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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 03.06.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-06-03
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-192406035
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19240603
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19240603
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1924
- Monat1924-06
- Tag1924-06-03
- Monat1924-06
- Jahr1924
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Giurmlauf gegen Millerand. Der Sturm, der sich in den lebten Tugen gegen Mille- rund erhoben hat, wird den Präsidenten der französischen Republik wahrscheinlich hinweg fegen. Der gesamte Linksblock, bestehend aus 308 Mitgliedern, hielt zur Klärung der Frage Millerand eine Sitzung ab, die eigentlich nur zehn Minuten bauerte. Den Vorsitz führten Herriot, Blum und Paintens. Herriot schlug als Kandidaten für den Posten unter ungeheurem Beifall Painlevü vor und verlieh dann unter lautloser Stille den Saal. Im Namen der sozialistischen Partei gaben Nenaudel und Violette di« kurze Erklärung ab, daß sich die Partei in der Frage Mille rand der Resolution anschließe. Man schritt sofort zur Ab stimmung, die einstimmig erfolgte, Zum Ueberfluß wird die Gegenprobe gemacht, wobei nicht eine Hand erhoben wird. Zum Schluß dankt Herriot seinen beiden Beisitzern Blum und PainlevS. Oie neue Kammer trat Sonntag 3 Uhr nachmittags zur konstituierenden Sitzung zusammen. Als Alterspräsident eröffnete der radikale Abg. Professor Pinard die Sitzung und erklärte, das Wahlsystem, nach dem die neue Kammer gewählt worden sei, sei eine Herausforderung des gesunden Menschen verstandes. Das Wahlergebnis vom 11. Mai bedeute, daß die ilbergroße Mehrheit der Franzosen den sozialen Fort schritt wünsche, und daß sie jede Gemalt zurückweise. Sie wolle keine Diktatur, von welcher Seite sie auch kommen mög«. Der Alterspräsident besprach sodann die Finanzlage und in Verbindung damit die Frage der Bevölkerungs- Vermehrung. Diese Frage bedeute Frankreichs Leben oder Tod. Der wesentliche Grundsatz der Maßnahmen, die ergriffen werden müßten, sei der, baß die Geburt des Kindes für die Familie nicht der Ausgangspunkt für Elend oder Einschränkung sein dürfe, sondern für sie etnen Vor » teil bedeuten müsse. Frankreich, das während de« Krieges Milliarden verausgabt habe, dürfe vor keinen Kosten zurückschrecken, um den Zuwachs und die Ge sundung seiner Bevölkerung zu fördern. Die Fiuanzvetlmten zur Grhöhung der deamtenbeMe Dver-eil, 2. 6. Der Verein der staatlichen Finanzbeamten. Kitz Dresden, nahm am Sonnabend in seiner Hauptoersamm- kung Stellung zu der Erhöhung der Beamtenbezüge und faßte «ne Entschließung, die besagt: Die Hauptversammlung blickt in der Bestimmung der Fußnote 1 zu Gr. 5 der B.