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Großenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt : 05.12.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-12-05
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id38343789X-187412053
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id38343789X-18741205
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-38343789X-18741205
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungGroßenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt
- Jahr1874
- Monat1874-12
- Tag1874-12-05
- Monat1874-12
- Jahr1874
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Redaction, Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. 18V4 L4« Sonnabend, den L. December Schröder. Bockwitz. Eilauch. j ! Abonnement: Vierteljährlich 10 Ngr. Inserlionsbeträge von au-wärts find in Post marken btizufü-en oder werden durch Postvorschuß erhoben. Inseraknannayme: Di« Tag« vorher spätesten« früh S Uhr. Obbezeichnete Frauensperson ist von mittlerer Statur, mit schwarz gelocktem Haar und hat einige Pockengruben im Gesicht. Sie hat ein schwarzes mit einer Falbel und einem schmalen schwarzen Sammetstreifen besetztes Kleid, ein schwarzes Jäckchen, sowie ein schwarz- und weißstreifiges Kopftuch getragen, hat etwas fremdländisch gesprochen und überhaupt in ihrer ganzen Erscheinung einen eben solchen Eindruck gemacht, ist auch in der frechsten Weise aufdringlich gewesen, um Geld und Victualien zu erhalten. Parlamentarische Betrachtungen. Der Reichstag bot in letzter Zeit eine solche Ueberfülle von Stoff, daß es großen Zeitungen kaum möglich war, Schritt zu halten. Wir sehen uns deshalb nachträglich noch zu einigen parlamentarischen Betrachtungen veranlaßt und sind der Meinung, damit nur das Interesse für die Arbeiten des hohen Hauses zu fördern. Die Herren Liebknecht, Windthorst und Reichensperger klagten jüngst bei Gelegenheit des Antrags auf Aufhebung der Strafhaft für einige socialdemokratische Abgeordneten: „Es wird zu viel eingesperrt!" Die Redner hatten dabei drei verschiedene Kategorien von Männern im Auge: Social demokraten, Bischöfe und Botschafter. Wir sind, ehrlich gestanden, durchaus keine Freunde von Gewaltmaßregeln, von Haft und Kerker, und wir sind es am allerwenigsten dort, wo die strafbare Handlung nur in Worten besteht, welche politischen Anschauungen und Principien entspringen. Aber hier treffen wir ja auf den großen Unterschied der be rühmten drei Einsperrungen. Während man die Wort führer der Socialisten um ihrer Aeußerungen willen hinter Schloß und Riegel bringt, ist der Botschafter Arnim seiner persönlichen Freiheit beraubt, weil er unter der Anklage einer gesetzwidrigen Handlung steht, und Bischof Ledochowski brummt im Gefängnisse, weil er wiederholt thatsächlich sich Wider das Gesetz vergangen hat. Es ist ganz gewiß für Arnim selbst zu beklagen, daß er einerseits von den Social demokraten, andererseits von den Wortführern der schwarzen Internationale als der dritte im Bunde herbeigezogen wird; wir glauben kaum, daß er über diese Genossenschaft Freude empfindet. Arnim, Most und Ledochowski bilden ein Klee blatt, wie es wunderlicher nicht gedacht werden kann. Und doch traf Fürst Bismarck ganz richtig das Gemein same in dieser Verschiedenheit der äußeren Erscheinung, in dem er die willkürliche Erhebung des subjectiven Gewissens über das objective Staatsgesetz als die Wurzel der Hand lungsweise des Einen wie des Andern