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Hohensteiner Tageblatt : 02.12.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-12-02
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id184110793X-189612029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id184110793X-18961202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-184110793X-18961202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungHohensteiner Tageblatt
- Jahr1896
- Monat1896-12
- Tag1896-12-02
- Monat1896-12
- Jahr1896
- Titel
- Hohensteiner Tageblatt : 02.12.1896
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WMlkmr TagMM Erscheint jeden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1.40; durch die Post Mk. 1 50 frei ins Haus. für GeschAM-Anzeiger Inserate nehmen die Expedition bis Borm. lO Uhr sowie für Auswärts alle Austräger, desgl. alle Annoncen-Expcditivnen zu'Original- Preisen entgegen. Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Lugau, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Nußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Leukersdorf, Seifersdorf, Erlbach, Kirchberg, Pleitza, Reichenbach, Grumbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Hüttengrund u. s. w. Amtsblatt füv den Verwaltungsbezirk des Stadtrathes zu Hohenstein. Nr. 280. Mittwoch, den 2. December 18W. 46. Jahrgang. Wir müssen dringend bitten, Inserate, vorzüglich in der bevorstehenden Weihnachtszeit, immer rechtzeitig, spätestens bis vormittags 10 Uhr, größere aber zeitiger nns zugehen zu lasse«. Hochachtuugsvollst Die Tageblatt-Expedition. kLagcsgelchi te. Deutsches Reich. Berlin, 30. November. Tom Man ist diesmal vorsichtiger gewesen als im Sommer, wo die Mine gelegt werden sollte, die jetzt in Hamburg ansfliegt. Er war dort bereits den vierten Tag, als das neue polizeiliche Ausweisungsgebot ihn erreichte und er zugleich auf einen nach England gehenden Dampfer ge bracht wurde. Am Dienstag voriger Woche war er aus Belgien über Harburg kommend in Hamburg eiugctroffen. Nur ein paar Leute wußten um seine Ankunft, und noch in der Nacht wurde von ihm der Aufruf an die Hafenarbeiter ausgesetzt, der dann auch zur Bertheiluug gelangte. Dieser ist, um die Polizei irre zu führen, von London datirt, wohl mich in England schon ausgestellt, so daß für die Schlußredactivu, au der vielleicht die Abgeordneten von Elm und Legien nicht unbetheiligt gewesen sind, nur wenig zu thun blieb. Mit den Streikenden selbst ist Tom Man anscheinend nicht in Verbindung getreten; aber er hat es gut verstanden, den auf die Streikparole Wartenden seine Gedanken durch die genannten Abgeordneten zu über mitteln. Der Streik dürfe nicht durch locale Organisationen geführt werden; die Bewegung müsse international sein, wenn sic Erfolg haben solle In Antwerpen harrten 6000 Hafen arbeiter der Beschlüsse der internationalen Vereinigung. Die Forderungen der Streikenden seien viel zu gering. Selbst bei einer Verdoppelung der Löhne hätten die Rheder noch einen kolossalen Verdienst. Die beste Unterstützung, welche die eng lischen Arbeiter den Hamburgern leisten könnten, sei die mo ralische. Wenn aber die Rheder die Forderungen nicht be willigen sollten, so garantirc er dafür, daß die Hafenarbeiter sämmtlicher englischer Hafenplätze, welche mit Hamburg in Ver bindung stehen, bereit seien, die Arbeit niederzulegen. Bei dieser „moralischen" Unterstützung