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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 01.10.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-10-01
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-191910019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19191001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19191001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1919
- Monat1919-10
- Tag1919-10-01
- Monat1919-10
- Jahr1919
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A«« hat sich als nckwendlg b«aw»gestevt, für den Vorsitz im rseichsrat, den nach der Verfassung ein Neichsminift« Wren mutz, ein Kabinetünnitalied zu bestellen, das nicht mit Ressort- arb«t zu sehr überhäuft ist. Es soll hierfür ein Minister ohne Portefeuille bestellt werden, der zugleich die allgemeine Stell- veüretung de» Relchskmizler» übernehnlen soll. Kriegsgefaugeneu-Heimkehr D« Aücktrausport der Kriegsgefangenen au« England ist infolge de» englischm Lisenbahnaftreike» unterbrochen. D« demokrattsche Abgeordnete Oberpsarrer Ende iLichten- stetv) Hal an die Nationaloeriammlung einen Antrag eingebracht, wonach die Retchsreaterung ersucht wird, unmittelbar oder durch entsprechenden Druck aus die Lief«ung,v«bände den Frauen der Kriegsgefangenen eine autzerordentltche Hilfeleistung zu ge währen. Die Bewilligung einer allgemeinen, nach Befinden abzuftusenden Entschuldungszulage wird al» dringend erforderlich bezeichnet. Streik «Vera« Augenblicklich liegt di« ganze Welt in schweren wirt schaftlichen Kämpfen. Das Streiksieber, das Deutschland durch- rüttelt, brektet sich über die ganze zivilisierte Welt aus und beginnt unsere Feinde in gleichem Maste wie uns zu ergreifen. Au» Amerika kommen alarmierende Nachrichten, lieber Frank reich lagern gewitterschwere Wolken, und jeden Augenblick kann der Sturm losbrechen. Am schwersten betroffen ist augenblicklich England. Nach den letzten Londoner Meldungen liegt dort der gesamte Bahnverkehr still. Den Eisenbahnxrn hat sich das Personal der elektrischen Bahnen und der Lon doner Untergrundbahn angeschlossen, die Transportarbeiter haben beschlossen, sich am Streik zu beteiligen. Der Verband der Maschinisten und Heizer hat sich mit den Streikenden solidarisch erklärt und steht der Streikleitung zur Verfügung, die irischen Eisenbahner warten auf das Zeichen zum Beginn die Eiestereileute streiken schon seit längerer Zeit. Wenn nun noch, was berichtet wird, sich die Grubenarbeiter dem Streik anschließen, stehen alle gröberen Arbeiterverbände im Streik. England würde dadurch in den glühten Wirtschaft'skampf geraten, den es je dur^ukämpfen hatte. Ueber die Dauer des Streiks lästt sich noch nichts sagen, auch seine Wirkungen sind noch nicht zu übersehen, da nur unzureichende Meldun gen vorliegen, über die Forderungen der Streikenden ist noch nichts Genaueres bekannt, dast politische Momente mitspielen, ist wahrscheinlich. Die englische Regierung wird sich nicht scheuen, die allerschärfsten Maßnahmen gegen de» Streik an zuwenden, sie bezeichnet ihn als zwecklos und übereilt und fordert das Publikum aus, mit allen Kräften sie zu unter stützen, der Streik sei ein Kampf gegen die Interessen der All gemeinheit. Die Demobilmachung ist unterbrochen, die Mili tärurlauber werden zurückgerufen, die Bahnen militärisch be setzt. Die Lebensmittelrationierung ist sofort wieder eingeführt worden. Alle Transportmittel werden herangezogen um die Lebensmittelversorgung sicherzustellen. Der Personenverkehr wird durch Autos und Flugzeuge ermöglicht. Nach den letzten offiziellen Meldungen beläuft sich die Zahl der Streikenden s auf V» Million, Lebensmittelversorgung und Postdienst seien , gesichert. Der Verkehr zwischen Frankreich und England ist jedoch desorganisiert. 