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Hohensteiner Tageblatt : 17.10.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-10-17
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id184110793X-189610177
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id184110793X-18961017
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-184110793X-18961017
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungHohensteiner Tageblatt
- Jahr1896
- Monat1896-10
- Tag1896-10-17
- Monat1896-10
- Jahr1896
- Titel
- Hohensteiner Tageblatt : 17.10.1896
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Hohensmuer Tageblatt Amtsblatt für den Verwaltungsbezirk des Stadtrathes zu Hohenstein. vir. 243 Sonnabend, den 17. October 1896. 46. Jahrgang. des Tagtogel Dichte. Die „Hamb. Nach." schreiben: Das russisch - französische Einvernehmen, das in den letzten Tagen durch die glänzenden Feste von Cherbourg, Paris und Chalons seine officielle Be stätigung erfahren hat, läßt sich in seinen Anfängen auf das Mißbehagen des Fürsten Gortschakow über die selbstständige Rolle zurücksühren. die das deutsche Reich in der europäischen Politik zu spielen sich gestattete. Für die Bestrebung des deut schen Reichskanzlers, durch Herstellung eines Dreikaiserbundes Europa den Frieden zu sichern, hatte Fürst Gortschakow kein Verständniß; er sah mit Reid auf seinen „diplomatischen Lehr ling." Das Jahr 1875 brachte den ersten Beweis dafür, daß das Rußland Gortschakows sich von der Basis freundschaftlichen Einverständnisses, auf dem das Dreikaiserbündniß beruhte, innerlich entfernt hatte und den Anschluß an Frankreich suchte. Gortschakow gab sich — obwohl ihm die friedlichen Tendenzen der maßgebenden Persönlichkeiten Deutschlands aus bester Quelle bekannt waren — dazu her, jene Komödie zu insceniren, die neulich an der Hand eines Briefes des Fürsten Bismarck an Kaiser Wilhelm I. näher beleuchtet worden ist. Die unfreund liche und unehrliche Rolle, die Gortschakow bei dieser Gelegen heit gespielt hat, hätte einen empfindlichen Staatsmann wohl verstimmen können, aber Fürst Bismarck hat es jeder Zeit ver standen, persönliche Stimmungen den politischen Interessen unterzuordnen, und da für ihn das wichtigste politische Interesse die Erhaltung des Friedens, dieses Ziel aber nur durch sorg same Pflege der Beziehungen zu Rußland und Oesterreich, wie dieser Staaten unter einander zu erreichen war, so fuhr er — des ungetrübten Vertrauens der drei Kaiser sicher — fort, in allen Divergenzen, die zwischen Oesterreich und Rußland aus dem Zusammenstößen ihrer beiderseitigen Interessen auf der Balkanhalbinsel entsprangen, das Amt des „ehrlichen Maklers" zu verwalten. Schwieriger noch war die Ausgabe, die ihm nach Beendigung des russisch-türkischen Krieges zufiel, als es galt, die mann'chfach sich kreuzenden Interessen Rußlands, Oester reichs und Englands auszugleichen und bald hier, bald dort zu Nachgiebigkeit und Mäßigung zu mahnen. Fürst Bismarck hat sich auf dem Berliner Kongreß, wie er selbst einmal gesagt hat, als den „vierten russischen Bevollmächtigten" betrachtet und alle russischen Wünsche, soweit es ohne Verletzung deutscher In teressen möglich war, nach Kräften unterstützt, dw meisten auch durchgesetzt. Dank hat er dafür nicht geerntet. Graf Schuwa low, der mit voller Ueberzeugung Bismarcks russenfreundlichc Haltung anerkannte, siel durch Jntriguen in Ungnade, gegen Bismarck aber eröffnete die russische Presse eine Campagne, in der eine künstliche und berechnete Gereiztheit gegen Deutschland und den Leiter der deutschen Politik an den Tag trat. Zu einer französisch-russischen Intimität ist es in den Tagen des alten Kursus nicht gekommen, es blieb der Aera Caprivi Vorbehalten, die Keime von 1875 zu kräftiger Ent wicklung zu bringen. Hülfe auch ferner im Stande