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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 14.07.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-07-14
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-189807146
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-18980714
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-18980714
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-07
- Tag1898-07-14
- Monat1898-07
- Jahr1898
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^Donnerstag, den It Juli 1898. 57. Jahrgang. Amtsblatt der Königlichen Amtshauptmannschaft Flöha, des Königlichen Amtsgerichts und des Stadtrats zu Frankenberg Verantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg in.Frankenberg i. Sa. — Druck und Verlag von C. G. Roßberg In Frankenberg I. Sa. Anferat-KeSützre»; Einspaltige Petit-Zeile oder deren Raum IOPs.; im amtliche» Teile pro Zeile 30 Ps.: „Eingesandt" und Reklame unter dem Rcdaktionsstrich 2b Ps. — Komplizierte Inserate nach beson derem Taris. — Für Nachweis und Offerten - Annahme werden pro Inserat 2bPs.extra berechnet Erscheint täglich s den Boten und Aus- W «UL Courts- - angenommen. E/ Versteigerung in Auerswulde. Donnerstag, den 14. Juli d. I., von Nachm. ^4 Uhr an sollen in Auerswalde 1 Halbchaise, 1 Kutschwagen, 1 Schleifwagen, I große rmd I kleine Wäschemangel, 1 Paar Ernte- lciterit, I Sopha, I Vertiko, I Kleiderschrank, I Kommode, 1 Nähtisch, I Ausziehtisch und 3 Stühle gegen sofortige Bezahlung öffentlich versteigert werden. Sammelort: Rüger s Schankwirthschaft. Frankenberg, am ll. Juli I8S8. Sekr. Müller, Gerichtsvollzieher. Versteigerung. Freitag, den 13. Jnli 1888, Bormittags 10 Uhr sollen an hiesiger Gerichts stelle l Pianino, 1 Geldschrank, 1 Lexikon von Brockhaus, 1 Kronleuchter, 1 Billard mit Zubehör, 1 Bierapparat, 1 Büffet, zirka 400 geschliffene Biergläser, 300 Stühle, 3 Pfeilerspiegel, 1 Schreib tisch, 3 SophaS, 0 Tafeln, 20 Tische, 1 Rover, 1 GlaSschrank, 2 Kleiderschränke, 1 Regulator und verschiedenes mehr öffentlich versteigert werden. Hainichen, am II. Juli 1898. Sekretär Weiner, Gerichtsvollzieher. Der Segen der Altersversorgung. Wie schlecht es der Arbeiter jeder Art in Deutschland hat, wie unbarmherzig seine Kraft aüsgebeutet wird und wie viel glück licher und sorgloser er anderwärts seiner Zukunft entgegensetzen kann, daS liest man tagtäglich in der sozialdemokratischen Presse. Im gelobten Lande der Freiheit, in Amerika, ist nian sich nicht bewußt, den Arbeitern aller Art die Sorge um die Zukunft zu erleichtern. Man weiß dort, wie weit man in dieser Hinsicht hinter Deutschland zurück ist, hat aber nicht den rechten Willen, es ihm nachzuthun. Ein solches Selbstbekenntnis, daS zu Nutz und Frommen aller, die von der sozialdemokratischen Herabsetzung der deutschen Zustände und Einrichtungen sich zur Auswanderung nach den Vereinigten Staaten angetrieben sühlen sollten, hier mit geteilt sein mag, geht der „Sozial-Korrespondenz" aus New-Dork zu. Der Verfasser schreibt: Die Thatsache, daß die deutsche Einwanderung in den letzten Jahren beträchtlich nachgelassen hat, ist keine Gewähr dafür, daß sie später wieder doch stärker cinsetzt. Volkswirtschaftliche Miß verhältnisse, vor denen ja kein Land sich ganz schützen kann, mögen einen stärkeren Abfluß der deutschen Bevölkerung verursachen und den größeren Prozentsatz derselben, wie seit so vielen Jahren, nach den amerikanischen Gestaden bringen. Ein Teil der Auswanderer verläßt das Vaterland mit dem Traum auf eine glänzende Zukunft, aus einflußreiche gesellschaft liche Stellung, auf Selbständigkeit und Reichtümer. Sie sühlen eine gewisse Kraft, ein Können in sich, mit denen sie nach ihrer Meinung etwaige Schwierigkeiten spielend