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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 12.11.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-11-12
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-190711120
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19071112
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19071112
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1907
- Monat1907-11
- Tag1907-11-12
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- Jahr1907
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'Dienstag, »ea 12. Rovemver 1»07 SSL Frankenberger Tageblatt Anzeiger Bezirks- 66. Jahrgang. begründet 1842. -Müll flr die ZjiuWe AmbhWtmmslhist Wi, d« Mzlil-e DkMiK md dm Mtml zu ImWerz i. Ha. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg in Frankenberg l. Sa. — Druck und «erlag von T. B. Roßberg in Frankenberg i. Sa. Erscheint an jede» Wochentag abend» für den folgenden Tag. Bezugs» preis vierteljährlich 1 bO H, monatlich bO TrSgerlohn extra. — Einzelnummern lausenden Monats 5 früherer Monate 10 <s veRellungen werden in unserer Geschäftsstelle, von den Boten und Ausgabe stellen, sowie Von allen Postanstalten Deutschlands und Oesterreichs angenommen. Nach dem AuSlande Versand wöchentlich unter Kreuzband. Unkündigunarn sind rechtzeitig aufzugeben, und zwar größere Inserate bis 9 Uhr vorimttagS, kleinere bis spätestens 11 Uhr mittags d«S jeweiligen Ausgabetages. Kür Aufnahme von Anzeigen an bestimmter Stelle kann eine Garantie nicht übernommen werden. S1. Telegramme: Tageblatt Frankenbergsachsen- Anzeigenpreis: Dir s-gesp Petitzeil« »der deren Raum 1b 4, bei Lofal- Anzeigen 12 im amtlichen Teil pro Zeile SO -Eingesandt" im RedattionStefle Sb Für schwierigen und tabellarischen Satz Ausschlag, für MederholungSabdruck Ermäßigung nach feststehendem Taris. Für Nachweis und Offerten «Annahme werden 2Ü H Exttagrbübr berochnet. Juferatxn»Armahm« auch durch alle deutschen Annoncen - Ejjpeditionru. Abonnement- auf das Tageblatt auf Monat November nehmen unsere Tageblattausträger und unsere bekannten Ausgabe- (gewährleistet von der Gemeinde) vertust alle Einlage« mit 3V» "/o und ist geöffnet stellen in Stadt und Land, sowie alle Postanstalten noch entgegen. Dienstag- und Freitags üachm. 2—6 Uhr. Telephon: Amt Oberlichtenau Nr. 18. der folge dichten Nebels bei Kap Sclsea Bill Anker werfen setzte die Reise erst Montag früh fort. * * * Die Londoner Presse veröffentlicht Artikel, in denen in- und Hörden anwesend. Der Kaiser und die Kaiserin begaben sich sofort an Bord der „Hohenzollern", die an Pontus im Außen hafen sestgemacht hatte. Inzwischen hat die Kaiserjacht „Hohenzollern" mit dem Kaiserpaar an Bord von Vlifsingen aus die Fahrt nach Spithead angetreten. Doch mußte die „Hohenzollern Vas üeuttcde llaimpaat auf der knglaMabrt. Einer aus Müsingen cingelaufenen Depesche zufolge ist das Kaiseipaar am. Sonnabend nachmittag ,3,50 Uhr dort angekommen. Zum Empfang waren der deutsche Konsul, der Bürgermeister von Vlissingen und Vertreter der anderen Be- deutsche Kaiser bewillkommnet wird. „Observer" schreibt: „Es würde ein Fehler sein, den: Besuch des Deutschen Kaisers große politische Bedeutung beizulegen, und ist dies auch von verantwortlichen Politikern hier und in Deutschland in keiner Weise versucht worden. Nichtsdestoweniger kann der Besuch in persönlicher und politischer Beziehung von wirklichem Wert sein, wenn er dazu dient, ein besseres Verständnis zwischen beiden Völkern und eine richtige Bewertung der gegenseitigen Interessen und Verhältnisse herbeizusühren. In diesem Sinne begrüßen, wir von Herzen mit ganz England den Besuch des deutschen Kaiserpaares." Die „Times" sichern dem deutschen, Kaiserpaar den herzlichsten, respektvollsten Empfang durch alle Klassen der Bevölkerung zu. In Portsmouth, Wind sor, London