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Amts- und Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung : 30.06.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-06-30
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426615816-192006305
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426615816-19200630
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426615816-19200630
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAmts- und Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und ...
- Jahr1920
- Monat1920-06
- Tag1920-06-30
- Monat1920-06
- Jahr1920
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Sturmeswogon. Roman von Wilhelm von Trotha 20. Fortsetzung. Air; Hose ihn fragend ansah, fuhr «r fort: .Du mußt doch einmal alles erfahren." Dan» begann er ihr dt» ganze Geschichte I» erzählen, ivie er in kiel durch Zufall m jene» Lokal ersah«» hab«, war »u ihr geschehen sollte, kur», er klärte fl« über alle» «ch »«sucht» ad« iam« »och de» alte» Zens« U Schutz zu nehmen. Kälter und kälter war es beim Erzählen der ganzen Gr schichte im Herzen des jungen Mädchens geworden, endlich sagte ste leise und mit tonloser Stimme: »Onnen, auch ich bin einsam, für mich gibt es auch uur noch einen Menschen aus der Welt — und das bist Du — einen Vater habe ich nicht mehr, nur noch dem Namen «ach!" Ein heftiges Schluchzen brach aus dem gequälten Innern des jungen Mädchens hervor und ein Tränenstrom machte dem bedrückten und kummcrschweren Herzen Luft. Lange hatten die beiden, Rose und Onnen, so still neben einander gesessen und jedes batte seinen eigenen Gedanken »achgchangen, als sie durch wiederholtes Trampeln über sich aufmerksam gemacht wurden. „Warte hier einen Augenblick, mein Liebling," sagte er und stand auf,- „ich werde nur einmal revidieren, wer sich da oben eigentlich herumtreibt." Gleich daraus verschwand er und stieg behende die schmale Eisenleiter hinauf, die zum Bootsdeck führte. Hier schritt er langsam vorMrts, sich an den einzelnen Bootsrändern festhaltend, um bei den heftigen Bewegungen des Schiffes »licht auszugleiten und gar über Bord zu gehen. An jedem Boote blieb er stehen und lauschte hinein, ob jemand darin sei, denn es kam nicht selten vor, daß schnaps uird rnmbedürstige Matrosen die Dunkelheit zu einer Rekognoszieruugsfahrt auf das Bootsdeck benutzten, um diesen ihren Schnapsgelüsten auf billige Weise zu sröhuen, in dem sie dir Rum- und Kognakflaschen austrankcn, die als eiserne Portionen stets vorschriftsmäßig in den Booten verstaut sind. Vier Boote hatte Onnen schon untersucht und sich ver geblich nach dem Manne der Wach« drS Decks umgesehen. „Wird wohl mitschnapsen," murmelte er vor sich hin und schritt auf das Boot zu, das ihn saft 36 Stunden als .Blinden" beherbergt hatte. Hörte er nicht Stimmen darin? Sollte «r sich getäuscht haben? Er blieb mit dem Ohre an die Leinwanddecke gelegt stehen, da hörte er drinnen sagen: „Also das gesamte Geld habt Ihr nun Eurer Tochter gegeben, he?" „Ja, 's war am besten so, bei der vermutet eS nie mand und " „Gut, gut, also das wäre in Ordnung," gab die erste Stimme zurück; „nun, und hat ste sich den Tomsen aus dem Kopfe geschlagen?" „Ich denke nun, so allmählich wird ste einsehen,daß es ihr nichts nützt," sagte die tiefe Stimme, in der Onnen die des alten Jensen erkannte. Also hier oben trafen sich die beiden würdigen Ver bündeten öfters und dem wollte er ein für allemal ein Ziel setzen: zu Gesichte mußten ihm die beiden doch über kurz oder lang einmal kommen, also dann jetzt, dachte Onnen. Zwei Fliegen mit einer Klappe, und so zog er zur Sicherheit seinen Revolver aus der Tasche