sein, dem Kaiser Alexander freie Bahn und dem übrigen Europa den Frieden zu erhalten. Ich werde mich glücklich schätzen, wenn ich Eurer Majestät in dieser glorreichen Aufgabe wieder mit vollen Kräften dienen kann. Noch bin ich leider nicht so weit, wenn auch die unmittelbaren Krankheitserscheinungen seit Kissingen zurückgetrcten sind, so ist doch meine allgemeine Schwäche letzt fast größer als vor meiner Abreise nach Kissingen. Jede geistige Arbeit erregt meine Nerven so, daß der Schlaf mich flieht. Wollte ich mich ganz ent halten, so würde ich mit einigen meiner Collegen auf dem Gebiete innerer Gesetzgebung in unheilbaren Zwiespalt gerathen. Gesetzentwürfe, die ich der Industrie schädlich oder unpraktisch halte, entstehen in meiner Abwesenheit, und der Kampf dagegen macht m r viel eigene Arbeit, noch mehr das Verlangen, in unseren Zoll- und Steuer gesetzen und im Eisenbahnwesen die Reformen anzubahnen, die ich nothwendig glaube, für die ich aber keinen Bei stand finde. Ich bin eben unter Eurer Majestät Ministern allenfalls mit Friedenthal, der einzige, der vermöge seines Besitzes zugleich zu den „Regierten" gehört und mit diesen empfindet, wo und wie die Schuhe drücken, die uns vom grünen Tische der Gesetzgebung her angemessen werden. Die Minister, ihre Räche, die Mehrzahl der Abgeordneten sind gelehrte Leute, ohne Besitz, ohne Gewerbe, unbetheiligt an Industrie und Handel, außerhalb des praktischen Lebens stehend; ihre Gesetzent würfe, überwiegend Juristenarbeit, stiften oft Unheil, und die Abgeordneten aus dem praktischen Leben sind einmal, den Gelehrten gegenüber, in Landtag und Reichstag die Minderheit, und dann treiben sie leider mehr Politik, als daß sie ihre materiellen Interessen vertreten sollten. So kommt es denn, daß ein Gesetzentwurf, der die letzteren schädigt, wenn er einmal von den Ministern eingcbracht ist, durch die Mehrheit der Gelehrten und Beamten in den Parlamenten durchgebracht, meist noch verschlechtert wird. Verzeihen Eure Majestät diese Darlegung der Verhältnisse, welche mich hier zur Arbeit nöthigen, während die Gesund heit Ruhe verlangt. Die auswärtigen Geschäfte sind nicht die aufreibenden. Ich soll nach Gastein gehen, vermag aber immer noch nicht den Entschluß zur Reise zu fassen wegen Schwäche und Menschenscheu. Meine Frau, welche Tölz in Bayern gebrauchen soll, dankt ehrfurchtsvoll für Eurer Majestät huldreiche Grüße und wünscht Eurer Majestät fernerer Gnade unterthänigst empfohlen zu sein. v. Bismarck. Berlin, 15. October. Der Direktor der Colonialabtheilung Auswärtigen Amtes Dr. Kayser hat, wie verlautet, sein Ein historisches Document mag bezeugen, wie Fürst Bis marck im vollen Einverständniß mit Kaiser Wilhelm I. Ruß land auch in schwierigen Situationen Treue hielt. Die russi schen Truppen waren nach anfänglichen Erfolgen am 30. und 31. Juli 1877 bei Plewna zurückgeschlagen worden und hatten sich nach dem Schipkapasse zurückgezogen. England bereitete, gestützt auf die Klagen der Türkei über angebliche Grausam keiten russischer Truppen, eine gemeinsame Action der Mächte vor, in deren Auftrag der deutsche Kaiser im Interesse der Hu manität beim Czaren vorstellig werden sollte. Daß sie nicht zu Stande kam, hatte Rußland dem Kaiser Wilhelm zu dan ken, der das englische Ansinnen mit dem Hinweis aus die strenge Neutralität ablehnte, die seine Regierung sich zur Pflicht gemacht habe. Kaiser Wilhelm, in dem die Erinnerung an die russisch-preußische Waffengemeinschaft von 1813 immer lebendig blieb, nahm an dem Mißgeschick der tapferen russischen Trup pen persönlich den wärmsten Antheil und schrieb in diesem Sinne am 6. August von Gastein aus seinem Kanzler. Das eigenhändige Antwortschreiben Bismarcks lautet: Varzin, 11. August 1877. Eurer Majestät danke ich ehrfurchtsvoll iür das huldreiche Schreiben aus