57 »durch die falsche ... quantitative und qua litative Dosierung ... diätetischer Fakto ren« 7 ’. Diese Faktoren, nicht zuletzt die falsche oder unzureichende Nahrung, wür den eine »Dysämie (das Abweichen von der normalen Mischung)« 8 ’ hervorrufen, die er als »Hauptwurzel aller Krankheits disposition« bezeichnet. Damit greift Lah- mann auf das antike humoralpathologi sche Konzept zurück, das er lediglich dahingehend variiert, als er das veränderte Mischungsverhältnis nur eines Körper saftes - des Blutes - annimmt. Zugleich aber - und das ist völlig neu und das eigentlich Bedeutsame an seiner theoreti schen Begründung der Naturheilverfah ren - orientiert er sich an der modernen naturwissenschaftlichen Medizin. Hierbei bedient er sich insbesondere der Metho dik und Erkenntnisse der sich in den 1890er Jahren als medizinisches Lehrge- biet gerade erst formierenden physiologi schen Chemie. Zunächst ist es Gustav von Bunges (1844—1920) 1887 erschie nenes »Lehrbuch der physiologischen und pathologischen Chemie«, auf das sich Lah- mann bevorzugt, wenn auch mit kritischer Sicht, stützt. Bunge, seit 1885 Professor der Physiologie an der Universität Basel, hat sich seit den 70er Jahren unter anderem mit Fragen zum Verhalten der Kalisalze im menschli chen Organismus, zum Kali-, Natron- und Chlorgehalt der Milch im Vergleich zu ande ren Nahrungsmitteln, zur quantitativen Analyse des Blutes beschäftigt. Dies sind dann auch genau die Themen, die von Lahmann aufgegriffen werden. Er führt umfangreiche chemische Analysen zur Zusammensetzung verschiedener Nahrungsmittel sowie zum Nährstoffgehalt und -bedarf des menschlichen Organismus durch, deren Ergebnisse er erst mals ausführlich 1891 in seiner grundlegenden Schrift »Die diätetische Blutentmischung (Dysämie) als Grundursache aller Krankheiten« auswertet. Mit Hilfe dieser Parameter, die er auf die jeweiligen Krankheitsbilder anwendet, versucht Lahmann, sein letztlich spekula tives Konzept von der Dysämie »als Ausdruck eines abnormen Mischungsverhältnisses der Nährsalze, ja zumeist auch des Mindergehaltes des Blutes bzw. der Gewebe an Stoffen, die zum gesunden Leben unbedingt erforderlich sind«' 1 , wissenschaftlich zu untermauern. Tatsächlich werden einige Prämissen seiner aus diesem theoretischen Ansatz abgeleiteten (D.vsnmic) als finimlursiu'lic »Iler KFlinkheiten. Kiii »eil rüg zur U'hrii vom der KranUiell*ilta|iodilion iiml liruHkhullMvurliHUHU. Km Ilm* wiwulil für jene, »elcliu guaniul uuuliun, ul» um* für ***•>, •liu guMimi liluilioli i-l' i' w unlon »••Hon. llr. med. Heinrich Jjilununn. '/.woit-i Aiillngo. uIimIm« l-u-aü. I. KII’Z Kl. rlu« nml Ki'iiok von Otlo Spanier. 18113 . Lahmanns Schrift zur theoretischen Begründung seiner naturheilkundlichen Anschauungen, Titelblatt, 2. Auflage 1893