bloslegte. Damit wies der Reichskanzler auf eine staatliche Krankheit hin, deren Giftstoff ganz besonders der UltramontanismuS der bürgerlichen Gesellschaft eingeimpft. Mögen was immer für politische Parteien auf den Kampfplatz treten, unter ihnen allen ist es allein der UltramontanismuS, der die Larve des religiösen Gewissens, der heiligen Pflicht gegen Gott vor nimmt, um jede in seinem Sinne ersprießliche Auflehnung gegen das Gesetz zu weihen und mit Himmelsstrahlen zu verklären. Er ist es, der die Mißachtung des Gesetzes zu einem religiösen Act stempelt; er nimmt nicht Anstand, vom Altäre aus und mit dem Kreuze in der Hand, seine Recht- gläubigen gegen die Staatsordnung zu Hetzen, nachdem er das wahre Gewissen in der Menge geblendet und betäubt hat. „Verhöhnung des Staates" — lautet die Devise auf seiner schwarzen Fahne. Wenn nun aber der Staat kräftig genug ist, dieses feindliche Treiben abzuwehren, so ist es ja kein Wunder, daß viel Einsperrungen stattfinden, mag der Eingesperrte ein phantasievoller Socialist, ein renitenter Diplomat, oder ein hetzender Bischof sein. Erstatteter Anzeige zufolge hat sich am Vormittag des 27. dieses Monats in hiesiger Stadt eine, soweit möglich, unten näher beschriebene Frauensperson Herumgetrieben und vorgegeben, Krankheiten durch Zauberkünste vertreiben zu können, auch bezügliche Mani pulationen an einer Frau in Anwendung gebracht und ist dringend verdächtig, bei dieser Gelegenheit sich eines Gelddiebstahls schuldig gemacht zu haben. Der Verdacht lenkt sich nach den bisherigen Erörterungen auf eine Frauensperson, welche zu einer hier am selbigen Tage in der Richtung nach Elsterwerda abgereisten Künstlergesellschast gehört und den Namen Amande Blum geführt hat. Dieselbe wird daher, da ihr gegenwärtiger Aufenthaltsort nicht bekannt ist, hiermit öffentlich vorgeladen, Behufs ihrer Vernehmung den 18. December 1874 an unterzeichneter Gerichtsamtsstelle persönlich zu erscheinen, bez. unverzüglich ihren der- maligen Aufenthaltsort allhier anzuzeigen. Alle Behörden des In- und Auslandes aber ersucht man, die Gezüchtigte im Be tretungsfalle auf diese Vorladung aufmerksam zu machen und anher zu weisen. Großenhain, am 30. November 1874. Das Königliche GerichLsamt. Bekanntmachung, die Geschäftszeit bei der Stadtcasse betreffend. Der unterzeichnete Rath hat sich veranlaßt gefunden, die Geschäftszeit bei der Stadtcasse dahin festzustellen, daß Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag und Sonnabend von Vormittag 8 Uhr bis Mittag 1 Uhr, an den Nachmittagen der genannten Tage aber von 3 bis 5 Uhr expedirt wird. Amtsblatt des Königlichen Gerichtsamts und Stadtraths zu Großenhain Königliches GerichLsamt Caspari. Bekanntmachung. Die zur Eoncursmasse des Schnittwaarenhändlers Johann Friedrich Möbius in Glaubitz gehörigen Schnittwaaren, Wollenwaaren, Garne, Spitzen und verschiedene andere Handelsartikel sollen Dienstag, den IS. December 1874, und folgende Tage von Vormittags 9 Uhr an im Gasthofe zum Kronprinz in Riesa öffentlich gegen sofortige Baarzahlung versteigert werden. Riesa, den 2. December 1874. In der großen Debatte über die neuen Justizgesetze gebührt dem Abgeordneten Lasker das Hauptverdienst. LaSker's Stärke ist seine beispiellose parlamentarische Wachsamkeit, in welcher er vielleicht Alle übertrifft, die jemals auf der Tribüne der Volksvertretung Triumphe gefeiert haben. Es macht den Eindruck, als ob er nie schliefe, als ob er jedes