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Sächsische Elbzeitung : 07.04.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-04-07
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-188604072
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-18860407
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-18860407
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Elbzeitung
- Jahr1886
- Monat1886-04
- Tag1886-04-07
- Monat1886-04
- Jahr1886
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 07.04.1886
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Sächsische Gllyeilmg. Amts- und AnzeigeUM für das Königl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Schandau und den Stadtgemeinderath zn Hohnstein. Die „Sachs. Glb«Zettu»g" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch alle Postanstalten, sowie durch die Expedition dies. Bl. für 1 Mark vierteljährl. zu beziehen. — »V Inserate für das Mittwochsblatt werden bis Dienstag früh V Uhr, für das Sonnabendsblatt spätestens bis Freitag früh v Nhr erbeten. — Preis für die ge spaltene CorpuSzeile oder deren Naum 10 Pf., Inserate unter 6 Zeilen werden mit 60 Pf. berechnet, (tabellarische oder complicirte nach Ucbereinkunft.) — Inserate für die Elbzcitung nehmen an in Hohnstein Herr Bürgermstr. Hesse, in Dresden und Leipzig die Annoncen-BüreauS von Haasenstein L Bögler, Jnvalidcndank und Nud. Mosse. 28. Schandau, Mittwoch, den 7. April 1886» Politische Rundschau. Im Reichstage hat die am Freitage staitgefmidciic dritte Lesung des SocialistcngesctzeS wider Erwarten nochmals zn einer großen, die ganze Sitzung aus- füllenden Debatte geführt. Dieselbe könnte selbstver ständlich dem schon so oft variirtcn socialistischcu Thema kann« mehr eine »cnc Seite abgcwinncu nnd die Redner der einzelnen Parteien präcisirtcu daher nur noch einmal ihre Stellung zu der socialistischcu Frage im Allgemeinen nud zn dem Socialistcngesctz im Be sonderen. Den Mittelpunkt der Discussion bildete unstreitig die Rede des Abgeordneten Bamberger, bekanntlich eines der hervorragendsten Mitglieder der dcntsch-frcisinnigcn Partei, welcher in der ihm eigenen gewandten, glänzenden nnd zum Theil auch sarkastischen Auödrncköwcisc darznthnu suchte, daß das ruhige und objective Urthcil über die ganze gegenwärtige Situa tion zur Ablehnung des Socialistcngcsctzcs führen müsse. Begreiflicher Weise sah sich der freisinnige Redner genöthigt, ans die Ereignisse in Belgien mit einzngchcn, er gelangte aber hierbei zu dem Schlüsse, daß cö sich hierbei eigentlich doch nur um eine große Arbeitseinstellung mit allerdings sehr beklagcuöwcrthen Ausschreitungen gehandelt habe nnd daß man bei letzteren das heißblütige Temperament der Wallonen berücksichtigen müsse; anch sei in den Berichten über die belgischen Vorgänge nngcmein übertrieben worden. Der weitere Theil der sehr langen Bambcrgcr'schcn AnSführnngcu war hauptsächlich dem versuchten Nach, weis gewidmet, daß sich in der bisher nntcrnannnencn Weise, die sociale Frage ihrer Lösnug durch Kranken, kassen, Unfallversicherung u. s. w. cntgegcnznführcn, der gewünschte Erfolg nicht erreichen lassen werde; leider vergaß nur der Abgeordnete für Alzey-Bingen mitznthcilcn, was den» sonst Positives geschehen solle, um eine dauernde nnd ans vernünftiger Grnndlagc beruhende Besserung der Lage der arbeitenden Classen herbciznsührcu. In Bezug auf dnö Socialistcngesctz selbst wiederholte Herr Bamberger mir die unter seinen Parteigenossen allgemein obwaltende Anschauung, daß da« Gesetz nicht vermocht habe, die socialistischc Bc- wcgnng einzndämmcn nnd daß sich dieselbe trotz aller Eindämmungsversnchc doch immer weiter auSdehnc» werde. Die übrigen Reden ergaben meistens schon Bekanntes und Dagcwcscncs; socialdcmocratischcrscitö unternahm eS natürlich der Abgeordnete Liebknecht, seine Partei von dem ans ihr ruhenden Odium des FürstenmordcS, der Beseitigung dcö Eigenthmns re. zu reinigen. Interessant war, daß Herr Liebknecht dem Fürsten Bismarck vorhiclt, er sei ein Staatsmann noch ganz ans der alten Schnlc, er habe die sociale Frage in ihrem inneren Kerne nicht erfaßt — was sich da wohl der socialistischc Führer nntcr einem Staatsmann der modcrncn Schule vorstcllcu mag? Die Debatte klang schließlich in einer Flulh gereizter persönlicher Bemerkungen ans, worauf