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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 16.10.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-10-16
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-189010165
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-18901016
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-18901016
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1890
- Monat1890-10
- Tag1890-10-16
- Monat1890-10
- Jahr1890
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 16.10.1890
- Autor
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Tagesgeschichte. — Die Anzeichen für einen frühen und strengen Winter mehren sich. Das Laub an den Bäumen ist welk und dürr, auf freien Plätzen sind die Bäume stellenweise schon ganz kahl, obwohl die schöne Witter ung, welche die letzten Tage des September und die ersten im Oktober brachten, vermuten lassen, daß der Laubschmuck der Bäume noch längere Zeit sich halten würde. In geschützten Lagen tr fft man freilich noch vielfach Bäume und Büsche, die ein sommerliches Gepräge tragen. Aber auch die Tierwelt zeigt, daß der milde Herbst bald dem rauhen Eistyrannen Weichen wird. Die Kraniche ziehen ziemlich hoch und der Dachs ist frühzeitig zu Loch gegangen. Die Hasen, die auf den Markt kommen, haben schon ein dichtes Fell, auch die Imker bestätigen an dem Verhalten ihrer kleinen Pfleglinge, daß dieselben sich auf einen frühen Winter einrichten. Also da heißt es, bei Zeiten tüchtige Kohleuvorräte anzuschaffen und die Schlittschuhe bereit zu halten. — Der „Dresdner Anzeiger" schreibt: Ueber das Befinden der am Sonntag bei dem Zusammen- st o ß zweier Eisenbahnzüge Schwerverletzten, welche, wie schon mitgcteilt, sofort in das Kranken haus der Diakonissenaustalt überführt worden sind, können wir nach heute Nachmittag eingeholter Er kundigung berichten, daß bis jetzt eine direkte Lebers- gefahr für beide nicht vorhanden ist. Beide Verun glückte haben allerdings schwer zu leiden. Dem Maschinenführer Heinicke ist der linke Arm amputiert worden, auch sind die Brandwunden im Gesicht des Verunglückten nicht unbeträchtlich. Bei dem Bremser Heinemann wurden Brüche des rechten Oberschenkels und des linken Unterschenkels festgestellt. Das Be finden der beiden Verunglückten ist nach Maßgabe ihrer Verletzungen im ärztlichen Sinne befriedigend, was allerdings nicht ausschließt, daß sich die Zustände verschlimmern können. Maschinenführer Gouernack erhält m seiner Wohnung die nötige Verpflegung. Derselbe ist äußerlich wenig verletzt, hat aber durch Verstauchung und Quetschung veranlaßte heftige Schmerzen auszustehen, über deren Tragweite sich noch keine Angaben machen lassen. Die beiden Heizer der Maschinen haben bei dem übrigens noch rechtzeitig vor dem Zusammenstoß erfolgten Abspringen leichtere Beschädigungen davongetragen. Die Stelle des Un- gtückes selbst ist vollständig abgeräumt. Von der Gewalt des Zusammenstoßes kann man sich einen Begriff machen, wenn man vernimmt, daß die Kalk wagen des Nangierzuges im wahren Sinne des Wortes zersplittert sind. Ein großer beladener Pack wagen wurde so zwischen zwei schwere belastete Wagen gedrückt, daß sein Kasten ebenfalls zersplittert wurde. Die verschobene und gehobene Fußgänger brücke der Lößnitzstraße wird jetzt auf ihre weitere Festigkeit geprüft und wiederhergestellt. — Leipzig, 13. Oktober. Das „Leipz. Tgbl." schreibt: Die Zahlungsstockungsangelegenheit des hiesigen Bauunternehmers Herrn Schmid hat eine für die Gesamtheit der Gläubiger ungünstige Wendung dadurch erfahren, daß einige Gläubiger auf den Vorschlag eines Moratoriums von zwei Monaten nicht eingcgangen sind, sondern Klage gegen Herrn Schmid erhoben haben. Hierauf mußte, um nicht einzelne Gläubiger zu begünstigen, der Antrag auf Eröffnung des Konkursverfahrens gestellt werden und diesem Antrag ist seitens des hiesigen k. Amts gerichtes stattgegeben worden. — Chemnitz, 14. Okt. Durch die Straßen unserer Stadt wurde heute, mit Guirlanden und Fähn chen geschmückt, die 1700. Lokomotive