200 Reisende, die über Dieppe nach England reisen wollten, mutzten in Dieppe Zurückbleiben, weil .der Dampferverkehr zwischen Dieppe und Newhaven unterbrochen ist. > Zn Berlin scheint der Kampf gegen den Metallarbeiter streik langsam Erfolg zu gewinnen. Die Taktik der Streik leitung, nur jie wichtigen Teile der Betriebe streiken zu lassen, damit die dadurch an der Arbeit gehinderte Mehrzahl der Arbeiter der Erwerbslosenunlerstützung zur Last fällt, wird dadurch zunichte gemacht, datz die Gemeinden beschlossen haben, diesen Arbeitem keine Arbeitslosenunterstützung zu zahlen. Dies hat lähmend auf die Streitlust zahlreicher .Arbeiter «ingewirkt. Hinzu kommt, datz die Streikleitung sich In Geldsorgen befindet, der deutsche Metallarbeiterverband kann «u» «Wan Wfttekn Sm «re« nM Myr lany« —ftM- erhalten. Es wird eine allgemeine Unterstützungsaktion unrer den Arbeitern für die Streikenden geplant. Doch scheint di« Arbeiterschaft diesem Plan nicht günstig zu sein. Denn man kommt immer mehr zu der lleberzeugung, datz es sich um eine Kraftprobe der Unabhängigen und Kommunisten handelt. Die mehrheitssozialistischen Metallarbeiter versammeln sich heute abend, um dazu Stellung zu nehmen, da sie sich nicht als Vorspann der Unabhängigen und Kommunisten gebrauchen lassen wollen. Erzbergers maagelhaste Bekämpfung -er Kapitalflucht Die »N. B. Z." teilte gestern mit, datz sie vor wenigen Tagen einen Koffer mit wertvollem Inhalt von einem tbr« Mitarbeiter nach Dänemark hat schaffen lasten, um öffentlich den Beweis zu erbringen, datz nach wie vor die getroffenen Maßnahmen Deutschland» gegen die Kapitalflucht völlig unzu länglich sind. Da verschlossene und versiegelte Koffer wurde an Hellem lichten Tage Üba die Grenze gebracht, ohne unge halten oda untersucht worden zu sein. > . ' , ' - ! Eine Uuterlaflungssüu-e Brockdorff-Rautzausr Da »Wiener Neue Tag" «hält von angeblich unbedingt zuverlässiger Seite folgende Mitteilung: Zur Zeit da Frieden«. Verhandlungen zwischen da Entente und Deutschland fuhr Dr. Gootz tm Auftrag de« damaligen Staatssekretär« für Aeutzae«, Baua, üb« Balin nach Versailles, um dem Grafen Brockdorff-Rantzau die amtlichen Dokumente ,u übergeben, die man ihm für leine jüngste Publikation zur Verfügung gestellt batte. Da« Aktenmaterial wurde dem Grafen Rantzau zu dem Zwecke zur Vasügung gestellt, damit er bet dm Verhandlungen mit der Entmte sich auf die von da österreichischen Regtaung gelieferten Beweise da Schuld Oefterretch-Ungarn« am Welt krieg berufen und dte Beschuldigung, Deutschland sei da Ur heber, mtkrästm könne. Auf diese Weise sollte e« ermöglicht wadm, für Deutschland günstigere Frtrdensbedtngungen zu er wirken. Gras Rantzau machte von diesem Anabieten keinen Gebrauch. —— Eine deutsche Note au die französische Regierung Die deutsche Negiaung hat in du Angelegenheit da bei dm Ludwigshafener Unruhm durch