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Erzgebirgischer Volksfreund : 29.12.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-12-29
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192312294
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19231229
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19231229
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungErzgebirgischer Volksfreund
- Jahr1923
- Monat1923-12
- Tag1923-12-29
- Monat1923-12
- Jahr1923
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 29.12.1923
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M« ««rkemtm« de, y«yverrarr» Speyer, 27. Dez. Di« Separatisten Haden in der »Speyerer 8«» luna" «ine Bekanntmachung erlassen, nach der vom 10. Januar ab il, Pilis« für di« Ausrrise au, der Pfalz nach dem unbesetzten Deutsch» Semd nicht mehr durch di« Desakungsbrhördt, sondern von der sogen. Negierung d«r autonomen Pfalz" ausgestellt werden. Alle früheren Wrückenpäss« sollen an diesem Tag« ihr« Gültigkeit verlieren. Dir Pesotzungsbehörden hatten bisher die Ausstellung von Brückenpäs» hen al« ihr alleiniges Recht betrachtet. Di« wenn auch nur vorüber» g«hend« Uedertragung dieses Recht» an die Sonderbündler würde zu» Nächst ein« offiziell« Anerkennung der separatistischen Gewalt durch di« BesatzungsbehSrden darstellen. Man wird nun «Lznwartm ha- H«n, wie sich die interalliiert« Rheinlandkommission zu dies«n Eigen- Mächtigkeiten der Hochverräter stellen wird. ! Neustadt a. Haardt, S7. Dez. Der Prüder des Abgeordneten Helfferich, Besitzer einer Trikotfabrik, August Helfferich, wurde von den Separatisten verhaftet, offenbar als Repressalie für die Der- Gaftung zweier Separatisten im unbesetzten Gebiete. i ' si Der passive Widerstand beendet. i Berlin, 27. Dez. Di« Kabinettsberatungen über die Nepara » Hionsfrage und die dritte Steuernotverordnung werden >«m Freitag dieser Woche fortgesetzt. Für Freitag mittag hat der ^Reichskanzler wieder Sachverständige des Nuhrgebietes zu Bespre chungen geladen. Soweit der Neichsrcgierunq Mitteilungen aus Pa» ris vorliegen, bat Poinrar« in seiner letzten Aussprache mit dem deutschen Geschäftsträger das Ingeständnie gemuckt, daß er den pas siven Widerstand im Ruhrgebiet für beendet an lieht. Damit ist die Vorbedingung erfüllt, die Poincare für di« Rnfnahm« von Verhandlungen mit Deutschland gestellt hatt«. S k Abzug der Truppen von der Nuhr7 s Nu» dem Ruhrgebiet, L7. Dezember. Aus Kreisen der Delatz- Mrgstruppen kommt d'e Nachricht, daß e»m 11. Januar mit dem A b- »ng de« größten Teile« der im Ruhrgebiet vorhandenen belgi schen und französischen Soldaten M rechnen ist. So hat die Besatzung de« Bezirk, Recklinghausen vor allem die Truppen, hie auf dem flach n Lande untergcbracht sind, bereit« Befehl erhal ten, alle« für einen Abtransport vorznberei en, der am 11. Januar beendet sein muß. Die gleichen Nachrichten sind aus der Gegend von Dorsten und aus dem Bochumer Gebiet einaetrosfen. Gs kann wohl damit gerechnet werd n, daß der größte Teil der Truppen abrückt unk nur ein kleines Kommando in den wichtigen Zentren des Ruhvgebiete» zurückbleibt. « » Pari», 27. Dezember. Der Vorsitzende der interallii erten M'- kiiärkon'rollkon'mission, General Rollet, hat heut« abend di« Nück- «is« nach Berlin angetreten. Weber ein Mstch. Esten, 27. Dezember. Auf der Rückkehr von der Jagd wurden 'Lei Dorsten am Heiligabend der 44sähriq« Kaufmann Gerhard Krapoth und sein Kutscher grundlos durch den belgischen Posten erschossen. Lin Iagdfreund des Krapoih erhielt einen Schuß durch Len Hut. Belgiens Entgegenkommen. Londe«, 27. Dezember. Die „Times" melden aus Brüssel: Der Besuch des deutschen G schäftsträr^rs Lai Thruni» am Welh- nschtstage Hal der Fortsetzimg des Meinungsaustausches über die Reparation»- und Nuhrsrage gegollen. Theunis hat den deutschen Vorschlägen weitgehendstes Entgegenkommen zugc- Rchert, auch die Amnestie aller von belgischen Kriegsgerichten ci- sällten Nuhrvemrteilungen zuqestanden, jedoch den Verzicht auf bi« Ruhrb«s«tzung al» für Belgien untragbar abge- l-hvt. rschechisch.franzSsisches Einvernehmen. Pank», 27. Dezember. Der tschechische Außenminister Benesch hotte heute nachmittag eine längere Unterredung mit dem Direktor im Außenministerium della Nacca. Havas teilt hierzu mit, man wolle zu einem allgemeinen Einvernehmen auf politi schem, militärischem und wirtschaftlichem Gebiete kommen. Bsnnesch wird Mitte Januar wiederum nach Paris kommen. Dann würden die Verhandlungen über ein Abkommen einen definitiven Lharakter annehmen. Vereinfachung Ver Rechtspflege. Berlin, 27. Dezember. Auf Grund b« Artikel» 48 Ler Reich»- versafsung sind setzt, wir bereit» kur, gemeldet, zwei Verord nungen hrrauLgekommen, di« Ersparnisse in der Rechts pflege bringen. Nach der ersten Lieser Derordnung-n kann der Oberreichranwali die an sich zur Inständigkeit de» Reichsgerichts gehörenden Strafsachen weg n Landesverrats oder Verrats militä rischer Geheimnisse zur Derhandlunq an ein Qoerlandergericht ver- wrisen. Dasselbe kann auch das Reichsgericht aus Antrag de» Reichs» anwalt» au, sich heraus. Die Justizministerien der einzelnen Län der können ein b stimmte» Oberlandcszerich dafür bezeichnen. Da» Reichsgericht ist tiberlastet, zumal sein Pe^onalbvstard infolge der Pensionierungen durch Ueberaltcrung um ein Zehntel vermindert ist. Mit Landesvervatssachen ist es schon jetzt bis zum Mai belegt. Dis hat u. a. für d'« Beschuldigten ein« ungebührlich lange Untersuch ungrhaft im Gefolge. Die Uebcrmsisung an die Obrrlandesgenchte soll in minder wichtige» Fällen erfolgen. Die zweite Verordnung bringt eine Vereinfachung der außerordentlichen Gerichte, die üb r Plünderungen von Lebensmitteln und dergle chen zu urteilen haben, durch Lerweisung solcher Fälle an die Strafkammern. Das Reich kann für Lie außer ordentlichen Gericht« di« Kosten nicht mehr tragen. Weiter w«rdcn zunächst nur für die komme« Len drei Alonate Maßnahmen getroffen, um die Kosten für Geschworene und Schöffen her ab, «mindern. Straftaten, über di« bisher durch Geschwore nengericht« abg urteilt wurde, sollen in dieser Feit von den Straf kammern erlcdi-st werden. Auch erfahren die Rechtsmittel «ine ge wiss« Einschränkung, besonders wo nur Geldstrasen in Frage kom men. Ferner treten verschiedentlich'« Vereinfachung'» des Verfah rens eln. Die Dezahluin der Geschworenen und Schossen, sowie der Zeugen und Sachverständigen und di« Kosten der Ge'angencnver- pslcgung käme n einfach nicht mehr aufgebracht werden. Der Instanzenzug soll vereinfacht werden (nur zwer Instanzen.) Die Besetzung der Gerichte soll vermindert werde» ebenso die Zuziehung der Laien. Das Schwurgericht wird ein großes Schöffengericht. Die Berufung soll zwar in möglichst weit m Umsange zregelassen s«'n, dach soll es nur ein Rechtsmittel geben: Entweder Berufung cder Revision. Auch in der Zivilrechtspflege treten erheblich« AcnLe- runaen ein. Faulen Schuldnern soll der Anreiz genommen werden, durch Drrschtrppung des Prozesses di- Geldentwertung in thwm In teresse anszunutz«». Durch anmdsätzlick« Ncfornirn soll die Schwer fälligkeit des Verfahrens gehoben werden. Di« Mündlichkeit soll eingeschränkt werden. Weiter soll die Mcgt'ckkcit schiedsgerichtlichen Verfahrens vor Lem ordentlicben Gericht gc--el>en werden, wenn L«id« Parken es beanivanen. Auf Verlangen beider Parteien soll auch di« Möglichkeit ocgeb.n werden, daß Loien heranaezog n werd-n (ein Richter und »wei Laien). End- lick' soll das Vevfah'-en auf Berücksichtigung der Geldentwertung ge richtet werden (wertbeständige Urteile.) Hilfe für den deutschen Pratcflawismu». London, 27. Dezeniber. Neuner meldet aus Kolumbus (Oh'o): Der Generalsekretär des amerikanischen Kirchenrates N'v. Me. Forlanü erklärte auf der Iahaeskonfcrenz -es Dollzugraus- schusses dieser Organisation, L:« amerikanisck): Kirche müsse dem eu ropäischen Protestantismus zu Hilse kommen, da er sonst umcrgehen werde. Alle Berichte sprächen über wachsende Not und Schließung evangelischer Wohl ätigkeits- und Erziehungseinrichtun gen infolge der Armut. Es herrsche Allgemeine Verzweiflung. Die protestantischen Elemente leiden am schwersten unter der allgemei nen Not. Ein« Campagne zur Aufbringung von etwa Millionen Dollar für di« allgemeine Hilfe der Protestanten sei einzuleiien. Die neue Mieizinssteuer. Berlin, 27. Dez. Ueöer die neuen Steuerpläne -e; Neichsfinanzministers will das 8-Uhr-Abendblatt erfahren haben, daß sie von äußerst einschneidender Bedeutung seien. Es soll zu- nächst im allgemeinen verboten werden, daß Gläubiger für Forde rungen, die auf Reichsmark lauten, eine der Geldentwertung ent sprechende Erhöhung verlangen dürfen, d. h. mit anderen Worten, daß dis Neichsregierung auf dem Standpunkte steht, daß eine der Geldentwertung entsprechend« Aufwertung von Papier- markschuldcn zu verbieten ist. Zn der Steuernotcerord- nung ist weiter vorgesehen, daß die Länder oder Lie Gemeinden hin- inyrmy »er ve««r«a«iung de» Mistwesen« vom Reich«- mietengesetz abweichende Bestimmungen erlassen dürfen, ferner vom 1. Januar 1V24 ab ein« besonder« Steuer von dem bebauten Grundbesitz erheben dürfen. Dies« Steuer muß so hoch bemessen wer de», Laß dem Eigentümer vom 1. April 1024 ab mindesten» 30 Pro zent, vom 1. Juli 1V24 ab mindesten» 40 Prozent und vom 1. Okto ber 1V24 ab mindestens 60 Prozent Ler FrleLcnsmiets verbleibt. Di« Vorschläge der R-ichsregirrung bezüglich der Neuregelung de» Mi«t» w«s«n» lausen also darauf hinaus, baß bereit» zum 1. Januar 1024 die volle Fri«d«n»goldmiete wieder eingefiihrt werden kann. Abweichend von dieser Lrvart meldet da» Wolffbüro: Der von einer Berliner Zeitung auszugsweise veröffentlicht« Text der 8. Steuernotverordnung ist, wie wir erfahren, »nr eln vorläufiger Ent wurf, der Len Landesregierung«» als Grundlag« zu einer Aussprache im Neichorat über dir in Betracht kommenden Probleme mitgetcilt worben ist. Lin Beschluß des Neichskabinctts über de» Entwurf ei ner 3. Stcuernotverordnung liegt überhaupt noch nickt vor. Es ist damit zu rechnen, daß dieser Beschluß nicht unwesentlich von L«m Text de» Dorentwurfs abweichsn wird. Gleichzeitig sei festgrsteM, daß von einer Friedensmicte ab 1. Januar gar kein« Ned« sein kann. Ser Aufstand in Mexiko. Hamborg, 27. Dez. Die Truppen der provisorischen Ne gierung besetzten nach hartnäckigem Kampf« Pu«nta de Iatla, wobei viele Gefangene gemacht und den Truppen des General Obre gon empfindlich« Verlust« zugefügt wurden. Der der Re- aierung Obregon erheben« Gouverneur von Pakatan wurde ge fangen genommen. Die Verbindung der Hauptstadt mit Zuarcz und Lareüo ist abgebrochen. Die Aufständischen sind im Anmarsch aus Mexiko, wobei von den Truppen Obregons kein Widerstand ge leistet wird. Die Besetzung des Pctrolcumgebietes durch die Auf ständischen ist nahezu vollendet. Delmar, 27. Dezember. Die Sozialdemokraten in Thüringen haben gestern ein Wahlabkommen mit den Kommunisten abgeschlos sen, um eine bürgerliche Mehrheit boi den LanLtagswahlen zu ver» hndcru. O München, 27. Dezember. Ein km Landtag eingegangener An trag Dr. Noth (Bayer. Mittelp.) verlangt sofortige Entlassung Le« aus Anlaß d:s Hlller-Putsches in Schutzhaft genommenen Personen, sofortige Aushebung L s Verbotes der völkischen Presse, sowie Ge währung voller Versammlungsfreiheit für die frei« Bauernschaft im rechtsrheinisch:» Bayern und dementsprechend Aufhebung der ent» gegen steh enden Anordnungen des General staatskommissars. München, 27. Dezember. Ter Gründer des früheren national sozial stischen Ncitcrkorps, Rittmeister Fürst Wr«de, ist neuer dings in Schutzhaft g nommcn worden. — Der Vorsitzende de« Deutschen HockM-ulringes und Schriftleiter der Akademischen Stim men, der aus Eger stammende Student Pleyer, wurde aus Bayern aus gewiesen. München, 27. Dezember. Wegen der wirtschaftlichen Not Hot üie Regierung maskierte Ta n z l»stb ar k c i t e n scder Art, sowie alle karnevalistischen Veranstaltungen verboten. * München. 27. Dezember. Ununterbrochene Schneefalle ver ursachten »krall in Bayern Verkehrsstörungen. Die Züge haben groß« Verspätungen. « Pars», 27. Dez. Der afghanische Gesandte läßt durch Havas «in Telegramm aus Kabul vom 20. Dezember verbreiten, in dem bi« Einsetzung einer gemischten Kommission, bestellend au» Engländern und Afghanen mitgetcilt wird, welche die Zwischenfälle an der in-isch-afghanifchen Grenz« regeln soll. Tokio, 27. Dez. Ein zwanzigjähriger Mann schoß heute früh auf den Prinzregenten, als dieser im Automobil nach Lem Laichtag fuhr. Eine Scheibe des Autos wurde zertrümmert. Der Prinzregent blieb unversehrt. London, 27. Dez. Reuter meldet aus Tokio: Die japanisch« Negierung ist zurückgetretcn Am Abend versuchte der Pöbel in die Wohnungen des Premierministers und des Innenmini sters e.nzudriwgen, wurde aber von der Polizei vertrieben. Die geborene Krause. Roman von Fr. L«hne. tSU Lvrhetzung.) 19. Mit grotzen Augen sah Eliane Laukenberg In pie untergehende Sonne, vis den Horizont in einen Feuerbrand tauchte. Sie stand auf dem Ra'en an einem Springbrunnen und lieh das kühlende Wasser über ihre schmale Hand rinnen. Reizvoll hob sich ihre schwarzgekleidete Gestalt mit dem lichtblonden Haar von dem rotgoldenen Hintergründe ab. Da» Gong ertönte, das zum Abendessen ries. Langsam schritt sie über den gepflegten Nasen nach »er Terrasse, aus der Hans Busso ihr jetzt hastig ent- stegenkam. „Wo warst du, Eliane?" fragte er barsch, „seit einer Stunde schon suche ich dich." „War kümmert's dich mit einem Male? Ich habe Im Norkenhäuschen gesessen." „Baron Eckbrecht und Kurt Seidenschwang sind imlt mir gekommen! Tie Herren wollten dich be- PrMen, sie bleiben zum Abendessen." Cie zuckte leicht die Schultern. „Ah, deine Zech- Lenossen. Lr errötete vor Unwillen. - „Ich erwarte, bah du gegen meine Taste höflich vlsti" sagte er herrisch, „höflicher als das letztemal/' „Ich bin höflich gewesen," widersprach sie ,„du Hast keinen Grund, mich besonders darauf aufmerksam tzu machen." „Bon einer beleidigenden Höflichkeit, ja! Man taerlt die Absicht, und man wird verstimmt." „Ich habe nicht gegen das Gastrecht verstoßen, Einer solchen Ungezogenheit mache ich mich nicht fwul- big! Indessen, wenn du irgendwie gefühlt hast, dah Ich nicht liebenswürdig genug war, dann bringe mir doch solche Gäste, von Venen du genau weißt, wie unsympathisch sie mir sind, nicht ins Haus." „Mtin Wille ist maßgebend — ich bin Herr im Lause." „Und ich bin die Frau vom Hause, die zu hoch von sich Lenkt, um sich mit Trinkern und Spielern an »inen Lisch zu setzen! - T^rum bitte ich dich, mich Lei deinen Gästen zu entschuldigen. 2Ä riHe vor. mich Hk Mae» Limmern muEalteru"!. - 4 Sic neigte leicht den Köpf und ging an ihm vorbei. Er faßte sie derb am Handgelenk. „Tu hast Rücksichten zu nehmen," fuhr er sie an. „Ich bin in Seidsnschwangs Schuld." „Tas geht doch mich nichts an," versetzte sie kalt, sich von seinem Griff befreiend. Wütend stampfte er mit dem Fuhr auf. War das Eliane noch, die sanfte Elians, für die jedes seiner Werte früher eine Offenbarung gewesen, die er nach seinem Millen hatte lenken und leiten können. Un bequem war sie ihm durch ihre Hartnäckigkeit gewor den. Und ihre Verachtung, die sie ihm bei jeder Ge legenheit so deutlich zeigte, reizte ihn doch. Verwundert und 'ichtlich verletzt nahmen dis Her ren Hans BussoS Entschuldigung wegen des Fernblei bens der Dame des Hauses entgegen. Kurt Seidenschwanq runzelte die Stirn seines glatten, runden, gewöhnlichen LebemaunSgeMtes, das bei einer gewissen Gutmütigleit doch eine große Ver schlagenheit zergce. „Sollte der Frau Gräfin etwa gar unsere An wesenheit nicht angenehm sein?" näselte er, „ich sah sie doch vorhin erst am Springbrunnen?" Hans Busso hörte aus diesen Worten ein deutliches Gekräurtsein. Gr fürchtete Seidenschwang, und er war innerlich wütend auf Eliane. Cr seufzte tief auf und nickte bekümmert vor sich hin. „Meine Herren, ich muß es Ihnen ja doch sagen, was mein großer, großer Kummer und meine Sorge ist: meine liebe Frau leidet unaussprechlich unter dem Love unseres Söynchens. Zu Zeiten mag sie nieman den sehen — auch mich nicht — oder vor allen anderen mich nicht —! Ihre Nerven sind vollständig zerrüttet, sie be- kommt Mcu> und Schreikrämpfe, liegt danach stunden lang apathisch da! — Wollen Sie. bitte, darum in ihrem Fernbleiben keine Absichtlichkeit scheu! Ihre Gc- mütLdepressicn läßt mich manchmal das Schlimmste befürchten. Dennoch kann ich mich nicht entschließen, mcineHrau in eine Nervenheilanstalt zu bringen, wozu die Aerzte mir dringend, seit langem schon, raten." Sein hübsches Gesicht trug einen so überzeugende» kummervollen Ausdruck, dah man ihm glaubte, ihn lebhaft bedauerte, und es erklärlich fand. Kak man ohne die Hausfrau spriseu mutzte. M>ät, erb iv der Nacht juüren die Herren davtzm Dicker Zigarrenrauch schwebte trotz ver geöffneten Fenster in dem Spielzimmer, und zahlreiche geleerte Wein- und Sektslaschen verrieten, daß wacker gezecht worden war. Gierig zog Hans Busso die kühle, erfrischend» Nachtluft ein. Ernen Augenblick stierte er wie ab wesend vor sich hin; sein Gesicht zuckte in Angst; dann stampfte er mit dem Fuße auf und schüttelte ven Kopf — „ah bah!" — schnell stürzte er noch zwei Gläser Kognak nacheinander hinunter und taumelte dann, von dem Diener unterstützt, in sein Schlafzimmer. — — Elia,le sah ihn am nächsten Tage erst bei Tisch wieder. Abscheu erfüllte sie, als sie in sein blasse» Gesicht blickte, das so deutlich die Spuren seines aus schweifenden Lebens trug. War das dasselbe Gesicht noch, das sie einst so zärtlich geliebt, dessen Züge sie so eingehend in verliebtem Glück studiert hatte? Ach, wie weit lag das doch hinter ihr! — Uno vor ihre Augen trat das gütig-ernste Gesicht Doktor Krau ses, und zum ersten Male dachte sie, wie ihr Leben sich an der Seite dieses Mannes gestaltet haben würde! Sie atmete unwillkürlich tief auf, daß es wie eia Seufzer ausklana. Tückisch sah er sie av. „Was ist denn?" „O, nichts!" Sie erhob sich, wünschte ihm „Mahlzeit" und wollte Hinausgehm. „Eliane," er schluckte ein paarmal, „Ellane, warte einen Augenblick; ich habe mit dir zu reden." Erstaunt sah sie ihn an. Was wollte er? „Ich brauche zehntausend Mark," stieß er hervor. „Tas interessiert mich nicht!" entgegnete sie kalt; sie wandte sich zum Gehen. Er sprang auf und hielt sie am Arm zurück, m.r jag.e er ye»j.r. „Ich bedaure, dir nicht helfen zu können! Mela ganzes Vermögen hast du vereti» vergeudet." — Schroff unterbrach er sie. „LaS ist gleich, iÄ brauche das Geld sofort — sonst — schon neulich — „Tann spiele nicht, wenn du deins Spielverlufi» nicht decken kannst! Mich gehen sie nichts an!" „Papa hat dir alles vermacht und mich leer au» Leben /Lortsctzuna folgH
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