und rief dann dem Alten zur Antwort ins Boot hinein: „Da irren Sie sich, Herr Imsen, wo die Rose ist, da gehört auch der Onnen Tomsen hin, hier steht er und nun heraus mit Euch beiden da aus dem Boote," donnerte^er denen da drin zu. Dei» beiden erstarrten bei diesen Worten alle Glieder, und sie glaubten nicht anders, als das Ganze sei ein furcht barer Seemannsspuk, aber als Onnen dann wieder rief: „Sofort kommt Ihr beiden Hallunken heraus oder ich pfeife dir Wache und lasse Euch in Eisen legen." Ta schnellten sic wie zivei giftige Vipern auf und Klaas schrie heiser: „Uebcr Bord mit ihm! Es ist Onnen Tomsen!" Onnen hatte das vorausgcschen, sprang zwei Schritte zurück, hielt sich mit der linken Hand an eine Steigeklammer des Schornsteins und richtete mit der rechten den gespannten Revolver aus den Roten, zwischen den Zähnen hatte er, bereit zum Pfiff, die Signalpfeife! „Keinen Schritt weiter, Klaas," schrie er, „oder Du bist «in toter Mann! — Ich bin Tein Vorgesetzter, Dein Steuer mann und habe Dir also zu befehlen und nun zur Sache: Gib mir sofort und ohne Widerrede die Papiere, die Du dem Gelsen gestohlen hast! — Du wirst in Neuyork sofort nach unserer Ankunft das Schiff verlassen und mit keinem Auge will ich Dich mehr sehen, denn an Land kenne ich keine Schonung für Dich!" Klaas war kreidebleich geworden, er sah, daß Onnen alles wußte, der aber fuhr unbeirrt um die Haltung des anderen fort: „Also her mit den Papieren und tust Du hier an Bord Deine Schuldigkeit, so magst Du ungestört Deinen Dienst weiter verrichten. Bei der geringsten Veranlassung aber zur Klage bringe ich alles, Du weißt auch von wegen der Steck briefe usw., zur Sprache und Du liegst in Eisen, ehe Du es denkst. Das merke Dir! Nun geh!" Langsam schlich der Mann fort, nachdem er Onnen die gestohlenen Papiere ausgehändigt und dieser ste als richtig erkannt batte. „Und nun zu Euch, Jensen! — Ihr seid ein armseliger, Verkommener Mensch! Eure Tochter verachtet Euch, wie ich es tue und wie es ein jeder ehrlicher Mann tun wird! — Ihr habt Euer Kind verschachern wollen, Gott hat eS gehindert; damit ste aber vor Euch und Ihr vor den Ein nüssen jenes Lumpen, des Klaas, gesichert seid, so stelle ich Euch kraft meiner Machtbefugnisse als Steuermann unter Schiffskontrolle, denn der Steuermann Onnen Tomsen hat Euch aus diebischen Wegen gefunden, wie Ihr in jenem Boote mit e»nem Matrosen anscheinend Schnaps entwenden wolltet!" Hiernach pfiff Onnen zwei Mattosen der Wache heran» di« den vollständig niedergeschmetterten Wien mehr davon- trugen, als daß er ging. .Ich konnte nicht ander» handeln," sagte der vollständig erschöpfte Onnen für flch. Er ließ das Boot wieder klar machen und schritt schwere», Gange« zum Salon zurück, i» dem Ros« i» bangem Warten seiner harrte. Schweigend setzte er sich zu ihr und sie ergriff seine zitternde, «iSkalte Hand. Di« Sache mit dem Alten hatte ihn doch mehr aufgeregt al« er es gedacht hatte. „Nun, wa« gab es denn dort ob«," fragt» Ros« endlich Kike und fast ängstlich. f - Etwas Außergewöhnlicher mußt« oorgesslle» srd^ HM kh sie dem Geliebten sofort an. ! .Ich — ich — hab« — den — alten — -- Jens« arretieren lassen müssen! — — Er hockt« »ft de» roten Klaar 1» einem Boote!" Wied« trat eine lang« Paus« ein, illose sah still und stumm vor sich hin, keine Muskel ihres Gesichtes bewegte sich und zeugte vo» dem furchtbare» Kampfe, der in ihr tobte. Endlich preßte sie mühsam hervor: „Haben Dich die beiden erkannt?" Ja!" „Tann ist alles auS! Alles, alles," jammerte ste und «and sich in namenlosem Schmerz. Er wußte nicht, was er sagen und von alledem denken sollte. Sie hatte sich von ihm