überwinden und rasch vorwärts kommen können. Diese Klasse Leute wird von Ent täuschungen am härtesten niedergedrückt. Der größte Teil der Auswanderer hegt bescheidenere Erwartungen. Alles, was sie beanspruchen, sind bessere Arbeitsgelegenheiten, höhere Löhne und dadurch ermöglichte bessere Lebensweise. Finden sie daS nicht, dann war cS eben ein Tausch ohne Vorteile und ohne Nachteile. Können sie eine gewisse Zeit der Unsicherheit, des Hin- und Hergeworftnwerdens überstehen, und dazu reicht ja ihre Krast gewöhnlich aus, so kommen sie schließlich wirklich in eine gesichertere Lage. So lange sie jung und kräftig sind, mögen sie also, von gelegentlicher Arbeitslosigkeit und sonstigen Widerwärtigkeiten ab gesehen, ganz gut durchkommen, die Sparsamen von ihnen können sich sogar, wie es ja auch häufig geschieht, einen Notpfennig erübrigen. Es kommt der Tag, an dem er gebraucht wird, und an dem der, welcher keine Ersparnisse zurückgelegt, einem bitteren Elend entgegengeht. Die Tage des Alters sind für den Arbeiter, der von der Hand in den Mund leben mußte, oder es verabsäumte, an den Spätherbst zu denken, die allerschwerste Prüfung. Der Staat kümmert sich nicht um das Schicksal der Altgewvrdenen, die Gesellschaft auch nicht. Hie und da giebt es Vereinigungen für Selbsthilfe, allein diese sind nicht in blühendem Zustand, sie brechen gewöhnlich zusammen, noch ehe sie viel Gutes stiften konnten. Die Sclbstthätigkeit greift zwar ein, kann aber naturgemäß nur kurze, vorübergehende Hilfe leisten. Soweit ich die Verhältnisse drüben kenne, wirst man in Deutschland oder in Europa überhaupt einen Angestellten, sei er nun Arbeiter, Buchhalter oder dergleichen, der so viele Jahre in einem Hause gedient, der die beste Zeit seines Lebens in einem Geschäfte zugebracht, nicht deshalb auf die Straße, weil er alt wird und nicht mehr so viel leisten kann wie in den Tagen seiner Vollkraft. Man reduziert vielleicht sein Gehalt, man stellt ihn auf einen weniger verantwortlichen Posten, aber man behält ihn. In Amerika, wo der individuelle Kampf umS Dasein fast un beschränkt gekämpft wird, wo der Klang der Münze die Stimme des Herzens übertönt, liegen die Dinge anders. Mit unglaub licher Ruhe wird der treueste Angestellte entlassen, wenn der Chef merkt, daß dessen Kräfte nachlassen, daß ein Jüngerer für das selbe Gehalt mehr leisten kann. „Das Interesse des Geschäfts" steht immer im Vordergrund. Die Städte Amerikas sind über füllt mit stellenlosen Angestellten aller Geschäftszweige, die jüngeren Kräften weichen mußten. Das Unglück für diese Leute ist, daß sie fast nie wieder irgendwo ankommen können. Denn bewerben sie sich irgendwo um eine freigewordene Stelle, so müssen sie dem jüngeren Mitbewerber weichen. DaS „Interesse des Geschäfts" verlangt es ja, die wahrscheinlich dauernde Kraft an sich zu fesseln, bis auch für diese der Tag der Entlassung kommt. Durch Zufall bin ich mit einer großen Anzahl solcher armer Personen in Be rührung gekommen und habe viel Elend gesehen. In meiner nächsten Nahe wohnt ein Mann, der 34 Jahre in einem Groß- handlungDause erster Buchhalter war und, wenn nötig, Nächte an seinem Pulte für daS Geschäft opferte; vor zwei Jahren wurde der Sechzigjährige entlassen, weil er die große Arbeit nicht mehr wie früher bewältigen konnte. Zwar ist er noch immer tüchtig und arbeitsfähig, allein die Firma verweigerte ihm sogar einen geringeren Posten, zu dem er sich erbot, weil ja Jüngere da seien. Die zwei Jahre Stellenlosigkeit haben die Ersparnisse vollständig ausgezehrt, und der weißbärtige Mann, sowie seine vom Alter niedergedrückte Frau hungern und frieren nun thatsächlich. Und das nach einem Leben voll angestrengter und ehrenhafter Thätig- keit! Wo immer der arme Mann hinkommt und