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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 07.11.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-11-07
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-191911077
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19191107
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19191107
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1919
- Monat1919-11
- Tag1919-11-07
- Monat1919-11
- Jahr1919
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politische Itacbticbt« ! »wisch«» Xeichiwehi »»d v«r«k»««. Da, Leeres- ! mlliiärdienftliche Änaeleaenh^ten milchen, sind von Dienststellen d« Reichswehr nicht »u bearbeiten. Abgelehen von lurzen A»w- mnsten ist eine Beau.Hortung LöflH abzulrLsen. Angehörige der Reichswehr haben sich m ihrer kiaenichast ab» Mitglieder von Berrtnen in keinerlei militärdienstliche Angelegenheiten ein- zumischen. Ich behalte mir vor. den Angehörigen der Reichs- wehr pl »«bieten. Mitglied« solch« Bereine »u ««den oda pi bleuen, die sich, abgesehm von rein wirtschaftlichen Fragen, mit miwitrdienstltchen Angelegenheiten d« Reich«wehr belchäs- ttgen. — «Ist»: »RllckE«! Ruckwärt«! Don Rodrigo l" — Den « Wn yercmgrtveten sek. Dtt MyvrMnd-S» Wtz, Prof. Schücking vertrat die Ansicht, „das Erperiment dr- Unterseebootkrieges" Hütt« nur dann gemacht werden dürfen, wenn es nach menschlicher Berechnung mindestens 50 v. H. Wahrscheinlichkeit de» Gelingens für sich gehabt hätte. Er fragt«, ob Herr v. Bethmann-Hollweg einer solchen Berechnung gegenüber, mehr auf dem Ehren standpunkt gestanden habt. Darauf antwortete li>er Kanzler, datz er auf diesem Stand punkt wohl nicht gestanden yktbe. Im übrigen sei ein statistischer Nachweis Mit Prozenten nicht möglich. Auch die Wirkung durch die . Abschreckung und die inneren Zustände in England hätten für den Erfolg des Unterseebootkrieges ein« grob« Roll« gespielt. Unsere Zwangslage bestand darin, daß wir irgend etwas machen mutzten und picht untätig in die Zu kunft gehen und ein Kampfmittel unbenutzt lassen durs«n, welches immerhin gewisse Aussichten bot. i steine Seneninreiirgetsbr mebn Die Nachrichten über den von linksradikaler Seit« in der bekannten unverantwortlichen Weise geschürten politischen Ge neralstreikgedanken, laufen zur Zeit meist spärlich ein. Hoffent lich ist das als ein Zeichen anzusehen, datz die weitaus grötzte Mehrzahl der deutschen Arbeiterschaft das Gebot der Stunde erkannt hat und nicht Erperimenten nachgeht, die letzten Endes doch den Arbeiter selbst am meisten wieder schädigen. Die Reichsregierung scheint diesmal erfreulicher Weise rechtzeitig und energisch zugegriffen zu haben. Es sollen nach zuverlässigen Meldungen Matznahmen ergriffen worden sein, die jeden Versuch eines politischen Gen ralstreikes jm Keime ersticken. Auf Befehl des Oberbefehlshabers Noske wurde auch der Erlab zum Schutze lebenswichtiger Betriebe vom 17. Oktober für Grotz-Berlin wieder in Kraft gesetzt. Zu widerhandelnde setzen sich einer Bestrafung bis zu 1 Jahr Gefängnis und sofortiger Verhaftung aus. Der ,.B. Z." zufolge stimmen alle Berichte dahin überein, datz di« Ge neralstreikparole des roten Vollzugsrates nur geringe Gefolg schaft findet. Die Sozialdemokratie ist gegen den General st r eik. Auch die Gewerkschaftsausschüss« Haden es abgelehnt, dem Generalstreik zuzustimmen. Die Zahl der Arbeitswilligen in den grotzen Etablissements der Me tallindustrie nimmt zu. In den Siemens-Werken arbeiten wieder 6700 