-Oi., wonach für Gewährung der Bezüge der Gr. 8 die Erfüllung von 8 Besoldungsdienstiahren Voraussetzung ist, «ine Härte, die im Interesse derjenigen Beamten, welche sonst alle Bel- dingungen zum Einrücken in Gr. 8 Und zur Beförderung -um Oberregierungsselretär erfüllt haben, alsbald beseitigt! Verden möchte. Eine weitere Entschließung lautet: Die Erhaltung eines vernfsbeamtentums auf öffentlich-rechtlicher Grundlage ist eine der Voraussetzungen für den Wiederaufbau des Reiches. Den Berufsbeamten auskömmliche Bezüge zu gewähren, ist not wendig zur Erhaltung ihrer Berufsfreudigkeit und Tüchtig keit und liegt daher im Interesse einer geordneten Staats verwaltung. Die neueste Besoldungsregelung des Reiches, die wohl für die höheren Besoldungsgruppen fühlbare Erhöhun gen vorsteht, oen Beamten der unteren Besoldungsgruppen aber Bezüge zubklligt, die für eine auskömmliche Lebenshal tung völlig unzureichend sind, muß daher ebenso bekämpft werden, wie das Bestreben, das Berufsbeamtentum zu be seitigen und nach und nach durch ein freies Angestelltenverhält- nis zu ersetzen. Deutscher Reichstag Berl'», 2. 6. Die Regierungstisch« sind leer. Präsident Wallraf eröffnet die Sitzung um 3,20 Uhr und weist dann darauf hin, daß das stammverwandte und befreundete Oester reich von einem furchtbaren Schicksal schwer getroffen worden Kt durch das ebenso ruchlose wie unsinnige Attentat auf den Bundesländer Tr. Sepek. Der Doppelgänger Roman von H. Hill 29 (Nachdruck verboten) Wenn sie jetzt eine wilde Jagd durch die Straßen inszenierte, so gab sie bannt unzweideutig zu erkennen, daß sie dem entrissenen Briese eine große Bedeutung bcimaß und stellte sich damit in Herthas Augen unzweiselhast das Zeugnis einer Verräterin aus. Wenn sie die Sache aber wie einen schlechten Spaß des Stewards behandelte, so hatte sie nach ihrer Meinung kaum etivas zu fürchten. Ter Umschlag des Briefes trug ihren Namen nicht, und Miß Roumier hatte ihr ausdrücklich zngejichert, daß der Inhalt der an sie gerichteten Schreiben stets zweideutig genug gehalten sein würde, um st« nicht zu kompromittieren, falls einmal das eine oder das ander« in die nnrechtcn Hände fallen sollte. Sie konnte sich also, "jalls man sie zur Rede stellte, einfach damit ansredcn, daß cs sich um ein Versehen des Postbeamten gehandelt habe, von dem ihr infolge ihrer Unfähigkeit, sich i» der fremden Sprache znr Genüge verständlich zu machen, ein gar nicht sür sie be stimmter Brief ausgehändigt worden sei. Das Billett, das Hertha aus den Häudcu des geschickten jungen Menschen empfing, enthielt nnr wenige Worte, und sie lantctcn: »Holroyd-Straße 47. — So bald als möglich." Als Marie in Gesellschaft des Ober-Stewards an Bord znrücklehrtc, blickte sie so unschuldig und unbefangen drein, als wäre ihr Gewissen nicht im mindesten bedrückt. Und Hertha begegnete ihr ihrerseits ganz in der gewohnten Weise. Von dem Briese war mit keiner Silbe die Rede, so daß die Zofe im Zweifel war, ob das Ganze nicht vielleicht wirklich nur em übermütiger Streich des jnngcn Stewards gewesen sei. Hertha aber hatte den Kapitän instruiert, daß ihre Zofe während des Aufenthalts in Exnwuth nnter keinen Umständen noch einmal an Land zu setzen sei, welchen Grnnd sie aucki immer für einen solchen Wunsch geltend machen möge. Un» zur Beschwichtigung des Erstaunens, das sie dabei auf den. Gesicht des Engländers bemerkte, halte sie lächelnd hinzi^ gefügt: „Das soll nicht etwa eine Strafe für das Mädchen sein. Aber ich habe die Absicht, jemandem eine Ueberraschung zu bereiten, die sic mir leicht verderben könnte." Das war kür Nir. Crawford Erklärung genug gewesen. d v r b 0 o S L ki 8 i v « L 8 5 L v S d L r § L v k § r e L