abgewandt und schluchzte herz brechend. Sie lag in einer Ecke des Sophas und zuckte vor innerem Weh. Noch einmal suchte sich die Kindesliebe gegen die Liebe zu den» Manne, der ihr gehören sollte, aufzulehnen, sie konnte es nicht fassen, daß er, gerade er, den ste liebte, es war, der den Vater und damit auch ihren Namen geschändet hatte, sie wollte ihn von sich stoßen, sie wollte ihn nicht mehr lieben, ste versuchte ihn zu hassen, es war vergebens und so weinte sie, weinte ohne Ende! Onnen, dem der Kampf im Innern seiner Rose nicht entging, schrieb ihn ganz anderen Motiven zu. Ats ste gar nicht aufhören wollte zu weinen, legte er » seinen Arn» um ihre Taille und wollte, ihr Trost zusprechend, ! sie an sich ziehen. — Sic wehrte sich dagegen. Da ließ er ste ! los, rief ihren Namen in verzweifeltem Tone; das hatte st« ' noch nie getan, ihn von sich gestoßen. ; Langsam erhob er sich, sah ste fassungslos an und ging , dann. „Onnen," schrie drin eine Stimme. Der Ruf verscholl j ungchürt. Eine halbe Stunde später fand der revidierende erste ! Offizier in dem Salon Rose in tiefer Ohnmacht am Boden ; liegen. Zu derselben Zeit stand ein Mann mit klaren blauen j Augen äm Ruder und steuerte das Schiff so sicher, wie bisher ; keiner. — Es war Onnen Tomsen, er kannte von nun an > nur noch seine Pflicht! , H. Kapitel. Mann über Bord. Der Sturm war vorüber und nur eine lange, hohe j Dünung schwappte gegen das ungestüm vorwärts rasende f Schiff. Vier Tage seit jenem Abend auf dem Bootsdeck waren ! vergangen! Am anderen Abend sollte man die New-Fund- ! landSbanks passiert haben, über denen das Schiff nun seit > einigen Tugen dahinrauschte. Dichter Nebel lagerte auf der See und hemmte den > crwüuschten Fernblick. Heulens gab das Dampfsignal alle Minuten eine»» schaurigen f Ton, der jedem Neuling an Bord durch Marl und Bein geht. Jin Damensalon zweiter Klasse saß einsam ein bleiches, s junges Mädchen; wirr hing ihr das Haar um die feuchten i Schläfen, verzweifelt krampfte ste die Hände ineinander und s zuckle bei jedem Ton des Dampfsignals, wie von einem Peitschenschlage getroffen, zusammen. Niemand würde in ihr die schöne, gesundheitsstrotzende Rose von einst erkennen, — und doch war ste cs! Die vier Tage hatten ihr ein solches Aussehen gegeben, j denn Onnen Tomsen kam nicht mehr, er war nur noch ein i Schifssangcstellter, der still, aber pünktlich seine Pflicht tat. Es war ja nun sein Beruf, dem er einzig zu leben halt«, > denn seine Liebe mußte »»ach dem Vorgefallenc« tot sein. Rose grübelte vor sich hin. Was hatte sic getan? Sie ' wußte es selbst nicht »nchr. Hatte sie ihn von sich gestoßen, ! weil — ach ja, jetzt fiel es ihr wieder ein, cr hatte ihren ' eigenen Baker dein Hohn des gesamten Schiffsvolkes preis- : gegeben, er hatte ihn unter Schissskontrolle stellen lassen, ja, i ja, so war es und das hatte ste so geschmerzt. Und doch — ivie recht hatte cr, wie viel mehr konnte j er gegen ihn und dem anderen, den Urheber alles Unglücks f tun, wenn er nur wollte, aber dazu war Onnen viel zu stolz. Das sab sie ein, er mußte also eine bestimmte, notwendige ; Absicht gehabt haben, weshalb er den Vater hatte absondern < lassen. Jetzt fiel es ihr auch ein, daß er ja mit dein Klaas gemeinsame Sache gemacht hatte, sollte Onnen deshalb so grausam gegen den Alten gewesen sein? — Sie grübelte und zermarterte ihr Gehirn darüber, und je mehr sie es tat, nm so gewisser »ourdc die Ansicht in ihr, daß das der Grund j gewesen sein mußte; Onnen wollte ihren Vater vor größerem : Unglück bewahren, er wollte ihn aus den Armen und Klauen jenes Banditen befreien, warum ließ er dann den Kerl selbst > laufen? Das war ihr aber unerklärlich. Hier versagte selbst ' ihr Scharfsinn oder vielmehr ste gedachte nicht des Entschlusses f Onnens, ehrlich und niit offenem Visier zu kämpfen! Was nun? In ihrem Herzen wurde es still, ganz still, - ste wußte nicht, halte sie überhaupt noch eins oder wie kam - es, daß es nicht mehr freudig und erwartungsvoll schlug ! wie einst? Doch, da begann es wieder, o, dieser Zustand, ! dieses entsetzliche Wehgefühl, sie wollte aufschreien vor Schmerz, ' sie griff in die Herzgegend, zog aber, wie von einer Natter j gestochen, die Hand zurück, ste hatte dort das Geld des Vaters gefühlt! , Geld, Geld, in diesem Moment, da ihr Herz zum Zer- j springen für den Geliebten schlug, da hatte ste der elende » Mammon in die rauhe Wirklichkeit zurückgeschlcudert. „Onnen, Onnen," schrie ste in Heller Verzweiflung und ! stürzte an Deck. Niemand war dort, es war leer! „Steuermann Tomsen," rief zur selben Zeit der Kapitän, ' „messen Sie von nun an stündlich die Wassertiefe." „Jawohl, Herr Komniandant," gab der Gerufene zurück. Langsam schritt er dem Heck des Schiffes zu. Die Lot- - leine mit dem Maßstabe in der Hand, betrat er den kleinen . Ausbau des Schiffes am Achterteil, der wett in das Wasser , hinausragt, wo er am ersten Abend an Bord mit Rose, so j glücklich gewesen war. Dort stand der Lotblock, an dem er - die Leine befestigte. Es war alles klar zum loten; surrend fuhr das Lotblei in die Wellen, die die Schrauben seifenschaumähnlich auf- j wirbellen und ivie ein glitzerndes Schneeseld dem enteilenden ! Auge sich darboten. i . Heute war davon wenig zu sehen, da der Nebel nur «ine ' gerinac Aussicht gestattete. Onnen hatte die erste Messung beendet, notierte die Zahlen ! beim Scheine einer der elektrischen Lampen auf dem Achterdeck f m»d ging aus die Kommandobrücke zurück, st« einzutragen in« : Loggbuch. Kaum hatte er da« Achterschiff verlaffen, erhob sich au« . einem der rund zusammengcrolltcn großen Manilatrossen ein« , dunkle Gestalt und schlich zur Lotvorrichtung, um sich an f derselben hrimlich zu schaffen zu machen. t (Fortsetzung folgt.) Freibad im Vemetndetetch. DasserioLnne am 29. Juni mittag» 1 Uhr 17" LrlsiuS. Nachrichte« ax» der MrWs«xeixde ViVexsN> Mittwoch abd«. '/,S Uhr: Mbelftunde, Pastor W«gnrr. MrWenxachriHtex ax» Nchöxheide. Donnerstag, den 1. Juli in der Schule zu N'uhetd« abdS 0 Ubr: KindagotteSdienst und um V Uhr: PredigtgotteSdtenst, Pfar- rer Backhaus. Neueste Nachricht«». - Berlin, 29. Juni. „LokLxunzeigsr" schreibt: Was in der gesamten Darstellung de» Reichskanzlers Überwog, der Anflug von OpÄ- mismus, der hin und wieder zur Schau getragen wur de, oder das erdrückende Bewußtsein von der Unge heuerlichkeit der Aufgaben, die dem deutschen Volk in diesem Augenblick gestellt werden, ist schwer zv entscheiden So viel gab Herr Fehrenbach a lerdürgs zu verstehen, daß sein Werk Nur bet rückhaltloser Un terstützung durch alle Klassen und Stände gedeihen könne. Um diese warb er dann auch mit aller Ein- ! dringlichlest, die kaum zu überbieten ist. Es ist Wohl ' der letzte Versuch dieser Art. Mißlingt er, so kann > Herr Fehrenbach seine Hände in Unschuld wasche«, i »- Das „Berl. Tage bl." schreibt: Wir sind in der ' angenehmen Lage, seine Ausführungen, da fix sich f ganz im demokratischem Ged ankengang bewegten, voll ( inhaltlich unterschreiben zu können. Tie „Boss. iZtg": Nicht die starke Faust, sondern die ehrlich ) dargebotene Rechte, in die alle Wohlmeinenden ?in- - schlagen könnten, so faßt er zum Schluß sein ver« ! söhnliches Programm zusammen Das Regiurungs ! Programm selbst wirkt insofern wohltuend, als eS s auf jeden Schein