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Erzgebirgischer Volksfreund : 16.01.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-01-16
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192301166
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19230116
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19230116
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungErzgebirgischer Volksfreund
- Jahr1923
- Monat1923-01
- Tag1923-01-16
- Monat1923-01
- Jahr1923
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 16.01.1923
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-es«tz t en KeVIet. Mit sd^kern fk kn -n» «ttl* zucharren, daß die große deutsche Heimat mit ihnen fühlt und sich mit ihnen verbunden betrachtet. Wie wir durch di» Abtrennung der Herzkammer unserer Wirtschaft leiden und entbehren, so müssen die heute besetzten Gebiete di« FvomLrnherrschaft «lduLden, bi» wir La» Recht wieder an di« G.elle der Gewalt ycsetzt Huben. Ueber dl« deutschen Grenzen hinaus aber gilt unser Gedenken auch allen deutschen Bolkegeiwffen, die Lem Selbstbsstimmungr-vecht und den feierlichen Ansagen bei den WrsftnstillstandsoockMnd lungo» zum Hohn vom Deutschen Reichs lasgeriffen wunden. Inebesondeve fühlen wir mit den deutschen Bewohnern de» MemsAandes. Möge es ihnen vergönnt sein, sich dir eigen« Büstimmung für di« Zu- kmrft ihres Landes zu erringen und die Eindringling« hnauszu- «weisen, die sich in dieser Zeit europäischen Wirrwarrs des Memel- lande» bemächtigen wollen. Uedvr unser deutsches DoM werden schwere gei -en kommen. Di« Not dieses Winter» kann ins Unerträgliche gesteigert werden. Wir werden das Menschenmögliche tun, sie zu modern. Die Inii'^ti« der Erzeuger und Verbraucher in Stadt und Land muß der No-chs- regierung in Einmütigkeit, Hochherzigkeit und festem Mut zur Seite stehen. Allie Gtänd«, vor allem Besitz und Arbeit, müssen di« Opfer auf sich nehmen, di« sich aus unser« Lage «geben. Damit ver trägt sich nicht bas Wohlleben kleiner, aber auf dringlicher Kreise. Bor aller Mett aber müssen wir es aussprechen, daß nur eine geringe Schicht gewissenloser Volks genossen sich in so pflichtvergessener Weise dem Ernst der Zeit verschließt. Dom Wohlleben wenig« sicht entgegen die Not und Verarmung breiter Volksschichten, die lawinenartig anschwillt. Deutschlands ganzer Mittelstand, der für SiaatSieben und Kultur bisher das Beste geleistet hat, droht zugrunde zu gchen. «Schon heute kann Li« entsetzliche Älot Lurch die bestgemeinten Almosen und durch die Hilfe Les Staates nicht mehr abgewendet werden. In dieser Zeit der Not erwarten wrr von dem deutschen Volke die Bewahrung von natio naler Würde und Besonnenheit. Mo sie schien, muß Lie Autorität der Regierung sie schaffen. Wir werden die Negie rung bei allen Bestrebungen zur Herstellung «in« «ernsten Lebens führung mit oller Entschiedenheit rmterstützcn. Unser gutes Ge- wissen gibt uns Lie Gewähr arrf «ein« bessere «Zukunft. In Ler Zeit schwerster Not und Gefahren rufen «wir dem deutschen Volke Li« Worte zu, die vom Deutschen Eck, von Mosel u. Rhein grüßen: „Nimmer wird das Reich zerstört, wenn ihr einig seid und treu." (Lebhafter Beifall.) Abg. Müller-Franken (Soz.): Kein Arbeiter wird sich einfangen lassen von Len lügnerischen Be hauptungen des französischen Ministerpräsidenten, Laß Las Vorgehen der Franzosen -nur Len Zweck hätte, die deutsche Schwer industrie «bezahlen zu lassen. Die französische Politik «will ihre alten Rheinland- und Rheinbundziele durchsetzen. Di« Bevölkerung der rein deutschen Gebiete am Rhein, an Ler Saar und der Ruhr wird sich gegenüber