politische Ereigniß auf seine Verwandtschaft mit den großen Ideen prüfte, deren Durchführung er sich zum Ziele steckt. Wenn diese Regsamkeit, dieser Eifer, diese spähende Auf merksamkeit nicht immer Hand in Hand gehen mit der Ach tung der abweichenden Meinung, die ebenso ehrlich sind, wie die seinigen, so sind diese Fehler menschlich entschuldbar. Nach den Resultaten der mehrtägigen Debatte dürfte die Civilproceßordnung sicher gestellt sein. Lasker nannte den Entwurf „beinahe ein Meisterstück." Dies Urtheil fand auch auf anderen Seilen des Hauses Bestätigung, so daß zu hoffen ist, der Entwurf werde ohne viele Amendirungen und ohne verschleppende Verhandlungen zum Gesetze erhoben werden. Anders steht es freilich mit den beiden anderen Ent würfen, die an verschiedenen Gebrechen leiden. Das Ge richtsverfassungsgesetz ist particularistisch, weil jede Regierung bemüht gewesen ist, einige berechtigte oder unberechtigte Eigenthümlichkeiten ihres speciellen Gerichtswesens in den Entwurf hineinzuschmuggeln; die Strafproceßordnung ist reaktionär und leidet an dem Hauptfehler, daß der Staats anwalt Herr der Voruntersuchung bleibt. Hier wird der Reichstag sehr wesentlich die bessernde Hand anzulegen haben, sollen beide Gesetze mit den Bedürfnissen der Nation in Harmonie kommen. Hoffen wir, daß ihm dies gelingen möge. Zum ersten Male beschäftigte sich der Reichstag am Beginne dieser Woche mit dem HauShalt-Etat für Elsaß-Loth ringen. Leider lieferte der elsässische Ab geordnete Winterer einen traurigen Beweis dafür, daß die schmollenden Brüder jenseit des Rheins nichts lernen und nichts vergessen wollen. Er tadelte, daß die Straßburger Universität nur zur Germanisirung des Landes diene und erhob bittere Vorwürfe gegen die Reichsregierung, weil sie die Jesuiten von den Schulen getrieben und an ihrer Statt Lehrer angestellt habe. Fast zornig erwiderte Fürst Bis mark: das Reich stehe ihm höher als Elsaß - Lothringen. Um des Reiches willen, nicht wegen der Kirchenthumsinteressen der Elsaß-Lothringer sei Deutschlands Jugend in den Krieg gezogen. „Im Reichsinteresse", fuhr der Fürst fort, „haben wir diese Länder in einem guten Kriege, in einem Versün digungskriege, wo wir uns unserer Haut zu wehren hatten, erobert; nicht für Elsaß-Lothringen vergossen unsere Krieger ihr Blut sondern für das deutsche Reich, für seine Freiheit, sür den Schutz seiner Grenzen. Wir nahmen die Länder an uns, damit die Franzosen bei ihrem Angriff, den sie doch planen, sich nicht der Spitze von Weißenburg als Aus gangspunkt bedienen können, sondern, damit wir ein Glacis haben, auf dem wir uns wehren, bevor sie an den Rhein kommen." Mit derselben Entschiedenheit wies der Reichs kanzler die Vorwürfe in Bezug auf die Schulen zurück, an denen früher Elemente ihren Einfluß übten, die, wenn nicht an der Verdummung der Jugend, so doch daran ein Inter esse halten, daß die Leute nicht zu klug würden. Schließlich versicherte der Fürst, er werde sich durch keine Vorwürfe dahin bringen lassen, die Interessen des deutschen Reiches aus Gefälligkeit für solche Elsässer zu gefährden, die ihre Augen nur nach Paris oder Rom richten. Jeder wahrhaft deutsche Mann kann dem Reichskanzler für diese offene un umwundene Sprache nur Dank wissen. Bisher wurden die Elsaß-Lothringer wie Deutschlands Schooßkinder behandelt, und es scheint, als habe diese große Rücksichtnahme für sie eine entgegengesetzte Wirkung hervorgebracht. Mag ihnen nun, wenn alle Liebe nicht