ist es bisher bekanntlich ge blieben. Dafür sind englische Agitatoren aber bemüht, auch in belgischen und französischen Häfen einen Ausstand herbeizu- iühren, und der Argwohn muß sich verstärken, daß die deutschen und die kontinentalen Hafenarbeiter überhaupt in einen Lohn- kamps hincingehetzt werden sollen, der nicht ihren Interessen, sondern dem Interesse der englischen Rheder und Arbeiter dienen soll. Um so mehr verdient auch die cigenthümliche Art Beachtung, wie die deutsche socialdemokratische Presse zu dem Ausstand Stellung nimmt nnd mit erfundenen Meldungen den Zwist zu verschärfen sucht. Am Sonnabend meldender „Vor wärts", daß 1700 Ziegclarbeiter nach Hamburg gehen wür den. Um sie mürbe zu machen, sei ihnen die Stellung in den Ziegeleien gekündigt; aber man habe sie sofort über den Stand der Dinge in Hamburg aufgeklärt. „Man" konnte hier nach Lage der Verhältnisse nur die Socialdemokratie sein. Trotz dem erklärte derselbe „Vorwärts" am Sonntag die Nachricht als jeder Begründung entbehrend. Es scheine die Meldung nur zum Zwecke der Einschüchterung in die Welt gesetzt wor den zn sein. Die Erfindung ist von den Hintermännern des socialdemokratischen Blattes ausgegangen, und in die Welt gesetzt ist sie von dem Blatte, das jetzt mit der Miene des strengen Anklägers auftritt. Aber freilich die Praxis der So cialdemokratie ist immer von der gleichen Art gewesen: erst lügen und dann die Lüge als Anklage benutzen gegen die „ca- pitalistische Gesellschaft." Die Mittheilungen über das Schicksal der Militärstraf- proceß-Reform im Bundesrathe sind, wie wir von unterrichteter Seite hören, durchaus unbegründet. Der Bundesrath hat über die Reform bis jetzt noch nicht berathen; er wird sich erst in einer der nächsten Sitzungen damit beschäftigen. Die „Nordd. Allg. Ztg." bestätigt heute unsere Mit theilungen über die Handwerks-Organisation, indem sie schreibt: Dem Vernehmen nach hat sich in den Ausschüssen des Bun- dcSraths die Mehrheit gegen den preußischen Entwurf für die Zwangsorganisation des Handwerks ausgesprochen, und es ist nunmehr ein Sonderausschuß eingesetzt worden, der sich mit den von süddeutscher Seite gemachten Vorschlägen beschäfti gen soll. Hamburg, 30. November. Wie vorausgesagt, nimmt der Streik an Ausdehnung zu und droht ein allgemeiner zu werden. Heute hat auch die Mehrheit der Lagerhaus- und Speicherarbeiter die Arbeit niedergelcgt; der Ausstand der Quaiarbeiter steht bevor, und die Maschinisten stellten den Arbeitgebern ein Ultimatum, in dem sie einen Lohn von 33 Mark garautirt für die Woche, 60 Pfg. für die Ueberstunde, Sonntags eine Mark für die Tour, eine Arbeitszeit von sechs Uhr früh bis sechs Uhr abends mit genügenden Mahlzeits- Pausen und humane Behandlung verlangen. Noch ist im Hafen äußerlich wenig von dem Ausstande zu merken. Piels Schiffe können allerdings nicht arbeiten, aber aut den meisten bchil't man sich mit den als Ersatz angenommenen Leute». Doch macht sich deren mangelhafte Arbeitskenntniß unangenehm fühlbar. Außerdem weiß man nicht, Ivas morgen oder über morgen geschieht. Daher ist keine Firma in der Lage, Ansträge mit bestimmter Zusage zu übernehmen, nnd bei aller Ent schlossenheit zum Widerstand gegen die Forderungen der Aus ständigen beginnen die Arbeitgeber doch, mit Besorgniß in die Zukunsi zu sehen. Das Gros der Arbeiter würde wohl am liebsten den ganzen