Gastein vom 6. und empfinde mit Allerhöchstdenselben ein peinliches Bedauern über die unvorsichtige Zersplitterung der russischen Heere und die dadurch verursachten Unfälle. Nicht daß ich politisch eine für Deutschlands Frieden gefährliche Wendung deshalb befürchtete, im Gegcntheil haben diese unvermutheten Siege der Türken die Möglichkeit einer weiteren Verbreitung des Krieges durch Einmischung Englands oder Beun ruhigung Oesterreichs in die Ferne gerückt. Aber es ist unmöglich, ohne bewegte Theilnahmc das Unglück dieser tapsern und befreundeten Truppen zu lesen und ohne Erbitterung von den schändlichen Gräuelthaten der Türken gegen Verwundete und Wehrlose Kenntniß zu nehmen. Bei solchen Barbareien ist es schwer, die diplomatische Ruhe zu bewahren, und ich denke, daß unter allen christ lichen Mächten das Gefühl der Entrüstung allgemein sein muß. Vielleicht würde es den Intentionen Eurer Ma jestät entsprechen, wenn das Auswärtige Amt eine Mit- theilung in d'esem Sinne an die übrigen Cabinette richtete und dieselben zu gemeinsamen Vorstellungen bei der Pforte ausforderte. Für die Russen liegt in diesen Er scheinungen ein Zeugniß, daß sie wirklich die Vorkämpfer christlicher Civilisation gegen heidnische Barbarei in diesem Kriege sind. Ich freue mich, aus Eurer Majestät Schreiben die Bestätigung meiner Ueberzeugung zu entnehmen, daß Deutschland die Hand zu irgend welcher Demüthigung Rußlands nicht bieten darf, und daß Eure Majestät dem Kaiser Alexander „Farbe halten" wollen, d. h. die nautvaliw bienvaillant« durchführen und bei den jetzt, wie zu vermrthen, fernergerückten Friedensverhandlungen billige Wünsche Rußlands diplomatisch unterstützen; auch solche, die nicht im allgemein christlichen, sondern in be rechtigten Wünschen ihren Grund haben. Solche Wünsche geltend zu machen, wird Rußland allerdings nur als Sieger in der Lage sein, und der Sieg wird ihnen viel leicht noch länger den Rücken drehen, wenn sie — wie die letzten Berichte über eine angeblich dritte Schlacht bei Plewna bekunden würden, falls sie richtig sind — wenn sic fortfahren, starke feindliche Stellungen schnell und mit unzureichenden Kräften nehmen zu »vollen. Nutzlose Auf opferung braver Soldaten ist das einzige Resultat. Eure Majestät besorgten, daß die Türken den Kampf vor dein Eintreffen der russischen Verstärkungen erneuern würden; »»ach den Zeitungen scheint es aber, daß den Russen die Geduld fehlt, bessere Gestaltungen abzuwarien. Für Eurer Majestät Politik scheint wenigstens eine Frucht schon gereift zu sein, die der richtigen Würdigung der deutschen Freundschaft in der öffentlichen Meinung Rußlands. Die vorjährigen Bestrebungen des Fürsten Gortschakow und anderer antideutscher Politiker, eine uns feindliche Fühlung zunächst mit Oesterreich, und dann nach Belieben mit Frankreich zu finden, Deutschland aber in der Meinung des russischer» Volkes und Heeres zu discreditiren, sind definitiv mißlungen; wir sind mit Eng land in gutem Einvernehmen geblieben, und die früher deutschfeindlichen Moskauer wollen eine Adresse an Eure Majestät richten; die Freundschaft Oesterreichs haben Eure Majestät in Ischl gestärkt, und die bisher unermüdlichen Verleumder der deutschen Politik finden mit ihren Fabeln über Kriegsgelüste keinen Anklang mehr. Der Dreikaiser bund wird unter Eurer Majestät Führung mit Gottes Entlassungsgesuch eingereicht; er gedenkt aber auf jeden Fall noch die bevorstehenden Verhandlungen des Colonialrathes zu leiten. Zweifellos wird das Entlassungsgesuch genehmigt werden, da es durch dringende Gründe veranlaßt wordei» ist. Eine Entscheidung darüber, wer zu seinem Nachfolger ernannt wird, ist noch nicht getroffen; es wird aber mitgetheilt, daß weder Major v. Wißmann noch Generalconsul Dr. Stübel dabei in Frage kommen. Es heißt vielmehr, daß mit einer