k S v « s- d st p b d r o d v L 5 b «i S e v 9 ii a g n tu n v !U li v S 8 Fanten Weuduvg legt« sich dir WM« ast her» k S A L L w H L n K b tx K A s traten obgeleynt. Auch der Antvag auf Haftentlassung ALg. Kriebel (Nationaisoz.) verfällt mit 226 gegen 11q Stinnnen der Ablehnung. Für die Haftentlassung stimmten imr die Deutschnauonalen und Nattonalsozialistzen. Feen« wird beschlossen, auch die kommunistischen Mg. Lädtmam^ Buchmann, Schlecht^ Florin und Hadasch freizulassen. i Damit war di« Tagesordnung erschöpft. UM Heimst Md MaterlMd Frankenberg, den 3. Juni 1924. Lehrverträge Zu Ostern sind wie alljährlch um diese Zeit wird« «in« ganze Anzahl von schulentlassenen jungen Leuten bet Hand werkern und Handwerkerinnen in die Lehre getreten. Mis Rücksicht hierauf und da die Probezeit vieler Lehrlinge be reits zu Ende gegangen Ist, oder demnächst zu End« gebt, wird daran? aufmerksam gemacht, daß diejenigen Hand» Werker und Handwerkerinnen, welch? einer Innung nicht al« Mitglieder angehören, nach den von der Gewerbekammer er lassenen Lehrlingsvorschristen ihr« Lehrlinge bezw. Lehrmädchen längsten« binnen 14 Tagen nach Abschluß de« Lehrnerirag« unter Einreichung eine» Er^mniar« decselben und gleichzeitiges Zahlung einer Etnschreibegedühr von 3 Mark für jeden Lehrling bei der Gewerbekammer. anrumelden und hierbei, soweit die« bisher noch nicht geschehen ist, sich über ihre Befugnis zur An leitung von Lehrlingen auszuweisen haben. Zuwiderhandlungen gegen die Borlchristen über die Anmeldung der Lehrling« bei der Gewerbekammer können gemäß 8 103« Absatz 2 der E« Werbeordnung mit einer Geldstrafe geahndet werden. Bern«» sei ausdrücklich, daß eine V-ipfllchtimg zur Anmeldung bei der Gewerbekammer nur für Handwerks-, nicht für FabrINehriingH besteht. FabrilbbrNng« sind nur dann bei der Gewerbekamm« in der gleichen Weise wie Handwerkslehrlinge anzumelden, wenn sie nach Beendigung der Lehrzeit durch Vermittelung der Gc- werbekammcr die Gesellenprüfung ablegen wollen. meiner Abwesenheit ein bischen zu unterhalten, liebster Schatz, hatte sie mit ihrem süßesten Lächeln gesagt. „Sie hat sw lange ihre geliebte Partie Pikett nicht mehr gehabt, daß sig schon ansängt, melancholisch zu werden, zumal sie hier auk dem Schisse ohnedies manche andere gewohnte Zerstreuung missen muß. Ich habe ihr schon gesagt, daß Du Dich heuig für sie opfern willst, und sie war ganz gerührt vor Dank barkeit. — Du wirst ein guter Junge sein und wirst mich »licht Lügen strafen — nicht wahr?" Was hätte er ihr wohl abschlagen können — jetzt m diesem wonnevollen Honigmond, der ihn so glücklich machte, wie er flch's nimmermehr erträumt hatte. Mit einem kleine» Seufzer der Resignation hatte er Herthas Hand an seine Lippe» geführt und ihr versprochen, der galanteste Kavalier zu sein, der Tante Anna jemals seine Dienste gewidmet. Und ihr; schelmischer Blick hatte ihm eine Belohnung verheißen, di» wohl geeignet sein mußte, ihn über die kurze Trennung z» trösten. Alaric halte im stillen gehofft, daß ihre junge Herrin fie mitnehmen würde, und als sie inne wurde, daß sie sich in dieser Erwartung getäuscht habe, zerbrach sie sich den, Kopf, um einen Vorwand zu erfinden, der ihre Bitte, mit in die Pinasse steigen zn dürfen, gerechtfertigt hätte. Aber