Mann. Auch die Angestelitenverbände haben es abgelehnt, sich am Streik zu beteiligen, und die Angestell- ! ten der Metallindustrie aufgefordert, unbedingt in den Be- ! trieben zu verbleiben. Die Streillage in Chemnitz. war Gegenstand einer eingehenden Besprechung der Der- ' trauensleute des Metallarbenerverband^s, di« gestern Mittwoch abend im Volkshause stattfand. Es wurde beschlossen, die endgültigen Entscheidungen den Arbeitern selbst zu überlassen, die in Mitgliederversammlungen über den Stand der Dinge unterrichtet werden, und dann in geheimen Abstimmungen in den Betrieben entscheiden sollen, was zMerfolgen hat. Die Vertrauensleute glaubten, einen definitiven Beschlutz nicht fassen zu können, da es sich um einen Gegenstand von weittragen- ' der Bedeutung handelt, über den die Mitglieder selbst ent- ' scheiden sollen. Es werden demgemätz in Kürze Betriebs- abstimmungen stattfinden. Man steht darau» hast es ohne die »om alten Regime befolgten Eumdssi« nun doch nicht gebt, und datz dl« »«Wnmungen N viÄ angrieindeten Militarismu, so berechtigt waren, datz selbst die neuen Machthaber ,u ihnen »urückgreifen müssen. (Die SchrWeftung.) Spotten ihr« selbst . . . Den im „Marine-Verordnungs blatt* »«öffentlichen Erlab über die Flagge de« Reichspräsidenten, des Reichrwehrmintsters und die Reich-kriegrstagge versteht der »Vorwärts" mit folgenden Randbemerkungen: Wie uns dazu von unmaßgeblicher Seite mltaetetlt wird, sind noch folgende Flaggen in Vorbereitung: Reichsfinanzflagge mit Pleitegeier, Reichsernährungsflagge mit Marmeladenkübel, Reichsvenehrs- flagge mit du goldenen Inschrift: »Alle Rüder ttehen still". Von ein« Reichrkolonialflagge wird vorläufig Abstand ge nommen. Dta Raaa« b« VrAidauta». Da» Marineoerorduunas- blatt bringt euren Erlab über di« Flagar de« ReichMüfidenlen Wchssarben mit Adlalchtld in der Mitte), die Flagge de» Reichswehrmintv«« (Rrichikarben mit Eisernem Kreuz in-M Mitte) und der Reichrkriearflaase, in deren bisherlgem Must« d« neu« Relchradla kn da Mitte und di« Relchisarden mft Eiseruem Kreuz in da innaen obam Ecke auiaenommm find Da Zeitpunkt da Elnsührung da neuen Reichskriegsflagg« bleibt vorbebalten. U« Bl»marä» 3. »and. 2n da »Tägl. Rundsch." hatte Dr. Georg Irmer die von da Cottaschen Buchhandlung in Stuttgart angekündigte Veröffentlichung von Bismarck» Gedanken und Erinnerungen als widerrechtlich bezeichnet und den Appell an den Verlag Cotta gerichtet, die Veröffentlichung auf ruhigere Zeiten zu verschieben. Hiewu erlabt die Cottasche Buchhandlung «ne Erklärung, in da da Borwurf de» Vertragsbruches zurück gewiesen und gesagt wird, die Veröffentlichung liege im Interesse de» Kaisen, um irrigen Vorstellungen ein Ende zu machen. Nun nimmt Dr. Irmer nochmal» das Wort und legt da Lot- taschen Buchhandlung, wenn sie „das Interesse de« Kais«»' in die Tat umsetzen wolle, nahe, vor da Drucklegung die Geneh migung da Kaisen einzuholen. K« keimt «ä OalekIna Frankenberg den 7. November. f» Frkdhok. E« wird m nächst« Zeit infolge da Knopp- Leit da Seizstoffe vorkommen, datz die Redehall« de» städtischen Friedhof« nicht geheizt ist. Den Teilnehmer» an den Friedhof»- seierlichkeiten wird deshalb ungeraten, sich mft besonder« warm« Klelduna zu versehen. fl Di» «akchr«eiuIchrSAbmg»n haben am gestrigen Mitt woch begonnen. Von ein« direkten Verkehrssperre können wir in Sachsen nicht reden, da immerhin noch eine ganze Reihe Personenzüge ein, wenn auch sehr beschwerlicher Reisen «mög lichen. Die Wirkung de» verminderten