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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 16.07.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-07-16
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-189007169
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-18900716
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-18900716
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1890
- Monat1890-07
- Tag1890-07-16
- Monat1890-07
- Jahr1890
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 16.07.1890
- Autor
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-j Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich 8eschD-A«zeigkr fir Hohnhors, Mdlitz, Kmshttf, Mors, St. Wien, HeinWort, Marit««« «oh Malst«. Nr. 162 Amtsblatt für de« Stadttat zu Lichtenstein. —— 4». Jahrgang. —-— Mittwoch, den 16. Juli 1890. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonu» und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 17S, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene KorpuSzeile oder deren Raum mtt 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Bekanntmachung. Die nächste Aufnahme von Zöglingen in die Königliche Unteroffizierschule zu Marienberg soll am 1. Oktober d. I. stattfinden. Die Anmeldungen hierzu haben im Laufe des Monats Juli durch persönliche Vorstellung des Aspiranten bei dem Bezirks-Kommando seines Aufenthaltsorts oder bei dem Kommando der Unteroffizierschule zu erfolgen, bei welchen Behörden auch das Nähere bezüglich der Aufnahme-Bedingungen rc. zu erfahren ist. Bemerkt wird noch, daß die betreffenden Aspiranten mindestens 14 Jahre alt und konfirmiert sein müssen, bezw. das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet haben dürfen und daß die gesamte Erziehung der Zöglinge in der Unteroffizier schule unentgeldlich geschieht. Dresden, den 21. Juni 1890. Kriegs-Ministers um. v. Fabrice. Beyer. Cs geht etwas vor! Die politisch stillste Zeit des Jahres ist heran gekommen, die Kammerdebatten und Parlamentsreden schweigen entweder ganz oder finden nur noch wenig Beachtung; hingegen geht es wie ein geheimnisvolles Flüstern durch die diplomatischen Kreise, als ob etwas Besonderes zu erwarten sei. Und dieses Flüstern ist lauter und lauter geworden, seitdem der Herzog Ernst von Sachsen-Koburg-Gotha bei seinem Neffen, dem Fürsten Ferdinand von Bulgarien, in Karlsbad in Böhmen eingetroffen ist. Trotz der verwandtschaft lichen Beziehungen ist der Besuch sicher keine einfache Visite, und man erzählt auch, der Herzog erstrebe nichts Geringeres, als seinem Neffen den Rat zu geben, auf den bulgarischen Thron zu verzichten. Man geht noch weiter und behauptet, die Reise des Herzogs sei auf eine Bitte des deutschen Kaisers zurückzuführen, welcher den dringenden Wunsch habe, die bulgarische Frage aus der Welt zu schaffen. Endlich wird sogar erwähnt, Fürst Ferdinand habe sich bereits entschlossen, auf den Thron von Bulgarien zu verzichten. So schnell geht es mit der erwähnten Abdankung nun wohl nicht und auch von den übrigen Geschichten mag Manches übertrieben oder völlig erfunden sein, aber der Grundgedanke ist ganz sicher zutreffend, denn davon ist heute nicht zum ersten Male die Rede: Die Absicht Kaiser Wilhelm's II., durch ein Zusammenwirken der Fürsten die bulgarische An gelegenheit aus der Welt zu bringen. Die Arbeit ist mühsam, aber der Lohn ist der Mühe wert. Es ist ja doch Thatsache, daß seit der Revolution von Philip- popel, durch welche Bulgarien und Ost-Rumelien mit einander vereinigt wurden, keine Ruhe mehr in Europa bestanden hat, dagegen die militärischen Rüstungen unaufhaltsam vervollständigt sind. An den Unmut des Czaren über seine total verunglückte bulgarische Politik knüpft Frankreich seine Revanchehoffnungen, wird diese üble Stimmung beseitigt durch Erledigung der bulgarischen Angelegenheit, dann wird auch in Paris eine starke Depression eintreten. Kein Wunder, wenn Kaiser Wilhelm II. sich hier versuchen