gefahren, welche in den Werkstätten der Sächsischen Maschinenfabrik, Vorm. Richard Hartmann, hergestellt wurde. Es war dies eine Güterzugmaschine, nach dem Verbundsystem gebaut, und für die Königl. Sächsischen Staatsbahnen bestimmt; die Maschine arbeitet mit 12 Atmosphären Kesselüberdruck und hat ein Dienstgewicht von 42,000irF. Nr. 241 1890 4«. Jahrgang. Donnerstag, den 16. Oktober Dieses Blatt erscheint täglich (außer So»«- mrd Festtags) abends für den folgenden Lag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstaltem Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene SorpuSzeile oder KeE Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Die erste Lokomotive wurde in der Sächsischen Ma schinenfabrik im Jahre 1848 vollendet, arbeitete mit 5ffs Atmosphären Kesselüberdruck und hatte ein Dienst gewicht von 24,000 die 100. Lokomotive wurde im Jahre 1858, die 500. im Jahre 1871, die 1000. im Jahre 1878 und 1500. im Jahre 1887 gebaut. — Zwickau, 14. Oktbr. Bei dem vorgestern in Kirchberg stattgefundenen Preisschreiben der Ver einigung Gabelsberger'scher Stenographenvereine des Erzgebirges erhielten Horn-Zwickau den ersten Preis, Pöche-Kirchberg den zweiten und Jung-Zwickau den dritten Preis. Als nächstjähriger Versammlungsort wurde Johanngeorgenstadt gewählt. — Am 5. November d. Js. wird der konser vative Verein im XVII. sächsischen Reichstagswahl kreise seine diesjährige Hauptversammlung in Glauchau in der Centralhalle abhalten. Nach Erledigung der Vereinsangelegenheiten wird der als einer der gediegensten und bedeutensten Redner be kannte Herr Dr. Oertel aus Leipzig einen Vortrag halten über „Unsere Aufgabe in schwerer Zeit." Ueberall, wo derselbe bisher gesprochen — in diesen Tagen in Stuttgart — hat er durch feine vorzüg lichen, auf Recht und Wahrheit gegründeten, vom Herzen kommenden und zu den Herzen dringenden Ausführungen der guten Sache sehr viel genützt und allenthalben viele Freunde und Anhänger gewonnen. Es werden daher schon jetzt alle konservativ ge sinnten Männer des hiesigen Bezirks aufmerksam gemacht. — Hohenstein, 13. Oktober. Sonntag Nachmittag kamen die hiesige Badstraße drei Rad fahrer im schnellsten Tempo hereingefahren, von denen einer ziemlich schwer verunglückte. Derselbe hat ent weder nicht die nötige Vorsicht geübt, oder es hat die Hemmvorrichtung des Rades versagt, denn er suhr mit aller Wucht gegen eine der unten stehenden Scheunen, sodaß er ziemlich arge Verletzungen erhielt. Seine beiden Kameraden nahmen sich des Verletzten an und brachten ihn, nachdem er gereinigt, nach dem Bahnhof, um ihn per Bahn nach Hause zu schaffen. Das Zweirad war natürlich arg zertrümmert. — Hartenstein, 13. Oktober. Einen seltenen Fund machte letztvergangener Woche die ledige Marie B. von hier; dieselbe fand beim Kartoffelausnehmen auf einem Acker hiesiger Flur ein 20-Frankstück mtt dem Bildnisse Napoleons I. und der Jahreszahl 1808. — Annaberg , 14. Oktober. Infolge mehr fach erhaltener Mißhandlungen Seitens der Stief mutter verstarb am vergangenen Sonnabend das 13 Jahre alte Mädchen Anna Marie Iser in Arnsfeld. Dasselbe ist schon seit längerer Zeit von der Stiefmutter in der unbarmherzigsten und rohesten Weise gezüchtigt worden. Dasselbe wiederholte sich auch am 10. ds. M., woselbst von Nachbarsleuten ein unterdrücktes Jammern und Wimmern gehört wurde. Wie nun festgestellt worden ist, hat die Stiefmutter das unglückliche Kind am gedachten Tage mit einem Stück Holz und einem Holzpantoffel derart auf Kopf und Arme geschlagen, daß dasselbe, nachdem die Frau auf das Feld gegangen war, taumelnd nach dem Sofa schwankte, sich hier nieder legte und nach Verlauf einer Stunde infolge einge tretenen Hirnschlages seinen Geist aufgab. Die unnatürliche Mutter ist bereits zur Haft gebracht worden und ist geständigermaßen ihrer Schuld be wußt. Die Sektion des Kindes fand dieser Tage statt. — Flöha. Dem Handarbeiter Ernst Louis Franke hier ist für die mtt Mut und Entschlossen heit, auch nicht ohne eigene Lebensgefahr bewirkte Rettung der siebenjährigen Ella Ruttloff, Tochter