Personenzugvukehrs machte sich bereit» heute früh bemerkbar. Die Morgenpost blieb in vielen Fällen au», oder lief nur recht spärlich ein. Da reael- mätzige Briefoerkehr wird uni« den traurigen Berkehrsvuhalt- nissen am meisten mit zu leiden haben. Aus diesem Grunde find auch die schon lange betriebenen Vorarbeiten für einen großzügigen Luftpostverkehr zu einem schnellen Abschluß ge langt. Dit Sächsische Luft-Reederei in Dresden und die Firma Internationale Korrespondenz-Messe, Junge, Waldmann L Co., haben alle Vorbereitungen sür die Inbetriebnahme d« ersten Strecken dieses Luftpostoukehrs beendet. In Verhandlungen mit da sächsischen Regierung ist ihnen die Genehmigung erteilt worden zuLustpostoerkehrslinien . Dresden—Chemnitz—Plauen ». V. (Erweiterung üb« Hof, Nürnberg, München ist vorgesehen) und Dresden—Bautzen—Görlitz (Verlängerung üb« Liegnitz nach Breslau ist geplant). Weit« wird «wogen eine Linie Leipzig—Plauen—Hof- Nürnberg— München' Gegenwärtig schweben noch Dahandlungen zwischen der Reichs- postbehörde und d« Sächsischen Lustreederei wegen da Einrich tung von besonderen Post-Rund-Luftlinien, und zwar find in Au,sicht genommen: Dresden-Leipzig—Berlin—Dresden und Dresden —Breslau—Berlin—Dsresden, Die Reichspoftverwaltung hat schon im Prinzip da Ertei lung der Genehmigung zur Poftbeförderung durch den Luft- vsrkehrsdienst zugesiimmt. Diese Lustpostlinien sollen zunächst dem Brief- und Lelegrammverkehr dienen. Briefe können durch die Luftpost mit einem Ausschlag von 5V Pfg. auf das übliche Postporto befördert werden, ebenso Telegramme mit dem gleichen Aufschlag. a« waden. bei sich r W * KK»« »«,«-«« vo» »wretz-sit«» Bürgametftaoaeinigung, da die Bürgermeister all« KWschm Städte angehören, hat sich in sein« letzten Sitzung mit der Lage der im Ruhestand lebenden Gemeinoebeamten beschäftigt. Es wurde dt« Pflicht anakannt, ihnen dieselben Teuerung««, schlüge zu gewähren, wie den im Ruhestand lebend« Stamr- beamten und den Hinterbliebenen da Staatsbeamt««. f äiooo Mark für Krieg«rwftw«u. Da Deutsche Krieger- bund schüttet alljährlich zweimal, und »war am 22. März (Ge- burtstaa de» alten Kai!«») und am 22. Oktober (Geburtstag da Katsain Augusta Viktoria) namhaft« Unterstütz, bedürftige Kriegawitwen sein« Mitglieder au». Ani Geburtstage» da Katsain hat a in diesem Jahre am 2 die Summe von 44000 Mark zur Auszahlung gebracht. s Kriegsbrnkmüvz« 1914,18. Auf eine Anregung de» Kyffhäuser-Bundes da deuttchen Landei-Krieger veröKndr hin wird voraussichtlich eine allgemelue deutsche KrtegsdenkmLnz« für die Tetlnehma am Weltkriege geschaffen werden. D« preußische Retch»mtntfta de» Innern teilt mtt, daß di« V«Hand lungen üb« die Frage da Stiftung ein« Krieardenknulnze noch nicht zum AbichluZ gekommen find. , f Sachs«« in der «rwttbsloftgklt a« «ft«StM«. Auf hundat offene Stellen kamen m Sachsen im Monat August bei männlichen Paionen 320, im September 2SV Arbeirsgeiuch«. Bet den weiblichen Personen betragen diese Zahlen 379 bezw. 327. Mit dielen Zahlen siebt Sachsen an «st« Stelle im Deut- schm Reiche. Kein anda« Bunde-ftadt oda Landesteil kommt annähernd an die sächsischen Babaltnisse Haan. Nach Sachsen folgt in Bezug auf die Arbeitslosigkeit da männlichen Personen Schleswig-Holstein mit 201 im September und Hamburg mit 227 weiblichen Personen im gleichen Monat. Bemalt waden mutz hierzu allerdings, datz die Vahältntszahlen kein ganz ge naues Bild von du Lage der Arbetismarve» ergeb«, da -la bet Angebot und Nachfrage nach Arbeitskräften nur insoweit - «faßt