. Stresemann mit ungeheurer Arbeit aus- gesüllt. Von dieser Arbeit wurde er abberufen ohne daß es ihm bewußt war. Aurich) in die Nationalversammlung gewählt, außer ihm 22 andere Abgeordnete seiner Partei. Im Ramen dieser richtete er am 27. Januar 1919 einen Drahtgruß an den in Holland lebenden Kaiser Wilhelm U., der ein Be- kenntni» zum monarchistischen Gedanken enthielt. wattigen. Hier hat er, im wesentlichen in Übereinstimmung mit Marx, eine Politik der Verständigung mit den ehemalige« Feinden TeutschlandS befolgt. In der innere» Politik hielt er an der Koalition mit dem Zentrum fest, auch als eS über der Frage der Bei ziehung der Teutschnationalen zur Regierung, die er an sich wünschte, im Oktober 1924 zur NeichStagSauflösung kam. In dem neuen Kabinett Luther vom 15. Januar 1925 blieb er Außenminister. Im Februar 1925 leitete er mit dem Vorschlag eincs SicherheitSpakteS an Frankreich die Politik ein, die im Oktober 1925 zu der Konferenz von Locarno und am 1. Dezember 1925 zur Unterzeichnung des Sicherheitspalte» und der mit ihm verbundenen SchiedSvetträge in London führte. Am b. Dezember 1925 trat er mit dem gesamten Kabinett Luther zurück. Im zweiten Kabinett Luther übernahm er aber mals das Auswärtige Ministerium, ebenso in den beiden folgenden Kabinetten Marx vom 17. Mai 1926 und vom 2S. Januar 1927. Folgerichtig betrieb er inzwischen seine Politik der Versöhnung, insbesondere mit Frankreich, die am 8. September 1926 zum Eintritt Deutschlands in den Völkerbund führte. Am 17. September 1926 fand die Besprechung Stresemanns mit Briand inThoiry statt, die Hoffnungen erweckte, aber zunächst noch zu keinen unmittelbaren Ergebnissen führte. Dagegen hatte Stresemann die Genugtuung, daß ihm am 10. Dezember 1926 zusammen mit Briand und Chamberlain der FriedenS-Nobelprei» zuerkannt wurde. Anfang März 1927 führte er al» erster Deutscher den Vorsitz einer Sitzung de» Völker- bundkratS in Genf. Jnnerpolitisch verstand er, seine Partei hinter sich zu halten. Bemerkens wert war, al» er am 6. Juli 1926 in einer Ansprache an Studenten u. a. erklärte, daß er, dem der Sturz de» Kaiserreichs besonder» schmerzlich gewesen sei, jetzt bereit wäre, »die Republik mit seinem Leben zu decken". Am 25. Januar 1928 wurde Stresemann oon der Universität Heidelberg zum Ehrendoktor ernannt und dort am 18. April 1928 zugleich mit dem amerikanischen Botschafter Shurman feierlich promoviert. Bald darauf erkrankte er nicht unbedenklich, so daß er den Sommer 1928 zu seiner Erholung verwenden mußte. Inzwischen war er im Mai wieder in den Reichklag ge wählt und am 28 Juni 1928 in seinem Amt auch in dem neuen Reichskabinett Müller be- Ankündigungen: Die 32 «m breite Grundzeit« oder der« Raum 35 Pf, dl« 66 nun breite Grundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 70 Pf, «nter Ei«, gesandt L RM. Ermäßigung aus GeschästSanzeige«, Familiennachrichten und Stellen gesuche. — Schluß der Annahme vormittag» 10 Uhr. K- di« den ter- htt k. nker- ro«- 8.