möchte! Schon seit längerer Zeit ist in dem Geschäfts verkehr der europäischen Diplomatie ein großer Wechsel eingetreten. Früher waren die Minister die leitenden Persönlichkeiten in der auswärtigen Politik, und als erster unter ihnen Fürst Bismarck. Wenn man heute nicht begreifen wollte, daß der deutsche Kaiser auf ein stärkeres Hervortreten der Monarchen, auf eine direkte Verständigung zwischen ihnen hinarbeitet, müßte man blind sein. Man kann annehmen, daß aufdenkaiser lichen Reisen viel angebahnt ist, was gute Früchte zeitigen wird, wenn nur der rechte Moment gekommen. Ob nun jetzt schon der geeignete Moment für die Lösung der bulgarischen Frage da ist? Wer will das wissen? Unmöglich ist nichts, und wenn ein so hoch stehender Vermittler, wie der deutsche Kaiser, sich geltend macht, warum soll nicht eine Vereinbarung möglich sein? In dem ganzen bulgarischen Hader ist ja die Stimme der Besonnenheit fast nie zur Herr schaft gekommen, Haß und bittere Feindschaft rangen um die Herrschaft, von Versöhnung wollte keiner von beiden Teilen zuerst reden. Fürst Ferdinand ist mit ziemlicher Verstimmung gegen seinen Ministerpräsidenten Stambulow aus Sofia nach Karlsbad gereist, die Hinrichtung des Majors Panitza erfolgte durchaus gegen feinen Willen, und der Fürst ist nicht der Mann, welcher sich gleichmütig fremdem Willen beugt. Aber ob er sofort abdanken wird, ist doch fraglich, und noch fraglicher ist, ob die Bulgaren sofort zu Rußland umkehren werden. Ohne Entgegenkommen von russischer Seite ist nichts zu er warten. Kaiser Alexander seinerseits ist in Sachen Bulgariens von Anfang an Übel beraten gewesen, man hat ihn geflissentlich gegen das Balkanvolk und gegen die Leiter der bulgarischen. Selbständigkeits bewegung eingenommen. Daraus sind die Schritte Rußlands entsprungen, welche der Sachlage nicht ent sprachen und die sich demgemäß als nutzlos erweisen mußten. Dann kam die russische Agitation in Bul garien, die Aufstandsversuche und Verschwörungen, die so vielen Menschen das Leben kosteten, und erst recht Erbiiterung und Abneigung hervorriefen. Man muß sich von beiden Seiten entschließen, durch die Ereig nisse der letzten Jahre einen Strich zu machen, dann wird auch der Friede mit Hilfe eines guten Mittlers möglich, der der deutsche Kaiser beim russischen Czaren sein will. Tagesgeschichte. * — Lichtenstein, 15. Juli. Gestern nach mittag feierte der hiesige Mil i tär v er ein in den Räumen des Schützenhauses sein diesjähriges Sommer fest, welches vom schönsten Wetter begünstigt war. Die Mitglieder versammelten sich am Nachmittag von ^/s3 Uhr an im Restaurant ihres Kameraden Herrn Rob. Zschoche, von wo aus punkt 3 Uhr der Abmarsch nach Gimpel's Restaurant, Rümpf, unter Musikbegleit ung stattfand. Dortselbst verweilte man sich ein Stündchen und hierauf begab man sich nach dem Fest lokale, wo sich inzwischen die lieben Frauen der Mit glieder mit den Kindern eingefunden hatten. An langer Tafelreihe wurden dann die Kinder in Stärke von 208 Köpfen mit Kaffee und Kuchen ergötzt und ist als sehr erfreulich zu bezeichnen, daß die erst auf 157 berechnete Kopfzahl, welche sich unerwartet auf 208 erhöht hatte, zu keinen Klagen Anlaß gab und alle Kinder befriedigt werden konnten, weshalb dem Komitee besonders Dank gebührt. Die Tafelmusik wurde von der wackeren Stadtkapelle gespielt und nach beendeter Tafel trugen die Kinder Patriotische Gesänge, unter Pianofortebegleitung des Herrn Stadtmusik direktor Schnelle vor. Zum Schluß brachten die lieben Kleinen ein dreifaches Hoch auf Se. Maj. den deutschen Kaiser, Se. Maj. den geliebten Landesvater König Albert und den löbl. Militärverein aus. Nachdem noch jedes Kind mit Würstchen und Semmel bedacht worden, fand das zur Freude der Eltern gelungene schöne Fest gegen 8 Uhr sein Ende. Die Erwachsenen vereinigten sich bei einem solennen Ball wieder und bei harmonischen Tönen trennte man sich erst in vorgerückter Stunde bei angenehmer Erinnerung an das Sommerfest. * — Der