werde alles aufgeboten werden, um dem Kaiserpaar zu beweisen, daß eS Gast der Nation sei. Weiter heißt es: „Die Engländer sollten das heutige Deutsch land in seinen mannigfachen Aenßerungen verblüffender Energie aufs eingehendste studieren, vor allem aber ebensogut Deutsch sprechen und schreiben lernen, wie die Deutschen zu unserer Beschämung Englisch schreiben und sprechen. Sie würden dann noch größeren Respekt vor dem Patriotismus eines Volkes haben, das ohne Murren eine schwere Steuerlast und die noch schwerere Bürde einer allgemeinen Wehrpflicht trägt, eines Volkes, das an seiner Erziehung arbeitet wie kein zweites auf der Welt, und das seine Hilfsquellen mit ernster Wissenschaftlichkeit im Großen wie im Kleinen täglich bereichert. Es wäre sür uns selbst und den Weltfrieden nützlich, wenn wir diese Merkmale nicht bloß bewundern, sondern von ihnen lernen könnten." Die „Pallmall Gazette" hebt hervor, daß während des Königs Regierung eine unschätzbare Besserung in den Beziehungen zwischen England und gewissen anderen Mächten erreicht worden'sei. Es gebe jetzt käüch eine fremde Kulturkampf wäre nur dann, wenn die Kirche dir volle Herr schaft auf allen Lebensgrbieten, über alle Individuen, wie den Staat, hätte, ein Zustand, den euphemistisch das Zentrum, nur als „Freiheit der Kirche" bezeichnet. Mit dem Gespenst eines drohenden Kulturkampfs fanatisiert das Zentrum heute noch immer seine Wählermassen und hat das besonder- im Reichstagswahlkampf nach der Reichstagsauslösung deS 13. Dezember 1906 getan. In der übertriebensten Weise wird eine drohende Bedrückung der Kirche in Aussicht gestellt, salls das Zentrum nicht mehr eine mächtige Partei sei. Die ganze Unwahrhaftigkeit dieses Verfahrens wird klar, wenn man die Lage der katholischen Kirche im überwiegend protestantischen Deutschland mit der in den katholisch-romanischen Ländern vergleicht. Ein Kulturkampf al- Kampf des StaatS für seine volle Selbständigkeit und Unabhängigkeit von den Tendenzen des staatsfeindlichen Ultramontanismus wird in gewissem Um fang bleiben, so lange es eine römische Kirche mit ihrepr An spruch auf Leitung aller Kultur gibt. „Kulturkämpfer" im richtigen Sinne des Wortes ist darum jeder Anhänger des modernen interkonfessionellen Laienstaats. Ein falscher „Kulturkamps" ist die Anwendung staatlicher Machtmittel gegen religiöse Anschauungen oder Forderungen, die dem Staatswohl nicht entgrgenstehen. Dagegen kann das freie Ringen der GeisteSkümpse, der protestantischen und liberalen Anschauungen innerhalb der gesetzlichen Schranken ivider den Ultramontanismus als ein rechter Kampf ange sehen werden, der für das Wohl unseres Vaterlands notwen dig ist und den sich auch diejenigen Zentrumsanhänger ruhig gefallen lassen können, die ehrlich an die Kraft und den end lichen Sieg des Ultramontanismus glauben. — Macht, mit der die rMsche Nation nicht auf vorzüglichem Fuße stehe, dank dem persönlichen Einfluß des König-, Wenn eS gleichwohl eine Nation gebe, zu der England» Beziehungen weniger herzlich gewesen seien, als Blutsbande und alte ge schichtliche BerdindMgen. eS naWlich,, erscheinen lassen, so müsse man sich freuen, daß alle Aussicht vorhanden sei auf eine Aenderung zum Besseren, ja man dürfe sagen, daß die Aenderung bereits platzgegriffen habe. Die vollständige Ent wicklung möge vertrauensvoll in den nächsten Tagen erwartet werden. * * * * * London. Bei de« am Donnqbend veranstalteten Lord«ahors»va«kett i« der Gastdbasi führte Ad miral Kisher in Erwidern»« deS LrinWrmh- ans die englische Flotte ans, »an spreche von der Einschiffung von hunderttausend Deutschen-und ihrer Invasion Egg- landS mit demselben «echte, wie «nNiettva vna der Ber. ladung der St. Pauls-Kathedrale auf eiurm Pvstdampfer sprechen könne. Derartige Erzählungen seien töricht, zu gleich aber auch schädlich. Der «pmstgl kam da»» agf