-B. 350) nach ^spiel Liebe läse». Nr. «fang nach nach der Novemberrevolution im Winter 1918/19 zu einer Bereinigung der Fortschritt- lichen BolkSpartei mit einem Teil der National- liberalen kam, hielt er sich abseits und be- gründete die Deutsch« BolkSpartei, der die rechts- stehenden NationaHibkralen, namentlich in West- - - Gustav Stresemann wurde am 10. Mai 1878 in Berlin geboren, wo sein Vater ein Restaurant an der Weidendammerbrücke inne hatte. - Nach dem Besuch deS AndreaS- GymnasiumS studierte er in Berlin und Leipzig Rechts- und StaatSwiffenschasten und war zu nächst von 1901 bis 1903 Assistent deS Ver- banves deutscher Schokoladensabrikanten. Dann wurde er Syndikus de« Verbandes sächsischer Industrieller. Von dieser Stellung aus schuf er sich auch das Feld für seine politische Be tätigung als Mitglied der Nationa'liberalen Partei. Im Jahre 1907 wurde er zum ersten Male in den Reichstag gewühlt und trat dort im Laufe der Jahre mehr und mehr als Redner seiner Partei hervor, in deren Zentraloorstand er bald gewählt wurde. Bei den Wahlen von 1912 unterlag er zunächst, fand aber durch eine Nachwahl doch wieder den Weg in den Reichstag, wo er während deS Krieges eine .scharf annexioniflische Politik vertrat. Al» es Zeitweise Nebenblätter: Landtags-Beilage, Lerkaufsliste von Holzpslanzen auf den Staatsforstreviere«, verantwortlich für die Redaktion: OberregierungSrat Hans Block in Dresden. fläligt worden. Am 5. August 1928 beging er da» fünfjährige Jubiläum als Außenminister. Bald darauf übernahm er auch die Geschäfte wieder und begab sich dann zur Unterzeichnung de» Kelloggpakle» am 27. August 1928 persönlich nach Paris, wo er längere Unter redungen mit Briand und Poincarä hatte. Berlin, 3. Oktober. Mittwochabend war vr. Stresemann noch frisch und munier. Gegen 11 Uhr traf ihn der Schlaganfall, wobei er in tiefe Bewußt losigkeit siel. ES wurde sofort sein Arzt Prof. Zondek herbeigeholt, kurze Zeit darauf auch Prof. Krauß- Die Ärzte konnten den Ster benden aber nicht mehr retten Um 5 Uhr 17 Min. setzte der Todeskampf ein. Wenige Minuten später um 5 Uhr 25 Min. verschied vr. Stresemann. Ter als Todesursache fest- gestellte Schlaganfall ist wahrscheinlich eine Folge der Venenverstopfung, an der der Mi nister schon seit geraumer Zeit litt und die ihm außerordentlich viel zu schaffen machte. folgende» Drlegramm an die RrichSregierung gesandt: A« de« Herr« R«ich»la«zlrr, Berti«. rieferschätte« vo« dem plötzliche» Ab leben de» Herr« ReichSministerS vr. Strese mann spricht die sSchilsche SiaaiSregiernng der ReichSregiernni ihre aufrichtige Anteilnahme aus. Der Verlust dieses LtaattmannrS, der auS schickjalsichwkren Verhandlung«» so jäh hrranSgerissr« wurde, bedeutet für die deutsche Rkichspolitit einen schweren Schlag. Seine Pflichttreue im Dienste de» Vaterland«», die di» zur Seldstansopserung ging, und di« überragende Bedeutung seiner Persönlichkeit sichern ihm in der deut «h«n Geschichte einen Ehrenplatz. Der Freistaat Lachsen, von dem au» kr. Stresemann seinrn staatö. und Wirtschaft», politischen Ansstitg erleben konnte, verliert in ihm einen verdienstvollen Freund seiner Wirtschaft und «ullur und wird ihm ein dauerndes Andenken bewahre«. gez: KrngvNidda und v. Falkenstein, Stellvertreter deS Minlsitrprösideute«. : ?. N7. Erscheint Werktag, «achmttta», mit dem Datum d.S Erscheinung^ § Bezugspreis: Monatlich 3 Mark. Einzeln. Nummern 15 Psi Fernsprecher: Geschäftsstelle Nr. 21295 — Echriftleitung Rr. 14574. LoViche-Nonto Dresden Nr. 2486. - Stadtgirokonto Dresden Nr. 140. Mehrheit geschaffen. Er hat mit starker Hand eine widerstrebende Partei aus der Verneinung zur Bejahung geführt. So