des Hausbesitzers und Bahnhofswächters Louis Ruttloff, aus einem vom Flöhafluß abgeleiteten Fabrikgraben von der Königl. Kreishauptmannschaft Zwickau eine Geldbelohnung gewährt und an Kanzleistelle der hiesigen Amtshauptmannschaft durch Amtshauptmann vr. v. Gehe ausgehändigt worden. — Brand. Die letzte Schicht verfuhr am vorigen Sonnabend beim Glückauf-Schachte der königl. Grube Himmelsfürst in St. Michaelis der Berg arbeiter Louis Haubold, indem er bei seiner Arbeit in halb 11. Gezeugstrecke abends halb 9 Uhr von einer unerwartet hereinbrechenden Gesteinswand löslich verletzt wurde. — Siebenleh n. In dem dem Bahnhof Großvoigtsberg zunächst gelegenen Teil des Zell waldes begannen am 13. Oktober die Vorarbeiten zur Wiedereröffnung des sogenannten „grauen Wolfes," einer seit hundert Jahren außer Betrieb gesetzten Grube. Da, wo jetzt noch die herrlichsten Buchen prangen, in dem romantisch schönsten Teil des Waldes, werden in Bälde fleißige Bergleute ihrer schwierigen, aber hoffentlich recht gesegneten Arbeit walten. — Pirna, lieber das Elbthal hatte sich am 13. Oktober früh schon geraume Zeit vor Sonnenaufgang ein so dichter Nebel niedergesenkt, daß der Schifffahrtsverkehr nur unter Beobachtung der äußersten Vorsicht aufrechterhalten werden konnte. Das erste Dampfschiff, welches früh ffs7 Uhr von Pillnitz kommend, in Dresden eintreffen sollte, hatte eine Verspätung von 15 Minuten und mußte an der Albertbrücke „durchsacken", wie die Schiffer zu sprechen pflegen. Alle stromauf fahrenden Dampfer dagegen vermochten pünktlich zu verkehren, mußten aber bis gegen 7 Uhr hin fortwährend Glocken zeichen geben, um Zusammenstöße mit anderen Strom fahrzengen zu vermeiden. — Das meiste Petroleum, das nach Sachsen eingeführt wird, kommt von Hamburg auf der Elbe nach Riesa. Von dort ans wird es mit der Bahn nach allen Richtungen weiter versendet. Die leeren Fässer werden dort wieder gesammelt und gehen eben falls in Kähnen nach Hamburg zurück. Mehrere Hamburger und Leipziger Firmen haben darum in Riesa große Speicher zur Aufbewahrung des Petroleums errichtet. Neu fft die Anlage von eisernen Bassins in Cylinderform, von denen eine Hamburger Firma jetzt zwei errichtet. Jedes dieser Bassins faßt 150 Doppelladungen Petroleum. Das Oel wird durch ein besonderes Pumpwerk direkt aus den Kähnen in Röhren nach den Bassins geleitet, von wo aus es auf Fässer verzapft wird. Der Preis für Herstellung dieser interessanten Anlage ist auf 500,000 Mk. ver anschlagt. — In Lichtenhain hatten der 11 Jahre alte Knabe May, sowie der 7 Jahre alte Knabe Dittrich einen scharfgeladenen Revolver in Abwesenheit er wachsener Personen von einem Schranke in der Wohnstube genommen und damit gespielt. Der Re volver entlud sich und drang hierbei dem Erstgenannten eine Kugel durch die Unterlippe und Kinnlade, zwei Zähne mit fortreißend, bis unter die Zunge. Die Kugel konnte bereits wieder entfernt werden. § In Sachen der Fleischteuerung wird auf Veranlassung der Reichsregierung in Berlin dem nächst eine Konferenz stattfinden, zu welcher zahl reiche Personen aus allen Teilen des Reiches ge laden sind. Der Petitionssturm aus Ost-Deutsch land ist in der letzten Zeit dermaßen aufgeschwollen, daß eine neue Prüfung der Verhältnisse eintreten soll, und hoffentlich wird diese auch erfolgreich sein. Ist es aus veterinärpolizeilichen Gründen und in Rücksichtnahme auf die Landwirtschaft auch bei der genauesten Aufmerksamkeit unmöglich, die russische Grenze zu öffnen, dann muß eben zeitweise der Fleischzoll aufgehoben werden. Die Verhältnisse sind entschieden drückend geworden, und ihre lange Dauer hat die Hoffnung schwinden gemacht, es werde vor dem Winter noch eine Besserung eintreten. In West-Deutschland haben sich oie Verhältnisse weit günstiger gestaltet, und da der Westen über haupt wohlhabender als der Osten ist, sind die Mochm- Mb KachnchiMM zugleich AWs-Azeign ßr Mhorf, Mlih, ReMors, Whorf, A. Wien, HtimWort, Momm mH Mse« Amtsblatt für de» Stadtrat zu Lichtenstein.
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