eine französische Patrouille erschossenen beiden Postbeamten eine Note an die französische Regierung gerichtet, in da sie um Untersuchung de« Vorsalles und um Mitteilung da Maßnahmen, die gegen die Schuldigen getroffen worden sind, bitter. Zugleich beantragt sie, datz die Famtltm da beiden erschollenen Postbeamten See und Fink, sowie da rterwundete Postbeamte Grotz eine angemessene Ent schädigung ahaltm. Der Wiederaufbau Nordfraukreichs Von dm Befichtigungsreism für dm Wieduausbau, dte zurzeit in Frankreich vorgenommm wadm, habm bi« jetzt eine dreitägige Besichligunasreise da französischen Bagwerksbeztrke und eine eintägige Besichtigungsreise de« Gebiete« von Arra« bis Lille stattgesundm. Schon jetzt lätzt sich «kmnm, datz die Arbeit, die in dm zerstörten Gebieten zu leisten ist, von sehr grobem Umfang sein wird, datz sich aba auch erhebliche Schwie rigkeiten technisch« Art agebm wadm, zu dam Ueberwinoung es langwtenga und gründlich« Arbeit bedürfen, wird. . -- - ! Die Fiumefrage Nach einer Lugano« Meldung hat die italienische Regierung und Kamm« dm Vorschlag, dm Wilson in sein« letzten Ant wortnote machte, au« Fiume einen Pufferstaat zu bilden, ein stimmig abgelehnt. Die Regierung will Ftume bedingungslos annektieren. Du Kronrat beschloß, Flume durch ttalimtsche Truppm zu besetzen. Nach Meldungen Parts« Morgmblätt« hat die südslawische Regierung anaeordnrt, vom SS. Septembet für dte Dauer von 14 Tagen sämtliche Grenzen zu sperren. In Rom kam e, zu blutigen Krawallen zwischen Sozialisten und Anhängern d'Aununzio«. Tittsu» über -»e politische Lage Der italienische Minister des Aeutzern Tittoni hielt bei stark besetzter Kammer die mit großer Spannung erwartete Rede über die politische Lage. Er erklärte, datz es unbestreit bar sei, datz die nationalen Ansprüche Italiens nur sehr man gelhafte Erfüllung gefunden hätten. In den Versailler Verhandlungen hätten jedoch die zahlreichen Kontrahenten einen Ausgleich zu schaffen versucht. Italien müsse sich darüber klar sein, datz es trotz aller Meinungsverschiedenheiten durch ein mit dem Blut vieler Tausender besiegeltes Bündnis un trennbar mit den Alliierten verbunden sei. Treu zu den Be- I schlössen zu stehen, sei die Grundlage der auswärtigen Pö- s litik Italiens. Ferner sei es eine Hauptaufgabe Europas, sich unabhängig von den Vereinigten Staaten zu machen. Es gelte, auch das Fiumeproblem durch einen Ausgleich zu lösen, da ein gewaltsames Vorgehen dem Lande nur zum Schaden gereichen könne. Eine Menge ungelöster Fragen wart« noch ihrer EGedigung. Im Vordergründe stehe das Schicksal der nationalen Minderheiten. Italien sej für sein Teil ent schlossen, ihren gerechtfertigten Ansprüchen vollkommen Genüg« zu leisten. Das gelte insbesondere auch für die 180000 Deut schen, die durch den Friedensvertrag von St. Gerwain ita lienische Bürger geworden seien. Mit Serbien Rumänien und der Schweiz wünsche Italien die bisherigen freundschaft lichen Beziehungen aufrechtzuerhalten und sie zu vertiefen.' Der Deutschen Republik wünsche Italien, datz sich die einge leitete demokratische Entwicklung in ruhigen Bahnen weiter vollziehe, und datz die Spuren des Militarismus, die ihr noch anhaften, restlos abgestreift werden möchten. Italien biete Deutschland die Hand zur Versöhnung nachdem das Ziel Italiens, der Brenner als Grenze, erreicht sei. Kleine Mitteilungen -s- D« Verband deutsch« Gewerbevereine und Handwerker- Vereinigungen nahm eine Entschließung gegen dte Abgabe de« Reichinotopfa» an und empfiehlt anstatt besten eine raufende 'Vermögenssteuer von etwa V,-3 v. H. in Verbindung mit ein« entsprechend gestaffelten Reichseinkommenfteu«. -s- Lord Edward Grey, d« frühere englische Außenminister, ist in Newyork eingetroffen. Er wird den englischen Botschaft«, poften in den Vereinigten Staaten übernehmen. -i- Die englische Regierung hat dte provisorische litauische Regierung in Kenntnis gesetzt, daß sie Litauen al« unabhängi. ge« Staatswesen vorläufig anerkenne. Au« diesem Anlaß hat in Kowno vor dem Hotel Metropole, dem Sitz d« englischen Abordnung, eine große Kundgebung stattgesundm. K« hei»« »><l Merl«« > i i Frankenberg den 30. September 1919. s Zu« Miettt-IubUSn« d« Famlle Oskar Wtnll«, Bader- berg 6, geht un« folgende Ergänzung zu: Gmaunte Famtlte hat 30 Jai re ein und dieselbe Wohnung tnnegehabt und mit dm Hausgenossen stet« in gutem Etnvttnehmm gelebt, so daß alle Hausbewohn« dm Wunsch hegm, daß da« Metrvtthältnts noch recht lauge ungetrübt bletbe. fe Kkchgemeinde-Abevd. Nächsten Donnentag Abend hält Frl. Ada von Sandenledm, Tochter de« Gutsharn Oberst von Sandersleben auf Rittergut Frankenberg, aus Anregung de» Kirchenvorstandes tm hiesigen Robsaale einen Vortrag üb« ihre Erlebnisse al» Notelreuzschwest« im Westen und Osten, d« durch eine reiche Anzahl von Lichtbildern, haupisächltch Selbst- ausnahmm, veranschaulicht wudm wird. Har Oberlehru Kühnst wird dte Bild« mft dem vorzüglichen Apparat d« Untaoffizittschule vorsühren. Dte Einlagen ein« Tellerlamm- lung sollen bedürftigen heimkehrenden Kriegsgefangenen zugute kommen. Sonst ist d« Eintritt frei. D« Vortrag, d« die Höra htneinsührt in die Arbeit uns«« sächsischen Schwestern im Kriege, und d« nicht nur interessante wechselnde BUd« d« Liebe erweckt Lieb«. '' Original-Loman von H. ssourths-Wahler. 22 Nachdruck vnbote» „Siehst du wohl,> nun beginnt schon dein schweres Amt, meine Fehler gut zu machen." „Hoffentlich gibt es in deinem Hause noch mehr für Mich zu tun. Wär ich nur da, deine Fehler gut zu machst, so würde ich ein recht nutzloses Dasein führen," sagte sie ernst. „Warte nur ab; ich glaube, es gibt eine Menge Aus gaben und Pflichten für dich," antwortete er und trat wie der mit ihr zu Frau Haller. . Die Hosrätin machte inzwischen im Wagen ihrem Un mut Luft. ' „Ich bin empört — außer mir! Was denkt sich dieser Herr Ritter, daß er uns so an die Luft setzt? Der Mensch hat doch keine Lebensart. „Ach, Mama — von ihm wundert mich das wenig, aber Fee hätte uns zum Bleiben auffordern können. Nicht ein mal «ine Erfrischung hat man uns gereicht," bemerkte Lorchen. „Dafür hat man fast eine Stunde im Vestibül gestanden! Und die Blumen haben auch drei Mkrk gekostet! Fe« kam mir überhaupt so fürchterlich hoheitsvoll vor. Sie fühlt sich natürlich schon als Millionärin," schalt Bärbchcn, ebenfalls ärgerlich. > ' ! ! ! i ! j l - ! ! l „Ja, die Blumen hat sie kaum beachtet und sie gleich auf den Tisch gelegt," erboste Lorchen. > „Das ist nun der Dank," höhnte die Hofrätin. „Man hat sie wie eine eigene Tochter gehalten, hat sich aufgeopfert für sie. Was für Arbeit und Unruh« habe ich vor ihrer Hochzeit gehabt! Und das ist nun der Dank!" „Ja — und uns allein dankt sie es noch, daß Ritter sie zur Frau genommen hat. Ohne uns hätte sie ihn gar nicht kennen gelernt. Ich finde ihr Benehmen abscheulich undank bar," sagte Bärbchen entrüstet. Fee ahnte nicht, daß man sie in so harten Worten der Undankbarkeit zieh. Daß ihre Verwandten ärgerlich sein würden über die kurze Verabschiedung, konnte sie sich den ken. Aber sie war froh, daß ihr Gatte so energisch vorge gangen war. Sie selbst hätte es doch nicht gewagt. Es wäre ihr auch unangenehm gewesen, wenn sie in Gesellschaft dieser drei geschwätzigen Damen zum ersten Male an ihres Mannes Tisch hätte sitzen müssen. Dazu war ihr viel zu ernst und zu feierlich zumute. Sie hätte die Gesellschaft ihres Gatten in den ersten Stunden in ihrem neuen Heim nicht mit Menschen teilen mögen, die ihrem innersten Empfinden so fern standen, wie Tante Laura und ihre Töchter. Undankbar war Fee gewiß nicht. Sie hatte es sich schon vorgenommen, ihren Verwandten reichlich zu vergelten, was st« an ihr getan; sie hatte auch schon mit Hans darüber ge sprochen. Aber im Innern hatte sie nun einmal keine Be rührungspunkte mit den drei Damen; nur in Onkel Hofrat hatte sie zuweilen eine gleichgesinnte ZM« erkannt. In be- s wegter Stimmung saß Fee dann bei Tisch ihrem Gatten ge genüber. Er hatte sie vorher im Hause herumgeführt und sie davon Besitz ergreifen lassen. Drei Zimmer waren für ihren gewöhnlichen Gebrauch neu eingerichtet worden: ein entzückender kleiner Salon im! Empirestil, mit zart resedagrüner Seide zu weißen Möbeln — ein Boudoir in hellblau, so lauschig und duftig, wie es einer verwöhnten, eleganten Dame zukam — und ein in schwarz und purpurrot gehaltenes Erkerzimmer, das, mit Schreibtisch, Nähtisch, Bücherschrank und einem Flügel aus gestattet, der Arbeit und der Musik dienen sollte. Dieses letzte, sehr originell und geschmackvoll ausgestattete Zimmer gefiel Fee besonders. Sie konnte ihrem Gatten nur immer wieder mit bewegten Worten danken. Natürlich hatte er ihre Zimmer reich mit Blumen schmücken lassen. Fee, bis ins Innerste ergriffen, sagte sich, daß es sehr undankbar von ihr sein würde, wenn sie sich nicht glücklich schätzte, in diesem vornehmen, stimmungsvollen Heim Hei matsrechte erworben zu haben. Ritter hatten ihren Dank lächelnd abgewehrt. „Wenn du dich wohl und behaglich in diesen Räumen fühlst, das ist reicher Lohn für mich. Eines anderen Dankes bedarf es nicht, Fee," sagte er gütig. Nun sahen sie sich bei Tisch gegenüber. Der Diener ver schwand jedesmal lautlos, wenn er einen Gang aufgetragen hatte. Frau Haller bestand mit feinem Verständnis darauf, daß sie jetzt ihre Mahlzeiten in ihrem Zimmer einnahm. Früher hatte sie mit Ritter an einem Tisch gespeist. Eie war eine feingebildete Dame. Während der wenigen Wochen, die sie noch im Hause weilte, wollte sie das junge Paar nicht stören. ! i . ! So waren die beiden Gatten allein. „In deinem Hause herrscht eine bewundernswerte Ord nung, Hans; es geht alles, wie am Schnürchen," sagte Fee lächelnd. i .!!!!!!'!