hat er den Beweis erbracht, daß er der berufene Mann für das Werk war, das seinen Namen tragen wird. Er war ein Führer in wildbewcgter Zeih er hatte den Mut, das zu ver treten, waö er cis notwendig erkannte ohne Rücksicht auf Popularität. Er hatte den Mut, gewohnte, ausgefahrene Gleise zu verlassen und neue Bahnen einzuschlagen, den Mut, nach gereifter Überlegung zu wagen und auszuharren. Die Jahre nach Thoiry haben an seine Gesundheit und an seine Zuversicht gewiß oft harte Anforderungen gestellt. Er hat sie bestanden, er hat sein Ziel festgehalten und er hat cs erreicht. Bis in seine letzten Stunden hat er an der Sicherung seines Werkes gear beitet. Es galt ihm die festgefügte Ncgierungsgewalt zu erhalten, die den Pakt vom Haag durch die letzten Klippen zu steuern hat. Wie im Äußeren so rang er im Inneren um Ber ¬ ber Hand geglitten. Mitten aus drän gender Arbeit hat der Tod den Außen minister herausgerissen; in den Sielen ist Gustav Stresemann gestorben. Er hat sem Werk bis zum verheißungs- vollen Anfang der Vollendung führen dürfen, aber die volle Erfüllung ist ihm versagt geblieben. Er hat die befreiten Rheinlande nicht mehr schauen können. Wie Moses hat er das Gelobte Land nur aus der Ferne noch sehen dürfen. Aber er hat gewußt, daß das Volk, das ihm folgte, das Ziel erreichen wird. Gustav Stresemann hat seinen Namen in die Blätter deutscher Geschichte ein- getragen. Er hat dem deutschen Volke in einem entscheidenden Augenblick seines Daseins die Richtung gegeben. Der Weg war nicht von ihm zuerst und allein er kannt worden — er hat die Gedanken der Erfüllungs- und Verständigungs- Politik, die er zum Leitfaden der deut schen Außenpolitik machte, aus dem Lager der Linken übernommen. Aber er hat für diese Politik die tragende ständigung. Im kritischsten Moment wurden ihm Fäden, die er knüpfen wollte, aus der Hand genommen. Nun klafft eine Lücke; wir wissen noch nicht, ob sie jemals ausgefüllt wird. Gustav Stresemann hat auf sturm- umbrandetem Posten gestanden. Wie allen führenden Staatsmännern der Deutschen Republik ist ihm der Haß und die Verleumdung nicht erspart geblieben — der Prozeß Müller, der vor dem Plauener Gericht spielte, ist ein trübes Kapitel deutscher Geschichte. Und jetzt, da sein Werk sich der Vollendung nähert, ist der Widerstand im eigenen Volke noch einmal in gesammelter Wucht erstanden. Er hat den Abschluß dieser letzten entscheidenden Kämpfe nicht mehr erlebt, über seinem Grabe wird das deutsche Volk den Streit zum Aus- trag bringen müssen. Aber Gustav Stresemann wird an dem Ausgang nicht gezweifelt haben. Er hat die Zu versicht gehabt, daß seine Arbeit sich durchsetzen wird. An seinem Sarsie schweigt der Hader der Parteien. Dre Deutsche Republik legt einen Kranz mit schwarz-rc t-goldener Schleife an der Bahre dessen nieder, der vom überzeugten Monarchisten zum entschlossenen Verteidiger des Werkes von Weimar geworden ist. Und wenn heute auch noch fremde Truppen auf deutschem Boden stehen, das deutsche Volk, das keine Orden und Titel zu vergeben hat, wird diesem Toten einen stolzen Ehrennamen verleihen. Es wird seiner immer gedenken als des Befreiers der Rheinlande. Die Deutsche Republik hat einen Führer verloren. In stürmischer Stunde ist einem Steuermann das Ruder aus
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview