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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 28.09.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-09-28
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-190709287
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-19070928
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-19070928
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1907
- Monat1907-09
- Tag1907-09-28
- Monat1907-09
- Jahr1907
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 28.09.1907
- Autor
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Wartung hat sich leid« nicht erfüllt. Wie viel und wat aller ist von der nunmehrigen Frau Toselli, di« von Gott und Reckt» wegen Sachsen» Königin hätte, sein sollen, in dies« letzten Tagen geredet worden, und wahrlich nm durch ihre eigne Schuld. Hätte Luis« oack ihrer unseligen Flucht mit Giro« diese« die Hand zu einem neuen Ehebund gereicht, das Sachsenoolk würde zuerst sich er real und doch zuletzt sich beruhigt haben. Solche Vermählung hätte ihre Flucht al» einmalige Verirrung gekenn zeichnet und «in still zurückgezogener, vielleicht fried licher Familienleben hätte denen «inen Schein der Recht» gegeben, di« um dar Haupt der „armen, unoustandenen" Frau den Glorienschein der Mär tyrerin zu legen versucht hatten. Doch nun? Da Halr über Kops die Gräfin den 12 Jahre jüngeren italienischen Künstler Toselli heiratet, und die ULN Lärmer Welt auch den Grund zu solch fieberhafter Eile längst erfahren? Da wachen von selbst all' jene bösen Gerüchte von neuem aus, die die geschäftige Fama über dar Leben Luisen« sowohl vor al« nach ihrer Flucht von Mund zu Mund trug. Die Lippen derer verstummen, die über der Grüße des Unheils, dar auf der h-tmatloS Gewordenen lastete, da« Urteil über ihre Schuld glaubten mildern zu sollen Selbst die Luifengemeinde verläuft sich in reißender Geschwindigkeit und höchstens ein gewisses DreSdn.^ Wochenblatt trauert in Sack und Asche um den be trüblichen Schritt seiner hohen Gönnerin, ein Blatt, dar sie allmonatlich wenigsten» einmal schon aus Sachsenr Königsthron, an die Sette de» einst schnöde verlassenen Satten nächsten» zurückkehren ließ. Für unser Sachsenoolk hört mit der Wandlung der ehemaligen Kronprinzessin von Sachsen in eine Frau Pianist Toselli jede» weitere die Grenzen bloßer Neugier Überschreitend« Interesse auf. Selbst- verständlich sah sich der sächsisch« Hof voll ständig außerstande, den Schritt der Verblendeten, den sie vermutlich bald genug wieder bereuen wird, zuoerhindern. Und KönigFriedrtchAugust? Di« „Letpz. Nbendztg.", die auch zu berichten weiß, daß die kleine Prinzeß Anna Monika Pia sich nicht in Stress am Lago Maggiore, sondern in der Villa der Prinzessin zu Florenz aufhält, hört au« Dresden, der König sei durch die Ereignisse sehr erschüttert und habe die letzten Nächt« schlaflos verbracht. Er zeige große innere Unruhe. Der König liebe die Gräfin immer noch herzlich. Kürzlich habe er zu seinem Vertrauten gesagt: Man kann nur für sie beten! Nicht ohne Aw Franzosenstein. Original-Roman von Erich Eben st ein. SS Nachdruck verboten 14. Kapitel. Der AmriSüder war seit jenem Tage, an dem Sabine Herzog ihm das Buch seines Großvater» entführt hatte, ein anderer Mensch. Er ging nur selten in den „Hl. Florian", war aber auch sonst nie daheim. Sein Anwesen verkam immer mehr, und ein Stück Vieh nach dem anderen wurde ihm von den Gläubigern fortgesührt. Aber das kümmerte ihn wenig. Seine ganze Aufmerksamkeit gehörte Sabine, di« er auf Schritt und Tritt beobachtete. Dreimal war er bet