sind, als dies aus Grund de, Verkehrs bei den Arbeit»- nachwetten möglich war. f El«« arg» Mißwirtschaft scheint in verschiedenen sächsischen Staat,betrieben in Dresden zu herrschen. Die Dresdner Artillai«- wakstatt hat z. B. für ö'/, Millionen Mark Aufträge übernommen und schon S Millionen an Löhnen gezahlt, ehe mau üb« da« Ansangsstadium d« Aussührung hinausgekommen ist. Man bat den Eindruck, al» ob da» Geld do« zum Fenster hinauegeworfen würde. . —, Flöha. Au« Anlaß de» lüoiähriaen Gefchäst-jublläum« da Firma G. F. Keymann in Gückelsdaa stiftete Direktor Schulz 15 OM Mark für dm Glockmsond» und 3000 Mark zum Besten da Armen. -«LUK» y W?KL»NUW! Kriea-teilnehm« nochmal, eindringlich alle Kameraden. Dies« Fahrscheine dürfen nur von dm Inhabern benutzt werben, 3el>« zur ^hn Berechtigte hat letnm Fahrtau,w«o bei sich zu füdrm. In Zukunft wadm allm, die Mißbrauch mft dm Fahrscheinen treiben, diese Scheine entzogen wadm. s v« »mdmrat der «rw«b»Iosm Sachs«»« hat für dm 12. und 13. November eine Lanverkonsuenz nach Drerdm än- b-rusm, die von dm Erwerbslosen all« Städte und Bezirk« beschickt wird. Aus se 1000 bi, 5000 Erwerbslose lammt «in Delegiert« Nach einem Berichte üb« die allgemeine Lag« da Erwerbslosen Sachsen» wadm Vorträge gehalten üb« »Di« wird noch bekanntgegebm. il M« tmer »«? «ft»A»t««« K«1off«1u »4k»? 2mAu- kchlutz au die gestrige BZänntmachung dr» Wtrtschofts- mtnistaium» üba dm Drei» der Kartoffel» sei darauf Lufm«- sam gemacht, daß dm Lndwirtm durch Reichsvnvrdumg bi, mm 1ö. Dewmba für iedm bi» dahin abgelief-rten Zmtn« Kartoffeln eine Schnelligketteprämie von »Mark »uaMndm wordm ist. Die Erhebung dies« 2 Marl zu dm in dem gefi- rlam Inserat angegebenen Preisen kann also keinesfalls kl» Wucha angesehm wuden, sond«» «folgt durchau» rechts mW«. Livalinnen Novell« von Rudolph Elch» 11 — Rachdmck »erbot«» Sie saß an einem Fenster des Hauses, baS ihr zum Ge fängnis werden sollte; ihr Kopf war in die Hände vergraben, und ihr ganzer Körper schien von einem Sturm der Leiden schaft geschüttelt zu werden. HanS wollte sich sofort wieder zurückziehen, ehe er jedoch seinen Entschluß auszusühren ver mochte, war Natalie aufgesprungen und stand ihm gegenüber. „O, Sie sind «S!" sagte sie mit seltsamer Betonung, die HanS sich nicht zu deuten vermochte. Sie stand im Halb dunkel mit dem Rücken gegen das Fenster, so daß er ihr Gesicht nur undeutlich erkennen konnte, aber ihre Stimme klang wie von Tränen verschleiert, trotz ihrer angenschein- lichen Bemühungen, stark zu sein. »ES ist schon recht so; Sie haben mich eben gesehen, wie ich bin. Ich glaube, ich werde mich mit der Zeit schon daran gewöhnen, mich für den Rest meiner Tage von Spionen und Gefängniswärtern nmgeben zu sehen; aber ich dachte doch, daß man mir wenigstens eine einzige Stunde des Alleinseins gönnen würde. Ich schäme mich durchaus nicht, daß Sie mich so gesehen haben und daß eS m der Macht eines Mannes, der jetzt unter der Erde ruht, gelegen hat, mir Tränen zu erpressen. ES war kein Unrecht, daß ich meinte, mit den Lewe» der letzten zehn Jahre sei mein Vergehen gesühnt; kein Unrecht, mich des Friedens und det Freiheit zu freuen, die mir durch den Tod meine- Manne- wurden, dem daS Sterben eine Wohltat war: kein Unrecht, es in meiner Macht zu wissen, mit dem aufgespeicherten Geld dieses Mannes in der Welt GuteS zu stiften. Ich würde da durch mich und ihn erlöst haben, und jetzt? O, eS ist grau- sam, zwischen der Sklaverei der Armut und der Sklaverei des Reichtums wählen zu