26 bat das Vogtland dein Fürsten rUsmarek >n danken? Von Leute«, die die stets wechselnden Erscheinungen des Lebens von dem selbstsüchtigen Standpunkte uns beurteile» „Was hast Du für Nutzen davnn?" und dabei den engen Gesichtskreis, der sich ihren Blicken darbietet, für die ganze Welt ansehen, kann man bsterS die Meinung vernehmen: spürst Bismarck mag ja ein großer Politiker gewesen sein und die Preußen mögen vielleicht auch alle Ursache zur Dankbarkeit haben, aber uns Sachsen, uns Vogtländern, was hat Bismarck uns genützt, waS haben wir für Ursache, den Fürsten zu feiern und ihm eherne Denkmale und wuchtige Feuersäulen zu errichten? Die so denken und fragen, zeigen dadurch, daß sie in der Geschichte des vorigen Jahrhunderts nicht Bescheid wissen und die Vorgänge nicht in ihren eigentlichen Ursachen zu beurteilen verstehen. Sehen wir uns doch zunächst einmal in unserem Vogtland um. Ueber- all finden wir aufblühendc Städte und wohlhabende Gemeinden und den Menschen merkt man's in ihrem Neußern und in ihrem Auftreten auch meist an, daß sie keine Not leiden. Ja, war denn das immer so? Nein, gewiß nicht. Ehedem war das anders. Die Aelteren von uns können »och ans eigener Erfahrung bestätige», Ivie kümmerlich eS bis zum Begin» der siebziger Jahre des vorige» Jahrhunderts in den meisten vogtländischen Familien zuging. Fleisch z. B. kam nur an Sonn- und Feiertagen auf den Tisch und Butter oder Schmalz auf'S Brot gab es auch nur selten. Trocken Brot macht die Wangen rot! damit tröstete man sich. Ter Verdienst war gar knapp und langte oft nicht aus, Fleisch und Butter zu kaufen, obwohl die Preise damals niedrig waren. Die Mieten waren billig, aber die Wohnungsverhältnisse waren im allgemeinen doch traurige, lind wie in den einzelnen Familien, so sah es damals auch in den Gemeinwesen aus. Es ging oft gar dürftig her. Zudem war der Verkehr zwischen den einzelnen Orten und noch mehr zwischen den verschiedenen deutschen Staaten mit erheblichen Schwierigkeiten verknüpft, fast jeder deutsche Kleinstaat hatte seine eigenen Maße und seine eigene Währung, die Zoll- plackereien waren schier unendlich, das Schulwesen ließ zu wünschen und gar manches andere war noch dringend der Verbesserung bedürftig. Nicht, daß nun alles schon vollkommen wäre und uns nichts mehr zu wünschen bliebe, nein, aber es ist seit jener verhältnismäßig kurz zurückliegenden Zeit doch viel, viel besser geworden. Auch sogenannte arme Familien thun sich jetzt mehr zu Gute, als es vormals selbst die Wohlhabenden vermochten. Die Zeiten sind eben andere, bessere geworden, und auch solche Leute, die in Anbetracht der Schwankungen, denen das gesamte Wirtschaftsleben von