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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 22.08.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-08-22
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-189708228
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-18970822
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-18970822
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-08
- Tag1897-08-22
- Monat1897-08
- Jahr1897
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-er Fabrikbesitzer Georg Liebermann in Falkenau bei Oederan dem dortigen Verein „Arbeitervereini- gung". Dieser vor einer Reihe von Jahren aus An regung Liebermann- infolge einer von ihm gemachten Stiftung begründete Verein, welcher aus sämtlichen Arbeitern beider Ltedermannschen Baumwollspinnereien besteht, bezweckt, allen Arbeitern und Arbeiterinnen . brr Ltedermannschen Fabriken in Not- und Unglücks- fällen beizustehen. Beiträge werden hierzu von den Mitgliedern nicht erhoben, sondern die einzige steuernde Kraft war und ist Fabrikbesitzer Liebermann, welcher »ach und nach der Arbeiterveretnigung vier neuerbaute Wohnhäuser im Werte von ca. 50000 M. geschenkt hat, deren Zinsertrag der Verein in- vorerwähnter Weise verwendet. — Wegen fortgesetzter empörender Mißhandlung ihrer mit in die Ehe gebrachten zweijährigen Tochter, eines kränklichen und blutarmen Kindes, ist vom kgl. Amtsgericht in Dresden am 19. d. die Kutscherehe. frau Zimmermann, deren Gatte bereits wegen gefähr licher Körperverletzung, begangen an Frau und Kind, eine 18monatige Gefängnisstrafe verbüßt, zu 1 Jahr Gefängnis verurteilt Morden. — Tödlich verunglückte in Kötzschenbroda der Rentier G. durch einen Sturz vom Balkon seines Hauses. Man nimmt an, daß sich der Verunglückte zu weit über da- Geländer gebeugt und dabei mit dem Oberkörper das Uebergewicht bekommen hat. — In der Person eine- 28jährigen BarbierS aus Zouny (Provinz Posen) wurde in Leipzig von der Polizei ein dreister Heiratsschwindler ermittelt und seftgenommen. Der noch unverheiratet« Mensch knüpfte in den letzten Wochen zu gleicher Zeit mit nicht weni- ger als 5 Mädchen, denen er sämtlich die Heirat ver sprach, Liebesverhältnisse an und lockte ihnen alsdann Geldbeträge Von 10, 100, 200, 270 und 400 M. ab. Da- Geld verjubelte er. — Auf drin am Donnerstag in Schönheide abgehaltenen, stark besuchten VerbandStag des Ober- erzgedirgischen GaflwirtSverbandeS wurde der ein- stimmige Beschluß gefaßt, in Anbetracht de- anmaßen den Verhalten- der Tschechen gegen unsere deutschen Landsleute in Böhmen von jetzt ab nur Biere aus deutschen Brauereien zu führen. — Per weaey BAusie in Adorf verhaftete „Oekünomieinspektor" Rüdel ist am Donnerstag mit tag, als er dem dasigrn „Grenzboten" zufolge von einer Vernehmung im dortigen königl. Amtsgerichte in die Fronfeste zurückgebracht werden sollt«, dem ihn transportierenden Amtswachtmeister, nachdem er demselben einen Schlag in« Gesicht versetzt hatte, ent- sprungen. Rödel vermochte indessen die gewaltsam erlangte Freiheit nicht lange zu genießen, denn schon vor dem Freiberger Thore (er war nach der böhmi schen Grenze zu geflohen) fiel er seinen Verfolger« wieder in die Hände. Er ist übrigens ein wiederholt rückfälliger Verbrecher, der einen großen Teil seines Leben» hinter Schloß und Riegel verbracht hat. — Durch Absturz tödlich verunglückt ist gestern vormittag am Theaterneubau in Planen i. V. der Zimmermann Steng l, ein älterer Mann, der beim Ausstellen deS Gerüstes mit beschäftigt war. Etwa «ine halbe Stunde nach dem Sturze erlag der Ver- unglückte den erlittenen Verletzungen. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. — Nachträglich wrrd bekannt, daß Kaiser Wil- Helm dem deutschen Alexander-Hospital in Petersburg 2000, den beiden ReichSvereinen 1000, dem Verein „Palme" 500, dem Stadthauptmann für die Armen 3000 und der „Englischen Schule", in der Kinder von hilfsbedürftigen deutschen ReichLangehörigen erzogen werden, 500 Rubel hat überweisen lassen. — Prinz Heinrich ist jetzt von der Stellung al» Chef der 2. Division des 1. Geschwaders entbunden und zum Inspekteur der ersten Marineinspektion zu Kiel ernannt. Die Division hat Kontreadmiral Bende- mann erhalten. — Der wichtige Posten eines Inspekteurs des Torpedowesens ist durch den Kontreadmiral v. Arnim wieder neu besetzt worden. Kapitän Credner war bis her mit der Vertretung betraut. Kontreadmiral v. Arnim war Jahre hindurch Kommandant der Kaiser- Jacht „Hohrnzollern". Am 15. September 1895, gleichzeitig mit dem Prinzen Heinrich, wurde er zum (zweitjüngsten) Flaggoffizier ernannt. — Der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe verbleibt bis zu Anfang September auf seiner russischen Be sitzung Werki und reist alsdann von dort direkt nach Homburg, um an dem Empfange deS Königs von Italien teilzunehmen. Aus dieser Thatsache allein ist schon die Folgerung berechtigt, daß die neuerdings wieder in Umlauf gesetzten Gerüchte, der Fürst werde demnächst von seinem Amte zurücktreten, unbegründet sind. Unbegründet jedenfalls dann, wenn eS gelingt, bei den Fürstrnversammlungen gelegentlich der Kaiser ¬ manöver eine Verständigung über di« Militärflraf- prozrßrrform zu erzirlrn; kommt über diese Reform kein Einvernehmen zu stände, dann freilich dürsten sich di« Vermutungen derer bestätigen, die den bal digen Rücktritt des Fürsten Hohenlohe in Aussicht nehmen. Daß die Aussichten bezüglich der in Rede stehenden Reform nicht gerade so besonders günstig sind, kann man sich nicht verhehlen; immerhin erwartet man in weiten Kreisen von der direkten Aussprache der an der Reformfrage interessierten Fürsten ein günstigeres Resultat, als eS bisher »m BundeSrate zu erzielen war. Im übrigen scheint eS aber, als habe sich der Fürst von den Geschäfte» mehr und mehr zurückgezogen, feine Staatssekretäre stehen in direktem und unausgesetztem Verkehr mit dem Kaiser; der Fürst beschränkt sich immer mehr auf die Reprä sentation der deutschen Regierung dem Auslande gegen über. Bei dem großen Vertrauen, doS Fürst Hohen- lohe bei allen europäischen Regierungen genießt, ist er für den diplomatischen Verkehr mit dem Auslande auch geradezu unersetzlich und es wäre schon allein aus diesem Grunde zu wünschen, daß er dem deut schen Reiche noch möglichst lange als Kanzler er- galten bliebe. — In einem soeben veröffentlichten Blaubuche über südafrikanische Angelegenheiten befinden sich einige amt liche Depeschen, die ein interessantes Schlaglicht auf die diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Großbritannien unmittelbar nach dem Einsalle der Truppen der Chartered-Kompanie unter 1)r. Jameson werfen. Den Schluß der Depeschensammlung bildet «in Aktenstück, welches Aufklärungen über das von Eng land so übel aufgenommene Glückwunschtelegramm des deutschen Kaisers an Präsident Krüger giebt. In der Depesche berichtet Freiherr von Marschall an den Gra fen Hatzfeld in London, daß er in einer Unterredung mit Sir F. LaScelles sich verwahren müßte gegen die von der englischen Presse gegeben« Auslegung, daß das Telegramm des Kaisers an den Präsidenten Krüger eine unfreundliche Handlung gegen England und einen Eingriff in englische Rechte bilde. Die Deutschen seien sehr empfindlich in Rechtsfragen, und es sei weder ihr Brauch noch ihr Wunsch, Eingriffe in die Rechte an derer zu thun; aber dagegen