anderen, aus dem Gebiete der Colonialpolitik thätigen Persönlichkeit Verhandlungen angeknüpft sind, die jedoch noch nicht zu einem Ergebniß geführt haben. — Herr Dr. Kayser hat die Leitung der colonialen Angelegenheiten im Auswärtigen Amt seit nun mehr sechs Jahren gehabt und er hat während seiner Amts führung eine gewaltige Arbeitskraft und großes Geschick be währt. Wenn die deutsche Colonialpolitik im Laufe der Jahre gewissen Schwankungen ausgesetzt gewesen ist, so trug nicht er die Schuld daran, sondern ganz andere Verhältnisse, und diese sind bei einer Colonialverwaltung zu entschuldigen, die noch in ihrer Jugend steht. Die Schwierigkeiten, die sich entgegen stellten, als Deutschland eine kraftvolle Colonialpolitik begann, sind bekannt genug, und wenn sie überwunden wurde, so ist es der Geschicklichkeit des Leiters der Colonialabtheilung zu verdanken. Und wenn er seit mehreren Jahre»» fortgesetzten persönlichen Angriffen ausgesetzt gewesen ist, so kann man dies nur bedauern; mit welchen gehässigen Mitteln seine Gegner vorgingen, davon hat man Beweise genug gehabt. Wenn die Erfolge der deutschen Colonialpolitik noch nicht den Wünschen der eifrigen Colonialsreunde entsprechen, so kann die Schuld nicht auf eine einzelne Person geschoben werden;Z jedemalls muß es ihm zu hohem Verdienst angcrcchnet werden, daß es ihm trotz aller Widersacher gelungen ist, Wißmann auf die Stelle zu bringen, wohin dieser gehört. Aus dem Gerichtssaale. Reichenbach, 14. October. Dreizehn Wochen scyuldlos im Gefängniß verbracht hat der infolge einer anonymen Anklage seines Amtes enthobene frühere Krankenhausverwalter Wilhelm Seifert daselbst. Derselbe ist in gestriger Hauptverhandlung vor dem König!. Landgerichte Plauen von den gegen ihn ge richtet gewesenen Verdächtigungen kostenlos freigesprochen worden. Netzschkau, 14. October. Die 21 Jahre alte, wegen Dieb stahls wiederholt vorbestraste Kellnerin Helene Hartmann aus Brockau kam am 13. September mit dem 1876 geborenen Kellner Stollberg aus Dresden in die Nähe von Liebau. Dort machten sie sich un Freien an den alten 75 jährigen Schäfer Teichmann von Liebau. Die junge Frauensperson that mit dein alten Manne schön, der schließlich Gtld zu Brod und Schnaps hergab. Die Hartmann hatte däHei-'-bötnerkt, daß Teichmann im Portemonnaie viel Geld hatte. Wählend Stoll berg einmal fortging, entwendete die Hartmani» dem alten Schäfer das Portemonnaie; es wäre»» 85 Mark darin. Die Hartmani» und ihr Geliebter, Stollberg, wendeten sich von Liebau nach Elsterberg und kauften sich dort Verschiedenes. Der Schäfer hatte den Diebstahl bald wahrgenommen und Lärm geschlagen. Dadurch wurde es möglich, die Gaunerin mit ihrem Geliebten sestzunehmen; von dem gestohlenen Gelbe waren noch 65,68 Mk. vorhanden. Die Hartmann benahm sich während der Verhandlung in dem Landgericht Plauen widerspenstig und hat sich später die Kleidung vom Leibe ge rissen. Sie wurde wegen Rückfalldicbstahls zu drei Jahren Zuchthaus und dreijährigem Ehrenrechtsvcrlust verurtheilt, überdies wurde Polizeiaufsicht ausgesprochen. Der Kellner Stollberg erhielt wegen Hehlerei sechs Monate Gefängniß. jeden Wochentag abends für den folgenden HH nehmen die Expedition bis Vorm. 10 Uhr Tag und kostet durch die Austräger pro WWWW« U W M W W H M. sowie für Auswärts alle Austräger, desgl. Quartal Mk. 1.40; durch die Post Mk. 1.50 Nalle Annoncen-Expeditionen zu Original frei ins Haus. V 7 Preisen entgegen. Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Luga«, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rustdors, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Leukersdorf, Seifersdorf, Erlbach, Kirchberg, Pleista, Reichenbach, Grumbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Hüttengrund u. s. w.
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