die Verlänger ung dcö Socialistcngcsctzcs ans zwei Jahre in nament licher Abstimmung mit 169 gegen 137 Stimmen definitiv angenommen wurde. Die Majorität setzte sich aus den beiden conservativcn Fractionen, den Nationallibcralen nnd 23 Ccntrmnöabgcordneten zusammen; außerdem stimmten noch die zn keiner Partei gehörigen Abgeordneten Graf Hacke, Bertram und Zorn v. Bnlach mit Ja. Bcmcrkcnöwerth erscheint, daß sich unter den mit Ja votircndcn Ccntrums- abgcordnctcn 15 Adelige befanden. Am Sonnabend trat das Haus in die dritte Lesung des in zweiter Berathnng halb und halb gescheiterten Znckcrstener- gesctzcS ein nnd wird die Sonnabcndsverhandluug jedenfalls etwas näheres über die bezüglich der Zncker- steuerreform umlaufenden Compromißgcrüchte gebracht haben. — Die NeichStagSconnnissivn zur Vorbcrathnng des Militärpensionsgcsetzcö hat dasselbe im Wesent lichen nach dem Anträge Moltke genehmigt und wird das Gesetz in diesen Tagen dem Plenum wieder zugehen. Die neuen Spiritnssteuerentwürfe, über deren In halt immer noch nichts Näheres zu erfahren gewesen ist, scheinen dem BundcSrathe bis Ende voriger Woche noch nicht zngcgangcn zn sein. Dem Vernchmcn nach sollten dieselben überhaupt erst in der für Sonntag festgesetzt gewesenen Sitzung des preußischen Staatü- ministcrinmS znr Dnrchbcrathnng gelangen nnd erwägt man, daß dann noch die königliche Genehmigung znr Einbringung der Entwürfe im Bnndcörathc als An träge Preußens erforderlich ist, so wird man kaum fchlgcheu, wenn mau anuimmt, daß die betreffenden Vorlagen dem Bnndcörathc frühestens Mitte dieser Woche zugehen werden; wann sich daun der Reichstag mit ihnen wird beschäftigen können, erscheint hiernach völlig ungewiß. Vom preußischen Abgcordnctcnhausc ist am Frei tage die Colonisationövorlagc — die erste der sogen. Polcnvorlagcn — für Posen nud Wcslprcnßen in zweiter Lesung erledigt worden. Die wichtigste Ver änderung, welche die Conunission an dem Entwürfe vorgcnommcn hat, ist die Einfügung der Bestimmungen über die Ncntcugütcr in das Gesetz 2—2v) nnd die Discussion hierüber nahm den größten Theil der Freitagüsitzung in Anspruch. Die Abgeordneten v.Hncne (Ccntr.), Dirichlct (frcis.) und der erst kürzlich aus der couscrvativcn Fraction auögeschiedene Abgeordnete v. Mcycr-Arnöwalde bekämpften entschieden die Zu- lassnng von Ncntcngütcrn in der vorgcschlagencn Form nud wurde» von Seite» der oppositionelle» Redner hierbei nochmals das ganze Gesetz, als den Stempel dcö nationalen FanatiSmnö an der Stirn tragend, vcrnrtheilt. Die betreffenden Paragraphen wurden schließlich gegen die Stimmen der Polen, Freisinnigen, des Ccntrums nud verschiedener vereinzelter Abgeord neter genehmigt; ebenso nahm daö Hanö Z 3 in der Cvmmissionöfassnng an, der Nest der Vorlage wurde unverändert genehmigt. Am Sonnabend beschäftigte sich das Abgeordnetenhaus mit der zweiten Berathnng dcö Entwurfes über die Errichtung der Fortbildungs schulen in Posen nnd Wcslprcnßen. Daö preußische Herrenhaus hat sich nach Erledig- nng dcö Etats wicdcrnm auf unbestimmte Zeit ver tagt, ohne hinsichtlich der amendirtcn Kirchenvorlagc einen Beschluß gefaßt zn haben. Es heißt, die preu ßische Negierung verhandele mit dem Papste über eine neue „Revision" der Vorlage und habe ihren Gesand ten beim Vatican, Herrn von Schlözcr, znr Bericht erstattung nach Berlin berufen. Jedenfalls ist der Stand der kirchcnpolitischcu Angelegenheiten anf's Neue ein höchst zweifelhafter geworben. Die Specialbcrathnngcn des österreichischen Ab geordnetenhauses über daö Budget haben bis jetzt noch keine wesentlichen Zwischenfälle zu Tage gefördert, sic wickeln sich vielmehr merkwürdig glatt — wenn man eben die eigenartige» österreichischen parlamentarischen Verhältnisse berücksichtigt — ab imd dies kann dem rascheren Zustandekommen des Budgets selbstverständ lich nur dienlich sein. In den in voriger Woche zu Wie» nntcr dem Vorsitze des Kaisers wiederum statt- gefundenen Confercnze» der österreichischen nnd un garischen Minister über die Anöglcichsfragc ist endlich eine Verständigung erzielt worden. Bezüglich dcö hauptsächlichsten strittigen Pnnktcs, deö PetrolcumzollcS, wurde der ungarische Vcrmittclungsvorschlag ange nommen. Die socialistischc Stnrmfluth, welche über Belgien dahinbranste, hat sich ganz plötzlich, wie mit einem Schlage, wieder