jedem D«stechungsversuch un- zugänglich zeigen und alle Lockungen abweisen, der deutschen Neparationspflicht di« Trieb« zu brechen (Beifall). Di« Bewohner werden auehalten «bis zum endgültigen Tage Ler Befreiung von «der Fremdherrschaft. Der Tag der Befreiung wird ebenso sicher lom- mm, wie der Tag Ler wirtschaftlichen Verstäirdigung kommen muß, wenn Europa nicht zugrunde gehen soll. Wir werden die Regierung in allen Maßnahmen zur Abwehr französischer Gewalttaten unterstützen. (Leb hafter Beifall.) Abg. v. Gräf« (Leutschvölk. Freiheitspartei): In dieser Stunde eines grausamen Schicksals unseres Vaterlandes gilbt es nur eine Notgemeinschaft nationaler Treu«. Das Gebot der Stunde ist heiliger Trotz. Die Welt muß finden, «daß Deutschland einig ist im unbeugsamer, Willen zum Widerstand. Preußischer Minister Braun: Namens Les Reichsrats und Ler verbündeten Länder hab« ich, wi« gestern bereits «auf der Konferenz der Ministerpräsidenten, hier ernsut zu erklären, «daß die deutschen Einzellänüsr geschlossen hinter der Neichsregivr-ung stehen (Beifall), in der festen Uvber- zeugung. Laß «deutsche» Land heiwgesucht ist von einem militärischen Üeberfall und «daß es dringend notwendig ist, daß alle im Reich, vereint«, Länder und auch Laß Volk in seiner Gesamtheit fest zusammenstehen und nach Maßgabe «ihrer «Kräfte sich dieser Gewalt tat endgegenstellen (erneuter Beifall). Ein Antrag Dr. «Stresemann (D. B. P.) fordert Schluß Ler Aussprache. Der Antrag «wird gegen Lie Linke angenommen. (Lebh. Pfuirufe der Kommunisten.) Ein von dm Kommunisten etngebrachtes Mißtrauensvotum gegen die Regierung «wird gegen Lie Antragsteller und die Gruppe Ledöbour abgelehnt. Die Kundgebungen. Berlin, 14. Ian. Di« V o l k s ku n-g e b« ng der bürger lichen Parteien gegen den Einbruch der Franzosen und Belgier in das Ruhrgebiet hat heute mittag auf dem Königsplatz. stattge- funLen und Lei einer Beteiligung von 500 MO Menschen einen Überaus eindrucksvollen Verlauf genommen. Mt Ler Leitung war Ler Abg. Freiherr von Lersner betraut. Punkt 12 Uhr, als Las Trauergeläut von sämtlichen Berliner Kirchen einsetzte, begann Lie auf Ler großen Freitreppe aufgestellte Musikkapelle Las Nieder- ländische Dankgebet, Las Lie Menge entblößten Hauptes mitsang, und erschütternd rang sich wie ein Schrei zum Himmel Lie Strophe: Herr, mach uns frei! Sodann hielten cm 12 verschiedenen Stellen des Platzes die Führer Ler bürgerlichen Parteien und Gewerk- Die Jagd nach dem Glück. Roman von Hans Schulze. (Nachdruck verboten.) (3S. Fortsetzung.) Willenlos wie ein Kind ließ <r sich von Alfred in «dm Saal ziehen. Erft als sich auf «den, erhöhten Podium «der Kreis «der Festteil, nehmer dicht um ihn schloß und Herr Rudovff, einen .mächtigen Lm> Leerkranz in der Hand, mit einer Ansprache «auf ihn zutrat, kchrle das Bewußtsein der Gegenwart allmählich langsam wieder in «hm ein. Und mit jedem Ler klaren, ausdrucksvollen Worte des treue» Mannes ward er ruhiger. Heute war er ja noch der Kommerzienrat Förster, der Ghrf Les Berliner Welthaus«», zu dem Tausend« ehrfurchtsvoll aufblickten. Wie einen lindernden Balsam, daß «er doch vielleicht nicht ganz umsonst gelebt, empfand er es in diesem schwersten Augenblicke feine» Lebens, al« der Prokurist jetzt mit erhobener, «weithin schallender S'.innns fortftchr: „Aus dem unscheinbaren Betrieb« ist ei« Etablissement von europäischem Ruf« geworden. Ihrer rastlosen Energie, Ihr« be- wunderirswevtsn Tatkraft, Ihrem weitschauenten Blicke und prak tischen Verständnis ist dies selten« Emporblühen unsere, Geschäft» zu Lanken. DM berechtigtem Stolz und innerer Befriedigung