< „Ja, ich verlange von allen meinen Leuten präzise Arbeit. Frau Haller ist «ine sehr tüchtige und bewährte Kraft." Fee seufzte ein wenig. „Da werde ich sie wohl kaum ersetzen können, wenn ich mir auch alle Mühe gebe," sagte sie zaghaft. ' ' Er sah lächelnd in ihr reizendes Gesicht, das wieder, so blühend und frisch aussah, wie an jenem sonnigen Tag, da sie das erste Mal, hoch zu Roß, seinen Weg gekreuzt hatte. „Ich bin fest überzeugt, daß du alles kannst, was du willst. Im übrigen sind die Leute alle gut geschult und es genügt, wenn sie sich beaufsichtigt fühlen. Du wirst Frau Haller bald ihre Regiekünste abgelauscht haben. Außerdem sollst du doch nach deinen Wünschen handeln, sollst deine persönliche Note hier zur Geltung bringen." Sie lächelte schelmisch. „Hoffentlich enttäusche ich dich nicht." Er betrachtete sic entzückt und mußte an sich halten, daß er ruhig auf seinem Platze sitzen blieb. ! ! „Das wirst du gewiß nicht tun, du hast doch dein H<rlL. halt deine» Nater» auch vorgestanden. Und, wie gesagt, ich i halte dich für sehr energisch und bin überzeugt datz du alle» ! kannst, was du willst." „O, wenn ich das,könnte!" entfuhr es ihren Lippen. „Was würdest du dann tun?" fragte er. Sie schlug die Augen nieder und schüttelt« den Kopf. Ein leises Rot stieg in ihr Gesicht. . , ' „Ach — so allerlei, was ich eben nicht tun kann, weil mir entweder der Mut oder die Fähigkeit dazu fehlt/- sagte sie leichthin. Sie konnte ihm doch unmöglich sagen: ! „Dann würde ich deine unentwegte Ruhe und Gelassen heit verscheuchen, würde dein Herz wachrütteln, daß es heiß und lebhaft pulsiert, wie das meine, würde dich erkennen lehren, was Glück und Liebe ist, dir kalter, unnahbarer Mann." , t Sie erschrak über sich, daß dieser Wunsch plötzlich in ihr aufgeflammt war. Und keine Ahnung kam ihr, was seine Ruhe, seine Gelassenheit ihn kostete. Sie wußte ja nicht, daß er sie liebte; sie hielt seine Zurückhaltung für den Ausfluß eines kalten Herzens, das Frauen gegenüber unempfind lich war. ' ! ! Wenn sie mehr Menschenkenntnis gehabt hätte sie sich sagen müssen, daß ein Mann, der eine Frau so mit Güte und Zartheit behandelt, unmöglich unempfindlich gegen sie sein konnte. ! - > ! . Wohl grübelte sie oft über den Zwiespalt seines Wesens, aber auf die einfachste Erklärung kam sie nicht, weil sie sich nicht denken konnte, daß er sie liebte. , i Zum Glück für Fee trat jetzt der Diener wieder ein undE sie hatte Zeit, sich zu fassen. Als sie wieder allein waren, fragte Fee: ! j , ! s ! > I ! ! I ! i „Werden wir heute oder morgen deine Mutter be- suchen?" Er blickte forschend in ihr Gesicht, so daß sie die Augen auf den Teller senkte. > § i ! . > l , „Ich kann in den ersten Tagen nicht gut Abkommen, Fee; notwendige Geschäfte warten auf mich. Vielleicht fährst du allein zur Mutter hinaus und bringst ihr einstweilen meine Grüße. . > , Ihr Gesicht belebte sich. ' - : i „Gern, wenn ich darf." „Du darfst alles tun, was dir Freud« macht und was du wünschest. < i i > I j Sie sah ihn mit großen, ernsten Blicken an. . ! ' „Ach, Hans mir ist als wäre es dein wichtigster Lebens zweck, mir immer nur Freude zu bereiten, mich mit deiner Güte zy überschütten. Mit vollen Händen streust du deine ' Wohltaten über mich aus, mit einer Selbstverständlichkeit, als könnte es gar nicht anders sein. Und ich ich stehe immer mit leeren Händen dir gegenüber. Es schmerzt mich, daß ich dir nichts vergelten kann; es beschämt mich, daß ich so arm bin und immer nur nehmen kann. Da» wollt ich dir schon längst einmal sagen." . ! « «' t ! , i j ..„.Z
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