es fiel ihr nichts ein, und die Fnrcht, sich irgendwie zu verraten, nahm der sonst so Kecke» all ihre gewohnte Dreistigkeit. Sie konnte durchaus nicht darüber ins Reine kommen, welche Bewandtnis es mit dem Bricfraub gehabt, denn weder Hertha noch Wolters hatten desselben bisher Erwähnung getan. Den» Steward ivar sie freilich seit ihrer Rückkehr an Bord geflissentlich ans d«m Wege gegangen; ihrer jungen Herrin aber hatte sie, wie immer, beim An, kleiden für den Ausslug behilflich sein müssen, und sie war dabei nicht aus der Besorgnis vor einer peinlichen Frag« herausgekonuuen. Aber Hertha hatte mit ihr gesprochen wie immer, kein Wort und kein Blick halten Unwillen oder Miß trauen verraten, nur daß sie vielleicht um ein Geringes kühler gewesen war als sollst und daß ihre Gedanken von irgend etwas sehr lebhaft in Anspruch genominne schienen. Schließlich hatte die Zofe auch den letzten geeigneten Augen- blick für eine Aeußerung ihre» Wunsches vervaßt, und mit stillem Ingrimm mußte sie eS geschehen lassen vaß die Pinajss ohne sie abfuhr. Und vollkommen arglos hatte er ver Zungen ^rau vle Mr- sichernng gegeben, daß ihn weder Briten noch Tränen des hübschen Züschens bewegen würden, dem Wunsche feiner gegenwärtigen Schisfsherriu zuwider zu handeln. „Am Ende wird sie damit ja auch nicht all zu viel ver liere»," meinte er. „Denn die Sehenswürdigkeiten nnd Ver- gnügungen von Exmouth sind nicht derart, daß es einen zum Selbstmord treiben könnte, ihrer verlustig zu gehen." 20. Kapitel. Nach dein Mittagessen setzte Hertha ihren Gatten davon in Kemitnis, daß sie sich in der Pinasse an Land setzen lasse» wolle, um einige kleine Besorgungen zu machen, daß sie aber in längstens einer Stunde zurück zu sein gedenke. Als er ihr seine Begleitung anbot, wehrte sie lächelnd ab. .Diesmal ist es wirklich besser, Liebster, ich fahre allein. — Was ich einkauseu will, sind allerlei kleine Artikel sür meine Toilette. Und es ist nicht nötig, daß Du allzu tief in meine weiblichen Geheimnisse eindringst. Sei versichert, daß ich mich nach Kräften beeilen werde, um des Vergnügens Deiner Gesellschaft auch nicht eine Viertelstunde lang ohne Not verlustig zu gehen." Sie war im innersten Herzen froh, daß er sich damit zufrieden gab und nicht auf der Mitfahrt bestand, denn der Gedanke, daß er auf dem Lande mit de» Amerikaner» zn- fammentreffen könnte, würde sie mit tödlicher Angst erfüllt haben. Stach zärtlichem Abschied bestieg sie das kleine Fahrzeug, das — voic seinem guten Motor getrieben — pfeilschnell über die glatte Wasscrstäche dahinschoß. Es war ein ausnehmend schöner Tag. Die Sonne leuchtete von einem wolkenlose» Himmel hernieder und ver wandelte die weite Fläche des Stromes in einen glitzernden silbernen Spiegel. Schneeweiß schimmerten die Segel der kleinen Fahrzeuge, die diese Fläche belebten. Die ani Ufer hingelagerte Stadt sah so blitzsauber ans, al» hätte sie zum Empfang der jungen Fran ihren schönsten Sonntagsschmuck angelegt. Und in anmutigen, weichen Umrissen begrenzten die Haldon-HillS, die hinter Exmouth dahinziehenden Hügel, daS reizende Bild. Sehnsüchtig blickte Wolfgang seinem jungen Weibe nach. Gewiß würde er noch im Augenblick ihrer Abfahrt seinen Wnnsch, sie zu begleiten, wiederholt haben, wenn