um Arbeit bittet, zuckt man bedauernd die Achseln. Es giebt keinen Geschäftszweig, in dem man anders verfährt, es giebt keinen Angestellten, der etwas Anderes zu erhoffen hat. Wer sich selbständig machen kann, oder sich Wohlstand erwirbt, oder wer Hilfe durch die Kinder erhält — übrigens in den meisten Fällen auch ein bitteres Brot — dessen Lebensabend mag so ver hältnismäßig angenehm verlausen; wer aber auf Erwerb durch seine Hände im Alter angewiesen ist, für den ist Amerika ein steiniger Boden. In Amerika ist man guter Christ an Sonntagen, aber nichts wie Erwerbsmensch, und noch dazu von der rücksichts losesten Sorte, an Wochentagen. Nicht daß wir unmenschlich find, o nein, wir bedauern den armen Teufel, dessen Kräfte Nachlassen, aber werfen ihn im „Interesse des Geschäfts" doch hinaus. Selbst sucht und Eigennutz sind die stärksten Triebfedern unseres Ge schäftslebens. Selbstsucht und Eigennutz regieren ja die ganze Welt, allein cs giebt eine Grenze, wo die Schroffheit des Eigen nutzes durch Anerkennung und menschliches Fühlen abgetönt wird. In Amerika fehlt diese Grenze. Das sollte jeder Auswanderungslustige bedenken. Hat er Halbwegs sein Auskommen und die Aussicht, im Alter redlich sein Stück Brot zu erhalten und nicht betteln zu müssen, so bleibe er, wo er ist. Deutschland war ja allen anderen Ländern voran in der Einführung der Altersversorgung; jedenfalls ist daS, was sie bietet, dem traurigen Schicksal vorzuziehen, das dem vermögens losen Alter im reichen Amerika bevorsteht. auf das 8 Huoitol des Tageblattes nehmen wir, unsere Austräger und alle deutschen Postanstalten entgegen. — Abonnements auf den «Ruli »Ilvi» dagegen nur die unterzeichnete Geschäftsstelle und die Ausgabestellen in der Stadt Frankenberg. Die bisher erschienenen Nummern des Monats Juli werden bei allen Nachbestellungen nachgeliefert. ivieUerUvit geben wir bekannt, das; der es jedem einstigen Frankenberger möglich macht, das zum Originalpreise pon 1 M. 50 Pfg Pro Ouartal bei Abholung, für 1 M. 00 Pf. bei Zutragung ins Haus »««i» »ii«» «s«»t8«i»«» i »<»t«»rtv» in täglicher Zusendung zn erhalten. Diesbezügliche Bestellungen sind bei den Postanstalten zu bewirten, können aber anch von hier ans erledigt werden. Ueber den dlattvvr«»»«» n»oi» U»88«;rs«nt8viivi» Ort«-» teilen wir Näheres auf Befragen gern mit. Die Expedition des Frankenkerger Tageklattes. Heiderose. Roman von I. Berger. (11. gorts-tzung.) (Nachdruck vcrdalrn.) ES war gegen Abend. Frau Eva war eben von einer Aus fahrt zurückgekchrt und trat in daS mit auserlesenem Komfort auSgestattete Familicnzimmcr. An einem Fenster desselben saß ein junges Mädchen. Es hatte den Kopf tief über ein Buch gebeugt, um in dem ungewissen Dämmerlicht lesen zu können. Tie Lektüre muhte sehr fesselnd sein, cs hatte sich darin so vertieft, daß sie das Eintreten Frau Evas überhörte. „Du wirst Dir die Augen verderben, Silva!" rief diese. „Wie ost schon habe ich Dich ermahnt, im Zwielicht nicht zu lesen. Doch immer thust Du es wieder. Warum läßt Du Dir die Lampen nicht anzünden?" Silva fuhr heftig zusammen und hob verwirrt ihr Köpfchen in die Höhe. Sie hatte ein schmales blasses Gesicht mit unregel mäßigen Zügen und sanfte braune Rchaugcn, die von seinen Wimpern umschattet waren. Ihr Körper war schlank und von fast durchsichtiger Zartheit. Sie trug schlichte glatte Scheitel wie eine Diakonissin. Alles an ihr zeigte eine stille Zurückhaltung, eine unendliche Sanstmut. Selbst ihre Stimme klang leise und schüchtern. „Ich merkte gar nicht, daß eS dunkel im Zimmer wurde, Mama", entschuldigte sic sich. „Mein Buch ist so interessant, man vergißt alles darüber." „Ei, sieh doch, waS ist cS denn? Was begeistert Dich so? Jedenfalls ein sentimentaler Roman! Nicht