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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 20.02.1908
- Erscheinungsdatum
- 1908-02-20
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-190802208
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-19080220
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-19080220
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1908
- Monat1908-02
- Tag1908-02-20
- Monat1908-02
- Jahr1908
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 20.02.1908
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* - Ein siebentes Seminarjahr in Sachsen ? Außer der Oeffnung der Universität für alle Lehrer ohne Einschränkung wünscht die Lehrerschaft Sach sens seit Jahren schon eine Erhöhung der Lehrziele in den Seminaren, vor allem Ergänzung des fremd sprachlichen Unterrichts durch »ine moderne Sprache neben der bisher fast ausschließlich gepflegten latei nischen. Durch Verlängerung des zur Zeit sechs jährigen Seminarkursus um ein Jahr könnte das er möglicht werden. Ans recht eigenartige Weise scheint jetzt die sächsische Regierung der zweiten Hälfte die ser Forderung entsprechen zu wollen. An mehreren Seminaren werden kommende Ostern für begabte Knaben des achten Schuljahres (im 13. oder 14. Le bensjahre) Klassen zur Vorbereitung für die Auf nahme ins Seminar eingerichtet; Aufgabe dieser Klassen ist, das Ziel einer guten Volksschule mit der Mehrzahl der Schüler gleichmäßig zu erreichen, die Ausbildung im Französischen nnd im Klavier- spiele zu beginnen oder fortzusetzen. Ob damit jene im Interesse von Volksschule und Volksbildung lie gende Forderung in der Tat erfüllt wird, ist Wohl mehr als zweiselhast. Das Ziel, in der wissenschaft lichen Vertiefung der Vorbildung für die Erziehuugs- und Unterrichtsarbeit wesentlich weiter gehen zu kön nen als bisher, wird so keineswegs erreicht. Das ist nur möglich, wenn dem Bildungsgang oben, das heißt zu einer Zeit, wenn die Zöglinge geistig reifer ge worden sind, ein Jahr zugesetzt wird. *— Ein Bolkskonzert gibt heute Abend Herr Musikdirektor Warnatz mit seiner Kapelle im Krhstall- palast. Es sei auch an dieser Stelle auf die Gelegen heit, für wenig Geld ein gutes Konzert hören zu kön nen, Angewiesen und zu zahlreichem Besuche cinge- laden. *— Nntttvheilvercin In der gestrigen General versammlung gelangte zunächst die Vereinsrechnung auf 1907 durch dcu Bereinskassierer Herrn Leichsen ring zum Vortrag, dieselbe ergab als Gesamtciunahme 587,96 Mark, eine Ausgabe von 426,58 Mark, dem nach einen Kassenbestand von 161,38 Mark. Darnach wurde die Wahl des Gesamtvorstandcs vorgeuommeu. Hierauf fand die Aufstellung des Haushaltplanes für 1908 statt. Der Punkt, Beratung resp. Genehmigung der neuen Statuten betreffend, wurde der vorgerück ten Zeit halber vertagt; auch soll diese Angelegenheit einer nochmaligen Durchberatung im engeren 'Vor stand unterbreitet werden. * Preissteigerung im Schneidcrgcwcrbc. Hierzu wird uus geschrieben: I» der gestern im Rats keller stattgefundenen Versammlung der Schncider- Jnnnug für den Amtsgerichtsbezirk Lichtcnstein-Calln- berg, die von sämtlichen Mitgliedern besucht war, wurde unter anderem der Beschluß gefaßt, einen Preisaufschlag von 10 Prozent cintretcn zu lassen. Es ist dies keineswegs eine ungerechtfertigte Forde rung, denn sämtliche Zutaten haben eine bedeutende Preissteigerung erfahren. *— Seinen Verletzungen erlegen ist gestern mittag der Bergarbeiter Moritz Friedrich von hier, der am Freitag auf dem „Deutschlandschacht" zu Oels- nitz durch glühende Asche verschüttet worden war und dadurch schwere Brandwunden erlitten hatte. *— Diebstahl? Gestern abend in der zehnten Stunde machten sich in einem Gehöfte an der Zwickauer Straße zwei Männer damit zu