die heute, Monta» stattfindende ^deutsche Invasion" zu sprechen, hjest sie herzlich willkommen und g»b schUMich im Ramy» der englische» Marine rer <Srn«»ttuul« dar über Ausdruck, daß der Kaiser Admiral der euglischeu Flotte sei. d. Loudon, Die Mehrzahl der Blätter widmet dem Besuch deS-Satserpaare-S längere Leitartikel. „Daily Ex preß" schreibt: „Trotz der Versuche, die von gewisser Seite gemacht werden, kann man behaupten, daß dem Kaiserpaar seitens des englischen Volkes ein herzlicher Empfang zuteil werden wird." „Dqily Mail" fügt hinzu, „der Kaiser sei in den Augen der Engländer einer der hervorragendsten Männer der Neuzeit. E"> jeder müsse den Patriotismus des Mo narchen bewundern, den er in der Behandlung politischer Angelegenheiten offenbare". Der „Observator" fügt seiner gestrigen Erklärung, daß dem Kaiserbesuch eine politische Be deutung abzusprechen sei, ergänzend hinzu, „die Diplomatie sei ein Tauschgeschäft, indessen besäße Deutschland keinen Streifen Lqndxs, den England zu erwerben wünsche". d. Portsmouth. Die Stadt wimmelt von Mannschaften der Flotte. Die Maßregeln, die für die Sicherheit des Kaiserpaares bei der Landung getroffen wurden, sind sehr streng. Ohne Empfehlung der deutschen Botschaft, die durch das Auswärtige Amt gegengezeichnet sein muß, erhält niemand Zutritt zur Werft und zur Landungsstelle. Var Mreben kür grosse Wüer". ** Die Geschichte von der „Nebenregierung" wird immer noch einmal aufs Tapet gebracht, und zwar von konservativer Seite. In den „Sächs. Pol. Nachr.", konservative Korre spondenz für das Königreich Sachsen, ist in der jüngsten Nummer zu lesen: „Wir sind in der Lage, mitzuteilen, daß Seine Exzel lenz, der Staatsminister a. D. v. Metzsch schon vor einigen Wochen mehreren Führern der konservativen Partei gegen über erklärt hat, er könne die in Frage stehenden Aeuße- rungen des Legationsrats v. Nostitz-Wallwitz nicht billigen; während seiner ganzen Ministertätigkeit sei von konservativer Seite nie etwas versucht worden, waS diesen Äeußerungen zur Stütze dienen könne." Nun hat Herr Kreishauptmann vr. Rumpelt-Dresden das Wort; er hat die von ihm gebrauchte Äeußcrung über das „abgekürzte Verfahren", daS „verwirrend auf die Beam ten gewirkt" habe, sich gewiß nicht aus den Fingern gesogen. „Der Herr Finanzminister vr. v. Rüger hätte", führte Abg. LanghäMmer am Freitag in der Zweiten Kammer aus, „doch bei feiner Erklärung zur Frage der „Nebenregierung" Ver anlassung nehmen müssen, auch dieses nicht unwichtigen Vor gangs zu gedenken ... Herr v. Nostitz, der seine Rede über die „Nebcnregierung" seinerzeit im Dresdener Konservativen Verein vom Papier abgelejen, also mit großem Vorbedacht vorbereitet habe, hat ja dann auch in einer späteren Ver sammlung — Generalversammlung des Landesvereins im September — angeboten, seine Beweismittel vorzulegen. Was hätte es Einfacheres und Richtigeres gegeben, als dem Herrn Legationsrat diese Bitte zu erfüllen? ... Wenn die Herren v. Nostitz und Vr. Rümpelt ohne Beweis ihre Behauptungen in hie-Welt ^gebracht hätten, dann besäßen sic nach seiner Ausfassung nicht diejenige Qualität von Staatsbeamten, die man von ihnen fordern müsse." war trl Wtmkampf? Heute ist wieder so viel vom „Kulturkampf" die Rede. Nicht alle verbinden mit dem Worte den gleichen Sinn. Unter dem Wort „Kulturkampf" (Kamps um oder für die Kultur), daS 1873 Virchow in einem von ihm verfaßten Wahlprogramm der Fortschrittspartei zuerst in diesem engeren Sinne anwendete, versteht man im allgemeinen jeden Kamps des modernen Staates für die Selbständigkeit seiner staatlich- gesellschaftlichen Kultur. Speziell meint man in Deutschland darunter den kirchenpolitischen Kampf, den Preußen — und ihm folgend andere Staaten, z. B. Baden und Hessen — in den siebziger Jahren gegen die römische Kurie bezw. Kirche und ihre Interessenvertretung in den