können Sie auf das aus eigener Kraft geschaffene Werk blicken und Len heutigen Erinnerungstag festlich begehen, umgeben von einer zu friedenen glücklichen Arbeiterschaft, Lie in Ihnen nicht nur den humanen Fabrikherrn, sondern auch «den fürsovgenden väterlich«» Freund erblickt!" Und als Her- Rudorfs dann in «ln herzliches, jubelnd ausge- noatmems Hoch seine Rede ausklingen ließ, da» den Saal in seinen Grundfesten «schütten, machte, «da «übermannte den Kommerzienrat Lie j^Laltige Dockegun^ Mi, eiinun schluclqtnL«» Laut warf er sich an die Brust sein«» laiuchährtgen MnarLetter», M» sä»-».« hter «ins» sichere« Hofen Mr tz» jSkäiMM, Hk in KÜ»« Sav»» tch*»» fchaftmtktltMr <ü» dl« Mengt Ansprachen, die mit den vorkrq einer Entschließung« folgenden Wortlaute» endeten, -er stürmische gustimmunp fand: ' „Mr erheben flammenden Protest gegen di« ungeheuerliche Vergewaltigung de» deutschen Volke» Lurch Li« französisch-bel gische Besetzung de» Ruhrgebiet». Dieses jedem Völkerrecht hohn- sprechende Vorgehen mitten im Frieden ist Bruch vr» Berfailler Vertrage». Das deutsche Volk lehnt e» ab, unter dem Druck der Bajonette Sklavenarbeit für die Friedensbrecher zu leisten." Im Anschluß daran sang di« nach mehreren Hunderttausenden zählende Menschenmenge, in der neben den gewerkschaftlichen Ver- rrerern auch zahlreiche Arbeiter gesehen wurden, entblößten Hauptes das Deutschlandlied und Ein feste Burg. Dor Reichs kanzler ließ mitteilen, daß er durch Verhandlungen im Interesse dc«r Reiche» am Erscheinen verhindert sei, aber für die Kundgebung herzlichst danken lasse. Mit stürmischen Hochrufen auf den Kanzler und di« Reichsregrerüng schloß die Kundgebung. Nach Abschluß der Kundgebung auf dem Königsplatz begaben sich die Redner, nämlich die Abgeordneten Fleischer, Hergt, Laverrenz, Freiherr v. Lersner, Marx, Schiffer, Schücking, Stresemann, Thiel, die Gewerkschaftsführer Hartmann, Otte und Schneider sowie der Leiter des Arbeitsausschusses Deutscher Verbände Dr. von V etsch zum Reichskanzler. Der Reichskanzler dankte in herzlichen Worten und schloß: „Wir reichen uns die Hände, um eine echte Gemeinschaft durch unser ganzes Volk zu bilden in dem ruhigen Entschluß, jeden beschwerlichen Weg zu gehen, den Weg der Ehre und Würde der Na- tion, dessen Ziel die Freiheit ist." Berlin, 1ö. Ian. In den von den Sozialdemokraten am Sonntag veranstalteten 15 stark besuchten Versammlungen gegen den französischen Rechtsbruch wurde einstimmig eine Entschließung an genommen, in der gegen die Ruhrbesetzung scharf protestiert wird. Das internationale Proletariat wird zum gemeinsamen Kampf gegen das verübte Unrecht aufgerufen. » In Dresden, Leipzig, München und allen anderen Großstädten fanden gleichfalls Protestversammlungen statt. In Stettin kam cs vor den Hotels Ler Ententemissionen zu Zwischen- fällen. Man zwang die Hotelbesitzer, die schwarz-weiß-rote Fahne auf zuziehen und auf Halbmast zu setzen. » Die Industrie hinter der Regierung. Die außerordentlich ernste politische Situation hat die Spitzen oerbände des gesamten deutschen Unternehmertums veranlaßt, Lurch gemeinsame persönliche Erklärungen ihrer Vorsitzen- den dem Reichskanzler die Versicherung zu übermitteln, daß die deutsche Wirtschaft bereit sei, den Reichskanzler und die . deutsche Reichsregierüng bei der Abwehr der dem Deutschen Reich angetane- nen Vergewaltigung mit jedem Opfer einmütig zu unter- st ü tz e n. Berlin, 14. Jan. Die deutsche Industrie hat sich entschlossen, französische und belgische Waren zu boykottieren. * Weitere Erpressungen. Genf, 14. Ian. Der „Temps" meldet, daß Frankreich entschlos