schaffen, einen ziemlich schweren Sack, der von größerem Um fange war, von dort über den Zaun fortzubringen. Als das Experiment gelungen war, entfernte sich der eine der ungeladenen Gäste mit dem Sacke schleus nigst nach der Stadt zu. Der andere hingegen entschwand den Blicken der „stillen Beobachterin", die von einem Nachbarhause aus der emsigen Arbeit der beiden Nachtwandler in Passivität zugeschaut hatte. > Bernsdorf i. E. (Ein großer Volksmaskenball) findet heute abend hier im „Goldenen Hirsch" statt. Herr Fröhlich hat weder Kosten noch Mühe gescheut, : seinen Saal zu einer würdigen Stätte für Prinz Karneval umzugestalteu und allen, die Einkehr hal ten zur lustigen Maskerade, frohe Stunden zu be reiten. Nun denn: Ihr Karnevalsjünger und -Jünge rinnen von nah und fern, auf zum Maskenscherz im „Goldenen Hirsch"! Bärenstein i. E. (Eine schwere Urkundenfäl- ! schung) hat sich der Apotheker Wulkow zuschulden komme« lassen. Die noch schwebende Untersuchung hat ergeben, daß Wulkow Rezepte der Ortskrankenkasse selbst schrieb nnd mit dem Namen des Arztes unter zeichnete, ferner die vom Arzt vorgeschriebencn Quan titäten zwar verabreichte, aber später durch Ziffern- ! fälschung in den Rezepten nach Belieben erhöhte und ' aus diese Weise die Ortskrankenkasse durch Bcrcch- . uung gar nicht gelieferter Quantitäten Medizin und ! Heilmittel schädigte. In ähnlicher Weise unterzog dec - Angeklagte auch die auf den Rezepten verzeichnete Medizin einer Korrektur und verschaffte sich dadurch einen weiteren Vermögensvorteil. Das Motiv der strafbaren Handlungsweise Wulkows dürfte in der ! Absicht, die Apotheke zn verkaufen, zu suchen sein; ! er wollte vermutlich durch diese eigenartige Erhöhung des Umsatzes einen höheren Verkaufspreis er zielen. Ehcmttitz. (Im Eisenbahnznge erschossen.) In einem auf dem hiesigen Hauptbahuhofe einlaufcnden Leipziger Personenzug wurde in dem Abort eines Wagens dritter Klasse ein Mann, der sich mit einem ; Revolver in die rechte Släfc geschossen hatte, tot aufgefnnden. Nach einem bei der Leiche Vorgefun denen Briefe war es der 52jährige Dachdeckermeister Friedrich Karl Mißlitz aus Gaschwitz. Die Ursache - zur Tat ist unbekannt. Dresden. (Die Genickstarre in Dresden.) Die Nachricht, daß außer einem an Genickstarre verstor benen Schützen der Maschinengewehr-Abteilung Nr. 12 noch ein Sergeant und zwei Mann derselben Ab- teilung an Genickstarre erkrankt seien, ist unzutref fend. Es sind lediglich einige Mann, die mit dem Verstorbenen in unmittelbare Berührung gekommen waren, in das Garnisonlazarett ausgenommen wor den, um sie von den übrigen Mannschaften zn isolie ren. Bei dreien von diesen sind Gcnickstarrcbazillen festgestellt worden, doch ist keiner von der isolierten Mannschaft au Genickstarre erkrankt. Dresden. (Im Dienste verunglückt.) Gestern früh gegen s/,7 Uhr ist auf dem hiesigen Hauptbahnhofe bei der Stellerei 6 der Hilfsweichensteller Meinhardt vom einfahrenden Riesa—Dresdener Pcrsonenzuge überfahren und getötet worden. GlanchttU. (Abschlägig beschiedencs Gesuch.) Die Königliche Generaldircktion der Sächsischen Staatscisenbahnen hat das Gesuch um Umwandlung des Abeudschnellzuges Glauchau—Gera in einen Eil-- zug und uin besseren Anschluß in Gößnitz abgclehnt. In Crimmitschau aber erachtet inan diesen Wunsch für so gerechtfertigt, daß man deshalb erneut vorstellig werden will. don Mayr wurde schon seinerzeit vom Fürsten Bis- »narck sehr geschätzt, der ihn in die Regierung der Reichslande berief. — In Berliner parlamentarischen Kreisen wird auch der württembergische Ministerpräsi dent Dr. von Weizsäcker als Nachfolger des Frei- Herrn von Stengel genannt. — (Prinz Adalbert von Preußen in Paris.) Wenn hian dem „Matin" glauben darf, empfing Prinz Adal bert von Preußen bei