Parlamenten, die Zen trumspartei, geführt haben. Die innere Veranlassung zum Kulturkamps lag in der gesteigerten Macht, die der seit etwa 1848 in Deutschland stark anschwellende Ultramontanismus erlangte und auf Grund deren er der katholischen Kirche eine Stellung im Staat geben wollte, die gegen das staatliche Kirchenhoheitsrecht gerichtet war. Der Kulturkampf war also dem Staat aufgezwungen als ein Notwehrkamps gegen die Vorherrschaft klerikaler Idee» im Staatswesen. Der Staat mußte sich wehren gegen die allzu aggressiven Tendenzen deS Ultramontanismus, gegen das Streben, den Staat und seine Einrichtungen dem kleri kalen Kulturideal des Zentrums bezw. des Vatikans dienst bar zu machen. Der Hauptfehler, der vom Staat gemacht wurde und der daS katholische Volk in weitem Unifang dem Ultramontanismus und Zentrum in die Arme trieb, war offenbar, daß katholische Geistliche durch staatlich-polizeiliche Gewalt an der Ausübung ihres Amtes, manchmal an ge weihter Stätte, gehindert bezw. verhaftet, eingesperrt wurden. Die Folgen dieses Kampfes waren daher für den Ultramon tanismus vielfach günstig. Ein großer Teil des katholischen Volkes sah, eben infolge ungeschickter staatlich-polizeilicher Maßregeln, im Kulturkampf einen Kampf gegen die kathv- lische Religion; fanatisiert durch den üblichen Ruf: „die Re ligion ist in Gefahr", stürmte es in Scharen zur Zentrums- Partei als der „einzigen Retterin der Kirche und des Glau- btnS", und so wurde das Zentrum die größte Partei im deutschen Reichstag. Die Regierung trat etwa seit 1878, seitdem der Diplomat Leo XIII. Papst geworden war, den Rückzug an, das Ge bäude der Kulturkampfgesetzgebung wurde zum überwiegenden Teil abgetragen. Man hat sich seitdem gewöhnt, den Ultra- mvtrtanismus als vollen Sieger im Kulturkampf anzufehen und von einer glänzenden Niederlage des Staates zu sprechen. Das ist falsch. Eine Reihe von Gesetzen, die das staatliche Kirchenhoheitsrecht auch gegenüber der römischen Kirche wahren, ist geblieben und das Zentrum fordert noch immer deren Beseitigung. Hierher gehört, daß die M 15, 16 und 18 der preußischen Verfassung abgehoben blieben, die der römischen Kirche eine mit dem Wesen des modernen Staates nicht ver einbare Selbständigkeit gegeben hatten, welche das Zentrum in seinem Toleranzantrag wieder erstrebt. Bleibend wertvoll ist Vie endgültige Aufhebung der katholischen Abteilung im preußischen Kultusministerium, das Bestehen des sogenannten Kanzelparagraphen (Str.-G.-B. § 130 a), der Erlaß des Schul- aufsichtsgesrtzes von 1872, das Gesetz über Beurkundung deS Personenstands und Zivilehe, das Fortbestehen der Anzeige pflicht bei Besetzung geistlicher Aemter und Einspruchsrecht des Staates- die Aufsicht über die Ausübung der kirchlichen Disziplinargewalt und anderes mehr. Denken wir uns alle im Kulturkampf erlangten gesetzlichen Bestimmungen, die zur Sicherung des konfessionellen Friedens dienen, einmal hinweg, so werden wir merken, wieviel schutzloser und ungünstiger die Lage des Staates gegenüber dem Vatikan wäre. Deshalb ist cs unrichtig, uneingeschränkt von einer Niederlage des Staates im Kuiturkampf zu reden. Mit dem Aufhören des akuten Kulturkampfs hat das Ringen des Staates und der Kirche nicht aufgehört. Die Schule ist daS Gebiet, auf dem die größten Gegensätze zwischen Staat und Kirche herrschen, und auf dem der offene Kulturkampf am ehesten wieder ent brennen kann. Das Wort vom drohenden „Kulturkamps" ist ständig in der ultramontanen Presse zu hören. Fragt man sich, waS man auf ultramontaner Seite unter „Kulturkampf" versteht, so ließe sich sagen: jede Kritik eines Nichtultramontanen am Ultramontanismus, jede Abwehrmaßregel des Staats gegen Uebergriffe der Kirche auf dem Gebiet staatlicher Kulturauf gaben ist im Sinne des Zentrums „Kulturkampf". Kein
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