hilft, auch einmal mit der Ruthe gedroht werden. Tageönachrichten. Großenhain. Im Monat November wurden bei hiesiger Sparkasse eingezahlt 30,482 Thlr. 2 Ngr. 6 Pf., ausgezahlt 20,460 Thlr. 11 Ngr. 1 Pf. Sachsen. Sämmtliche Ministerien haben folgende Verordnung erlassen: Auf Grund eines Beschlusses des Bundesraths des Deutschen Reichs werden sämmtliche Be hörden, öffentliche Beamten und Kassenstellen angewiesen, sich im amtlichen Verkehre bei Abkürzung des Wortes „Mark" des Zeichens „Mi" ausschließlich zu bedienen. Das „Leipz. Tgbl." schreibt: Ein schreckliches Ereigniß hat sich am Dienstag Vormittag im wilden Rosenthal zu Leipzig zugetragen. Ein in Reudnitz wohnhafter Postschaff ner M. ließ nämlich kurze Zeit darauf, nachdem er am Morgen seine Wohnung verlassen hatte, seiner Ehefrau zum nicht geringen Entsetzen brieflich wissen, daß er sich im wilden Rosenthal zwischen der Waldstraßen- und Leibnitz straßenbrücke erschießen werde; wenn sie ihn noch einmal sehen wolle, möge sie dahin kommen. Ueber diese Mit- theilung im höchsten Grade erschrocken, eilte die arme Frau, was sie nur vermochte, an Ort und Stelle und bemerkte auch dort ihren Mann an einer Eiche stehen. Kaum aber hatte Letzterer seine Ehefrau erblickt, als er ein Doppelpistol auf seine Brust richtete und dasselbe gegen sich abfeuerte, worauf er zusammenbrach. Entsetzt verließ die Frau diesen schrecklichen Ort, um schleunigst Beistand herbeizuholen. Man fand den Postschaffner, welcher sich unterhalb der linken Schulter in die Brust geschossen hatte, noch lebend am Boden liegen und brachte ihn mittelst Siechkorbes ins Krankenhaus. Es ist festgestellt, daß der unglückliche Mann seit einiger Zeit Merkmale von Geistesstörung gezeigt hat. In der Nacht zum 2. Decbr. hat sich eine in Leipzig wohnhafte, 50 Jahre alte Gutsbesitzerswittwe aus ihrer Wohnung zwei Stock hoch auf die Straße herabgestürzt. Die Unglückliche, welche schon seit einiger Zeit Spuren von Tiefsinn gezeigt hatte, zog sich hierbei so erhebliche Verletzungen zu, daß sie am anderen Morgen verstarb. In Türchau bei Zittau hat am 30. Novbr. ein 53 Jahre alter Bergarbeiter beim Einfahren in die Kohlenwerksgrube durch sogen, böse Wetter seinen Tod gefunden. Er hinterläßt eine Wittwe und zwei Kinder. Würtemberg. Aus Stuttgart vom 2. Decbr. wird dem „Dr. I." telegraphirt: Am heutigen Jahrestage de- Großenhainer - M Mklh MW- und AnzeiMatl Von Nachmittag 5 Uhr an und Mittwochs bleibt die Stadtcasse geschlossen, um den Cassenbeamten zu ermöglichen, die Ueberträge in die Cassenbücher und die sonstigen laufenden Cassenarbeiten ungestört erledigen zu können. Großenhain, den 2. December 1874. Der Rath. Ludwig-Wolf, Brgrmstr. Bekanntmachung. Die Vorsitzenden der Schulvorstände bez. Directoren des Bezirks Großenhain werden hierdurch aufgefordert, baldigst dem unterzeichneten Bezirksschulinspector Anzeige zu erstatten, 1) ob und wieviel ständige Lehrerstellen der ihnen unterstellten Schulen aus Mangel an wahlfähigen Lehrern nur durch Bicare besorgt, 2) wie viele gänzlich unbesetzt und unversorgt sind, 3) wie viele nicht ständige Stellen unbesetzt und unversorgt, 4) wie viele durch die Lehrer der zunächstliegenden Schulen versorgt sind. Dabei ist zugleich unter kurzer Begründung anzuzeigen, bei welcher der unversorgten Stellen das Bedürfniß der Besetzung als besonders dringlich erscheint. Großenh ain, den 1. December 1874. Wigand.
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