sen sei, falls das Kohlensyndikat bis zum 25. Januar nicht zurückkehrt, das ganze Ruhr- und Industric- gebiet im deutschen Westen zubesetzen. Gegen Süddeutsch, land würden erst dann Zwangsmaßnahmen notwendig werden, wenn die Entscheidung der Neparationskommission auf das Mora- toriumsersuchen ablehnend laute, und Deutschland die Zahlungen trotzdem nicht wieder aufnehmen sollte. « » - . Esse», 13. Ian. Der kommandierende General Degoutt« hat an die Bevölkerung einen Aufruf erlassen, worin es heißt: „Sollte die Tätigkeit der Beamten der Mission und die Unterbringung der sie begleitenden Truppen irgendwie gehindert oder gefährdet werden, oder sollten etwa die örtlichen Behörden, sei es durch die Tat oder durch passiven Widerstand, das materielle oder wirtschaft liche Leben des Gebietes stören, so würden sofort alle möglichen Zwangsmaßnahmen" und „Sanktionen" ergriffen wer den. Essen, 13. Jan. In Bochum sind Vortrupps der französischen Truppen cmgekommen, haben aber den Bahnhof noch nicht besetzt. « Die Kosten der Besetzung Essens. Berlin, 14. Ian. Die Kosten für die Besetzung Essens und der angrenzenden Teile werden sich auf monatlich sieben Mil lionen Goldmark belaufen. Demgegenüber betragen die rück- ständigen Lieferungen: bei den Kohlen 23 Millionen Gold- mark und bei dem Holz insgesamt 2^ Millionen Goldmark. Diese Zahlen stehen also in keinen: Verhältnis zu den durch die erneute Be setzung entstehenden Kosten. * Köln, 1S. Ian. Die englischen Besatzungsbehörden haben der Stadtverwaltung Köln erklärt, daß sie gegen das Halbmastflaggen der städtischen und staatlichen Gebäude während der Protestkund- Wieviel Liebe unL Anhänglichkeit hatte aus seinen Worten ge- sprachen, wieviel Vertrauen un- hingsbeude Treue! Und wi« würde Lieser selbe Mann in wenigen Tagen über ihn urteilen, wenn er erfuhr, Laß der Grund, auf dem sie alle so sicher zu stehen geglaubt, seit langem schon unterminiert war, wenn k? Len stolzen Bau, an -essen Errichtung auch er Len größten Teil seiner Lebensavbeit gesetzt, Lurch sträflichen Leichtsinn zu Boden geschmettert sah! Un- wenn all Lie vielen Hunderte, Lie ihm heut« mit Herz und Han- z-vjauchzten, in kurzem von «Ler feiernden Fabrik Einlaß und Beschäftigaug forderten, und Slot und Sorg« in Lie Häuser Ler Arbeitslosen vinzuztehM begannen! Würden sich ihre begeisteren Hochrufe -dann nicht in ebenso- visle Flüche und Verwünschungen verwandeln «gegen den, -er zu gleich mit seiner Existenz auch die ihre gefährdet hatte und« sie mit seinem Sturze rücksichtslos auf di« Straße sitzt«? Wie ein schwarzer Nebel legte es sich plötzlich vor seine Augen. Ohnmächtig sank er auf einmal -on Nächststchenden in -i« Arme. Alftod hatte «den «Kommerzienrat in «dem allgemeinen Tumult, der -sm Ohnmachtsanfall gefolgt «war, von ein paar handfesten Arbeitern in einen der NS erwärme schaffen lassen und von Ler nächsten Unfallstation ärztliche Hilfe hevantelephoniert. Doch -er alt» Herr überwand Lank feiner Äfenren Konstitution Len Schwächezustand eher, als man annahm. Al» «der Arzt erschien, fand dieser ihn bereite soweit erholt, baß er sich auf Vie Verordnung stärkenden Wein«» und sofortiger Bettruhe beschränken konnte. Alfred- ließ Lurch Li« Kellner -i«s« beruhigende Nachricht sofort im Saale verbreiten; Ler Herr Kommerzienrat sei wioder vollkom men wohlauf und bäte, sich nicht im Vergnügen stören zu lassen, Lie Strapazen der letzten Zeit «hätten ihn jedoch fo angegriffen, Laß man e» ihm nicht verübeln wolle, wenn «er sich jetzt von de« Festlich- kosten zurückzSge. Alfred hatte kaum Zeit, Lie Damen «auf «der Empore zu be grüßen, al» Lis