müssen. Wissen Sie, was eS Heigl arm zu sein? Vielleicht wissen Sic es; aber Sie können wohl nicht wissen, ivas es für mich heißt, mit vergoldeten Ketten an das Hans gefesselt zn sein, wo ich seit zehn Jahren keinen freien Atemzug getan. Ohne Freunde, ohne Hoffnung umgeben von Feinden nnd Spionen lebte ich Hierl Großer Gott im Himmel, hat er denn wirklich gcgla»bt, daß eine Frau, welche sein Weib gewesen war, noch einmal den Mut haben würde, sich zn verheiraten? Hat er mich denn für eine solche Törin oder — in meinem Alter! — sür solch em Kind gehalten, daß ich einen Mann sein Geld heiraten ließe und mich als Dreingabe dazu schenkte? Wollte er sich an mir rächen, well ich ihn nicht lieben konnte? Wann habe ich ihn denn nur je glauben lassen, daß ich es versuchen wollte? Wußte er nicht auch gut genug, warum ich sein Weib ward? Was ander- al- sein Geld konnte ein Mädchen veranlassen, die Sein« zu werdet»? Nun, wen»» er dort oben zur Erkenntnis gekommen ist, so wird er auch jetzt wissen, daß er mich nicht gekannt hat, daß ich nicht seiner Rache leben werde!" Natalie hielt erschöpft inn« und lehnte sich gegen da» Fensterkreuz. . -8ran Fallex — Natalie — matz in de» VWMlß Namen gedenke,» Sie zu tun?" ries Hans, durch den' leiden- schaftlichen Ausbruch tief erschüttert. „Was kümmert das irgend eine»» Mann außer, richtig, Herrn Braun?" rief Natalie mit einem spöttischen Auslachen. »Da ich denn doch zu wählen habe, so wähle ich die Sklaverei der Armut. Ich werde den ersten Monat meiner Witwenschaft weit fort von Fallershof zubringen und dann noch einen Tag und dann noch einen und daun alle ferneren Tage mein es Lebens. Denken Sie denn nicht, daß ich lieber verhungern würde, als meine Seele noch einmal verkaufen?" Ich weiß wohl, welchen Schritt ich tue. Ich weiß, waS es heißt, arm zu sein; aber ich wär ja wahilsinnig, wollte ich nicht lieber in der Freiheit eine Bettlerin sein, als tm Kerker goldene Ketten hinter mir herschleifen I" Die ganze Romantik des ersten Abends war wieder über HanS gekommen, als er in dem halbdunklcn Naum das schöne Weib in leidenschaftlicher Erregung Vor sich sah und ihre vor stolz« Empörung bebende Stimme vernahm. Obgleich er sie in dem gedämpften Licht kaum zu erkennen vermochte, so »»einte er doch den wildempörte» Schlag ihres Herzens zn hören nnd ihren hcißen Atem zu fühlen. Und hatte er denn nicht erst vor kurzem gewünscht, fie möge arm sein, damit er seine Ehre wieder einlösen konnte und sich in ihren Augen als rechtschaffenen Mann zeigen? Der reichen Besitzerin von Fallershof gegenüber würde er nie wieder ein Wort von Liebe gesprochen haben; ab« jetzt —? „Sie haben recht, Natalie," sagte er erregt und dicht an sie herantretend. „Kein Weib hätte anders wählen dürfen und doch hätte kein anderes Weib gewählt, wie Sie eS getan. Erinnern Sie sich, waS ich gestern zn Ihnen sagte? Ich wiederhole jetzt meinen Antrag und wenn er mir gestern von Herzen kam, so kommt er es heute doppelt. Verlassen Sie diesen Ort, Natalie, und verlassen Sie chn mit mir. Sie sollen frei sein. Noch kann ich Ihnen zwar keine Reichtümer zu Füßen legen, aber ich fühle die Kraft i» mir, für uns beide zu sorgei». Komme» Sie, Natalie. Jetzt dürfe». Sie doch nicht mehr an mir zweifeln!" „WaS — waS meinen Sie mir?" Hans fühlte förmlich, wie ihr Herzschlag stockte und wie ihre Augen mit einen, wilden, fast scheuen Blick auf sein Gesicht geheftet waren bei der Frage. „Ich meine, daß Sie das einzige Weitaus Erden sind, welches ich mein eigen nennen