Streik ungeschehen machen, aber sie fürchten sich vor den Vorwürfen Seitens der Ausstünd'gen und sind in dec Gewalt der streng disciplinirten socialdemokratischen Leitung. Täglich finden Versammlungen statt, zu denen kein Fremder, anch kein Berichterstatter bürgerlicher Zeitungen Zutritt erhält. Unter Anderem wurde beschlossen, eine Ausdehnung des Streiks auf die gesummte Binnenschifffahrt, Elbe, Rhein, Weser usw., herbeizuführen. Directen Mangel empfinden die Ausständigen vorläufig noch nicht, da sie beim Krämer, Schlächter, Bäcker Waaren auf Credit entnehmen, den diese zu verweigern, sich nicht trauen; doch beabsichtigen die Colonialwaarenhändler sich zusammenzuthun, um keine Waaren mehr aus Borg zn verab folgen. Anderwe t aufgetauchte Gerüchte, daß direkte Verhand lungen zwischen Arbeitern und Arbeitgebern schwebten, die bald, jedenfalls noch diese Woche, zu gütlicher Beilegung sichren würden, entbehren der Begründung. Niemand unterschätzt hier den Ernst der Lage und die Bedeutung der Bewegung, die immer weitere Kreise zieht. Hamburg, 30. November. Der Senator Hachmann, der Präsident der Bürgerschaft Hinrichsen und der Vorsitzende des Gewerbegcrichts Noack haben an den Vorsitzenden des Rheder vereins Laeiß ein Schreiben gerichtet, worin die Einsetzung eines Schiedsamtes zur Beilegung des Ausstandes vorgeschlagen wird, dem die drei Genannten, ferner ein Mitglied der Arbeit geber und vier Mitglieder der Arbeitnehmer, zusammen 8 Per sonen, angehören sollen. Die Beschlüsse müssen mit mindestens sechs Stimmen Mehrheit gefaßt sein und im Voraus von allen Betheiligtcn als verbindlich anerkannt werden. Die Unterzeich ner betonen ausdrücklich, daß sie den Vorschlag der Entschließ ung der Arbeitgeber sowohl wie der Arbeitnehmer unterbreitet haben, ohne vorher mit einer Partei in Fühlung getreten zu sein. Rußland- „Das bereits signalisirte Buch von Friedrich Schütz „Das heutige Rußland" erscheint am 2. December bei Duncker und Humblot in Wien. Das Buch enthält eine Reihe neuer frappirender Thatsachen unt, Beobachtungen aus dem poli tischen und socialen Leben Rußlands. Von dem jetzt regieren den Czar erzählt Schütz in seinem Buche unter Anderm: Nikolaus II. ist eine stille Natur. Er macht nicht viel Worte, dankt mit einem Lächeln, mit einem freundlichen Winke, mit einem Händedrucke. Gelang es wirklich, ihn anzuregen, dann öffnet sich sein Auge groß und voll, und über seinen gelblichen Teint fliegt ein rosiger Hauch. Er ist am dankbarsten für intimere Genüsse davon wissen die russischen Maler zu er zählen, deren Riesenbilder auf gewaltigen Staffeleien in die Pracht des Winterpalastes gerollt werden wo der Kaiser lang bewundernd vor ihnen weilt. . . . Der Verfasser schildert dann das einfach ländliche Leben der russischen Kaiserfamilie in Peterhof, wo zur Sommerszeit allerlei Sport lebendig wird. Ein hübsches für den Kaiser gefertigtes Bild zeigt seine Schwe stern, die das Fahrrad meistern; der Czar selbst hat das Äolocipede nie sonderlich geliebt, er spielt mit Vorliebe hinter dichten, aus Stäben geformten nnd von jungem Grün um sponnenen Wänden lmvvn-tonnis. In so froher Umgebung wandelt sich sein Wesen, der junge Osficier, der nichts — auch kein beobachtendes Auge — fürchtet, wird lebendig und alle Erinnerung an Bürde und Würde der Krone ist abgestrcift. Die Einsamkeit, in der dies allein möglich scheint, sucht