seinem Aufenthalt in Paris einen Mitarbeiter dieses Blattes in seinem Gasthofe kurz vor der Abreise und sagte ihm: „Ich habe Paris nur durch Wolken nnd Nebelschleier und ganz flüch tig gesehen. Es ist mir indessen als die unvergleich liche und bezaubernde Stadt erschienen, für die es jeder erklärt. Was kann ich Ihnen sonst noch sagen?" Der Ausfrager bat, von dem Prinzen eine Moment aufnahme machen zu dürfen. „Wenn es Ihnen Ver- jgnügen macht, dann in Gottes Namen", erwiderte Prinz Adalbert und trat aus seinem Salo» auf den Gang hinaus, wo bei Magnesiumlicht ein Bild aus genommen wurde, das der „Matin" veröffentlicht. Als dies geschehen war, bemerkte der Prinz: „Ter „Matin" wird zufrieden sein. Sie haben jetzt Ihr Tagewerk getan. Versprechen Sie mir aber, mir einen Abzug zu schicken!" Das versprach der Berichterstatter. -— Wenn der „Matin" nur nicht ei» weuig geschwin delt hat. — (Kanzler und Bundesrat.) Die Neue Politische Korrespondenz konstatiert gegenüber der Meldung der Kölnischen Volkszeitung, daß Fürst Bülows Stellung infolge der Meinungsverschiedenheiten im Bundes- xate erschüttert sei, daß allerdings im Bundesräte Meinungsverschiedenheiten über einzelne Punkte der Reichsfinanzreform bestehen, davon aber, daß der Bundesrat als solcher oder größere Gruppen inner halb desselben sich zusammen getan hätten, um gegen den Kanzler Front zu machen, könne nicht die Rede fein. — (Rußland und Oesterreich.) An Berliner unter richteter Stelle hält man die über die Frage der Sandschakbahn zwischen Rußland und Oesterreich aus- gebrochenen Differenzen im wesentlichen für besei tigt, da die Kabinette der beiden Länder übereinge kommen sind, das Mürzsteger Programm und die Eisenbahnplüne Oesterreich-Ungarns als nicht aufge hoben zu betrachten. Dagegen ist nach hier eiuge- troffenen Meldungen die Lage im Kaukasus wesent lich ernster. Aus Nah und Fern. Lichtenstein, den 19. Februar 1908. *— Zeichen der Zeit! Gegenwärtig findet ein bedeutender Rückfluß von Arbeitern, vornehmlich aus Amerika, statt, und zwar weniger nach Deutschland als vor allen Dingen nach den benachbarten Staaten. In diesem Rückfluß ist noch eine Steigerung zu er warten. Die ausländische» Behörden sind deshalb genötigt, auf Mittel und Wege zu sinnen, um diese Ar beitskräfte nicht brach liegen zu lassen und die Zahl der Arbeitslosen noch zu vermehren. Die maßgeben den Stellen sind deshalb bereits offiziell auch an die deutschen großen Arbeitgeberverbände mit einem An gebot von Arbeitskräften herangetreten und weisen darauf hin, daß es gar nicht erst der Vermittlung von Agenten bedarf, sonder» nur ei»er direkte» Ver ständigung mit ihnen selbst, nm Arbeiter in jeder er forderlichen Anzahl zur Verfügung zu haben. Trugschlüsse! Roman von Constantin Harro. ! (8 (Nachdruck verboten.) Während Hedwig noch ihre Näherei zusammen- räumte, um bei einer anstrengenden Beschäftigung Herrin ihrer wild durcheinanderstürmcndcn Gedanken zu werden, öffnete sich geräuschvoll die Tür und Kathie stürzte herein. Die junge Dame befand sich in nichts weniger als rosiger Laune. Sie riß eine» Stuhl iu die Mitte des Gemaches und ließ sich mit einem Aechzen daraus nieder. Als Hedwig in Er wartung des kommenden Sturmes die Arbeit wieder zur Hand nahm und zn nähen begann, ries die Cou sine zornig: „Wie? Du siehst mich in einer beispiellosen Aus regung, und Du stichelst darauf los, als ginge Dich mein Aerger garnichts an? Lasse den Kram liegen bis nachher — jetzt höre mir zu." „Du willst die Robe morgen tragen", entgegnete Hedwig sanft. „Uebrigens kann ich auch beim Nähen zuhören . . „Ach, ein Gesellschaftskleid!" jammerte die junge Dame kläglich. „Wozu das noch? Ich bin ja dazu verdammt, iu Sackleinwand einherzugehen und grobe Schuhe zn tragen! Puh, und den