ihr gewesen und hatte sein Buch znrückzefordert. Jedesmal hatte sie ihn mit spöttischem Lächeln ab gewiesen. Endlich hatte er sich entschlossen, sie in Gams beim BezirkSrtchter auf Diebstahl zu verllagen. Aber auch damit erreichte er nichts. Sabine erklärte, die ganze Sache sei nur ein Scherz. Da» Buch sei wertloser Unsinn, und sie habe «S mit sich genommen, damit eS dem AmeiSöder nicht den Kops verdrehe. Darnach Hobe sie e» verbrannt und sei gern bereit, nun eine kleine Entschädigung dasür zu bezahlen. Der BezirkSrtchter fand di« ganze Klag« lächer» Itch, gab Sabine recht, daß sie dem Aberglauben «ntgegengetreten sei, und ermahnt« den AmeiSöder in strengem Ton, sich lieber um sein« oerlotterte Wirtschaft zu bekümmern, al- nach Schätzen zu suchen. Glttchzettig verbot «r ihm auf Sabine» tiefe Bewegung wird «ns» Sachsenoolk diese Worte seine« König» vernehmen. An ihm halt« Luise so schnür gefrevelt und doch hat «r noch beute trotz erneuter A«g«rniffe statt Abscheu und Verachtung nur da» Mitleid eine» Herzen» übrig, da» üb« der Küstern Gegenwart die Erinnerung an eine fonntq«« Vergangenheit weder vergessen kann noch will. Ob nun mV dem neuen Kapitel im Leben der Gräfin Montignoso die Affäre derselben zur Ruhe gekommen ist, dürft« fraglich sein. Allem Anscheine nach wird die Frage, ob di« klein« Prinzes sin Pta Monika bei ihrer Mutter blei ben oder dem sächsischen Hof« zugrführt werden wird, in nächster Zett zu hef tigen Meinung-Verschiedenheiten zwi schen beiden Parteien sühren. Der Trauzeuge bet der Vermählung d« Gräfin Montignoso, Roman- schrtststeller William Le Queux, erzählt nämlich in einem Bericht drr „Daily Mail", daß er nach der Trauung folgende» Gespräch mit Frau Toselli gehabt Haber Signora Toselli sagte, sie hätte von dem Talent Toselli» gehört und ihn zum Vorspielen nach ihrer Villa eingeladen. „Vom ersten Moment der Begegnung an fühlten wir «ine gegenseitige Zuneigung. Ich entschloß mich, zu heiraten, obwohl ich wußte, daß ich dadurch den größten Lrtl meiner Einkommen» verlieren und der König von Sachsen mir meinen Liebling, die Prinzessin Pia Monika wegnehmen würde." Hier fiel Toselli ein: „Der König soll da- Kind ntemal» be- kommen. Ich habe metn« Frau versprochen, die klein« Prinzessin zu schützen, und sie soll mein eigene« Kind sein". (Wer muß da nicht herzlich lachen!) Die Gräfin fuhr fort: „Ich habe nie darangedacht.daSKindauszugeben. Mein Liebling ist an einem sicheren Ort in der Pflege vertrauenswürdiger Leute. Ich erhalt« jeden Tag Telegramme über seine Sicherheit". Auf Le Qnux' Bemerkung, viele würden sich über ihre Wiederoerheiratung wundern, da st« soviel von ihrem Einkommen verlöre, ent gegnete sie: „WaS kommt es aus Einkommen an, wenn es sich um Liebe handelt. Sie wissen, wir hilflo» ich di« letzten oi« Jahre war. Ich war allein, ohne Schutz, und wurde vielfach verleumdet. Künftig wird metn Gatte mich beschützen". Au- Dresden wird hierzu dem „Berl. L.-N." geschrieben: D« sächsisch« Hof hat, wie ich von authentischer Seit« ersahre, bi- zur Stunde noch keine .mtliche Nachricht von der in London erfolgten Vermählung der Gräfin Mon- tignoso mit dem Pianisten Enrico Toselli er- halten. Lägen nicht die Schilderungen über den Akt vor dem Londoner Standesamt in allen Einzel, heilen vor, so wäre man in hiesigen Hoskreisen noch immer geneigt, a» eine solche Heirat überhaupt nicht zu glauben. Drr König gab gestern vormittag den Befehl, daß da« StaatSmrnisteriu m morgen zu einer Grsamtsrtzung zusammerttretr» solle. Ist bi- dahin eine amtliche Nachricht eingetroffe«, so wird sich da» Staat-ministerium sowohl mit der Frage der Apanage wie mit der Frage der Au», liefern«« der Prinz efsiu Pia Monika befassen, andernfalls würde diese Frage überhaupt nicht zur Erörterung gelange». Scho» heute kann man mit Bestimmtheit sage», daß der Gräfin von drr ihr zustehrnden Apanage »icht» entzogen »erde» wird, wohl aber wird ma» die kleine Prinzessin binnen kürzester Frist ihrer Mutter r»t- ziehen, wett die Moral de» Heranwachsenden Kinde» durch Verbleibe» bei der Gräfin Montignoso gefährdet erscheint und i« übrige» auch brrettS «»e vertragliche Verpflichtung der Gräfi« ans Herausgabe de» Kindes besteht. Ueber ei» periodisch wl«derkehrr«de» Recht, die Tochter 1U lehr», werde» genaue Bestimmungen getroffen Ansuchen da» Graben auf dem Franzosenstetn, da dieser Herzogscher Grund und Boden sei. Und al» der AmeiSöder sich noch immer nicht beruhigen wollte, wurde er mit 10 Fl. Entschädigung für da- vernichtete Buch abgesertigt und nach Haus« geschickt, wobei der BezirkSrtchter ihm wiederholte, daß er ein ausgezeichnet«» Geschäft gemacht habe, da da« Buch kaum den zehnten Teil wett gewesen sei. Haß und Galle im Herzen schlich der Alle heim. Von oteskr Stunde an schwor er den Herzog» Rache. Sabin« aber triumphierte. Jetzt endlich würde sie wohl Ruh« haben. Wenn nur der Frühling erst da wäre! In den langen Wintermonaten hatte sie unaufhörlich über die Notiz in dem alten Schatz buch gegrübelt und nun endlich glaubt« sie, di« richtig« Erklärung zu haben. Daß der Schatz im Schatten de» Eibenbaum«» vergraben lag, schien ihr zwetfello», ebenso, daß die angegebenen Zahlen, welche offenbar Schritte bedeuten sollten, da» Ausmaß de» genauen Punktes «gaben, wo nachgegraben werden mußte. Sabine hatte im letzten Halbjahre viel gegraben am Franzosenstetn. St« hatte den Schatten dck Eibenbaumes genau auSgemrffen — im Morgen, und Abendschein, ab« immer war der Spaten nach einer kaum fußttefen Erdschicht auf undurchdringlichen Felsengrund gestoßen. Erst im Lause de» Winter«, wo sie ihre Grabungen einstelle» mußt«, war ihr plötzlich zweierlei klar geworden: ersten», daß d« Etb«nbaum seit 1809 um «in Bedeutende» gewachsen fein, also heute einen ganz v«äad«tten Schatten auswrtsen mußte. Zweiten», daß Matthä»» Herzog doch werd«. Wem» im übrige» vo» verschick««« Seite» die RechtSaültigkeit der jetzt geschloffener« Ehe der Gräfi« Mo»tigrwso »»gezweifeu wird, so ist dick ri»e irrige »»ficht. Zivilrechtlich gilt sie — fall» überhaupt der All vor dem Lo»do»« Sta»dckamt rite erfolgt ist — al» unantastbar, da» ist unter ariderem auch die Ansicht, die d« kö«iglich sächsisch« Etaat»mi»istrr vo» Metzsch wir gegenüber gesprächsweise äußerte. An« Nah »ad Ker« S1chte»D«t», den 27. September Michaett-ferie». Wir stehe» vor dem Be gin» der Michaelas««», dl« al» .Kartoffelferien" all gemein bekannt sind. Zu wünschen wäre, daß d« Kinder» di« schulst«» Zeit durch «i» recht steu»dlichck Wetter versüßt würde, d«« bald germg »>eht die Natur de» weiße» Vorhang vor und mit der Herrlichkeit dck Sommer« ist'» da»» endgültig vorüber. Die Kartofftl- serien biete« btt schöne« Wetter die letzte Gelegenheit im Jahre, Wald und Feld in größeren Zügen zu durchstreift«. * — BonwwSfichMch« Witter«»-. Morgen trocken bei zunehmender Bewölkung, windig, am Tage etwa« kühl«. * — Dar Wfteterfahrpla», vom 1. Oktober 1907 an gttttg, liegt heute unserem Tageblatte bei. Wir bitten, denselben auszubewahrrn und im Be darfsfall« recht ost zu Rate zu ziehen. * — Prüft,«, 1» Kurs«» für HLuslicha Kraukrupflege. Der hiesige Frauenveretn hat in den vergangenen Wochen einen UnterrichtS- kursuS für