der Kaiser, so oft dies augeht. Auf der Eiseubahnfahrt zu der Ausstellung nach Nischnei-Nowgvrod erweckte im Hvfwaggon der Knopf, den man drückt, um das Nothsigual zu geben, seine Aufmerksamkeit. — Sollen wir nicht eine Probe damit machen?" fragte er lächelnd. — ..Gewiß," meinte sein Adjutant. — Der Kaiser drückt auf den Apparat. Seine Nachbarschaft in den nächsten Conpos bebt erschreckt zusammen — ein Nothsignal im Hofwaggon weckt trübe Erinnerungen — der Zug hält. — „Bleiben wir doch eine Zeit," befiehlt der Kaiser. — Er steigt aus, tritt in die Morgenlandschaft, die im schönsten Herbstlichte erstrahlt. Rasch schlendert er, während über ihm die Lerchen schwirren und jubeln, weiter; plötzlich kommt er auf dem Rückwege an eine lebendige Hecke, eine endlose Linie von Soldaten, welche die Geleise bis Nowgorod zu be wachen haben. — „Halt!" ruft man dem Kaiser, „Halt!" Czar und Gefolge müssen gehorchen. — „Halt!" Tönt es zum drittenmale. — Ein Osficier eilt herbei, welcher dem Czar sammt der Gesellschaft erklärt, daß Niemand hier passircn dürfe: „Diese Wache schützt den Czar!" — „Also mich?" — Der Kaiser tritt näher, belobt lachend den Führer wie die Soldaten, nnd giebt Jenem, was er an Cigarren und kleinen Erinnerungen bei sich trägt." —„Dies für sie zum Andenken," sagt er heiter, „die Barschast, die ich in der Tasche habe, wollen wir an die Mannschaft vertheilen lassen." Bulgarien. Sofia, 30. November. Wie die „Agence Balcanique" meldet, erhielt Ministerpräsident Stoilow bei der Wahl 6714 Stimmen; das ist die höchste Stimmenzahl, die bisher ein Kandidat erhalten hat. Minister Geschow und die übrigen regierungsfreundlichen Kandidaten drangen mit ähnlichen Stim menzahlen durch. Auf die Nachricht des glänzenden Sieges der Regierung bildete sich ein großer Zug, der mit Fackeln und Musik vor das Gebäude zog, in dem die Minister ver sammelt waren, und brachte den letzteren lebhafte Huldigungen dar. Ministerpräsident Stoilow erwiderte auf eine an ihn ge richtete Ansprache, daß die Wahlen überall in vollster Ruhe vor sich gegangen seien, daß die Regierung überall gesiegt habe und daß dieser Ausdruck des Vertrauens des ganzen Bulgarcn- vvlkes für die Regierung ein Fingerzeig sein werde, die gleiche Bahn, wie bisher, zu verfolgen. In Philippopol sind Stoilow und Madjarow mit 4000 Stimmen, in Rustschuk, Todorow nnd Benew gewählt. Wie anderweitig gemeldet wird, erhielten die Oppositionsparteien nur 15 Mandate; sämmtli he Führer derselben, Radoslawow, Grekow, Zankow und Karawelow, sind unterlegen. Vermischtes. Donna Elviras Flucht. Die Flucht der Prinzessin Elvira von Bourbon mit dem Maler Folchi hält noch immer das Interesse des ganzen Landes gefangen. Bereits sind die ersten Nummern eines Lieferungsromanes erschienen, „Die Liebe einer Königstochter" betitelt, in denen Donna Elvira verherr licht wird; der Roman hat einen ganz ungeheuren Erfolg. Tag täglich werden neue Enthüllungen über die Beweggründe, die Donna Elvira zu ihrem verzweifelten Schritte getrieben haben, in Umlauf gesetzt. Die Einen sagen, das arme Mädchen sei von ihrer Stiefmutter, einer geborenen Prinzessin Rohan, bis aufs Blut gequält worden, und dieser Meinung soll angeblich auch der Papst bcipflichten, dem man die Aeußerung in den Mund legt: „Das Unglück, das jetzt über diesen Fürsten (Don
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