forderten sie, daß ihre rarsten Rechte geachtet werden. Eine Feindseligkeit könnte unmöglich gefunden werden in der Thatsache, daß der deutsche Kaiser das Oberhaupt eines befreun deten Staates zu einem Stege über bewaffnete Banden, die dem Völkerrecht zuwider tn dessen Gebiet eingedrun gen sind und deren Handlungsweise von der englischen Regierung selber als ungesetzlich erklärt worden ist, be glückwünschte. — An diese Depesche knüpft die „Pall Mall Gazette" folgende dreiste Betrachtungen: „Daß der deutsche Kaiser seinen Schritt ausrichttg bedauert, sind wir zu glauben völlig willens; aber sie weckte britische Empfindlichkeit in dem genauen Augenblick, wo sie unter dem Aerger, in einen verbrecherischen Schni tzer verwickelt zu sein, litt. Unsere Regierung verdol metschte diese Stimmung der Nation genau, indem sie verkündete, daß — Einfall oder kein Einfall — sie keine Einmischung in Transvaal dulden würde. Und waS hat der Kaiser durch sein Verfahren gewonnen? Einen Grad von Unbeliebtheit in diesem Lande, der, wie er wissen muß, einen höchst markanten Gegensatz bildet zu der Wärme seines Empfanges in London we nige Jahre vorher. Er mag sie überleben, aber es wird dazu großen Taktes und sehr viel Geduld bedür fen. Die britischen Arbeiterklaffen sind um so weniger geneigt, zu vergeben, weil sie keine Ursache haben, seine Unterthanen allzusehr zu lieben. Die leiden unter dem deutschen Wettbewerb und sie werden durch den billigen deutschen Kommis aus ihren Stellungen verdrängt. Und die Entfremdung, die zu ignorieren vergeblich sein würde, entsprang gänzlich einem Uebermaß an Selbst achtung. Ohne eine erwähnenswerte Flotte, ohne loh nende Kolonien war der Kaiser von der Idee beseelt, daß er das Uebergewicht Großbritanniens in Südafrika untergraben könne. Hoffentlich wird er aus der Lehre, die er empfangen, Nutzen ziehen; aber wie gesagt, er wird es nicht leicht finden, die britische Demokratie wieder zurückzugewinnen." — Wir glauben, daß der Kaiser dieses Unglück wohl mit Fassung zu tragen wissen wird. Oesterreich-Ungar«. — Auch die Ruhestätte der Toten wird von dem nationalen Chauvinismus heimgesucht. Der Stadtrat von Wildenschwert hat am 12. d. M. einem in der Stadt seit vierundzwanzig Jahren ansässigen Bürger die schriftliche Aufforderung übermittelt, die deutsche Inschrift auf dem Grabmonumente seines vor Jahren verstorbenen Sohnes zu beseitigen, da eS der Stadt rat nicht zulassen könne, daß auf einem der schönsten Plätze des Friedhofes ein Monument mit deutscher Inschrift steht. DaS ist wahrlich der Gipfelpunkt einer widerwärtigen chauvinistischen Verirrung. So etwas bringen allerdings nur Tschechen fertig. — In Grünwald bei Gablonz fand«» am Mit- woch große Militärexzesse statt, brrrn Urheber drei Mann d«S in Reichenberg garnisonierenden Jäger- bataillonS Nr. 2 waren. Die Militarist«» gebärdeten sich auf der Straße in trunkenem Zustande wie ra send, lärmten und schimpften in tschechischer Sprache, drangen auf Passanten, die ruhig ihre« Weges daher kamen, «in, bedrohten und schlugen sie. Auch meh rere Frauen, darunter eine, die ein kleines Kind auf dem Arme trug, wurden in den gemeinsten Ausdrücken verhöhnt und sogar geschlagen. Als die Sicherheit-- wache einschritt, wurde sie von den Soldaten verhöhnt und mit dem Bajonette bedroht. Erst als zwei Gen darmen mit schußbereiten Waffe» herbeikamen, ergrif fen die Soldaten die Flucht und verschwanden in mehreren in der Nähe gelegenen Ziegeleien. Die Ziegeleiarbeiter, ebenfalls Tschechen, scharten sich ei ligst zusammen und wehrten, mit Hacken und Schau« seln bewaffnet, den Gendarmen und der Wache den Eintritt in die Ziegeleien. Auch mit Steinen warfen sie