möchte." „Und Sie wolle» mich — nicht daS Gut?" , „Ich liebe Sie «nd verabscheue das Gut." »Ab« daS ist ja unmöglich." „Warum? Und wenn Sie eS für unmögltck, halte», so bletbt «S nicht minder wahr. O Natalie, fühlen, wissen Sie es denn nicht?" .Nein," sagte sie langsam nnd schwer," al- kehre sie eben aus einer Ohnmacht ins Leben zurück, »ich weiß eS nicht. Ich weiß nur, daß ich eine Fran bin ohne Jugend, ohne den arrin-ften Zauber, Lie nicht einmal den de- Gold«» be sitzt — und ich weiß ferner, daß Sie jun- flnh und ehrgchtq Und mich noch keine achiuudvierzig Stunden kumen." „Achtundvierzig Stunden! Aber Natalie, wissen Sie denn nicht, baß wenn zwei Seelen sich erkennen, wie die unsern eS getan, dseS fast wie ein Wicderfinden erscheint? Mir ist es, als hätte ich Tie schon seit undenklichen Zeiten gekannt, als seien unsere Seelen verwandt. Ich wäre in der Tat töricht oder verblendet, wenn ich meine Schwesterseelr nicht erkannt hatte, als sie mir begegnete. Und keinen Zauber sollten Sie besitzen, Natalie? Ja, vielleicht nicht für jene, die taub »nid blind sind. O glauben Sie mir doch, daß ich Sie segne für die Wahl, die Sie getroffen, und die allein mir den Mut verleiht, Ihnen nochmal- zu sagen, wie ich Sie von ganzer Seele liebe und wie es mein innigster Wunsch ist, Sie glück lich zn machen. Liebe, teure Natalie, gestalten Sir mir, daß ich Sie lieben darf, nnd gewiß, mit der Zeit werden auch Sie mich liebe» lernen." „Aber eS .ist mir wie ein Traum. Ach, es ist nur zi» wahr, wenn jemand mir wirkliche Liebe schenkte, so würde meine ganze Seele ihm znfliegen, »nd ich würde nie aufhören ihn an- zubeten. Ich habe nie im Leben wahre Liebe gekannt, könnet» Sie die Sehnsucht nur ermessen, welche mein Herz erfüllt, sie vor meinem Tode doch nur einmal kennen zu lernen? Ja, selbst nur ans kurze Zeit. O HanS, ich flehe Sie an, sensu Sie aufrichtig — versuchen Sie cs nicht, mich an eine»» Traum glauben zn lassen. Ich »mg ja wahnsinmg sein, aber ich sehne mich danach, Ihnen glaube» zu dürfen! — Ant worten Sie mir, als ob Sie vor Gottes Richterstuhl ständen: Ist daö, was Sic eben sagten, die Wahrheit?" „Die volle Wahrheit,^latalie, bei meiner Ehre. Wenn eS aber noch einen höheren Schwur gibt, so null ich ihn tun — aber Sie glauben mir auch ohne Schwüre, die ja schließlich doch nur Worte sind. Warum sollten Sic auch an mir zweifeln? Warum sollte ich Jhuen denn Liebe lügen, die ,ch nicht empfinde, und Sie zn meinem Weibe begehren? Kann ich mehr erringen als Ihre Person?" „Weiter nichts als mich — das ist wahr!" seufzte sie, während sie in augenblickliches Sinnen versänk. „Wüßten Sie, warnm eS mir so schwer wird, an Ihre Wort« »u glauben!" fuhr Natalie nach einer kleinen Paille fort. < „Weil Sie mich nicht kennen." „Weil ich keinen Glauben an mich selbst habe. Wenn eS möglich wäre, wenn ich 'loch Liebe in der Welt fiuden könnte — doch glanbcn Sie >a nicht, daß mir jedes MaimrS Lieb« willkommen sei. Wäre ich reich geblieben, so hätte»» Sie mich nicht überredet, selbst nicht durch den grüßten Schwur; aber ich würde Gott für daS bestehende Testament alle Tage auf meinen Knteeu Lanken, wenn mir dadurch — nur auf einen ^.aa — nur auf ein paar armjeltge Stimden Ach, dürfte ich Ihnen doch glauben!" „Und wenn Sie mir glaubten, würden Sie mir folgen?" »Folgen — wohin? Denken Sie denn nicht, ich wstrd« barfuß über die ganze Erde wandeln, wenn ich gewiß wär«, da», waS für mich Leben heißt, am Ende zu finden?" j c - >
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