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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 16.10.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-10-16
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-191910161
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19191016
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19191016
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1919
- Monat1919-10
- Tag1919-10-16
- Monat1919-10
- Jahr1919
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— 326 — der nit nur mal!" o d H L Ä der das der Dach, da lassen sie die Gerettete in die reckenden Hände am Ufer Stehenden gleiten. „Das war ein braves Werl, Köster," sagte einer aus «char. antun." Elise stand langsam auf und sagte seufzend: „Dann wär es damit also auch nichts." „Es blüht dir was viel Schöneres, MH-chen. Wart Es war der Kronenwirt, der ihm noch vor drei Jahren höhnisch das Eaftrecht verwehrt hatte. Und die sich damals schadenfroh mit den Ellbogen angestoßen hatten, umstanden ihn jetzt voll Bewunderung seiner mutigen Tat. . „Wenn ich nur wüßte, wie ich die Sache Mit Jakob ins Reine bringen könnt. Ich geh ihm nun schon monatelang aus dem Weg, und er zerdenkt sich vielleicht den Kopf, was ich gegen ihn hält." „Sollst sehn, der spitzt auf die Emilie. Wie du fort warst, in Bertrich, da ist er sogar auf der Musik mit ihr gewesen." „Das weiß ich, und ich weiß auch, daß er heute nicht mehr an sie denkt. Noch gestern sagte er mir. wie gut es wär, wenn mal das Trauerjahr vorbei wär. Wie hat es mich da gebrannt, daß ich's ihm sagte, und ich darf es doch nicht." r „Wenn das Trauerjahr vorüber ist, dann heiratst du den Heinrich, und das andere kommt dann alles von selber in sein Gleis." Aber sie schüttelte den Kopf; sie konnte es nicht glaube«'. Mit einem Gefühl der Hoffnungslosigkeit und Leere schleppte sie sich den Berg Hinan und sand eine Erleichterung in dem Gedanken, daß morgen eine neue Woche der Arbeit beginne. Die Märzstürme brausten durchs Land, ein holdseliger Frühling kam, der Sommer ließ seine bunten Farbenblinder Von dem Tage an hatte er seine Geltung im Flecken. Keiner hätte gewagt, noch einmal verächtlich über ihn die Achsel zu zucken; seine Schande war im Gedächtnis der Leute wie ausgelöscht. Und ganz selbstverständlich erschien es nun den meisten, daß er einmal Besitzer des Eulenhofs würde, die Elise hielte ihn doch nicht umsonst so lange fest. Und man gönnte es ihm auch; denn er war doch sonst ein viel um gänglicherer Mensch als der Eichholz gewesen war, er fühlte und bewährte sich doch als Mitbürger. Viel mehr als der Iakob, dem es sicher nur immer darum gegangen wäre, seinem Herrn nach Len Äugen zu leben und so dessen Gunst zu ge winnen. Jetzt schiene der den Heinrich sogar um sein An sehen zu beneiden; denn niemals sähe man die beiden bei einander, jeder ginge seine eigenen Wege. — Am ersten Passionssonntag hielt ein Geistlicher aus Kaiserswerth in Ler alten Kirche eine Gastpredigt. Er sprach über die Nachfolge Christi, und schilderte dabei mit eindring- kchen Worten das Leben und Wirken der Diakonissinnen, -je aus Ler Kai^rswerther Änstalt hervorgingen, und eine segensreiche Tätigkeit in den Rheinlanden entfalteten. Der Ruf eines machtvollen Redners war den Prediger vorausgegangen, und so hatte sich das Gotteshaus bis auf den letzten Platz gefüllt. Auch Elise war unter den andächtigen Zuhörern, und nie hatte sie sich von einer Predigt so tief ergriffen gefühlt, wie von dieser. Wie Samenkörner im Schoß fruchtbarer Ackererde, so , ... hatten Lie Worte Les Mannes mit Lem gütigen Propheten- ' wehen, und den Winzern des Tals lachte ein goldener Segen. der Nacht am Flusse, dem fernen Dröhnen der berstenden Eismassen lauschend. Dazwischen krachten die Sprenaschüsse am Suitier Kopf, wo die Pioniere schon vom Morgen an damit beschäftigt waren, den Fluß vom Eise zu befreien and einen Durchgang für die Schollen zu schaffen. Immer drohender wälzte sich das donnernde Unheil heran. Die Schollen schoben sich knirschend und brechend übereinander und türmten sich an den Pfeilern des Eisenbahnviaduktes hoch empor. Das Wasser stieg beängstigend schnell; denn das ganze Mußbett war im Augenblick vom Eise verstaut. Schon Kürzten rauschende Bäche in die Kellerluken ein, da begann die Stauung sich zu bewegen, und die