nach ihnen. Ein Gendarm wurde durch einen Wurf verletzt. Die Urheber deS Exzesse- sind berritS ermittelt und einer dem Bezirksgerichte in Gablonz eingeliefert worden. Infolge dieses Vorfalles hat sich der Bevölkerung von Gablonz und Umgebung eine große Aufregung bemächtigt. Frankreich. — DaS Begleitschiff deS Panzers, auf dem der Präsident Faure die Reise nach Kronstadt angetreten hat, erlitt bekanntlich kurz nach der Ausfahrt aus dem Hafen Havarie. Wie nun verlautet, hat ver Marineminister Besnard während dieses Unfalles sein Abschiedsgesuch eingereicht. — In Paris ist der griechische Abgeordnete Syn« gros, rin persönlicher Freund des Königs von Grie chenland, eingetroffen, um wegen der Finanzkontrolle mit den dortigen politischen Kreisen zu verhandeln. Wahrscheinlich sucht der Herr in Paris eine Anleihe aufzunehmen, was ihm jedoch kaum gelingen wird. Groftdritmmten. — Von England auS wird die Mitteilung ver- »reitet, der indisch-afghanische Aufstand bifinde sich bereits im Erlöschen. Diese Mitteilung steht jedoch mit der Thatsache im Widerspruch, daß noch täglich neue Truppen in das Gebiet des Aufruhr» entsandt werden. Daß sich die Ausständischen bereits bedin« tungSloS unterworfen hätten, ist auf jeden Fall ge bunkert. Mohammedanische Ausstände werden erfah rungsgemäß nicht so schnell unterdrückt. Italien. — Eine aufregende Jagd italienischer Karabinieri nach spionageverdächtigen französischen Unteroffizieren hat auf den RochemeloneiSseldern, nahe dem Bergsee am Mont Cenis, stattgesunden. Der Unteroffizirr Bernard stürzte in eine Gletscherspalte und blieb tot. Der Sergeant Chiza, welcher einen photographischen Apparat trug, wurde gefangen, zwei andere entkamen schwer verwundet. Tplmieu. — Angiolillo, der Mörder deS Ministerpräsidenten CanovaS del Castillo, ist am gestrigen Freitag vor» mittag 11 Uhr hingerichtet worden. Portugal. — Die Polizei in Lissabon verhaktet« einen italie nischen Parfümeriefabrikanten namen» Isidor Ricci, der im Verdacht steht, mit Angiolillo befreundet zu sein. Amerika. — Vereinigte Staaten. Eifrigste Thätigkeit herrscht zur Zeit in der Marine-Abteilung der Ver einigten Staaten. Zunächst wird das Kanonenboot „Bennington" nach Hawai segeln, obgleich der japa nische Marquis Ito die Bundesregierung der freund lichen Haltung Japans versichert hat. Ferner erhält das „Daily Chronicle" aus Washington vor kurzem die Nachricht, daß daS Marineamt den Befehl erlassen habe, am 1. Oktober in New-Iork eine Flottille von 6 Torpedrbooten in Dienst zu stellen, die nach dem Golf von Mexiko gehen und dort bi- zum nächsten Frühjahr bleiben solle. Das Marineamt bezeichne als Grund zu dieser Maßregel die Vornahme von Manövern, doch glaube man, daß dieselbe mit der Cuba-Frog: zusammenhänge. — Für rin ernstliche» Anschneiden der cubanischen Frage spricht eine weitere Meldung. Der nordameritanische Botschafter am Berliner Hofe, White, begiebt sich nach Pari» und wird dort laut der „Boss. Ztg." mit dem neuernannten amerikanischen Gesandten in Madrid, Woodford, zu sammentreffen und mit ihm eine Beratung über die kubanische Frage haben. Woodford soll tn Madrid der spanischen Regierung auseinandersetzen, die öffent liche Meinung in den Vereinigten Staaten sei durch die Vorgänge auf Cuba in so hohem Grade erregt worden, daß die amerikanische Regierung sich genötigt sehe, ihrem Druck nachzugeben und kür Cuba weit gehende Autonomie zu fordern. ES soll von Wood ford der Vorschlag gemacht werden, das Verhältnis zwischen Cuba und dem Mutterlande auf ähnlicher Grundlage zu regeln, wie «S zwischen England und Canada besteht. Dieses könnte nach amerikanischer
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