Equipage gemeldet wurde. Gr eilte sofort nach Le« Rrftauration-rchunen und gekniete den LchRi^Evvat« aaÄnUch zu» Wv , gevung am Montag Licht» «knzuwenven -«wen. Im irä-za» sisch besetzten Gebt« ist die» natürlich verboten. « Ei« Kohleukrrditabkomme» mit ««land» Esse«, 14. Jan. Wi« aus englischer Quelle verlautet, haben deutsche Industrielle sich mit einer Gruppe englischer Kohlen indu strieller in Verbindung gesetzt, um über ein Kreditabkommen zu verhandeln, aüf GrunL dessen im großen Umfange englisch» Kohlen zur Versorgung der deutschen Industrie ein- geführt werden könnten, um die Folgen der Beschlagnahme der Ruhr- kohle durch die Franzosen abzuschwachen. Berlin, 13. Ian. Mit Rücksicht auf Lie traurige Finanzlage des Reiches werden die Sommer- und Herbst« bringen de» Reichsheeres auf den Truppenübungsplätzen wesentlich gegen das Vorjahr gekürzt werden. Berlin, 13. Ian. Don den 8 8 0 Kriegsprozessen, die auf Grund der Auslieferungsliste anhängig gemacht waren, sind 125 durch Einstellungsbeschluß, 7 durch Freispruch in öffentlichen Hauptver handlungen und 6 durch Verurteilung erledigt worden. 75 der auf der Auplieferungsliste Stehenden sind inzwischen verstorben. Paris, 14. Ian. Nachrichten aus Memel zufolge haben di» litauischen Truppen am Sonnabendmittag das Feuer gegen di» Franzosen eröffnet. Esgab acht Tote bezw. Verwundete. Zum erstenmal hatten die Deutschen an der Seite dw Franzosen ge kämpft. Die litauischen Freischärler griffen Althof mR zwei Panzer automobilen an, wurden aber zurückgewiesen. Eine» der Panzer, automobile wurde erbeutet. Die wirifchastliche Lage. Die Banknotenausgabe Lev Reichsbaak hat sich »ach Leven Ausweis vom S. v. Mts. um 8S Milliarden aus 1330 Milliarden Mark erhöht, «der Umlauf von «Davlehnslassenschei-nen um Sö Mil lionen Ma et auf 13 Mill i arden Mack. Die Inflation hait also in erschreckendem Maße -»genommen, und Laß ist ja weiter kein Wun der. Deu.Manü macht jetzt Li« «härteste Belastungsprobe durch, «di« es seit Krieg und Friedens vertrag durchzumachen! «Hatto. Militärisch besetzt Las Zentrum unserer Wirtschaft, Schnüffelkommissionen spionieren unsere Fabvikgcheimnisse aus, «und Las Ausland «verliert den letzten Glauben on Deutschlands Wiederherstellung, und vrit ihm schwinde: der letzte Kredit. Diese realen Tatsachen«, verbunden mit einer durchaus verständlichen Nervosität auf «den «in- und aus ländischen Börsenplätzen haben Lie deutsche Mark in verihältnis» mäßig kurzer Zeit auf eine» Tiefstand «gebracht, den sie bisher noch nicht erlebt hat. Die Besserung der Kohlenförderung«, Lie ja, wenn auch langsam, mit Anspannung aller Kräfte vorwärts ging, ist vernichtet worden, Las Ausland wirft seine Rvichsmarkbsstände auf Len Markt, und die deutschen Geschäftsleute versuchen soviel wie möglich an Dvoisen in ihren Besitz zu bekommen. Sie fürchten mit Recht, infolge Ler sich sicherlich erweiternden Noteninflation nicht mehr imstande zu sein, ihren Betrieb «aufrecht zu erhalten. Reichs- Hauptstadt und Provinz überschütten die Danken mit erheblichen Kaufaufträgen, andererseits halten «dis Wertpapierbesitzenden -an ihren Vorräten fest, und «schon zeigt sich eine merkliche Material- knappheit, di« mit «der Aufwärts>Lewegunq -er Kurse «Schritt hält. Die Wiodsreinführung Les Bmckgcheimmffes, dir Len Inhalt eines angMnLigten Gesetzentwurf «bildet, regt außerdem Liv Kauflust an. Im großer: und «ganzen handelt es sich hier ober nicht um Spekulation, sondern um die Untsrbrin«ung «flüssiger «GelLbestände. Daneben werden ganz einfache wirtschaftliche Kombinationen auf- gestellt. Da uns Li« Ruhckchlo «geraubt wird, und im Ruhrgebiet ähnlich» Verhältnisse wir im Saargrbiet zu «erwarten sind, so er gibt sich daraus der logische Schluß, Laß Lio oberschlesische Man- tanindustrie desto größeren Wert erhalten muß. So «waren deren Wertpapiere denn «mich sowohl vom Inland «wie vom Ausland stark Lesragt und stürmisch «mporgxtriKen. .Ebenso erfuhr vis Mitteldeutsche Dvaunkphlevändulstrie Lie größte Beachtung. Schiff» frchrteaktiea gingen ebenfalls stürmisch in die Höhe, La «bei der zu cruartenüen KohlenknapPhrit mit Einschränkungen auf «dem Gv- hiete der Eisenbahn zu rechnen ist, Hand in Hand mit einer Ver teuerung dm Eiserdahntvansporbe. Di« Krchlenvevsvvqung der Großstädte ist bedroht. Zwar schafft «man jetzt noch im -letzten Augen blick aus Kem Ruhrgebiet so viel Kohle in Los «übrige Deutschland, als irgend angängig ist. Dennoch ist auf Sicht mit Katastrophe» zu rechnen. OerMche Angelegenheiten. ' Der Tag dorüschsr Trauer. Am «gestrigen SonnoM fanocn im «ganzen Reich« TvauarkundaLungen statt. Aller Blick« waren teilnehmend auf «das vergewLtigdö Ruhrgebiet gerichtet. Boi uns in: Gebirge waren Lie Kundgebungen auf die Kircher: beschränkt. In: übrigen deuteten nur die «auf -Halbmast -gähißee» Flaggen Lev staatlichen und städtischen Gebäude darauf «hi», daß der Tag Lis Trauer Les -rutschen Volkes über Li« unserem Vaterland« erneut angetane Schmach und Gewalt zum Ausdruck bringe» sollte. Die Gotteshäuser waren dicht besetzt, und die PreLiger gedachten der Altersnot, Kindernot, Kirchvnsovge und «der vaterländischen Not. Die schlichten socksovgeriia/on WcgweisunMn wissen «den einzigen Weg Les Trostes, den Wog Les Glaubens, der «Bruderliebe und Lev Hoffnung. Als er «eben das Zeichen zur Abfahrt gebe» wollte, drängte sich eine verschleierte Dame Lurch dm Kreis der Herren am Ausgang Les Etablissements unL -sti-eg gleichfalls zu den beiden Männern 'in die Equipage. „Aber Lizzis, warum bleibst du nicht?" ' „Mein Platz ist in dieser Stunde an -er Seite mein«» Gatten!" war die kurze, aber entschiedene Erklärung. „Ich fahre auf jeden Fall mit!" Der Kommerzienrat hatte in seiner Apathie kaum etwas von Lizzies Begleitung gemerkt. Er lag mit hakbgcschlossenen Augen, fast ohne jedes Auf fassungsvermögen für Lie Vorgänge in seiner Umgebung, in eim» Ecke des Wagens halb zurück. . Lizzie betrachtete ihn zuweilen von «der -Seite, «wenn der Schein Ler Guotater wen «der Straß«» in regelmäßigen, kurzen Zwischen räumen sein Gesicht beleuchtete. Noch niemals «war er ihr so abstoßend erschienen als in Lieser Stunde, wie etwas ganz Fremdes kam ihr die reglose, schwarz« Masse vor, Lie ihren -Gatten bedeutete. Ihren Gatten! Ein Gefühl namenloser Bitterkeit stieg au» dieser Vorstellung in ihr auf. Immer wieder gingen iHv» Gedanken zu Wfved hinüber, b«, di« Fing« llbw den silbernen Stockgrkff gÄreuzt, in statuenhaft« Haltung vor «sich in da» Dunkel starrte. Mit einer heimlichen Bewegung leg-« sie ihr» Rechte auf sein» beiden HänLe und drückte si« verstohlen, in Lem unbestimmten Ver langt, sich seins Gegenwart auf irgendein« Weise auch körperlich fühlbar zu machen. — Daheim brachte Mfred Len Kommerzienvat mit Hilfe Le» Dieners sofort «nach seinem Schlafzimmer Der alt» Mann ließ alle» willenlos «üb« sich ergeh«»; d« Schlummer übsnnanntr ihn bereit» während de» Entkleiden». Alfred besah! Lem Dien«, sorgfältig «üb« dem Befinden d« Herrn zu «wachen und bei irgendwrlchen bedrohlichen Erscheinungen sofort -e» Medizinal rat aus -er Königin Augnstastvahs zu vnsen. Dann grng er selbst nach dem Speifesaal hinüber. «»riktzima
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