Stalldnft zu rie chen und mich an Kuhherden zu ergötzen! Aber ich will nicht! Will, will, will nicht!" Ihr zierliches, elegant beschuhtes Füßchen tram pelte energisch den Boden. „Ich verstehe kein Wort. . ." „Na, Du bist aber schwer von Begrifsen! Daß Du's nur weißt: Onkel Hermann bleibt nicht in der Stadt. Er setzt sich ans ein einsames Landgut und baut seinen Kohl. Ist das nicht zum Verzweifeln?" Hedwig sah ihrer Cousine lächelnd ins zornige Ge sicht. „Nein! Onkel Hermann hat stets das Landleben geliebt. Er wird sich einen großen Wirkungskreis schaffen " „Und seine Frau?" unterbrach Kathie spöttisch, „die ist wohl gar noch zn beneiden?" Hedwig beugte sich tiefer auf den knisternde» Stoff i» ihren Händen, als sie. entgegnete: „Onkel Hermann wird sicher seine Wahl treffen, die ihm ein glückliches Familienleben verheißt. ." „Meinst Du?" lachte Kathie boshaft auf- „Wäre der liebe Onkel nur in Brasilien geblieben, daun Hütte ich mit Mama leichteres Spiel! Seine Fran! Hahaha, Hedwig! Seine Fra» soll ich werde», eines Lmidwirts Frau, denke Dir!" „Du?" Tief erblaßt schloß Hedwig für einen Moment die Augen. Ihre Stimme zitterte, als sie endlich »och einmal fragte: „Du? Liebt Dich denn Onkel Hermann?" Kathie war zu sehr mit ihrer eigene» kleine» Person beschäftigt, um einen Blick für ihre Cousine übrig zu haben. So gelang es dieser, sich nach und nach zu fassen. „Ob er mich liebt!" lachte das schöne Mädchen jetzt amüsiert auf. „Ich denke doch! Ich habe die Männer alle am Bündel, folglich auch ihn! Und es wird nichts mit dem Rittergut. Ich sage: nein! Was kann der Brummbär also machen? Er wird hübsch in der Stadt bleiben, weil ich cs will." , „Onkel Hermann ist sehr gut", sprach Hedwig leise. „Er verdient es, glücklich zu sein. Wen» Du nichts für ihn fühlst, warum willst Du seine Frau werden? Es bieten sich Dir, die Du jung und schön bist, doch auch andere Partieen. Dn kannst Dein Herz sprechen lassen." „Ja, ja! Das wünschte ich wohl auch! Aber Du I kennst doch Mama. Sie läßt nicht locker. Bedenke auch: I Onkel Hermann ist sehr, sehr reich. Meine Verehrer aber sind jung wie ich, doch arm wie die Kirchen mäuse." „Was ist Geld ohne Liebe?" sagte Hedwig träu merisch. „Na weißt Du" — Kathie lachte silberhell auf. „Lieber einen Siebzigjährige», der Moneten hat, als eine» AdouiS, bei dem das trockene Brot an der Tagesordnung ist. Ich bin auch garnicht abgeneigt, Onkelche» mit meiner .Hand zu beglücke«, nur das Laudlebcu gestatte ich ihm nicht. Kurmachcr aus dem Lande sind selten und fallen auf. In der Stadt je doch? O, ich wollte mich als junge Frau schon amüsieren!" „Kathie, es ist nicht denkbar, daß Du so frivol bist!" rief Hedwig bestürzt und verletzt. „Ein bischeu Flirt nennst Du frivol! Ach geh. Du Hausunke! Es wäre ja zum Sterben langweilig in der Gesellschaft, wenn man sich nur von dem eige ne« Herrn Gemahl anbeten ließe. Wozu, heiratet man überhaupt? Um endlich größere Freiheit zn erlange«. Mir ist wenigste«s Mamas Bevormun dung zuweilen unerträglich". „Wenn das Deine ivahre» Gedanken sind, werde ich Onkel Hermann vor Dir warnen", sagte Hedwig mit finsterer Entschlossenheit. „Tu's doch!" meinte Kathie schnippisch. „Haupt sache, der Onkel gibt Dir! Und übrigens", sie sah ihrer Gegnerin scharf ins erblaßte Gesicht, „eh: das wäre in der Tat eine Neuigkeit für Mama! Unser Aschenbrödel, das sich in die beste Partie weit und breit vergafft! Gratuliere, Hede! Das schönste Rittergnt in der Provinz und den zärtlichsten Mann: Hahaha, ja! wen« Du nur beides erst hättest!" Lachend und doch innerlich kochend vor Wut schost Kathie zur Tür hinaus. Das fehlte ja gerade noch» daß ihr die Person in die Quere kam. Sie prallte im Korridor mit Polly zusammen«
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