Hertha nicht llug genug gcivesen wäre, ihm rechtzeitig jede Möglichkeit dazu abzuschnciden. .Du mußt mir verstrich«,, die arme. Tante Auna wäbrend Inland nnd Ausland Das Ergebnis der Pfalzsammlungen. Auf EinladM des Präsidenten der pfälzischen Regierung t« am Freitag der Ausschuß für die Pfalz wachs »j samnien, um über die Verteilung der zur Verfügung st«h« den Mittel zu beraten. Da» dem Ausschuß bekanntgegeoer Ergebnis der Sammlung „Pfalzwoche" ist überall» erfreulich. Es sind insgesamt SOO 000 Goldmark von den Spen dern der rechtsrheinischen Pfalz aufgebracht worden. Die bayerischen Kommunisten wieder srelgelassen. Wd» die Münchener Zeitung meldet, ist der Haftbefehl gegen dir 62 Kommunisten, die bei einer Versammlung selige» nommen worden waren, mit einer Ausnahme aufgeho ben worden, da kein Fluchtverdacht vorliegt. Dagegen wurde über eine Reihe von Kommunisten die Schutzhaft verhängt. Neuer Bankkrach in Kopenhagen. Eine hochangesehen« Bankfirma in Kopenhagen hat ihre Zahlungen «in- gestellt. Es handelt sich um die Bankfirma W. D. Ad ler, die ein Defizit von 5 Millionen Kronen zn verzeichnen hat. Die Firma ist die älteste Bankfirma Kopen hagens und genoß das größte Ansehen. Der Fehlschlag wird auf verunglückte Valutaspekulationen, bofonz ders in deutschen Nentenmark und französi- schenFranken zurückgeführt und hat in der Kopenhage ner Geschäftswelt das größte Aufsehen erregt. Dao italienische Königspaar in Spanien. Das italie nische Königspaar wird am 6. Juni in Valencia ekntreffen und sich tags darauf nach Madrid begeben. Ei» Aufruf des Oberbürgermeisters von Madrid bittet die Bevöl kerung, dem italienischen Königspaar durch die Begrüßung zu bezeugen, wie dankbar die Spanier für den glänzenden Em pfang seien, den das spanische Königspaar in Italien ge- funden habe. - . Wie Rivera mit den Kommunisten umspringt. Wie dem Journal aus Madrid berichtet wird, wurden die Redakteure des kommunistischen Blattes Bataille, di« Abgeordne ten Lc. mpanyes und Easanova, und der Vorsitzend« der Gewerkschaften in Barcelona auf Befehl de« Direktoriums verhaftet und nach den Kanarischen Inseln deportiert. 1V 000 Deutsche nach Argentinien? Eine Pariser Aarw turmeldung aus Buenos Aires besagt, daß die deutsche« Behörden gegenwärtig mit der argentinischen Regierung verhandeln, um 10 000 De uts cheaufargentinischcÄ Boden anzusiedeln. Tie Arbeit dieses hervorragenden, selbstlosen und erfolgreichen Mannes ist dadurch jäh unterbrochen worden. Nach btn mündlichen Mitteilungen des österreichischen Gesandten ist das Befinden des verletzten Kanzlers zurzeit befriedigend. Da» deutsche Volk, vertreien durch sein«» Reichstag verbindet sich mit dem österreichische» Volk in der innigen Hoffnung, daß der Bundeskanzler seine segensreiche Tättgleit bald wieder aufnehmen kann. (Lebhafter Beifall bei den bürgerlichen Parteien.) Der Präsident erbittet di« Ermächiigung, der österreichi schen Regierung die Teilnahme des Deutschen Reichstages aussprechen zu dürfen. (Dies« Ermächtigung wird von der großen Mehrheit des Hau'es «rtellt, während die Kommu nisten Widerspruch erheben.) Die Rechte antwortet mit Pfui. Rufen. - , Di« inhaftiert«, Abgeordneten. Auf der Tagesordnung steht dann der Antrag d»r Na tionalsozialisten auf