Thermometer zeigte am heutigen Mittag 30 Grad Celsius Wärme. * — Nicht allen unseren Lesern wird bekannt sein, daß unser in nächster Zeit hier sein Amt an tretender Oberpfarrer Herr PastorSeidel seit dem Jahre 1879 als Vereinsgei st licher und Leiter des Vereinsblattes „Die Bausteine" mit großem Segen wirkte. Das Direktorium des Landes vereins ist durch diese Wahl vor die schwerwiegende Aufgabe gestellt, für die bewährte Kraft, welche sich im ganzen Lande soviel Vertrauen und Liebe er worben hatte, einen geeigneten Nachfolger zu suchen. Möchte es bei Lösung dieser Aufgabe recht gefördert werden und bald einen geeigneten Geistlichen im Lande finden, welcher bereit ist, diese verantwort ungsvolle, vielseitige, aber auch in vieler Hinsicht anziehende Stellung zu übernehmen. * — Endlich ist die W i t t e r u ng umgesprungen; wir haben nicht nur einen schönen Sonntag gehabt, der natürlich von der so lange mit Regen gequälten Menschheit sofort zu allerlei Ausflügen, von den Land wirten aber zur Bearbeitung und Einheimsung des Heues benutzt wurde, sondern auch gestern und heute erfreuen wir uns bei klarem, blauen Himmel des schönsten Sonnenscheins. — Es ist ein wirkliches Ereignis für alle da heimgebliebenen Angehörigen, der erste Ferienbrief aus der Sommerfrische, mag der Briefschreiber nun sein, wer er will. Ist er ein erwachsener Sohn, der eine fröhliche Fußtour durch irgend ein schönes Stück Land des deutschen Reiches macht, oder ein halb wüchsiger Sprößling, der für die Ferien zu Verwand ten gereist, immer werden die Episteln mit der größten Aufmerksamkeit durchstudiert. Und wie forsch die Briefschreiber in ihren Ferienbriefen zu berichten wissen! Natürlich haben sie die allerinteressantesten Geschichten erlebt und wer sie nicht glauben will, der soll nur hinkommen. Als wenn das immer so leicht ginge. Ist nun die Briefschreiberin aber gar die sorgsam waltende Hausfrau, dann hat der heimge bliebene Gatte erst recht alle Ursache, aufzupassen, denn an Aufträgen fehlt es nie und sie wechseln ab mit Wünschen, Bitten und Ermahnungen. Leider ist mancher Brief aus dem Ferienaufenthalt oder der Sommerfrische voll von Klagen, daß es sogar nicht nach den Hundstagen aussehe, sondern eher noch April aber hoffentlich kommt's bald anders und besser. Das junge Deutschland fühlt sich in den Ferien freilich nicht sehr durch den Regen belästigt; um so tiefer das Wasser, um so bestimmter muß es auch hindurch gehen. Eine üble Seite haben nur oft diese Ferienepisteln, nämlich, wenn sie flüchtig mit Bleistift auf eine Post karte geschrieben werden. Flüchtige Bleistiftkritzelei verwischt sich unter Umständen recht leicht, besonders, wenn die Karten bei warmem, zum Schwitzen Anlaß gebenden Wetter in einer Seitentasche des Rockes ge steckt oder aber, wenn sie mit schweißigen Fingern angefaßt wird. Zu Hause stehen dann die Empfänger und zerbrechen sich mitunter den Kopf, was die un leserlichen Worte bedeuten sollen. Lieber wenig, aber kräftig, mit Bleistift geschrieben, oder die Postkarte zwischen zwei Blätter Papier gelegt, dann geht es schon eher. Doch das Sicherste bleibt immer das Material, in welches nach unserem Wunsche aber Niemand hineingeraten möge, nämlich „Tinte". — Für Schulfahrten ist neuerdings auf den sächs. Staatsbahnen bezüglich der zu lösenden Fahrkarten ungeordnet, daß für eine Person, welche sich bei der Teilung der zu befördernden Gesamtzahl durch die Zahl 3 — bei schulpflichtigen Personen über 14 Jahre durch die Zahl 2 — als überzählig ergiebt, eine halbe Fahrkarte, und dafern bei der Teilung durch die Zahl 3 zwei Personen als überzählig bleiben, für diese eine ganze Fahrkarte zu lösen ist. — Während auf unseren sächsischen Staatsbahnen der Besitzer einer Personenzugskarte II. bis III. Klasse, welcher auf einen Schnellzug übergehen will, in allen Klassen nur einen Zuschlag von 1 Pfennig für das Kilometer zu zahlen Hst, werden auf den österreichischen
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