verlaufen. Ein officiöseö Brüsseler Telegramm besagt, daß die Ruhe im Lande überall wieder hcrgcstcUt ist nnd daß die Streikenden die Ar beit entweder schon wieder anfgenommen haben oder im Begriff stehen, dies zu thun. Ucbcrhaupt verlau tet jetzt, daß die Berichte über die belgischen Vorgänge vielfach übertrieben worden seien, namentlich sei eö nicht wahr, daß Schlösser und Klöster nicdergebrannt worden seien. Nun desto besser, ohnehin ist noch ge nug Jammer und Elend durch die revolutionäre Be wegung angerichtet worden nnd Belgien wird an deren Nachwchcu wohl »och einige Zeit zu tragen haben; jedenfalls enthält sie für alle Staaten und Negierungen eine ernste Lehre. Im Gegensatz zu Belgien nimmt jetzt die Arbeiter ¬ bewegung in Frankreich einen immer drohenderen Cha rakter an nnd wird die Lage in den Kohlengruben von Dccazevillc als sehr ernst geschildert. Der Ge- ncrlprocurator traf noch am Freitag Abend, von Paris kommend, in Dccazevillc ein, um sich über die dor tige Lage zu orientircu. Auch ans Mailand werden Arbeiternnruhen ge meldet. Hier hat aber in der That die Brodfragc den äußern Anlaß zu den Unruhen gegeben, da die Arbeiter die Aufhebung der Brodtaxc verlangten. Der Domplatz, ans welchem die Exccsse stnttfanden, ist militärisch besetzt, sonst erscheint jedoch die Situa tion nicht besonders gefahrdrohend. Die allgemeine Lage im Orient zeigt sich wieder in bedenklicherem Lichte, seit es bekannt geworden ist, daß cs Fürst Alexander von Bulgarien abgelchnt hat, ans die Wünsche der Großmächte hinsichtlich der pro visorischen Besetzung dcö Gciieralgonvcrncurpostcns von Ostrnmclicn ciuzugchcu. Londoner nnd Peters burger Preßstimmcu haben bekanntlich für diesen Fall bereits die Regelung der ostrumclischcn Angelegenheit anch ohne den Fürsten Alexander in Aussicht gestellt und wenn derselbe nnu trotzdem ans seinem Einspruch beharrt, so deutet dies fast darauf hin, daß der Bul- gareufürst sich vorläufig selbst vor dem „vereinigten Europa" nicht fürchtet, die seltsame Haltung, welche die europäischen Cabiucte gegenüber dem kriegslustigen Griechenland beobachte», kann de» Fürste» Alexander allerdings mir znm Widerstande crmnthigcn; welche Erfahrungen er hierbei machen wird, muß freilich »och abgcwartet werde». Die Botschaftcr-Co»fcrc»z soll »»»mehr am 5. April i» Co»sta»ti»opel zusammcn- trctcu. Zu dem Demottstrationsgcschwadcr i» der Sudabai sind österreichische mid italienische Torpedoboote gesto ßen und wird dies als ein Zeichen betrachtet, daß die Mächte gewillt sind, die Blokade Griechenlands cven- tncll wirklich anöznführcn. In der englische!! Hauptstadt hat am Freitag die schon angckündigtc große Wählcrdcmonstration gegen die Errichtung eines irischen SoudcrparlamcntS statt- gcfundcn. Die Versammlung, deren Schonplatz Guild- hall war und an welcher zahlreiche Citywählcr ohne Unterschied der Partcistcllung thcilnahmcu, nahm ein stimmig eine sich gegen daö erwähnte Gladston'schc Projcct anssprcchende Resolution an. In dem in der südamerikanischcn Republik Urngah anSgcbrochcuen Bürgerkriege scheint sich daö Waffcn- glück wieder von den Aufständischen abgcwcndet zu haben. Dieselben wurden nm Donnerstag von den Ncgicrnngötruppm vollständig geschlagen nnd erlitten TagesgeschichLe. Sachsen. Schandau. Bei hiesiger Sparkasse wurdcu im Monate März d. I. 250 Einzahlungen im Betrage von 26130 M. 57 Pf. gemacht, dagegen erfolgten 341 Rückzahlungen im Betrage von 32673 M. 57 Pf. — Die Herren Hausbesitzer nnd Administratoren machen wir darauf aufmerksam, daß die Hanslistcn, dcu Unterstützungöwohnsitz betreffend, i» der Zeit vom 1. bis spätestens znm 15. d. M. in der Nathökauzlei vorzuzeigcn sind. — Vom 6. d. M. an sind die Fahrten der sächs.- böhm. Dampfschiffe wicdcrnm erweitert worden. Daö hierauf bezügliche Inserat befindet sich in heutiger Nummer. — In die Lotterie,Collection von Hugo Schönherr icl am 1. Zichnngötagc der 4. Classe ans die Num- ncr 62240 ei» Hauptgewinn von 15000 Mark, welcher wohl znm größten Theile hiesigen Einwohnern zn Gute kommen soll. — Am Sonnabend Abend wurde bei Station Mittelgrund der Streckenarbeiter Niedcl überfahren und schwer verletzt. — Aus Prag wird berichtet, daß nunmehr auch die österreichische Nordwest-DampfschisfsahrtS-Gesellschaft
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