Aufhebung der Festungshaft der Abg. Kriebel (Nationalste.) und di« kommunistischen Anträge aus Freilassung der kommunistischen Abgg. Lüdemann, Pfeiffer, Urbans, Jadasch, Heydemann, Schlecht, Buchmann, Florin Und Lindau. ' Abg. Dr. Wunderlich (D. Vp.) berichtet über di« Verhandlungen des Geschäftserdimngs-Alusschusse». Dieser habe beschlossen, das Strafverfahren gegen Heydemann (Kom.) für die Dauer der Sitzungsperiode einzustellen und die verhängte Untersuchungshaft auf-uheben, und weiter die gegen Kriebel (Nationaisoz.) verhängte Festungshaft, die gegen Lademann verhängte Gefängnishaft, die gegen Buchmann, Florin und Schlecht in München verhängte Untersuchungshaft für die Dauer der Sitzungsperiode aufMhcben. Auch die Unter suchungshaft gegen Hadasch soll aufgehoben werden, das Untersuchungsverfahren aber soll weitergehen. Da bei Urbans die Untersuchung noch schwebt und bei einer Freilassung die Gefahr der Verdunklung droht, soll in diesem Fakte die Unter suchungshaft nicht aufgehoben werden. Bezüglich der Abgg. Pfeiffer^ Rauch und Schlecht ist eine Entscheidung noch nicht getroffen. Präsident Wallras teilt mit, daß »ach einer Meldung aus München die verurteilten Buchmann und Florin bereits aus der Hast entlassen morden feien. Abg. Brodaus (Dem.) stimmt sür seine Fraktion der Kaftbefrelung des Abg. Kriebel nicht zn. (Pfui-Nuse rechts.) Der Ausschuß habe nicht mit gleichem Rechte gemessen. Abg. Koehnen (Kom.) erhebt Protest dagegen, daß man den Kommunisten Urbans anders behandeln wolle als den deutschvSMfchen Hochverräter Kriebel. Abg. Kahl (D. Vp.) betont, daß sein« Fraktion einer Aushebung der Strafhaft grundsätzlich nicht zu stimme, also auch gegen die Freilassung Kriebels und Lüdemanns stimmen werde. Die Entwicklung der Verhältnisse bedinge auch eine Abkehr von dem früheren Grundsatz«, daß bei politischen Delikten die Abgeordneten durch die Hmmunität geschützt werden. Abg. Fehrenbach (Ztr.) hebt den großen Unterschied hervor, d«r seiner Meinung nach zwischen der beantragten Freilassung Dr. Kriebels und Urbans besiehe. Abg. Frick (Nationalsoz.) protestiert dagegen, daß dis Fäll« Urbans und Kriebel in einem Atem genannt werden. Kriebel ist im Urteil bestätigt worden, daß «r aus reinsten vaterländischen Motiven gehandelt hat. (Rufe bei den KoM. mUnisben: Heuchler. Feiglinge.' ALg. Heckert (Kom.) wird zur Ordnung gerufen.) Urbans dagegen war der Führer des Hamburger Putsches, er wollte im Interesse der jüdischen Internationale Deutschland unter das Hoch Moskaus zwingen. (Lärm bei den Kommunisten.) Abg. Frau Gohlke (Kom.) sNuth Fischers nennt den Freistaat «in Affentheater und wird zur Ordnung gerufen. Als sie trotzdem weiter von einem KomSdientheater spricht, erhält sie den zweiten Ordnungsruf. Sie ruft dann zum Kampfe gegen die Bourgeosie auf. Abg. Lohmann (Dntl.) erklärt, die Kommunisten müßten anders behandelt werden, als andere Parteien, weil sie den Staat vernichten wollen. Damit sch,ließt die Aus sprache. Das Haus beschließt zunächst die Freilassung des Abg. Heydemann (Kom.). Die Abstimmung über den Fall Urbans ist namentlich. Di« Haftentlassung des Abg. Urbans (Kom.) wird mit 222 gegen 149 Stimmen der Kommunisten und Sozialdemo-
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