so?" ,Fiein, Mama! Es ist ein Epos von Longfcllow, betitelt .Evangeline'!" „Ach, guter Gott! Wie kann man mit so veraltetem, lang weiligem Zeug nur seine Zeit vertrödeln. Du sollst überhaupt nicht so viele Geschichte lesen. Wenn Deine Kousine erst hier ist, wirst Du Deine Zeit in nützlicherer Weise hinbringen. Papa hat heute einen Brief von ihr erhalten, worin sie sich zu übermorgen anmcldct. Und da ich eben daran denke, will ich gleich einiges für sic anordncn." Sie klingelte. Ein Diener erschien im Zimmer. „Zünden Sie die Lampen an, Jean", befahl sie, „und dann schicken Sie mir Fräulein Hannchen her." Jean führte geräuschlos die Befehle seiner Herrin aus und kurze Zeit darauf trat ein ältliches, sehr sauber gekleidetes Mädchen über die Schwelle, welches bescheiden an der Thür stehen blieb. „Kommen Sie näher, Fräulein Hannchen, ich habe mit Ihnen zu reden", sagte Frau Eva vom Sofa aus, auf dem sie sich be haglich auSgestrcckt hatte: „Sie wissen doch, daß wir eine Süchte erwarten. Sic wild längere Zeit bei uns bleiben und wir müssen ein Zimmer für sie einrichten." „Wird das gnädige Fräulein nicht in dem blauen Gastzimmer in der zweiten Etage logieren?" „Ach bewahre, was fällt Ihnen ein! Die junge Anverwandte ist ein kleines bescheidenes Landmädchen, das gar nicht an LuxuS gewöhnt ist. Machen Sie ihr das cinsenstrige Mansardcnstübchen zurecht. — Hören Sie!" „Ja wohl, gnädige Frau! — Aber cS läßt sich schwer Heizen. ES wird niemals ordentlich warm darin." „Ist auch nicht nötig. DaS junge Mädchen kommt aus der rauhen Heide und wird wohl nicht verzärtelt sein. Erneuern Sie die Gardinen und stellen Sie ein tüchtige« Federbett hinein. Mit seidenen Steppdecken und Plumcaux wird cS nichts anzufangcn wissen. Wenn nicht genug Möbel vorhanden sind, dann sehen Eie mal in den Bodenkammern nach. Es sind dort noch genug auSrangierte Sachen aufbewahrt." „Ich werde alles besorgen, gnädige Frau. Darf ich noch fragen, welches von den beiden Stubenmädchen die Bedienung des fremden Fräuleins übernehmen soll? Die Minna paßt am besten dazu, sic ist flink und geschickt und da das gnädige Fräulein Silva nicht viel Ansprüche macht, bleibt ihr viel Zeit übrig." „Aber, Hannchen, Sic sind manchmal schrecklich naiv mit Ihren Fragen. Ich habe doch bereits erklärt, daß wir ein kleines ein faches Landmädchcn erwarten. DaS braucht keine Zofe. Ich wünsche, daß cS bei uns in keiner Weise verwöhnt wird. — Haben Sie mich verstanden?" „Ja wohl, gnädige Frau!" Tic Haushälterin fragte nichts mehr. Sie hatte verstanden, mehr, wie ihrer Herrin erwünscht war. Sic machte ihren Knix und schob sich mit einem hinter listigen Lächeln zur Thür hinaus. Während dieses Gesprächs hatte Silva anscheinend teilnahms los in ihrem Buche geblättert. Ihr war kein Wort entgangen. Kaum hatte Fräulein Hannchen daS Zimmer verlassen, als sie auch bittend ihre sanften braunen Augen auf die Mutter richtete. „Warum soll Rose in das häßliche, kahle Mansardenzimmer hinauf, wo wir doch genug schöne freundliche Gemächer haben?" „Damit sie nicht anspruchsvoll wird, mein Kind. Man darf ein so armes, auf sich selbst angewiesenes Geschöpf nicht aus dem gewohnten Gleise bringen. Das gewöhnt sich rasch an das Groß artige. Und dann möchte ich mal sehen, was später auS ihm würde." „Aber, Mama, es wird Rose ganz gewiß nicht in einer Dach stube gefallen. Papa erzählte doch, daß sie in dem schönen Schlosse Hohenstein wie ein Kind im Hause ist und daß auch die Obcrsörstcrwohnung sehr hübsch eingerichtete Räume hat." „Um so schlimmer für un«. Dann wird sie gleich mit Prä tensionen Herkommen. Ich fürchte, ich fürchte, Papa hat einen Mißgriff damit gethan, al« er unS die arme Verwandte auf den Hals geladen hat."
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