lleberschwemmungsgefahr »ar überwunden. Aber nun die Häuser am Ufer! Das alte Hüttchen der Weichenstellersleute! Man war noch nicht ordentlich auf das HM drohende Unheil aufmerksam geworden, da stießen die wirkenden Schollen bereits schulternd an seine Fachwerkmauern. Run barst eine von ihnen krachend in Stücke und hemmte den nachdringenden ihren immer rasender' werdenden Lauf. Ich ein paar Minuten waren sie bis an die Fenster ausge» stapelt, die Scheiben klirrten, und eik^ furchtbarer Hilfeschrei S«6t« in die Nacht. Es war unmöglich, das zwischen Hüttchen und Land treibende Eis zu überspringen. Aber dort am Aichhaus hängen ja die Brandleitern! Die längste würde sicher reichen, wenn man sie zu einer Brücke hipüberschlüge. Pjelleicht wäre di« kranke Wrichenstellersfrau noch zu retten. Aber Eile tut not. Nun liegt die Leiter mit der Spitze auf Lem niedrigen Dach. Aber wie soll man in das Innere des Häuschens kom- Men? Nirgends ist ein Fenster im Schiefer. Da Settert einer katzrnartig aus Händen und Füßen hinüber. „Der Kösters Hein!" ruft es und raunt es. Jetzt ist er drüben. Er hockt auf dem Dache und um klammert den Schornstein. Nun hämmert er hastig mit seinem Schuhabsatz den Schiefer zu Stücken, reißt ihn auf, die Latten «krachen, und er ist unter dem DSche verschwunden. Sein Beispiel spornt an. Noch ein anderer folgt. Der Fährmann Ruland, Ler sich» im Franzosenkrieg das Eiserne Kreuz geholt hat. Man wartete mit pochendem Atem; aber in dem Augenblick, da die anprallenden Schollen die Eiebel- wand Les Hüttchen einrennen, sind Lie beiden Männer wieder auf Ler schwankenden Leiter und tragen nun ausrechtgehend, langsam Fuß vor Fuß auf die Speichen setzend, die Last ohnmächtig gewordenen Frau ans Ufer. Eben ruckt auch antlitz in ihrem Herzen einen empfänglichen Boden gefunden. Die Leidenszeit Christi erschien ihr vorbildlich für das eigene Leben, und der Weg, den ihr der Geistliche wies, würde sie aus aller Herzenswirrnis zu einem beglückenden Frieden , führen. Als das Ausgangslied: „So nimm denn meine Hände!" verklungen war, stand in ihr der Plan fest, eine Kranken- schwester zu werden. Damit aber nicht wieder Heimgedanken sie ihrem Vorsatz untreu machten, ging sie sogleich aus der Kirche zum Gemeindevorsteher, als dem Sachverwalter des Eulenhofs, um mit ihm Lie weiteren Dinge zu beraten. Es war das erste Mal, daß sie' den Alten in seinen Hause aussuchte, denn wenn sie früher etwas mit ihm zu besprechen gehabt hatte, war er stets ungesäumt zum Eulen hof gekommen. Gerade hätte er seinen Zylinderhut in den Schrank gesetzt, da klopfte es, und ein Blick höchsten Er staunens traf die Eintretende. „Elischen! — Das ist mir aber ein prächtiger Sonntags besuch." < Sie reichte ihm die Hand und steuerte sogleich, auf ihr Anliegen zu. Doch hatte sie noch nicht augseredet, da schüttelte er seinen weißhaarigen Kopf und sagte: „So lang ich leb, darf mir so was nit passieren. Dafür bist du mir viel zu schad. Das schönste Bauernmädchen, was ich in meinem Leben gesehen hab, und das will von daheim fort und ins Kloster gehen?! Elischen, denk mak, was dazu dein Daler selig gesagt hätt." „Ich weiß aber keinen andern Ausweg mehr, Herr Vor steher, und dieser wär mir noch einer, wo ich ein Glück drauf finden könnt." . „Und der Eulenhof?' Um den sich Lein Vater selig Zeit Ledens die-Sorgen gemacht hat?" „Der Iakob wär ja draus." „Du weißt, was in dem Testament steht. Nur für den Fall, daß du mal nit mehr da wärst, soll der Jakob wissen wie es um ihn steht. Und was mit dir und dem Heinrich werden soll, das weißt du auch." „Ich kann aber seine Frau nicht werden." „Das sagst du für den Augenblick. Laß mal die Zeit alles geheilt haben, dann sagst du anders, und dann hat der Hof seine schönste Ordnung." X „Wenn nun die beiden tauschen täten? Wenn der Jakob auf dem Hof blieb und der Heinrich sich die Äecker auf dem Brückstück nähm? Dann ist ja ein Eichholz auf dem Hof." „Das wär gegen das Testament, und dazu hat keiner 'n Recht. Ich am allerwenigsten, weil ich's zu verantworten hab. Und was täten erst die Leut sagen? Darin haben wir doch auch an deinen Vater selig zu denken." „Daran hatte ich zwar nicht gedacht," sagte Elis« ent mutigt. „Und es gäbe Malheur mit den Zweien, da verlaß dich drauf. Das dürfen wir aber dem Toten um alle Welt
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