häusliche Krankenpflege und GesundheitSlehre veranstaltet, und zwar unter der bewährten Leitung von Schwester Emmy o. Gagory au» Frankfurt a. M., an dem «ine große Anzahl von Frauen und Jungfrauen au« Lichtenstein- Trllnberg tetlnahm. Gestern nachmittag fand nun im Ratskellersaale vor einem stattlichen Kreise von Zuschauern die Schlußprüfung statt, die die Leiterin de» Kursus durch einige erläuternd« Worte «tnleitete. In Sachsen sei die» der erste derartige Kursus, während man In Preußen bereit» seit 4 Jahren und auch in Hessen und Thüringen damit sckon bahnbrechend vorgegangen sei, rechte Kranken pflegerinnen für da» Haus und dem Arzt tüchtige Gehilfinnen zu erziehen. Die Erfolge wären bisher sehr günstige gewesen. Ferner soll« der Kursus dazu dienen, die gebildeten jungen Mädchen dem Sch westernberufe näher zu bringen, sie habe dieFreude gehabt, daß sich au« den zwölf vo» ihr bisher geleitete« Kurse» 25 junge Mädchen dem g«»a«»1e» Berufe gewidmet hätte». Endlich be tonte Schwester vo« Gagory daß ein Teil de» Ge«v»»S (da» Honorar für die Teilnehmerinnen betrug 5 Mk.) einem Heim für im Berufe befindliche Osstzier-tücht« zuflüsse. Darnach begann die Prüfung, die sich zunächst auf den theoretischen Teil erstreckte; e» e> folgte» prompte Antworten über die erste Hilse, bei Kraukensälle» und die notwendigen Handreichungen etc. Der praktische Teil gab dann Gelegenheit, da» Gelernte den kritischen Blicken drr Anwesende« augenscheinlich vorzuführen. Zunächst galt e», die Geschicklichkeit an einem ausgestellten improvisierten Krankenbett zu zeigen, dann wurden oerschiedenfeche Verbände (Ohren-, Brust-, Rücken-, Schulter-, Arm, Augen-, Kopfoerbände rc.) von den Teilnehmerinn«» kunstgerecht angelegt. Hierdurch erbrachten sie den Beweis, daß sie um der guten Sache willen mit Lust und Liebe den gegebenen Anleitungen gefolgt waren. E« ist dies um so erfreulicher, als Schwester v. Gagory ihre Schülerinnen während des ISstündig en Unterrichts nicht gerade mit „Sammethandschuhen" angefaßt hat und auch während der gestrigen Schluß- Übung durchaus nicht üb« ein besonderes Maß von Geduld zu mrfüoen schien, vielmehr mi^ wahrscheinlich seinen Schatz nicht bet Hellem Tag htnaufgeschafft und vergraben haben würde, sonder« die Nacht dazu wählt«, wo er sein Geheimnis sicherer behüten konnte. Wahrscheinlich war also drr Schatte» de» ElbenbaumeS im Mondenfchein gemeint. Sabine stellt« f«st, daß zur Vollmondzeit der Mond gtgenüb« dem Franzosenstetn aufging und der Schatten de» Baume« alsdann schnurgerade gegen die alte Ruine zu fiel. Et gelang ihr weiter, in der Bibliothek «inen allen Bauernkalender aus dem Jahre 1809 auszu stöbern, au» dem st« f«ststell«n konnte, daß am Todestag Matthäus Herzog Vollmond gewesen war. Und am Tage vorher halt« «r den Schatz geborgen. ES war Ende April. In Bruckstadt sollte di« Hochzett Anscht von Theissen» mit dem Baron Riva stattfinden. Eigentlich war die Vermählung ur sprünglich sür Februar bestimmt gewesen, da aber Riva den «Ketenen Urlaub nicht früher bekam, mußte die Hochzeit verschoben werüen. Natürlich waren die Verwandten au» Winkel dazu geladen, und Pet« Herzog, Konstanze und Richard fuhren auch wirklich am 20. April nach Bruckstädt, von wo sie am 23. in Begleitung Me lanie» zurückkehren sollten. Auch Sabine hatte fahren sollen, aber am Abend dck 19. April sandte sie ihr Mädchen mit der Nachricht zu Konstanze, daß sie plötzlich an heftigem Rheumatismus «krankt sei, sich kaum rühren könne und daher im Bett liegen bleibe» müsse. (Amtsetzung folgt.)
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