von Optimismus verzichtet und c den tragischen Ernst der sozialistischen, Wirtschaft - ' lichen und finanziellen Läge des deutschen Bölkes f in eindringlicher Weise betont. — Berlin, 29. Juni. Der „Vorwärts" . meint: Inhaltlich bedeutet das Programm, um eS kurz zu sagen, die Fortsetzung der Koalitionspo- ° littk auch ohne die Sozialdemokraten, und man muß ' schon scharf hinhorch,n, um die volksparteilichen Untertöne, ; die er in die Redeklänge gemischt hatte, herauSzuhören. ! „Wenn'S man so hört, mög'S leidlich gehen", jedenfalls ist mit größter Sorgfalt alles vermieden worden, wa8 i eine sofortige Kriegserklärung der Sozialdemokraten her- ausfordern könnte. Tie „Freihei t" schreibt: Die Re- gierurig Fehrenbach, die die V e r s ö h n u n g und den Ausgleich als ihr Programm verkündet, ist selbst nur s der Ausdruck der Tatsache, daß augenblicklich in Teutsch- , land sich die Bolkskreise in einem gewissen Gleichgewicht ' befinden und daß keiner der Kreise bereits ein Ueberge- wicht erlangt hat. Daher diese Regierung des Ausgleichs ! und daher die rein parlamentarische Illusion auf einen - Ausgleich der Gegensätze, wodurch eine mehr al- vor- s übergehende Regierung geschaffen werden könne. — Berlin, 29. Juni. Die Unabhängige : Reichstagsfraktion hat eine Interp e lI ation j eingebracht, was der Reichskanzler zu tun gedenkt, um ein weitere? Steigen der Lebeusmittelpreise zu ver- > hindern, und wie weit er den Beschluß der Index - Kom mission beim ReichSernährungLministerium vom 18. 6., ; durch den der Getreidepreis eine neue Erhöhung erfahren > würde, rechtfertigt. Wie und wann, so heißt es weiter, gedenkt der Reichskanzler den durch die in Aussicht j stehende überaus gute Ernte mögliche» Abbau der Preise , für Getreide, Kartoffeln, Fleisch und sonstige landwirt- > schaftliche Erzeugnisse, die fitzt daS Mehrfache der vor jährigen Ernte betragen, in die Wege zu leiten? Was gedenkt der Reichskanzler gegen diejenigen Landwirte zu unternehmen, dis in offner Verhöhnung Ler behördlichen Anordnungen sich der Ablieferung ihrer landwirtschaftlichen j Erzeugnisse entziehen und damit die Ernährung der nicht landwirtschaftlichen Bevölkerung aufs schwerste gefährden? , Welche Maßnahmen plant er gegen die Zunahme des - LebenSmittelVuchers? — Berlin, 29. Juni. In Cuxhaven ist. > wie dem „Berl. Tagebl." gemeldet wird, eine Neu- j ner kam Mission eingesetzt worden, die in Brr- ; binoung mit dem Magistrat die Herab setzuing der Preise vornimmt und verschiedene Geschäft " , lrute verpflichtet hat, eine Woche lang ihre Ware» ! an die minderbemittelte Bevölkerung ohne jeden 1 Nutzen zu verkaufen. f - Frankfurt a!. M., 29. Juni. Die Gewerk . schajtskartelle veranstalteten gestern nachmittag aus ! dcm Römerberg eine Protestkundgebung ge ! gen die hohen Lebensmittelpreise Der ! Platz wurde von einer nach vielen tausenden «zählen , den Menschenmenge gefüllt. Es wurde ein Abbau ' der Preise gefordert und mit Selbsthilfe georpht, falls j von den städtischen Behörden keine wirksamen Maß regeln ergriffen werden. Tie Menge zog vvr da» , stäotfich Lebens mLttMmt und brachte dort Schmäh- ! rufe auf den Direktor aus. Einige Trupps zogen : weiter nach dem Bahnhofsplatz und warfen haer die : Scheiben des Kaffee Hauses „Viktoria" ein und be drohten die angeblich in dem Kaffee sich bef'nüjichen Schieber. Auch in der Elbcstraße versuchte die. Menge in Geschäfte ein zird ringen, doch ergriff sie so. fort die Flucht als Lastautos einige Abteilungen d-r Sicherheitsivehr mit Maschinengewehren heranfüh - tcn Tie Ruhe wurde sonst nicht weiter gestört. — i r
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